Na also. Nach einem kurzen Moment des Schweigens schob sich endlich eine Tabula durch den Türspalt, begleitet von der Anweisung, sie auszuhändigen. Die Tür wurde geschlossen, schwere Schritte entfernten sich, und erst jetzt, als sie sich bereits wieder zu lösen begann, nahm Antias Sibels’ Anspannung so richtig wahr. Wenn sie am Leben in der Castra nicht verzweifeln wollte, musste Sibel eindeutig gelassener werden. Das war hier nun mal ein wuselnder Männerladen. Situationen wie die eben durchgestandene würde es wohl noch des öfteren geben, schließlich bildete die Habitatio den ohnehin schon stark frequentierten Mittelpunkt der Centurie, und wenn sich erst einmal herumgesprochen hatte, wer neuerdings Avianus’ Haushalt führte, würde es hier von Meldegängern, Boten, Bittstellern und Neugierigen nur so wimmeln. Und nicht nur das. Bei weitem nicht nur das. Er selbst gönnte seinem Centurio diese wonnevolle Bereicherung des manchmal recht freudlosen Soldatenlebens ohne eine Spur von Neid. In den Reihen den Milites jedoch gab es so ganz bestimmte Elemente, unter denen die Missgunst wüten würde wie die Malaria. Pilitus, Laevinus, Cordus, Sulca und noch ein paar andere verbitterte Veteranen, alt gedient und trotzdem nie befördert. Denen musste Antias in Zukunft also noch aufmerksamer auf die Finger schauen.
Nachdenklich musterte er die hübsche Frau, die ihm nun mit Nachdruck zu verstehen gab, dass er sich besser schleunigst entfernen solle. Antias nickte. In der Tat, die Idee hatte in den vergangenen Minuten nichts von ihrer Brillanz verloren und war nun sogar umsetzbar. „Ja. Natürlich, Sibel. Ich hatte ohnehin nicht die Absicht, mich hier häuslich niederzulassen.“ Seufzend nahm er sein Cingulum von der Stuhllehne, warf es sich über die Schulter, öffnete dann die Tür und spähte hinaus. Niemand zu sehen. „Ich schick dir einen Miles mit dem Mantel vorbei.“, wandte er sich noch einmal lächelnd zu ihr um, und besann sich dabei plötzlich, warum er hergekommen war. „Ach so .. noch was .. wenn du dem Centurio ausrichten könntest, dass für den Ausgang in zwei Tagen alles vorbereitet ist, wäre ich dir sehr verbunden. Vale, Sibel. Bis bald.“ Dann trat er hinaus, schloss die Tür und beeilte sich, in den länger werdenden Schatten der Offiziersunterkünfte möglichst unbehelligt zur Seitengasse zu kommen, die zu seiner Barracke führte.