Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Curio folgte seinem Bruder, als dieser sich in Richtung Stadtzentrum in Bewegung setzte. Dabei wunderte er sich, dass er nicht den zügigen Militärschritt ging, den ihr Vater immer zu gehen pflegte und bei dem man trotz guter Kondition Mühe hatte, mitzuhalten. Als Corvinus dann die Begegnung kommetierte, errötete Curio leicht. Aus seinem Munde klang das so, als wäre das eine bestimmte Masche, junge Frauen kennenzulernen. Dem war aber natürlich nicht so, denn der Zusammenstoß war ja für beide recht unangenehm gewesen und auch das danach folgende kurze Gespräch weitgehend unangenehm. Freundlich, aber unangenehm.


    Hmm... Ich hatte halt den Blick auf den Marktstand einer Händlervereinigung und nicht auf die Leute um mich rum. Und dann... ja, stand da plötzlich diese Susina Alpina...


    versuchte sich Curio zu rechtfertigen, doch machte das die ganze Situation auch nicht besser. Ganz im Gegenteil würde das seinem Bruder nur noch weitere Munition verschaffen und grade jetzt unterstrich Corvinus mit der gewohnten brüderlichen Kopfnuss, dass er noch längst nicht fertig mit dem Thema sein würde, könnte er nur weiteren Stoff bekommen. Auch bezüglich dieser Händlervereinigung war sich Curio nicht sicher, hatte er nur unter dem gleichen Logo, zwei Götterfiguren, eine davon Mercurius, was naheliegend war, die andere diese germanischen Venusverkörperung, zahlreiche verschiedene Waren gesehen, die darauf hinwiesen, dass dort mehr als ein Händler seine Waren anbot.


    Jedenfalls bot sich ihm mit dem stockenden Bericht seines Bruders über die Beziehung zwischen den beiden, die nun endlich auch mal zur Sprache kam, die Möglichkeit, den Spieß umzudrehen. Doch kaum hatte sein Bruder geendet zeigten sich Sorgenfalten auf Curios Gesicht. Eine wichtige Medizin? Verfolgten seinen Bruder etwa neben den Verletzungen auch noch ernsthafte Krankheiten aus dem Süden hierher? Die Narben konnte man ja wenigstens behandeln und zeugten in der Regel davon, dass dabei keine lebensgefährlichen Verletzungen zugefügt wurden, sofern der Verletzte noch lebte. Aber eine andere Krankheit des Körpers war vielleicht sogar lebensgefährlich, ohne dass direkt auffiel, dass das Gegenüber krank war.


    Eine wichtige Medizin? Bist du denn ernsthaft krank?


    fragte er daher ohne weitere Umschweife und ohne groß drumrum zu reden. Wenn sein Bruder schon krank war und er das vielleicht sogar vor den Eltern verheimlichte, wollte Curio wenigstens Bescheid wissen. Schließlich war er jetzt hier und nicht auf dem Weingut und war auch auf seinen Bruder angewiesen, solange er sowohl finanziell, als auch gesellschaftlich nicht auf eigenen Füßen stehen konnte. Und da wollte Curio auch wissen, wenn es seinem Bruder nicht gutging und vielleicht sogar etwas daran ändern konnte.

    Curio nickte stolz. Er hatte so viel in den zwei Tagen geschafft, wie er sich vor einigen Tagen kaum hatte ausmalen konnte. Die abseits liegenden Tempel müsste er zwar noch nachholen, aber dafür würde sich auch noch eine Gelegenheit ergeben, zumal er ja jetzt erstmal in Mogontiacum leben würde. Es sei denn, sein Vater käme auf die Idee, ihn doch zurück aufs Weingut zu beordern, was er aber zum jetzigen Zeitpunkt für augegeschlossen hielt.


    Als Corvinus dann auf Alpina zu sprechen kam, war Curio etwas verwirrt. Was hatte er grade gesagt? Ich? Mich? Kurz schweifte sein Blick ab, dann schüttelte er den Kopf, kräuselte die Stirn und konzentrierte sich wieder, um die Geschichte korrekt zusammenzubekommen.


    Na ja, wir sind in der Basilica... zusammengestoßen. Und da sprach... sie mich auf dich an. Sie erzählte, dass du bei ihr Stammkunde bist und dass... ich sie an dich erinnere.


    Wieder überlegte Curio kurz, nickte dann bestätigend und schaute wieder zu seinem Bruder. So war es richtig. Irgendwie hatte ihn die ganze Begegnung mit Alpina durcheinander gebracht, was offenbar bis jetzt nachwirkte. Anders konnte sich Curio die Unsicherheit bei der Geschichte jedenfalls nicht erklären. Allerdings war ihm dabei nicht aufgefallen, dass auch Corvinus die mögliche Beziehung der beiden nicht näher charakterisiert hatte. Ja, ein bisschen war Curio von seiner eigentlichen Intention, mehr darüber zu erfahren abgelenkt worden.

    Curio musste dann doch noch etwas warten. Vermutlich war seinem Bruder noch irgendeine Verpflichtung für seine Centurie oder ein Termin bei den Offizieren dazwischen gekommen. Daher beobachtete Curio wieder die Menschen um das Tor und auf der Straße. In unregelmäßigen Abständen trat jemand an die Torwachen heran, wurden an den diensthabenden Optio verwiesen, der sich jeweils kurz mit den Anfragenden unterhielt und diese dann entweder einließ oder einen Legionär ins Castellum vorschickte, um mögliche Fragen zu klären.


    Mit etwas Verspätung erschien sein Bruder dann aber, unterhielt sich kurz mit dem Optio, der Haltung annahm und dann nickte, und kam dann auf Curio zu.


    Grüß dich, Lucius. Ja, ich habe viel gesehen, darunter die Basilica und das Forum und habe es auch teilweise in die äußeren Vici geschafft. Auch habe ich mir schonmal viele Tempel und Schreine angeschaut, wobei ich leider die weiter abseits liegenden, wie den des Mars Leucetius, auslassen musste. Gestern war ich dann noch in den Thermen.


    beantwortete Curio die Frage seines Bruders, wobei ihm dann aber auch noch die Begegnung mit Alpina einfiel. Er überlegte kurz, ob er sie vorbringen sollte und entschied sich einfach mal dafür.


    Außerdem habe ich vorgestern in den Markthallen eine junge Frau getroffen, die ich auf dich angesprochen hat. Eine Susinna Alpina?


    Curio schaute seinen Bruder interessiert an. Die konkrete Beziehung der beiden war Curio ja immer noch unklar, zumal sie seinen Bruder bei seinem Cognomen genannt hatte.

    An seinem vierten Tag in Mogontiacum kam Curio wie mit seinem Bruder abgesprochen um die Mittagszeit zur Porta des Castellums. Er blickte sich um, ob er Lucius schon irgendwo sehen konnte, was jedoch noch nicht der Fall war. Allerdings konnte es auch sein, dass er ihn übersah, da vor dem Tor wieder viel los war. Daher stellte er sich ungefähr an jene Stelle, an der er schon beim letzten Mal auf ihn gewartet hatte, blickte sich nochmal um und schaute dann zum Tor.

    Auch den zweiten Tag hatte Curio hinter sich gebracht und wieder viel geschafft. Ein Besuch des Vicus Salutaris mit dem Militärhafen der Classis Germanica dem Sacellum des Mercurius und der bekannten Iupitter-Säule. Ein interessanter und vielseitiger Vicus, wie Curio gedacht hatte. Danach führte insein Weg über die eindruckvolle Brücke über den Rhenus in den Vicus Mattiacorum. Besonders er Gang über den Rhenus war natürlich schon ein besonderes Erlebnis, zumales über dei große Brücke ging, die doch letztlich zu den wichtigsten Verbindungen zwischen der linken und der rechten Rhenusseits gehörte. Im Vicus selbst hatte Curio den Bellona-Tempel besucht. Dort kam er mit einem jungen Discipulus ins Gespräch, dem er von seinen Plänen zum Eintritt in den Cultus Deorum erzählte. Der junge Discipulus hatte interessiert zugehört und ebenfalls - wie nun schon sein Bruder und die junge Frau Alpina - auf den Pontifex Petronius verwiesen. Dadurch war die Spannung Curios natürlich nochmal angestiegen, zumal er dem Petronier ja nun wahrscheinlich am nächsten Tag persönlich treffen würde.


    Den Rest des Tages hatte Curio dann in den Thermen des Iulianus verbracht, wo er sich entspannen und säubern konnte, aber auch einige Bahnen im Schwimmbecken ziehen konnte. Irgendwie war er interessiert daran, seinen Körper fit zu halten und Curio überlegte kurz, wie sehr die Erziehung seines Vaters dazu beigetragen hatte. Jedenfalls war der junge Helvetier froh, sich am Abend wieder ins Bett zu legen, natürlich nicht ohne vorher nochmal kurz in seine Schatzkiste zu schauen. Der nächste Tag würde wieder viele Neuheiten bereithalten und Curio war sehr gespannt darauf, was sich dabei alles ergeben würde.

    Den Heißbadebereich ließ Curio aus und ging direkt ins Frigidarium. Das kalte Wasser erfrischte und Curio tauchte, da das Becken nicht allzu voll war, auch mehrere Male mit dem Kopf unter, bevor sich das Becken wieder füllte. Danach kam er mit einem jungen Mann ins Gespräch, der ihm erzählte, dass er Angestellter in einer der Horreae am Hafen sei. Nach einem kurzen Small Talk über Pläne und Vorstellungen der beiden und dem Tipp des jungen Mannes, mal einen Spaziergang am Rhenus zu machen, nahm Curio gerne an, bevor er das Becken verließ und sich dem Schwimmbecken zuwandte, dort einstieg und ein paar Bahnen schwamm. Das Schwimmen hatte er von seinem Vater und einem seiner Veteranenfreunde gelernt. Irgendwann würde ihm das schon nutzen, war das Motto, mit dem sein Vater ihm das gelehrt hatte.


    Nach dem Schwimmen fühlte sich Curio wieder frischer - und vor allem sauberer. Sodass er am nächsten Tag in angemessener Form mit seinem Bruder vor den Pontifex treten könnte. Nach ungefähr zwei Stunden verließ Curio dann die Thermen wieder und ging zurück zur Taberna Silva Nigra.

    Es wurde auch langsam mal Zeit, dass Curio sich in den Thermen mal wieder gründlich reinigte. Da er für den Rest des Nachmittags auch nichts mehr vor hatte, konnte er sich alle Zeit der Welt lassen. So zog er sich in aller Ruhe in den Umkleideräumen aus und trat dann in den Warmwasserbereich, wo er sich in das Becken gleiten ließ. Er genoss das warme Wasser, lehnte sich an den Beckenrand und war einen Blick auf die Bilder an der Decke. Kunstvoll gefertigt zeigte das Bild eine Szene aus dem Leben des Iulianus. Sodann schloss er die Augen und ließ seinen Körper dann etwas im Wasser treiben.

    Als Curio am Abend zurück in sein Zimmer kam, hatte er seinen ersten kompletten Tag in Mogontiacum verbracht. Dafür, dass er alleine unterwegs war und alle Wege zu Fuß hatte zurücklegen müssen, war der Tag doch recht entspannt verlaufen. Nach einem Besuch bei dem Pelzhändler Othmar war er einer netten jungen Frau begegnet, die eine Freundin seines Bruders Lucius war und die ihn auch eingeladen hatte, sie in ihrer Taberna Medica aufzusuchen, wenn er Neuigkeiten zu seinen Plänen hatte, in den Cultus Deorum einzutreten. Danach hatte er sich vor allem die Tempel im Stadtinnern vorgenommen: Den großen Apollo-Grannus-Mogon-Tempel, den Tempel der kapitolinischen Trias, den Tempel der Isis und der Magna Maga, den Tempel des Augustus mit der großen Platte, auf dem der Ius Iurandum für die Mitglieder des Cultus Deorum zu zu finden war und vor dem die angehenden Priester ihren Eid ableisten mussten und schließlich den Mars-Tempel nahe des Kastells.


    Im Anschluss an diesen ersten groben Überblick hatte er sich zum Portus begeben, wo er vor allem Handelsschiffe gesehen hatte, die ihre Waren ausluden und in die angrenzenden Horreae transportierten bzw. zu den Tabernae der Ladenbesitzer. Ob Wolle, bereits gewebte Stoffe, Lebensmittel, Leder, alles war dort zu finden. Auch war der Vicus auch bekannt für die Matrosentaberna, in der die grobschlachtigen Seeleute saßen, dem Glücksspiel frönten und mit leichten Mädchen in den Lupanaren verschwanden.


    Da er zu diesem Zeitpunkt bereits den Weg Richtung Süden eingeschlagen hatte, hatte er sich noch auf den Weg Richtung Vicus Victora, wobei er immer darauf achtete, dass vor oder nach ihm Menschen liefen, die nicht nach Wegelagerern aussahen. Auf dem Weg dorthin machte er kurze Zwischenstopps beim Cenotaph des großen Drusus, dessen ruhmreiche Geschichten Curio nicht nur von seinem Vater, sondern auch von dem alten Maiordomus des Weinguts gehört hatte, sowie beim Theatrum der Stadt. Im Vicus Victoria hatte er dann noch abschließend das Sacellum Bonus Eventi besucht und in einer Taberna etwas gegessen, um sich dann zurück Richtung Stadtkern zu begeben.


    Der ganze Spaziergang war in lockerem Tempo innerhalb eines Tages geschafft, sodass er jetzt, zurück in seinem Zimmer recht zufrieden mit dem, was er geschafft hatte. Zwar er noch nicht alles gesehen, vor allem nicht den Vicus Salutaris mit dem Militärhafen, dem Sacellum des Mercurius sowie der Iupitter-Säule, und die Brücke über den Rhenus, die zum Vicus Mattiacorum führte, wo sich noch der Tempel der Bellona befand. Das stand morgen auf dem Programm, bevor dann den Rest des Tages in den Thermen verbringen würde.


    Doch jetzt taten Curio erstmal die Füße weh und er war froh, dass er sich auf dem Bett hochlegen konnte.


    Der erste Tag war geschafft und der zweite Tag stand an, bevor er dann am dritten Tag gemeinsam mit seinem Bruder den petronischen Pontifex und vielleicht auch die mögliche neue Unterkunft aufsuchen würde.

    In der ersten Nacht hatte Curio geschlafen wie ein Stein. Es gab kein wildes Gestöhne aus dem Nachbarzimmer und es wuselten auch keine hässlichen Tiere über den Boden, sodass Curio nicht immer wieder aufwachte. So schließ Curio wie in Morpheus Armen, bis ihm am nächsten Morgen das Klappern der Marktkarren auf der Straße vor der Taberna weckte. Offenbar bereiteten die Händler wieder ihre Stände vor und Lärm ließ sich dabei bekanntlich nicht vermeiden.


    Curio stand auf und streckte sich erstmal kräftig, bevor er dann zu seiner eigenen Verwunderung anfing, kleinere Dehnübungen zu machen. Während der Reise hatte es sich nie angeboten, doch war er jetzt offenbar wieder in den alten Automatismus verfallen. Einige Augenblicke hielt Curio inne, doch dann kam ihm dieser Satz von Iuvenalis in den Sinn: Mens sana in corpore sano... Da war sicherlich was dran. Und auch, wenn er die Übungen vor allem auf Drängen seines Vaters gemacht hatte, sah er jetzt keinen Vernüftigen Grund, nur deswegen damit aufzuhören. So fuhr er mit ein paar Übungen fort, bevor ihm auffiel, dass er nun schon über einen ganzen Tag nicht nach seiner kleinen Schatzkiste geschaut hatte.


    In zwei kurzen Schritten durchquerte er den Raum zur Kommode, holte seine Tasche und aus dieser die kleine hölzerne Kiste heraus und schaute - wie er es jeden Tag mindestens einmal tat (oder besser tun wollte) - ob noch alles da war. Die kleinen Statuetten von Saturnus und Mercurius, einige weitere kleine Habseligkeiten und vor allem die Locke seiner Mutter. Nach einem kurzen Nicken atmete einmal tief ein und aus, schloss die Kiste und legte sie gemeinsam mit der Tasche zurück in die Kommode.


    Nachdem er sich zudem noch etwas mit dem Wasser aus der Wasserschale gewaschen hatte, was zugegebenermaßen recht kurz ausfiel und ihn daran erinnerte, dass er dringend zu den Thermen musste, um sich nach der Reise wieder gründlich zu reinigen und zu entspannen, und ging dann zum Ientaculum hinunter in den Wirtsraum. Dies fiel allerdings nur sehr kurz aus, eine Scheibe Brot einen Becher Wasser, da er sich vor allem mit dem Wirt unterhielt, um sich ein kleines Stadtbesichtigungsprogramm zusammenzustellen. Auch dies war innerhalb kürzester Zeit erledigt, da der Wirt eher schweigsam war und nur einige wichtige Sehenswürdigkeiten, darunter vor allem auf Curio Drängen hin die wichtigsten städtischen Tempel, und den Weg zu diesen darlegte, bevor sich Curio dann auf den Weg machte. Das erste Ziel war das Forum, wo er sich nochmal vom Händler Othmar und seinen Begleitern bedanken wollte. Die Basilica direkt daneben wollte er natürlich auch kennen lernen, bevor er dann die Tempel innerhalb der Stadtmauern besuchen würde.

    Curio nickte und versuchte sich den Namen der Taberna Medica und der Casa schnell zu merken.


    Ja, ich werde mich bemühen, vorbeizukommen. Aber jetzt möchte ich dich auch nicht weiter aufhalten. Vale.


    verabschiedete sich Curio daher und machte sich dann ebenfalls wieder auf seinen Weg, erstmal aufs Forum und dann in Richtung des ersten Tempels.

    Zumindest für die nächsten zwei Nächste würde dieses Zimmer die Unterkunft von Curio sein. Der Raum war deutlich besser ausgestattet, als jene, die er in Noviomagus uns Borbetomagus bewohnt hatte, und insgesamt in einem guten Zustand für eine Tabera. Offensichtlich wurden die Zimmer hier regelmäßig gereinigt - was nicht unbedingt die Regel war - und es gab ein Fenster zur Straße, einen Tisch mit Stuhl, eine kleine Kommode, in die er seine Sachen legen konnte und einen Nachttopf. Auch das Bett war in einem guten Zustand.


    Nachdem Curio dann seine Sachen in die Kommode gelegt und sich etwas aus der Schale ins Gesicht geworfen hatte, legte er sich erstmal aufs Bett und schloss die Augen. Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf, angefangen bei seinem Vater, den alten Primus Pilus, der jetzt wohl wieder auf den Weinbergen war, seine Mutter, die sich bestimmt um seine kleine Schwester kümmerte, die vielen Pächter, darunter viele Veteranen der Secunda. Dann ging es weiter mit seiner Zukunft. Würde er eine Anstellung in einem der Tempel bekommen? Mit wem würde er es dort zu tun bekommen? Was für ein Mensch war der Pontifex Petronius, von dem sein Bruder gesprochen? Und welche Unterkunft hatte Corvinus für ihn im nach den beiden Nächsten im Auge?


    Doch langsam setzte sich dann doch die Müdigkeit nach diesem langen Tag durch. Seine Augen wurden schwerer und schließlich schlief Curio ein.

    Von diesem Petronius Crispus hatte sein Bruder bereits während ihres Gesprächs in der Taberna gesprochen. Allerdings hatte Corvinus auch schon versprochen, dass er Curio dort vorstellen würde.


    Vielen Dank für dein Angebot. Mein Bruder hat mir aber schon versprochen, mit mir den Pontifex Petronius aufzusuchen. Das ist zwar kein Empfehlungsschreiben, aber Lucius sagte, dass der Petronier ebenfalls Centurio bei der Secunda gewesen sei, sodass er vielleicht einem anderen Soldaten einen Gefallen erweist.


    Zumindest hoffte Curio, dass das alles einigermaßen unkompliziert vonstatten gehen würde. Allerdings müssten sie dafür auch erst einem Termin bei dem Petronier bekommen und dieser müsste dann auch noch bereit sein, Curio eine Stelle zu verschaffen. In den nächsten Tagen würde sich einigen für seinen weiteren Lebensweg entscheiden.

    Nachdem das Essen weitgehend verspeist war, beendete corvinus sowohl das Gespräch über Curios Berufswahl, als auch aös auch über seine mittelfriste Unterkunft in der Stadt. Die nächsten Tage hätte Curio jetzt also Zeit, Mogontiacum zu erkunden und die Stadt, in der der er bis auf weiteres leben würde. Wahrscheinlich würde er sich morgen früh einmal mit dem Wirt unterhalten, um herauszufinden, wo er was finden konnte.


    Was allerdings auch auffiel, war, dass Corvinus nicht auf seine Frage zu dessen Wohlbefinden geantwortet hatte. Dafür gab es natürlich mehrere mögliche Erklärungen, Curio ging aber davon aus, dass sein Bruder erstmal nicht darüber reden wollten, was Curio - fürs erste - auch respektieren würde. Auf Dauer würde er aber darauf hinwirken, dass sich sein Bruder mal so richtig aussprach.


    In Ordnung. Ich werde dann schauen, dass ich in den nächsten Tagen die Stadt kennen lerne. Und in drei Tagen komme ich dann nochmal zum Tor, damit wir sowohl zu dem Pontifex, als auch in die mögliche neue Unterkunft gehen können.


    fasste Curio dann nochmal die letzten Sätze zusammen, schüttete sich etwas Wein ein, verdünnte ihn stark mit Wasser und trank dann einen Schluck.

    Jetzt mal Platz da!


    Nachdem Alpina mit ihrer Erzählung zum Ende gekommen war, krähte nun doch eine ältere Frau, die offenbar genau dahin wollte, wo sie grade standen. Curio schaute sich kurz um und trat dann einige Schritte zur Seite, um der älteren Frau Platz zu machen.


    Oh, das tut mir leid, dass dein Vater verschwunden ist.


    Schwierige Vater-Kind-Beziehungen kannte Curio aus dem Effeff, wobei es bei ihm natürlich eher daran lag, dass der alte Curvus ihn zu sehr in Anspruch nahm, während Alpinas Vater offenbar spurlos verschwunden war und damit gar keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hatte.


    Aber wenn Lucius dir versprochen hat, zu suchen, dann wird da auch irgendwas bei rauskommen. Denn wenn wir Helvetier uns was in Kopf gesetzt haben, dann machen wir das auch.


    Curio lächelte etwas. Ja, stur waren sie alle, ihr Vater, Corvinus, aber auch Curio. Das mochte auch oft das Problem in den Beziehungen zueinander sein. Curio machte sich darüber allerdings keine Gedanken.

    Curios Nervosität verschwand zunehmend, da die junge Frau durchaus freundlich schien. Doch verfiel sie jetzt grade in eine nachdenkliche, fast schon melancholische Stimmung. Damit wusste Curio nur schwer umzugehen, sprach aber erstmal weiter über sich und seine Pläne.


    So gut kenne ich mich mit den Tempeln in Mogontiacum nicht aus, da ich erst vor ein paar Tagen hier angekommen bin.


    gab Curio erstmal zu bedenken. Er hatte zwar den Apollo-Tempel und das Kapitolinum von weitem gesehen, den Mercur-und-Rosmerta-Tempel hatte er aber noch nicht gesehen. Als möglicher Discipulus hatte er sich aber vorgenommen, die wichtigsten Tempel zu besuchen, und ganz besonders den Mercur-Tempel, schon für das Glück, dass er ihm auf die Reise hierher geschaffen hatte.


    Ein Empfehlungsschreiben habe ich leider nicht, sondern ich hoffe einfach, dass es noch einen Platz für einen fleißigen Discipulus in einem der Tempel gibt. Dafür will ich aber nochmal bei den städtischen Priestern vorsprechen. Und dann werde ich schauen, welchem Tempel ich zugeordnet werde.


    Das würde tatsächlich noch interessant werden. Sobald er sich hier einigermaßen eingelebt hatte, wollte er bei den Pontifices vorsprechen, um sich auch offiziell für den Cultus Deorum zu bewerben. Und da war sich Curio noch ein bisschen unsicher, wie das letztlich ausgehen würde. Aber damit würde er sich noch früh genug beschäftigen müssen. Nun aber hatte er hier eine Gesprächspartnerin.


    Nun schaute sich der junge Helvetier aber erstmal um, ob er irgendwem im Weg stand, da sich bereits einige weitere Kunden um den Stand tummelten. Da das nicht der Fall war, wandte er sich wieder Alpinia zu.


    Darf ich denn fragen, was dich nach Mogontiacum geführt hat?

    Die Unsicherheit war bei beiden Gesprächspartnern offensichtlich. Jedenfalls hatte die Alpinia bei dem Namen Helvetius nicht grundsätzlich protestiert, sodass Curio also nun auch davon ausgehen konnte, dass er es tatsächlich mit einer Bekannten seines Bruders zu tun hatte. Zumindest das sorgte für einen leichten Rückgang der Nervosität. Allerdings blieb die Grundsituation natürlich unangenehm. Sie waren zusammengestoßen, kannten sich nicht wirklich und versuchten nun ein Gespräch über den anderen Helvetier aufzuziehen.


    Bei der Frage von Alpinia musste Curio dann schmunzeln. Er und die Legio? Sicherlich nicht. War das doch auch der eigentliche Grund dafür, dass er erstmal hier in Mogontiacum bleiben musste oder besser durfte.


    Nein, nein. Die Adler wären nichts für mich. Mein Bruder macht den Helvetiern dort schon alle Ehre. Da muss ich nicht auch noch da mitmachen.


    Klar, ein bisschen stolz war er schon auf seinen Bruder. Der erfolgreiche Centurio, der mitgeholfen hatte, den falschen Kaiser ab- und den richtigen Kaiser einzusetzen. Aber Curio war kein Soldat. Das musste er schon bei dem harten Training seines Vaters feststellen. Curio selbst hatte sich bestens damit abgefunden, nur sein Vater kam damit anscheinend nicht so wirklich mit zurecht.


    Ich möchte gerne im Cultus Deorum arbeiten.


    Ja, das war seine Alternative zum Soldatendasein seines Bruders. Der Dienst an den Göttern, zuerst als Discipulus, später als Aedituus und - wer weiß - vielleicht später sogar als Pontifex der Stadt, wobei das natürlich noch weit, weit, weit in der Zukunft lag.

    Die Fragezeichen in Curio Kopf wurden nur noch größer, als die junge Frau vor ihm erzählte, sie hätte in mit seinem Bruder in einer Taberna gegessen und hätte sich dabei mit ihm über ihre Familien unterhalten. Kurz kräuselte sich daher seine Stirn. Hatte sein Bruder ihm doch nicht alles erzählt? Als sie dann aber erklärte, dass sie eine Taberna Medica besaß, und seinen Bruder dort behandelte, verschwanden zumindest ein paar der zuvor entstandenen Fragezeichen wieder aus seinem Kopf. Je nachdem, wie lange die Behandlung schon dauerte (und sie konnte schon Wochen dauern, wenn Corvinus schon als "Stammkunde" bezeichnet wurde), wurde auch die Nutzung des Cognomen naheliegender.


    Jedenfalls wusste Curio immer noch nicht so genau, was er mit der jungen Frau, die sich zudem noch als Susina Alpina vorgestellt hatte, anfangen, wo er sie insbesondere in Beziehung auf seinen Bruder verorten sollte. So strich er sich über den Hinterkopf, bevor er letztlich antwortete.


    Ich bin Iullus Helvetius Curio.


    Natürlich hatte er jetzt auf seinen vollen Namen zurückgegriffen, einerseits um doch noch mögliche Verwechslungen auszuschließen. Wer wusste denn schon, ob sich Fortuna nicht mal einen Scherz erlaubte und es doch einen Centurio mit dem Namen Sextus Carisius Corvinus geben könnte, der ebenfalls eine Narbe über dem Ohr hatte und den Helvetiern zum verwechseln ähnlich sah.


    Die Narbe ist tatsächlich etwas...


    ihm fehlten kurz die Worte, zumal sie weder außergewöhnlich beschönigend, noch allzu unhöflich sein wollten.


    ...wüst geworden.


    nutzte er dann sicherheitshalber ihren eigenen Wortlaut, da dieser sicherlich am unverfänglichsten war.


    Aber die Hauptsache ist, dass er in fachkundiger Behandlung ist und nicht bei den...


    Metzgern (zumindest wenn er den Berichten der Veteranen seines Vaters glauben durfte)


    ...doch eher groben Medici der Legion.