"Ein Tiberier? Also ein weicher Patrizier?" Er wandte sich an den Probatus: "Ich hoffe du erwartest hier keine Sonderbehandlung?"
Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus
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Balbus sah von seiner Position aus, wie ein junger Probatus auf den Exerzierplatz kam und wie er sich scheinbar dem Optio vorstellte. Er beschloss sich das ganze etwas näher anzusehen und trat auf die beiden zu. "Optio Proximus! Wer ist dieser Probatus?"
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Balbus trat raus auf den Exerzierplatz. Er hatte beschlossen sich einmal anzuschauen, wie die Ausbildung der neuen vonstatten ging. Er kam gerade in dem Moment an, als Proximus dem Legionär seinen Stock in den Magen schlug und erinnerte sich daran, dass das auch schon damals während seiner Ausbildung ein gern genutztes Mittel war. Er musste etwas schmunzeln. Er stellte sich abseits hin und beobachtete die Rekruten und den Optio.
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"Das werde ich tun. Es war sehr nett mit dir zu reden."
Er setzte sich ganz langsam in Richtung Stadt in Bewegung.
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"Ach weisst du, ich hatte viele dieser Rüstungen vor mir, hinter mir, neben mir und auch eine an mir. Aber so sehr beeindruckt hat mich das nicht."
Er schaute aufs Meer hinaus und dachte darüber nach, ob er Rom wiedersehen würde.
"Ich glaube ich sollte langsam wieder in Richtung der Stadt aufbrechen."
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Sie riss ihn aus den unangenehmen Gedanken und dafür war er dankbar.
"Ja, auch da war ich dabei. Es war eine interessante Erfahrung. Und irgendwie war es auch schön, die Stadt meiner Kindheit wiederzusehen. Aber ich empfand es als noch viel voller und enger als früher. Aber das war wahrscheinlich nur, weil alle wegen des Zuges dort waren."
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"Das stimmt auch wieder. Aber hier in Tarraco hat man doch sicherlich nichts davon mitbekommen oder? Also sicherlich nicht so, wie draussen an der Front."
Ihm fielen wieder die Kreuze vor Numantia ein und er zuckte zusammen.
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"Natürlich ist es schwer für die, die zurückbleiben. Aber wäre es nicht schwerer, wenn die Soldaten zuhause bleiben und dafür dann die Feinde Roms über uns hinwegfegen?"
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Balbus lachte.
"Ja, das habe ich gemerkt. Wo man auch hinsieht, überall gibt es einen Decimus Soundso."
Er schaute sie wieder an.
"Deine Familie hat sich während des Krieges sehr gut geschlagen. Viele der Männer denen ich gerne mein Leben anvertraue gehören deiner Familie an."
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"Ja, als Leginär ist man an sowas gewöhnt. Aber auch nur in Kriegszeiten. Zur Zeit ist das Leben im Castellum ziemlich langweilig. Die meisten einfachen Soldaten werden trainiert und ausgebildet und die Offiziere, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben, machen irgendwelche Verwaltungsaufgaben. Ich sitze die meiste Zeit in einem Officium und kümmere mich darum, die Legionäre zu den Wachmannschaften einzuteilen."
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"Ja, mein Bruder Balbus ist der Regionarius hier. Er hat es wirklich geschafft. Er hat einen tollen Job, wo er Verantwortung trägt und trotzdem nicht zuviel Arbeit hat."
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Er schaute wieder raus aufs Meer.
"Ich diene unserem Kaiser in der Legion. Das war mein Wunsch, als ich meinem Bruder hierher folgte und das mache ich seit dem. Ich habs zwar leider noch nicht so weit gebracht wie er, aber ich arbeite daran."
In seiner Stimme machte sich ein Anflug von Bewunderung breit als er von seinem Bruder sprach.
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"Ja, er sagte auch, dass es wohl hauptsächlich an Hispania und Tarraco lag. Aber nein, der Rest der Familie bleibt hier in Tarraco."
Er merkte, dass sie etwas nervös zu werden schien, er konnte jedoch nicht sagen, warum.
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"Scheinbar wurde ihm dort ein Posten als Magister Scriniorum angeboten. Kennst du ihn?"
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"Ja, genau dieser ist mein Vater. Mein Vater, der jetzt die Familie hier zurückgelassen hat um in Germanien zu arbeiten."
Und wieder war er jemandem aus der Decima begegnet. Mittlerweile befürchtete er, dass es in der ganzen Stadt nur Mitglieder dieser Familie gibt.
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"Ja, vermutlich schon."
Er wandte sich ihr zu.
"Mir fällt da gerade ein, dass ich unhöfflich war. Ich bin Tiberius Prudentius Balbus."
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"Mein Vater. Er hat nicht nur die Stadt, sondern auch die Provinz verlassen. Er wollte einfach nicht mehr hier bleiben." Er schaute raus aufs Meer.
"Und auch mein Cousin hat uns vor kurzem verlassen, er ging nach Italien. Allerdings ist mir das mit ihm nicht ganz so nah gegangen. Und mein Onkel hat vor einiger Zeit sogar diese Welt verlassen."
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Balbus lächelte nicht. Er schaute etwas verwirrt in die Gegend.
"Ja, es ist hier schön. Aber es gibt sicherlich viel schönere Orte als das hier. Sonst würden ja nicht alle von hier weg wollen."
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Balbus ging langsam weiter und bemerkte die junge Frau, die plötzlich seinen Weg kreuzte erst gar nicht. Als er sie fast umgerannt hatte bemerkte er sie, stoppte ruckartig direkt vor ihr, schaute sie an und ging einen Schritt zurück.
"Hallo, verzeih mir bitte meine Unachtsamkeit."
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Balbus erreichte, aus der Stadt kommend, die Strände. Er wusste, dass sein Onkel hier irgendwo umgekommen war, aber das war ihm in diesem Moment ziemlich egal. Er wollte einfach nur etwas Zeit totschlagen und den Kopf frei kriegen. So stapfte er nun durch den warmen Sand und schaute in die Ferne.