Zum Glück hatte sich Curio in der Taberna Medica einen Trunk besorgt, der die Kopfschmerzen reduzierte, die ihm den ganzen Tag über zu schaffen gemacht hatten. Daher viel es ihm am Abend deutlich weniger schwer, den Gesprächen zu folgen und auf Einladung des Fabriciers nach der Nachspeise sowohl seine Planungen für den Wahlkampf als auch jene für den Häuserbau kurz vorstellen. Curio war dem Vater seines Freundes dankbar, dass er ihm dieses Forum bot, seine Ideen auch an ein paar führende Köpfe der Händlerschaft Mogontiacums und an ein paar ehemalige Mitglieder der Legion heranzutragen. Daher nutzte er auch die Chance, diese so ausführlich wie möglich vorzustellen, wusste aber gleichzeitig auch, dass er die Gesellschaft nicht allzu lang aufhalten wollte. Nachdem Curio geendet hatte, blickte er in die Runde, sah zustimmendes Nicken, aber auch - vor allem vom Fabricier eine gerunzelte Stirn.
Da haste aber viel vor, Helvetius. Mit Hausbau und Wahlkampf.
begann er die folgende Diskussion ernst, aber nicht abweisend. Natürlich hatte Curio mit dem Fabricier schon besprochen, was er grob vorbringen wollte und der Fabricier hatte bereits angekündigt, darüber mit den übrigen Gästen in eine Diskussion einsteigen zu wollen, damit Curio sich auch in der Diskussion präsentieren konnte. Zur Unterstützung stellte der alte Fabricier Curio derweil seinen jüngeren Sohn zur Seite, der ihn bei Bedarf unterstützen sollte, wenn die Fronten zu groß werden sollten.
Ja, das stimmt wohl, Fabricius. Glücklicherweise habe ich mit Pontifex Duccius einen verlässlichen Patron, der mir im Wahlkampf alle Möglichkeiten eröffnen möchte. Den Hausbau werde ich derweil mit meinem Bruder alleine tragen.
Erneut blickte er in die Rund und trank einen Schluck stark verdünnten Weins. Er wollte ja morgen nicht schon wieder mit einem dicken Kopf aufwachen.
Habt'er denn schon über andere Möglichkeiten nachgedacht? Ich hab zum Beispiel 'nen guten Freund, einen ehemaligen Legionscenturio, der nach seinem Dienstende auf's Land ziehn will, aber noch'n älteres Haus in den Canabae besitzt. Das will er jetzt gerne los werden. Mit einem freundlichen Hinweis von mir macht er auch bestimmt einen guten Kaufpreis. Gut ihr müsst auch noch was reinstecken, aber es ist deutlich günstiger, als so'n ganzes Haus im Apollinensis zu bauen.
Curio kannte Corvinus' Vorliebe für die Canabae. Allerdings gäbe es auch da noch jede Menge Probleme. Er hatte sich bislang immer auf den Vicus Apollinensis vorbereitet, er hatte ja auch immer geplant, dort zu wohnen. Allerdings wäre seinem Bruder ein Haus in den Canabae wohl deutlich lieber.
Ihr müsst ja auch an eure Finanzen denken, denn so dicke habt ihr's ja auch nicht.
schaltete sich nun auch Tullus Minor, der ältere Sohn des Fabriciers ein. Normalerweise war er immer recht mundfaul, doch bei solchen Gelegenheiten blühte er förmlich auf. (Curio glaubte, dass daran auch sein stolzer Weinkonsum einen guten Anteil hatte.)
Der Vicus Apollinensis ist der wichtigste Vicus der Stadt. Außerdem würde natürlich auch mein Arbeitsweg länger.
gab Curio wiederum zurück. Eigentlich hatte er sich auf den Vicus Apollinensis eingeschossen, zumal die Canabae auch außerhalb der Stadtmauern lagen und bei einem Überfall ungeschützt dalagen.
Aber du kannst mir gerne den Namen des Mannes geben, mein Bruder kennt ihn bestimmt, dann können sie mal miteinander sprechen.
Zumindest wollte er das Angebot nicht komplett ablehnen, einerseits aus Höflichkeit, andererseits aber auch, weil die Argumente der beiden Manii Tulli natürlich auch nicht von der Hand zu weisen waren.
Aber zurück zu deinen Wahlkampf Helvetius.
ergriff nun ein weiterer Gast das Wort, ein Händler, den Curio flüchtig vom Forum kannte.
Ich weiß zumindest, dass die Compitalien im Norden der Stadt zwar in recht gutem Zustand sind, aber dringend mal gereinigt werden müssten. Dort könntest du vielleicht mit deinem Wahlkamp anfangen.
Curio nickte dem Mann freundlich zu und blickte dann zu Acanthos, der sich bereits eine Notiz machte. Auch den Hinweis auf den Legionscenturio hatte der Sklave mitgeschrieben und würde bei Bedarf dran erinnern, den Namen nachzutragen.
Mit den Compitalien ist aber auch viel Arbeit verbunden. Im Südwesten in Richtung der Canabae steht eines, das einige Macken hat.
gab nun ein weiterer Gast zu bedenken. Dass es teuer und arbeitsintensiv werden würde, war Curio klar. Daher nickte er verstehend. Allerdings würde er sich auch über Unterstützung einiger Händler freuen.
Ich danke dir für diesen Hinweis. Ich habe ja, sollte ich gewählt werden auch genug Zeit, die Compitalien Schritt für Schritt zu renovieren.
So ging die Diskussion noch einige Zeit hin und her. Einwände, Unterstützungserklärungen, aber auch Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen wechselten sich regelmäßig ab und Curio nahm alles geduldig auf, bedachte jeden Hinweis mit einem freundlichen Dank und jeden kritischen Punkt entweder mit einer Versicherung, darüber nachzudenken, oder mit einem Gegenargument. Das eine oder andere Mal kam ihm sein Freund Publius Tullus zu Hilfe und so ging es weiter, bis der der Gastgeber die Diskussion auf die aktuelle Lage um den Tod des Kaisers lenkte.