Beiträge von Iulia Torquata

    Iulia Torquata musste sich gewaltig zusammenreißen, um das Zähneklappern ihrerseits zu unterdrücken. Und auch ihr Magen fühlte sich nicht so an, wie er sein sollte - nun gut, das mochte an der Sänfte liegen. Sie war ein solches transportmittel nicht gewöhnt.
    Im Kopf ging sie noch einmal durch das, was Dives alles mit ihr bespochen hatte.
    Das Mädchen runzelte die Sitrn. Sie musste aufhören, ihn 'Dives' zu nennen - schließlich würden sie die Basilica als Vater und Tochter verlassen...
    Geistesabwesend ließ sie den Sklaven die Falten ihrer neuen Palla ordnen. Überhaupt trug eine nagelneue, blendend weiße Tunika, darüber kunstvoll eine blaue Stola mit silbernem Mäandersaum geworfen und schließlich mit einer eine blaue Palla, welche noch einige Nuancen dunkler war als die Stola.
    Das Gebäude war imposant wie erwartet und zusammen mit Di- ähm...Daddy-to-be machte sie sich ans Warten.

    Torquata musste bei den Worten des Soldaten unwillkürlich schlucken.
    Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie es in den Lagern aussah...und was sie mit jungen Mädchen wie sie anstellen würden - nicht, dass sie nicht alles für Servius tun würde!
    "Ja, es ist sicherlich das Beste", stimmte sie schließlich zu und schickte ein angespanntes Lächeln hinterher.
    Wie würde das Wiedersehen mit Servius wohl werden? Würde er sie überhaupt erkennen? Hatte er sich verändert? Sicherlich hatte ihn das ganze Unglückt mit ihren Eltern gereift und geprägt...aber würden sie sich nun nach langer Trennung als Fremde gegenüberstehen?
    Das würde Torquata das Herz brechen...
    Hoffnungsvoll und doch ängstlich wartete sie auf das Errscheinen ihres langvermissten Bruders.

    Torquata strahlte den Mann an. "Mein Name ist Iulia Torquata und nein, es ist nichts passiert - mein Vormund hat mir nur angeboten, dass wir zussammen meinen Bruder Servius Iulius Macro, der hier als Tiro dient, besuchen können. Er meinte, ich solle mich an der Porta melden", gab sie Auskunft.
    Dann richtete sie ihre Augen, die die Farbe von frisch polierten Silbermünzen hatten, unschuldig auf den Cornicularius. "Soll ich hier auf ihn warten?"

    Torquata lächelte. "SSelenus war mein Lehrer in Misenum. Er ist ein Freigelassener meines Vaters und hochgebildet. Dives hat meiner Tante Agrippina eine Nachricht geschickt, ob er nicht vielleicht herkommen kann, um mich weiter zu unterrichten - ich hoffe wirklich, dass er kommen kann..."
    Und dann beantwortete sie Flamininas zweite Frage: "Ich bin meinem Bruder Servius gefolgt, als als unsere Eltern ermordet wurden. Und da er in Rom als Tiro bei den Cohortes Urbanae dient, bin ich auch hergekommen. Und ja - ich vermisse meine Eltern sehr. Ganz besonders meinen Vater." Torquatas Augen wurden dunkel vor Trauer.
    Um nicht weiter über ihre traurige Vergangenheit nachdenken zu müssen, fragte sie: "Was tust du eigentlich den ganzen Tag lang so?"

    Torquata biss sich auf die Lippe und überlegte, ob sie Avianus schon jetzt die ganze Wahrheit erzählen wollte. Sie entschied sich schließlich für eine plausible Antwort: "Ich meine damit, dass man mich wohl bald an den nächstbesten Mann verheiraten würde. Bis dahin will ich mein Leben noch ein wenig genießen. Aber danke, dass ich dich aufsuchen darf."
    Iulia lächelte Avianus an. "Schade, dass du meinen Bruder Servius nicht kennst - ihr würdet euch bestimmt mögen - er ist ein genauso stoischer Typ wie du. Aber falls ihr euch mal über den Weg lauft: Er heißt Servius Iulius Macro."
    Iulia legte die Buchrolle behutsam auf das Regal zurück, umarmte Avianus...
    ...und drückte ihm verstohlen einen Kuss auf die Wange, ohne sich darum zu kümmern, ob es nun für sie schickte oder nicht.
    Das war ihr Danke schön!
    "Bis bald, Kumpel!", rief sie dann und war im nächsten Moment in der Menge auf dem Forum verschwunden.


    Sim-Off:

    Torquata wird dein Angebot wahrnehmen, glaub mir :D

    Zitat

    Dich haben sie doch sicher auch hergeschickt um dich passend zu verheiraten, nicht wahr? "


    Torquatas Lälcheln verblasste ein wenig bei Flamininas Worten. Und zwar aus zwei Gründen.
    Erstens, weil es manchmal das einzige Ziel der Erwachsenen zu sein schien, ihre Töchter an den Meistbietenden zu verschachern.
    Und zweitens, weil... Torquata verbot sich selbst daran zu denken.
    "Nein", erwiderte sie schließlich, als sie den Weg entlanggingen. "Mich hat keiner hierhergeschickt." Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals und sie musste sich zur Ruhe zwingen.
    "Meine Eltern sind beide schon tot", sagte sie nach einer Weile des betretenen Schweigens.
    Bedenke...
    Torquata blieb jäh stehen, als Selenus' Stimme in ihrem Kopf erklang. Unvermittelt sah sie Flaminina aus ihren ungewöhnlich hellen Augen an.
    "Weißt du, Selenus sagte immer Götter, gebt mir den Mut zu ändern, was ich ändern kann, gebt mir die Geduld zu ertragen, was ich nicht ändern kann und gebt mir die Weisheit, beides zu unterscheiden. Die Heirat muss für uns Frauen nicht das Ende der Freiheit bedeuten." Dann neigte sie sinnierend den Kopf zur Seite.
    "Auch wenn ich mich nur zu gern an die Zeit zurück erinnere, als ich unbekümmert mit meinem Bruder Servius über die Wiesen hinter unserem Haus jn Misenum gerannt bin", erklärte Torquata leise. "Aber wir haben beide sicherlich noch ein wenig Zeit, bis wir unter die Haube kommen. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, bis dahin einen Mann zu finden, den wir lieben können."
    Da musste das Mädchen wehmütig lächeln. "Ich werde schon wieder pathetisch, bitte verzeih! Ich will dich nivht langweilen." Schließlich fragte sie: "Habe deine Eltern denn genauere Pläne für dich?"

    Da war sie wieder - diese direkte Art, die Torquata so mochte. Und vor allem nannte Flaminina sie gleich zu Beginn Torquata - nicht so wie die Segia, die sie absichtlich mit Iulia auf Distanz gehalten hatte.
    Torquata lächelte zurück. "Ja, das stimmt. Und du bist Flaminina." Neugierig musterte Torquata ihr Gegenüber. "Ich hatte schon befürchtet, dass ich hier in der Casa Iulia die Einzige sein würde, die noch keine zwanzig ist." Das Mädchen lachte ein wenig verlegen.
    Dann wurde ihr Blick besorgt. "Habe ich dich sehr erschreckt? Das wollte ich nicht. Tut mir Leid", entschuldigte sich Torquata. Schließlich mochte sie es ja selbst nicht, wenn jemand sie plötzlich aus ihren Gedanken riss.

    Nachdenklich schlenderte Torquata durch den hübsch hergerichteten Garten der Casa Iulia. Die immergrünen Sträucher erinnerten sie an die alten Zypressen, die einst vor ihrem Haus in Misenum standen.
    Ihre schwarze lange Lockenpracht trug sie seit ihrer Ankunft in Rom fast nur noch hochgesteckt - vor allem um nicht auffallen, denn hier lief niemand mit offenen Haaren herum.
    Geistesabwesend strich Torquarta mit ihrer schmalen Hand über die Falten ihrer roten Tunika. Es war jhr Lieblingskleid, denn einmal hatte ihr Vater gesagt, dass das Rot ihrem blassen Teint stünde.
    Das ist lange her und bald wird sich ihr Leben grundlegend verändern...
    Plötzlich vernahm das Mädchen Schritte. Jedoch versperrte ein Strauch ihr die Sicht und nicht zum ersten Mal verfluchte sie ihre geringe Körpergröße.
    Schnell schritt sie um das grüne Dickicht herum und stand unvermittelt Iulia Flaminina gegenüber.
    "Salve", grüßte Torquata überrascht und doch herzlich.

    Das also Flaminina mit der Dives sie verwechselt hatte. Torquata musterte das Mädchen unauffällig durch ihre dichten schwarzen Wimpern hindurch. Und doch intensiv. Sie war ungefähr in ihrem Alter - wenn auch ein ganzes Stück größer.
    Torquata gefiel sofort Flamininas direkte Art - endlich mal jemand, der ihr ähnlich war!
    Wie hatte sie Dives genannt? Cousin vierten Grades? Dann war Flaminina also auch ihre Cousine.
    Torquata lächelte ihr freundlich zu und wartete gespannt auf weitere Kommentare.

    Torquata seufzte. Ja ja, sie musste sich mit der Frau ihres Vormunds abfinden, aber das wollte sie nicht ihr Leben lang!
    Und als Avianus sie misstrauisch ansah, als erst auf ihre Frage antwortete, wusste sie, dass erst etwas ahnte.
    "Ich frage, weil meine freien Tage gezählt sind." Und das aus mehr als nur einem Grund.
    "Ich frage mich, ob wir dieses Gespräch fortsetzen könnten? Über mehr als einen Tag? Zumindest so lange, bis es mir nicht mehr vergönnt sein würde." An dieser Stelle verstummte sie kurz, als ob sie befürchtete, zu viel gesagt zu haben.


    Fundania Agrippina Iulio Diviti tribuno cohortum urbanarum salutem dicit.
    Mit großer Freude las ich deine Nachricht und bin zugleich froh, dass du gewillt bist, meines Schwagers letzten Wunsch bezüglich Torquata nachzukommen.
    Selbstverständlich weiß ich über alle Details des Testaments Bescheid, sodass ich längst die nötigen Vorbereitungen getroffen habe: Selenus ist jederzeit bereit, seinen Dienst im iulischen Hause zu Rom anzutreten und wird sich umgehend auf den Weg machen.
    Ich bin mir sicher, dass Torquata dir bereits einiges über ihn erzählt hat und bestimmt sind dir einige Dinge aufgefallen, die dich an seinen Fähigkeiten zweifeln lassen. Dies hängt damit zusammen, dass es Dinge gibt, die Caius selbst vor seiner Tochter geheim hielt. Selenus wird dir alle Fragen beantworten, wenn er in Rom ist.
    Er ist ein sehr fähiger Mann und ich kann ihn nur weiter empfehlen! Aber das wirst du ja bald selbst feststellen können.


    Mögen die Götter dich schützen!


    Fundania Agrippina

    Torquata seufzte. "Ja nur leider sind mein Tutor und seine eingebildete, dumme Kuh von Ehefrau nicht ganz so überzeugt von ihm", berichtete sie.
    "Sergia Fausta ist eigentlich die Person, die mir den Aufenthalt in der Casa Iulia vergrault." Torquata griff nach des Komödienschreiber Plautus' Werk 'Die Gefangenen'.
    "Deshalb lese ich sehr viel - solltest es vielleicht auch versuchen. Es trainiert den Geist und lässt dich über die Probleme des Alltags hinweg blicken, weil es dich über jede menschliche Kleingeistigkeit - die ja alles Übel hervorruft - erhaben macht", schilderte Torquata ihre Erfahrung mit großem Ernst.
    Seltsamerweise konnte Torquata völlig offen mit diesem Soldaten reden, ohne dass es ihr unangenehm wurde - ganz im Gegenteil: Der Umgang mit ihm gefiel ihr sogar ziemlich gut!
    Verwundert über sich selbst blickte das Mädchen durch die Buchrolle hindurch.
    "Sag mal Avianus, wie oft hast du eigentlich frei?"

    Trotz ihres Begeisterungssturms angesichts der schriftlichen Schätze hörte sie Avianus' Bemerkung zu Selenus und sie strahlte über das ganze Gesicht.
    "Selenus ist der klügste Mensch der Welt! Und das schon mit 34!", proklamierte Torquata, während sie interessiert nach einer Ausgabe des "De deorum" von Poseidonius griff. "Ich hoffe wirklich, dass mein Tutor mir erlaubt, weiter bei ihm Unterricht zu nehmen."
    Dann fragte sie unvermittelt: "Was tust du denn so in deiner Freizeit? Wenn wir schon Kumpels sind, dann müssen wir ja schließlich mehr über einander erfahren."

    Enttäuscht musste Torquata einsehen, dass die Praetorianer unempfänglich waren. Also musste sie am Ende wohl doch schwerere Geschütze in der Gestalt ihres Tutors ausfahren. Torquata zog eine Schnute.
    "Mein Name ist Iulia Torquata und damit erübrigt sich ja die Frage, ob ich schreiben kann", antwortete das Mädchen betont freundlich.
    "Da ich das Lager nicht ohne anständige Begleitung betreten darf, bitte ich euch, mich zumindest bei meinem Vormund, dem Tribunus Cohortis Urbanae, anzumelden. Er ist über alles im Bilde."

    "Ausgezeichnet", meinte Iulia und erwiderte das Lächeln ihres Tutors.
    Nun wurde es Zeit, sich zurückzuziehen, fand Torquata.
    "Die lange Reise hat mich sehr ermüdet, deshalb bitte ich um Erlaubnis, mich schon jetzt von der cena zurückziehen zu dürfen", bat das Mädchen.


    Sim-Off:

    @ Dives: alles klar, ich kümmere mich darum und sorry, dass ich schon ante portas bin :D

    Iulia Torquata wartete geduldig darauf, bis sich die zwei Wachen sich an sie wandten und wartete einen weiteren Moment, bis auch sein Kommilitone ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte.
    Dann wandte sie den Torquatischen Blick an, für den sie in Misenum bekannt und gefürchtet war: große sturmgraue Augen, dichte lange Wimpern, ein mädchenhaftes Lächeln, das ihr engelhaftes Gesicht zum Leuchten brachte.
    "Nein, ich befinde mich zweifellos am richtigen Ort", erwiderte Torquata. "Ich suche nach meinem Bruder Servius Iulius Macro, der hier als Tiro ausgebildet wird."
    Dann wurde ihr Blick flehend, was sie überwältigend hilfsbedürftig wirken ließ. "Mein Vater meinte immer, dass die Wache in Rom sehr hilfsbereit ist", schmeichelte das Mädchen mit glockenheller Stimme.
    "Lasst ihr mich zu ihm?", bettelte sie dann. "Wir haben uns seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen!"

    Torquata stimmte natürlich sofort zu und ihre giftigen Gedanken verflogen schnell. Hauptsache sie kam von dieser Catilina feminina weg.
    "Einverstanden!", sagte das Mädchen und bedachte Sergia mit einem rätselhaften Lächeln.
    "Aber könnten wir vielleicht erst Servius einen Besuch abstatten? Ich denke, es ist sein gutes Recht von diesen Entwicklungen zu erfahren", meinte sie dann abschließend und blickte ihren zukünftigen Adoptivvater erwartungsvoll an.

    Iulia Torquata, 14 Jahre alt, sah schon von Weitem die Wachsoldaten, die vor dem großen, imposanten Tor zur Castra Praetoria patrouillierten. Ein wenig bang war ihr dabei schon.
    Zwar hatte Dives ihr ja angeboten, sie zu begleiten (und sie hatte das Angebot ja auch angenommen), aber trotzdem wollte sie sehen, ob sie nicht doch allein durchgelassen wurde.
    Die Praetorianer mochten die besten Soldaten des Römischen Imperiums sein, aber so hieb- und stichfest sie physisch auch waren - mental musste ja nicht das Gleiche zutreffen!
    Ganz besonders dann nicht, wenn die Prüfung in der bettelnden Gestalt eines kleinen, dünnen Mädchens stattfand, dessen großen grauen Augen und zartes Engelsgesicht das gesamte Spektrum kindlicher Hilfsbedürftigkeit und Charme zum Ausdruck bringen konnten.
    Aber Torquata war sich nicht ganz sicher, warum sie überhaupt versuchen wollte, allein an den Wachen vorbeizukommen. Vielleicht hoffte sie insgeheim darauf, Servius über das Lager laufen zu sehen?
    Ob er sie überhaupt erkennen würde? Ob sie ihn erkennen würde? Fragen über Fragen, auf die sie keine Antwort hatte.
    Aber da war sie auch schon in Hörweite der Wach schiebenden Männer.
    "Salvete!", grüßte Torquata artig und verschränkte fein säuberlich ihre blassen Hände.
    Im Endeffekt machte sie sich nicht viele Hoffnungen - Iunius Avianus hatte ihr ja erklärt, wie scharf die Soldaten ausgebildet wurden!
    Aber trotzdem: Jedes System hatte seine Lücken!