Beiträge von Iulia Torquata

    Zitat

    Original von Beroe
    Natürlich macht ein lateinischer Titel noch mehr her :D Und Altgriechisch erst 8o(hatten wir das überhaupt schon mal?)


    @Beroe:


    Ich wollte schon mal etwas Griechisches schreiben, aber richtig Griechisch - und da hab ich gemerkt, dass die griechischen Buchstaben nicht angezeigt werden T__T
    Erst war ich soooo enttäuscht, aber im Nachhinein: Wie viele Spieler haben Bock, einen Beitrag erst mal ins lateinische Schriftsystem zu übertragen?! Also, war's doch ganz gut, so... :D

    ...tauchte in letzter Zeit immer wieder auf. Weiß nicht, ob das Problem eher am PC zu suchen ist...
    Wollte erst einen Screenshot hochladen, ist aber zu groß. Also tippe ich hier einfach mal die Meldung ab:


    SQL-Database Error


    Database error In WoltLab Burning Board (): Link-ID == false, connect failed
    mysql error: User d016d66c already has more than 'max_user_connections' active connections
    mysql error numer: 1203
    mysql version: unknown
    php version: 5.3.18-nmm1
    Date: 27.09.2014 @ 19:08
    Script: /forum/thread.php?postid=857357
    Referer:


    Hilfe... ?(

    Rastlos ging Torquata in ihrem Zimmer hin und her. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Ihre schlimmste Befürchtung hatte sich bewahrheitet!
    Irgendjemand hatte sie in jener schicksalhaften Nacht beobachtet! Und nun redete die ganze Stadt darüber. Wenn ihr Vater dies erfuhr, würde er sich ihrer entledigen, so viel war klar.
    Aber vor allem, schämte sie sich in Grund und Boden. Sie hatte zugelassen, dass Gefühle ihre Urteilskraft trübten und sie hatte sich vor den Augen der ganzen Stadt zum Flittchen gemacht!
    Und sie hatte damit das Ansehen ihrer ganzen Gens beschmutzt!
    Wenn ihr...leiblicher...Vater davon erfahren würde...er würde sich im Grabe umdrehen!
    Ihr Her schlug schnell gegen ihre Rippen und Blut rauschte schnell durch ihren Körper. Sie musste irgendetwas tun, um dem Gerede ein Ende zu bereiten...
    ...Aber dafür musste sie erst wissen, wer dafür verantwortlich war.
    Natürlich konnte sie nicht selbst die nötigen Nachforschungen anstellen...jetzt erst recht nicht!
    Vor allem, nachdem ein gewisser syrischer Händler am helllichten Tage ermordet worden war. Torquata musste kein Genie sein, um eins und eins zusammen zu zählen. Es musste der Gleiche gewesen sein, der Hadrianus und ihr die Tunicae verkauft hatte...und das bedeutete, dass es jemanden gab in dieser Stadt, der mehr über die Hintergründe wusste als sie!
    Aber dieser jemand konnte entweder für oder gegen sie arbeiten: Er könnte der eigentliche Auftraggeber hinter den Gerüchten sein und nur sicherstellen, dass der Syrer nichts preisgeben konnte, was sie entlasten würde - vorausgesetzt, der Syrer war tatsächlich für das Gerede verantwortlich. Oder es war jemand, der, genauso wie sie, dem Gerücht ein Ende bereiten wollte und alle mundtot machte, die etwas darüber zu berichten wussten.
    aber sie musste es wissen, um das Motiv hinter der ganzen Aktion zu verstehen!
    Also wer konnte ihr helfen?!
    Ihr fiel nur eine Person ein.
    Rasch griff sie zu Tabula und Griffel und ritzte hastig eine Nachricht hinein, bevor sie einen unscheinbaren Haussklaven damit beauftragte, sie schleunigst zur Castra Praetoria zu bringen.
    Torquata konnte nur hoffen, dass es für Hadrianus keine ernsten Konsequenzen geben würde...
    Voller Unruhe setzte sie sich an den Tisch und griff wahllos nach einer Buchrolle, um sich abzulenken.

    Der Sklave, den Torquata schickte, erreichte unbehelligt die Castra Praetoria und warf gelangweilt die Nachricht ein. Dann kehrte er in die Casa Iulia zurück.



    I. T. Aulum Iunium suum salutat.


    wie du sicherlich weißt, ist in der Stadt Gerede über mich aufgekommen, das mich des unehrbarsten Verbrechens beschuldigt, das eine Frau nur begehen kann. Da mir die Hände als Opfer gebunden sind, bitte ich dich, dich in der Stadt unauffällig umzuhören und wenn möglich, die Quelle dieses Übels zu finden.
    Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, aber es gibt keinen anderen Weg.
    Ich bin mir sicher, dass das Gerücht von jemandem in die Welt gesetzt wurde, der meiner Gens oder meinem Vater schaden will. Ich allein wäre wohl kaum ein lohnenswertes Ziel. Zudem ist, wie ich hörte, ein syrischer Händler am helllichten Tag ermordet worden. Halte dich bitte an diese Spur, denn sie ist wichtig!
    Dies ist meine inständigste Bitte an dich.
    Mögen die Götter dich schützen!


    Vale bene
    I.T.

    Sim-Off:

    Also, wenn es nach mir ginge, dann würden wir die Diskussion auf später verschieben...auch die Plätzchen haben damit nichts zu tun, die waren mehr als eine Art Backup/Verstärkung für diesen Thread gedacht. ;) Aber mehr per PN.


    Torquata zuckte erschrocken zusammen, als ihr Adoptivvater sie unwillkürlich anherrschte. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
    Aber sein Vorwurf war aus ihrer Sicht unbegründet, entsprechend fiel ihre Antwort aus. "Ich schleiche nicht herum", widersprach Torquata ruhig. "Vielmehr kam ich gerade die Treppe hoch und hörte den Streit." Was nicht ganz stimmte. Sie hatte keine Ahnung vom Inhalt der Auseinandersetzung, aber sie hoffte so, ihrem Vater genau das zu entlocken.
    "Dann stürmte plötzlich die Serg- ich meine die Herrin des Hauses - aus dem Zimmer und plötzlich war es ganz still", berichtete Torquata das Ereignis aus ihrer Sicht. Natürlich erwähnte sie nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt durch das Schlüsselloch gelinst hatte.
    "Und da wollte ich nach dem Rechten sehen", schloss sie und verschränkte die Hände artig.
    Dann zögerte sie. "Ich verstehe, dass es viele Dinge gibt, von denen ich nichts weiß und von denen ich auch niemals etwas erfahren sollte", begann sie zögerlich. "Und ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, dies zu hinterfragen, denn ich bin nur adoptiert und nicht dein leibliches Kind...aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich niemals ausschließen würde von meinem Leben." An dieser Stelle trat sie einen Schritt vor, sodass sie nun im Zimmer stand und nicht mehr an der Schwelle. Sie hielt ihre Stimme leise, da die Sergia ja im Nebenzimmer war.
    "Auch dann nicht, wenn ich eine Vestalin bin", betonte sie und sah ihrem Vater in die Augen, damit er nicht an ihren Worten zweifeln konnte. "Ich weiß, wie diese überstürzte Adoption nach außen wirkt und ich weiß, wie sie auf dich wirkt", fuhr sie dann stoisch fort. "Ich möchte nicht, dass sie als Mittel zum Zweck betrachtet wird", präzisierte sie. "Und ich möchte nicht, dass du diese als Solches empfindest." Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. "Mein leiblicher Vater war ein kluger Mann. Er hätte dich niemals gebeten, mich zu adoptieren, wenn er wüsste, dass diese Adoption immer nur ein Mittel zum Zweck bleiben würde. Er wollte immer, dass ich glücklich bin - und ich wäre sehr unglücklich, wenn sich seine Sorge bewahrheiten würde."
    Torquata holte tief Luft. "Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin auf dem Lande aufgewachsen und kenne nicht die Intriganz in der Urbs Aeterna...und möchte sie auch niemals lernen." Wie die Sergia, wäre ihr beinahe herausgerutscht, sie konnte sich gerade noch auf die Zunge beißen.
    "Ich bin einfach und möchte auch nicht anders sein...aber ich bin kein Kind mehr."
    Uff...das war eine ganze Menge. Es war so, als hätte Torquata sich alles von der Seele geredet. Jede Last war von ihr abgefallen, jede angst verschwunden.
    Sie hatte die ganze Wahrheit gesagt und nun lag es nicht mehr in ihrer Hand, was ihr Vater mit ihr machen würde...schlimmstenfalls verstieß er sie und schickte sie zurück nach Misenum, weil sie ihm zu aufsässig und respektlos war.
    Natürlich ahnte sie in diesem Augenblick nicht, dass eine schicksalhafte Begegnung bald alles verändern wird.

    Als Torquata an diesem Morgen erwachte, blinzelte sie erst einige Momente lang orientierungslos in die Sonne. Es war so, als würde sie in einer Wolke aus Behaglichkeit schweben und erst nach einiger Zeit begannen die Ereignisse der letzten Nacht ihren Verstand einzunehmen.
    Torquata setzte sich abrupt auf.
    Die Betrunkenen! Der Park! Hadrianus!
    Ihr Herz pochte schnell und hektisch und ihre Wangen glühten, als sie sich an die Stunden erinnerte, die sie mit ihm verbracht hatte.
    Doch schon im nächsten Moment fiel ihr ein, dass er inzwischen vermutlich schon auf dem Weg nach Mantua war...
    Dieses Mal wurden die Wolken, auf denen sie gerade noch geschwebt hatte, schwer, und begannen, sie zu erdrücken.
    Langsam stieg Torquata aus dem Bett und trat traurig an den Bronzespiegel heran, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Es überraschte sie, dass sie aussah wie immer...sie hatte eine Veränderung erwartet, so, als hätten seine Küsse sichtbare Male auf ihrer makellosen Haut hinterlassen.


    Torquata ließ sich Zeit und machte sich fertig für den Tag. Anstatt einer farbenfrohen Tunika wählte sie eine blendend weiße - so, als wollte sie ihre unsittliche Tat vor sich selbst und vor der Welt hinter der Farbe der Unschuld verbergen.
    Sie bereute es nicht. Nein! Vielmehr hatte sie bewusst diese Schuld auf sich genommen, um nur EINMAL das zu erfahren, was ihre Eltern einst miteinander geteilt hatten.
    Aber sie lastete schwer, diese Schuld.
    Nicht nur vor den Augen ihrer toten Eltern, ihres Adoptivvaters, ihrer Gens und der Menschen in ganz Rom...sondern auch vor den Augen der Götter. Insbesondere vor denen der Vesta.
    Besonders der letzte Gedanke versetzte sie in Panik. Was hatte sie getan?!
    Torquata musste sich an der Kante des Tisches festhalten, bis das Zittern ihrer Knie nachließ. Erst, als sie sich ausreichend beruhig hatte und sich sicher war, dass man ihr nichts mehr ansehen konnte, rief sie nach Pollex, der auch prompt erschien.
    Sie wollte ihm gerade befehlen, eine Sänfte vorzubereiten, welche sie zum Tempelbezirk tragen sollte, als ihr Vestand einsetzte.
    Falls mich gestern jemand gesehen hat...und Gerüchte verstreut hat, dann würde man jetzt jede meiner Bewegungen verfolgen...und wenn ich jetzt zum Tempel gehe, käme das in ihren Augen nicht einem Schuldzugeständnis gleich?
    Pollex räusperte sich. "Herrin, ihr habt gerufen?"
    "Ja in der Tat", meinte Torquata geistesabwesend und starrte durch ihn hindurch. "Bitte schau doch nach, ob die Culina gerade frei ist, ich würde gern die Plätzchen für den Hausherrn backen."
    Pollex runzelte unwillkürlich die Stirn, sagte aber nichts, verbeugte sich leicht und machte sich auf den Weg in die Küche.


    Torquata lehnte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür. Die kühle harte Fläche tat gut.
    Wenn ihr Vater von gestern Nacht erfuhr, würde er sie hassen oder noch schlimmer: Verstoßen. Er hatte sie mit Freundlichkeit empfangen...und sie hatte es ihm mit Unsittlichkeit gedankt!
    Wie sollte sie ihm jemals wieder in die Augen sehen?
    Andererseits wäre es vermutlich das Beste für ihn, wenn sie lügen würde. Schließlich wollte sie ja nicht, dass er einen Herzinfarkt bekam!
    Entschlossen stieß sie sich von der Tür ab und öffnete sie, nur um halb in Pollex hineinzustolpern.
    "Nun?", erkundigte sie sich.
    "Man hat keine Einwände."
    Zufriede nickte Torquata und machte sich auf den Weg in die Küche.

    "Ja, einen Bruder", antwortete Torquata zurückhaltend, während sie Vera unauffällig beobachtete. Ihr Herz schmerzte, da Vera das war, was sie einst auch einmal gewesen ist. Und das hatte, was sie einmal auch besaß: Eine Familie, die sie lieben konnte, zu der sie dazu gehörte.

    "Ich begleite dich gern", meinte Torquata, denn auch sie war ja zum ersten Mal hier und es konnte nicht schaden, den allgemeinen Betrieb hier kennenzulernen - ganz zu schweigen von dieser Vera, die ihrem Verhalten nach wohl einer höheren Gesellschaftsschicht abstammen musste.

    Es war wie ein Traum und als Aulus' Hand in Richtung ihrer Kehrseite wanderte, riss sie erstaunt die Augen auf und sah aus den Augenwinkeln den Horizont, der sich schon leicht rosig verfärbte.
    Sie mussten sich also schon trennen.
    Und am besten sie taten es schnell, damit es nicht ganz so wehtat.
    Schweren Herzens löste Torquata sich von ihrem Liebsten und sah ihn traurig an. "Die Sonne geht auf und es an der Zeit für den Abschied - aber ich verspreche dir, dass es kein Endgültiger sein wird."
    Sie griff in ihre Tasche und förderte ein Amulett zu Tage. "Das hat mein Lehrer Selenus mir einmal aus aus Ephesos mitgebracht und ich habe es seitdem immer bei mir getragen. Nun möchte ich aber, dass du es hast und jedes Mal an mich denkst, wenn du es siehst. Und zwar daran denkst, dass ich in Gedanken immer bei dir bin. Und ich werde eine Möglichkeit finden, dir zu schreiben." Mit diesen Worten trat sie zurück, drehte sich um und wurde im nächsten Moment von der Dunkelheit, die noch immer die Stadt umhüllte, verschluckt.


    Torquata kehrte wohlbehalten und unbemerkt zur noch schlafenden Casa Iulia zurück und ebenso in ihr Zimmer. Dort beseitigte sie alle Spuren ihres nächtlichen Ausflugs und kroch unter die Decke, wo sie noch einmal all die kostbaren Augenblicke dieser einen Nacht durchlebte, obwohl Aulus und sie nicht einmal besonders weit gekommen waren - relativ betrachtet.
    Das war einmalig. Und würde es auch bleiben. Einmal im Leben etwas Verbotenes...und gleich morgen früh würde sie in die Bibliothek gehen und ihre Griechischstudien wieder aufnehmen...Worte mussten von nun an reichen - und wenn sie sich dafür das Herz herausschneiden musste.

    Torquata trat noch näher heran und ihre Hände glitten über seinen muskulösen Oberkörper. Ihr Atem ging schneller, während ihre Lippen sich mit wachsender Leidenschaft begegneten. War ihr gerade eben noch kalt, so fühlte sich ihre Haut jetzt an, als würde sie glühen und das Feuer breitete sich von ihrem Herz aus und brannte sich seinen Weg durch ihren Köper, verbrannte alle Zweifel, alle Ängste und ließ sie nur für den Moment leben und ließ sie doch immer wieder mit dem Gefühl zurück, noch mehr zu wollen.

    Hast eigentlich recht, aber allein mit der lateinischen Sprache lassen sich manche Assoziationen einfach nicht herstellen, da wir nun mal SimOff im 21. Jh. leben und nicht 100 n.Chr. Es wäre natürlich äußerst erwünschenswert, wenn alle das Lateinische so gut beherrschen würden wie das Englische und so auch dort über ebenso fundiertes Wissen verfügen würden. Natürlich könnte man, wenn dies der Fall wäre, die Titel auch auf Anspielung von Martials Epigrammwh oder Plautus' Komödien gestalten.
    Ich verwende englische Begriffe oder Phrasen z.B. nur in Überschriften (und selbst hier habe ich das zum ersten Mal gemacht), niemals aber im wirklichen Rollenspiel, aber manche fassen es strenger als ich, andere weniger, was völlig normal ist.
    Jeder halt so wie es seinem Stil entspricht... ;)

    Torquata erschauerte, als ihre eigenen Gefühle sie überrollten. Sie kannte viele Leute, die die Liebe als das größte Geschenk der Götter bezeichneten...und sie hatten alle Recht.
    Instinktiv öffnete sie ihre Lippen und ihre Augen schlossen sich, als sie sich einfach in dieses wunderbare Gefühl hinein sinken ließ, das so...göttlich war.
    Natürlich hatte sie Aulus' Zögern bemerkt - aber sie hatte nicht nur ihn, sondern auch sich selbst überrascht. Sie war eine angehende Vestalin, die nachts leicht bekleidet in einem öffentlichen Park stand und einen Mann küsste. Wenn das kein Skandal war...
    ...aber es war ihr einfach egal.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben warf sie alle Hemmungen über Bord und es war ebenso das erste Mal, dass sie ihre eigenen Interessen über die ihrer Gens stellte...und sie hoffte, es würde niemals enden!

    Ihr schlug das Herz bis zum Hals. "Das werden wir", versprach Torquata fest und sie klang dieses Mal so bestimmt wie auf dem Markt, als sie einander begegnet waren.
    Und dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, schlang die Arme um seinen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen sanft auf die seinen...wohlwissend, dass die Trennung um so schmerzhafter werden würde.
    Aber sie wollte zumindest einmal wissen, wie es war, geliebt zu werden. So lange war sie allein und einsam gewesen - zumindest ein einziges Mal wollte sie dieser emotionalen Leere entfliehen, bevor sich die Tür des goldenen Käfigs hinter ihr schloss. Für die nächsten Dreißig Jahre.

    Ihr stockte der Atem, als Aulus' Gesicht näher kam und sie errötete bei seinen Worten - was er aber hoffentlich nicht sehen konnte. Als eine kühle Brise vom Tiber herüber wehte, schmiegte sie sich - enger ging es eigentlich kaum noch - an ihn. Mehr als das traute sie sich nicht...
    "Ich bin so froh, dass du da bist", sagte sie und strich ihm zärtlich über die Wange. "Aber wir haben so wenig Zeit."

    Schon von Weitem hörte Torquata die lautstarke (dem Ton nach nicht erfreuliche) Diskussion im Cubiculum ihres Vaters. Die Anwesenheit dieser Callisto vor der Tür verriet, dass die Sergia anwesend sen musste.
    Hastig versteckte sie sich in dem leeren Schlafzimmer ihres Bruders, das am anderen Ende des Gangs lag und somit einen perfekten Blick den ganzen Korridor hinunter bot, in dem auch das Cubiculum ihres Vaters lag.*
    Sie linste durch das Schlüsselloch und nach einigen Minuten beobachtete sie, perfekt versteckt, wie die Sergia herausstolzierte und mit ihrer Leibsklavin im Schlepptau im Nebenzimmer verschwand.
    Torquata runzelte die Stirn. Irgendwie sah ihr Gesicht heute komisch aus...ihre Schminke war verlaufen - hatte sie geweint? Die Sergia? Das passte ja so gar nicht zu ihr.
    Im Cubiculum - die Tür stand sperrangelweit offen - war es totenstill geworden. Das machte die Situation nur noch seltsamer.
    Flink und leichtfüßig wie immer schlüpfte sie aus dem Zimmer und umrundete das Atrium von der anderen Seite, damit man sie nicht hörte und zögerte dann an der Tür zu ihrem Cubiculum.
    Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Leise schlich sie weiter und linste um die nächste Ecke. Da war der Treppenaufgang und rechts daneben das Schlafzimmer...
    ...Auf leisen Sohlen legte Torquata die letzte Strecke zurück und presste sich an die Wand neben der Tür.
    So wie sie die Sergia kannte, würde sie wahrscheinlich den Rest des Tages in Anspruch nehmen, um ihr Gesicht wiederherzustellen - also keine Gefahr von der Seite.
    Vorsichtig schob sie ihr Gesicht zum Türrahmen und linste hinein.
    Und der Anblick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Ihr Vater - der Hausherr! - kniete gesenkten Hauptes auf dem Boden. Da er mit dem Rücken zu ihr war, konnte sie sein Gesicht nicht sehen, aber es musste in der Tat etwas sehr Schlimmes vorgefallen sein.
    Ein schneller Blick zur geschlossenen Nebentür - die Sergia würde ja wohl kaum zulassen, dass irgendjemand sie auch nur aus Versehen hässlich sah...Torquata zögerte. Sollte sie ihn ansprechen?
    Hatte sie überhaupt das Recht, sich nach seinem Befinden zu erkundigen? War sie nicht nur de iure nach seine Tochter und hatte er sie nicht nur auf Wunsch ihres Vaters adoptiert? Er hätte es nie getan, wenn es nicht so wäre - wer nahm schon freiwillig ein mittelloses Mädchen auf?
    Wahrscheinlich war sie für ihn wie jedes andere Mädchen...bei dem Gedanken zog sich ihr Herz zusammen...dabei würde sie ihn so gerne besser kennenlernen. Eigentlich mochte sie den Gedanken, wieder einen Vater zu haben - auch wenn es nur auf Zeit sein würde.
    An dieser Stelle stieg tiefes Bedauern in ihr auf.
    Aber selbst wenn sie eine Vestalin wäre, würde sie ihn nicht ausschließen - es ab sicherlich auch für eine Priesterin Wege und Mittel, am weltlichen Leben gewissermaßen teilzuhaben und Menschen am eigenen Leben teilhaben zu lassen.
    Natürlich würde nichts und niemand ihren biologischen Vater ersetzen, aber das musste nicht bedeuten, dass niemand auf gleicher Ebene existieren konnte...
    ...vor allem, weil dieser jemand so freundlich zu ihr war und wirklich an alles gedacht hatte und ihr so vieles ermöglichte.
    Fragt sich nur, ob es für ihren Vater Glück oder Unglück war, wenn sie ihn so sah.
    Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, kam ihr Selenus' Mahnspruch wieder im Geiste hoch.
    aber in diesem Punkt stimmte sie nicht mit ihm überein. Manchmal musste man auch reden - ganz egal, ob sich die Situation zum Positiven oder Negativen wendet. Denn auch eine Abweisung war ein Zugewinn an Erfahrung und Erkenntnis und war nützlich - wenn auch im ersten Moment nicht unbedingt angenehm.
    Mit dem Kopf durch die Wand.
    An diesem Punkt nahm Torquata ihren ganzen Mut zusammen.
    "Vater...kann ich irgendetwas für dich tun?", fragte sie leise und ruhig und bereitete sich innerlich darauf vor, zum Hades geschickt zu werden.




    Sim-Off:

    *Orientierung am Grundrissplan

    Torquata schrie entsetzt auf, als der eine, bullige Mann Aulus im Gesicht traf. Sie hatte solche Angst um ihn!
    Und dann, als zwei am Boden lagen, der Dritte die Flucht ergriffen hatte und der Vierte sich nach einer Schrecksekunde ebenfalls eiligst aus dem Staub gemacht hatte, warf sie die Arme um den Mann, der sie gerettet hatte und drückte sich fest an ihn.
    Es tat so gut, ihn endlich anfassen zu können und wie er roch! Wunderbar! Tief sog Torquata seinen Duft ein.
    "Oh, Aulus, ich hatte solche Angst! Ich weiß, ich hätte, die Casa niemals ohne Pollex verlassen dürfen, aber ich wollte, dass diese Zeit nur uns beiden allein gehört." Dabei sah sie ihn an und bemerkte erst dann, dass eine schmale Blutspur von seinem Mundwinkel herabrann.
    Erschrocken löste sie sich von ihm und entledigte sich ihres Tuchs, um das Blut vorsichtig abzutupfen. "Er hat dich geschlagen", murmelte sie kummervoll und strich ihm zärtlich über das Gesicht.

    In einer leichten Tunika gekleidet und mit einem dunklen Tuch um Oberkörper und Hals geschlungen, flitzte Torquata durch die Straßen Roms.
    Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie Pollex so unwissend zurückließ, wusste aber auch, dass er sie niemals hätte alleine gehen lassen.
    Außerdem würde ihr Vater ihn dafür bestrafen, wenn er von ihren Plänen gewusst hätte. So konnte sie die ganze Schuld auf sich nehmen und den Gallier schützen.
    Es war kalt und langsam bekam Torquata das Gefühl, dass sie die Kälte unterschätzt hatte. Obwohl sie schnell lief, fröstelte sie...aber es war nur noch diese eine verlassene Gasse hinunter...sie konnte schon den Tiber hören...und dort sah sie auch schon die Zypresse...und darunter...darunter ein Mann...ihr Herz schlug schneller und wie von selbst stahl sich ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht.
    "Aulus!", rief sie von Weitem und rannte auf den Park zu. Ihre leichtfüßigen Schritte trugen sie schnell über das Straßenpflaster und er kam immer näher...
    Doch dann traten dunkel gekleidete Gestalten aus dem Halbschatten einer kreuzenden Gasse und versperrten ihr den Weg.
    "Oh, schaut mal, was haben wir denn hier!", rief die eine seine Kumpanen zu und der gedrungenen Statur und dem Gestank nach ein betrunkener Halunke.
    "So hübsch und zart...sieht nach Spaß aus, Männer!" Der andere packte die vor Schreck gelähmte Torquata am Arm und zog sie näher zu sich heran, während die anderen vor gröhlten vor Lachen.
    Das befreite Torquata von ihrer Paralyse und sie schrie um ihr Leben. "Hilfe! Hilfe! Aulus hilf mir!"
    Sie hatte die Hand nicht kommen sehen, im nächsten Moment traf sie hart ihre Wange und schleuderte ihren Kopf zurück, während eine andere sie grob am Haar packte.
    "Halt deinen hübschen Mund, Kleine, oder wir müssen zu härteren Maßnahmen greifen!"
    Verzweifelt rüttelte Torquata am harten Griff des Einen, während sie weinend nach dem Mann rief, für den sie hierher gekommen war.

    Seine Worte ließen ihr Herz stocken. "Aber...dreißig Jahre...", hauchte sie fassungslos. "Willst du denn dreißig Jahre auf mich warten?" Ich werde jedoch, werde immer an dich denken und mir den Tag herbeisehnen, an dem ich frei bin, um mit dir zu gehen, sagte sie sich im Stillen.
    Dann sah sie sich erneut nervös um. Es gab Dinge, die nicht einmal im Schutze einer Menschenmenge gesagt werden konnten. Ihr Blick blieb schließlich an einem Obsthändler hängen, der unter den mächtigen Bogengängen des Theaters seine Ware feilbot.
    "Pollex, ich hätte gerne einen Apfel, würdest du mir bitte einen kaufen? Dort drüben." Sie wies mit dem Kinn in Richtung des Händlers.
    Der Gallier runzelte kurz die Stirn und in seinen Augen sah Torquata etwas wie einen Verdacht aufblitzen, aber er fügte sich. "Natürlich, Herrin."
    Und kaum war ihr Custos Corporis außer Hörweite, lehnte sich Torquata zu Fontinalis und flüsterte ihm zu: "Treff mich heute um Mitternacht im Park am Tiber. Unter der großen Zypresse." Dabei lächelt sie geheimnisvoll und doch vielversprechend.
    Dann stand sie stoisch auf und ging an Fontinalis vorbei. Dabei streiften ihre Finger scheinbar zufällig über seine Wange. Mehr Intimitäten konnten sie sich einfach nicht erlauben.