Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Es gab gute Neuigkeiten! Doch da sein Bruder ja erst vor kurzem zurückkehrt und deswegen sicher gut beschäftigt war, alles liegengebliebene aufzuarbeiten, entschied sich Curio nur dafür ein kurzes Schreiben aufzusetzen. Dieses überbrachte Curios Sklave Acanthos und gab es am Haupttor ab.


    Ad Centurio L. Helvetius Corvinus


    Iullus Curio fratro suo s.d.


    Mein lieber Bruder,


    es gibt überaus gute Neuigkeiten! Pontifex Duccius Verus hat mich als Klient aufgenommen. Gleichzeitig haben der Pontifex und ich über eine Kandidatur für das Amt des Magister Vici des Vicus Apollinensis bei den kommenden Wahlen gesprochen. Der Pontifex hat mir seine vollste Unterstützung für den Wahlkampf versichert, sodass ich kandidieren werde.


    Iullus Helvetius Curio


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    Das Zerren, Schieben und Drängen nahm mehr und mehr zu und es wurde immer schwerer für Curio und seine Discipula den kurzen Weg zum Capitol zurückzulegen. Curio merkte schnell, dass Silvana unruhig wurde und als sie schließlich ihre Angst auch in Worte fasst, zog Curio sie eng an sich heran und versuchte sie zu beruhigen.


    Es ist alles in Ordnung, Silvana. Die Leute haben auch Angst. Vor ganz vielen Sachen. Es wirkt fast so, als wollte jeder einzelne hier eine eigene Antwort von den Duumviri und den anderen Magistraten. Wir müssen jetzt nur schauen, dass wir zum Capitol kommen. Da haben wir dann auch wieder mehr Platz.


    versuchte er mit möglichst ruhiger Stimme jene ruhe auch auf seine Discipula zu übertragen. Ihm war dabei gar nicht aufgefallen, dass sie beide nun bereits zum Cognomen übergegangen waren. Kurz bevor sie dann die Stufen zum Capitol erreicht hatten, stellte sich jemand in ihren Weg. Curio blickte an dem bulligen Kerl hinauf, der etwas größer war als er. Es gibt immer Leute, die Streit suchen, ging es Curio durch den Kopf, doch wollte er sich darauf, grade mit seiner Discipula hinter ihm, nicht einlassen. Daher nahm er allen Mut zusammen und sprach mit möglichst schneidender Stimme.


    Wage es nicht, einem Priester des Apollo Grannus Mogon den Weg zum Tempel zu versperren!


    Dass es nicht der Tempel des Apollo war, auf den sie zusteuerten, und dass es auch jetzt grade niemanden gab, der diesen Anspruch hätte durchsetzen können, machte Curio zwar unsicher, ob diese Drohung Wirkung zeigen würde, der Kerl jedo blinzelte, blickte den Helvetier unentschlossen an und gab dann den Weg frei. Mit einem kurzen Blick zu seiner Discipula versicherte sich Curio, dass mit ihr alles in Ordnung war und hastete mit ihr darauf die Stufen hinauf, wo bereits Aedituus Iulianus Acco stand und sie zu sich winkte.


    Alles in Ordnung mit euch beiden?


    fragte er mit besorgtem Blick, der sich alsbald aufhellte als Curio bestätigend nickte. Der Helvetier musste zweimal tief durchatmen, bevor er antworten konnte.


    Ja, den Göttern sei Dank. Bei dir auch, Duccia?


    antwortete er und versuchte dann Fadius und Alpina zu erspähen, was aber ob der Menschenmenge auf dem Forum nahezu unmöglich schien.

    Wieder nickte Curio bestätigend und nahm zwei weitere Opfergeräte aus den Regalen, eine reich verzierte silberne Patera mit einer verschleierten Iuno und einen recht einfach gefertigten Gutus. Auch diese stellte er neben die Duccia auf den Tisch.


    Sehr richtig. Opfergaben wie Kuchen, Brot, aber auch Münzen werden meist einfach dargebracht. Trankopfer jedoch werden in der Regel in besonders dafür geschaffenen Geräten getätigt. Die beiden wichtigsten siehst du hier. Dies hier ist eine Patera, sie gehört auch insgesamt zu den wichtigsten Kultgeräten, da sie für verschiedenste Dinge genutzt werden. Einerseits werden Weinopfer mit ihr dargebracht, anderseits dient sie aber bei blutigen Opfern auch dazu, das Blut der Opfertiere aufzufangen. Dies hier wiederum ist ein Gutus. Mit ihm können Trankopfer sowohl vorsichtig geschüttet, als auch langsam getropft werden.


    Wieder gab er Silvana Zeit, sich die Kultgeräte anzuschauen und sie auch aufzunehmen. Grade bei den Paterae hielt er es für wichtig, auch ihr Gewicht einschätzen zu können, da diese ja auch bei den meisten Opfern zum Einsatz kam und Opferhelfer einfach wissen mussten, wie sie mit ihnen umzugehen hatten.


    Beim Opfergebet wiederum gibt es einige Dinge zu beachten. Zum Beispiel die Handhaltung. Immer bei Gebeten strecken wir die Arme nach vorne aus und richten die Handflächen nach oben. Zum Abschluss des Gebets wenden wir uns abschließend nach rechts ab.


    geriet Curio nun etwas ins Dozieren. Allerdings wollte er hier ja nicht in eine ellenlange Vorlesung abdriften.


    Das Gebet selbst hat dann auch eine bestimte Struktur oder Reihenfolge. Weißt du dazu etwas?

    Noch einige Zeit gingen die Diskussionen weiter, während sich das Forum mehr und mehr füllte. Auch die letzten Worte Silvanas hatten in der Umgebung, wo sie standen, nur dazu geführt, dass weiteres Gemurmel aufstieg und über den Platz wallte. Je länger es dauerte, dass jemand vor die Curia trat, umso unsinniger wurden die Gerüchte. Curio wunderte sich darüber, dass es dennoch ruhig blieb. Als sich dann jedoch die Tore der Curia öffnete, die beiden Duumvirn gefolgt von den übrigen Magistraten und schließlich den Decurionen heraustraten und der turische Duumvir das Wort ergriff wurde es schnell ruhig auf den Platz. Curio wandte sich dem Sprechenden zu und langsam aber sicher wurde es ruhiger auf dem Forum. Einzelne Lärmnester wurden durch beschwichtigendes Zischen beruhigt, sodass es, als die entscheidenden Worte fielen, erstaunlich ruhig war.


    Das Ende der kurzen Rede ließ zwar nicht die schlimmsten, sicher aber ganz immense Befürchtungen wahr werden: Der Kaiser war tot. Schon wieder. Das erste was Curio durch den Kopf ging, war die Angst davor, dass sein Bruder erneut in den Krieg ziehen müsste. Offenbar ging es einigen ähnlich, da es einen kurzen Moment der Stille gab, bevor unterschiedlichste Reaktionen kamen. An einigen Stellen erhob sich ein klagendes Stöhnen, ganz vorne kamen Rufe auf, wie es weitergehen sollte, wenige Einwohner drängten auf die Curia zu.


    Die Götter mögen uns beistehen!
    Wie geht es jetzt weiter, Turius?
    Wie ist er denn gestorben?
    Warum grade jetzt?!


    Curio seinerseits blieb einige Sekunden wie angewurzelt stehen, in denen ihm alles mögliche durch den Kopf ging. Als er sich dann gefangen hatte, blickte er zu Alpina und Silvana, wie sie diese Nachricht aufnahmen. Hoffentlich, so dachte er nur, bleibt hier alles ruhig. Währenddessen stellten sich er und der fadische Händler jeweils neben die beiden jungen Frauen, um sie schützen zu können, falls es in ihrer Nähe unruhig werden sollte. Allerdings gab es schon ein leichtes Gedränge in ihrer Ecke. Curio schürzte die Lippen.


    Wir müssen schauen, dass wir aus dem Gedränge rauskommen. Alpina, du bleibst bei Fadius. Duccia, wir versuchen zum Capitolium zu kommen.


    Curio wartete ab, ob es irgendwelche Widersprüche gab. Der Fadier hatte bereits mit einem Nicken zugestimmt, sodass Curios Blick nun auf den beiden jungen Frauen hin und her ging.

    Curio freute sich darüber, dass seine Idee zur Überprüfung der Larenschreinen an den Kreuzungen so gut ankam. Allerdings hatte er nicht gewusst, dass auch sein Patron bereits mit einem ähnlichen, wenn auch deutlich größerem Projekt für sich geworben hatte, sodass er interessiert zuhörte, um sich den einen oder anderen Hinweis zu eigen zu machen. Es bot sich ja auch an, ein Projekt zu bearbeiten, dass in der Nähe der eigentlichen Beschäftigung war. Wenn es dann noch als Aushängeschild für die ganze Stadt dienen, und damit sowohl in die Bevölkerung und den Stadtrat, als auch in den Cultus Deorum ausstrahlen könnte, umso besser. Das Angebot des Ducciers nahm er dabei natürlich nur allzu gerne an und schon zeigten sich dem Helvetier die Vorteile des Klientseins: Einzelkämpfer war er nämlich ab jetzt nicht mehr.


    Ich danke für dieses Angebot, Patron. Tagsüber trifft mich euer Architectus - wie heißt er im übrigen? - im Apollotempel an bzw. weiß man dort meistens, wo man mich sonst finden kann. Abends bin ich ansonsten in der Casa Atia anzutreffen. Dann können er und ich auch erste Begehungstermine für die Larenschreine vereinbaren.


    Allerdings zeigte sich für Curio auch die Schattenseiten seines Projekts. Einerseits könnte es ziemlich teuer werden, langsam wurde ihm also bewusst, dass Bauprojekte immer teuer waren, andererseits konnte es auch sein, dass sein erster Augenschein täuschte und der Großteil der Schreine doch in besserem Zustand waren, als er dachte. Dann würden sie das Projekt vielleicht nicht ganz verwerfen müssen, allerdings wäre es dann als einziges Projekt nicht ausreichen.


    Nach unserem nächsten Gespräch werde ich auch meine Kandidatur bei den Duumviri anmelden, damit ich bei den nächsten Wahlen zugelassen werde.


    wiederholte er dann bestätigend den Rat des Duccius. Wie lang sein Wahlkampf am Ende ausfallen würde, hing auch davon ab, wie früh er sich vor den Wahlen nächsten Wahlen aufstellen könnte. Allerdings hatte er dafür ja ab heute Zeit für.

    Dieses Mal erwiderte Curio das Lächeln, stand auf und holte eines der Weihrauchgefäße, die im Regal standen.


    Ganz genau. Das Weihrauchopfer bildet den Anfang so ziemlich jeden Opfers, denn damit machen wir die Götter sozusagen auf uns aufmerksam.


    bestätigte er die Antwort Silvanas und stellte dann das kleine Kästchen auf einen kleinen Beistelltisch nahe den beiden Stühlen.


    Das hier ist eine Acerra, in der der Weihrauch im Tempel gelagert wird. Hier haben wir eine recht künstlerisch gearbeitete mit einem Adlermotiv.


    Ein wirklich schönes Stück, dachte Curio, gab Silvana einige Augenblicke Zeit, sich das Gefäß anzuschauen und fuhr dann fort.


    Nun fahren wir aber fort mit unserem unblutigen Opfer. Du hast dir nun die Hände gereinigt und das Weihrauchopfer geleistet und damit die Götter auf dich aufmerksam gemacht. Wie würdest du nun weitermachen?

    Curio nickte. Natürlich ging es bei solchen Geschäften auch immer darum, das bestmögliche Ergebnis herauszuholen und andererseits auch entweder regelmäßige Einnahmen zu produzieren oder alternative Investitionsmöglichkeiten zu finden. Leider konnte Curio allerdings jetzt grade keine solche Möglichkeit nennen.


    Leider weiß ich im Moment niemanden. Aber ich bin ja regelmäßig auf dem Foren und den Märkten unterwegs. Da kann ich gerne die Augen und Ohren offen halten.


    Sollten sie sich am Ende tatsächlich auf all diese Lösungen einigen, wäre der Duccier wohl der erste, den Curio informieren würde. Schließlich wäre er ja in diesem Fall durch den Hausbau ohnehin enger mit den Ducciern verbunden. Nun kamen sie aber auch langsam zum Ende dieses ersten Sondierungsgesprächs. Aus Curios Sicht war dieses soweit schon ein Erfolg, da einerseits der Baugrund gesichert war und es mehrere alternative Möglichkeiten gab, wie sich der Hausbau letztlich gestalten könnte. Der Helvetier jedenfalls war zufrieden.


    Das werde ich tun, Procurator, und werde dann erneut mit dir Kontakt aufnehmen. Jedenfalls danke ich nochmal, dass du dieses Gespräch möglich gemacht hast.


    verteilte Curio nochmal Freundlichkeiten, zumal der Duccier ja auch schon zu erkennen gegeben hat, das Gespräch nicht mehr allzu lange andauern lassen zu wollen. Bestimmt hatte er noch einiges zu tun und Curio musste ja auch wieder zurück in den Tempel.

    Curios Gespür für politische Fragen war längst noch nicht so ausgereift, als dass er die kompletten Folgen politischen Handelns voraussagen konnte. Da brauchte er definitiv noch Übung und vor allem erste Erfahrungen. Als der Duccier dann eines jener Worte erwähnte, die offenbar beide verbindete, nämlich der gute Ruf, und dann auch noch mit den Aufzählung harter Arbeit und Fleiß fortfuhr, wusste Curio endgültig, dass er die vollkommen richtige Wahl getroffen hatte. Lieber langsamer, dafür aber ehrlicher Aufstieg, lieber eigenes Prestige, als Kungelei.


    Nun, meine finanziellen Möglichkeiten werden sich erstmal in Grenzen halten. Denn wie du vielleicht von deinem Vetter Duccius Marsus weißt, planen mein Bruder und ich derzeit auch den Bau einer Casa Helvetia


    Damit war der jährliche Census auch erstmal in weiter Ferne, denn auch wenn er ihn theoretisch von seinem Gehalt als Aedituus leisten könnte, würde doch erstmal alles Gesparte in die Hausbaukasse fließen müssen.


    Was meinen Wahlkampf angeht, habe ich mich in der letzten Zeit umgesehen und mir ist aufgefallen, dass die Schreine der Lares Compitales im Vicus Apollinaris teilweise in erbärmlichem Zustand sind. Offenbar hat sich lange Zeit niemand darum gekümmert. Eine Reinigung und Ausbesserung, bei Bedarf auch Renovierung, der Schreine an den zentralen Knotenpunkten würde sich anbieten. Dies würde nicht nur der Verehrung der Laren zugute kommen, sondern auch dem städtischen Prestige nutzen, da die Schreine ja auch ein gewisses Aushängeschild der Stadt sind.


    Dafür könnte sowohl selber tätig werden, als auch den einen oder anderen Helfer für mobilisieren. Eine weiterer Vorteil dieses Vorhabens war es, dass Curio damit auch seine Zugehörigkeit zum städtischen Cultus Deorum unterstreichen könnte. Curio griff nun zu seinem Becher und trank wieder einen Schluck. Mit großen, konzentrierten Augen wartete er dann darauf, was der Pontifex von diesem Vorhaben hielt und ob er vielleicht sogar Hinweise auf die Umsetzung geben könnte.

    Nach dem Händedruck setzte sich Curio wieder und hörte den Ausführungen seines neuen Patrons aufmerksam zu. Der erste Teil seiner Rede behandelte die Formalitäten des Patronatsverhältnisses. Zweimal die Woche sollte Curio zur Salutatio kommen. Soweit er wusste war das eine gute Lösung, zumal andere Klienten auch schon mal täglich zur Salutatio ihres Patrons erscheinen mussten. Auch die übrigen Ausführungen seines neuen Patrons bestätigten Curio, dass er die richtige Wahl getroffen hatte. Zwischendurch hatte er daher immer zustimmen oder verstehend genickt, bevor er dann auch das Wort ergriff.


    Natürlich werde ich alle Gespräche hier vertraulich behandeln.


    bestätigte Curio daher den letzten Satz des Pontifex, leistete ebenso ein Trankopfer, und trank dann auch endlich selber einen Schluck. Das war allerdings auch Zeit, da seine Kehle nun mittlerweile schon unangenehm trocken geworden war.


    Ein weiterer Aufstieg im Cultus Deorum derweil war ja ohnehin mit gewissen Vorraussetzungen verknüpft, denn anderes als in anderen Verwaltungszweigen gab es ja im Cultus keine Zwischenstufe, die man ohne weiteres Engagement erreichen konnte. Curio wusste das, da er ja auch während seiner Ausbildung unmittelbar danach gefragt hatte. Dass daher ein Aufstieg im CD noch in weiter Ferne lag, war für Curio klar. Als sein Patron dann auf die politischen Ambitionen zu sprechen kam, war erneut klar, dass Curio richtig gewählt hatte. Es war nämlich, trotz aller Bescheidenheit, nicht in Curios Interesse, dass er den langen Weg zum Ordo decurionum ging und wartete, dass man ihn aus seiner Beschäftigung als Aedituus allein in den Ordo aufnahm, sondern dass dafür auch der eine oder andere Wahlkampf notwendig werden würde und er sich auch politisch engagieren wollte, um die Wartezeit zumindest ein bisschen abzukürzen.


    Politische Ambitionen sind defintiv vorhanden. Allerdings bestünde von meiner Seite die Frage, inwieweit ich aus deiner Sicht erstmal als Magister Vici kandidieren sollte oder auch eine direkte Aufnahme in den Ordo möglich wäre.


    Ersteres wäre mit politischem Engagement und Wahlkampf verbunden, den Curio schon für die nächsten Wahlen eingeplant hatte, zweiteres wäre wohl der schnellere Weg, das hieße aber auch, dass er sich vorher schon einen gewissen Ruf gemacht haben müsste, um im Orde auch einigermaßen ernstgenommen zu werden. Beides würde wiederum den Ducciern eine nahezu komplett sichere Stimme verschaffen, wenn sie auch im ersteren Fall nur vorübergehend wäre.

    Am Ende waren es weniger Worte, als Curio erwartet hatte. Eigentlich fiel ihm sogar auf, dass er selber mehr Worte gemacht hatte, als der Duccier. Doch lief es nicht genauso, wenn man sich selbst aufstellen und für sich werben wollte? Offenbar hatte sich Curio aber gut verkauft, denn es war vom Duccier kein Nein zu hören. Ganz im Gegenteil war es sogar ein mehr oder weniger deutliches Ja. Was Curio jedoch überraschte war, dass der Duccier offenbar noch keine Klienten hatte, was mit Blick auf seinen bisherigen Werdegang dann doch ungewöhnlich war. Aber was solls, auch hier war dann wohl, ebenso wie bei Curio und Silvana, gemeinsames Lernen möglich. Curios Gesicht jedenfalls hellte sich auf. Sodann tat er es dem Duccius gleich, erhob sich und reichte ihm die Hand.


    Ja, das möchte ich. Und ich freue mich, dass du mich als Klient aufnimmst.


    antwortete Curio entsprechend gut gelaunt, aber dennoch so ernsthaft, wie es der Augenblick gebot.


    Sim-Off:

    bestätigt

    Curio setzte sich auf den ihm angebotenen Platz und nahm den Becher mit dem Würzwein ab. Der angenehme Geruch kroch ihm in die Nase und ließ Curio etwas entspannen. Die anerkennenden Blick und zufriedenen Kommentare des Ducciers zur Ausbildung seiner Tochter unterstützen dies. Doch trank er noch nicht, zumal er, wenn alles nach seinen Vorstellungen lief, auch noch etwas für ein Trankopfer brauchte. Allerdings war dazu noch einiges an Arbeit notwendig.


    Nun, Pontifex, meine Entscheidung ruht vor allem auf zwei Säulen. Einerseits bewudere ich, wie gesagt, deine Bemühungen um ein friedliches Miteinander der Völker in unserer Stadt und möchte diese Ideen auch meinerseis fortführen. Da ich glaube, dass ich dies am besten dann kann, wenn ich in enger Verbindung zu dir stehe, glaube ich, dass ein Patronat eine gut Lösung dafür wäre.


    Dies war seine erste Motivation. Tatsächlich lebte er ja auch schon in einem solchen multikulturellen Haushalt. Seine Mitbewohnerin kam aus Raetia, seine Discipula hatte germanische Wurzeln und regelmäßig kamen Kelten in den Tempel und Apollo besonders als Grannus zu opfern. Tatsächlich, so war Curio überzeugt, führte an einem friedlichen und respektvollen Miteinander der Völker nichts vorbei.


    Andererseits glaube ich, mit Blick auf deinen Werdegang, dass ich besser bei einem Patron aufgehoben bin, der einen ähnlichen Lebensweg hatte, wie ich ihn mir für mich vorstelle. Daher gehe ich davon aus, dass du meinem weiteren Weg eher nachvollziehen kannst, als die anderen beiden Pontifices.


    Natürlich hatte sich Curio vor dem Gespräch über den Werdegang des Duccius erkundigt und auch wenn er keine Ernennungsurkunde zum Discipulus gefunden hatte, waren ihm die Ernennungen zum Aedituus, zum Decurio und Magistratus und später zum Pontifex bekannt. Allerdings hatte Curio auch gehört, dass der Duccier seine Ausbildung in Italia abgeschlossen hatte.

    Curio nickte bestätigend nach der ersten Antwort, oder besser der Antwortfrage seiner Schülerin.


    Nicht so zurückhaltend, Duccia. Denn die Antwort ist vollkommen richtig. Mit der Reinigung säubern wir unser Äußeres und symbolisch auch unser Inneres, damit wir ordentlich vor die Götter treten.


    Die nächste Antwort wiederum war bezog sich zwar nicht direkt auf seine eigentliche Frage, doch hakte Silvana mit ihrer Antwort einen Themenkomplex ab, der problemlos auch in die jetzige Phase der Lektion passte. Als sich jedoch abzeichnete, dass seine Frage überhaupt nicht beantwortet wurde, kneifte Curio seine Augen leicht zusammen und ein Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht.


    Deine Ausführungen sind natürlich richtig, Duccia, doch beantworten sie keineswegs meine Frage. Da wir aber bereits bei diesem Thema sind, möchte ich noch ein paar kleine Ergänzungen vornehmen: Neben den Laren der Familien und Häuser gibt es natürlich auch Laren der Straßen, der Wegkreuzungen, Städte und Vici haben ihre eigenen Laren, eigentlich gibt es Laren für alle möglichen Bereiche.


    begann er und deutete nun auf einen der Stühle, die bereit gestellt worden waren, während er sich auf den anderen setzte.


    Dann hat natürlich auch jeder Mensch einen eigenen Schutzgeist, bei den Männern sind das die Genii, jede Frau hat ihre eigene Iuno. Von besonderer Bedeutung für den Staatskult ist der Genius des Kaisers, der auch besonders verehrt wird. Wir haben dafür das Augustalium.


    Damit waren auch die individuellen Geistwesen abgehakt. Blieben noch die Unterweltsgeistwesen, mit denen sich Curio ja aus gewissen Gründen näher beschäftigt hatte. Ob er das jedoch auch an seine Discipula weitergeben sollte? Er zögerte kurz, blickte auf die Opferhilfsmittel, die ordentlich in den Regalen standen und nach ihrem Zweck und ihren Motiven sortiert waren. Er entschied sich dagegen, da die jeweiligen Geschichten schon für ihn reichlich belastend waren, und schaute wieder zu seiner Discipula.


    Wo waren wir?


    fragte er mit einem kurzen Stirnrunzeln, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Lektion.


    Ach so. Bei der Struktur. Die Waschung am Anfang haben wir grade schon behandelt. Normalerweise folgt nach der Waschung ein Weihrauchopfer. Weißt du wozu dieses gut ist?

    Als der Duccier das Zimmer betrat, erhob sich Curio und ging auf ihn zu.


    Salve, Pontifex. Vielen Dank, dass du mich empfängst.


    antwortete er auf die Begrüßung und auch auf die ersten Fragen, schüttelte dann aber lächelnd den Kopf.


    Mit der Ausbildung deiner Tochter läuft alles bestens. Sie macht sich sehr gut und ich glaube, dass sie auch Schritt für Schritt an die Durchführung blutiger Opfer herangeführt werden kann. Allerdings hat sie mich bislang noch nicht gesagt, ob sie sich bereits für eine Gottheit entschieden hat, das hat aber ja auch noch ein bisschen Zeit.


    Schließlich konnte ja nicht jeder so schnellentschlossen, wie Curio, der sich ja schon vor Beginn seiner Ausbildung für Apollo entschieden hatte. Dass ihm das der Stadtpatron sogleich bei seinem Einführungsopfer mit einem guten Zeichen für seine Zukunft gedankt hatte, war für Curio umso erfreulicher gewesen, setzte ihn aber nicht in einen Zugzwang, Silvana in aller Schnelle auf eine Gottheit hin auszurichten.


    Vielmehr komme ich aus einem anderen, persönlichen Grund. Wenn du mit meinem ehemaligen Lehrer Livianus Pythermon gesprochen hast, weißt du sicherlich, dass ich mir auf längere Sicht auch einen weiteren Aufstieg in der lokalen Hierachie vorgenommen habe.


    begann Curio zuerst mit seinen eigenen Aspirationen. Der Aufstieg auf die nächste Stufe wäre aber nicht so einfach, einmal müsste er sich auch weiterhin als vetrauenswürdiger Priester profilieren und zum zweiten bräuchte er einen Sitz im Ordo decurionum, bevor er überhaupt als Pontifes in Frage kam. Dass natürlich auch erstmal ein Sitz im Collegium freiwerden musste, war dementgegen auf längere Sicht gar nicht so abwegig, bedachte man, dass der Ranier auch nicht mehr der jüngste war und es den Petronier, wollte er den Gerüchten glauben, wieder zurück zu den Adlern zog.


    Im Gegenzug bewundere ich, dass du dich so sehr auch für die anderen Kulte einsetzt und für ein friedliches Miteinander zwischen den Völkern eintrittst. Auch ich glaube, dass wir hier in Germania nur dann friedlich zusammenleben können, wenn wir in stetigem Austausch stehen und nicht voreinander die Augen verschließen. Es freut mich dabei umso mehr, dass die Ausbildung deiner Tochter mit den einen oder anderen Einblick in die germanischen Riten ermöglicht, den ich gerne auch selbst vertiefen möchte.


    Curio atmete einmal tief durch, bevor er die entscheidende Bitte aussprach. Gleichzeitig entstand dadurch jene bedeutungsträchtige Pause, die in solchen Situationen immer entstand, sodass sich der Duccier vielleicht sogar denken könnte, welcher Satz nun folgen würden.


    Daher möchte ich mich gerne unter dein Patronat stellen und möchte dich fragen, ob du mich in deine Klientel aufnehmen würdest.


    Er hatte seine Bitte ausgesprochen, atmete nochmal tief durch und erwartete nun die Antwort des Ducciers.

    Im Kaminzimmer angekommen, setzte sich Curio, wie ihn der Vilicus aufgefordert hatte, auf einen der Plätze und wartete. Seltsam, dass man ihn hier so alleine warten ließ, aber offenbar war das auch so eine Marotte Albins. Curio jedenfalls fühlte sich damit weder wohl noch unwohl, sondern nahm es einfach so hin, während er seinen Blick auf der Tür ruhen ließ, durch die er den Raum grade betreten hatte.

    Erneut stand Curio nun vor dem großen Tor der Villa Duccia. Mittlerweile kannte er den Weg schon gut, war er doch schon mehrfach hier gewesen. Heute ging es aber mal wieder um eine Entscheidung, die wohl vor allem seine Zukunft und sein gesellschaftliches Vorankommen beeinflussen würde. Er wollte sich unter das Patronat des duccischen Pontifex stellen. Eine solche Entscheidung wollte natürlich immer gut durchdacht sein, nach den jüngsten Vorkommnissen und in Absprache mit seinem Bruder war die Entscheidung nun endgültig.


    Am Tor angekommen klopfte Curio nun kräftig dagegen.


    KLOPF KLOPF

    Gut, dann hatte er es richtig in Erinnerung, dass die Erfahrung Silvanas mit Opfern noch recht klein waren. Allerdings hatte sie ja sicherlich einige Grundlagen beobachtet, die bei allen Opfern gleich waren.


    Mhm, richtig. Weißt du denn warum es wichtig ist, dass wir uns bei allen Ritualen und Opfern vorher die Hände waschen?


    fragte er dann erstmal grundsätzlich und setzte auch noch etwas nach.


    Vielleicht denkst du mal an diese kleinen Opfer zurück, die wir als unblutige Opfer bezeichnen. Was ist dir zur Struktur des Opfer noch in Erinnerung?

    Salve, Duccia Silvana.


    grüßte Curio seine Schülerin ebenso förmlich zurück. Als sie nun aber ihrerseits die Nachricht bestätigte, dass offenbar irgendwas schwerwiegendes vorgefallen sein musste, schaute er mit gerunzelter Stirn zum Eingang der Curia, wo sich noch nichts tat.


    Leider weiß ich auch nicht viel mehr. Bislang ist noch niemand der Stadtverwaltung herausgekommen.

    Auch Curio kam nun mit jedem Wort seiner Schülerin zurück in seine Lehrerrolle. Ihre Antwort quittierte er wieder mit einem Nicken.


    Sehr richtig. Zudem wirst du Aeditua gleichzeitig Expertin auf diesem Gebiet und Beraterin für all jene sein, die die Kulthandlungen durchführen wollen. Daher sind wir nun hier. Das Capitolium als größter Tempel der Stadt verfügt deswegen über die größte Sammlung von Kultgeräten. Doch vielleicht noch ein paar Fragen: Wenn ich mich recht erinnere hast du vor allem Erfahrung im Privatkult und bei unblutigen Opfern, ist das richtig?


    ließ sich Curio erstmal den Stand seiner Discipula erläutern.


    Vielleicht erkennst du ja auch das eine oder andere Gerät aus diesem Bereich hier wieder?

    Als auch Alpina dazukam und sich durch die murmelnde und tuschelnde Menschenmenge zu Curio und dem fadischen Händler durchschob und nach dem Grund der Menschenmenge fragte, konnte er nur mit den Schultern zucken.


    Eigentlich weiß man hier gar nichts. Sicher ist nur, dass die Decurionen am Morgen zu einer wichtigen Sitzung einberufen worden waren. Einige sagten sogar, dass die städtischen Boten einige von ihnen förmlich aus dem Bett geschmissen hätten.


    gab Curio sein lückenhaftes und ausschließlich auf Gerüchten gestütztes Halbwissen an Alpina weiter. Ein Blick zu den übrigen Leuten bestätigte, dass sich auch weiterhin zahlreiche Gerüchte entstanden, sich verbreiteten und dann wieder verebbten.