Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Puh. Da hatte er mal wieder Glück gehabt. Curio nickte dem Duccier dankbar zu und wäre er nicht ohnehin bereits der Klient eines Ducciers gewesen, hätte er sich spätestens jetzt in die Klientenschaft der Duccier einreihen wollen. Aber das nur am Rande.


    Ich danke dir für dein Verständnis, Procurator.


    brachte er nun auch seine Gedanken zum Ausdruck. Auch freute er sich über die freundlichen Worte des Ducciers, was er aber nicht nochmal extra erwähnte.


    Da ich mich ohnehin regelmäßig Kontakt mit Lysander habe, werde ich mit ihm jeweils Termine für den Beginn der Renovierungen und Umbauten vereinbaren.


    stellte er im Anschluss nochmal klar, dass der Duccier dann wohl erstmal nicht mehr von dem Helvetier behelligt werden würde. Zumindest bis das Haus fertig gestellt würde. Denn dann könnte sich wohl die gesamte duccische Sippe auf eine freundliche Einweihung der Casa Helvetia einstellen. Nun hatte Curio allerdings keine Angelegenheiten mit dem Procurator zu klären und er war erneut erstaunt, wie schnell man hier zur Sache kam und diese auch in der Regel mindestens ebenso schnell löste.

    Viel war passiert am Vormittag der Vinalia. Während Silvana sich in die Natur zurückzog, suchte Curio Hilfe in den Büchern. In seiner kurzen Mittagspause hatte er nicht gegessen - er hätte wahrscheinlich auch nichts hinuntergekriegt - und fand sich schließlich vor jene Buchhandlung wieder, in der er sich bereits seine Ausgabe der Oden des Horaz gekauft hatte. Erneut betrat er den Verkaufsraum, der alte bärtige Besitzer erkannte ihn sofort, ließ ihm jedoch wieder etwas Zeit, sich umzuschauen, so wie er es auch beim letzten Mal getan hatte. Unruhig glitt der Blick des Helvetiers durch die Fächer und blieb schließlich an einem Regal hängen, das mit "Ovid" beschriftet war. In einem Fach des Regals fanden seine Augen die Aufschrift "Amores" und natürlich machte seinen Herz einen kleinen Sprung. Unsicher nahm er eine Ausgabe heraus, so vorsichtig, wie möglich und öffnete sie ein Stück. Nach dem Musenanruf fanden sich direkt einige Zeilen, die ihm aus dem Herzen sprachen.


    Sagt, was mag das nur sein, daß das Lager mir täglich so hart scheint
    Und daß die Decke mir stets gleitet vom purpurnen Pfühl?
    Schlaflos verbring' ich die Nächte, die endlos langen; es schmerzt mich
    Jegliches Glied und im Bett werf' ich mich stöhnend umher.
    Wär' ich von Liebe gequält, so müßt' ich das wissen und fühlen –
    Oder beschlich sie vielleicht listig und heimlich mein Herz?
    Ja, so geschah's: jäh drang in die Brust ihr zartes Geschoß mir,
    Und nun beherrscht sie, die rauh Waltende, völlig mein Herz. –
    Weich' ich? Oder entfach' ich im Kampf noch höher das Glutmeer?
    Nein denn, ich weiche. Man trägt leichter die Last mit Geduld.


    Der Mann wusste, worüber er schrieb. Curio schüttelte leicht den Kopf. Man erträgt leichter die Last mit Geduld. Es war definitiv ein Laster, wenn auch ein angenehmes. Nur war es grade bei ihm auch eine andere Last, die damit einherging, nämlich diese verdammte Verantwortung, die ihm eingebläut worden war. Er las noch weiter und eigentlich gab er ja gute Beispiel dafür, es erstmal geschehen zu lassen, denn Amor würde ja ohnehin siegen... Dann jedoch stockte er.


    Mit dir schreiten im Zug Schmeichelei, Verblendung und Tollheit –
    Wack're Gesellen, die stets treu deinen Fahnen gedient.


    Waren sie vielleicht wirklich verblendet, waren sie toll außerhalb jeder Kontrolle? Erneut schüttelte er den Kopf, dieses mal aber aus reiner Ablehnung dessen, was er da las. Er konnte noch Denken, er wusste über die Probleme - ebenso wie Silvana - doch er war davon überzeugt, dass sie es irgendwie schaffen würden, als Hürden zu überschreiten. Außerdem kam ihm ein pragmatischer Gedanke: Wenn Amor, der kleine Dreckskerl, sie beide schon mit ihren Pfeilen abschoss, sollte er auch gefälligst helfen, dass es zumindest einfacher wurde. Wenigstens ein bisschen.


    Er legte die Schriftrolle wieder zurück. Er könnte sie nicht kaufen, ohne dass Gerüchte entstanden, denn einer der Schreiber würde sicher plauschen und plaudern. Schon in ihrer beider Interesse konnte er das nicht riskieren. Sein Blick wanderte weiter und erneut bot sich ihm ein Regal dar. Es war überschrieben mit "Heilmittel gegen die Liebe" Er verzog kurz sein Gesicht. Wie hatte es Alpina gesagt: Bitter und süß, mit beidem würde er zu tun bekommen. Er vermutete, dass es wohl einige hier gab, die unglücklich liebten, denn in dem Regal lagen deutlich weniger Schriftrollen als im ersten.


    Letztlich atmete der Helvetier durch, verabschiedete sich mit einem einigermaßen freundlichen Blick von dem bärtigen Besitzer und machte sich auf den Weg zu seinem nächsten Termin.


    (alles Kursive aus: Publius Ovidius Naso: Amores - 2. Amors Triumphzug)

    Unter der Aufsicht Curios begann am recht früh der Rückbau des Schreins am südlichen Stadttor. Der Schrein war, vor allem aufgrund seiner exponierten Lage, arg mitgenommen und so stark beschädigt, dass sich kleinere Schönheitreparaturen einfach nicht mehr lohnten. So hatte der Helvetier gemeinsam mit dem Architekten der Duccier entschieden, den Schrein komplett neuzubauen. Dafür musste natürlich erstmal der alte Schrein abgetragen werden, weshalb nun einige Arbeiter des Architectus damit begann das Material so auseinanderzunehmen, dass einige Teile davon auch für den Neubau genutzt werden konnte. Nun entstand eine kleinere Baustelle vor dem Schrein, wobei Curio im Auge hatte, dass die Hauptstraße nicht blockiert wurde und den Reisenden und Händlern nicht der Weg versperrt wurde. Dennoch würde wohl für jeden, der hier vorbeikam, deutlich, dass es sich um die Kompletterneuerung des vielgenutzten Kreuzungsschreins ging, sodass Curio hoffte, dass sie etwas geduldiger wären, als wenn es sich um irgendein Privatprojekt gehandelt hätte.


    Während die Arbeiter mit dem Rückbau beschäftigt waren stand Curio mit dem Architekten einige Schritte entfernt und sprach mit ihm die konkreten Bauplanungen ab. Für den Rückbau waren zwei bis drei Tage veranschlagt, ein weiterer Tag würde für die zeremoniellen Angelegenheiten benötigt und dir nächsten fünf Tage wollte sich der Architect Zeit für den Wiederaufbau nehmen. So wurden für das Gesamtprojekt großzügig geplant knapp zwei Wochen veranschlagt. Im Vorhinein hatte es bereits Absprachen zur Form und Malerein gegeben. Auch dieser Schrein sollte mit einem Widderkopf versehen werden, um auf den Auftraggeber hinzuweisen. Zudem sollte die Form des bisherigen Schrein im Großen und Ganzen beibehalten werden.


    Als alle offenen Fragen geklärt waren, hatte sich bereits wieder eine Menschentraube gebildet, die sich über die Folgen des zweiwöchigen Baus informieren lassen wollten. Curio stand ihnen ungefähr zwei Stunden Rede und Antwort, bevor er die Baustelle in die erfahrenen Hände des Architekten legte und selbst zu seinem nächsten Termin ging.

    Ich sehe das ähnlich wie Avianus. Langsam gehts wieder bergauf. Ansonsten würde ich mir, ebenso wie Avarus, wünschen, dass die Energie eher insim genutzt wird. Da ist sie deutlich besser aufgehoben. ;)


    Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    Wenn zu Ehren des neuen Kaisers ein Fest veranstaltet werden würde oder sonst etwas in der Art, wäre das sicherlich auch net schlecht. Bei sowas kann sich dann auch praktisch jede ID ganz gut einbringen, und dann wäre auch wieder bissl was los. Mal so als kleine Idee.


    Bis die Nachricht zum neuen Kaiser bei uns Barbaren im Norden ankommt, ist er ja wahrscheinlich eh schon wieder tot. :D

    Sim-Off:

    Auch hier dehne ich die Zeitebenen mal ein bisschen, damit wir mit den Casabauarbeiten zeitnah anfangen können. ;)


    Curio merkte, dass der Procurator im Gegensatz zu seinem eigenen Patron eine gewisse Routine bei der Salutatio hatte. So schnell hätte Duccius Verus das Thema vermutlich nicht gewechselt. Doch konnte es Curio recht sein, er hatte ja auch selbst noch einen vollen Zeitplan.


    Nun, einerseits hat mir dein Vetter, mein Patron, zu verstehen gegeben, dass die Neubauten der Schreine erstmal Priorität haben sollten. Dennoch habe ich mich mit eurem Architectus zusammengesetzt und unsere Vorstellungen sozusagen mit den Realitäten abgeglichen. Kurz: Die bisherigen Pläne würden unser Budget wohl selbst mit bereits zugesagten finanziellen Unterstützungen sprengen.


    Soweit schonmal zum ersten Grund der bereits auf dem Forum angekündigten Planänderungen.


    Weiterhin fühlt sich mein Bruder nun doch eher in die Canabae gezogen.


    Grund Nummer Zwei. Curio war es unterm Strich eigentlich gleich, hauptsache sie bekamen endlich ein einigermaßen repräsentatives Zuhause, das auch den Namen der Helvetier trug und nicht den irgendeines weit entfernt wohnenden Aladecurios, der ja noch nicht mal wusste, dass die Casa Atia mittlerweile vor allem von einem Helvetier genutzt wurde.


    Zudem hat der Fernhändler Fabricius Tullus den Kontakt zu einem Centurio hergestellt, der sein Haus, ein relativ großes Streifenhaus in den Canabae, zu einem guten Preis zu verkaufen gedenkt. Und schließlich ist wohl auch das etwas kleinere Nebenhaus günstig zu bekommen, sodass wir uns nun also entschieden haben, die beiden Häuser zu kaufen und entsprechend unseren Wünschen umzubauen und zu renovieren.


    Curios Rechnung zufolge würde sie das deutlich günstiger kommen, als der Bau eines neuen Atriumhauses mitten im Stadtzentrum. Allerdings war das natürlich auch mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden und Curio hoffte, dass sie für den Duccius nicht zu unangenehm ausfielen.


    Ich muss dabei erstmal um Entschuldigung bitten, dass du uns dein Grundstück so lange ungenutzt freigehalten hast.


    Zum Glück war das die einzige unangenehme Nachricht, denn danach würde es wieder ein Angebot geben, das zumindest als kleine Wiedergutmachung gelten könnte.


    Wie gesagt stehen allerdings auch Umbauten und Renovierungen* an, die wir gerne von eurem Architekten durchführen lassen würden.


    Curio war angespannt. Denn schlechte Nachrichten sorgten nach seiner Erfahrung immer für schlechte Laune. In der Hoffnung also, dass er dem Duccius nicht vors Schienbein getreten hatten, verharrte er auf seinem Platz und blickte auf seinen Becher.


    Sim-Off:

    *Geplant sind sowohl ein Umbau und eine Renovierung in der WiSim.

    Was blieb ihm denn auch übrig, als durchzuhalten. Ein Jahr war meist schneller vorüber, als man dachte und aufgeben war einfach nicht drin. Da hätte er sich gar nicht erst wählen lassen sollen. Daher nickte er nur auf die erste rhetorische Frage des Ducciers und schob ihm dann, auf seine zweite Frage nach dem Getränk seinen Becher hin.


    Gerne probiere ich den Wein, Procurator.


    Das schöne an Weißwein war, dass er nicht so schwer war, wie Rotwein und besonders verdünnt war er erfrischend und ging nicht so schnell in den Kopf. Einen Becher könnte er sich also durchaus erlauben, ohne gleich rund zu sprechen.


    Und auch den Hinweis für seine kommenden Wahlkämpfe quittierte er mit einem dankbaren Nicken. Der letzte war sehr gut gelaufen, keine Frage und auch das hervorragende Ergebnis hatte für den jungen Helvetier gesprochen. Einen nächster Wahlkampf würde aber erstmal auf sich warten lassen, zumal er ohnehin noch nicht das Mindestalter erreicht hatte. Vielleicht würde er zwischendurch nochmal einen Wahlkampf als Magister Vici absolvieren, dann aber wahrscheinlich für die Canabae, wo es ihn ja nun hintrieb. Dort gab es ja auch Kreuzungsschreine, um die er sich kümmern konnte und als möglicher Decurio gab es ja auch genug Möglichkeiten, sich weiter für die Schreine einzusetzen.


    Vielen Dank für den Tipp. Ich werde ihn sicherlich beherzigen und mich auch nach meiner Amtszeit für die Kreuzungsschreine einsetzen. Jetzt werde ich mich aber erstmal um die beiden dringend renovierungsbedürftigen Schreine direkt am südlichen Stadttor und an der Kreuzung nördlich des Forums kümmern. Die übrigen bekommen derweil vor allem eine Grundreinigung und kleinere Schönheitsreparaturen, damit sie wieder herzeigbar werden.


    Soviel zu seinen Plänen. Er trank einen Schluck von dem Weißwein und nickte anerkennend.


    Ein sehr guter Wein.

    Curio lächelte zurück und als sie verschwunden war, richtete er erstmal seine Toga. Sie hatte in den letzten Minuten deutlich gelitten, war aber auch vollkommen ungeeignet für alls was nicht stehen und warten war. Dennoch würde er sich auch eine Erklärung für den desolaten Zustand seiner Kleidung zurecht legen müssen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er nicht wusste, wo sein Sklave Acanthos abgeblieben war. Draußen vor dem Tempel hatte er noch hinter dem Helvetier gestanden, also musste er ihm, da er normalerweise immer in seiner Nähe blieb, ihnen zur Kammer gefolgt sein. Als Curio zur Tür hinaustrat, sah er ihn dann. Er hatte wohl die ganze Zeit vor der Kammer gestanden und hatte die Tür bewacht. Als hätte er es gewusst, ging es Curio durch den Kopf. Er blickte Acanthos fest in die Augen und der Sklave erwiderte den Blick mit einem verständnisvollen Grinsen.


    Unglaublich...


    murmelte der Helvetier, schüttelte dabei den Kopf und verließ dann die Kammer, um sich wieder auf den Tempelvorplatz zu begeben.

    Immer deutlicher kam nun der Verstand wieder zurück, die Mauern, die sie heute gemeinsam eingerissen hatten würden aber wohl in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr aufgebaut werden.


    Du hast recht. Die Anderen werden draußen schon warten.


    Ihre Frage beantwortete er mit einem deutlichen Nicken.


    Wir können uns ähm... heute Abend in der Casa Atia treffen. Oder weißt du etwas besseres?


    Er wollte, er musste sie heute noch wiedersehen und die Casa Atia schien im dafür vertraulich genug. Vielleicht müssten sie sich zwar Alpina erklären, aber die würde es ohnehin schon frühzeitig merken, so gut wie sie die beiden kannte. Alternativen wusste er nicht. Die Villa Duccia kam aus naheliegenden Gründen nicht in Frage, die Tempel waren öffentliche Gebäude mit viel Publikumsverkehr und in den Tabernen und Cauponae wären sie ja ohnehin nicht unter sich, sodass diese auch wegfielen.

    Curio bedauerte es, als sie sich schließlich von ihm löste. Ein, zwei Sekunden vielleicht länger, aber selbst dann wäre es noch zu kurz gewesen. "Es ist richtig aber es ist es auch nicht." So leicht war es zusammengefasst. Sie wussten beide, dass es richtig war und sie wussten auch beide, dass es Probleme geben sollte. Allerdings wollte er nicht, dass sie sich für irgendwas entschuldigte, denn es war nichts passiert, was er nicht auch gewollt hätte.


    Es ist alles gut.


    antwortete er daher auf ihre erneute Entschuldigung und auch wenn das mehr als euphemistisch war (denn es war, bei Amors verdammtem Pfeil, eben nicht ALLES gut), meinte er es genauso, wie er es gesagt hatte. Wenn sie die Vergangenheit und die Zukunft und alles drumherum außer acht ließen, wenn sie nur diesen Raum zu dieser Zeit betrachteten und sich die beiden Menschen beschauten, die sich zweimal geküsst hatten und sich nun gegenüberstanden, dann war alles gut. Doch leider wurde es nicht dabei bleiben. Ihre Frage weckte schließlich weder den Verstand, der sich während des Kusses in einen kurzen Schlaf verabschiedet hatte. Curio rieb sich die Stirn. Als ihr Lehrer hätte er auf jede Frage eine Antwort wissen müssen, doch jetzt war er kein Lehrer.


    Irgendwo aus seiner Erinnerung kamen die Worte Alpinas, die sie ihm am Abend ihrer Rückkehr mitgegeben hatte. Das war nun auch schon einige Tage her. "Ihr braucht Geduld und Mut." Doch hieß das nichts anderes, als dass sie das alles erstmal niemandem - und besonders nicht Silvanas Vater - sagen durften. Überhaupt durfte es - wenn überhaupt - nur Alpina erfahren.


    Runa, ich...


    seine Stimme hatte eigentlich nicht versagt, vielmehr seine Möglichkeit, jetzt, hier, so kurz nach dem Kuss einen belastbaren Plan auszuarbeiten.


    ... ich habe keine Ahnung. Aber wir werden das schon irgendwie schaffen.


    Dass das Irgendwie aber noch sehr in Wolken gehüllt war, wussten sie wohl beide. Aber er wollte jetzt einfach nur Zuversicht zeigen, auch wenn sie lediglich auf einer reinen, kleinen Hoffnung begründet war.

    Perfekt ergänzten sie sich in ihrer Unsicherheit mit der Situation. Denn auch Curio hatte keinerlei Erfahrungen mit solchen Dingen. Ganz im Gegenteil beschränkten sich seine "Erfahrungen" auf die doch sehr zotigen Erzählungen der Verteranen seines Vaters, den katastrophalen Umständen von Alpinas erster "Beziehung" mit dem grässlichen Petronier und den Berichten der fast ebenso katastrophalen Nacht Alpinas mit seinem Bruder. Alles war entweder grob anzüglich oder hatte zu dermaßen großen Problemen geführt, dass ganze Schicksale daran hingen. Und da war noch die Stimme der Vernunft, die ihm immer wieder den Namen Duccius Verus einflüsterte und dessen Worte, vor dem Beginn von Silvanas Ausbildung "Ich VERtraue dir meine Tochter an." Curio hatte sich seinerzeit nicht einmal vorstellen können, dass aus der Ausbildungsbeziehungen mehr werden könnte, als eben das. Und nun stand er hier vor Silvana, hatte ihr soeben mitgeteilt, dass da doch mehr war, und wusste weder ein, noch aus.


    Also? Er traute sich nichts mehr zu sagen, da er das Gefühl hatte, dass er genug, sogar eigentlich fast schon zu viel gesagt hatte. Und so war er einigermaßen dankbar, dass es Silvana war, die als erstes alle Vernunft fahren ließ und ihn erneut küsste. Dieses Mal hatte er sogar keine Zweifel daran, dass es ein Kuss war, denn in dem Moment wo er ihn erwiderte und sich einfach nur noch treiben ließ, wusste er, dass er genau hier sein musste. Dass es richtig war, obwohl es mit zahlreichen Problem behaftet war. Doch interessierten ihn diese Probleme grade so gar nicht. Sie hatten in diesem Moment keine Bedeutung für ihn. Bedeutung hatte nur dieser Kuss, ihre Lippen, die sich sanft berührten und sich am liebsten nie wieder voneinander getrennt hätten.

    Der Moment der ultimativen Wahrheiten war ein Moment weniger Worte. Als er sich hingesetzt hatte, blickte er hinauf zu Silvana, wie sie diese fünf Worte aufnehmen würde. Curio hatte nach den vergangenen vier Wochen nicht damit gerechnet, dass sie in Freudensprünge verfallen würde. Der Zug war wohl abgefahren, als noch sein Verstand die Oberhand behalten hatte. Jetzt war es andersherum und auch wenn es dem Verstand nicht gefiel, war es nun mal so. Interessant fand Curio derweil, dass sich die beiden jeweils nicht komplett verstummen ließen, immer mischten sie sich ein, auch wenn sie grade gegen die andere Seite verloren. Das ging ihm durch den Kopf, als er sah, wie sich Silvana kurz versteifte, einige Augenblicke in verkrampfte Haltung an ihrem Platz stehen blieb, dann irgendwann langsam neben ihm zum knien kam und nach seiner Hand griff. Er drückte ihre Hand leicht und lächelte ihr in einer Mischung aus Wohlgefühl und Verzweiflung an.


    Loki, richtig?


    kam ihm über die Lippen, als sie die Götter erwähnte. Interessanterweise kam ihm zuerst der germanische Gott in den Sinn, der sich einen Spaß daraus machte, wenn Menschen irgendetwas Unangenehmes passierte. Dessen römische Personifikation wollte ihm dementgegen nicht in den Sinn kommen. Auch wusste er nicht, was er noch hätte sagen sollen, denn zu den fünf Worten seines Geständnisses waren nun weitere sieben Worte von ihr und weitere zwei von ihm dazugekommen, die im strengen Sinne überhaupt nichts mehr mit dem zu tun hatten, was hier grade passierte.


    Nachdem sie einige Momente so nebeneinander gesessen und gekniet hatten, stand Curio wieder auf und zog auch Silvana sanft nach oben. Kurz trat er einen Schritt von ihr weg, spürte aber, dass sich das für ihn nicht richtig anfühlte und ging wieder auf sie zu. Totale Unsicherheit war nun Anschub jeder seiner Bewegungen. Er ergriff ihre Hand, drückte sie leicht, ließ sie wieder los. Er hatte einfach keine Ahnung, was er machen sollte und brachte es schließlich auch in eine formulierte Form.


    Ich verstehe es nicht.


    wieder waren vier Worte dazugekommen, die vielleicht schon wieder zu viel sein konnten, denn es war schon wieder sein Verstand, der sich Bahn brach.

    Curio spürte, dass es ihr genauso ging, wie ihm. Es fehlten Worte, denn Worte waren unzureichend, für das, was hier grade passierte. Er atmete durch, setzte an, sagte aber nichts. Seine Hand umklammerte den Stuhl und er wusste, dass er, würde er ihn jetzt loslassen nach hinten taumeln würde. Erneut setzte er an, brachte aber auch beim zweiten Mal nichts heraus, da er einfach nicht wusste was. Beim dritten Mal entschied er sich schließlich dafür, dass genau jetzt und nur jetzt der Moment der ultimativen Wahrheiten war. Später würden sie wohl wieder Wort finden und könnten hoffentlich darüber reden. Auch hoffte er, dass sie bis dahin wieder soweit zur Vernunft gekommen waren, dass sie klar und deutlich besprechen konnte, wie es denn weitergehen sollte. Aber genau jetzt und jetzt heute war der Moment der ultimativen Wahrheiten und so sagte Curio nur eine Handvoll Worte, nicht mehr und nicht weniger.


    Ich fühle genauso wie du.


    Dann setzte er sich auf den Stuhl, an dem er sich noch bis grade festgehalten hatte, überwältigt, dass diese Worte einfach so herausgefallen waren und nun nicht mehr zurückgenommen werden konnten. Es würde Probleme geben, das war ihm klar. Doch die Worte waren gesprochen worden und das war die Hauptsache.

    Interessanterweise machte auch sie keine Anstalten, sich aus der Umarmung zu lösen. Und hätte er nicht schon jetzt verstanden, war das Verständnis spätestens dann da, als sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte und sich ihre Lippen für einen Augenblick berührten. Konnte man das einen Kuss nennen? Bestimmt. Denn so sehr er vielleicht diesen Moment herbeigesehnt hatte, war er dann doch erstaunlich unspektakulär gewesen. Zwar schön und angenehm (und eigentlich hätte er sich gewünscht, dass es gleich nochmal passierte, aber das würde sie wahrscheinlich zu weit führen), aber unspektakulär. Erst als sie sich schließlich aus seiner Umarmung löste und von ihm zurücktrat, musste er irgendwo Halt suchen und seine Hand fand schnell einen Stuhl, der neben ihm stand.


    Bitte, Runa, warte...


    Er wusste zwar nicht, was er noch wollte oder was er sagen sollte, er wusste nur, dass sie jetzt noch nicht gehen sollte. Ob sie darüber sprechen konnten oder sollten, entzog sich seiner momentanen Urteilskraft. Er wusste nur, dass sie ihn hier nicht zurücklassen sollte, auch wenn sich ein kleiner Teil in seinem Kopf immer wieder einmischte und betonte, dass es zu massiven Problemen führen würde, was sie grade machten. Selbst wenn es nicht zum Äußersten käme, denn soweit, da war sich der Helvetier sicher, würden sie sich wohl unter Kontrolle haben, gäbe es noch so einiges, was dazwischenstand. Zu allererst wohl ihr Vater, Curios Patron, der vor dem Beginn von dieser ganzen Geschichte klar gemacht hatte, dass er sowas nicht hinnehmen würde...

    Nennen wir es die Ausnahme der Regel. ;)


    Spaß beseite:
    Es scheint nur so, denn bei uns fehlen auch einige Aktivitätsmotoren, darunter der Großteil der Duccier. Corvinus war anderthalb Wochen nicht da, ich war ja auch im Urlaub. Wir sind also auch betroffen, doch ist es bei uns nicht so dramatisch, wie in Rom, weil wir tendenziell ohnehin etwas weniger Aktivität haben, als die Hauptstadt. Und während bei uns glücklicherweise ein großer aktiver Teil da ist, dvon einige - wie Marcellus und ich - gleichzeitig noch Ämter innehaben, in denen sie Aktivität bringen müssen und wollen, weil es Einstiegsämter sind, die wir für unseren weiteren Weg brauchen, scheint Rom ungleich mehr von der Schwächephase betroffen zu sein, eben weil dort einige Aktivitätsmotoren und Amtsträger fehlen, die Handlungen vorantreiben könnten.


    Wie man sieht, kehren aber langsam einige Leute zurück, sodass ich im Moment auch noch recht entspannt bin, was das IR als Ganzes angeht.

    Eigentlich hätte er sie am liebsten für immer so gehalten, auch wenn ihm klar wurde, dass seine so mühsam aufgebaute Mauer wieder Löcher bekam, Eins nach dem anderen und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auf ihrem Fundament zusammenbrach. Dummerweise war diese Umarmung so verdammt angenehm, fühlte sich so gefährlich gut an. Bis sie einige Sätze sprach, die er zwar hörte und registrierte, aber nicht verstand. Sie suchten ihren Weg durch seinen Verstand, einen Punkt an dem sie zu verstehen wurden. Doch das passierte nicht.


    In was für eine Situation hast du mich gebracht?


    flüsterte er zurück, ohne zu wissen, warum sie so leise waren. Eigentlich hatten sie doch nichts zu befürchten. Alle Discipuli und Aeditui waren draußen und sie wussten, dass sich Curio um seine Discipula kümmerte. Dass es sich um so ein "Kümmern" handelte, wäre zwar überraschend, aber irgendwie würde er das schon erklären können. Oder auch nicht? Langsam fanden die Steine wieder zurück an ihren Platz. Doch er wollte sie noch nicht loslassen. Nur noch ein paar Minuten...

    Es wäre für Curio schon interessant gewesen, zu wissen, was Silvana durch den Kopf ging, denn wenn er es gewusst hätte, hätte er sich nur allzu gut darin spiegeln können. Bei jedem Gespräch, bei jeder Cena, bei jeder Informationsveranstaltung und bei jedem Planungstreffen hatte sie in seinem Kopf herumgespukt, einerseits die kleinen Berührungen, die sie an jenem Abend in der Casa Atia ausgetauscht hatten, andererseits der traurige Blick, als sie wieder in die förmliche Anrede gewechselt hatte. Er musste sich immer wieder die Konzentration zurückrufen, damit die Treffen nicht komplett an ihm vorbeigingen, denn irgendwann würden sie wieder aufs Tableau kommen und wenn er sich dann nicht mindestens den Rahmen wieder ins Gedächtnis rufen könnte, wäre das unangenehm für alle Beteiligten.


    Das alles wusste er aber nicht oder konnte es nicht zur Sprache bringen. Stattdessen stand er aber nun vor ihr, sie war in Tränen ausgebrochen und er tat das einzige, was er tun könnte. Er nahm sie in den Arm und flüsterte ihr ein leises


    Es tut mir leid.


    zu. Es gab keine Alternative dazu, oder zumindest keine, nach der er noch sein eigenes Spiegelbild hätte angucken können, ohne sich von ihm abzuwenden. Er musste schlucken, um nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen. Soviel gestand er sich dann doch nicht zu. Denn was er hier tat verstieß ohnehin schon in drastischer Weise gegen jene Regeln, die er sich nach jenem Abend selbst auferlegt hatte. Und die vielleicht auch besser für sie beide gewesen waren.

    Überrascht wurde er schließlich auf zweierlei Art. Einerseits stieß sie einen weiteren Discipulus quasi von sich weg und antwortete ihm mit biesterlicher Stimme. Und als sich ihre Blick dann doch irgendwann trafen blickte sie ruckartig in eine andere Richtung, wobei ihr offenbar schwindlig wurde, sie ins taumeln geriet und an einer Wand zum stehen blieb. Entgegen aller Etikette, denn schließlich war er auch und vor allem als Magister Vici hier, trat er zu Silvana gab den übrigen besorgten Discipuli zu verstehen, dass er sich um sie kümmern würde.


    Komm bitte mit.


    sagte er ihr leise und gab ihr mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er sie in einen der seitlich gelegenen Ausbildungskammern führen wollte, wo sie sich hinsetzen und etwas trinken könnte. Jedenfalls musste sie weg von hier, bevor sie zusammenklappte oder - auch das war Curio nicht verborgen geblieben - in Tränen ausbrach. Für den Fall, dass sie nicht alleine gehen konnte, bot er ihr zudem einen Arm an, an dem sie sich festhalten oder einhaken könnte.

    Es ist alles so wie es wohl sein soll. Der Satz traf ihn wie eine Rammbock in der Magengrube. Curio zog die Luft hörbar durch die Nase ein und wandte sich von den Gesprächspartnern zu seiner rechten ab. Sie mussten miteinander sprechen, sie mussten sich wieder vernünftig austauschen über das, was in der Casa Atia geschehen war und dass es vielleicht doch noch Hoffnung gab. Doch gab es praktisch keinen Ansatzpunkt dafür. Stattddessen würden sie wohl bis zum Ende aller Tage implizite Nettigkeiten austauschen und sich damit gegenseitig klar machen, wie nah sie doch dran gewesen waren und wie hart ihnen die Realität und ihr tiefgreifendes Missverständnis der anderen Seite dazwischengekommen waren. Es sei denn, irgendwas würde passieren, irgendein Stoß für sie oder ihn oder beide. Doch sowas gehörte ja normalerweise in den Bereich der Venus, die aber sicherlich genug anderes zu tun hatte, als zwei unglücklich Verliebten in der tiefen Provinz zu einem zwischenmenschlichen Happy Ende zu führen, dem aber selbst dann noch gesellschaftliche Schranken im Wege stünden.


    So blickte er nur zu Iulianus, der auf ein Zeichen Iuppiters warte, ob er das große Trankopfer anlässliche der Vinalia angenommen hatte, und ärgerte sich darüber, dass er keinen Zugang mehr zu Silvana fand, obwohl sie ihm seit nunmehr fast drei Wochen fast ständig im Kopf herumschwirrte.

    Eigentlich hatte Curio gar nicht so viel zu tun. Während der Prozession wurde er von Iulianus gebeten, ihn oben an der Weinöffnung abzulösen, da er sonst allzu lang hätte stehen müssen. Immer noch die Toga über den Kopf gestülpt stand der junge Helvetier als beurlaubter Aedituus nun dort oben, lächelte und nickte jedem Weinbauern freundlich zu und musste sich zurückhalten, nicht ständig zu Silvana rüberzuschielen. Manchmal, wenn ein älter Weinbauer nach oben trat, halfen Silvana und Curio ihm, die Amphore zur Öffnung zu bringen und sie zu leeren. Doch wechselten sie während der doch recht langen Zeremonie schon verdächtig wenige Blicke. Außenstehende hätten schon erkennen, dass sie es bewusst vermieden, sich anzuschauen.


    So langsam nahte der letzte Weinbauer mit seiner Amphore und immer noch hatte es kaum nennenswerte längere Blickkontakte gegeben, geschweige denn ein Wort, dass sich Curio während der Opferprozession aber ohnehin verbeten hätte. Als nun auch der letzte Weinbauer seine Amphore geleert hatte, schloss Curio die Öffnung und blickte zu Iulianus, der sich von seinem kleinen Schemel erhoben hatte, um das Ergebnis abzuwarten. Endlich war der junge Helvetier nicht mehr komplett im Fokus, sodass er nun auch einen längeren Blick auf Silvana werfen konnte. Auch sie sah mitgenommen aus - er meinte sogar, diese Verfassung schon seit einigen Wochen bei ihr feststellen zu können - und er machte sich etwas Sorgen um sie, nicht nur, weil sie ja kurz vor ihrem Einführungsopfer stand. Allerdings fehlten ihm die Worte, das auch nur ansatzweise zur Sprache zu bringen.