Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Curio hörte genau zu. Jedes einzelne Wort nahm seinen Weg durch seinen Geist und wurde hin- und hergedreht, um auch ja keine Bedeutungsebene davon zu verpassen. Doch wollten die Worte nicht so ganz zusammenpassen. Wenn die Libertina ihn nicht ausgefragt hatte, welches Interesse hätte sie sonst an ihm haben können? Kurz überlegte, ob die Frage nach der ersten sexuellen Erfahrung des Jungen von Belang war. Curio glaubte nicht daran, dass Alpina sich den Jungen ins Bett geholt hatte, bei seiner Frau schloss er es ebenso aus und wenn die Sklavinnen des Hauses sich dem Jungen angeboten hatten, war es deren Angelegenheit und auch kein nutzbare Information für Phryne. Dass sie aber sonst kein Interesse an diesem Haus gezeigt hatte, wollte er nicht so ganz glauben aber womöglich war sie in der kurzen Zeit gar nicht so weit gekommen, Kaeso abhängig genug zu machen, um ihn nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen - obwohl dem wiederum diese erschreckende Bezeichnung als seine "Göttin" widersprach. Es ergab keinen Sinn, denn Curio wollte nicht daran glauben, dass sich die Libertina dem Jungen aus purer Menschenfreundlichkeit angenommen hatte. Doch was sollte er nun machen? Er könnte den Jungen weiter in die Mangel nehmen, aber das würde wahrscheinlich nichts bringen. Er hatte es natürlich vergeigt, auf ganzer Linie und selbst wenn Kaeso nun doch was erzählt hatte, musste Curio wohl damit leben, dass er es erst dann erfahren würde, wenn der Angriff kommen würde.


    Erneut schluckte er, als Kaeso dann fortfuhr und hier weiteten sich die Augen des Helvetiers nun in vollkommener Überraschung. Die Entscheidung war schon gefallen? Ohne ihn? Ohne nochmal die Möglichkeit einer Klärung zu bieten? Die letzten Wort des Jungen versetzten dem Helvetier schließlich zwei weitere, erschreckend gezielte Schläge in die Magengrube, sodass er schon nach einigen Augenblicke nicht mehr in der Lage war, dem kalten und starren Blick Kaesos standzuhalten. Langsam ließ Curio den Blick auf die Tischplatte sinken. Und erneut entstand eine Pause, unangenehm und zäh, bis er schließlich seine Sprache wiederfand.


    Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch von Belang ist und ob dir schon jemand die... Vorgeschichte von Runa und mir erzählt hat. Jedenfalls... mag es dich überraschen, aber ich glaube, ich weiß, wie du dich grade fühlst.


    Die Stimme des Helvetiers war nicht laut, und war sie vorher noch stark und selbstbewusst gewesen, war es nun, als müsste er sich jedes Wort abringen.


    Ich kenne die Macht der Liebe und ich weiß, was sie anrichten kann. Tatsächlich hätte sie mich ebenfalls fast aus der Stadt vertrieben.


    Er schluckte und wusste auch eigentlich nicht, warum er jetzt grade damit anfing. Er wusste nur, dass ihm dieses Verständnis in der Seele brandte, ebenso wie die zahlreichen Parallelen in ihren Geschichten. Er konnte nicht zulassen, dass der Junge abrutschte, nicht, nachdem er selbst solch ein Glück gehabt hatte. Langsam er hob er den Blick wieder verschränkte die Finger seiner beiden Hände verspannt ineinander und atmete erneut durch.


    Natürlich respektiere ich deine Entscheidung, das Haus zu verlassen. Falls du Unterstützung dabei brauchst, eine Kammer zu finden, helfe ich dir weiter, wenn du möchtest heute noch. Ich möchte...


    Ja, was wollte er? Auch hier bestand wiederum die Frage, ob seine Worte für den Jungen noch irgendeinen Wert hatten. Erneut würde er Alpina enttäuschen, indem er Kaeso eben nicht würde klarmachen können, welche Gefahr von Phryne ausging.


    Ich möchte dir nur raten, dich nicht gänzlich von Phryne abhängig zu machen, indem du in die Casa Acilia ziehst. Es mag verlockend sein, immer in ihrer Nähe sein zu können, doch falls sie - was zum jetzigen Zeitpunkt für dich natürlich vollkommen unglaublich klingen mag - das Interesse an dir verliert, würde es für dich umso härter sein. Ich weiß nicht, was da zwischen euch beiden, zwischen dir und Phryne ist, aber ich glaube zu wissen, was du fühlst und ich weiß auch nur zu gut, wie du dich fühlen wirst, falls es nicht so wird, wie du dir es vielleicht im Moment ausmalst.


    Ja, er versuchte es dennoch, ließ dann aber mit einem Kopfschütteln ab, da er glaubte, dass der Junge seine Entscheidung bereits getroffen hatte und keines seiner Worte irgendwas daran ändern konnte, dass Kaeso mit ihm und seiner Familie gebrochen hatte.

    Kaeso trat ein. Es war keine Überraschung, hatte er dem Jungen doch schon gestern angekündigt, dass sie heute nochmal miteinander sprechen mussten, und Alpina hatte ja grade auch versprochen, ihn nach einem kurzen Gespräch nochmal herzuschicken. Dass in diesem Gespräch bereits die wichtigsten Weichenstellungen für Kaeso vorgenommen worden waren und der Junge bereits seine Entscheidung getroffen hatte, konnte Curio nicht wissen. Nichtsdestotrotz war sich der Helvetier immer noch uneins, wie er dieses Gespräch nun tatsächlich angehen sollte. Er schluckte und deutete dann auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch.


    Ja, das ist richtig. Setz dich bitte.


    sagte er und versuchte dabei einen Mittelweg zu finden zwischen dem Ernst der Situation und dem Fingerspitzengefühl, um das Alpina ihn gebeten hatte. Wahrscheinlich wirkte er dennoch ernster, als er eigentlich wirken wollte, denn das Thema Phryne lud ihn nicht grade dazu ein, besonders milde zu denken. Die Situation des Jungen aber sehr wohl und in dieser Zwickmühle dauerte es nun ein paar Augenblicke, bis Curio sich für einen Gesprächseinstieg entschieden hatte. Kurz schloss er die Augen, bevor ein winziges Nicken zu sehen war.


    Wie ich gestern schon gesagt hatte, möchte ich nochmal mit... dir über deine Verhältnis mit Phryne sprechen.


    Er musste nicht fragen, ob Kaeso sich an sein Versprechen gehalten hatte, denn hätte er das Haus verlassen, hätte Curio das ebenso erfahren, wie das hineinschlüpfen einer hausfremden Person, hatte er doch dafür gesorgt, dass seit gestern alle Eingänge nochmal intensiv beobachtet wurden.


    Du hast mir ja gestern schon davon erzählt, dennoch möchte ich dich einerseits daran erinnern, was du mir damals... versprochen hast, als wir dich hier im Haus aufgenommen haben, und dich andererseits nun noch einmal fragen, ob du irgendwas, was du hier im Haus... mitbekommen hast, an Phryne weitergebeben hast. Es ist wichtig, ich kann gar nicht sagen, wie wichtig, dass du genau darüber... nachdenkst, was du ihr über uns erzählt hast. Alles wäre wichtig, mag es für dich noch so klein oder unwichtig erscheinen.


    Das Gesicht Curios verriet keine sonderliche Wut. Es ging ihm nicht darum, Kaeso zu verurteilen, dass er den körperlichen Verlockungen einer geübten Liebhaberin verfallen es, sondern darum zu wissen, ob und wenn ja was das Haus verlassen hat, um sich darauf einstellen zu können, aus irgendeiner Richtung einen Angriff von Phryne zu erwarten.

    Er hatte etwas Zeit gehabt. Nicht viel, denn so lange hatte das Gespräch Alpinas mit Kaeso offenbar nicht gedauert, aber genug, um die Stühle wieder so anzuordnen, wie sie vor dem Gespräch mit Alpina gestanden hatten, einer hinter dem Schreibtisch, einer davor, und sich einen Krug mit Wasser zu holen. Als es klopfte, saß der Helvetier bereits auf seinem Platz hinter dem Schreibtisch, hatte den Ellenbogen auf diesen abgestützt und seine Stirn nachdenklich in die Hand gebettet. Kurz zuckte er, so aus seinen Gedanken gerissen, zusammen, fasste sich dann aber wieder und ließ ein deutliches


    Herein!


    vernehmen, bevor er Rücken und Nacken wieder durchstreckte und zur Tür blickte.

    Curios rechte Augenbraue wanderte für einen kurzen Moment in die Höhe, als seine Frau sagte, dass die germanischen Götter wohl kaum etwas dagegen haben würden, dass sie hier... Er zögerte sogar, den Gedanken zu Ende zu führen, da diese Idee für ihn überraschend und fremd war, konnte er sich doch nicht vorstellen, dass sich zwei Menschen in einem römischen Tempel liebten, zumal sie ihnen ja ordentlich geweiht waren. Er wusste zwar mittlerweile, dass sich um Tempel der Venus auch Prostituierte niederließen, um sich dem Schutz der Liebesgöttin zu unterstellen, aber keine von ihnen würde wohl auf die Idee kommen, ihrem Gewerbe direkt zu Füßen der Kultstatue nachzukommen. Er blieb leicht verwirrt, auch während des Opfers, dass seine Frau mit der ihr einen Souveränität vollzog, doch konnte er sich damit ablenken, das germanische Opferritual zu verfolgen und seinen Fokus darauf zu lenken. Wie immer war das germanische Ritual eine erstaunliche Mischung aus ritualisierten Abläufen, und Freiheit. Anders als die römischen Opferrituale, bei denen alles nach bestimmten Regeln funktionierte und der noch so kleinste Fehler dazu führen konnte, dass das Opfer misslang, schienen die Götter in ihrer germanischen Erscheinung deutlich großzügiger und toleranter zu sein. So lauschte Curio dem Gebet seiner Frau und wartete dann schweigend neben ihr.


    Nach einem Augenblick nahm auch er das Rauschen des Waldes wahr, dass sich für einige Augenblicke deutlich von den vorherigen Geräuschen abhob. Er atmete tief durch und wandte sich dann Silvana zu, die die Annahme des Opfers bereits kundgetan hatte und ihn nun ansah. Und da waren sie dann auch wieder, die Überlegungen dazu, ob es wirklich ihr Ernst gewesen sein konnte, dass sie sich hier vor Ort liebten. Sie waren hier in einem heiligen Hain, einem öffentlichen Ort, an dem jederzeit jemand vorbeikommen konnte, und es würde sicherich nicht den besten Eindruck machen, wenn der neue Besitzer des Landguts sich hier mit seiner Frau vergnügte. Dennoch kribbelte in ihm die Idee, wie es wohl wäre, hier, unter freiem Himmel, etwas, dass sie noch nie gemacht hatten. Es war angenehm warm, sie würden also nicht frieren.


    Zögerlich fixierte er seine Frau und etwas anderes fing ihn ein. Es waren wieder ihre Augen. Dieses tiefe Blau, das ihn schon immer magisch angezogen hatte, seitdem er sich in sie verliebt hatte, in das er immer zu fallen drohte, wenn ihr Blickontakt zu lang wurde und das ihn doch immer wieder von Dingen überzeugen konnte, an denen er selbst noch Zweifel hatte. Und in diesem Moment war da dieses leichte Blitzen, dieses Flackern, das vermutlich durch die Sonnenstrahlen ausgelöst wurde, aber auch mit ihrem verschmitzten Lächeln zusammenhing. Wie automatisch zog er sie sanft an sich heran und küsste sie erneut, weil er diesem Anblick grade einfach weder widerstehen konnte, noch wollte. Ihr letztes Mal war gefühl schon wieder eine Ewigkeit her, da er wegen des Angriffs natürlich auf solche Dinge hatte verzichten müssen. Langsam ließ er seine Fingerspitzen über den Stoff ihrer Tunika gleiten, fuhr ihre Armbeuge hinab bis zu ihrer Hüfte, bevor er plötzlich innehielt und seine Lippen von den ihren löste.


    Bist du dir sicher, dass das kein... Problem ist? Ich will den Göttern nicht irgendwie auf die Füße treten.


    Jetzt grade, wo er den Frieden dieses Ortes, ja des gesamten Landguts fühlte und das gute Gefühle der Nähe seiner Familie spürte, wollte er das nicht dadurch zerstören, dass er mal wieder dumm war und sich gehen ließ. Dafür war ihm das alles zu wichtig.

    Ach so, dass hab ich gestern ganz vergessen. Du müsstest dir natürlich trotz der Aufnahme noch einen Vornamen und eineinen Beinamen für deinen Helvetier aus der von Magnus genannten Liste aussuchen. :)

    Dann gibt es mal das OK für die Aufnahme in die Gens Helvetia. Leider bin ich bis Donnerstag abwesend. Du kannst dich aber gerne in Mogo umschauen und vielleicht auch schon ein bisschen zum Einstieg posten. Ab Donnerstag besprechen wir dann die Familienverhältnisse und mögliche Karrierewege. :)

    Eigentlich misstraute er Kaeso nicht. Er hatte ihn ins Haus aufgenommen, hatte ihm eine erste Ausbildung bei Alpina und Silvana ermöglicht und ihn auch dann und wann in öffentliche Termine einbezogen. Was er stattdessen fürchtete, war die erotische Macht Phrynes, und deren Folgen für den Jungen, der diesen ja offenbar hilflos ausgeliefert war. Curio hatte keine Ahnung, inwieweit er Kaeso aus diesem Strudel befreien sollte und er wusste ganz besonders nicht, ob der Junge daraus überhaupt befreit werden wollte. Wenn dem nicht so war, konnte sich Curio den Mund fusselig reden, es hätte wahrscheinlich gar keine Wirkung, ebenso wenig wie es bei einer Debatte des Ordo decurionum möglich war, einen konservativen Decurio von einer neuen Idee zu überzeugen, wenn dieser doch nur darauf aus war, seine Frontalopposition gegenüber den Ducciern und ihrem Gefolge aufrechtzuerhalten.


    Erneut seufzte er, bevor Alpina das Gespräch letztlich beendete, ohne darauf eingegangen zu sein, dass es ihm ja eigentlich auch nur um das Wohl des Jungen ging. Vielmehr bat sie ihn darum, Kaeso nicht zu hart anzufassen, bestand andererseits aber auch darauf, ihm unbedingt die Augen über Phryne zu öffnen, was wohl gezwungenermaßen zu einem Konflikt mit dem Jungen führen musste.


    Wenn er überhaupt will, dass ihm die Augen geöffnet werden.


    sagte er dann und preste danach die Lippen wieder aufeinander. Er musste sich wohl damit abfinden, dass er in dieser Geschichte die Rolle des Bösen anzunehmen, nachdem er auf dem Höhepunkt der Beziehung zu Runa genau auf der anderen Seite gestanden hatte und nicht nur verstehen konnte, wie es war, wenn einem die Liebe verboten wurde, sondern auch, was es bedeutete, dieser Forderung nachzukommen. Jetzt war er es, der einem anderen jungen Mann aufzeigen musste, wie schlecht diese spezielle Beziehung für ihn war. Letztlich nickte Curio der bereits aufgesprungen Alpina zu.


    Ja, schick in gleich bitte zu mir.


    Er wusste, was er zu tun hatte, auch wenn er es in diesem Fall anders anfangen musste, als es sein Schwiegervater seinerzeit getan hatte.

    Das steht außer Frage - und genau das ist es auch, was mir Angst macht.


    sagte Curio mit nun überdeutlicher Sorge in der Stimme, atmete hörbar durch und blickte auf den Schrank mit den politischen Unterlagen hinter Alpina. Da er nun mal in der städtische Politik aktiv war, wurden regelmäßig Dinge im Haus besprochen, die nicht nach außen dringen sollten, erst recht nicht an politische Gegner, aber auch sein Familien- und Privatleben war etwas, dass nach außen hin streng ritualisiert sein musste. Natürlich musste die Ehe offiziell als glücklich gelten. Immer und ausnahmslos. Ebenso wäre es nicht förderlich für ihn, wenn es nach draußen dringen würde, dass Curio in seinem Haus nicht als Patriarch herrschte, sondern auch regelmäßige politische und persönliche Angelegenheiten mit Silvana und Alpina durchsprach und es dabei auch nicht selten zu lautstarken Auseinandersetzungen, bei denen Curio auch dann und wann auch mal als Verlhttp://imperium-romanum.info/forum/germania/bbcode_bold.gifierer hervorging. Wer in diesem Haushalt lebte, bekam letztlich alles mit. Das Haus war nicht so groß, dass man sich ständig aus dem Weg gehen konnte und unübersichtlich genug, dass es genug Ecken gab, in denen man unbemerkt Gespräche mithören konnte. Auch wenn der Helvetier dem Jungen nichts unterstellen wollte, solange die Möglichkeit bestand, konnte er es nicht riskieren, tatsächlich zentrale Treffen hier stattfinden oder wichtige Post offen in seinem Arbeitszimmer liegen zu lassen.


    Ein konsterniertes Seufzen folgte, bevor er fortfuhr.


    Weißt du... ich seh so viel von mir selbst in ihm, grade in meinen ersten Jahren in der Stadt oder dieses Problem einer verbotenen Beziehung oder die Erfahrungen mit unseren Väter und, und und.... Wie könnte ich ihn da einfach... fallenlassen? Er hatte es nicht leicht, wahrscheinlich noch schwerer als ich es hatte und... was wäre gewesen, wenn ich so, wie er an die falschen Leute geraten wäre? Ich hätte wahrscheinlich niemanden gehabt, der mir den Kopf zurechtgerückt hätte, aber ich weiß auch nicht, ob ich das so wirklich gewollt hätte?


    Es war zum Mäusemelken. Curio verstand Kaeso in so vielem, aber andererseits war er ihm auch komplett fremd. Dem Jungen wurde so viel Hilfe angeboten, so viele Menschen, waren bereit, ihn an die Hand zu nehmen, um ihm eine Ausbildung zu ermöglichen. Und dann verfiel er einer Libertina, die schon für so viele Männer die Beine breit gemacht hatte, um ihre Position zu verbessern, und glaubt nun tatsächlich daran, dass ihr wirklich was an ihm liegen konnte, dass da wahre Liebe sein konnte, bei einer Frau, die erfahren darin war, ihre Liebesdienst gezielt einzusetzen. Vor allem war Curio erschrocken über die Benennung als Göttin, weil sich der Junge damit in einer Art und Weise von Phryne abhängig machte, die ihr natürlich nur gefallen konnte, für ihn aber eine Art Unterwerfung bedeutete, bei der dem Helvetier schleierhaft war, ob es daraus ein Zurück gab und ob anderweitige Sichtweisen überhaupt noch eine Wirkung bei ihm erzielen konnte.


    Ich könnte ihn wahrscheinlich gar nicht fallen lassen. Auch wenn ich der Ansicht bin, dass es Zeit ist, dass der Junge lernt, in seiner Entscheidung... frei zu sein, allerdings dann auch mit den Konsequenzen seiner Entscheidung leben muss. Sollte er sich entscheiden... zu gehen, werde ich ihm natürlich anbieten, ihm ein Zimmer in der Gladiatorenschule oder in deren Nähe... zu beschaffen. Er sollte zudem wissen, dass er hier stets willkommen sein wird, auch wenn er sein Kommen vorher wie jeder Gast ankündigen soll, nicht dass Phryne denkt, sie könnte doch noch Informationsfetzen aus ihm gewinnen, wenn er nur... oft genug hier ist. Auch wenn es hart klingt, ich glaube, dass sie ihn fallen lässt, wie einen harten Laib Brot, wenn er nicht mehr als Informationsquelle dient - dann allerdings müssen wir... hart bleiben, denn es wird nichts bringen, wenn Phryne sich wieder an ihn ranmacht, weil er schon nach wenigen Wochen wieder hier einzieht...

    Sim-Off:

    s. PN. :)


    Curio hielt sich betont im Hintergrund, war aber nah genug an dem Iulier dran, um ihm bei dem Gebet oder der Darreichung der Gaben zu assistieren. Letztlich waren solche Opfer ja immer das gleiche. Ein kurzes Weihrauchopfer, danach das Opfer selber. Auch das Gebet war gewissermaßen standardisiert, auch wenn es sich in diesem Fall um ein Gelübde handelte, das natürlich eine eigene Logik hatte. Nach der Anrede der Gottheit, in diesem Fall natürlich Apollo Grannus, dem hier in der Stadt durch die Quelle, auf der der Tempel erbaut worden war, heilende Kräfte zugesprochen wurde, folgte eine kurze Reminiszenz an ihre Kräfte und die Erinnerung an bisherige Opfer oder die allgemeine Kultfrömmigkeit des Opferdnen, schließlich die konkrete Bitte, in diesem Fall die Heilung des iulischen Mündels und daran anschließend die Darstellung und übergabe der Opfergaben an die Gottheit. Bei diesem Gelübde musste der Iulier zudem noch das Gebet mit einer konkreten Gegenleistung beenden, sollte die Heilung eintreten. In diesem Fall war ja bereits klar, dass es sich um ein blutiges Opfer handeln würde. Curio wartete also ab, denn sollte die Sorge um sein Mündel zu groß sein, blieben auch schon mal dem geübtesten Opferherrn die Worte im Hals stecken, wofür Curio mittlerweile, da er selbst Vater war, vollstes Verständnis hatte.

    Curio war froh, dass Alpina die folgende Umarmung wieder annahm, und als er sie in den Armen hielt, spürte er, wie sie sich zumindest für eine wenige Augenblicke entspannte. Er machte sich allerdings nichts darüber vor, dass das nur ein kurzer Moment sein würde und sie auch in Zukunft von den Bildern und den Gefühlen verfolgt werden würde. Einige Momente hielt er sie noch schweigend, bevor sie sich voneinander lösten und er das nächste unangenehme Thema anschneiden musste.


    Er nennt sie seine Göttin.


    ergänzte Curio nach den ersten Worten Alpinas noch mit deutlicher Sorge in der in der Stimme und setzte sich schließich zu seiner Schwägerin. Nachdenklich nickte er, nachdem Alpina schließlich geendet hatte.


    Es würde mich nicht überraschen, wenn sie versucht hätte Informationen von ihm... zu bekommen. Und ich befürchte, dass er ihr auch bereits einiges geliefert hat, auch wenn in den letzten Monaten nur wenig... Interessantes hier passiert ist.


    Nun senkte Curio den Blick wieder und blickte auf den Schreibtisch. Allein die Möglichkeit, dass Kaeso hier herumgeschnüffelt hatte, verunsicherte ihn und zeigte nur mal wieder, wie weit der Arm der Libertina letztlich reichte.


    Vor allem weiß ich nicht... einzuschätzen, inwieweit sie nicht sogar mit Gurox zusammengearbeitet hat, weil sie ihn ja ziemlich einfach um den Finger gewickelt haben könnte. Womöglich wollte sie Kaeso letztlich aus dem Weg räumen, weil er ihr unbequem geworden war, und dabei konnte sie auch mal wieder ihre Lieblingsfeindin demütigen.


    Der Helvetier wurde sich erst im nächsten Augenblick klar darüber, dass er ihre seelische Wunder vielleicht wieder aufgerissen hatte, weswegen er nach ihrer Hand griff.


    Aber selbst wenn dem nicht so sein sollte, wird Kaeso für sie das Interesse verlieren, wenn er keine Informationen mehr... hinausträgt oder sogar komplett ausziehen sollte, was ich nicht auschließen möchte, wenn ich ihm einige Wahrheiten und Möglichkeiten über seine Göttin... erzählen werde. In diesem Fall aber wird es umso schwieriger für ihn, wieder auf die Beine zu kommen, wenn er in seinem falsch verstandenen Stolz sich nicht traut, wieder hierher zurück... zu kommen.


    Erneut war es die Sorge um den Jungen, die aus dem Helvetier sprach, denn letztlich sah er so viel von sich selbst in ihm, sah aber jetzt, wie sein Leben hätte ausgehen können, wenn er an die falschen Menschen geraten wäre.


    Ich werde nachher mit ihm darüber sprechen, wie es... weitergehen soll. Ein Weiter so ist für mich aber keine Option. Es geht nicht, dass ich andauernd darauf achten muss, ob er grade mithört, wenn ich Gäste habe oder mit Runa Familienangelegenheit bespreche oder mit ihr oder dir streite, und mein Arbeitszimmer... abschließen muss, wenn ich nicht im Haus bin. Ich hab ihn damals aufgenommen unter der Voraussetzung, dass die Dinge, die hier im Haus passieren, nicht nach außen getragen werden. Dabei muss es bleiben.

    Ich bin von kommenden Sonntag bis Donnerstag eine Freundin in Braunschweig besuchen. Daher kommen in dieser Zeit auch keine Posts von mir, wenn ich vielleicht auch mal ins Forum schaue. Nur damit meine Spielpartner in Mogo und Rom bescheid wissen. :)

    Curio zog seine Hand zurück, als er den leichten Schauer spürte, der ihren Körper durchfuhr, als er nach ihrem Handgelenk griff. Erneut wurde ihm klar, dass er vorsichtig mit ihr sein musste, vorsichtig und behutsam, damit er in ihr nicht jene Assoziationen weckte, die durch die Vergewaltigung in ihre Seele gebrannt worden war. Dem kurzen Schauer folgte allerdings nicht etwa Furcht, Zögern oder unsicheres Schweigen, sondern unerbittliche Klarheit. Der Helvetier war einige Augenblicke sprachlos, als er den ungefilterten Hass in ihren Alpinas Augen sah und ihrer Stimme hörte. Er kannte sie so nicht, aber es war schockierte ihn nicht. Vielmehr war er bereit, diesen Hass mit ihr zu teilen.


    Ich kann nicht sagen, wie stolz ich bin, dass du die Mutter meiner Nichte und meine Freundin bist.


    sagte er unvermittelt und setzte erneut dazu an, sie zu umarmen. Erneut war er bereit, zurückzuweichen, wenn sich ihr Körper wieder weigerte und dennoch fügte er noch etwas hinzu.


    Und jetzt sorgen wir dafür, dass dieser Dreckskerl seine gerechte Strafe dafür bekommt, dass er gewagt hat, dich anzutasten.


    Curio nickte nachdrücklich. Für ihn bestand kein Unterschied, ob Alpina nun tatsächlich mit Corvinus verheiratet war oder nicht oder ob Ursicina auch rechtlich als Helvetia anerkannt wurde oder nicht und für ihn stand auch außer Frage, dass Alpina und seine Nichte solange hier im Haus bleiben durften, bis sie aus freien Stücken entschieden, es zu verlassen. Wo er allercins grade bei diesem Thema war, fiel ihm noch etwas anderes ein.


    Es gäbe da noch etwas, was ich mit dir besprechen wollte. Es geht um Kaeso und sein... Verhältnis zu Phryne. Ich... würde gerne deine Meinung dazu hören.

    Es gab noch kein endgültiges Ja, auch wenn ihre Wortwahl darauf schließen ließen, dass Alpina es am liebsten durchziehen wollte, um andere Menschen zu beschützen. Ja, da waren sie beide sich sehr ähnlich, dachten immer zuerst an die anderen bevor sie an sich selbst dachten, doch bei Curio bestand das Problem, dass er sich selbst dabei einem so hohen Maßstab unterwarf, den er kaum zu erfüllem im Stande war. Umso stolzer war er auf seine Schwägerin und Freundin, die ja durchaus bereit war, ein erneutes Opfer zu bringen, um die Gesellschaft vor diesem Verbrecher zu schützen. Ihre folgende Frage jedoch, ließ Curio stutzen und er schaute sie lange nachdenklich an. Er hatte sich bislang keine Gedanken darüber gemacht, ob es ihm schaden würde, und wenn er ehrlich war, machte es ihm nichts aus. Wenn der Prozess gewonnen werden würde, würde Alpina seiner Ansicht nach in ihrer Opferrolle gestärkt und selbst, wenn sie sich dabei angreifbar machte, stand für Curio viel eher der gewonnene Prozess und die Entfernung eines gefährlichen Individuums zu Buche. Dennoch fürchtete sich Alpina und der Helvetier konnte auch verstehen waru. Daher biss er sich nun auf die Lippen, bevor er anfing, zu sprechen.


    Weißt du, Alpina, wir sind nicht verwandt. Du bist weder meine Frau, noch meine Schwester und offiziell hat mein Bruder dich nicht geheiratet. Selbst wenn er Ursicina hier im Viertel als seine Tochter angenommen hat, hat er sie von Rechts wegen nie als solche anerkannt. In diesem Zusammehang wohnst du hier im Haus, weil ich es zulasse, nicht weil du irgendein Recht dazu hättest. Du weißt so gut wie ich, dass es Personen in der Stadt gibt, die niemals aufhören werden, dir Dinge zu unterstellen, solange Lucius nicht hier ist. Ich gebe nichts darum, habe ich nie getan und ich habe auch nicht vor, damit anzufangen.


    Auch Curio erhob sich nun wieder und griff nach Alpinas Handgelenk. Natürlich waren seine letzten Worte hart, aber letztlich zeigten sie auch, was er schon lange theoretisch hätte tun können. Dass er es bislang nicht getan hatte, sprach für sich. Alpina war ihm wichtig. Sie war seine beste Freundin und wie eine große Schwester für ihn. Er würde sie nicht fallenlassen, weil irgendein Schwein ihr Gewalt angetan hatte. Wie widersinnig wäre das auch.


    Es steht außer Frage, dass Runa und ich und alle die hier wohnen, dir zur Seite stehen werden. Überleg doch, was wir schon alles durchgestanden haben und auch wenn ich nicht alles gutheißen konnte, was du getan hast, würde ich niemals auf die Idee kommen, dich fallenzulassen. In diesem Fall bist du zudem ein Opfer. Dieses Schwein hat sich geholt, was ihm nicht zustand, einzig, um dich zu demütigen und wahrscheinlich auch Kaeso. Du und Ursi werden immer einen Platz hier im Haus haben, weil ich es so will, und weil du unter Schmerzen die Tochter meines Bruders zur Welt gebracht hast. Wenn du also bereit bist, das Gerede der Stadt über dich ergehen zu lassen und es am besten einfach zu ignorieren, ich stehe an seiner Seite, ebenso wie Runa und alle, auf die ich Einfluss habe.

    Alpina schien im ersten Moment erstaunt, dann aber setzte sie sich und griff mit ihrer Hand nach seiner. Wieder einmal war sie stark, während er nicht mal in der Lage war, ihr beizustehen, wenn sie es brauchte. Erneut musste er schlucken und sich selbst in den Hintern treten, hier nicht erneut die Haltung zu verlieren und wieder war es der strenge Blick seiner Mutter, der ihm dabei in den Sinn kam, aber dieses Mal auch der Blick Alpinas. Er zwang sich dazu, seine familiäre und gesellschaftliche Pflicht zu erfüllen, weil er in diesem Moment nicht schwach sein durfte. Ruhig hörte er sich an, was Alpina sagte, die Erklärungen, die sie ihm nicht nur zu ihrer eigenen Lage gab, sondern auch zu Kaeso und Phryne und allen, die davon betroffen waren. Erneut schüttelte es ihn, weil er daran dachte, wie Alpina und Kaeso unter diesem Schwein gelitten hatten und selbst bei Phryne fragte er sich, ob sie nicht doch ein Opfer gewesen sein konnte, das Schutz verdient hatte - auch wenn Alpina gleich wieder in Frage stellte, wie sehr die Libertina tatsächlich nur Opfer war. Curio merkte, wie Alpina ein ums andere Mal innerlich abdriftete, aber nachdem sie nun bereits die Distanz zwischen ihnen aufgehoben hatte, konnte er nun um den Tisch herum auf sie zugehen, einen Stuhl an sie heranziehen, sich zu ihr setzen und sie umarmen. Ja, er musste Corvinus ersetzen, auch wenn er das natürlich nicht zur Gänze konnte, aber da wo es ging, da wollte er auch tun, was es zu tun galt, um die Interessen seines Bruders zu vertreten.


    Einige Momente hielt er Alpina fest ihm Arm, bevor er erneut schluckte und zu einer Antwort ansetzte.


    Wie ich sehe, machst du dir nichts darüber vor, was so eine Klage für dich persönlich bedeuten würde. Dennoch werden wir für eine solche Klage alles auf den Tisch legen müssen. Ich bezweifle, dass dir grade hier in den Canabae viele Menschen diese Vorwürfe machen werden, so viel, wie du für sie getan hast, aber dennoch wird es nicht einfach werden. Wahrscheinlich werden die Kunden für die Taberna Medica seltener kommen, wahrscheinlich wirst du nicht mehr alleine durch die Stadt laufen können, ohne dass dich manche Menschen als Lupa bezeichnen. Runa und ich werden dich unterstützen, ebenso wie unser gesamter Haushalt und dennoch möchte ich doch nochmal fragen, ob du wirklich bereit dazu bist? Denn wenn wir erstmal damit begonnen haben gibt es für uns kein Zurück mehr, wenn wir diesen Gurox wirklich endgültig erledigen wollen.


    Curio hatte den Namen regelrecht ausgespuckt und er konnte sich sehr gut vorstellen, dass seinem Bruder eine Klage wahrscheinlich nicht ausreichen würde. So wie er Corvinus kannte, würde er ihn selbst erledigen, in der graumsamts möglichen Weise die er kannte, und seine Leiche danach ebenfalls noch malträtieren, bevor er ihn dann wahrscheinlich in den Rhenus werfen würde. Curio war allerdings nicht der Typ dafür, auch wenn er im Zweifel nichts dagegen hätte. Dennoch wollte der Helvetier diesen Weg nicht gehen, sondern, sofern Alpina nun ihr endgültiges Ja geben würde, den offiziellen Weg.


    Wenn du bereit dafür bist, werde ich persönlich dafür sorgen, dass sich dieser Kerl wünscht, niemals in die Stadt gekommen zu sein. Der Prozess selbst wird noch schwer für uns alle werden, doch gehe ich davon aus, dass seine Verbrechen an dir und Kaeso nicht die einzigen sind, die auf seine Rechnung gehen. Vor der Klage werde ich mich mit dem Praefectus Castrorum Iulius in Verbindung setzen und dafür sorgen, dass das Versteck dieses Verbrechers vollkommen auf den Kopf gestellt wird. Danach müssen wir zusammen die Klage vorbereiten. Es wird dir nicht erspart bleiben, auszusagen und wahrscheinlich werde ich auch Kaeso als Zeugen benennen müssen. Wenn der Prozess aber gewonnen wird, und ich glaube fest daran, dass wir das schaffen, zumal falls noch weitere Verbrechen dazukommen, werde ich für die Todesstrafe plädieren und dafür sorgen, dass er bekommt, was er verdient, und den Tieren im Theater zum Fraß vorgeworfen wird.


    Je länger er sprach, desto härter wurde der Gesichtsausdruck des Helvetiers und ebenso seine Wortwahl. Er würde Alpina rächen und er würde auch Kaeso rächen und wer sich ihm dabei in den Weg stellte, würde die gesamte Kraft eines sturen Widders kennenlernen, dessen Kontakte gut genug waren, einem jeden das restliche Leben zur Hölle zu machen.

    Schreckensbilder. Das Wort hallte in seinem Kopf wider und erneut spürte er, wie sich sein Magen zusammenzog. Überhaupt war Alpina komplett durch den Wind. Ihr sonst so sicheren und souveränes Auftreten, war einem zögerlichem Stammeln gewichen, körperlich wirkte sie zusammengefallen, der Missbrauch schien sich in ihrer gesamten Haltung widerzuspiegeln. Immer stärker wurde in Curio das Bedürfnis, sie in seine Arme zu schließen, doch fürchtete er, dass er damit eine Schutzbarriere missachten und ihr womöglich buchstäblich zu nahe treten würde. Nun musste er selbst durchatmen, senkte den Blick auf seine Tischplatte und schloss die Augen.


    Alpina... es... tut mir leid, dass ich nicht hier war.


    antwortete er, ohne allerdings direkt auf ihre Worte zu antworten. Er konnte ihr nicht in die Augen blicken, denn er fürchtete, dass sie ihm eine Mitschuld an all dem gab. Hatte es nicht in seiner Verantwortung gelegen, in Abwesenheit seines Bruders auf seine Schwägerin zu achten? Hätte er nicht die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen müssen, nachdem die Stadt in der letzte Zeit ja ohnehin nicht das sicherste Pflaster gewesen war? Hätte er nicht einfach auf die Reise zum Landgut verzichten können? Mühsam blickte er auf und zwang sich, den Blick zu erwidern.


    Bitte verzeih mir...

    Direkt nach dem Frühstück hatte sich Curio abgesetzt, um einen Teil der Stapel auf seinem Schreibtisch abzuarbeiten. Nachdem gestern sein Sohn Aufmerksamkeit eingefordert hatte, hatte er die Konzentration auf die Arbeit aufgeben müssen und Zeit mit Cornutus verbracht, solange seine Frau mit Alpina gesprochen hatten. Die gemeinsamen Mahlzeit, das Abendessen und das heutige Frühstück war danach nur in kleiner Runde eingenommen worden, sodass der Helvetier nur aus den Berichten Silvanas wusste, wie es Alpina momentan ging. Nun erledigte sich die Arbeit aber nicht von alleine, grade wenn so viel liegengeblieben, war, sodass Curio nun eigentlich den Vormittag nutzen wollte, damit sein Schreibtisch wieder leerer wurde. Einige Zeit funktionierte das ganz gut, bis es an der Tür zum Arbeitszimmer klopfte. Der Helvetier erhob den Blick und nach einer kurzen Pause erklang von ihm ein deutlich.


    Ja?


    Sein Blick blieb auf der Tür ruhen, die sich nun öffnete und Alpina hereintrat. So schnell hatte er nicht mit ihr gerechnet und daher zeigte sein Gesicht einen entsprechend überraschten Ausdruck.


    Alpina.


    kam ihm über die Lippen, bevor er sich erhob, dann aber dem Reflex widerstand, auf sie zuzutreten. So blieb er hinter dem Tisch stehen, so als glaubte er, dass seine Schwägerin eine schützende Barriere zwischen sich und einem anderen Mann brauchte, um sich nicht bedrängt zu fühlen. Die folgenden Worte blieben ihm dann jedoch im Hals stecken. Er musste nicht fragen, ob es ihr gutging, da dem schlicht nicht so war. Ebenso musste er nicht fragen, was sie wollte, da zumindest die grundsätzliche Richtung des folgenden Gesprächs klar war. Eine allgemeine Floskel schließlich brachte er nicht fertig, da sie ihrer derzeitigen Verfassung schlicht nicht gerecht würden. Stumm und unsicher blickte er die Frau an, die seine beste Freundin und eigentlich sogar wie eine große Schwester für ihn geworden war - und die vor zwei Tagen furchtbare Qualen hatte durchstehen müssen. Hatte er bislang immer gedacht, dass Alpina eine starke Frau war, die mit vielem zurechtkommen konnte, machte er sich doch nichts darüber vor, dass auch bei der stärksten Frau irgendwann das Fass überlief. Und nach den Ereignissen von vor zwei Tagen ging er davon aus, dass dieser Punkt nun erreicht war.

    Etwa eine halbe Stunde saß Curio nun schon an seinem Schreibtisch, als die Tür zu seinem Arbeitszimmer aufging. Eigentlich hatte er erwartet, dass Acanthos Störungen abwimmeln würde und höchstens Silvana oder Alpina zu ihm durchlassen würde, stattdessen stand er nun selbst wieder in dem kleinen Raum, aber nicht alleine, sondern in seinem Arm den kleinen Cornutus, der sichtbar unzufrieden vor sich hinquängelte und den Tränen nahe war. Curio zog die Augenbrauen zusammen, als Acanthos bereits zu einer Entschuldigung ansetzte.


    Neman hat alles versucht. Ihm fehlt nichts, er hat gegessen, getrunken und wurde gewickelt, aber er will unbedingt zu seinen Eltern.


    erklärte der Makedone, indem er den Jungen in seinem Arm zu wiegen versuchte, was aber so gar keine Erfolge zeigte. Der Helvetier blickte seinen Sohn indes an. In den letzten zwei Wochen hatte er den Luxus gehabt, täglich beinahe die ganze Zeit mit seinen Eltern verbringen zu können und nun fiel ihm die Umstellung ganz offensichtlich extrem schwer. Wahrscheinlich hing es aber auch mit der andauernden Anspannung zusammen, die während der Rückreise vom Landgut im Reisewagen geherrscht hatte, und dass seine Eltern dann plötzlich verschwunden waren und er gleich in die Obhut der weiblichen Haussklaven gegeben wurden, machte es auch nicht besser. Automatisch wanderte sein Blick zurück zu seinen Unterlagen, von denen er bis jetzt nicht mal eine Handvoll abgearbeitet hatte und dann wieder zurück zu Acanthos. Er seufzte, erhob sich und streckte die Arme aus.


    Gib ihn mir.


    sagte er, nahm den Jungen an sich und legte ihn an seine Schulter. Zärtlich streichelte er über seinen Rücken und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.


    Ist ja gut, mein Sohn, ich bin ja da. Mama hat grade keine Zeit, weil es Tante Alpina nicht so gut geht, aber dann bleibst du halt so lange bei mir, bis sie kommt.


    flüsterte Curio seinem Sohn zu und setzte sich mit ihm auf seinen Arbeitsstuhl. Gleich wurde das Kind ruhiger, das Quängeln ebte ab und Curio spürte, wie sich der Kleine an seine Tunika krallte und seine tränenfeuchten Augen daran trocknete. Unwillkürlich musste Curio lächeln. Dass er noch den großen Hügel an Briefen vor sich hatte, ging in diesem Moment komplett an ihm vorbei. Aus dem Augenwinkel sah der Helvetier das Lächeln seines Sekretärs, der aber schnell wieder den Raum verließ, die Tür dieses Mal aber offen ließ. Curio würde wohl eh erstmal nicht in Ruhe arbeiten können und tatsächlich wollte er das auch gar nicht, solange sein Sohn sein Bedürfnis nach der Nähe seiner Eltern nicht gestillt hatte. Zumindest jetzt grade, wo Silvana nun mal einfach Wichtigeres zu tun hatte, konnte und wollte er seine Elternpflichte nicht auf sie abschieben und das erste Gespräch mit Alpina stören.

    Anstatt im Garten zu verbleiben, hatte sich Curio dafür entschieden, den zweiten Ort des Hauses aufzusuchen, an dem er Alpina nicht ungewollt über den Weg laufen konnte. Auch wenn es eigentlich ein widerwilliger Wechsel war, den er Helvetier vollzog, ging er in sein Arbeitszimmer und verschloss dabei hinter sich die Tür zum großen Atrium und legte die wenigen Schritte zu dem kleinen Raum zurück. Dort saß bereits Acanthos auf dem bequemen Arbeitsstuhl, erhob sich aber gleich, als Curio den Raum betrat, dann aber innehielt, so als ob er nicht wusste, was er hier eigentlich wollte. In der Tat war er sich unsicher darüber, denn nach den zwei Wochen auf dem Landgut war all das, was ihn hier erwartete, so unendlich weit weg gewesen und hätte genauso gut irgendwo in Hispania, Aegyptus oder dem Osten des Reiches liegen können, wo sein Bruder derzeit irgendeinen Tribun zu seinem neuen Posten geleitete. Unverwandt blickte er auf mehrere Stapel aus Tabulae und Papyri, die sorgsam geordnet nebeneinander auf dem Arbeitstisch lagen und offensichtlich darauf warteten, durchgearbeitet zu werden. Auf ihn warteten, damit er seine Pflichten wieder aufnahm, die er in den letzten beiden Wochen hatte schleifen lassen, was letztlich am gestrigen Tag in einer Katastrophe für einen Menschen kulminiert war, den er liebte. Curio schluckte, bewegte sich aber nicht, verdächtig lange, denn irgendwann ergriff Acanthos das Wort, offensichtlich unsicher, warum der Helvetier nicht einfach seinen angestammten Arbeitsplatz einnahm.


    Ich habe dir ja die dringendsten Schreiben nachgeschickt. Alles andere habe ich, geordnet und Eingangsdatum und Priorität, hier hinterlegt. Das derzeit drängendste Schreiben stammt von der Legio. Der Praefectus Castrorum Iulius lädt dich zur feierlichen Abschlussübung der Tirones ein, auf der Ehrentribüne Platz zu nehmen. Ich denke, wir sollten seine Einladung schnell annehmen, damit sein Stab mit dir planen kann.
    Helvetie
    Die Stimme des Makedonen wirkte wie selbstverständlich, auch wenn ihm seine Unsicherheit deutlich anzumerken war. Curio hingegen starrte immer noch auf die Hügel, die sich auf seinem Schreibtisch in die Höhe türmten und setzte sich dann doch langsam in Bewegung in Richtung des nunmehr freien Stuhls, auf den er sich schließlich setzte. Wieder entstand eine Pause, in denen schlicht nichts passierte. Absolut gar nichts. Weder richtete Curio das Wort an seinen Scriba, ja, suchte nichtmal den Blickkontakt, sondern starrte nur mit gezwungenem Blick auf die Schreiben. Zu viel hatte sich angehäuft, und wenn hier schon so viel lag, was musste sich dann bei Alpina und Kaeso angehäuft haben? Erneut war es Acanthos, der das Wort ergriff, nun aber mit besorgtem Ton in der Stimme.


    Kann ich noch irgendwas für dich tun, Curio?


    Es war eine Geste der Vertraulichkeit, von der der Makedone nur selten Gebrauch machte, doch kannte er seinen Herrn, für den er doch viel mehr als ein einfacher Sklave war, gut genug, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Curio schüttelte jedoch nur den Kopf und griff nach der Tabula, die gemäß der Ordnung des Makedonen das Schreiben des Lagerpräfekten sein musste. Vorsichtig legte der Helvetier es vor sich auf den Tisch und begann, es wortlos durchzulesen. Curio wusste, dass er weitermachen musste, dass er die Zügel wieder viel zu lang locker gelassen hatte. Er hatte sich gehen lassen, hatte geglaubt, dass er sich nur um seine kleine heile Welt auf dem Landgut hatte kümmern muss, doch war er wieder eines besseren belehrt worden. Es musste weitergehen. Immer weiter. Bis er es irgendwann geschafft hatte. Was genau, in diesem Moment wusste er es selber nicht. Stattdessen wusste er nur, dass schlimme Sachen passierten, wenn er es wagte, innezuhalten. Und das galt es, zu verhindern.


    Acanthos wartete noch einige Augenblicke, ob noch irgendeine Reaktion des Helvetiers kommen würde. Doch als klar war, dass er tief in die Schreiben einzudringen versuchte, verließ er den Raum und ging in seine Kammer, wo ebenfalls noch Arbeit wartete.

    Unwillig blinzelte der Helvetier, als Kaeso doch noch anfing, über Phryne zu sprechen und darüber, dass sie und ihr Haushalt, diese schnippische Leibsklavin und der wuchtige Custos, vielleicht in Gefahr waren. Ihm war das allerdings im Moment herzlich egal, da er davon ausging, dass der Schlange am gestrigen Tag der Kopf abgeschlagen war und der Körper heute nur noch ein wenig unkontrolliert vor sich hinzuckte. Wenn es Phryne traf, nun ja, dann war das nunmal so, auch wenn er es in dieser Rücksichtslosigkeit nicht aussprechen würde, weder gegenüber Kaeso, noch irgendwem anderes.


    Wenn wirklich noch Gurox' Schläger vor der Casa Acilia... stehen, gibt es nichts, was du alleine gegen sie ausrichten könntest. Deine Gefühle und dein Mut in allen Ehren Kaeso, aber du musst auch... lernen, deine eigenen Grenzen zu verstehen.


    sagte er ernst, geflissentlich ignorierend, dass er selbst seine Grenzen auch meist bis zum letzten ausreizte und nicht selten auch überschritt, auch wenn es ihm nicht guttat. Aber da fehlte ihm einfach die Sorge um sich selbst. Die Menschen in seiner Umgebung waren ihm viel wichtiger, ging er doch auch davon aus, dass an ihnen sein eigenes Wohlergehen hing.


    Ich verspreche dir aber, dass ich meine Beziehung spielen lassen und dafür... sorgen werde, dass der ganze dreckige Kreis um diesen Gurox mit aller Härte aufgebracht oder aus der Stadt verjagt wird. Gurox selbst hingegen... da werde ich dafür sorgen, dass ein Exempel an ihm statuiert wird, damit keiner seiner Anhänger... glaubt, dass man mit solchen Handlungen davonkommen kann.


    Er nickte, mehr für sich, als für den Jungen. Bislang hatte die Stadt nur seine wohlwollende, konziliante Seite kennengelernt, doch hatte es bis jetzt auch niemand gewagt, ein Mitglied seiner Familie anzutasten. Dieser Gurox hatte es gewagt und er musste jetzt als Beispiel dafür herhalten, zu zeigen, dass die Helvetier auch durchgreifen konnten, wenn es denn sein musste. Natürlich ging das nicht einfach so, es mussten Ermittlungen geben, eine Anklage und einen Prozess, aber es gab genug Ansatzpunkte, diesen Kerl in die Arena zu bringen.


    Natürlich darft du gehen. Wenn du aber reden möchtest, oder sonst was ist - du kannst jederzeit zu mir kommen, und lass dich nicht von dem Gedanken abhalten, dass du mir zur Last fallen könntest.


    sagte er dann, nickte erneut, dieses Mal aufmunternd, und wandte sich dann von dem Jungen ab, sodass sich dieser nun zurückziehen konnte. Curio würde noch im Garten bleiben, weit weg von Alpina, damit sogar die Chance minimiert war, zufällig auf sie zu stoßen. Wenn sie ihn nicht sehen wollte, musste er das akzeptieren, auch wenn es ihn schmerzte.

    Auch auf die Gefahr hin, hier Prügel für einen Werbeanlauf zu kassieren, hoffe ich doch, dass es nach gut einer Woche Wartezeit für den Neueinsteiger als lässliche Verfehlung aufgenommen wird, dass ich hier einen Versuch wage. ;)


    Sofern du noch Interesse an einem Einstieg als Bürger in Mogontiacum hast, kann ich dir einen Einstieg bei der Gens Helvetia anbieten. Über die konkreten Einstiegsmöglichkeiten würden wir per PN sprechen, wenn du allerdings in die von Dives verlinkten Seiten und ins Board von Mogontiacum schaust, wirst du sehen, mit wem du es da zu tun bekommen könntest. :)