Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    | Decria Timarcha


    Timarcha hatte sich bereits etwas früher zurückgezogen und die duccischen Frauen in das kleine Cubiculum geführt, in dem im Moment ihre Tochter schlief und in dem Silvana umgekleidet werden sollte. Danach hatte sie nochmal im Schlafzimmer überprüft, ob alles für die germanische Fleischbeschau vorbereitet war und als dann das Klopfen ertönte, das signalisierte, dass Silvana fertig war, öffnete sie die Tür und ließ die junge Frau ein. Gleich wurde der Raum von den zahlreichen Stimmen der duccischen Frauen erfüllt, von denen jedoch der weitaus größte Teil wieder zu den Feierlichkeit in Atrium und Triclinium abziehen würde. Ihren Platz nahmen dann die vier Zeugen des Vollzugs der Ehe ein. Von Seiten der Helvetier waren dies Timarcha selbst, die sich aufgrund mangelnder Alternativen bereit erklärt hatte, an dieser für die Duccier so wichtigen Tradition teilzunehmen, die sie wiederum für voyeuristisch hielt, und ihr ältester Sohn Lucius Corvinus, der hoffentlich wusste, wo seine Blicke während der Ereignisse hier im Raum NICHT zu liegen hatten.


    Mit zufriedenem Blick sah sie, dass ihre Schwiegertochte von den Frauen ihrer Familie nochmal hübsch zurechtgemacht worden war, wobei ihr der Anhänger mit dem duccischen Familienwappen auffiel, der so gar nicht zu ihrem Aufzug passte. Einen ähnlichen Anhänger trug ihr Sohn, der Bräutigam, heute auch und sie hatte diesen auch mehrfach vorher an ihm gesehen. Offenbar eine weitere Verbindung, die die beiden bisher vor ihrer Umgebung verborgen hatten.


    Allerdings merkte sie auch, dass die junge Frau mehr als nur ein bisschen nervös war. Vermutlich ging es Timarchas Sohn ebenfalls so, der ja noch bei den anderen Gästen war und nur noch auf das Zeichen wartete, sich in den Raum begeben zu können. Gleich müssten also nur noch die drei anderen Zeugen dazukommen, bevor Curio dann selbst hergerufen wurde.

    Curio hatte an dem heutigen Tag mit vielem gerechnet. Ihm war vollauf bewusst, in welche Familie er hier hineinheiratete, dass er es hier mit der Elite aus Stadt und Provinz zu tun bekam, dass die Erwartungshaltungen aller hier Teilnehmenden über seinen weiteren Werdegang mit dieser Hochzeit ins Astronomische gestiegen waren, dass es für ihn ein eigentlich undenkbares Privileg gewesen war, jene Frau zu heiraten, die nun hier neben hier stand und dass er den ganzen Tag über nicht nur einmal mit all dem konfrontiert werden würde. Er hatte sich darauf vorbereitet, indem er es sich immer wieder selbst vorgesagt hatte und er sich passende Antworten überlegt hatte, die er bei Bedarf geben konnte. Und zu guter letzt wusste er, dass er sich im Zweifel auf Silvana verlassen konnte. Hier aber nun vor dem neuen Statthalter zu stehen, durch den die Stellung der Duccier nicht nur innerhalb der Provinz, sondern aufs ganze Imperium gesehen nochmal massiv in die Höhe getrieben worden war, überstieg auch Curios ansonsten recht effektive Vorbereitung um ein vielfaches. Zudem war der Hinweis des Ducciers auf seinen Status ausreichend deutlich, um dem jungen Helvetier vor Augen zu führen, dass der höchste Mann in der Provinz nur wenig begeistert von diese Verbindung war. Wie wenig konnte Curio natürlich nicht ahnen und wenn, wäre es für ihn ungleich entmutigender gewesen. Dennoch sorgte der Hinwies für jenes Ziehen in der Magengegend, das immer auftrat, wenn es um den Rangunterschied von Silvana und ihm ging. Dennoch schaffte er es, das Grinsen Silvanas mit einem dezenten Lächeln zu erwidern.


    Dann kamen die Geschenke und die überforderten den jungen Helvetier dann endgültig. Eine Amphore aus der Zeit Alexanders des Großen mit macedonischem Wein aus Pella und das Abbild eines Wagens, dessen größere Ausgabe aus Holz hergestellt worden war, das Teil des Kommandoschiffes des Agrippa aus der Seeschlacht von Actium war. Der große Marcus Vipsanius Agrippa, erster Feldherr unter Augustus, hatte dieses Holz womöglich selbst berührt! Und als ob das nicht genug wäre, soll der Große Alexander selbst aus der Amphore getrunken haben!! Der kurze Moment der Sprachlosigkeit, der den Erläuterungen des Statthalters folgte, war lang genug, um ihm anzumerken, dass er vom Wert der Geschenke überwältigt war, allerdings nicht so lang, dass es zum unhöflichen oder peinlichen Schweigen erwuchs.


    Ich... danke dir für diese großzügigen Geschenke, Legat. Es versteht sich von selbst, dass ich sie in Ehren halten werde.


    Und nachdem die Geschenke einen Ehrenplatz bei den übrigen Geschenken gefunden hatten, fügte er noch an.


    Glaube mir bitte, dass ich mir der Verpflichtungen, die mit dieser Verbindung einhergehen, vollends bewusst bin. Es wird mein wichtigstes Ziel sein, das in mich gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen, und ich werde jeden Tag daran arbeiten, damit deine Familie von dieser Verbindung profitieren wird.


    Dieses Versprechen hatte er bereits Verus gegeben, ebenso wie er es Duccius Marsus gegeben hatte. Dennoch war ihm bewusst, dass er es immer und immer und immer wieder wiederholen müsste, bis dies auch tatsächlich der Fall sein würde. Allerdings würde das nicht von heute auf morgen gehen und Curio konnte nur hoffen, dass die Duccier geduldig genug waren und von ihm nicht erwarteten, Wunder zu vollbringen, die ja bekanntlich etwas länger dauerten, als Unmögliches.

    Der zweite Akt des heutigen Tages wurde mit dem Überreichen des Brauttrunks beendet. Ohne Silvana das Trinkhorn abzunehmen, umfasste er es, verschüttete etwas für die Götter und nahm dann selbst einen großen Schluck. Da er kein allzugroßer Freund von Bier war, würde er gleich wahrscheinlich zum Wein wechseln und überlegte sogar, etwas von dem Met zu probieren, den seine Mutter extra für die germanischen Gäste gekauft hatte. Allerdings hatte man ihn gewarnt, dass er nicht so viel durcheinander trinken sollte, da er einerseits bei der Alkoholverträglichkeit eher zum unteren Mittelfeld gehörte und vor allem der Honigwein schnell in den Kopf stieg. Zuletzt hatte er ja noch eine Aufgabe zu erledigen, die nicht nur einen klaren Kopf verlangte. Nach dem Schluck nickte er Silvana nun lächelnd zu und wandte sich dann an die versammelten Gäste.


    Seid nun herzlich eingeladen, euch bei den vorbereiteten Speisen und Getränken zu bedienen! Habt Spaß und vergnügt euch, denn bis zum Sonnenaufgang haben wir noch ewig Zeit.


    eröffnete er nun auch den für die meisten Gäste angenehmen Teil des Abends, der sich nahtlos an die Essen und Trinken in der Villa Duccia angeschlossen hatte. Freilich waren seine Eltern für alles aufgekommen, was hier augetischt und eingeschenkt wurde, was etwas günstiger ausfiel, da sie beim Wein auf Flaschen aus dem eigenen Weingut zurückgegriffen haben, den sein Vater etwa anderthalb Wochen vor der Hochzeit dort angefordert hatte.


    Endlich konnte nun auch Curio einen Moment durchatmen, nachdem nun der rituelle Teil weitgehend abgeschlossen war. Schiefgegangen war nichts, wofür er bei Gelegenheit nochmal allen Göttern danken würde, die dabei irgendwie ihre Finger im Spiel gehabt haben könnten. Inwieweit die anderen Götter, und insbesondere Venus, aber noch einen speziellen Dank erhielten würde sich wohl in ein bis zwei Stunden zeigen.


    Jetzt aber wurde erstmal gefeiert und da grade alle damit beschäftigt waren, sich an Speisen und Getränken gütlich zu tun, stellte er das Trinkhorn beiseite, zog Silvana an ihrem Handgelenk sanft an sich und gab ihr eine kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss. Mit leiser Stimme fügte er dabei hinzu.


    Ich habe dir heute noch gar nicht gesagt, wie bezaubernd du aussiehst. Ich hoffe, du verzeihst mir dieses Versäumnis.


    Lange blickte er ihr in die Augen und für einen Moment schaffte er es, den Gedanken an die Hochzeitsnacht aus seinem Kopf zu verbannen, was Silvana seiner Mimik sicher ansehen könnte.

    Auch im Cubiculum von Curio, das dieser sich ab heute mit seinr Frau teilen durfte, war alles für den Abend und die Nacht vorbereitet. Acanthos hatte sich darum gekümmert, dass zusätzlich zu den beiden Korbstühlen, die bereits im Zimmer standen, noch zwei weitere Stühle in den Raum gebracht worden waren, damit auch jeder "Zuschauer" einen eigenen Platz bekam. Inwieweit diese letztlich genutzt werden würden oblag dabei natürlich den jeweiligen Beteiligten. Manche standen ja auch lieber und vielleicht gab es ja auch während der Hochzeitsnacht irgendwelche germanischen Bräuche, die im Sitzen nicht vollzogen werden konnten. Wie das auch immer aussah: Acanthos hatte noch Getränke auf den Beistelltisch gestellt und so war das Zimmer nun bereit dafür, dass in ihm die Hochzeitsnacht vollzogen werden konnte.

    Schon nachdem sie zu Hause aus der Haustür geschlüpft waren, hatte Silvana einen zielstrebigen Gang angenommen, der, je weiter sie aus der Stadt kamen, immer schneller wurde. Dabei sah sie sich nicht um, hörte nicht auf die Geräusche der Nacht und des Waldes und Curio wartete eigentlich nur darauf, dass sie gleich irgendeinem Raubtier oder einem ebenso herumstreunenden Verbrecher in die Arme liefen. Beide wären wohl wenig rücksichtsvoll mit ihnen und daher war es nun Curio, der Augen und Ohren offenhielt, um seine Frau im Fall der Fälle schnell zurück- und an sich heranzuziehen. Allerdings musste er das gar nicht, denn wie aus dem Nichts kam sie plötzlich zum stehen und zwar an einem Ort, der definitiv kein heiliger Hain war. Zweifelnd blickte er Silvana an und als wäre die Situation nicht schon unheimlich genug, verkrampfte sich nun auch ihre Hand um seine. Reflexartig zog er sie nun doch ganz nach an sich heran und blickte sich um, ob er irgendwas erkennen konnte.


    Wer ist hier?


    flüsterte er zurück, während er sich weiter umschaute, bist sein Blick an etwas hängen blieb, dass er als flackernde Lichtquelle erkannte. Alles mögliche konnte dort sein und wegen der Unruhe seiner Frau schloss er nichtmal irgendeine übersinnliche Kraft aus, die eben jene Wirkung auf Silvana auszuüben vermochte. Die Krone setzte sie der Situation aber auf, als sie plötzlich anfing, in einer für ihn fremden Sprache zu sprechen. Ohne dass er darüber nachdachte, wanderte seine freie Hand zu seinem Dolch, während seine andere durch die verkrampften Händedruck Silvanas festgehalten wurde. Er rechnete nun mit allem. Mit wirklich allem.

    Sie hatten grade eine kurze Pause, in der mal niemand zu ihnen kam - zumal er das Gefühl hatte, dass er mittlerweile die Hände aller Amtsträger der Provinz geschüttelt hätte -, als Silvana nach seiner Hand griff. Bis zum nächsten Gratulanten wollte er jetzt erstmal eine kurze Pause haben und nur die Nähe zu Silvana genießen, die von nun an nicht mehr versteckt werden musste. Allerdings musste seine Frau festgestellt haben, dass ihm dann und wann ein wenig die Nerven durchgegangen waren, wenn sie mit jemandem sprachen, der ihn in der gesellschaftlichen Rangfolge weit zurückstehen ließ.


    Ich muss nur einmal durchatmen, dann geht es wieder.


    flüsterte er zurück und freute sich danach umso mehr um den Kuss, den sie ihm auf die Wange hauchte. An seiner Hand konnte sie wohl jetzt auch merken, dass sofort danach ein Teil der angestauten Anspannung aus seinem Körper verschwand.


    Nein, nein, schon gut. Es ist ja nur heute. Morgen haben wir dann ja den ganzen Tag für uns.


    Und auch sie bekam nun einen Kuss, allerdings in die Halsbeuge, bevor nun der nächste Gratulant an sie herantrat, dem Curio die Hand zu reichen hatte.

    Silvana war die erste, die das Zimmer betrat und direkt zum Bett ihrer Nichte ging. Curio indessen ging langsam auf das große Bett zu, in dem sein Bruder und Alpina schliefen. Am Schnarchen seines Bruders war überdeutlich zu erkennen, dass es ihm zumindest gut ging. Daher ging er so leise wie möglich zur Seite Alpinas. Je näher er kam, desto klarer wurde, dass auch von ihr ein leises Atmen ausging. Dieses war ruhig und regelmäßig und schien gleichzeitig zum Schnarchen von Corvinus zur verlaufen. Mit einem Lächeln verließ Curio dann das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Ein schönes Pärchen sind die beiden, dachte er, nahm seine Frau an der Hand und richtete erst im Atrium wieder leise das Wort an sie.


    Mit Alpina ist alles in Ordnung. Die beiden atmen sogar schon gleichzeitig.


    flüsterte er ihr zu und wartete ab, was sie zu ihrer Nichte sagen würde. Allerdings wäre sie wohl kaum so ruhig, wenn es der kleinen nicht gut ginge.

    Zitat

    Original von Paullus Atius Scarpus
    Nun. Dem glücklichen Brautpaar das allerbeste. Das die Liebe und Begierde nie erlöschen mag. Gesundheit, Glück und Freude euch beiden, Helvetius, Duccia.


    Mitten im Strom der Gratulanten schaffte es auch der atische Decurio zum Brautpaar vorzudringen und seine Glückwünsche zu überbringen. Curio reichte ihm die Hand und schüttelte sie, wobei er den heftigen Händedruck eines Berufssoldaten erwartete.


    Vielen Dank, Atius. Und auch nochmal vielen, vielen Dank für die Gastfreundschaft, die du mir zuteilwerden ließest. Auch wenn ich das mit der heutigen Feier allein nicht werde gut machen können, sei doch umso herzlicher eingeladen, dich bei Speisen und Getränken zu bedienen. Auch gleich, wenn wir in die Casa Helvetia wechseln, würde wir uns freuen, wenn du auch dort noch ein bisschen mit uns feiern würdest, bevor dann der Ernst der Castra ruft.


    Es war ein erfreuliches Intermezzo, dass mit dem Atier endlich mal ein Gast kam, der nicht in den höheren Sphären schwebte, in denen die meisten der von den Ducciern geladenen Gäste anzusiedeln waren. Zwar ließen sich das nur die wenigsten unter ihnen auch tatsächlich anmerken, und doch ließ sich der Gedanke nie ganz zurückdrücken, dass er eben nur ein einfacher Aedituus war, der hier vor den Granden aus Stadt und Provinz Glückwünsche annahm.

    Curio wirkte grade auf sich selbst recht lächerlich, denn normalerweise hatte er ja keine Probleme damit, mit irgendwelchen städtischen oder provinziellen Honoratioren zu reden. Hier aber verhielt er sich ungewohnt plump. Grade jetzt, wo er eigentlich die Chance, Pluspunkte bei führenden Persönlichkeiten der Provinz zu sammeln und sich damit auch seine eigene Position zu verbessern. Umso dankbarer war er daher Silvana, dass sie nun wir selbstverständlich mit ihrem Charme seine Unsicherheit überspielte. Dann allerdings kam der nächste Tiefschlag, denn hier war tatsächlich die Rede vom ehemaligen Legatus Annaeus Modestus, dem großen Anführer der nördlichen Legionen während des Bürgerkriegs, dem tragischen Helden von Vicetia, der zwar gewonnen aber irgendeine schwere Verletzung davongetragen hatte, einem Senator, der, wie Silvana sagte, bald als Praetor kandidieren würde... Sein Vater hatte vor dem Krieg regelrecht Heldenepen über den Mann gesungen - was eigentlich eher selten vorkam. So einer war ein angemessener Heiratskandidat für eine Duccia und hätte es die Übereinkunft zwischen Helvetia und Duccia gegeben, hätte Silvana, die Tochter eines Ritters, eines baldigen Flamen, mit Sicherheit ganz oben auf der Liste derjenigen duccischen Töchter gestanden, die an den großen Feldherrn Annaeus Modestus verheiratet werden könnte.


    Curio versuchte auch dieses Mal wieder die Fassung zu behalten und auch dieses Mal gelang es ihm nur, weil er sich immer wieder ins Gedächtnis rief, dass er heute Silvana geheiratet hatte, sie nun SEINE Frau und nicht die eines Senators aus der römischen Stadtelite war. Dabei überhörte er allerdings die Einladung des Iuniers und hätte Silvana sie nicht wiederholt, wäre sie ihm wohl durchgegangen.


    Wie Silvana schon sagte würden wir uns sehr über eine Einladung freuen und werden euch auch gerne helfen, euch hier oben im Norden einzuleben. Auf den ersten Blick mag es viele Unterschiede geben, doch je länger ihr hier seid und je umfangreicher euer Einblick in die hiesige Gesellschaft werden wird, werdet ihr auch viele Gemeinsamkeiten der drei großen Kulturen finden, die hier aufeinandertreffen.


    Das beste Beispiel dafür war natürlich das Brautpaar, denn auch wenn die Duccier zu großen Teilen latinisiert waren, hielten sie doch ihre germanische Kultur hoch, wie man ja auch schon an dieser Hochzeit sehen konnte. Dass sie dabei auch teilweise römische Riten in germanische Bräuche mischen konnten, zeigte, dass die beiden Kulturen nicht so weit voneinander waren, wie man vielleicht in der ewigen Stadt glaubte.


    Glücklicherweise hatte sich Curio nun wieder soweit gefangen, dass er nicht mehr tölpelhaft vor sich hinstotterte.

    Nachdem er alles, was irgendwie hätte Krach machen können - die Messer, die beiden warmen Umhänge und die Stiefel - im großen Atrium zurückgelassen hatten, schlichen Silvana und Curio so leise wie möglich in den rechten Wohnbereich. Schon im Vorraum war das laute Schnarchen seines Bruders zu hören - und einen Augenblick fragte er sich, wie Alpina und die Kleine dabei schlafen konnten. Der einzige Vorteil daran war, dass dadurch die meisten Geräusche der beiden nächtlichen Besucher überdeckt wurden. Noch bevor sie eintraten, hielt Curio seine Frau zurück.


    Du schaust nach der Kleinen, ich nach Alpina.


    flüsterte er ihr zu und wartete ab, dass sie ihm dabei zustimmte. Waren sie abgesprochen, konnte das eine schnelle Prüfung werden und je schneller sie wieder draußen waren, desto geringer war die Chance, dass irgendjemand geweckt werden würde.

    Curio nickte auf den Vorschlag Silvanas und folgte ihr hinaus. So leise wie möglich schlichen sie durch den Flur im Wohnbereich, doch da öffnete sich schon die Tür von Acanthos Kammer und der Macedone stand mit verschlafenen Augen im Türrahmen.


    Es ist alles in Ordnung. Wir gehen gleich noch ein bisschen nach draußen.


    Schließlich musste der Sklave ja wissen, dass sie weg waren, für den Fall, dass irgendwas passierte. Acanthos nickte nur müde und schloss seine Tür wieder, während Silvana und Curio nun ins Cubiculum zu Alpina, Corvinus und deren Tochter schlichen.

    Vielen Dank für die guten Wünsche.


    Curio bedachte die freundlichen Worte an sich und seine Frau mit einem ebenso freundlichen Lächeln zu Kenntnis. Allerdings durfte er nicht daran denken, dass sein Gegenüber ein Praefectus Alae war, denn dann wäre ihm nur mal wieder klar geworden, in welche Familie er eingeheiratet hatte und dass diese mal eben den Kommandanten einer der beiden in Mogontiacum ansässigen Militäreinheiten einlud. Im Gegensatz dazu beschränkte sich seine Gästeliste auf enge Freunde und einige Bekannte aus dem lokalen Ordo decurionum. Nun befand er sich aber in diesem Gespräch und wollte wenigstens eine ausreichend gute Figur machen und sich nicht als Aufsteiger vom Lande gebärden. Verscheucht wurden diese Gedanken, die dann leider doch gekommen waren, durch Senecas Erwähnung der eigenen Hochzeit, die erst vor kurzem stattgefunden hatte.


    Ihr habt auch erst vor kurzem geheiratet? Dann gratulieren wir euch natürlich auch und wünschen euch alles Gute und den Segen der Götter.


    Dass der Iunier danach die Schönheit Silvanas lobend hervorhob und sie ins Verhältnis zu dem neuen duccischen Statthalter stellte, schlich sich ein winziges Schmunzeln auf Curios Lippen. Die Duccier hatten ohne Zweifel hübsche Frauen in ihren Reihen und Silvana war sicherlich eine ihrer Perlen. Umso erstaunlicher, dass er genau diese Perle hatte heiraten dürfen. Allerdings ging er nicht weiter darauf ein und bedachte auch den Einwurf seiner Frau dazu nur mit einem leichten Lächeln. Als wenn sie wirklich nach Rom wollen würde! Er zumindest war froh, nicht in dieser viel zu großen, viel zu lauten, viel zu bevölkerten und viel zu schmutzigen Stadt leben zu müssen.


    Auch als Überraschungsgäste seit ihr uns natürlich herzlich Willkommen. Und was das Geschenk angeht... Ein Mosaik, Decima? Also, ähm... ja...


    Zum dritten Mal kam ihm nun die Befürchtung, dass sie hier offenbar jemanden vor sich glaubten, der zur provinziellen Oberschicht gehörte. Der Preis eines Mosaiks, das rein dekorativen Charakter hatte und auch regelmäßig gereinigt werden musste, damit es seine Wirkung nicht verlor, entsprach mal eben dem zehnfachen (!) seines aktuellen Gehalts. Zudem war es in der recht einfachen Casa Helvetia irgendwie zu hoch gestochen. Es nun aber abzulehnen war aber keine reele Möglichkeit.


    Wir freuen uns darauf.


    war daher seine recht lakonische Antwort. Hatte er sich aber nicht grade doch als Neuaufsteiger enttarnt? Ach, bei den Decurionen war es deutlich einfacher, als bei solch hochrangigen Persönlichkeiten. Da musste er also noch üben, um in dieser Gesellschaft bestehen zu können.


    Im Anschluss wechselte Silvana aber dankbarerweise das Thema auf eine ihrer Verwandten, die Curio nur vom Namen her kannte. Offenbar war sie nach Rom verheiratet worden und zwar mit einem gewissen Annaeus Modestus, dessen Name ihm irgendwie bekannt vorkam. Allerdings wusste er ihn grade nicht wirklich zuzuordnen und überließ daher seiner Frau das reden. Bloß nicht wieder auffallen war das einfache Motto.

    War das hier ihr erster Streit? Na ja, vielleicht ein kleiner, mehr aber auch nicht. Auch dieses Mal bemerkte er das Augenrollen nicht, doch ihre Stimme verriet auch beim zweiten Mal, dass es ihr überhaupt nicht gefiel, wie er mit diesem ganzen Thema umging. Dieses Mal hatte ihre Stimme sogar einen deutlich säuerlichen Unterton. Allerdings musste Curio auch lernen, dass er ihr manchmal Grenzen setzen musste, und sie würde wohl lernen müssen, dass sie mit dieser Hochzeit keine Narrenfreiheit erhalten hatte, nur weil sie nun nicht mehr direkt unter der Aufsicht ihres Vaters stand.


    Es geht hier nicht um Zweifel an deinem Wort, Runa. Es geht einzig und allein darum, dass du dich nicht allein mit diesem Druiden triffst.


    stellte er daher nochmal klipp und klar. Er würde sie natürlich begleiten, wenn ihr Vater keine substanziellen Einwände gegen ein Treffen vorzubringen hatte. Schließlich war der Mann von höchstprovinzieller Stelle auf freien Fuß gesetzt worden und seitdem hatte auch niemand mehr was von ihm gehört, was ohnehin dafür sprach, dass dieser Gallier nur schwer zu finden war und ein Treffen umso schwerer würde.


    Aber da wir uns dabei ja einig sind, können wir gerne morgen nochmal darüber reden und dann schauen, ob wir den Mann überhaupt finden können.


    Dann sprach sie ein weiteres Thema an. Sie wollte die Götter um Rat zu dem grade ablaufenden Ereignis fragen. Mitten in der Nacht. In der dunkelsten und unheimlichsten Nacht seit Curio denken konnte. In der mit Sicherheit nicht nur die üblichen üblen Gestalten die Straßen unsicher machten, sondern wahrscheinlich auch irgendwelche anderen gefährlichen Geschöpfe durch die Wälder streiften, die sie ja für ein Opfer aufsuchen mussten. Curio seufzte auf, denn es wirkte dermaßen irrational auf ihn, grade in solch einer Nacht die sicheren vier Wände zu verlassen. Dennoch musste er sich fragen, ob es in solch einer Situation nicht das beste wäre, die Götter direkt zu kontaktieren - was Silvana ja ohne Zweifel konnte -, um sie um Hilfe und Rat zu bitten. Da sie aber ohnehin gehen würde und er sie nicht alleine lassen konnte, war die Entscheidung doch schneller getroffen, als ihm selbst lieb sein konnte.


    Natürlich begleite ich dich.


    sagte er, während er die beiden warmen Umhänge aus den Kleidertruhen nahm und sich über den Arm legte. Zudem gürtete er nun doch seine Tunika und reichte auch Silvana einen Gürtel, denn ohne Dolche konnten sie um diese Uhrzeit nicht aus dem Haus gehen. Seinen eigenen steckte er sich daher an den Gürtel und gab Silvana den anderen, den sie im Schlafzimmer aufbewahrten - für den Fall der Fälle.


    Aber jetzt schauen wir erstmal nach Alpina.


    beschloss er das Gespräch hier und folgte Silvana hinaus.

    Langsam nahm der Strom der Gratulanten ab, doch da sah Curio, wie seine Schwester bei zwei ihm unbekannten Gästen standen und ihn zu sich winkte. Offenbar war dies das Paar, dass sie grade erwähnt hatte und so flüsterte er Silvana zu, dass sie kurz hinübergehen sollten, nahm sie an die Hand und schaffte es dann mit nur wenigen Unterbrechungen den Weg zu seiner Schwester zu finden. Diese stellte ihm und Silvana dann auch die beiden Gäste vor.


    Danke, Lana.


    antwortete der junge Helvetier wandte sich den beiden Vorgestellten zu. Beide waren also mit dem neuen Statthalter hergekommen, der Mann, recht groß gewachsen mit auffallend grünen Augen und militärischem Auftreten, und seine Frau, in eleganter Aufmachung und offenkundig südländischer Abstammung wurden als Aulus Iunius Seneca, Praefect der Ala, und Decima Seiana vorgestellt. Erst jetzt ließ er Silvanas Hand los und reichte sie zuerst dem Iunier und dann seiner Frau.


    Salvete, Praefectus Iunius, Decima. Ich freue mich euch kennenzulernen. Mein Name ist Iullus Helvetius Curio und das hier ist meine...


    Er zögerte, da er kurz davor war, sie als seine Kollegin vorzustellen, eben so, wie er es immer getan hatte, dann aber besann er sich eines besseren.


    ... meine Frau, Duccia Silvana. Ich hoffe, euch gefällt die Feier bisher?


    Curio hatte keine Ahnung, was er auch sonst hätte fragen sollen und zog sich daher erstmal auf die üblichen Plaudereithemen des heutigen Tages zurück.

    | Decria Timarcha


    Nichts anderes hatte Timarcha hören wollen. Es war das Los einer guten Ehefrau, ihren Mann zu stützen, denn wenn man sich überlegte, dass die Männer nicht selten den ganzen Tagen mit unzufriedenen, wenn nicht sogar feindlich gesinnten Gesichtern zu tun hatten, musste sie zu Hause ein Refugium erwarten. Was natürlich nicht heißen sollten, dass sich die Frauen ihren Männern sklavisch ergeben zeigen sollten, aber zumindest nicht auch noch in den eigenen vier Wänden ein ständiger Konflikt schwelte.


    Ein erneutes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als Silvana es dann schaffte, ein paar freundliche Worte an sie zu richten.


    Ich danke dir, Silvana. Aber es wird langsam Zeit, dass wir euch den Raum lassen, euren eigenen Rhytmus zu finden. Grade euer Haushalt muss sich ja auch noch einspielen. Deine Einladung nehme ich gerne an, aber nur, wenn du mir deinerseits versprichst, uns auf unserem Weingut zu besuchen. Es wird Zeit, dass sich dein Mann wieder dort sehen lässt und auch du sollst natürlich erfahren, wo dein Mann herkommt.


    Das war wohl auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich, aber hoffentlich nicht unmöglich. Seit dem großen Streit zwischen Curvus und Curio war ihr Sohn nicht mehr in Noviomagus gewesen. Und für Silvana würde es vielleicht die Möglichkeit bieten, ihren Ehemann noch besser kennenzulernen. Da könnte man also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

    Ihre Worte blieben auch während des Gebets in Curio Kopf und versprachen, dass der Abend wohl noch äußerst angenehm werden würde. Was ihn allerdings vor allem beschäftigte, war, dass seine Frau hier ganz genau einen Nerv getroffen hatte, an dem jeder Mann verwundbar war. Wären sie nicht im Schrein gewesen, hätte der junge Helvetier wohl noch ganz anders reagiert, als er es jetzt tat, nämlich mit fast aufreizender Gleichgültigkeit - wobei Silvana an seinen roten Ohren wohl erkennen würde, dass es in ihm brodelte. So ließ er aber auch ihr Gebet verklingen, ließ die Worte - so wie er es immer tat - einen Moment wirken und griff dann wieder nach der Hand seiner Frau, um mit ihr hinaus zum blutigen Teil des Opfers zu führen.


    Draußen angekommen standen bereits der Victimarius und zwei weitere Opferhelfer bereit, um die Opferung der recht großen Sau zu vollziehen. Auch Acanthos folgte ihnen, der ebenfalls als Opferhelfer fungierte, so wie er es eigentlich immer tat, wenn Curio als Opferherr ein Opfer darbrachte. Curio schielte nun erstmal zu seiner Frau hinüber. Mit einem Tuch verbarg sie während des Opfers ihre blonden Haare und neben der üblichen Konzentration für das Opfer war immer noch das aufreizende Funkeln in ihren Augen, das er so an ihr liebte. Mit einer kurzen Handbewegung ließ er das Opfertier heranbringen und an Ketten befestigen. Da es ziemlich groß war, musste der Victimarius auf den Opferhammer zurückgreifen, den er bereits in der Hand hielt. Vorher mussten aber natürlich auch noch die übrlichen Formen eingehalten werden.


    Als erstes natürlich das rituelle Entkleiden des Opfertieres, das Beträufeln mit Mola Salsa und schließlich das


    FAVETE LINGUIS!


    von Acanthos, das nun den letzten Teil des Opfers einläutete. Erneut bekam Silvana einen kurzen Seitenblick, bevor er sich von ihr löste und erneut die Gebetshaltung einnahm.


    Große Venus! Liebliche Venus! Siegreiche Venus!
    Mit der Kraft der Liebe hast du mich und meine Frau zusammengebracht und dafür gesorgt, dass wir uns miteinander vermählen durften. Wir danken dir für deine Gnade und bringen dir daher diese Sau als Opfer da, so wie ich es dir versprochen habe. Nimm das Tier als Opfer an und beschenke uns auch weiterhin mit Liebe und Zuneigung. Dann werden wir dir auch weitere Opfer darbringen.


    Mit einer Wendung nach rechts beendete er das Gebet und schon erklang auch die Stimme des Opferschlächters.


    Agone?


    Und Curio antwortete schnell


    Age!


    So landete der Hammer auf dem Kopf des Tieres, das nur noch ein unterdrücktes Grunzen von sich gab und in sich zusammensackte. Es folgte der Schnitt durch die Kehle und die Entfernung der Vitalia, die in einer Patera landete und für die Eingeweideschau bereitgehalten wurde. Gemeinsam mit seinr Frau untersuchte Curio daraufhin die Organe und natürlich besonders die Leber auf Zeichen der Liebesgöttin.

    Curio entging das Augenrollen seiner Frau nur deswegen, weil es immer noch stockdunkel im Raum war. An ihrer Stimme merkte er aber, dass sie ein Problem mit dieser Entscheidung hatte. Allerdings würde sie sich wohl damit abfinden müssen, dass es manchmal Entscheidungen gab, die ihr nicht gefielen, denn unter dem Pantoffel seiner Frau stand Curio ja nun beim besten Willen und aller Liebe zu ihr nun wirklich nicht. Daher antwortete auf ihre letzten Worte mit ernster Stimme.


    Ich möchte dich an dein Versprechen erinnern, dass du ihn nicht allein aufsuchen wirst. Daher bestehe ich auch darauf, dass dich jemand begleitet, wenn du ihn unbedingt aufsuchen willst.


    Auch wenn der Mann vielleicht nicht gewalttätig war, barg doch allein der Fakt, dass er Druide war, ein ausreichend großes Gefahrenpotenzial, dass Curio seine Frau nicht allein zu ihm gehen lassen wollte.


    Lass uns das aber bitte morgen nochmal besprechen, nachdem wir mit deinem Vater gesprochen haben.


    würgte Curio nun auch jegliche weitere Diskussion darüber ab - was allerdings nicht unbedingt heißen musste, dass Silvana es erstmal auf sich beruhen lassen würde. Da kannte Curio seine Frau besser.

    Als sich Curio von seiner Frau löste, sah er ihre strahlenden Augen und war froh, dass nun auch von ihre die erste Anspannung abgefallen zu sein schien. Auch er war nun erstmal erleichtert und kaum, dass er sich wieder den Gästn zugewandt hatte, strömten auch schon die ersten Gratulanten heran. Den Anfang machte Verus, der mit riesigen Schritten auf die beiden zuging und sich zuerst Curio widmete. Bei dem Glückwunsch tat er es ihm gleich und umfasst dessen Unterarm. Er hatte ihn grade in die Familie aufgenommen, was für römische Verhältnisse etwas verwirrend wirkte, da dort ja normalerweise die Frau in die Familie aufgenommen wurde. Bei den Germanen ging die Bedeutung der Hochzeit, das hatte Curio während der vielen Vorgespräche mit Silvana, Verus und den Goden erfahren, aber viel weiter. Sie war dort eine Vereinigung zweier Familien mit der Aufnahme der eweils anderen in den eigenen Stamm. Eigentlich ein schöne Vorstellung, zumindest für den jungen Helvetier.


    Ich danke dir, Patron.


    Curio hatte zwar kurz darüber nachgedacht, ebenfalls eine vertrautere Anrede zu benutzen, hatte dies aber letztlich verworfen. Zwar gehörten die Duccier nun irgendwie zur Familie, Verus blieb aber trotzdem sein Patron, was Curio, aus für ihn selbst nicht ganz nachvollziehbaren Gründen, betont wissen wollte. Kaum hatten sie die Glückwünsche ausgetauscht, fuhr Verus mit seiner Tochter fort und so ließ Curio die beiden erstmal für sich, während er die nächsten Gratulationen entgegennahm. Als nächstes kam nämlich Silvanas Mutter, deren Glückwünsche der junge Helvetier ebenso mit freundlichen Worten erwiderte, und danach auch schon Curios Verwandte. Zunächst sein Vater, der ihm in gewohnt militärisch-zackiger Manier so stark auf die Schulter klopfte, dass er den Handabdruck wohl noch bis morgen früh spüren könnte, und danach seine Mutter, die zuerst Curio und danach Silvana mit herzlichen Umarmungen beglückwünschte. Und auch Curios Geschwister grautlierten - wobei Lana darauf hinwies, dass ein Gästepaar die Brautleute gerne nochmal persönlich kennenlernen wollte - und schließlich, nach Corvinus, auch Alpina. Ihre Umarmung war noch ein Stück herzliche als diejenige seiner Mutter, obwohl sie mit ihrem Bauch ein wenig aufpassen musste. Silvana ergriff dabei zuerst das Wort an die gemeinsame Freundin und Curio konnte demnach nur noch wieder holen.


    Auch ich danke dir für alles, Alpina. Ich glaube, dass wir ohne dich gar nicht hier stehen würden.


    antwortete er ihr nach der Umarmung, bei der auch Curio aufpasste, dass der Druck auf ihren Bauch nicht zu fest wurde.

    Mit federndem Schritt und deutlich guter Laune betrat Curio die Postannahmestelle in der Regia und grüßte den Postbeamten freundlich.


    Salve. Ich möchte gerne diesen Brief nach Rom schicken. Die Abrechnung erfolgt über die Wertkarte der Gens Helvetia.


    Mit einer schnellen Bewegung zog er eine Tabula aus seiner Tunika und schob sie dem Beamten über die Theke entgegen. Und da er grade hier war, konnte er auch gleich noch eine andere Angelegenheit klären.


    Zudem möchte ich meiner Ehefrau...


    - es hörte einfach nicht auf, sich gut anzuhören und anzufühlen -


    Duccia Silvana die Nutzung ebendieser Wertkarte einräumen.




    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum


    Ad
    Eheregistratur
    Regia des Cultus Deorum
    Roma


    Iullus Curio s.d.


    Hiermit zeige ich meine Hochzeit mit Duccia Silvana an und bitte, diese mit den folgenden Daten einzutragen:


    Sponsalia:
    ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXV A.U.C. (28.7.2015/112 n.Chr.)


    Nuptiae (per usum, sine manu):
    ANTE DIEM V KAL SEP DCCCLXV A.U.C. (28.8.2015/112 n.Chr.)


    Iullus Helvetius Curio
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    Curio schmunzelte, denn Silvana hatte jetzt grade richtig dick aufgetragen. Dann aber fiel ihm ein, dass sie ja vor kurzem noch mit seiner Mutter gesprochen hatte und die ihr wahrscheinlich genau das einzutrichtern versucht hatte. Als wenn seine Frau das nicht auch selber wusste - und auch selber wollte. Daher ging sein Schmunzeln nun in ein Grinsen über. Wenn sie es denn so wollte...


    Dann ist ja gut, Weib. Als Ehefrau musst du dich nämlich erst noch beweisen.


    Dann allerdings nahm er ihre Hand, drückte sie leicht und hielt sie danach auch weiter. Acanthos brachte derweile die Gaben für das unblutige Opfer in das kleine Gebäude des Schreins. Erst als Acanthos den beiden ein Zeichen gab, setzten sie sich in Bewegung und hielten an der Tür zur Cella an. Curio zog sich seine Toga über den Kopf, wusch sich die Hände und besprenkelte Silvana und Acanthos mit Wasser. Dann folgte der Gang zum Kohlebecken, in das er etwas Weihrauch gab, der sofort kleine Rauchfäden in die Luft zog. Silvana bekam noch ein verliebtes Lächeln und schon nahm er die Gebetshaltung ein.


    Bonus Eventus!
    Ich danke dir, dass wir heute erneut in deinem Haus zu Gast sein dürfen, um der großen Venus ein Opfer darzubringen. Nimm dafür diese Früchte und bewahre dir deine offene Gastfreundschaft.


    Und nachdem er die Früchte vor die Statue gestellt hatte, fuhr er mit dem zweiten Gebet fort.


    Große Venus! Liebliche Venus! Siegreich Venus!
    Hier steht Iullus Helvetius Curio, der den zweiten Teil seines Gelübdes erfüllen möchte. Ich habe dir ein großes Opfer versprochen für den Fall, dass ich Duccia Silvana, die du als Freya unter dem Namen Runa kennst, heiraten darf. Sieh nun, große Venus, hier steht sie neben mir, Duccia Silvana, als meine angetraute Frau. Ich danke dir für deine Unterstützung, die nicht nur mir, sondern auch meiner Frau angedeihen ließest und bringe dir nun diese Amphore mit Wein von den Hängen des Rhenus, diesen Opferkuchen und dieses Gesteck mit den schönsten Blumen von den Wiesen vor unserer Stadt als Opfer dar. Stehe uns auch weiterhin bei und erhalte die Liebe in unseren Herzen und wir werden dir auch weiterhin Opfer darbringen.


    Opfergabe für Opfergabe fand seinen Platz auf dem Altar und der Wein war schnell in der dafür vorgesehenen Rinne versickert. Mit einer Wendung nach rechts beendete er nun sein erstes Gebet und blickte zu Silvana, die ja auch ein Gebet an Venus sprechen wollte.