Beiträge von Norwiga

    Vor dem Wohnhaus Bertwins machte sie kurz Halt bevor sie entschlossen eintrat.


    „Bertwin ich grüße dich.“

    Bertwin erhob sich überrascht und machte ein ungläubiges Gesicht.


    „Ich glaube es nicht du hier Norwiga. Ich dachte du bist in den Wäldern umgekommen. Bitte setze dich zu mir.“


    Er schüttelte immer noch überrascht den Kopf, Germaniens größte Kriegerin hier bei ihm unter seinem Dach.


    „Wie ist es dir ergangen in der langen Zeit und vor allem wo warst du wirklich?“


    Norwiga überlegte kurz bevor sie zu einer Antwort ansetzte.


    „Wie du dich vielleicht noch daran erinnerst standen wir kurz davor mehrere Stämme zu sammeln und mit diesen einen Angriff gegen die Römer zu starten. Es wäre einen harten Schlag gegen den Limes geführt worden und danach der Einbruch in das Römische Hinterland. Das römische Germanien hätte gebrannt. Doch die ach so aufrechten und stolzen Anführer hatten im Verborgenen bereits ihre Absprache mit den Römern gemacht und waren ordentlich bestochen worden. So ließen sich mich von einer kleinen Kriegergruppe überfallen. Doch ich konnte sie alle erledigen während mir der letzte der Männer noch zu hauchen konnte wie es wirklich aussah mit unserem Aufstand und das die Meisten der Anführer meinen Tod wollten. So floh ich in unsere tiefen Wälder und versteckte mich. Den Suchtrupps entkam ich somit war ich für die Verräter verschwunden. Und das war ja die Hauptsache, keine Kontrolle der Krieger mehr durch mich und somit kein Aufstand gegen die Römer.“


    Norwiga schüttelte in Erinnerung an den ungeheuerlichen Verrat energisch ihre Mähne.


    „Nun bin ich jedenfalls hier und wollte dich fragen ob ich in deiner Dorfgemeinschaft leben dürfte.“


    Bertwin hatte sich schon fast etwas in dieser Richtung gedacht.


    „Nun Norwiga sicherlich kannst du bei uns Leben, doch wir leben in Frieden und wollen vor allem keinen Ärger mit den Römern. Wir haben keinerlei Möglichkeiten dass irgendein Stammesführer sich für uns interessiert und uns unter seinen Schutz stellt. Also müssen wir Ruhe bewahren und mit den Römern leben. Du kannst wenn du willst aber gerne die Krieger und Männer in der Kunst des Kampfes ausbilden wenn du willst. Ausgebildete Männer sind immer gut und wer was wofür wir das einmal brauchen könnten.“


    Bei Bertwins Worten verdüsterte sich Norwigas Gesicht, sie konnte ihren Hass auf die Römer kaum verbergen, jedoch entspannte es sich als sie Möglichkeit mit der Kampfausbildung hörte. Das war ihre Welt und das konnte sie am besten.

    „Dann stimme ich zu und nehme dankend dein Angebot an. Möge Wotan uns segnen.“ Die beiden prosteten sich gegenseitig mit ihrem Bier zu und lächelten glücklich vor sich hin.

    Norwiga bestieg ihr Pferd und ritt im lichtdurchfluteten Gehölz Richtung Nordosten. Hier wollte sie zusehen ob sie nicht in Geirwimull einen Platz zum Leben finden würde. Dessen Dorfoberhaupt Bertwin war ein alter Bekannter von ihr aus guten Tagen als sie gemeinsam ihre Überfälle gegen die Römer durchgezogen hatten. Und er war so schlau gewesen sich rechtzeitig aus den Händeln zwischen den Germanenführern herauszuhalten. Sie jedoch war so dumm und hatte sich vor den Wagen spannen lassen in ihrer jungen ungestümen Art. Und sie hatte viel Lehrgeld zahlen müssen von den eigenen Freunden verraten und verkauft. Wild schüttelte Norwiga ihren Kopf mit der langen roten Mähne. Wie dumm sie doch gewesen war. Doch jetzt wollte sie endlich Ruhe finden und wenn möglich weit weg von den verhassten Römern leben. So vergingen die Stunden und Norwiga gelangte an den Fluss Wimull der sie Richtung dem Dorf führen würde. Ein herrlicher Blick einer herbstlichen Landschaft ließ sie vor Wohlbefinden erschauern. Wie wunderschön konnte dieses Land doch sein. Die Sonne stand mittlerweile hoch und umschmeichelte mit ihren Strahlen die Kontur der Reiterin. Endlich gelangte die Kriegerin an den Talkessel in dem sich Geirwimull erstreckte. Norwiga war überrascht wie groß die Ortschaft geworden war, sicherlich waren mehr als 250 Köpfe in der Siedlung beheimatet. Bertwin schien seinen Haushalt gut im Griff zu haben. Er hatte es sogar geschafft eine Palisade um die Siedlung ziehen zu lassen, während außerhalb die Äcker und Viehbestände ihren Platz hatten. Ein reges Kommen und Gehen konnte Norwiga erkennen und die Menschen schienen sehr beschäftigt zu sein. Ein ungewohntes friedliches Bild stellte sich der Betrachterin dar, so sehr friedlich wie es schon lange nicht mehr gesehen hatte.


    Norwiga lenkte ihr Pferd Richtung der Porta um in die Siedlung zu gelangen. Zwei Wachtposten standen am Eingang um misstrauisch jeden Neuankömmling zu betrachten. Für die beiden Männer musste Norwiga eine beeindruckende Gestalt darstellen, zwar weiblich jedoch ganz auf Krieger ausgerüstet und von ihrem Benehmen nach durchaus in der Lage sich einem Kampf zu stellen. Die beiden Posten waren erfahrene Krieger die sich schnell mit einem Blick verständigten und begangen ihre Stellung so zu platzieren damit ein Angreifer Schwierigkeiten hätte beide Kämpfer auszuschalten.


    „Halt wer bist und was willst du hier?“ wurde die Kriegerin von einem der beiden angesprochen. Norwiga erkannte die Erfahrung der beiden Männer vor ihr und so stieg sie von ihrem Pferd ab, trat vor und sah dem Fragesteller in die Augen als sie ihm antwortete: „Mein Name lautet Norwiga und ich möchte Bertwin sprechen.“ Als die Kriegerin ihren Namen genannt hatte ging durch beide Torposten ein Zucken durch ihre Körper und sie strafften sich. Oh ja Norwiga war noch nicht vergessen, man kannte sie doch noch hier und da. Stolz und Überlegenheit ausstrahlend kam ein kleines grimmiges Lächeln über ihre Lippen.


    „Norwiga es ist mir eine Ehre dich hier stehen zu sehen. Wir werden dich gleich zu Bertwin geleiten. Sicherlich wird er erfreut sein dich hier willkommen zu heißen.“


    So schritt einer der Wachtposten mit ihr zum Haus des Bertwins. Die Siedlung zählte ca. 20 Langhäuser sowie einige vereinzelte Gebäude. Bertwin hatte sich gemacht, doch Norwiga erinnerte sich daran, dass er schon früher ein Händchen für Viehzucht und Ackerbau gehabt hatte. Auch sahen die Bewohner gesünder aus als viele Germanen die sich sonst gesehen hatte auf ihrer langen Reise.

    Ein dunkler Schatten durchtrennte das Sonnenlicht und verwandelte sich langsam in eine kriegerische Gestalt. Ein Schwert hing ihr über den Rücken und machte das Schattenbild vollkommen. Leichter Dampf stieg vom Boden auf und verwischte die Gestalt so dass sie wie ein Geist wirkte. Geist vielleicht oder auch nicht es würde sich noch herausstellen.


    Doch ein Blick genügte um aus dem Schattenwesen eine wirkliche Gestalt erscheinen zu lassen. Ein durchtrainierter Körper, kampfgestählt und bereit den Tod unter seine Feinde zu bringen. Und doch auch sehr fraulich mit einem voll erblühten Körper. Ein Blick in das Gesicht der Person aber ließen Betrachter frieren. Es war zwar eine wunderschöne Germanin, jedoch spiegelten sich in ihrem Gesicht die Schmerzen und Narben eines harten Lebens wieder. Es war die Kriegerin Norwiga die unter den Germanen einen Ruf wie Donnerhall hatte. Doch jetzt war alles vorbei, Verrat hatte sie davon getrieben von ihrem Ziel die verdammten Römer zu vernichten. All die Toten und Verstümmelten waren umsonst gewesen und nicht die Römer hatten diesen Verrat vollbracht sondern die eigenen die bekannten Menschen um sie herum. So war Norwiga letztendlich geflohen und hatte ihre Träume und Ziele weit hinter sich gelassen. In der Einsamkeit der germanischen Wälder versuchte sie Frieden und Ruhe zu finden und ihrem Leben einen Sinn zu geben. Im Einklang mit den Göttern hatte sich Frieden auf ihre Seele gelegt und so begann sie wieder sich für ihre Umwelt und die Menschen darin zu interessieren.

    Dagwin ließ seine Krieger in Formation gehen, dies war eigentlich überflüssig, aber Norwiga hatte gesagt sollte man die Möglichkeit bekommen zu üben so sollten sie es tun. Nun jedenfalls bildete die Infanterie einen massiven Block mit eingelegten Schildern ganz in der Art wie es die Römer auch machten, die Reiter bildeten je ein Treffen links und rechts des Zentrums und so bewegten sich die Chatti im Gleichschritt durch Trommeln auf die Schilder animiert vorwärts. Für die Brukterer musste sich die Ansicht und der Krach anfühlen wie der Untergang. Und es war auch der Untergang, denn obwohl die Chatti langsam vorrückten war für die wenigen Geflohenen klar, dass sie nicht entkommen würden. Die Brukterer, ob Mann, Frau oder Kind stellten sich in ihrer Verzweiflung den Chatti entgegen jeder zückte eine Waffe, Dolch, Schwert, Lanze, Stecken oder einfach nur etwas mit dem man sich wehren konnte. Ihre Seele übergaben die wenigen verbliebenen Brukterer den Göttern und Mütter verabschiedeten sich von ihren Kindern. Die kleinsten wurden durch ihre Mütter getötet um die Grausamkeit der Chatti nicht über sich ergehen zu lassen. Tränen der Verzweiflung standen den Müttern bei ihrer Tat in den Augen und es zerriss einem neutralen Beobachter bei dieser Szene das Herz. Wie schrecklich war Krieg, wie wenig Menschlichkeit verblieb noch in den Menschen und wie sehr verwandelte sich der Mensch in eine tot bringende Bestie. Oh ihr Götter ist das etwa was ihr von Menschen erwartet. Dann ihr Götter brauchen wir euch nicht, egal ob germanische oder römische Götter.


    Als Norwiga mit ihrem Heer endlich wieder zurückgekommen war in Sinhtgunt der neuen germanischen Hauptstadt der Föderation herrschte buntes treiben unter den zahlreichen Kriegern vor Ort. Die Schmieden arbeiteten auf Hochtouren, Waffen in unzähliger Form und Größe entstanden Tag und Nacht. Als Norwiga mit ihren Kriegern eintraf entbrannte tobender Applaus und eine Begeisterung verbreitete sich über ganz Sinhtgunt. Der Kampf und der große Sieg über die Brukterer hatte sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet und alle Chatti waren glücklich über diesen Erfolg.


    Norwiga aber war nicht zu feiern zu Mute sie hatte die Kämpfe gegen die Brukterer geleitet und selber im Blut gewatet. Sicherlich konnte sie verstehen, dass die Chatti froh waren eine Bedrohung losgeworden zu sein, aber noch gab es Feinde die sich mit den Chatti messen wollten. Erschöpft wie sie war machte sie sich trotzdem auf in Richtung Gutmurt und der Festung.


    Gutmurt sah wie erschöpft Norwiga war und trotzdem musste weitergeplant werden.


    Norwiga gut das du da bist und dazu mit einem überwältigendem Sieg. Ich kann mir vorstellen was wirklich abgelaufen ist. Doch wir müssen weiter machen. Es war gut das wir so früh reagiert hatten dadurch wurden die Brukterer sowie ihre Verbündeten komplett überrascht. Aber nicht nur diese sondern auch unsere Föderationsversammlung. Du kannst dir das Geschrei vorstellen, jeder fühlte sich übergangen und so kann man mit Verbündeten nicht umgehen. Auf jeden Fall hatten sich alle wieder beruhigt und die Spione unserer Gegner sind uns zum Großteil in die Falle gegangen. Jedenfalls wurde der Kriegsrat einberufen als Thing und alle stimmten für den Kampf gegen unsere Feinde. Wir haben jetzt die Überzahl und werden gegen sie ziehen. Wenn es klappt können wir noch jemanden beim Feind überzeugen den ich gut kenne. Jetzt ruhe dich und dein Männer erst mal aus.


    Gutmurt du weisst gar nichts wie es war. Wir haben die Menschen wie Vieh geschlachtet und Grausamkeiten begangen bei denen uns die Götter in die tiefste Verdammnis befördern.

    Norwiga manchmal muss man Dinge tun die so unvorstellbar sind, dass es nur die stärksten Menschen hinbekommen. SO ein Mensch bist du, versuche dich zu erholen ich brauche dich für den nächsten Kampf.


    Norwiga nickte nur und verließ Gutmurt. Sie wollte jetzt nur noch schlafen … schlafen … und vergessen.

    Tod und Verderben waren über den Stamm der Brukterer gekommen, viele flüchteten kreuz und quer einige wenige sogar Richtung römischer Grenze. Im Schatten der dichten Wälder versuchte eine Gruppe von Brukterer über die Grenze ins römische Germanien zu gelangen um dort Schutz zu suchen. Die Gruppe hatte es tatsächlich geschafft den langen Weg vom Bruktererland bis hierher mit Männern, Frauen und Kindern zu schaffen und so brachen sie aus den Wäldern heraus. Sie hatten nur das notdürftigste dabei alles andere musste liegen gelassen werden. Verschmiert, verdreckt und blutverschmiert waren sie eher einer Gruppe von Toten ähnlich als lebenden Menschen. Die Mienen waren vor körperlichem wie auch seelischem Schmerz gezeichnet und die Todesangst des Verfolgt werden irrlichterte in den Augen der Menschen. So stürmten sie voller Verzweiflung an der Grenze zwischen Muenos und Nida in den fast schon sicheren Schutz des Limes. Doch die Blicke der Menschen drehte sich immer öfters nach hinten, denn von dort kam der Tod.


    In den tiefen Wäldern waren Chattische Krieger auf der Jagd nach Brukterer die den Kämpfen entkommen waren. So nahm eine Kriegergruppe um den jungen Dagwin Spuren von flüchtenden Menschen auf und verfolgte sie. Als sie aus dem Wald traten sahen sie flüchtende Frauen und Kinder sowie ein paar Kriegern die sich ihnen zuwandten um den Fliehenden soviel Zeit wie möglich zu verschaffen. Doch als sie dann sahen was aus den Wäldern heraustrat ließen sie verzweifelt den Kopf hängen. Fast 100 Reiter und nahezu 200 Elitekrieger strömten auf sie zu. Das Ende für sie alle war gekommen, nichts würde sie vor dem sicheren Tod jetzt noch retten. Was die kleine Gruppe der Menschen aber nicht wusste war, dass die Chatti absolutes Verbot hatten sich mit Römern einzulassen. Auf Norwigas ausdrücklichen Befehl waren solange sie gegen die germanischen Feinde im Kampf standen, keine Kampfhandlungen gegen die kleinen Römer durchzuführen.


    Die germanische Welt war wieder einmal verrückt geworden. Niemand konnte sagen wie sich die Kämpfe der Germanen untereinander auf die anderen Stämme auswirken könnten. Alles war möglich von einer Völkerwanderung hin bis einem stürmischen Anrennen der Verlierer gegen den Limes. Wer hungert und verzweifelt ist hat keine Wahl.


    Was jetzt folgte war nur noch ein vor sich hinschlachten alles Lebens im Bruktererlande. Die Chatten wurden es müde die hilflosen Menschen sinnlos dahin zu metzeln. Widerstand gab es nur noch selten seitens der Brukterer und wenn dann wurde dieser schnell beseitigt. Dichte Rauchwolken zogen in den blauen Himmel und verdunkelten diesen. Der Geruch nach Blut, Tod und Pein drang aus jeder Ecke des Landes in die Nasen der Überlebenden. Wer es schaffte schlich sich auf Umwegen aus den Wäldern und verschwand so weit weg wie möglich. Viele Familien waren ermordet worden und keine der Flüchtenden hatte nicht jemanden verloren. Das Volk der Brukterer hatte die schwerste Niederlage die es je gegeben hatte erlitten. Viele Brukterer waren jetzt Flüchtlinge ohne Hab und Gut und mussten aus den Wäldern und von hilfsbereiten Menschen leben.


    Tag um Tag verging und Norwiga ließ Gevatter Tod freien Lauf. Wie viele Menschen sie bisher getötet hatte konnte sie nicht mehr sagen. Ein Menschenleben war hier und jetzt nichts mehr wert. Und als so langsam die Ruhe des Todes sich breit machte war es den Chatti recht. Nur endlich aufhören mit dieser sinnlosen Tätigkeit. Für Krieger war der Kampf Mann gegen Mann und Heer gegen Heer das einzig wahre und nicht dieses Gemetzel an Unschuldigen. Selbst der verrohteste Schlächter verlor bei dem was im Bruktererland passiert war die Nerven. So konnte man Kämpfer auch kaputt machen. Menschen einfach auszulöschen ohne sie zu Sklaven zu machen oder sie als Gesinde zu nutzen erschien jedem der Chatti als absolut sinnlos.


    Endlich kam der Befehl von Norwiga aufzuhören. Alle waren zufrieden und ruhten sich erst einmal aus. Diesmal wurden keine Gräben ausgehoben und Wachen aufgestellt, was sollte jetzt noch kommen. Und dieses eine Mal war die Entscheidung richtig, denn Tote stehen nicht mehr auf und Hilfe war auch nicht gekommen. Als die Nacht hereinbrach saßen die meisten Krieger an den Lagerfeuern und stierten mit leeren Augen vor sich hin. Jeder hatte Dinge erlebt über die er nicht sprechen wollte und konnte. Für Norwiga war wieder eine Welt der Träume zusammengebrochen und wieder hatte sie einen Schritt zu einer Anführerin ohne Barmherzigkeit und Mitleid getan. Ihr behakte gar nicht wohin sich ihr Leben entwickelte und ein Gefühl des Missbraucht sein kam in ihr hoch. War sie wirklich Herr über sich oder doch nur eine Marionette von Gutmurt und den anderen Anführern? War das was sie hier gemacht hatte wirklich noch mit dem Leben eines Kriegers zu vereinbaren? Sie wusste es nicht und wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. So kam ihr der Gedanke an ihren Liebsten den kleinen Römer wieder in den Sinn. Wie schön würde es sein mit diesem Marcellus zusammen zu sein und viele kleine Kinder um sich rum zu haben.


    Der Morgen graute und die Chatti erhoben sich von ihren Lagern um wieder Richtung Heimat zu ziehen. Sie hatten ein schmutziges Werk getan und dafür gesorgt dass die Chatti einen noch schlechteren Ruf bekamen. Einen Ruf vor dem man sich fürchtete. Dies war anscheinend der Preis um Furcht mit Worten zu verbreiten. Für die Brukterer würde der diesjährige Winter eine harte Belastung darstellen nach dieser schweren Niederlage.


    Sunno hatte endlich eine kleine Truppe von Kriegern zusammen mit denen er gegen die Chatti antreten wollte. Die vielgepriesenen 3.000 Krieger waren jetzt über das ganze Land verteilt und verstreut. Die Kriegerschar die Sunno den Chatti entgegenwerfen konnte waren nur knappe 700 Kämpfer stark darunter Jung und Alt, geübt und nicht geübt im Kriegshandwerk einfach ein Sammelsurium an Waffentragenden Männern. Und so zog der Haufen mit dem Mut der Verzweiflung gegen den Feind. Es war nicht bekannt wie stark die Chatti waren und wo sie überall über die Brukterer herfielen. Aufs geradewohl marschierten Sunnos Männer los, immer gegenwärtig von den Chatti überfallen zu werden. Auf ihrem Vormarsch trafen sie auf Versprengte Reste von Kriegern die schreckliches über die Kämpfe mit dem Feind zu berichten hatten. Am schlimmsten wütete eine der Chattigruppen die von einer Kriegerin angeführt wurde. Wie eine Furie tobte sie unter den Brukterern und schwang ein bluttriefendes Schwert. Tod und Verderben trafen diejenigen die gegen sie antraten. Das alles hörte sich für Sunno sehr schlecht an, doch mit den dazugewonnenen Kämpfern verstärkte er sich auf immerhin 830 Krieger. Und weiter ging es durch die Wälder durch die die Sonnenstrahlen wärmend ihre Hitze auf Menschen wie die Natur abgaben.


    In der Zwischenzeit hatten sich die Elitekrieger der Chatten tief in feindliches Land hineingefressen und ihr blutiges Tagewerk weiter erfolgreich ausgeführt. Eine blutige Spur der Vernichtung hinter sich herziehend wechselte Norwigas Trupp die Richtung und kam so direkt auf Sunnos Streitmacht zu. Norwigas Kundschafter informierten sie aber rechtzeitig über die Horde an feindlichen Kriegern die auf sie zukam. Rechtzeitig konnte sie so noch Verstärkungen heranrufen und ihre Streitmacht auf 290 Mann erhöhen. Weitere Verstärkungen waren im Anmarsch und würden verspätet in die Schlacht eingreifen können. Norwiga wollte jetzt unbedingt diese vor ihr anmarschierende Kriegergruppe vernichten.


    Auf einer großen Lichtung stellte Norwiga ihre Truppen auf. In der Mitte stand ein massiver Block von Kriegern die die angreifende Streitmacht des Gegners unter Kontrolle bringen sollte flankiert von kleineren Gruppen die seitlich den Gegner umfassen würden. Mit den weiteren Verstärkungen würde dann der Sack zugemacht werden, damit keiner der Brukterer entkommen konnte. Man würde sehen ob sich die Brukterer in die Falle gehen würden.


    Sunnos Streitmacht trat ebenfalls aus dem Wald und sah vor sich eine kleinere Gruppe Chatti die von einer Frau angeführt wurden. Sunno musste grinsen als er das sah. Seit wann hatten Frauen eine Ahnung vom Kriegshandwerk. Die Chatti mussten toll sein sich sowas gefallen zu lassen. Frauen waren nur gut um auf dem Feld zu arbeiten, In der Küche das Essen zu kochen und vor allem Kinder zu bekommen. Wer hatte je gehört dass sie was anderes konnten. Nun das würde ein leichtes Spiel werden mit einer fast dreifachen Übermacht würden sie das Weib und ihre Chatti erledigen. Sunno dankte den Göttern für diesen Glücksfall und war froher Hoffnung die Invasion der Chatti zum Stehen zu bringen. Ohne noch lange Nachzudenken bildeten Sunnos Krieger einen massiven Haufen und stürmten auf den Gegner los. Als sie auch noch sahen, dass die Chatti sich umdrehten und die Flucht ergreifen wollten stürmten sie voller Siegesgier hinterher.


    Als Norwiga sah, dass sie die Brukterer zu einem kompakten Haufen sammelten, also die klassische Formation der Germanen bildeten, konnte sie ein siegessicheres Lächeln nicht vermeiden. Die ihr nahestehenden Krieger sahen ihre Siegesgewissheit und grinsten ebenfalls vor Begeisterung. Jetzt wollte sie alles dafür tun, dass die Falle auch einladend genug wirkte. Der große Block an Kriegern drehte sich um und tat so als ob sie flüchten wollten. Und die Brukterer hatten nichts anderes zu tun als wie die Irren hinterher zu hetzen. Als lief bisher wie am Schnürchen ab und als Norwiga weitere Verstärkungen heraneilen sah ging sie zum Angriff über. Der massive Infanterieblock drehte sich wieder herum und bildete eine dichte Kampflinie die Schilder überlappend. Die hinteren Reihen warfen ihre Speere auf die Brukterer und füllte deren Schilder und Leiber mit Wurfgeschossen. Die vorderen Reihen hatten die Speere eingelegt um die Brukterer auf Abstand zu halten. Das Geschrei der Verletzten und Verstümmelten machte die Lichtung zu einem Irrenhaus. Man konnte sehen wie Männer in die Speere liefen und diese sich durch sie hindurch bohrten und mit einem knirschen aus dem Körper drangen, wie Männer durch Speere an ihren eigenen Schildern hängten und blutroter Schaum sich aus ihren Mündern ergoss oder aber wie von Speeren getroffene Krieger sich vor Schmerz am Boden wälzten und nach ihren Müttern und Göttern riefen. Grausam war das Gefecht anzusehen und doch erkannte man, dass vor allem die Brukterer massive Verluste erlitten. Die Chatti waren gut platziert und reagierten mit einer Disziplin wie römische Legionäre. Und tatsächlich wurde der angreifende Germanentrupp der Brukterer von den Chatti nicht nur aufgehalten, nein sie nahmen ihm auch den Schwung und Elan des Angriffs. Jetzt schoben sich die beiden kleineren Chattigruppen die jeweils links und rechts gewartet hatten nach vorn und begannen die unter Druck geratenen Brukterer seitlich anzugreifen und langsam Schritt für Schritt einzukesseln. Die Chattiverstärkungen waren von Norwiga in einem großen Bogen um das Schlachtfeld gelenkt worden und drangen jetzt mit Siegesgeschrei in den Rücken der Brukterer ein. Der Schrecken war groß und der eingeschlossene Haufen der Brukterer wehrte sich auf das Heftigste. Doch Schritt für Schritt schloss sich der Ring der Chatti weiter um die Eingeschlossenen und drängte sie immer mehr auf einen Ort zusammen. Doch der Vormarsch der Chatti geriet jetzt ins Stocken, denn die Leichenberge um die restlichen Brukterer machen ein vorwärtskommen fast unmöglich. So hielten sie an machten einige Schritte zurück um Abstand von den Verzweifelten Männern zu gewinnen.


    Sunno stand am ganzen Körper blutend inmitten seiner Männer, keiner der nicht verletzt war und alle wunderten sich wie dieses Weib es geschafft hatte aus einem klaren Sieg eine verheerende Niederlage zu machen. Sunno und seine Männer mussten jetzt bitter mit Lehrgeld bezahlen, dass sie eine Frau für unfähig gehalten hatten das Kriegshandwerk zu beherrschen. So rief Sunno aus dem Pulk seiner Männer verzweifelt:


    „Wir ergeben uns und legen unsere Waffen nieder. Wir versprechen dass wir Brukterer der Föderation beitreten werden. Bei allen Göttern wir geben uns geschlagen.“


    Für Norwiga waren diese Worte etwas Schönes, denn dadurch könnten sie wieder einen weiteren Stamm zur Föderation hinzugewinnen. Doch gleichzeitig kam ihr ihr Auftrag ins Gedächtnis und sie musste schweren Herzens innerlich ablehnen. Hier und jetzt ging es darum den ganzen Stamm eine erhebliche Niederloge beizubringen. Nicht mehr und nicht weniger. Norwiga ließ von einigen der Männer die Speere einsammeln und wieder an die Krieger verteilen, ebenso zog sie die Bogenschützen zusammen. Auf ein Zeichen sollte ein Geschoßhagel über die Brukterer niedergehen und ihr Ende vorbereiten. Einige ihrer Männer brachten einen jungen Brukterer heran und ließen ihn vor Norwiga niederfallen. Sie zeigte auf die Eingeschlossenen und meinte:
    Alle Brukterer werden sterben, doch wenn du mir zeigst wie Sunno aussieht musst du nicht mit ihnen sterben.
    In seiner Verzweiflung stammelte der junge Brukterer: „Der große Krieger in der Mitte mit dem silbernen Rüstzeug das ist Sunno.“


    Norwiga nickte und drehte sich zu ihren Kriegern herum und befahl den Beschuss. Auf die Eingekesselten regnete es Geschosse wie sonst nur der Regen Regentropfen fallen lassen kann. Einer nach dem anderen wurde von den Geschossen aufgespießt und beendete sein Leben. Als letzter starb Sunno unter den unzähligen Treffern die seinen Körper durchlöcherten wie ein Sieb. Endlich herrschte Stille und Ruhe und die Chatti durchsuchten den Leichenberg nach Verwundeten die sie schnell töteten. Danach wandte sie sich an die Krieger die den jungen Brukterer festhielten und befahl: „Tötet ihn!“ . Der junge Mann stotterte in seiner Todesangst: „Aber das kannst zu nicht machen, du hast mir versprochen das ich nicht mit ihnen umkommen werde.“ Norwiga sah das Milchgesicht an und meinte dann leise: „Du sagst es, du sagst es ich habe mein Wort gehalten als ich sagte das alle Brukterer sterben müssen und du länger lebst wie die anderen da.“ .



    Mittlerweile waren Tage vergangen und die Chattenkrieger marschierten unverdrossen Richtung Stammesgebiet der Brukterer. Für ihre Verhältnisse waren die Krieger ruhig und relativ leise unterwegs, doch das Rascheln in den Germanischen Wäldern konnte selbst ein Tauber nicht überhören. Die Krieger hatten sich mittlerweile in fünf große Kolonnen formiert und zogen schweigsam ihrer Wege. Jeden Abend wurden fünf Lager errichtet wie bei den Römern und auf den Wällen sicherten Wachtposten die Schläfer. Endlich kamen sie an das Stammesgebiet der Brukterer. Bis jetzt schien niemand von ihnen Notiz zu nehmen, wo waren nur die Späher oder Kundschafter der Feinde. Konnte ein Stamm wirklich so dumm sein und keine Wachen aufstellen? Tod und Verderben stand vor der Tür und niemand kümmerte es. Wie auch immer Norwiga übernahm die mittlere der fünf Gruppen und alle Gruppen teilten sich nochmals in vier kleinere Trupps.


    Nun zogen 20 Trupps a 100 Krieger los um Tod und Verwüstung unter den Feinden anzurichten. Schon bald stiegen schwere Rauchwolken in den Himmel des Bruktererlandes und verdunkelten den Himmel. Für einen Beobachter war klar dass wieder einmal der Tod seinen Weg in Richtung Brukterer geändert hatte. Kam man näher an die Rauchsäulen heran so war das Kriegsgeschrei der Chatten zu hören, ebenso wie die Verzweiflungsrufe und Todesschreie der dahingemetzelten Männer, Frauen und Kinder. Auch das Vieh schrie verzweifelt seine Not und Pein heraus. Die Chatten erfüllten ihr Werk mit todernsten Gesichtern aber ohne eine sichtbare Regung. Es war immer schlimm für einen Kämpfer keinen richtigen Feind zu haben, sondern die Menschen wie Schlachtvieh zu beseitigen. Siedlung um Siedlung wurde von den Chatten eliminiert niemand entkam der rasenden Meute. Vereinzelte Gehöfte die versteckt lagen entkamen einem grausamen Schicksal, doch die größeren Siedlungen wurden erbarmungslos geschleift.


    Wo waren die Späher, wo waren die Krieger der Brukterer nirgends war von ihnen etwas zu sehen. Die Chatten hatten ohne es zu wissen keinen günstigeren Tag für ihren Überfall erwischen können. Alle Krieger waren von ihrem Fürsten Sunno zusammengerufen worden um sich in der Hauptstadt zu formieren für ihren geplanten Zug gegen die Chattische Föderation. Niemand hatte angenommen dass die Chatten so schnell und derart hart zuschlagen würden. Laut den Spionen waren die Krieger der Föderation gerade erst dabei sich zu sammeln, dass sie aber bereits im Anmarsch waren brachte alle Planung für den großen Zug durcheinander. Für Sunno war es furchtbar hatten er und die anderen Verbündeten fest damit gerechnet, dass ihr Gespräch unbemerkt geblieben war und doch musste es einer der chattischen Spione erfahren haben. So schickte er die Krieger wie sie ankamen sofort wieder zurück in den Kampf gegen die Invasoren. Er selbst schickte noch einige Reiter zu den Freunden um ihnen mitzuteilen, dass er im Kampf mit den Chatten stand und der Plan verraten worden war. Die vier Reiter stoben davon und verschwanden im Dickicht der Wälder. Was Sunno allerdings nicht mehr mitbekam war das zwei der Reiter von ihren Mitstreitern umgebracht wurden. Die zwei überlebenden Krieger trafen sich dann gemeinsam und ritten gemächlich wieder zurück. Sie hatten ihren Auftrag erledigt und dafür gesorgt, dass keine Warnung die anderen verbündeten Gegner erreichen würde.


    So langsam formierte sich der Widerstand der Brukterer und die Krieger der Chatten kamen langsamer voran. Doch wurde eine der Gruppen aufgehalten so drangen die übrigen weiter vor und so mussten die Brukterer wieder zurück. Disziplin und eine gute Organisation machten die Elitekrieger der Föderation zu unbarmherzigen Gegnern und brachten die Verteidiger dazu zu verzweifeln. Ihre in Haufen vorgetragenen Angriffe prallten auf die römisch formierten Angreifer. Durch ihre Überlegenheit in der Bewaffnung gegenüber den Brukterern konnten sie massiv Speersalven auf die Angreifer schleudern ohne dann deswegen entwaffnet zu sein. Wie die Römer drangen die Chatten dann mit Schild und Schwert auf die sich verzweifelt wehrenden Brukterer ein um diese zu vernichten. Gefangene wurden keine gemacht und ein schneller Tod war immer noch besser als ein elendiges Dahinsiechen.


    Norwiga eilte nun so schnell es geht zu ihrer Unterkunft und rüstete sich zum Abmarsch. Heute würde sie eine kleine Armee befehligen und gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind antreten. Sie war sich aber sicher dass die Chattischen Krieger dem Gegner weit überlegen waren. Als sie ihr Schwert Graswandir aufnahm vermeinte sie die Erregung des Schwertes zu verspüren wieder im Kampf Blut trinken zu dürfen. Endlich war sie fertig gerüstet und bestieg ihr Pferd um im schnellen Galopp aus der Stadt zu verschwinden. Gutmurt würde noch einen Tag warten bevor er die anderen Stammesführer informieren musste um Norwiga einen Vorsprung zu lassen. Es war Gutmurt wie auch Norwiga klar das Spione überall ihr Handwerk betrieben. Selbst wenn das Risiko bei Entdeckung gnädiger Weise nur den sofortigen Tod nach sich zog. Und so war es auch hier im Gebiet der Föderation schließlich gab es für die anderen Stämme vieles an Informationen die wichtig für sie waren.


    Als Norwiga beim ersten Lager ankam informierte sie die Anführer und ließ gleichzeitig Boten aussenden die die anderen Krieger alarmierte. Währenddessen bereiteten sich die Krieger vor und zogen in einer langen Kolonne dem Feind entgegen. Im Laufe des Tages würden dann die anderen Chatten zu ihnen stoßen und so den Heerzug immer mehr vergrößern. Der Marsch ging durch die germanischen Wälder und schützte Norwigas Leute vor der gewaltigen Kraft der Sonne. So zog der Trupp dahin und erreichte eine Lichtung die von einem Bach gequert wurde. Hier würden sie die Nacht über Rast machen. Die Chatten begannen sogleich ein Lager wie die Römer abzustecken und anschließend auszuheben. Die Lagerstätte war zwar primitiver wie ein römisches Feldlager, aber erfüllte seinen Zweck trotzdem.


    Ruhe herrschte aber im Umkreis des Lagerplatzes bei weitem nicht. Immer wieder strömten neue Kriegerscharen heran und bauten ihre Schutzwälle. Germanien hatte seit langem keine so große Streitmacht mehr gesehen wie die, die Norwiga anführte. Mit Einbruch der Dämmerung wurde es dann etwas ruhiger und das Geräusch der Schlafenden ertönte rings um Norwiga. Wie an vielen anderen Tagen saß sie wieder alleine am Feuer und schärfte ihre Klinge. Heute jedoch leuchtete Graswandir blutrot und bösartig im Feuerschein. Norwiga wurde bewusst wie viele Menschenleben schon durch die Waffe den Tod gefunden hatten. Das war ihr Schicksal für immer eine Kämpferin zu bleiben und nie den Frieden und Geborgenheit einer Familie erfahren zu dürfen. An manchen Tagen verfluchte sie ihr Schicksal das sie zu dem gemacht hatte was sie nun war. So erhob sie sich um noch einige Stunden zu schlafen bevor der Marsch weiterging.

    | Gutmurt


    Gutmurt grübelte über die Anmerkungen Norwigas nach. Was immer auch entschieden werden würde ein Restrisiko blieb immer. Die einzige vernünftige Möglichkeit aus Sicht Gutmurt war der Angriff auf einen Stamm und diesen schnellstmöglich zu besiegen. Und mit den Kriegern wieder zurückzukommen. Zugleich sollte jemand versuchen einen weiteren Stamm umzudrehen und zu versuchen diesen der Föderation beizugeben. Wichtig war auf jeden Fall ein alles entscheidender Sieg und wer dafür besser geeignet als Norwiga. So trat Gutmurt auf Norwiga zu und meinte:
    Norwiga ich sehe eigentlich nur eine Möglichkeit und zwar in dem wir einen Stamm schnell besiegen. Am besten eignet sich dafür der Stamm der Brukterer mit ihrem Anführer Sunno. Sie waren schon immer die Feinde aller anderen und niemand ist wirklich traurig darüber, wenn es den Stamm trifft. Die Bucionobanten ließen sich ggf. auf unsere Seite ziehen. Ich kenne Makrian recht gut und hoffe dass er verständig genug ist. Ziehe los und mache unsere Männer bereit um dein Werk zu beginnen. Ich denke die Elitekrieger werden sicherlich eine ausreichende Stärke darstellen um die Brukterer zu besiegen. Spätestens Morgen müsst ihr unterwegs sein.
    Im Vertrauen denke ich das du mit den Elitekriegern am schnellsten voran kommst. Bis alle Krieger wirklich beieinander sind vergehen sicherlich mehrere Tage und dann dürften die angreifenden Stämme über ihre Spione auch informiert sein.

    | Gutmurt


    Norwiga sah gerade noch wie der Reiter in den Stallungen verschwand, doch es war augenscheinlich das er eine schlechte Nachricht gebracht hatte. Gutmurt machte ein grimmiges Gesicht und wandte sich bereits Norwiga zu:
    Ah Norwiga gut das du kommst wir müssen etwas besprechen, komm bitte in mein Haus.
    Norwiga nickte nur und stellte draußen keine weiteren Fragen. Wenn Gutmurt so förmlich wurde dann roch es nach ganz großem Ärger. Im Haus setzte sie sich Gutmurt gegenüber an den Holztisch und sah ihn fragend an.
    Norwiga ich danke dir das du draussen nichts gesagt hast. Wir wollen die Menschen hier nicht beunruhigen. Wie mir aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wurde haben sich die drei Anführer Sunno, Makrian und Ulfred getroffen. Was genau dabei herauskam wissen wir nicht, aber es dürfte auf der Hand liegen, dass sie einen Kriegszug planen. Das einzige lohnenswerte Ziel sind eigentlich nur wir. Wir müssen uns dringend vorbereiten und planen wie wir vorgehen wollen. Was meinst du?
    Norwiga überlegte und meinte dann:
    Wir haben verschiedene Optionen die wir bedienen können. Option 1: Wir versammeln unsere Krieger und verteidigen die Stadt gegen die Feinde. Vorteil wäre, dass wir unsere Streitkräfte bündeln können und unsere Gegner gegen uns anrennen müssen. Nachteil ist die Versorgungslage bei der dann anwesenden Menge an Mäulern die ernährt und versorgt werden müssten. Daraus resultierend brauchen die Feinde einfach nur einen Belagerungsring aufrechterhalten und uns über einen längeren Zeitraum aushungern.
    Option 2: Wir wagen eine alles entscheidende Schlacht bei der wir uns das Gelände aussuchen können, doch unsere Gegner wissen dies ebenfalls und werden sich dahingehend absichern. Wer immer dabei das passende Gelände hat wird vermutlich gewinnen.
    Option 3: Wir suchen uns den leichtesten Gegner von den dreien aus und schlagen sofort los. Danach marschieren wir den beiden anderen Stämmen entgegen und vernichten sie einzeln oder gemeinsam. Wenn wir heute noch alle Krieger zusammenrufen können wir mit einer deutlichen Übermacht angreifen.
    Das sind die für uns entscheidende Optionen, bedenken sollten wir auch das unsere Elitekrieger komplett zum Einsatz kommen müssen, denn die sind unsere stärkste Waffe.

    Norwiga fühlte sich wohl, endlich Ruhe und Frieden. Wie herrlich war es hier geworden. Die Bevölkerung war jetzt auf den Feldern und ernte was das Zeug hergab. Die Frauen und Mädchen machten sich über das Korn her und drosch die Ähren. Wie gut das Gutmurt auch Kornspeicher hatte einrichten lassen. Diese würden jetzt gefüllt werden und egal wir schwer der Winter werden sollte es würde diesmal kein Chatti verhungern müssen. So freute sich Norwiga am bunten Treiben und vergaß allen Kummer und Sorgen. Die Sonne brannte vom Firmament herab und bestrahlte mit Macht den Hügel auf dem die neue Stadt nun stand. Ein steiler Hügel mit gewaltigen Festungswerk umspannte die große Siedlung in der so viele neue Gesichter nun lebten. Norwiga liebte mittlerweile diese Gemeinschaft und fühlte sich hier zum ersten Mal seit langem zu Hause. So fiel ihr Blick auf ein paar Kinder die sich nicht am Arbeiten beteiligten, sondern mit Stöcken ausgerüstet als Krieger gegeneinander zu Felde zogen. Das Geschrei war schrecklich und dröhnte bis zur ihr herüber. Jeder wollte Anführer sein und jeder wusste es natürlich besser. Selbst ein paar Mädchen war bei den Burschen dabei und mischten sich rege in den kleinen Streit ein. Norwiga musste lachen bei all dem wilden Rumgetobe, doch nun ging sie weiter Richtung der Festung in der nun Gutmurt und die anderen Führer der Föderation über die Zukunft entschieden.


    Plötzlich tobte ein berittener Krieger an ihr vorbei und Ritt zur Festung hinauf. Rücksichtslos hetzte er sein Tier dem der Schaum vor dem Maul hing. Oben fragte er kurz einen der Krieger, sprang ab und verschwand dann in der Festung. Das war schon wieder ein schlechtes Zeichen. Die Ruhe war vorbei Ärger lag wieder in der Luft. Norwiga rannte so schnell sie es vermochte Richtung Festung.

    Wie schnell kann sich alles verändern auf dem Planeten Erde. Das unruhige und nach Frieden gierende Germanien sehnte sich nach Ruhe und Erholung. Die Ernte stand bevor und es war die Zeit um sich für den Winter zu rüsten. Doch die germanischen Götter wollten es nicht zulassen, dass sich die Germanen an Friede und Wohlstand gewöhnen konnten.



    In den tiefen Waldgebieten Germania Magna trafen sich drei Männer. Sunno, Makrian und Ulfred. Auf einer kleinen Lichtung mit einem Bach saßen sie zusammen bei einem Schluck Wein und einem herrlichen Wildschweinbraten. Der Geruch des Bratens verteilte sich auf der Lichtung und die drei Männer konnten sich schier nicht mehr beherrschen um über das Fleisch herzufallen. Doch wer waren diese drei Germanen die sich hier getroffen haben? Was sie wohl zu besprechen hatten? Nun jedenfalls schien alles geheim zu sein. Sunno nahm den Braten vom Feuer und zerteilte ordentliche Stücke, schließlich sollte ein Krieger nicht verhungern. Makrian und Ulfred nahmen ihre Stücke mit ihren Dolchen in Empfang und rissen wie wilde Wölfe am knusprigen Fleisch. Das Fett tropfte ihnen am Kinn herab und so zogen sie mit ihren Ärmeln immer wieder das Fett aus ihrem Gesicht. Ulfred langte zur Seite und beförderte einen prall gefüllten Schlauch Wein zu Tage. Dieser ging im Kreise der Dreien herum und mit gewaltigen Schlücken leerten sie den Schlauch. Ordentliche Rülpser ausstoßend erleichterten sie sich von ihrer schweren Arbeit. Der Braten war Vergangenheit und so wandten sie sich ihrem eigentlichen Dasein zu.

    ***


    So ergriff Makrian als erster das Wort: Freunde wir sind hier zusammen gekommen um zu beraten wie es weiter gehen soll mit unseren Stämmen und der neuen Gefahr der Chattischen Föderation. Wenn wir nichts unternehmen sehe ich den Zeitpunkt kommen an dem sich für uns alle nur noch eine Frage ergibt, beitreten oder Sterben. Ich persönlich habe keine Lust als Sklave oder einfacher Krieger zu Enden. Ich muss allerdings neidlos anerkennen was Gutmurt auf die Beine gestellt hat. Natürlich hätten wir schon damals beitreten können, doch ich kann Chatten einfach nicht riechen. Sie riechen so …. Römisch, ha, ha.


    Die beiden anderen stimmten in sein Gelächter mit ein und fanden den Spruch über die Maßen lustig. So meinte Sunno schließlich: Makrian ich muss dir zustimmen, doch wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt an dem wir nicht mehr zurück können. Bis jetzt wurde jeder Vorstoß von Gutmurts Amazonenweib durch unsere Leute zurückgewiesen und so wird es auch bleiben. Nur ein toter Chatti ist ein guter Chatti das wisst ihr doch.


    Ulfred ergriff nun das Wort:Noch lachen wir, doch bald ist es vorbei wenn es so weiterläuft mit den Chatten. Sie expandieren sehr geschickt und vor allem rücksichtslos und schnell. Wie unsere Späher berichten hat ihre Heerschar mittlerweile eine Stärke von 7.000 Kriegern. Das ist verdammt viel und was noch schwieriger wiegt die meisten von ihnen haben Kampferfahrung. Das dürfen wir nicht unterschätzen. Und die dämlichen Römerhunde reagieren auch nicht auf diese doch massive Gefahr die die Föderation darstellt. Sonst treiben sie es immer recht bunt doch jetzt wo es ihnen an den Kragen geht halten sie still. Einen Römer kann man nicht verstehen, die sind alle total verrückt.


    Makrian:Freunde, Kampfgefährten wie oft haben wir uns verbündet und sind immer erfolgreich gegen unsere Feinde zu Felde gezogen. So sollten wir auch jetzt die Chance ergreifen und dieser Föderation das Genick brechen bevor unsere Genicke knick, knack machen. Ich schlage vor das wir unsere Stämme vereinen und die neue Chattenstadt ausradieren. Von diesem Schlag werden sich die Chatten nicht mehr erholen. Wir sollten aus drei Richtungen gegen sie vorgehen und uns zur gemeinsamen Belagerung vor der Stadt treffen. Mein Stamm die Bucinobanten stellt 3.000 Krieger. Was sagt ihr dazu?


    Sunno:Ich stimme dir zu und wir Brukterer beteiligen uns mit ebenfalls 3.000 Kriegern am Kampf. Dein Plan ist gut und so wollen wir es halten.


    Ulfred: Auch wir Chamaver werden gemeinsam in den Kampf ziehen, wir stellen 4.000 Krieger zur Verfügung.


    Makrian:Damit haben wir eine deutliche Übermacht gegen die Chatti 10.000 von den unsrigen gegen 7.000 Chatti. Damit dürfte klar sein wer gewinnt. Wir marschieren getrennt, kämpfen aber zusammen und metzeln alles nieder. Jetzt werden wir Nägel mit Köpfen machen und die ganze lausige Chattibrut schlachten. NUR EIN TOTER CHATTI IST EIN GUTER CHATTI.


    Die beiden anderen Häuptlinge stimmten in den Schrei Makrians mit ein und das Gebrüll der Männer zerschnitt die Stille des Waldes.

    Nach den Aufregungen der letzten Monate war nun wieder Ruhe und Frieden rings um den Limes eingekehrt. Die besetzten Dörfer hatten sich ihrer jeweiligen Situation angepasst und die Besatzung mit chattischen Kriegern als notwendiges Übel angenommen. Die Normalität war überall in den Dörfern wieder eingekehrt, die Ernte auf den Feldern wie auch das Schlachten des Viehs hatte in diesen Tagen die oberste Priorität. Die Chatten hielten sich in den Dörfern zurück und wurden so langsam anerkannt. Für die Römer hatte man nur ein müdes Achselzucken, zu sehr erinnerte man sich des letzten gewaltsamen Vorstoßes einer Reitereinheit und ihrem Umgang mit der Bevölkerung. Die Chatten waren wenigstens Germanen und hatten sicherlich eine größere Stärke wie die kümmerlichen Römerhunde.


    In den germanischen Wäldern herrschte eine Ruhe deren sich die auch die meisten der Germanen hingaben. Mittlerweile waren schon seit längerer Zeit keine Chattenverbände mehr gesehen worden. Ebenso blieben die Römer weg und so war es für die meisten der Grenzgermanen eine ruhige Zeit geworden. So konnte man weiterleben. In den Wäldern funkelten die Sonnenstrahlen durch das Laubdickicht unterbrochen von Wild das sich zügig durch die Lichtungen zwang. Mit diesem Wetter und den jetzt herrschenden Umständen konnte es so weiter bleiben in Germania. Auch die Händler zogen so langsam wieder los um ihre Geschäfte zu machen. Furchtsam sehr Furchtsam durchstreiften sie wieder ihre alten Handelswege. Es war wieder ganz wie früher, überall Frieden.

    | Gutmurt


    Norwiga war mit der Nachricht Richtung Heimat geritten. Dort in der immer weiter sich ausdehnenden Stadt traf sie sich mit Gutmurt. Als dieser die Botschaft in den Händen hielt verhielt er sich sehr merkwürdig. Nachdenklich sah er auf das Pergament und und schüttelte mit dem Kopf. So wandte er sich an Norwiga und meinte:
    Norwiga die Römer wissen Bescheid oder besser gesagt sie können sich ihren Teil denken. Auch mich verwirrt das bisher außer diesem kleinen Spähtrupp seitens Rom nichts passiert ist. Normalerweise schicken sie bei Ereignissen die sie nicht einschätzen können einen starken militärischen Aufklärungstrupp los um sich ein klareres Bild zu machen. Das ganze Verhalten der Römer ist höchst seltsam. Wir müssen sehr vorsichtig sein und auf alles vorbereitet sein.
    Norwiga nickte nur mit dem Kopf und sah ihre Ansichten bestätigt. Die Römer musste man fürchten, wenn sie so augenscheinlich unbekümmert waren. Aus der Vergangenheit der germanischen Völker waren schon viele Sagen überliefert worden über die Hinterhältigkeit der Römer.
    Aber jetzt sollten wir das Ganze bei großen Treffen der Häuptlinge weiter besprechen. Komm lass uns zur Versammlung gehen.


    ***


    Die Germanen der chattischen Föderation waren am heutigen Tage sehr gespannt, da die große Versammlung aller Häuptlinge der Föderation stattfand. Von ihr würde es abhängen was für nächste Zeit geplant war und welches Schicksal für sie alle bereit stand. Kurz bevor sie am Treffpunkt in der Festung waren lief Norwiga der große Björn über den Weg. Eingedenk des vom fetten Gallier erfolgten Auftrags zur Beseitigung Norwigas sprach Norwiga Björn kurz an:
    Björn ich habe einen Auftrag für dich, nichts Weltbewegens du sollst lediglich eine Frau beseitigen die uns im Wege steht. Sie heißt Susina Alpina und wohnt in Mogontiacum. Wende dich an Dumnorix und lass dir dort alles weitere erklären.


    ***


    Als endlich in der Versammlungsrunde Ruhe einkehrte erhob sich Gutmurt als Gastgeber der heutigen Veranstaltung und eröffnete die Runde.


    Heilsa Freunde ich heiße euch willkommen zu unserem heutigen Treffen. Wir haben wie ihr alle wisst schon sehr vieles erreicht beim Aufbau unseres Zusammenschlusses. Hier entsteht eine der größten Städte die Germanien je gesehen hat, wir sind ausgelegt zur Ernährung aller Menschen und Tiere die hier leben. Für die riesige Kriegerschar sind geeignete Befestigungen errichtet worden in denen sie sich im Kampf üben. Auch unser Gebiet das wir kontrollieren konnten wir bis in die Nähe des Limes ausdehnen. Unsere gesamte Streitmacht stellt seit den Kämpfen zwischen Arminius und den Römern die größte Ansammlung von Kriegern dar. Unsere Krieger sind kampfgestählt und beherrschen auch die Taktiken der Römer. Mittlerweile zählen wir 2.000 Elitekrieger und ca 5.000 Krieger aus Stammesaufgeboten. Das ist eine beträchtliche Streitmacht die wir haben. Mit ihr sind wir jedem Gegner überlegen der uns angreift.


    ***


    Einige Minuten herrschte unter den Anführern Ruhe über das gehörte. Jeder hing seinen Gedanken nach und überlegte wie er seine Ziele gegenüber den anderen Häuptlingen durchsetzen könnte. Als erster erhob sich Bernulf der Häuptling der Hermunduren und fing mit seiner Rede an:


    Heilsa Freunde, ich gebe Gutmurt recht dass wir mittlerweile eine große Streitmacht aufgestellt haben. Mit ihr können wir viel erreichen, wenn wir vorsichtig sind. Übereilte Aktionen schaden uns nur und könnten uns die Römer auf den Hals hetzen. Bei den Römer müssen wir sehr aufpassen was wir tun, denn sie sind jederzeit bereit loszuschlagen wenn sie für sich eine Gefahr ausmachen. Ich schlage daher vor noch weitere Stämme in die Föderation zu integrieren und sei es auch mit militärischer Stärke, je stärker wir sind desto weniger können uns die Römer standhalten.


    ***


    Auch jetzt ruhte das Gespräch damit die anderen Häuptlinge Gelegenheit fanden über das Gesprochene nachzudenken. Nun erhob sich Markward Häuptlinge der Markomannen und eröffnete seine Rede:


    Heilsa Freunde, es gut vom Zustand unserer Föderation zu hören. Wir Markomannen haben schon immer gegen Rom gekämpft und werden das auch in Zukunft tun. Wir werden nicht ruhen bis alles besetzte Germanengebiet wieder in der Hand unserer Völker ist. Ich sage einfach nur lasst uns sofort gegen die Römer losschlagen und sie mit unserer Streitmacht überrollen. Wir sind stark genug um alles was sie an ihrem Limes haben zu erledigen. Ich sage nur Tod allen Römern!


    Zeitgleich erhob sich Egmont Anführer der Semnona und pflichtete Marward bei.
    Wir stehen dir bei und sind auch dafür sofort Tod und Verdammnis über die räudigen Hunde zu bringen.


    ***


    Das Geschrei der Anführer hatte mittlerweile zugenommen und jeder brüllte den anderen an.
    Erst nach einer Weile kam wieder Ruhe in die Veranstaltung und so erhob sich nun Folkward Anführer der Marser:


    Heilsa Freunde lasst mich folgendes sagen, was immer wir auch planen wir müssen sehr sehr vorsichtig sein da uns die Römer sonst auslöschen. Lassen wir ihnen Zeit so verstärken sie sich innerhalb kürzester Zeit und sind dann unbesiegbar. Wir müssen an der richtigen Stelle zuschlagen um ihnen das Genick zu brechen.


    ***


    Nun erhob sich wieder Gutmurt und breitete seine Arme aus um die Anführer zu beruhigen.
    Freunde bleibt ruhig alles was heute und hier gesprochen wurde entspricht der Wahrheit und den Tatsachen. Ich schlage daher folgendes vor, sollten die Römer über den Limes kommen werden wir sie vernichten, mit allen Mitteln die uns zur Verfügung stehen. Bleiben sie auf ihrer Seite haben wir Zeit das ganze Gebiet unter unsere Kontrolle zu bringen. Wer ist dafür?


    Die Versammlung entsprach den Vorstellungen Gutmurts und stimmten ihm zu.

    Norwiga amüsierte sic über den kleinen Römer. König der Schiesshasen war er auf jeden Fall so wie er davon flitze. Nun gut entscheidender war was im Schreiben des Dumnorix stand. So zog Norwiga sich zurück und begann das Pergament zu öffnen:


    Heilsa Chatti,
    wie immer sende ich euch Informationen die ihr vielleicht benötigen könnt. In den Grenzregionen herrscht große Unsicherheit unter der Bevölkerung wegen eurer Aktionen. Auch die Händler ziehen sich immer weiter zurück und bleiben eher in Sichtweite des Limes. Dies ist für mich um so erfreulicher da ich meine Waren in Ruhe ohne Kontrollen transportieren kann.
    Die Römer selber reagieren zu meiner größten Verwunderung fast gar nicht. Im Gegenteil haben sie Befehl sich in keine Kampfhandlungen einzulassen. Die Reiter die das eine Mal über den Limes hinaus gekundschaftet hatten, führten dies aus Eigeniniative eines Decurios aus. Augenblicklich sieht es so aus, dass die Römer Ruhe bewahren wollen, aus welchen Gründen auch immer. Vermutlich hat dies auch mit den derzeit stattfindenden Veränderungen in der römischen Führungsebene rund um die Provinz zu tun. Wer welchen Posten übernimmt ist noch nicht bekannt, sollte aber ein Karrieremensch dabei sein so könnte es zu mehr Aktivitäten am Limes kommen.
    Selber habe ich auch einige Probleme mit dem diesjährigen Aedil, einem Titus Petronius Marcellus, der sich anscheinend unbedingt einen Namen machen will. Er hat mir schon gehörig in gute Aufträge gefunkt und viel Geld gekostet. Doch den Göttern sei Dank ist seine Amtszeit jetzt vorbei und er scheint jetzt Privatmann zu sein. Gerüchte besagen dass er sich um den Einzug in den Ritterstand bemüht. Nun gut für uns, wieder einer weniger der uns Ärger machen kann. Weiterhin möchte darum bitten eine gewisse Susina Alpina zu Tode zu bringen. Durch sie sind leider einige Geschäftspraktiken meines Hauses öffentlich geworden. Ich setze 200 Sesterzen für ihr Dahinscheiden aus.
    Die Mannstärke der Legion wie auch der Ala sind aufgefrischt und auf voller Stärke. Derzeit wird erheblich an der Ausbildung der Soldaten gearbeitet. Über weitere Truppenteile die in der Provinz stehen sollen ist nichts bekannt. Seid vorsichtig und traut den Römern nicht. In Kriegslisten sind sie sehr erfahren.
    D.


    Norwiga las die Informationen in Ruhe durch bis sie auf den Namen ihres in Gedanken existierenden Geliebten stieß. Titus Petronius Marcellus ...... sie begehrte ihn und doch war es so, dass er sich immer weiter von ihr entfernte. Und dann der Todesbefehl für Susina Alpina, der Frau die ihr versprochen hatte sich um ein Treffen mit Marcellus zu bemühen. Dieses Luder schien bei ihrem Versprechen gelogen zu haben, Norwiga konnte das durchaus verstehen, somit brauchte sie auf Alpina keine Rücksicht zu nehmen. Sie würde sich darum kümmern das ein erfahrener Krieger sich Alpinas annehmen würde.

    Norwiga hatte sich wie mit Gutmurt abgesprochen aus der Stadt entfernt und war nun auf dem Weg Richtung Treffpunkt mit dem Agenten des Dumnorix. Auf ihrer Reise hatte sie sich unbemerkt gehalten und war auch den Römern ausgewichen. Noch gab es Lücken in der römischen Grenze die genutzt werden konnten. So war es leicht gewesen recht schnell am Treffpunkt zu sein und sich einen Überblick zu verschaffen. Wie immer lag das Wäldchen ruhig und unscheinbar da, auch das Verstreck war nicht einsehbar somit war Norwiga sicher, dass keine Falle vorhanden war. So verschwand die Germanenkriegerin wieder im Wald in machte sich unsichtbar. Als dann der Römer Agrippa ankam und sich als vollkommener Trottel erwies und sich mit einer Lautstärke bewegte die jeden Germanenkrieger im Umkreis alarmiert hätte machte Norwiga es sich bequem und beobachtete den Römer. Aus seinem Verhalten konnte sie entnehmen dass es sich um einen Boten des Dumnorix handeln musste. So schlich sie sich langsam an den Römischen Trottel heran und setzte ihm ihr Schwert an den Hals. Innerlich machte es ihr Spaß zu sehen wie der Angstschweiß am Römer hinunter lief. Auf ihre Frage antwortete er ihr ausreichend, so dass sie den Griff ihres Schwertes Graswandir lockerte.
    Sie fauchte den Boten hart an:
    Bleibe so stehen und bewege dich nicht Römer sonst bist du des Todes. Hast du eine Nachricht von Dumnorix für mich? Wenn ja dann gib sie mir und verschwinde ohne dich umzublicken. Meine Krieger töten dich sonst sofort!