Als sie in der Taberna angekommen waren, schaute sich Curio ebenso wie sein Bruder nach einem freien Tisch um. Als er einen erblickte wollte er schon dorthin gehen, doch machte sein Bruder, obwohl er ihn eigentlich auch schon gesehen haben musste, keine Anstalten dorthin zu gehen. Ein kurzen Augenblick meinte Curio, ein Zögern oder Zaudern erkennen zu können, doch dieser verflüchtete sich schnell, als der ältere Helvetier auf einen Tisch mit fünf Männern zuging, ihnen im typischen Offiziersbefehlston anzeigte, dass es sich bei dem Tisch wohl um den Stammtisch der Offiziere, oder zumindest den von seinem Bruder handelte und die Legionäre dann auch sofort und ohne zu murren aufstanden und zum anderen Tisch wechselten. Curio staunte kurz über die Autorität, die sein Bruder ausstrahlte, fühlte sich aber auch einen Augenblick an seinen Vater erinnert. Nachdem sich Lucius dann gesetzt hatte, setzte sich Curio dazu, schaute in die Tabula mit der Speisekarte und als der Wirt herüberblickte, bestellte er.
Also, wie nehmen zweimal das Brot einmal mit Kräutertunke, und einmal die rote Tunke.
So ein Soldat hatte ja bestimmt Hunger, also fuhr er dann fort.
Dazu dann das gewürzte Gemüse. Bei den Hauptspeisen dann das Huhn und das Räucherfleisch.
Der Wirt nickte und Curio schaute zu seinem Bruder.
Zu trinken?
Dann wartete er ab, was sein Bruder zu trinken bestellte und beschäftigte sich mit der Frage, wie und wo er anfangen sollte. Auch wenn er sich damt bereits beschäftigt hatte, als er den Weg hierher angetreten hatte, wollte sich darüber keine klare Entscheidung treffen lassen. Daher starrte Curio einige Sekunden lang unschlüssig auf den Tisch vor sich, bevor er dann anfing, zu sprechen.
Na ja... Es fing halt an, nachdem du hier deinen Dienst angetreten hast. Ich weiß nicht, ob du es auch so wahrgenommen hast, doch hat sich Vater ja vor allem deiner Vorbereitung auf die Adler gewidmet, während wir jüngeren Kinder vor allem von Mutter großgezogen wurden. Nachdem du weg warst, beschäftigte sich Vater einige Zeit mit dem Weingut, doch fehlte ihm offensichtlich der militärische Drill so sehr, dass er ihn nach einiger Zeit auch auf uns Jüngere ausweitete.
versuchte Curio erstmal eine Grundlage zu schaffen. Sicherlich hatte es ihm nicht geschadet, vor allem kam es seiner Gesundheit und seiner Ausdauer zugute, doch wollte Curio ganz einfach nicht zur Legion.
Du kennst ja unseren Vater und du weißt, dass er immer der alte Primus Pilus geblieben ist, der er in der Legion war. Doch kommt es zu... Streit, wenn er so in der Familie vor allem Soldat und nicht Vater ist.
Eigentlich redete Curio etwas um den heißen Brei und er merkte jetzt auch, dass in ihm wieder eine gewisse Wut auf seinen Vater aufstieg.
Aber wir sind nunmal nicht alle gleich. Wir wollen nicht alle zum Exercitus, zumal sein ältester ja bereits Dienst tut und das, wie du uns ja immer wieder berichtet hast, sehr gut und ehrenhaft. Vater hat deine Briefe immer der ganzen Familie vorgelesen und auch die Berichte aus Italia mit viel Lob kommentiert.
Curio schaffte es noch, seine Wut etwas zu zügeln, doch würde es wohl - solange er von seinem Vater sprach - nicht lange dauern, bis sie die Oberhand gewinnen würde.
Ein richtiges Problem entstand dann erst, als ich ihm einmal sagte, dass ich definitiv nicht zum Militär gehen würde und auch nur noch einmal am Tag an seinen... Übungen teilnehmen würde. Ich habe, das solltest du wissen, da schon im Saturnus-Schrein gearbeitet und ausgeholfen.
So war auch schonmal der Bogen zum Cultus Deorum gespannt, der für Curio ja auch noch weiterhin interessant sein sollte.
Seitdem verschlechterte sich das Verhältnis zunehmend. Wir sprachen kaum noch ein Wort miteinander und wenn, dann waren es nur noch die Befehle Vaters, ich solle an allen Übungen teilnehmen, während ich darauf bestand, die Ausbildung im Schrein fortzuführen. Vor fünf Tagen hatte unser Vater dann genug, nachdem ich darum gebeten hatte, die Übungen selbstständig zu machen, um auch mehr Zeit für die Ausbildung einzuplanen, stellte er mir ein Ultimatum, das ich ablehnte. Daraufhin sagte er, dass ich, wenn ich schon so selbständig sei, doch auch selbstständig leben solle, und dann auch gleich nach Mogontiacum gehen könne. Direkt am nächsten Tag bin ich dann abgereist.
Curio schluckte. Sicherlich war sein Bericht sehr aus seiner eigenen Warte gefärbt und sein Vater würde den einen oder anderen Punkt anders darstellen. Nichtsdestotrotz fehlte Curio allerdings jedes Verständnis für die harte Haltung seines Vaters gegenüber seinen Plänen zu einer Karriere im Cultus Deorum. Aber ging es überhaupt darum? Curio hatte zumindest das Gefühl, was mit Sicherheit zur zunehmenden Verschlechterung der Beziehungen beigetragen hatte.