Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Am Tag der nächsten Lektion war Curio durch mit seinen Nerven. Alpina war weg und hatte lediglich ein paar Nachrichten und ein Geschenk für Silvana zurückgelassen. Überhaupt war der letzte Tag ein Tag voller Chaos und unschöner Ereignisse gewesen. Trotzdem Curio gestern früh ins Bett gegangen war, hatte er kaum geschlafen und nun, als er vor dem Apollo-Tempel stand und auf seine Discipula wartete, fühlte er sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Würde ausstrahlen, Curio, ging es ihm durch den Kopf, du bist nun Lehrer, Wahlkämpfer, Hausbauer. Doch konnte er seine schlechte Verfassung kaum verbergen. Ein bisschen Ablenkung davon würden hoffentlich der jener Brief und das Kästchen geben, das er mit zum Tempel gebracht hatte, um es, wie es Alpina wollte, an Silvana weiterzugeben.

    Curio nickte.


    Eine vernünftige Idee. Nach langen Reisen gibt es ja kaum etwas etwas besseres, als ein warmes, reinigendes Bad.


    gab er zurück und dachte daran, wie angenehm sein erstes Bad gewesen war, als er nach der etwas kürzeren Reise aus Noviomagus hier angekommen war. Allerdings erinnerte er sich auch daran, dass er nach jeder Reise erstmal ein gutes Bad genommen hatte.


    Darf ich denn fragen, mit wem ich es zu tun habe?


    fragte er danach freundlich. Schließlich wollte er mindestens einen Namen zu dem Menschen haben, der mit ihn hier das Becken teilte. Ob das Gegenüber dann auch noch einen kurzen Abriss über seine geplante Tätigkeiten geben würde, blieb ihm freilich selbst überlassen. Schließlich waren die Thermen ja auch ein wunderbar standesloser Ort.

    Im Norden des Vicus Apollonensis, nahe des nördlichen Stadttores, befindet sich das Haus des ehemaligen Aladecurios Manius Fabricius Tullus, der sich mittlerweile sein Geld als Fernhändler mit guten Weinen verdiente, und seiner Familie. Dazu gehörten seine Frau Aviena Narcissa, sein ältester Sohn Manius Tullus Minor, der Mitglied der Legion war, sein jüngerer Sohn Publius Tullus, ein Aedituus im Mars-Tempel und seine Tochter Fabricia Tullina.


    Neben seiner Hauptprofession als Fernhändler ist der Hausherr zudem bekannt als Förderer des Cultus Deorum und der kulturellen Einrichtungen der Stadt. In die Lokalpolitik trieb ihn aber bislang nichts, da er er immer befürchtete, dass ihm nicht mehr genug Zeit für Beruf und Familie bleiben könnte.

    Curio saß nun schon einige Zeit im Warmwasserbecken, als er von jemandem angesprochen wurde. Er blickte hoch und sah einen jungen Mann, der fragte, ob er sich dazu setzen dürfte.


    Ja, gerne.


    antwortete der Helvetier und schon saß der junge Mann ebenfalls im Becken. Einige Augenblicke mussterte Curio den Neuankömmling, bevor er fragte


    Bist du neu hier Mogontiacum? Mir scheint, ich hätte dich noch nicht auf dem Forum gesehen.


    Interessiert blickte Curio sein Gegenüber an. Natürlich kannte er nicht jeden Einwohner der Stadt, aber Mogotiacum war ja auch nicht komplett unübersichtlich und vor allem auf dem Forum lernte man die alten Hasen der Stadt schnell kennen.

    In aller Eile war Acanthos zum Castellum gegangen. Dort angekommen übergab er einer Wache die Tabula mit dem Hinweis, dass es sich um eine dringende Nachricht des erkrankten Centurio Helvetius Corvinus für den Tribun Vibienus handle. Nach der Bestätigung der Wache, dass die Nachricht umgehend weitergegeben werde, ging Acanthos, nun etwas langsamer, zur Casa Atia zurück.


    Ad Tribunus Angusticlavius Manius Vibienus Crus


    Cent. L. Helv. Corv. Trib. M'. Vibieno Cruri s.d.


    Aufgrund einer Erkrankung war es mir nicht möglich, an diesem Morgen beim Antreten zu erscheinen.



    Vale,


    Lucius Helvetius Corvinus
    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]

    Curio hatte ein paar Augenblicke seine Augen geschlossen, doch blieben ihm Ideen aus. Wo auch immer Othmar war, es konnte Wochen oder sogar Monate dauern, bis er wieder in Mogontiacum sein würde und selbst dann müsste Curio jeden Tag auf den Markt gehen, um zu schauen, ob der Händler wieder hier war. Der Helvetier atmete schwer aus. Ärgerlich war die ganzen Geschichte, umso mehr, dass er nicht wollte, dass Alpina mit irgendwem in wilde Germanien zu dieser Seherin reiste, von der sie sich Antworten auf ihre Fragen versprach. Hinterher war dieser Begleiter irgendein mieser Kerl, der Alpina nur unter die Tunika wollte, wie dieser grässliche Petronier oder gar ein blutlüsterner Irrer, der gerne wildfremde Leute tötet. Sowas mochte es ja auch geben, hatte Curio zumindest gehört. Nein, das galt es zu verhindern und wenn der Helvetier einen Beitrag zur mehr oder wenigen sicheren Reise nach Osten leisten konnte, würde er es auch tun, was dafür auch notwendig wäre. Im Zweifel würde er wohl seinen Bruder dazuholen müssen, denn der könnte sie sicher dazubringen, von ihren Plänen abzulassen. Wahrscheinlich würde das von ihr nicht unbedingt positiv aufgenommen werden, aber es ging ja auch um ihre Sicherheit.


    Als er die Augen öffnete, erblickte er ein bekanntes Gesicht. Da ihm die Sonne mitten ins Gesicht schien, brauchte er einige Sekunden, um seinen guten Freund Tullus zu erkennen, der mit in die Hüfte gestützen Armen Curio anschaute.


    Wer machte denn da eine Pause? Ist das nicht der ehrenwerte Aedituus Helvetius?


    Curio blinzelte, Tullus räusperte sich und grinste dann schief.


    Ich mache keine Pause, ich bin fertig für heute, werter Aedituus Fabricius.


    antwortete der Helvetier ebenso aufgesetzt förmlich, wie sein Freund angefangen hatte, stand auf und reichte ihm die Hand. Diese nahm Tullus, schüttelte sie kräftig und setzte einen neidischen Gesichtsausdruck auf, während er in Richtung der Stände ging, einen Einkaufskorb in der Hand.


    Du Glücklicher! Ich musste grade nochmal los, um einige Sachen einzukaufen und das eine oder andere zur Reparatur bringen. Auch wollte ich ohnehin mal bei euch im Tempel vorbeischauen, denn ihr bekommt ja immer mehr innerstädtischen Klatsch und Tratsch mit, als wir.


    Curio musste schmunzeln und folgte seinem Freund.


    Du musst dich mal wieder beschweren. Zu wem kommen denn die ganzen Soldaten um ihrem Lieblingsgott zu opfern? Und wer bekommt dafür brühwarm das Neuste aus dem Castellum berichtet?


    Vor einem Stand für Eisenwaren blieben sie stehen und betrachteten die Waren, die dort angeboten wurden.


    Wir haben Frieden, Curio. Die Germanen halten schon seit Ewigkeiten die Füße still. Da ist die Konjunktur bei uns eher gering.


    Curio schüttelte den Kopf. So kannte er Tullus: Am liebsten hätte er sich ja für die Legion gemeldet, wenn sein Vater ihn nicht für den Cultus vorgesehen hätte. Nun diente er dem Kriegsgott, man könnte also sagen, dass er seine Lieblingsprofession nur knapp verfehlt hatte. Dass er allerdings einen Konflikt gradezu herbeisehnte, konnte Curio nicht verstehen. Aber gut, so war Tullus nunmal und trotzdem verstanden sie sich prächtig. So gingen sie über den Markt, unterhielten sich über dies und dass und kehrten schließen in eine Caupona ein.

    Curio staunte nicht schlecht, als Silvana plötzlich nach vorne an die Treppen trat und zuerst leise, dann aber lauter werdend einen germanischen Anrufungsspruch sprach. Was sie dabei geritten hatte, konnte Curio nicht sagen, doch ihr Versuch verfehlte seine Wirkung nicht. Zahlreiche germanischstämmige Menschen drehten sich um und sprachen, offenbar mangels vernünftiger Alternativen, den Anrufungsspruch mit. Der Unruhe auf dem Platz ebbte langsam ab, wohl auch, weil die Römer und Kelten nicht so wirklich verstanden, was da grade eigentlich passierte. Lange schon hatte Curio nicht mehr erlebt, dass das gesprochene Wort eine solche Macht haben konnte.

    Curio dachte an sein erstes blutiges Opfer zurück. Ihm war es glücklicherweise mit dem Opfer gut gegangen. Das einzige, was ihm immer noch ein bisschen zu schaffen machte, war das Geräusch beim Schnitt durch die Kehlen kleinerer Opfertiere. Trotz aller Erfahrung, die er sich während seiner Ausbildung und der Zeit als Aedituus erworben hatte, war der Schnitt immer noch ein unangenehmer Moment für ihn.


    Mhm... Ein Problem sollte das nicht darstellen. Wie gesagt kannst du ja mal deinen Vater ansprechen, ob für euch zu Hause eine Gelegenheit für ein kleines blutiges Opfer ansteht, ansonsten kann ich dich aber auch für ein Opfer in einem der Tempel einteilen bzw. einteilen lassen. Ersteres hätte den Vorteil, dass du in vertrauter Umgebung wärest, zweiteres würde dir aber bereits Erfahrung bei der Opferdurchführung in einem Tempel einbringen.


    Curio schaute aus dem Fenster und sah, dass die Sonne ihren Zenit bereits überschritten hatte.


    Du kannst es dir aber bis morgen überlegen. Für heute haben wir schon sehr viel geschafft. Sofern du also erstmal keine Fragen mehr hast, ist die Lektion für heute beendet.


    Der Helvetier wartete noch einen Augenblick, ob es Fragen von Seiten Silvanas gab. Ansonsten würde er sie dann in die praktische Arbeit entlassen.

    Die letzten Handgriffe vor und im Tempel wurden die die Aeditui, die Discipuli und die Staatssklaven durchgeführt, während sich der Tempelvorplatz mehr und mehr füllte. Für die letzt Abnahme schritt Curio jenen Weg ab, den auch die Magistraten und die Pontifices vom Tempeleingang bis hin zur Kultstatue gehen würden, überprüfte selbst, ob auch alles den hohen Ansprüchen eines Staatsopfers genügte und quittierte zum Abschluss alles mit einem zufriedenen Nicken zu den Discipuli. Sogleich trat auch Acco in den Tempel, um bescheid zu sagen, dass die Prozession sich dem Tempel näherte und bereits die Flötenspieler zu hören waren. Curio bestätigte das und blickte nochmal zu den Discipuli um ihre Aufgaben zu wiederholen.


    Lentulus, du reichst den Magistraten die Schale zur Handwaschung. Crassus und Duccia, ihr beide assistiert beim unblutigen Opfer und reicht den Duumvirn die Opfergaben. Beim blutigen Oper draußen, sprichst du, Duccia das "Favete linguis!", wofür du dir bei der kurzen Prozession nach draußen schon einen guten Platz ins Auge fassen solltest. Danach assistierst ihr alle beim großen Opfer draußen.


    Damit waren auch die Aufgaben verteilt. Curio blickte in die Augen der Discipuli und nickte ihnen dann aufmunternd zu.


    Macht euch keine Sorgen. Ihr werdet alles super machen.


    Dann trat er aus dem Tempel hinaus und stellte sich zu den anderen beiden Aeditui, Fabricius Tullus und Iulianus Acco, an exponierte Stelle an den Treppen, um die Prozession auf den Tempelstufen zu empfangen. Dabei folgte ihm auch die Discipuli, die allerdings an den Eingangstoren verblieben. Je näher die Prozession sich dem Tempel näherte, umso ruhiger wurden die Umstehenden. So langsam konnte Curio auch die Gesichter der Prozessionsteilnehmer erkennen, allen voran die drei Pontifices, darunter auch sein Patron Duccius Verus. Als diese fragend zu ihm hinaufblickte, nickte er ihm deutlich zu. Alles war bereit für das Staatsoper zu Ehren des verstorbenen Kaisers Appius Cornelius Palma Augustus.

    Verstehe. Dann werde ich mit Lysander erstmal über das Compitaliaprojekt besprechen.


    Offensichtlich musste Curio jetzt lernen, Prioritäten zu setzen und der Wahlkampf müsste wohl erstmal höchste Priorität haben, auch wenn das Bauprojekt nichtsdestotrotz einen hohen Stellenwert in seinen Planungen einnahm. Im Zweifel müsste es aber wohl hinter den Wahlkampf zurücktreten...


    Bei dem Gespräch mit deinem Vetter kam die Sprache leider nicht auf Lysander. Im Zweifel kann mir euer Architect aber natürlich auch selber sagen, inwieweit er dann Zeit für andere Projekte entbehren kann.


    Zumindest hatte der junge Helvetier jetzt auch einen Anlaufpunkt, auch wenn er diesen vielleicht auch nur später nutzen könnte.


    Ansonsten gibt es von meiner Seite keine Anliegen mehr.

    Also zumindest ich fühle mich im Moment recht wohl hier und besonders für Mogontiacum kann ich die Einschätzung eigentlich nicht teilen.


    Und was im Senat angeht, na gut, da sitzen halt im Moment praktisch nur potentielle Kaiser, die zu allem Überfluss auch noch von einem germanischen Barbaren "angeführt" werden. Da der sich dann auch noch quasi bis auf weiteres sein Amt gesichert hat, stößt natürlich grade den alteingesessenen Patriziern auf. Also realitätstechnisch, wie ich glaube, alles im grünen Bereich. -.^


    Allerdings bin ich in Rom längst nicht so involviert wie manch anderer hier und halte mich auch weitestgehend aus SimOff-Diskussionen, von denen es hier ja auch angenehm wenige gibt, heraus.

    Curio beobachtete zufrieden, wie die Discipuli ihre Aufgaben erledigten. Vereinzelt musste er weitere Anweisungen geben.


    Lentulus, die Opfergaben müssen näher an der Kultstatue stehen! Crassus, überprüf doch nochmal schnell, ob genug Weihrauch da ist! Duccia, schau du bitte noch, ob auch der Eingang zum Tempel sauber und genug Wasser für die Händewaschung in der Schüssel ist.


    Mit strengem Blick überprüfte auch Curio nochmal, ob alles seine Ordnung hatte, als Acco in den Tempel trat. Beide unterhielten sich kurz, offenbar hatte die Prozession noch nicht begonnen, das Forum war aber bereits gut gefüllt und die Legion hatte ein offizielle Abordnung geschickt und gleichzeitig einige Milites in zivil in die Menge abkommandiert, um für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Curio nickte ob den Ausführungen, teilte Acco mit, dass im Tempelinneren nahezu alles vorbereitet und man bereit für das Voropfer war und Acco verschwand wieder nach draußen, um sich mit Tullus auszutauschen, um auch den letzten Stand der Vorbereitungen für das blutige Opfer in Erfahrung zu bringen.

    Curio staunte nicht schlecht, dass Silvana, die ja eigentlich noch keine Erfahrungen mit blutigen Opfern hatte, nun das gesamte Operritual bei blutigen Opfern durchexerzierte. Hatte da etwa jemand zu Hause die Bücher gewälzt? Sein überraschter Gesichtausdruck sprach daher auch Bände. Eigentlich wollte er bei blutigen Opfern langsam und schrittweise vorgehen, aber das war wohl gar nicht nötig. Jetzt gab es allenfalls noch kleinere Korrekturen vorzunehmen.


    Jede Gottheit hat natürlich auch seine Lieblingsopfertiere und zum Beispiel die Stiere sind vor allem Iuppiter oder den Divi Augusti vorbehalten, während Iuno zum Beispiel gerne Kühe annimmt oder Apollo Ziegen- oder Lammböcke. Wichtig ist aber auch, dass männliche Gottheiten männliche Ofertiere bekommen, und weibliche Gottheiten entsprechend weibliche Opfertiere.


    sprach Curio ein erstes Thema an und fuhr auch noch mit einer weiteren Anmerkung fort.


    Die vorgeschriebenen Gebetsformeln, die du ansprichst, sind dabei ein übliches Opergebet, so wie du es auch beim unblutigen Opfer sprichst. Die Regeln für die Gebetsstruktur gelten natürlich auch hier.


    Und es gab auch noch eine dritte Anmerkung.


    Da nicht bei jedem Opfer ein Haruspex dabei sein muss, besonders bei kleineren blutigen Opfern ist das im Gegensatz zu großen Staatsopfern nicht immer der Fall, solltest du dir zumindest grundlegende Kenntnisse in der Eingeweideschau aneignen. Hierzu suchst du am besten einen der lokalen Haruspices auf, die dir sicherlich gerne eine kurze Einführung geben.


    Zuletzt dann noch eine Frage, die wohl wichtig war für ihre zukünftige Tätigkeit.


    Weißt du, ob du Blut sehen kannst, ohne... na ja, ohnmächtig zu werden? Für manche Discipuli ist grade der Geruch von Blut neu und sie kommen damit nicht klar. Vielleicht kannst du ja deinen Vater bitten, mit dir ein kleines privates Opfer durchzuführen, um das mal auszuprobieren. Oder wir machen hier ein kleines Opfer. Nicht dass du uns während eines großen Opfers oder gar deines Einführungsopfers aus den Sandalen fällst.

    Nach dem Tod des Kaisers waren im städtischen Cultus Deorum auf Anweisung des Collegium Pontificium alle Hebel in Bewegung gesetzt worden, um ein Opfer zu Ehren des Cornelius Palma Augustus durchzuführen. Da es sich um ein größeres Opfer handeln würde, wurden gleich drei Aeditui mit der Vorbereitung beauftragt. Einmal der Aedituus des Capitoliums und Priester des Iuppiter, Caius Iulianus Acco, Curio als Aedituus des Apollo-Tempel und Priester des Stadtpatrons, und Curios guter Freund Publius Fabricius Tullus als Aedituus vom Marstempel. In den letzten Tagen waren das Forum und besonders das Augustalium durch die Discipuli gereinigt und gefegt worden.


    Nun am Tag des Opfers mussten die drei Aeditui, jeweils eine Handvoll Discipuli und einige Tempelsklaven im Augustalium verbleiben, um das Opfer vorzubereiten, während die Pontifices gemeinsam mit den Magistraten und Decurionen der Stadt die Opfertiere in einer Prozession zum Augustalium führen würden. Curio, ebenso wie alle anderen in schwazer Trauertoga gekleidet, hatte alle Hände voll zu tun, das unblutige Opfer im Tempelinneren vorzubereiten, während Tullus den Opferaltar für das blutige Opfer vorbereitete und Acco, sozusagen als Springer, dafür sorgte, dass alles aufeinander abgestimmt war, und zudem das Forum im Auge behielt, wann die Prozession auf das Augustalium zu beginnen würde.


    Natürlich hatte sich auch der Tempelvorplatz gut gefüllt, da das Opfer natürlich auch öffentlich angekündigt worden war, damit alle Einwohner Mogontiacums am Opfer teilhaben konnten.

    Curio dachte einen Augenblick nach. Eigentlich war das Soll seines heutigen Gesprächs schon mehr als erfüllt: Er hatte einen Patron, es gab erste Planungen für den Einstieg in die lokale Politik und damit einen Schub für seine zukünftige Karriere. Damit konnte er hinter mehr Angelegenheiten einen Haken machen, die ursprünglich auf seiner Liste standen. Obwohl...


    Eine Kleinigkeit vielleicht noch, Pontifex: Glaubst du, Lysander hat genug Kapazitäten, um uns auch einen Kostenvoranschlag für unsere Hausbauplanungen zu erstellen? Es hapert im Moment nämlich noch an konkreten Vorstellungen zu den Kosten des Projekts, von denen aus wir dann weiterplanen müssten.


    Wenn erstmal die Kosten feststanden könnten überhaupt erstmal die wichtigsten Fragen geklärt werden: Konnten sie sich den Bau alleine leisten? Waren Darlehen notwendig? Wenn ja, wie viele? Gingen sie lieber doch dem Angebot nach, sich das Haus bauen zu lassen und mit einem Vorkaufsrecht einen späteren Ankauf ermöglichen?

    Dass Curio seine junge Discipula noch nicht sprachlos erlebt hatte, bestätigte ihm, dass sie immer noch Angst hatte. Allerdings fiel ihm auch auf, dass sie ebenso wie er den Marktplatz weiter beobachtete und offensichtlich ebenfalls nach Alpina sucht.


    Sie ist zusammen mit einem Bekannten von mir, dem Händler Fadius in eine andere Richtung gegangen. Vielleicht sind sie in eine der Nebenstraßen ausgekommen.


    Zumindest hoffte er das. Er kannte Fadius als durchsetzungsstarken Mann, der sich auch schonmal selbst gegen Diebe zur Wehr setzte. Aber in solchen Massen konnte alles passieren. Einige Augenblicke suchte Curio noch nach den Gesichtern von Fadius oder Alpina, als er jedoch nicht erfolgreich war, blickte er unschlüssig zu den Honoratioren vor der Curia. Wie sie wohl reagieren würden?

    Ja, sehr schön.


    antwortete Curio und gab sich sichtlich zufrieden, dass es doch so schnell vorwärts ging.


    Das wäre auch schon das unblutige Opfer, dass du ja schon kennst. Bei größeren Opfern ginge man nun zum blutigen Teil des Opfers. Normalerweise sind blutiger Opfer deutlich größer und mit mehr Aufwand verbunden. Dem Opfer voraus geht oft eine Prozession zum Tempel hin. Das ist dann ein großes Ereignis: Musiker spielen Instrumente usw. Unser Kult ist ja auch vor allem ein öffentlicher Kult. Anders als manche Kultgemeinden, die ihre Kulte hinter verschlossenen Türen durchführen.


    Das war auch ein Grundzug des Cultus, der schon fast trivial schien, aber dennoch von Curio nicht verschwiegen werden sollte.


    Nach der Prozession folgt das unblutige Opfer, so wie wir es grade durchgesprochen haben un schließlich das blutige Opfer. Da gibt es natürlich auch einige Dinge, die wir durchsprechen müssen. Zum Beispiel die Opfertiere. Was weißt du über deren Auswahl?