Beiträge von Titus Germanicus Antias

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    Sextus Peducaeus Hispo
    TIRO · COHORTES URBANAE



    Hispo fluchte auf’s lästerlichste. Was hatte er denn jetzt wieder angestellt? Die Kleine war den Tränen nahe. Wie konnte er nur? So hatte er das doch gar nicht gemeint! Zudem hegte er größte Sympathien für die Liebesdienerinnen der Urbs, ohne sie wäre er vermutlich längst detoniert. Noch dazu war das hier nicht irgendeine Lupa, sondern der Mensch, an dem das ganze Herz seines Freundes hing. Er verstand tatsächlich nicht, wo Antias abgeblieben sein mochte, aber daran, dass er sich auf den Weg zu ihr gemacht hatte, konnte es gar keinen Zweifel geben. Und nun lief sie schluchzend davon, weil er sich benommen hatte wie ein Schweinetreiber.
    „Warte, Kleine ... warte doch mal!“ rief er ihr reumütig nach und ging ein paar Schritte hinter ihr her. „Entschuldige! Ich ... hab heute einen schlechten Tag. Antias ist ganz bestimmt auf dem Weg zu dir. Vielleicht musste er vorher noch Besorgungen machen, oder hat sich verlaufen ..“ Verlaufen? Blödsinn. „Oder er hat sich, wie der Anstand es gebietet, zuerst bei dem Haupt seiner Gens gemeldet.“ Endlich hatte er sie eingeholt. „Schau, immerhin ist es sein erster Ausgang seit Monaten, da gibt es wohl eine Menge zu regeln. Also ... der Bursche liebt dich über alles, so viel kann ich dir versichern.“ Daran war wohl nicht zu rütteln. Alle Argumente Hispos, sich nicht auf ein solch unwägbares Risiko einzulassen, waren an Antias’ Leidenschaft abgeprallt. Fast schon verständlich, wenn er sich dieses reizende Wesen so betrachtete.

    „Natürlich.Verzeihung, Senator Avarus“ murmelte Antias kleinlaut. Der verbale Nasenstüber des Patriarchen hatte gesessen. Im Enthusiasmus der Gespräche war ihm völlig entfallen, dass Germanicus Sedulus weder der einzige Pater Familias noch der einzige ehrenwerte Senator im Hause war. Mit ehrfürchtigem Blick sah er den betagten Senator davon hinken. Ältere Menschen, verdiente Stützen des Imperiums zumal, brauchten Ruhe. Wohl um sich schon einmal auf die friedliche Stille des Elysiums vorzubereiten. Betreten sah Antias auf seine genagelten Caligae hinunter. Wie sollte er auch nur einigermaßen geräuschlos die Treppe zur Bibliothek wieder hochkommen, um seine Sachen zu holen? Er war nur Gast in der Casa und konnte hier doch nicht ohne Stiefel rumrennen. Verdammt!


    Die verwirrt fragende Miene seines Bruders brachte ihn allerdings schnell wieder auf andere Gedanken. „Senator Medicus Germanicus Avarus.“ raunte er Ferox leise zu. „Du wolltest doch weitere Gensmitglieder kennenlernen. Bitteschön.“

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    Sextus Peducaeus Hispo
    TIRO · COHORTES URBANAE


    „Bitte. Gern geschehn.“ Mit einer Mischung aus Unverständnis und Mitgefühl sah Hispo den Bewerber durch’s Tor marschieren. Ob dem Jungen klar war, dass jeder vertrocknete Tempelpriester mehr Weiber zu Gesicht bekam als ein Tiro in der Grundausbildung? Wohl kaum. Kopfschüttelnd zog er sich den Mantel höher. Und wo war Fimbria? Entweder mit dem Magistrat im Carcer verschwunden oder auf der Latrine eingeschlafen. Letzteres kam immerhin des öfteren vor. Fluchend wandte Hispo sich wieder dem Vorplatz zu und bekam große Augen.


    Da wandelte doch tatsächlich eines jener göttlichen Wesen auf ihn zu, die er nur noch aus seiner Erinnerung kannte, noch dazu ein ausgesprochen appetitliches Exemplar. Hatten die Götter ihn doch noch erhört? War das drängende Flehen seiner pochenden Flöte bis in’s Pantheon gedrungen? Je näher das hübsche Ding kam, desto bekannter kam es ihm vor, wirklich einordnen konnte er es allerdings nicht. Erst als er die sanfte Frage der jungen Frau vernahm, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Na, da soll mich doch ..“ Die Bordellkontrolle, Antias’ unsägliches Geschmachte, die haarsträubende Nummer mit den Fischfässern. Götter! Dieses grazile Rehlein war nicht seiner Flöte sondern der seines Freundes wegen gekommen.


    Mit einem langgezogenen Räuspern versuchte Hispo, die Enttäuschung aus seiner Stimme zu pressen. „Du bist doch die Kleine aus dem Lupanar!“ Aber natürlich war sie das. Antias’ große Liebe. Der Gegenstand endloser und fruchtloser Streitgespräche. Na ja. Es war wie es war. „Antias hat Ausgang.“ antwortete er mit einem ersten Anflug von Lächeln. „Ich dachte eigentlich, er sei auf dem schnellsten Weg zu dir gerannt. Habt ihr euch vielleicht irgendwie verpasst?“

    Antias war gar nicht darauf gefasst, so schnell wieder in’s Gespräch einbezogen zu werden. Während Ferox damit beschäftigt war, Germanicus Sedulus seine Pläne und Motive darzulegen, hatte sich Antias stolz die Bärenkette seines Bruders angelegt und dessen Ausführungen lächelnd gelauscht. Auf Sedulus’ direkte Frage entwich ihm ein kurzes gutmütiges Lachen. „Bei mir? Nun, ich habe einfach deinen Rat befolgt, Senator. Und ich bereue es nicht.“ Zumindest im großen und ganzen, dachte er sich grinsend und wandte sich dann an seinen Bruder.


    „Naja ..“ begann er, sich nachdenklich am Kinn kratzend. „.. egal, für welchen Truppenteil du dich erwärmen könntest, du musst dir darüber im Klaren sein, dass mindestens zwanzig Jahre Dienst auf dich warten, bei der Legion fünfundzwanzig. Was den Sold betrifft .. so berauschend ist der nicht, schon gar nicht in der ersten Zeit. Aber du wirst immer wissen, wo du hingehörst und was du zu tun hast. Ob wir einst unsere Fußabdrücke in der Geschichte hinterlassen werden, hängt in erster Linie von unseren Befehlshabern ab. Ruhm und Ehre lassen sich bei grenznah stationierten Legionen sicher schneller erlangen als bei den städtischen Truppen, aber Respekt und Achtung werden dir hier wie dort zuteil.


    Wenn du Rücksicht auf deine Mutter nehmen, und in ihrer Nähe sein möchtest, wäre wohl der Dienst bei der Legio Secunda Germanica – der Einheit unseres Vaters – die beste Wahl. In dem Fall solltest du aber bis zum Frühling warten, oder willst du dir diese mörderische Strecke gleich wieder antun? Solltest du es vorziehen, in Italia zu bleiben ..“Antias lächelte breit „.. also in unserer Nähe, dann bietet sich die Legio Prima Traiana in Mantua an. Oder eben ...“


    Er hoffte inständig, Ferox mit all den Alternativen nicht vollends zu verunsichern. „.. die Cohortes Urbanae hier in Roma. Mehr Sold als bei der Legion und fünf Jahre weniger Dienstzeit .. nur so am Rande erwähnt.“ Antias bedachte Ferox mit einem munteren Augenzwinkern. „Was nun die Classis anlangt, darüber kann ich nicht viel sagen, weil ich niemanden kenne, der dort dient. Man kommt sicher rum und sieht andere Winkel des Imperiums. Eine Elitetruppe ist die Classis – bei allem Respekt – aber wohl nicht gerade. Letztlich liegt es an dir, Ferox.“


    Mehr konnte er Ferox im Moment nicht raten. Vielleicht hatte sein Bruder auch handwerkliches oder kaufmännisches Geschick, um das zu beurteilen kannte er Ferox noch längst nicht gut genug. "Aber vielleicht solltest du tatsächlich erstmal was trinken." lachte Antias aufmunternd. "Ich hab' schon genug."

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    Sextus Peducaeus Hispo
    TIRO · COHORTES URBANAE


    Hispo gähnte ausgiebig und setzte den gleichgültigsten Blick auf, den er zustande brachte. Der umherschleichende Jüngling war ihm natürlich nicht entgangen, aber wenn der Bengel etwas von ihm wollte, musste er schon den Mund aufmachen. Ohnedies wäre es ihm lieber gewesen, Fimbria hätte sich darum gekümmert, der konnte mit Zivilisten umgehen wie es schien. `Wenn ihr mir bitte folgen würdet` hallte es noch immer in Hispos Ohren. Warum hatte der unerträglich gut gelaunte Bergbauer dem Magistrat und seinem Scriba nicht gleich etwas Ingwerwasser und Gebäck angeboten? Zum kotzen. Der eine scharwenzelt mit ein paar Beamten davon, der nächste hat Ausgang .... War er hier eigentlich der einzige, der Dienst nach Vorschrift tat?


    Dass der herumlungerte Bursche ihn nun doch direkt ansprach, besserte Hispos Laune auch nicht sonderlich. Bei uns mitmachen? Waren die CU etwa eine wandernde Gauklertruppe oder sowas? Schnaubend riss er sich zusammen. Der junge Kerl konnte ja auch nichts dafür.


    „Nein, Civis ..“ antworte Hispo in einigermaßen zivilisiertem Tonfall „.. melden kannst dich hier nicht. Das musst du schon im Officium Conducendi machen. Durch’s Tor, die Straße geradeaus runter bis zu einem großen zentralen Gebäude. Da rein und dann links halten. Ist angeschrieben.“ Hispo bedachte den Zivilisten mit einem forschenden Blick. Ja, der schien es kapiert zu haben. „Leider kann ich dich nicht geleiten.“ säuselte er noch hinterher und gab schließlich mit deutlicher Körpersprache zu erkennen, dass die angeregte Unterhaltung für ihn damit beendet war. Nicht mal in Ruhe sauer konnte man hier sein.

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    Spurius Cluvius Sulca




    Mit der Abschrift jener bedeutsamen Liste unterm Arm setzte sich Sulca verstohlen grinsend in Bewegung. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er dem Scriba einfach diese Tabula in die Hand gedrückt und damit Schluss der Veranstaltung. Der Sinn dahinter, die Gefangenen einzeln in Augenschein zu nehmen, erschloss sich ihm nicht recht. Nach ein paar Tagen im Carcer sahen die ohnehin alle mehr oder minder gleich aus, zudem änderte sich die Belegung ständig, Dauergäste pflegten die CU hier nicht zu beherbergen. Aber gut, ihn ging das nichts an, er war lediglich als Türöffner – und bei Bedarf – Vorleser gefragt, zum Prozedere selbst hatte er sich nicht zu äußern.


    Pflichteifrig marschierte er aus dem Officium auf den Flur hinaus an den Verhörkammern vorbei auf die wuchtige Tür zum Treppenabgang zu. Dort nahm er eine der bereit stehenden Lucernae an sich, winkte der kleinen Prozession auffordernd zu und zog schließlich den schweren Riegel zurück. Immer hinunter in die guten Stuben.

    Ferox Umarmung kam zwar ein wenig unerwartet, aber Antias erschien es plötzlich als das natürlichste der Welt, diesen impulsiven Naturburschen zu drücken. Er hatte keinen Mann mehr umarmt, seit .. ja, seit wann? Soweit er sich erinnern konnte, hatte er das bis heute noch nie getan, zumindest nicht nüchtern. Mit einem brüderlichen Klaps auf Feroxs Wange löste er sich wieder und lauschte schmunzelnd dem begeisterten Geplapper seines Bruders. Ferox war völlig aus dem Häuschen. Verständlich. Die finale Erfüllung seiner Träume wäre es wohl gewesen, wenn sich auch noch weitere Familienangehörige eingefunden hätten, Onkel, Tanten, Großeltern. Im Gegensatz zu Ferox wusste Antias allerdings, dass nur sie beide von ihrer Familie übrig geblieben waren, aber das war jetzt nicht der Moment für schlechte Neuigkeiten.


    In seinem Überschwang brachte der freudestrahlende Ferox sogar Gens und Familie durcheinander. Nach all den isolierten Jahren war das kaum verwunderlich. Sicher hätte er auch noch das Personal der Casa dankbar in seine Arme geschlossen. Dass Senator Sedulus die Dinge behutsam wieder gerade rückte, registrierte Antias mit einem wissenden Grinsen.
    „Tja, so ist das.“ lächelte er Ferox zu. „Senator Germanicus Sedulus ist zwar Familienoberhaupt, aber eben das seiner eigenen Familie. Was uns aber alle verbindet ist die Gens. Dank sei den Göttern dafür, sonst stünden wir zwei noch einsamer in der Welt rum als wir’s eh schon tun.“ Die verlegene Starre, die ihn die ganze Zeit eingeschnürt hatte, war schlagartig verschwunden. Das winterwelke Peristyl kam ihm schon gar nicht mehr so verlockend vor. Es gab noch so vieles, was er Ferox fragen wollte. Ob wenigstens dessen Mutter noch lebte, welche Pläne er in Roma hatte, ob er ihm dabei helfen konnte. Antias war kurz davor, ebenfalls aufgedreht loszuplappern, aber die weiteren Worte des Senators ließen ihn wieder etwas ernster werden.


    „Ja, in der Tat, Senator.“ nickte er nachdenklich. „Zumindest in meinem Fall ist es wohl besser, von einem Patronat Abstand zu nehmen, denn so wie sich die Dinge momentan darstellen, vor allem hinsichtlich dessen, was ich dir in der Bibliothek eröffnet habe, könnte ich dir als Klient im Augenblick nur zum Nachteil gereichen. Ich will dich da nicht mit reinziehen. Ich hoffe, du weißt, dass du auf meine Loyalität auch ohne Patronat stets zählen kannst, Senator Germanicus Sedulus.“

    „Zäher Bursche.“ musste Antias zugeben, ging auf den schnaufenden Gaul zu, musterte das leichte Gepäck auf dessen Rücken und kraulte ihm die schweißverklebte Mähne. Er hatte nie so recht kapiert, was diese an sich stolzen Tiere dazu bewog, Mann und Last klaglos durch die Gegend zu schleppen, wenn man es ihnen abverlangte, sogar bis zur völligen Erschöpfung. Andererseits kapierte er eben so wenig, wie man sich länger als vier Atemzüge auf dem Rücken eines dieser hoppelnden Viecher halten konnte. Nun gut. Blieb noch ein tastender Griff an die Hüfte des Helvetius. Der übliche Geldbeutel am Gürtel, sonst nichts.


    „In Ordnung. Dann ab mit ihm an die wohlverdiente Tränke. Viel Glück in der Urbs.“

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    Spurius Cluvius Sulca



    Auf die Folter spannen. Der Magistrat hatte Humor. Wohl nur unbewusst zwar, aber immerhin. Sulca honorierte die zufällige Doppeldeutigkeit des Ausspruchs mit einem amüsierten Zähnefletschen. Heutzutage wurde im Carcer der CU bedauerlich wenig Gebrauch von der Folter gemacht. Es wurde geprügelt, das schon. Manchmal fand auch ein Wasserfass Anwendung oder glühende Gegenstände aus Metall, aber gefoltert wurde seit Ende des Bürgerkrieges nur noch sehr selten. Zumindest hier bei den Urbanern. Auf der anderen Seite der Principalis bei den Praetorianern sah das vermutlich ganz anders aus.


    Nach wenigen Schritten hatten sie das Officium erreicht. Sulca baute sich zackig vor dem Optio auf und salutierte.
    Optio Iunius Avianus! Miles Cluvius meldet Magistrat Tiberius Lepidius nebst Scriba!“

    Antias Laune besserte sich merklich. Na also, so ging’s doch auch. Keine abgeschmackten Sprüche, keine zynischen Anmerkungen zu seinen zugegebenermaßen recht stupide anmutenden Fragen, die aber nun mal so vorgeschrieben waren. Mit einem freundlichen Nicken deute er auf das japsende Ross. „Fregellanum, verstehe. Vielleicht wärst du schneller vorangekommen, wenn du deinen Gaul getragen hättest. Führst du Waffen mit?“ Wenn ja, konnte der Helvetius diese höchstens am Leib tragen, seiner Mähre war wohl keine Unze zusätzlichen Gewichtes zuzumuten.

    „Ihr habt’s gehört.“ knurrte Sulca missmutig. „Also hoch mit dem Scheißkerl.“ Mit vereinten Kräften versuchten die Milites den apathischen Brocken auf die Beine zu wuchten. Carbo und Pennus fassten ihn unter den Armen, Antias packte den Gürtel und ertastete unter der Tunica sogleich die unverkennbare Form eines Pugios. „Du miese Ratte!“ Fluchend riss er die Tunica hoch, zog den Dolch heraus und reichte ihn mit dem Griff voran Optio Avianus. „Unser Hercules scheint ein ängstliches Bürschen zu sein." Nach einem kurzen Nicken zu Dracon sammelte er Scuta und Hastae ein, drückte sie Sagitta in die Arme und packte dann wieder mit an.


    Den waidwunden Rieseneber nach draußen zu bugsieren erwies sich als knifflige Angelegenheit. Keiner der Milites wollte vorausgehen und den Kerl dabei im Rücken haben. Da die Tür aber kaum breiter war als dieser Hüne, blieb ihnen nichts anderes übrig als ihren Gefangenen von hinten hindurch zu quetschen wie einen Tonklumpen in eine Ziegelform. Vor der Popiona hatte sich ein nicht all zu dichter Menschenauflauf gebildet, der auf den ersten Blick nicht besonders bedrohlich wirkte, zumal der Tribunus mit seinen verbliebenen Männern die Lage völlig unter Kontrolle zu haben schien. Trotzdem hieß es, wachsam sein. Er hatte Dracons’ Warnung nicht vergessen. Keuchend drückten die Milites den Fleischberg erstmal gegen die Hauswand um den Ausgang für Avianus und Sagitta frei zu bekommen. Das würde noch ein langer beschwerlicher Weg werden bis zum heimischen Carcer.

    Germanicus Sedulus' freundliche Worte, drohten Antias den Rest zu geben. Mit einer fahrigen Geste fiuhr er sich über die Augen und sog zischend die Luft ein.
    Trocken schluckend blickte er schließlich auf und sah die ihm dargebotene Kette in Feroxs Hand. Ein gerührtes Lächeln begann seine Lippen zu kräuseln. Er hatte diesem gutherzigen Burschen, seinem Bruder, Unrecht getan. Da hatte Ferox voll Hoffnung diesen ganzen beschwerlichen Weg von Germania herunter auf sich genommen, noch dazu mitten im Winter, nur um erfahren zu müssen, dass sein Vater tot und sein Bruder anscheinend ein kaltherziges Arschloch war. Was mochte sich in ihm aufgestaut haben über all die Jahre, in denen er geglaubt hatte, nur das vernachlässigte Nebenprodukt eines Vaters zu sein, der andernorts ein harmonisches Familienleben führte.


    Mit einem rauen Räuspern erhob sich Antias und griff zaghaft nach der Kette. „Danke Ferox .. ich .. äh .. ich .. danke dir.“ Sollte er ihn jetzt umarmen? Ihm war danach, aber er wusste nicht recht, wie man mit Brüdern umging, immerhin hatte er vor einer knappen Stunde noch keinen gehabt. Ehrfürchtig betrachtete er die Kette, diese Bär musste ein verdammt stattlicher Brocken gewesen sein. Dann sah er wieder auf, blickte von Ferox auf Sedulus und straffte sich verlegen. „Nun, also ...“ versuchte er sich an einem beschwingt scherzhaften Ton. „.. ich bin Miles der Cohortes Urbanae, von mir wird Haltung erwartet. Senator Sedulus weiß, wovon ich rede, nicht wahr?“ Dabei wusste er selbst nicht so wirklich, wovon er da redete. Er brauchte einfach noch ein klein wenig Zeit. „Ferox, du möchtest dich sicher erst einmal ungestört mit dem Familienoberhaupt unterhalten ... äh ... ich wollte den Senator ohnehin bitten, einmal das Peristyl genauer besichtigen zu dürfen .. ich .. interessiere mich seit jeher für .. ähm .. Sträucher und so Sachen.“

    Schon aus zwei Stadien Entfernung hatte der herannahende Reiter, genauer gesagt, dessen abgekämpfte Schindmähre die Aufmerksamkeit der Milites auf sich gezogen. „Wenn’s der Klepper bis zum Tor schafft, bist du dran.“ grinste Sulca amüsiert. Antias brummte nur gleichgültig. Er war sowieso dran. Längst war ihm klar geworden, dass der Cluvius nicht faul war, sondern wählerisch. Korrupt bis in die Backenzähne hatte Sulca einen feinen Riecher dafür entwickelt, welche Sorte von Passanten bereit war, sich für eine schnelle und unkomplizierte Abfertigung mit der einen oder anderen Münze erkenntlich zu zeigen. Sänften beispielweise waren da ein lohnendes Objekt. Ein einzelner Reisender auf einem zusammengerittenen Gaul hingegen war für den Cluvier den Aufwand nicht wert.


    Der Klepper schaffte es schließlich, der Reiter saß ab und Antias trat seufzend auf ihn zu.
    „Salve, Civis. Woher kommst du und wohin genau möchtest du?“

    Wie es ihm ergangen war? Wo sollte er da anfangen? Antias blickte unentschlossen von Ferox auf den Senator und schließlich wieder auf die Spitzen seiner Caligae. „Naja, ich weiß nicht .. bevor ich erzähle, wie es mir ergangen ist, sollte ich mir vielleicht erst mal darüber klar werden, wie es mir im Moment ergeht.“ Aber gut, warum nicht. Wenn das heute der Tag für Wahrheiten war, dann sollte es eben so sein.


    „Ich denke, als Kind war ich recht glücklich. Meine Mutter und ich waren zwar in einem äußerst schäbigen Nebengebäude des Castellums der Secunda untergebracht, aber ich kannte es nicht anders und meiner Mutter hat das wohl auch nicht viel ausgemacht. Viele Soldaten der Garnison hatten Frauen und oft auch Kinder vor den Lagertoren, das war nichts außergewöhnliches. Natürlich war es ihnen nicht erlaubt, vor Ablauf der Dienstzeit zu heiraten, wilde Ehen wurden aber durchaus toleriert.


    Germanicus Varus hat uns aus seinem Sold unterstützt und nach uns gesehen, wann immer er die Möglichkeit dazu hatte. Die Winter waren die schönste Zeit im Jahr. Keine Manöver, keine größeren Patrouillen, die Soldaten blieben im Lager und mein Vater hatte Zeit, sich um mich zu kümmern. Er hat mir eine Menge beigebracht, eigentlich das Meiste von dem, was ich heute weiß und kann. Im Sommer waren seine Besuche dagegen weit seltener, was regelmäßig zu der paradoxen Situation geführt hat, dass bei uns ausgerechnet im Sommer Geld und Nahrung knapp wurden. Aber wie gesagt, ich kannte es nicht anders. Irgendwann würden wir sowieso alle zusammen in ein schönes kleines Haus ziehen, hatte Varus mir versprochen, irgendwo in Panonien vielleicht oder Aquitanien. Tja ...“


    Antias hatte genug von seinen Stiefeln gesehen. Nachdenklich hob er den Blick zu Ferox. „.. und dann wurde es wieder einmal Winter, und Varus kam. Einmal, dann nicht mehr. Nicht zu den Saturnalien, nicht zum Neujahrsfest, er tauchte nie wieder auf. Von einem seiner Kameraden wurde uns Wochen später mitgeteilt, dass er seit einer Kuriermission als vermisst gilt. Meine Mutter hat sich ausgezehrt in ihrer Trauer, monatelang. Ich nicht. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass er am Leben und einfach fortgegangen war. Geflohen vor seinem Weib, der einstigen Hure und vor seinem nicht standesgemäßen Sohn. Und ich habe ihn dafür gehasst.


    Als es Frühling wurde und meine Mutter noch immer in Schmerz versunken war, habe ich begonnen, auch sie zu hassen. Für die endlosen Streitereien mit meinem Vater, für ihre Herkunft, für das Leben, das wir führten, für alles. Während ich ihrem Einfluss langsam entglitt, begann sie wieder ihrem alten Gewerbe nachzugehen, um uns beide irgendwie durchzubringen. Sie hat mir Essen, Kleidung, einen warmen Schlafplatz ermöglicht, und dafür nichts von mir geerntet als Verachtung.


    Anstatt mich selber irgendwie nützlich zu machen, hab ich meine Tage mit Würfeln, Saufgelagen und Schlägereien vertan. Für mich war es immer Winter geblieben. Meine Mutter wurde schon in jungen Jahren alt. Dann wurde sie krank. Aber sie arbeitete so lange sie konnte. Schließlich beschloss ich doch noch, ihr zu helfen und schleppte ihr die bitter benötigten Freier in’s Haus. Ich war der Zuhälter meiner eigenen Mutter. Bis zu ihrem Tod. Hätte ich gewusst, dass ich noch irgendwo einen Bruder habe .. oder hätte ich mich wenigstens damit abgefunden, dass mein Vater umgekommen war .. alles wäre sicher ganz anders verlaufen. Aber so ...“ Sein Blick fiel wieder zu Boden.


    „Vielleicht wäre es besser gewesen, in Germania zu bleiben und in irgendeiner schmierigen Kaschemme erschlagen zu werden. Aber ich wollte einfach noch ein oder zwei Dinge in meinem Leben richtig machen, schon um zu wissen, wie sich das anfühlt, etwas richtig zu machen. So bin ich also nach Roma aufgebrochen, um Angehörige meiner Familie zu finden und vielleicht einen Rat zu erhalten, was ich mit meinem versauten Leben nützliches anfangen kann. Senator Germanicus Sedulus hat mir diesen Rat gegeben, mir seine Gastfreundschaft gewährt ... ohne viel zu fragen. Einfach so. Mir, einem ungehobelten wertlosen Bastard. Es tut mir leid, Senator ...“ mehr kam nicht aus ihm heraus. Seine Zähne pressten sich aufeinander, der Hals wurde ihm eng. Der Tag für Wahrheiten. Was für ein Scheißtag.

    Gerade einmal ein paar Schritte in Richtung Treppe hatte Antias getan, dann brachte er die Beine nicht mehr vom Boden. Mit mahlendem Kiefer starrte er in’s Leere. Wenn nicht gerade Militärstiefel oder Maultierhufe in die Stille schnitten, atmete die Casa wirklich etwas betörend friedvolles aus. Einen Platz wie diesen hatte er nie gekannt. Mehr als zwanzig Jahre seines Lebens hatte er in einer engen dunklen Ecke gehaust, die nur mit ein paar groben Wolldecken von den Schlaf- und Arbeitsstätten der Garnisonshuren abgetrennt worden war. Wie mochte das Heim des kleinen Ferox wohl ausgesehen haben? Er konnte es nicht wissen. Aber letztlich war es gleich, an welchem Ort ein trauriger Junge auf einen Vater wartete, der nicht kam.


    Mit einem tiefen Seufzer drehte sich Antias zu Ferox um und sah ihn lange an. Ja, die Handschuhe hatten gepasst. Er erinnerte sich gut. An die warmen weichen Fäustlinge seiner Mutter und an die endlosen Streitereien seiner Eltern, in deren Verlauf Gisali jedes mal diese Handschuhe aus der Truhe gefischt und sie Varus vor die Füße geworfen hatte, nur um sie hernach wieder klammheimlich aufzusammeln. Unzählige Gesprächsfetzen drangen ihm wieder in Erinnerung, bittere gehässig hingeworfene Sätze, die bislang nie einen Sinn für ihn ergeben hatten. Klein Nero. Muss Klein Nero auch Kornhülsen fressen? Freut Klein Nero sich schon auf Geschwister? Er hatte mit alldem nie etwas anfangen können. Später hatte ihm sein Vater erzählt, dass Nero einst Imperator gewesen war, vor langer langer Zeit.


    Mit schweren Schritten schlurfe Antias zu Ferox und Sedulus zurück und ließ sich stöhnend in den Korbsessel fallen. Er hätte ein Glas Massiker mit herunter nehmen sollen, besser noch die ganze Amphore. „Schon gut, Ferox .. schon gut.“ keuchte er müde, glotzte gedankenverloren auf das Mosaik zu seinen Füßen und suchte nach Worten, die er da unten nicht fand. Ferox hatte verdammt recht, es war wirklich alles ein wenig viel heute. „Wir haben ihn dir nicht weggenommen. Wie es scheint hat er uns ebensowenig gehört wie euch.“

    Antias hörte schweigend zu, lauschte den Schmähungen, registrierte die Provokationen und wurde von Wort zu Wort ruhiger. Wer auch immer dieser Ferox sein mochte, ein Schwindler, ein Irrer oder auch sein Bruder, niemand hatte das Recht, in dieser abfälligen Weise von seinem Vater zu sprechen. Selbst dem tumbesten Waldbewohner sollte klar sein, dass ein derartiges Benehmen Konsequenzen haben musste. Sie waren in der Casa Germanica, im Haus des Senators. Antias würde sich nicht dazu hinreißen lassen, hier das Blut dieses Schandmauls über die Mosaiken zu verspritzen. Draußen aber, nur ein gutes Dutzend Schritte entfernt, war kein Platz mehr für Rücksichten irgendwelcher Art.


    Das alles war einfach nur traurig. Antias bedauerte es aufrichtig, seinen Besuch derart tragisch enden lassen zu müssen, aber er hätte nicht einmal Hispo, seinem besten Freund, gestattet, solche Reden zu schwingen. Als allerdings auch noch seine Mutter Erwähnung fand, drohte auch der letzte Rest von Bedauern zu weichen. Langsam und bedächtig erhob sich Antias und blickte Ferrox ausdruckslos an.


    „Dass dein Vater eine Schlampe war, tut mir leid.“ sagte er kalt. „Meiner war ein einfacher Soldat, der seinen Sohn an den Waffen geschult, Lesen und Schreiben gelehrt und auch ansonsten recht anständig behandelt hat. Ich erwarte dich draußen bei deinem Maultier.“ Mit einer linkischen Geste der Resignation wandte er sich an den bislang schweigenden Senator. „Ich bedaure das sehr, Senator Germanicus Sedulus. „Wenn du entschuldigst .. ich habe noch Mantel und Gepäck in der Bibliothek.“

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    Spurius Cluvius Sulca


    Mit einer eilig vollgekritzelten Tabula unterm Arm spähte Sulca die Principalis hinauf. Da kamen sie ja endlich. Wurde auch Zeit. Er war lediglich angewiesen worden, ein paar Zivilbeamte in Empfang zu nehmen, wann genau die eintreffen würden hatte man ihm natürlich nicht mitgeteilt, und so stand er hier schon eine geschlagene Stunde vor der Porta zum Carcertrakt herum wie ein Idiot. Vermutlich hatten die beiden Rekrutenpfeifen am Tor sich nicht darauf einigen können, wie sie mit den Besuchern verfahren sollten. In zackiger Haltung ging er den Ankömmlingen ein paar Schritte entgegen.


    „Salve. Magistrat Tiberius Lepidus?“ fragte er den eleganteren der beiden Zivilisten. „Miles Cluvius Sulca. Ich wurde abgestellt, um dich neben meinem Optio bei der Inspektion zu begleiten.“ Was glotze ihn dieser Grünschnabel von Rekrut so herausfordernd an? „Ist gut, Raecius. ich übernehm das hier. Klar?“ Süffisant grinsend schob der Tiro ab. Respektlose Saubande.


    „Gut, Magistrat ... dann fangen wir am Besten mit dem Officium an. Der Optio erwartet euch bereits. Bitte folgt mir.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen marschierte der Cluvier voraus durch die Porta.

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    Caius Raecius Fimbria
    TIRO · COHORTES URBANAE


    „Gewiss.“ nickte Fimbria beflissen. Der Tiberius war also keiner von diesen aufgeblasenen Togawedlern, denen ein Tribunus als Ansprechpartner gerade gut genug waren. Umso besser. Bedauerlich, dass er den Magistrat und seinen Scriba nicht selbst durch den Carcer führen konnte, irgendwie war er schon neugierig, wie es da wohl zuging. „Dann werde ich euch zum Carcer geleiten. Ein kurzer Blick auf Hispo, den das alles nicht das geringste anzugehen schien. „Mein Kamerad wird hier so lange seine Aufmerksamkeit verdoppeln, richtig?" „Aber selbstverständlich.“ brummte Hispo wenig begeistert. Fimbria grinste verstohlen und wandte sich wieder den Wartenden zu.


    „Da die Inspektion angemeldet ist, wird sicher ein Miles zu eurer Verfügung bereit stehen. Wenn ihr mir bitte folgen würdet.“
    >>>

    Antias zog instinktiv das Genick ein. Alle Achtung. Senator Sedulus konnte einen Ton anschlagen, gegen den sich das Gebrüll eines Optios ausnahm wie Kinderlachen. Zögernd folgte er Sedulus’ Aufforderung und setzte sich auf einen der Stühle. Den vermeintlichen Germanicus ließ er dabei nicht aus den Augen. Sowas wie Brüder? Unmöglich. Der Kerl sah seinem Vater doch kein bißchen ähnlich. Zugegeben, was Haarfarbe und Körpergröße anging, sah er Varus sogar ähnlicher als Antias selbst, aber sonst war keinerlei Ähnlichkeit vorhanden. Nun gut, Sedulus wollte Auskunft, in Ordnung, darauf hatte er auch Anspruch.


    „Also, Senator ... ich habe meinen Vater Marcus Germanicus Varus das letzte mal vor acht Jahren gesehen.“ Antias rechnete noch einmal nach. „Ja, im Winter vor acht Jahren.“ Dieser nachtschwarze Winter hatte bis heute kein Ende gefunden. Vieles hätte er berichten können aus jener Zeit, aber nichts davon war mehr von Belang. „Meine Mutter war Gisali Saxula vom Stamm des Tudrus.“ fuhr Antias leise fort. „Ihrem Vater wurde von Domitianus das Bürgerrecht verliehen, nachdem er mit seiner Sippe Lappius Maximus gegen den abtrünnigen Antonius Saturninus unterstützt hat.“ Ob das kurz genug war für zwei verstrichene Leben? „Von einem Bruder ..“ fügte Antias noch hinzu, weil er gar nicht anders konnte. „.. hab ich noch nie etwas gehört.“

    Schon als er mit seinen genagelten Stiefel zur Treppe gepoltert war, hatte Antias von unten das energische Organ des Senators vernommen, gefolgt von wieder einsetzendem Geklapper. So viel zum Thema erhabene Stille. Vorsichtig, um die Geräuschkulisse nicht noch unnötig zu verstärken war er in’s Atrium hinuntergestakst um dortselbst Zeuge zu werden, wie sich das staubig graue Hintereil eines Maultiers durch die Porta nach draußen schob.


    „Alles in Ordnung, Senator?“ fragte er dünn, den Blick noch immer auf die Tür geheftet. Ob Sedulus ihn gehört hatte, vermochte Antias nicht zu beurteilen, beschloss aber vorsichtshalber, sich in respektvollem Abstand hinter dem Senator zu positionieren. Am besten, er ließ Germanicus Sedulus erstmal seine Ruhe. Der Tag schien für ihn bislang nicht ganz so gelaufen zu sein, wie er es gewohnt war. Ein Maultier im Haus, wie bizarr. Schweigend blickte Antias im Atrium umher. Keine Menschenseele war zu sehen. Als wäre nichts gewesen, hatte die erhabene Ruhe wieder Einzug gehalten. Kein Grund also, hier noch weiter herumzustehen. Aber der Senator schien auf etwas zu warten, und da Sedulus wartete, wartete Antias selbstverständlich auch.


    Nach einigen kontemplativen Minuten des Schweigens klangen schließlich Schritte von der Porta her. Antias spähte über Sedulus’ breite Schultern hinweg und gewahrte einen dunkelhaarigen jungen Mann in etwas zerknitterten Klamotten. Sicher der unaufmerksame Halter des verirrten Packviechs. Soweit also alles in Ordnung. Von dem Maultiertreiber hatte der Senator wohl nichts zu befürchten. Zeit, sich unauffällig wieder in die Bibliothek zurückzuziehen und dem Senator die Entgegennahme einer mehr als angebrachten Entschuldigung zu überlassen. Gerade im Begriff, sich leise davonzumachen, wurde er jedoch von zwei aufeinander folgenden verbalen Hieben jäh gestoppt. Dass der Bursche vorgab, ein Germanicus zu sein, traf Antias schon unerwartet genug. Als er aber hörte, auf wessen Namen sich dieser Bengel berief, stockte ihm der Atem. Alle Regeln des Anstands missachtend trat Antias zornfunkelnd hinter Sedulus hervor. „Was erlaubst du dir!“


    Das Blut schoss ihm in die Wangen. Er benahm sich daneben, das war ihm klar, aber eine derartige Unverschämtheit konnte nicht hingenommen werden, das sah der Senator sicher ebenso. „Bitte entschuldige, Senator Germanicus Sedulus ..aber das .. das ist .. ungeheuerlich!“