Zum Glück schaffte er es, Silvana zu beruhigen. Etwas nagte an ihr und es hatte definitiv mit der Geburt zu tun, da war er sich mittlerweile sicher. Offenbar war die Geburt noch schwerer gewesen, als er und die anderen helvetischen Männer sich das im Atrium ausgemalt hatten. Umso besser, dass Corvinus nicht dagewesen und erst dazugestoßen war, als das Kind schon fast geboren war. Auch für Curio war die ganze Situation nicht angenehm gewesen. Bis in sein Schlafzimmer waren die Geräusche nicht vorgedrungen, im Atrium waren die Schreie Alpinas aber nicht mehr zu überhören gewesen. Was auch immer in dem Raum passiert war, es muss schrecklich gewesen waren.
Alpina ist stark, vielleicht sogar stärker, als wir beide uns das vorstellen können. Und das Mädchen ist eine Helvetia. Die beißen sich immer irgendwie durch und sind sogar zu stur, um aufzugeben. Na ja, und wohl leider auch zu stur, um sich in die richtige Position zu drehen.
schmunzelnd blickte er vor sich hin, streichelte weiterhin Silvanas Schulter und gab ihr nun auch einen Kuss auf die Wange. Dann wurde er allerdings wieder ernster. Sie wollte Corvinus nicht sehen? Gut, das Verhältnis der beiden war seit jeher nicht das beste gewesen, aber sie würde doch nicht... also sie konnte doch nicht glauben, dass er irgendeine Schuld an Alpinas Schmerzen und der Bequemlichkeit seiner Tochter trug. Zudem wusste jeder, dass Geburten schmerzhaft und schwierig sein könnten, vor allem beim ersten Kind. Als Hebamme wusste Alpina das selber nur zu gut und vielleicht könnte sie Silvana ja auch die Angst um sie nehmen.
Bestimmt kannst du nachher noch zu ihr. Allerdings kann ich nicht dafür garantieren, dass Lucius dann nicht bei ihr sein wird. Ich kenne seinen Dienstplan nicht und weiß daher auch nicht, ob er gleich noch ins Castellum muss.
Im Zweifel müsste sie ihm halt gegenübertreten, aber das würde sie auch überstehen müssen, schließlich musste sie auch in den nächsten Jahre mit ihm in einem Haus wohnen, wenn er nicht grade auf Erkundung- oder Meldeeinsätzen war. Für immer könnte sie ihm also eh nicht aus dem Weg gehen.
Dann musste er noch ernster werden, denn was sie da grade sagte war nicht nur eine komplette Meinungsänderung bei ihrem Kinderwunsch, den sie ihm gegenüber doch mehrere Male unmissverständlich geäußert hatte. Es war auch die Aussicht darauf, dass er ohne Erben bleiben sollte, was für ihn nun nicht nur überraschend kam, sondern ihm auch kurz die Luft wegbleiben ließ. Daher schwieg er lange, ließ sie aber nicht los, sondern streichelte weiter sanft über ihre Schulter. Sie hatte tatsächlich Angst davor, ein Kind zu bekommen und selbst der langsamste Denker konnte wohl schnell schließen, dass es mit der Geburt Alpinas zu tun hatte. Immer noch schwieg er, doch wurde ihm schnell klar, dass diese Stille für Silvana alles andere als angenehm sein musste. Daher gab er ihr nun erstmal noch einen Kuss auf die Schläfe, bevor er antwortete.
Du weißt, dass ich dich niemals zwingen würde, etwas zu tun, was du nicht willst... Denn um eine Schwangerschaft sicher - und nicht nur auf gut Glück - zu verhindern, werden wir uns wohl damit abfinden müssen, dass unser erstes Mal gestern Abend zugleich unser letztes Mal gewesen ist.
Es wäre schade, aber er würde sich irgendwie damit abzufinden lernen. Im Zweifel würde er sich von ihr die Erlaubnis erbitten, in unregelmäßigen Abständen das Lupanar aufzusuchen, aber ihr zu liebe wäre es wohl irgendwie möglich.
Allerdings hieße das auch, dass wir das irgendwie erklären müssen. Im Moment sind wir sowieso schon Stadtgespräch. Wenn nun aber auch noch Kinder ausbleiben... na ja... du kannst du denken, was erzählt werden wird...
Impotenz bei ihm, Unfruchtbarkeit bei ihr. Beides hieße ihm Zweifel viel Erklärungsnot und vor allem, dass sie bei einer möglichen Wiederverheiratung - was ja aufgrund dieser Verbindung auch nicht endlos weit hergeholt war - auch mit Problemen zu kämpfen hatten. Welche Frau wollte schon einen impotenten Mann und - noch schlimmer - welcher Mann eine Frau, die nicht schwanger werden konnte. Umso schlimmer, dass ihre Ehe natürlich auch in Frage gestellt werden könnte, wenn aus ihr einfach keine Nachkommen hervorgingen, denn Curio konnte ja schlecht sagen, dass sie aus freiem Willen auf Kinder verzichteten. In diesem Fall würden die Duccier ihn wohl endgültig für verrückt erklären und die Ehe auflösen...
Zudem...
er schluckte, denn was er jetzt sagte, war ihr vielleicht nicht klar und würde ihr vielleicht auch nicht unbedingt gefallen.
... kann es auch sein, dass uns diese Entscheidung in der gestrigen Nacht bereits von Iuno abgenommen worden ist.
Möglich war alles. Wenn er nämlich bedachte, dass ihm bei seinem Einführungsopfer von Apollo eine gesunde Nachkommenschaft vorausgesagt worden war, konnte es auch nur zu gut sein, dass der Orakelgott genau das bereits gesehen hatte, als Curio nicht mal daran gedacht hatte, überhaupt verheiratet zu sein.