Beiträge von Norwiga

    Norwiga kehrte mit ihrer Kriegerschar und der Beute nach Hause. Gutmurt betrachtete mit Wohlfallen die reichliche Beute. Es war zu mindestens ein erfolgreiches Unternehmen gewesen. Doch das vorgegebene Ziel die Vernichtung römischer Verbände war Norwiga nicht gelungen. Doch nun wurde erst einmal gefeiert und auch die neuen Verbündeten waren mit Begeisterung dabei. Das Volk jubelte und feierte diesen Tag wie schon lange nicht mehr. Viele die Norwiga erkannten klopften ihr begeistert auf die Schultern. Norwiga jedoch suchte sich den Weg zu Gutmurt um mit ihm über die Aktionen am Limes zu sprechen.


    | Gutmurt


    Heilsa Gutmurt, ich komme jetzt wieder zurück und bringe reichlich Beute. Diese Weichlinge kamen den Kriegern gerade recht um als Ablenkung zu dienen. Der große Plan ist allerdings nicht aufgegangen. Komischerweise sind uns keine Römer begegnet. Nicht einmal Kundschafter oder Boten. Es war fast so wie wenn es an der Grenze keine Römer mehr geben würde. Sie verhalten sich sehr vorsichtig und reagieren auf keine Provokationen. Das ist sehr seltsam für die römischen Ratten. Auch habe ich von unserem Informanten Dumnorix seit längerem nichts mehr gehört. Wir sind also dahingehend blind auf beiden Augen ohne den Gallier.


    Heilsa auch dir große Kriegerin, ich habe schon gesehen, dass du gut für uns eingetreten bist. Das die Römer allerdings so zurückhaltend sind ist ein sehr gefährliches Zeichen. Entweder wissen sie Bescheid oder es finden wieder interne römische Streitigkeiten statt. Umso schlimmer ist es das Dumnorix keine Informationen liefert, vermutlich ist es einfach zu gefährlich für ihn. Ich denke wir werden schon noch etwas von ihm hören. Jetzt ruhe dich erst einmal aus, denn ich brauche dich zum großem Treffen der Föderation. Ich lasse dich dann holen wenn es soweit ist.


    So verließ Norwiga Gutmurts Hütte und ging zu ihrer eigenen Unterkunft. Es sah unaufgeräumt aus, da sie doch schon etliche Wochen unterwegs gewesen war. Sie seufzte laut auf und begann damit ihren Haushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Sie hasste diese blödsinnige Frauenarbeit und dachte manchmal daran dass Männer das auch machen könnten. Nun ja jedenfalls war Norwiga beschäftigt und kam so nicht in Versuchung hinter ihrem kleinen Römer nachzutrauern. Endlich war alles aufgeräumt und Norwiga nahm im Bach hinter dem Haus ein Bad und reinigte sich von all dem Dreck auf der Haut. So ließ sie sich auf ihrer Pritsche niedersinken und war schon sehr schnell eingeschlafen.


    Mann ich könnte dir in die Schnauze hauen wenn ich nicht so fertig wäre. Meinst du vielleicht ich reite nur zum Spaß rum um meinen Gaul kaputt zu machen. Ich bin jetzt den ganzen Weg von Confluentes hergeeilt um von dem Gemetzel an der Grenze Meldung zu machen. Vielleicht bist du mal nicht so überheblich wenn du wieder in den Kampf ziehen musst oder?! Meine Name lautet Gaius Rebllius Posca und im komme vom Zentralgrenzbereich bei Confluentes am Limes her. Mensch jetzt lass mich endlich weiter die Kacke ist am dampfen.


    Der Reiter schien ziemlich aufgebracht zu sein über den Legionär an der Porta. Typisch eben Etappe, weit hinten nichts zu tun aber große Schnauze.


    Ein Bote vom Limes kam an der Porta an und hatte sein Pferd zu schanden geritten. Die Nachricht die er brachte musste dringend sein, wenn Pferd und Reiter so erledigt waren. Er konnte nur kurzatmig dem Wachtposten zuhauchen:


    Dringende Nachricht für den Legatus vom Limes. Erbitte Eintritt.

    Norwiga zog mit der kleinen Schar an Opfern zum Heiligen Hain und ihren Dank auszusprechen. Der Aufstieg war durch die Opfer noch beschwerlicher als beim ersten Mal und so waren allesamt erschöpft. Oben allerdings standen die Priester ihnen hilfreich Beiseite und nahmen die verängstigten Opfer in ihre Obhut. Der Allsherjarode schritt majestätisch auf Norwiga zu und meinte:


    Meine Tochter ich sehe du hast Erfolg gehabt und uns schöne und junge Opfer zugeführt. Allerdings sind dies keine Römer?
    Norwiga verbeugte sich und meinte: Oh großer Allsherjarode leider waren die Römer schlauer als wir und blieben hinter ihren Mauern. So konnten wwir nichts ausrichten. Doch die Götter waren uns gewogen und ließen uns einen Trupp Hermunduren in den weg laufen. So konnten wir dir und den deinen diese Opfer sowie Nahrungsmittel zuführen. Ich hoffe du nimmst unsere Opfer an. So sei es meine Tochter die Götter nehmen deine Geschenke an.


    Norwiga verabschiedete sich vom großen Weisen und eilte schnell hinter ihren Kriegern her um sie wieder einzuholen.


    Auf ein Zeichen versammelten sich die Priester und zwangen die Opfer in einen kleinen Kreis. Die Menschen wurden gereinigt und erhielten lichte Kleidung. Starke Priester holten einen nach dem anderen der Männer heraus. Sie wurden gefesselt und so fixiert, damit man ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen konnte. Die Schreie der Männer ertönten laut über dem Hain und ihre Schreie konnte man noch in weiter Ferne hören. Einer nach dem anderen hauchte unter der grausamen Tortur sein Leben aus. Die Gruppe der Opfer weinte und war verzweifelt da sie alle einem grausamen und schrecklichen Schicksal entgegen gingen. Während der Tortur sangen die Priester verschiedene Lieder. Dann wurden Scheiterhaufen errichtet und auf diesen die Kinder gefesselt. Auf hier umgaben die Priester und Priesterinnen die Scheiterhaufen. Als sie diese anzündeten hörte man wieder die alten Götterlieder. Die Schreie der Kinder waren schnell beendet und so hörte man nur das Prasseln der Feuer. Danach traten die Priester zu den Jungfrauen um auch diese zu schlachten und warfen die Leichen in die Tiefe der Höhle. Der heilige Hain war blutüberströmt und hatte dadurch alles reingewaschen.

    Nun waren doch schon einige Tage vergangen doch an der Grenze hatte sich noch keine Möglichkeit ergeben Römer niederzumetzeln. Die Stimmung unter den Chattischen Kriegern wurde zunehmend gereizter. Das lange Warten hatten sie als Germanen noch nie gemocht. Bei den Römern war das anders, die setzten alle ihre Möglichkeiten ein und vor allem konnten sie mit der Zeit spielen und umgehen. Selbst Norwiga konnte an sich eine gewisse Unruhe spüren und vor allem sehnte sie sich nach einem ordentlichen Schwertkampf. Nur zu lange hatte Graswandir schon kein Blut mehr gekostet. Vermutlich würde ihr Schwert jetzt stumpf werden. Die Kriegerin hatte für sich entschieden, dass sie wieder zurück in ihre alten Unterkünfte gehen würden. Die Römer waren schlau, sie würden sicherlich nicht über den Limes gehen um sich mit den Germanen zu schlagen. Norwiga wollte darauf wetten, dass wenn ihre Heerschar über den Limes zog die Römer sofort reagieren würden. Diese verhassten kleinen Männchen kannten die Germanen viel besser als es den Germanen lieb war. Norwigas Streitmacht würde definitiv zu keinem Erfolg kommen.


    In des waren am Limes neue Probleme aufgetaucht. Die römischen Wachtposten hatten in Erfahrung bringen können, dass eine große Anzahl von Germanen aus dem Stamm der Hermunduren entlang des Limes zog um sich vermutlich im römischen Machtbereich anzusiedeln. Sie suchten anscheinend geeignetes Land und so wie es aussah war die Region um Mogontaicum aus ihrer Sicht bestens geeignet. Die Hermunduren lagen seit Jahren mit den Markomannen im Krieg und es kam oft zu grausigen Gemetzeln zwischen den Parteien. Die Gruppe der Hermunduren hatte Pech gehabt und zählte zu den großen Verlieren und waren jetzt auf der Suche nach Land. Allerdings unterschätzten die Anführer die Gefahr die von den Erzfeinden, den Chatten, ausging. Auch konnten sie nicht ahnen, dass eine große Streitmacht der Chatten in der Gegend ausharrte. So zog der Trupp dahin vorneweg, seitlich und hinten die Krieger zum Schutz der Herden, Frauen und Kindern sowie der Alten. Das Geschrei der Herden hörte man schon meilenweit und auch die Hermunduren waren nicht gerade leise als sie am Limes weiterzogen. Die Nähe zum Limes gab ihnen eine vermeintliche Sicherheit.


    Norwigas Späher kamen zurück und berichteten von den verhassten Hermunduren, die sich erlaubten einfach das Gebiet der Chatten zu kreuzen. Das war die Gelegenheit für Norwiga ihre Krieger zu sammeln und doch noch Erfolg und Beute zu machen. Gutmurt würde sich freuen über den Zulauf an Vieh und jungen Weibern. So machten sich die Chatten bereit um über die Hermunduren herzufallen.


    Eine geeignete Stelle war schnell gefunden, da sich der Limesweg durch einen Waldeinschnitt mehr Richtung Wald orientierte und weiter weg vom Limes selber. Die Wachtürme der Römer gaben die Informationen über die Wanderer von Turm zu Turm weiter. Sicherlich würde auch eine Bote eiligst sich auf den Weg machen um die römischen Truppen zu alarmieren. Jedenfalls warteten Norwigas Streiter auf das Angriffssignal um einen weiteren klaren Sieg einzufahren. Dann war es soweit, Norwigas Arm fuhr in die Höhe und aus tausenden Kriegerkehlen entwickelte sich ein heulender Angriffston. Welle auf Welle brandete Richtung der der dahinziehenden Germanenschar. Die sich verzweifelt wehrenden Krieger wurden unter der Macht der heran rollenden chattischen Krieger regelrecht begraben. Von dem Trupp der Hermunduren war nichts mehr zu sehen und schnell war der Kampfeslärm beendet. Das Schreien der Frauen und Kinder sowie der Tiere schallte weithin, doch die Germanen Norwigas ließen den Verzweifelten keine Chance und führten sie schnell weg vom Schlachtfeld. Die Männer wie auch die Alten waren niedergemetzelt worden und lagen im Vorfeld des Limes rum, so wie sie der Tod ereilt hatte.


    Einige ausgewählte Männer, Frauen und Kinder waren zu einer kleineren Gruppe zusammengefasst und Richtung Heiligem Hain verbracht worden. Sie sollten im Namen des Sieges geopfert werden. Der große Rest wurde indes zügig davongetrieben. Was sich auf dem Weg an Grausamkeiten ergaben wollen wir nicht benennen. Zu schlimm waren die Vorfälle, wieder einmal wurden Menschen zu blutrünstigen Bestien und Frauen waren diesem Treiben schutzlos ausgeliefert. Auch die Kinder mussten schrecklichste Vergehen hinnehmen niemand konnte sie davor retten.

    Tag aus, Tag ein, die Germanenschar wartete auf unvorsichtige Römer, doch nichts passierte an der Grenze. Für Norwiga war das einerseits enttäuschend, andererseits aber auch beruhigend. Sobald Kämpfe losgingen verlor man den Überblick und aus kleinen provozierten Scharmützeln entstanden dann große Schlachten und Feldzüge. Dies wollte Norwiga auf keinen Fall. Dafür waren sich auch noch nicht gerüstet. Selbst wenn sie die Legio II Germanica und die Hilfstruppen schlagen würden, Rom würde sofort reagieren und eine Streitmacht gegen sie ins Feld werfen die sie vernichten konnte. Also war Vorsicht die oberste Tugend.


    Norwigas Plan sah vor immer nur kleinere Trupps der Römer anzugreifen und diese zu vernichten. Sie wollte immer nur soviel Krieger in den Kampf senden wie nötig waren die römischen Trupps zu binden. Wenn diese dann umzingelt waren sollte ihre ganze Streitmacht heraustreten und den Römer zeigen, dass es kein Entkommen für sie gab. Norwiga hoffte stark auf den Ehrenkodex der Römer der ihnen dann das Abmetzeln abnahm. Lieber sollten sich die stolzen Römer selber richten. So würden sich die Verluste relativ gering halten. Sollten jedoch große Römertrupps versuchen sie für die Schlacht zu binden, wollte die Germanenführerin in die dichten Wälder entweichen und dort in vorbereiteten Stellungen über die Römer herfallen. Die alte germanische Taktik eben. Allerdings waren sie aber auch bereit sich in einer offenen Feldschlacht mit den Römern zu messen. Doch nun im hier und jetzt war Ruhe und Beständigkeit das wichtigste.


    Norwiga begann nun ihre Streitmacht in kleinere Trupps a 500 Mann aufzuteilen und entlang der Grenze aufzustellen. Im Dickicht der Bäume waren die Männer gut verborgen und konnten von den Römern nicht gesehen werden. So konnten die Krieger relativ schnell zusammengerufen werden falls sich eine Gelegenheit ergab Römer auszulöschen.


    Ab und an kamen Norwiga wirre Gedanken in den Sinn, war es wirklich sinnvoll sich immer wieder gegen die Römer zu erheben, immer wieder zu verlieren und immer wieder tausende Germanen in den Tod zu treiben. Oh ja die Römer waren stark und forderten einen fürchterlichen Blutzoll, aber wäre es nicht besser die Römer zu infiltrieren und sie so besser kennen zu lernen. Ihr großer Verwandter Arminius hatte so seinen Sieg über die Römer herbeigeführt. Kennen lernen, sich als loyal darzustellen, Falle stellen und dann zuschlagen. Wie einfach und doch wie schwer für die jetzige Generation der Germanen. Die Zeiten veränderten sich immer wieder, nichts blieb wie es war.

    Die Heerschar zog unter Norwigas Führung Richtung des Limes. Der Hass und die Begierde der Männer in den Kampf zu ziehen war fast körperlich spürbar. Doch trotz allem dachte Norwiga an das was sie ihrem Anführer Gutmurt versprochen hatte, vorsichtig zu sein und sich nicht leichtfertig mit den Römern in Kampfhandlungen ein zu lassen. In Sichtweite des Limes hielten die Krieger an und Norwiga ließ eine Befestigung errichten ganz wie die Römer selber es immer taten. Danach ließ sie Späher in alle Richtungen ausziehen um auf alles vorbereitet zu sein was die Heerschar gefährden konnte.


    Die Tage vergingen und hasserfüllte Augenpaare beobachteten die Römer und ihren Limes der Germanien teilte. Norwigas Krieger bereiteten sich vor, führten ihre militärischen Übungen in abgeschiedenen Lichtungen durch um nicht gehört zu werden. Die Bewaffnung der Krieger konnte sich sehen lassen, jeder war mit Lanze, Schwert und Schild ausgerüstet und die meisten besaßen sogar einen einfachen Körperschutz aus Metallteilen. Sicherlich schützten diese Rüstungen nicht so gut wie die der Römer, doch sollte es zu einem Treffen kommen würden die Römer eine böse Überraschung überleben. Auch gab es etliche Krieger die mit Pfeil und Bogen umgehen konnten, so dass sogar ein Fernangriff auf die verhassten Eindringliche erfolgen konnte.


    Immer wieder kamen Boten um Norwiga über wichtige Ereignisse zu informieren. Seit bekannt wurde, dass eine germanische Streitmacht ausgezogen war um Römer zu töten, folgten immer mehr Germanen dem Ruf der Föderation. Zu Norwigas Überraschung wurden ihr noch fast zweitausend zusätzliche normale Krieger zugeschickt mit dem Hinweis diese so zu benutzen wie es am sinnvollsten wäre. Norwiga war nun klar das Gutmurt unbedingt einen Sieg über die Römer haben wollte. Warum sonst hatte sie jetzt 500 Krieger beisammen zuzüglich von fast achthundert Kämpfern die bereits in den Wäldern versteckt waren.


    Sicherlich waren den Römern durch ihre Vorstöße einige Informationen zugekommen, aber in wie weit sie wirklich eine Ahnung hatten was im freien Germanien auf sie wartete war kaum vorstellbar. Gerade jetzt in der Ruhe vor dem Sturm machten sich die Gedanken Norwigas wieder selbstständig und sie dachte mit Wehmut an den Römer Marcellus. Sie spürte auch jetzt wieder ein heißes Gefühl in sich aufsteigen und fand dadurch keine Ruhe. Oh ja Alpina würde alles versuchen Marcellus für Norwiga zu gewinnen.

    Als Norwiga mit ihren Kriegern los zog kam sie am Felsen der Götter vorbei. Hier war das uralte Heiligtum, der heilige Hain mit dem Opferplatz, und dem Allsherjarode, dem obersten Priester, der für alle wichtigen Geschehnisse im Germanenlande befragt werden konnte. So ließ Norwiga den Trupp halten und ging mit ein paar ihrer Krieger zum Heiligtum. Der Aufstieg war beschwerlich und sehr steil, so dass sich das erklimmen des Felsens hinzog. Als sie endlich oben angelangt waren standen sie am Rande eines kleinen Wäldchens das leise im Nordwind dahinschaukelte. Es ging etwas magisches, etwas göttliches von diesem Wäldchen aus und umhüllte jedes Lebewesens mit einem innerlichen Frieden und einer Ruhe wie sie nur heilige Stätten aussenden konnten.


    So schritten sie nun in die Mitte des Wäldchens um an den heiligen Hain zu kommen mit der Opferstelle. Der Hain war kreisrund und in der Mitte des Hains konnte man ein großes schwarzes Loch erkennen. Dies war die Opferstelle. Wie sie so dahinstarrten kamen in plötzlich die Priester entgegen angeführt von einem großen alten Mann mit einem langen weißen Bart. Es war der Allsherjarode der sich an Norwiga wandte und mit tiefer dunkler Stimme sprach:
    Heilsa große Kriegerin was führt dich zum Felsen der Götter?
    Oh Erhabener ich wünsche mir den Segen der Götter für einen Kriegszug gegen die Römer.
    Nun Kriegerin du sagst es geht gegen die Römer und du musst dich auf schwere Gefechte vorbereiten? Dann werden wir ein Menschenleben opfern müssen um dieser schwerwiegenden Sache gerecht zu werden.
    Auf ein Zeichen des Allsherjaroden bildeten die Priester einen Kreis um das tiefe Loch. Im Hintergrund wurde eine nackte Jungfrau herangeführt die sich in den Armen der Tempeldienern wand. Doch sie hatte gegen die kräftigen Männer keine Chance. Der Allsherjaroden trat auf das Mädchen zu und betrachtete es mit seinen tiefen Augen. Die junge Frau war auf einmal still und hatte einen starren Gesichtsausdruck angenommen.
    Der Allsherjarode drehte sich so, dass man ihn sehen konnte, breitete die Arme aus und begann einen tiefen Singsang:


    Wir bekennen uns zu den Kräften des Geistes und des Lebens, die das All durchdringen und uns.


    Und erkennen im All formbildende Kräfte des Lebens, welche die Mannigfaltigkeit aller Erscheinungen bedingen, und anerkennen daher auch alle Sondererscheinungen in ihrer Naturnotwendigkeit als Offenbarungen der Kräfte des Lebens.


    Da aber die Wahrheit und der Sinn ihres Daseins ebenso naturnotwendig in den Erscheinungen selber liegt, so ist es auch der Sinn oder die Aufgabe aller Erscheinungen, sich zu erfüllen.


    Also erkennen auch wir den Sinn und die Aufgabe unseres Daseins – als Samenkorn mit uns erstanden und der Erfüllung harrend – in uns liegend.
    Mithin glauben wir und wissen, dass eine Religion der Germanen nur aus ihnen selbst erstehen kann.


    Religion ist uns das reine, weltbejahende tat- und erkenntnisfrohe Verhältnis der Seele zu den Wesen des Alls und zu ihren Erscheinungs- und Offenbarungsformen.


    Unsere Erkenntnis und Erfahrung der Götter als letzte Wahrheiten und Wesenheiten und als in uns und durch uns wirkende Kräfte ist uns zugleich das Wissen um ein sittliches Gesetz in uns und der Grund unseres Vertrauens auf ihre Führung und die Ursache unseres Glaubens an die hohe Bestimmung der Germanen.


    Aus solcher Erkenntnis erkeimt uns auch der Wille zum Guten, der Wille zur Reinheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, zur Selbsterlösung und zur Selbsterfüllung, und so ersteht uns auch der Wille zur freien, sittlichen Tat bis zur Selbstopferung.


    Also erblicken wir in der Besinnung auf unser eigenes Wesen als den in uns sich auswirkenden besonderen Erscheinungsformen der Götter und in der Gesund- und Starkerhaltung, der Fort- und Höherentwicklung dieses Wesens zu immer reineren, edleren Formen und Zielen die vornehmste Aufgabe eines jeden Germanen innerhalb wie außerhalb der germanischen Grenzen.


    Über das Grab hinaus aber schauen wir mit ganzem Vertrauen in die Unendlichkeit, daher wir gekommen sind. Unsere Aufgabe ist dieses Dasein zu erfüllen – sie zu bestimmen ist das Recht und die Kraft der Götter, die das All durchdringen und uns, in Zeit und Ewigkeit.


    Mögen Wodan, Donar und Frija ihre göttliche Macht über diese Kriegerin Norwiga und alle sie begleitenden Krieger schützend halten, auf das der Kriegszug gegen die Ungläubigen erfolgreich verlaufen möge.“


    Norwiga war tief ergriffen von der Zeremonie und starrte gebannt auf den Hohenpriester wie auch die junge Frau. Dann sah sie wie der Priester einen Dolch in den Händen hielt und der Frau schnell damit die Kehle durchschnitt. Das Blut schoss in einem gewaltigen Strahl aus der Wunde, während die Frau mit den Augen klapperte und begann in sich zusammen zu sinken. Dies war der Augenblick mit dem sie in den Abgrund geworfen wurde und in der gewaltigen Tiefe verschwand. Am Boden der Höhle hörte man einen dumpfen Aufschlag.


    Der Allsherjaroden wandte sich mit dem blutbesudelten Dolch an Norwiga und fuhr ihr mit dem Blut erst über die Stirn, dann über die Wangen und brachte ihr den Segen des Opfers.


    Mögest du die Erfüllung finden und den Sieg angeheftet haben.


    | Gutmurt


    Als Norwiga wie gewohnt ihren Rundgang durch die neue Stadt machte sah sie einen Reiter der mit einer Brutalität sein Pferd vorwärts zwang. So wie das Pferd zuschanden geritten wurde musste das ein Bote mit einer wichtigen Nachricht sein. So eilte Norwiga schnell zu Gutmurt um sich die Neuigkeiten anzuhören. Als der Bote vor den beiden anhielt konnten sie erkennen das es noch ein junger Mann war, der in einem der besetzten Orte untergebracht war. Er war noch ganz außer Atem und musste er verschnaufen bevor er antworten konnte.


    Heilsa die Römer sind da und haben die Ortschaft angegriffen. Von uns Kriegern hat außer mir keiner überlebt und die Dorfbewohner hatten auch schwere Verluste als die Römer die Häuser durchsuchten und sie sich dagegen wehrten. Viele Tote. Es waren Reiter die uns überfallen haben. Römer waren es keine Ausländer.


    Ist gut Ruhe dich aus wir kümmern uns um alles. Norwiga wir müssen uns dringend absprechen. Ich hatte es gewusst das die Römer aufpassen aber das sie so massiv zuschlagen um an Informationen zu kommen ist kein gutes Zeichen. Wir müssen jetzt auf alles gewappnet sein. Die Römer dürfen noch nicht wissen wie weit fortgeschritten die Föderation ist. Noch sind wir zu besiegen, wir brauchen die notwendige Zeit um weiter an Bündnissen zu schmieden. Nehme dir 200 unserer Krieger und bereite dich ggf. einen Feldzug vor. Wichtig ist allerdings an der Grenze und Germania Magna Ruhe zu bewahren und keinen Streit zu provozieren. Du hast so viele Krieger damit du gegen alles was von jenseits des Limes kommt bestehen kannst. Lasse dich nicht vorführen und bleibe im Dickicht der Wälder. Beobachte und wäge gut ab. Das letzte was wir brauchen können ist eine römische Invasion. Unsere Zeit kommt anderes mal.


    Gut ich sehe zu das ich die Männer so schnell es geht zusammen hole und abziehe. Ich verspreche dir, dass ich mich auf keinen Fall auf irgendeine leichtsinnige Geschichten einlasse.


    Und schon war Norwiga verschwunden. Schnell packte sie ihre Sachen, gürtete ihr Schwert und warf ihren Umhang um. Danach vwerließ sie ihre Hütte und schwang sich auf ihr Pferd um im gestreckten Galopp die Krieger zu holen. Doch sie hatte sich entschlossen nicht nur die abgesprochenen 200 Männer zu holen, sondern 300 Krieger um so evtl. gegen alles was die Römer aufbieten konnten gewappnet zu sein. Sollten die Römer wirklich was versuchen in Germania Magna, so würden sie ihr blaues Wunder erleben. So erreichte die Germanin das erste Lager und ließ alle Krieger zusammenrufen. Schnell waren diese beisammen und Norwiga schilderte kurz den Sachverhalt. Auf den Gesichtern der Krieger kamen fröhliche Gesichter zu Tage, endlich würde es gegen die verhassten Römer in den Kampf gehen. Entschlossene und grimmige Gesichter machten sich breit und die Krieger versammelten sich mit aller Habe für einen Feldzug. So zog dieser gewaltige Trupp gen Germania Magna um dort nach dem rechten zu sehen.

    Es war ein anstrengender Tag für Norwiga gewesen. Die Stadt der Chatten war wunderschön geworden. Und als Norwiga die Ausbildungslager der Elitekrieger gesehen hatte wusste sie dass sie gegen die Römer bestehen würden. Wesentlich härter in ihrer Art als die römischen Legionäre würden diese Krieger alles überrennen was Rom gegen sie ins Feld schickte. Die Römer waren dermaßen verweichlicht das sie jeder besiegen könnte wenn er die Kraft dazu hatte. Rom war nur noch ein Schatten seiner selbst.

    Norwiga war endlich wieder daheim. Sie hatte mit verschiedenen Stämmen gesprochen und sie um ihre Unterstützung gebeten oder um ihren Beitritt zur Föderation. Einige Stämme hatten eine Zusage gegeben und so entwickelte sich die Föderation aus einem losen Bund zu einem immer intensiveren Bündnis. Mit dieser Nachricht war sie nun auf dem Weg nach Hause gewesen. Als sie endlich in ihrem Tal angelangt war so erkannte sie die Gegend fast nicht mehr. Was war nur aus dem beschaulichen Tal geworden. Auf der Bergkuppe stand nun eine kleine Festung mit richtigen Mauern und einer Palisadenführung die sehr stabil aussah. Darunter umgab eine weitere Wallanlage einen Teil der für die ehemaligen Bewohner des Dorfes vorgesehen waren. Zum Abschluss umgab eine große Wallanlage die beiden kleineren mit einem massiven Festungsgürtel. Hier wohnten die vielen neuen Bewohner die das Dorf erhalten hatte. Ringsherum entstanden Felder und Weiden für die Tiere um diese Menschenmassen zu versorgen. Norwiga schätzte die Menschen auf 800 bis 1.400 Menschen, doch was sie nicht mehr vorfand waren die Krieger. So eilte sie so schnell sie konnte zu Gutmurt um mit ihm zu reden.


    Heilsa Gutmurt hier hat sich aber viel verändert. Ich bin zurück und habe frohe Kunde für dich mitgebracht.
    Ah Norwiga gut das du wieder hier bist. Ja es hat sich tatsächlich viel verändert. Unser kleines Dorf ist nun eine der größten Germanenstädte die es derzeit gibt. Und ich bin zum Führer der Föderation ernannt worden. Und du meine liebe bist unsere Kriegsführerin.
    Ach Gutmurt das ist alles kaum zu glauben, aber wo sind denn alle unsere Eltekämpfer hingekommen. Ohne Krieger kann ich ja kaum was bewirken.
    Beruhige dich sie sind jetzt etwas weiter weg und haben ihre eigenen Ausbildungsstellen. Mittlerweile sind es fast 400 Krieger. Und ein weiteres Aufgebot von 1000 Krieger kann von allen chattischen Dörfern zusammengerufen werden. Das ist doch endlich einmal etwas von dem man träumen kann.
    Gutmurt ich bringe dir dann noch bessere Nachricht, denn die Stämme der Hermmdurer, Semnonen und Marser wollen sich uns anschließen. Sie schicken uns fast 3.000 ihrer besten Krieger zur Ausbildung und Führung. Auch sie haben ein Volksaufgebot mit fast 2.000 Männern die ebenfalls bei großer Gefahr zum Kampf gerufen werden. Damit sind 1.800 Elitekrieger in der Ausbildung und 8.000 Männer stehen für das Kriegsaufgebot bereit. So viele Kämpfer sind seit Zeiten des Arminius nicht mehr bereitgestellt worden.
    Gutmurt grinste leicht und blickte dabei Norwiga ernst an. Norwiga ich mache mir Sorgen darüber das wir hier etwas lostreten könnten mit dem wir nicht mehr zurechtkommen. Ich kann mir auch nicht erklären, dass die Römer derzeit so ruhig sind und anscheinend von den ganzen Aktivitäten nichts mitbekommen. Ich habe sie da in ganz anderer Erinnerung. Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Da ist was faul im Staate Dänemark. So kenne ich die Römer gar nicht.
    Ach Gutmurt du siehst das alles viel zu pessimistisch, die Römer sind mit sich selber beschäftigt. Nach dem Bürgerkrieg und dem Tode ihres Kaisers haben sie so viele Baustellen, da können sie nicht auch noch unser Land überwachen. Außerdem stehen ja ihre Truppen an der Grenze und bewachen alles. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Außerdem weißt du ja nur ein toter Römer ist ein guter Römer.
    Vielleicht hast du recht und ich mache mir zu viel Sorgen, komm dann zeige ich dir erst einmal unsere neue Stadt und danach besuchen wir unsere Ausbildungslager mit den Kriegern.

    Für Norwiga hatte es eine sehr unruhige Nacht gegeben. Sie hatte die ganze Zeit an Marcellus gedacht, doch nun beruhigte sie sich langsam wieder. So war ihr erster Griff am Morgen nach ihrem Schwert Graswandir. Sie fing an das rasiermesserscharfe Ungetüm wieder mit intensiver Hingabe zu schleifen. Und so fingen ihre Gedanken an sich wieder in Richtung Realität zu bewegen. So überdachte sie noch einmal alle Gespräche die sie mit Alpina geführt hatte und bemerkte, dass diese sie sehr wirkungslos manipuliert hatte. Dieses kleine Biest versuchte ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Aber das stand ihr in dieser für sie Ausnahmesituation zu. Norwiga musste lächeln, sie hätte es genauso gemacht. So drehte sie sich zu Alpina um und meinte:


    Alpina du kannst gehen wohin es dich auch ziehen möge, ich weiß das du heute Nacht verzweifelt um dein Leben gekämpft hast und mich ordentlich eingewickelt hast, doch ich bin dir darüber nicht böse. Du bist frei sehe zu, dass du heil in deine Welt kommst. Ich wünsche dir viel Glück und wenn du etwas für mich bei Marcellus erreichen kannst ist es gut. Ich besuche auf jeden Fall einmal, aber du brauchst keine Angst haben, dass ich dir etwas tun will. Nimm dir Proviant für deine Reise mit und besorge dir was vernünftiges zum Anziehen. Möglichst etwas wo du nicht gleich als Frau erkannt wirst. Und nun lebe wohl.

    Die Nacht verging nur sehr langsam für beide Frauen. Norwiga schwebte in ihrer Unerfahrenheit auf Wolke Sieben und konnte sich vor lauter leidenschaftlicher Erregung nicht beruhigen. Marcellus, oh Marcellus wie sehr sehen ich mich nach dir. Für dich würde ich mich sogar den Römern preisgeben. Eine einzige Stunde der Leidenschaft würde mir reichen, mehr darf ich mir von dir gar nicht wünschen. Und meine Freundin Alpina würde dafür Sorgen, dass wir uns treffen. Für Marcellus war Norwiga bereit alles fahren zu lassen, sie würde seine Sklavin sein, wenn er es wünschte. Norwiga spürte wie ihr Herz vor Liebe trommelte und so war die Nacht sehr lang für die verliebte Norwiga.

    Norwiga sah Alpina erstaunt an, diese Idee war ja fast zu gut um sie nicht umzusetzen. Mit Alpina hatte Norwiga kaum ein Faustpfand das man sinnvoll für etwas bei den Römern hätte eintauschen können, insofern tat es ihr nicht weh wenn sie ihr erlaubte Kontakt zu Marcellus aufzunehmen. Und der kleine Hasenherz würde sicherlich sofort nachgeben und sich mir treffen. Ja so wollte sie es halten. Sie konnte alpina sicherlich vertrauen, schließlich hatten sie sich schon intensiv mit allem unterhalten.


    Gut so soll es sein ich lasse dich frei und du redest mit ihm über seine und meine Belange. Doch glaube nicht das du mich hintergehen kannst ich werde dich sicherlich aufsuchen in deinem Laden damit du mir Bescheid geben kannst. Morgen in aller Frühe kannst deines Weges ziehen.


    Norwiga behielt eine gehörige Portion an Misstrauen und so hatte sie Alpina daran erinnert, dass sie jederzeit bei ihr vorbeisehen würde wenn es ihr einfiel.

    Norwiga betrachtete Alpina mit einer Art von besonderem Gesichtsausdruck. Für sie war diese Frage und daraus resultierende Überlegung ein Tabu. Wie konnte sie einer Fremden gegenüber ihre innersten Geheimnisse offenlegen. Und doch hatte sich ein zartes Pflänzchen des Verständnisses und der Zuneigung zu Alpina entwickelt. So war Norwiga selber überrascht als sie anfing über ihre Gefühle zu sprechen.


    Hm ... doch ich träume oft davon einen Mann zu haben der mich liebt nicht weil ich die große Kriegerin bin, sondern einfach eine Frau mit all ihren Gefühlen und ihrer Unsicherheit. So ein Mann wäre für mich dieser Marcellus. Seit ich ihn gesehen habe denke ich jede freie Minute nur an ihn und wie es wäre wenn wir ein Paar sein könnten. Ich würde ihm eine treue und sittsame Ehefrau sein und ihm meine ganze Liebe schenken. Unter den Germanen gibt es niemanden der mich so intensiv im Herzen berühren könnte. Doch das wird nie passieren, denn ich habe eine Verpflichtung gegenüber meinem Volk und hege einen abgrundtiefen Hass gegen die Römer. Du musst wissen, dass ich keine Chattin bin sondern vom Volk der Cherusker abstamme, von den wenigen die noch übrig sind und jetzt bei den Chatten untergekommen sind. Die Vergangenheit hat uns stark werden lassen, doch vom verblassten Schlachtenruhm lässt es sich schlecht leben. Die Römer haben uns uns selbst überlassen und gewartet bis wir selber fast vernichtet waren. Dann haben sie die letzten Reste verfolgt und mit der Zeit vernichtet als Rache an Arminius und seinem Geschlecht.


    Norwiga verfiel in tiefe Gedanken und dachte an ihre Kindheit zurück. So vieles war schiefgelaufen durch die Römer und nun was sie eine gefürchtete Kriegerin geworden. Wie schön wäre es gewesen als Frau aufzuwachsen und einfach ein glückliches Leben zu führen. Doch dann dachte sie an das was vielen Frauen widerfahren war und schüttelte die wirren Gedanken ab.

    Norwiga hörte sich an was Alpina ihr erklären wollte, doch für Norwiga galten diese Grenzen nicht. HaHaHa das ist ja lustig, aber meine Liebe wenn ich ein Kind haben will dann lasse ich mir eins machen. Ich brauche keine Männer dafür als Anführerin der Chatten habe ich alle Freiheiten die ich mir nehmen kann. Das wäre ja noch schöner das ein Mann mir vorschreibt wie ich zu leben habe. Norwiga war belustigt über Alpina und ihre gesellschaftliche Folgen. Wie bescheuert lebten die Römer denn. Kein Wunder das die Zwerge solche Chaoten waren. Nun das tut mir sehr leid das du so schlechte Erfahrungen gemacht hast mit den Männern. Bei mir ist das anders, jeder Germane würde sich für eine Liebesnacht mit mir das Herz rausreißen lassen. Gut das Schnuckelchen müsste ich mir zurecht biegen. So wie der sich benimmt hat er sicher noch keine Erfahrung. Aber die bringe ich ihm bei.

    Norwiga war sehr misstrauisch gegenüber Alpina wusste sie doch nichts von der verhängnisvollen Verbindung zwischen den beiden. Doch jetzt wusste sie wenigstens wie ihr Schnuckelchen hieß. Titus Petronius Marcellus und Magister Vici soll er gewesen sein und bemühte sich jetzt um das Amt des Aedil. Für römische Verhältnisse schienen diese Titel schon etwas zu bedeuten. Folglich schien der kleine Angsthase doch nicht ganz ohne zu sein. Wie hieß das bei den Römern – Karrieremensch.


    Titus Petronius Marcellus so heißt der also, der ist ja ganz schnuckelig mit dem würde ich am liebsten viele kleine Germanen zeugen. Hoffentlich hält das Römerlein meine wilde Liebe durch.


    Norwiga musste lachen und hatte in ihrer Freude gar nicht gemerkt, dass sie halblaut vor sich hingesprochen hatte. Norwigas Blick richtete sich auf Alpina und ihr Misstrauen verflüchtigte sich. Sie nahm ihr Schwert wieder beiseite und fing an gleichmäßig Graswandir zu schärfen.
    Hast du auch schon eine Liebschaft hinter dir oder bist du noch alleine. Norwiga wurde jetzt neugierig und wollte Alpina ein bisschen aushorchen.

    Nun er war zeitgleich mit mir in deinem Geschäft und hatte für einen Römer eine durchaus ansprechende Körpergröße. Ein nettes Gesicht mit zwei intensiven Augen die einen träumerischen Anblick vermittelten. Und vom körperlichen schien er einen trainierten Eindruck zu vermitteln. Du scheinst diesen Mann aber auch zu kennen oder?Norwigas Stimme wurde zum Ende hin lauter und misstrauisch geworden beobachtete sie Alpina genauer. Sollte etwa diese Alpina etwas mit ihrem Römer angerstellt haben. Ganz unwillkürlich richtete sich das Schwert Norwigas Richtung Alpina. Sie spürte wie eine Wut in ihr aufstieg und sie kurz davor war über Alpina herzufallen. Jedoch sagte sie sich selbst wenn die beiden zusammen gewesen waren, hatte sie kein recht darauf Alpina böse zu sein.

    Norwiga betrachtete die Frau intensiv, sie kam ihr irgendwie bekannt vor. Ah ja richtig aus Mogontiacum war sie. Damals als sie ihren kleinen Römer hinterhergelaufen war wie eine läufige Hündin. Er war aber auch zu süß. Damals war sie in so einen Laden für Medizin und so Zeugs gegangen, weil der Römer auch da hingegangen war. Und da war dann diese Frau im Laden hinter dem Tresen erschienen. Daher also diese Erinnerungsfetzen. Anscheinend erkannte aber auch die Frau Norwiga wieder. Trotz all der Qualen schien diese sie noch zu erkennen.
    Kann es sein, dass wir uns aus Mogontiacum kennen? Du hattest diesen kleinen süßen Römer als Kunden bei dir?
    Norwiga spürte allerdings auch, dass es der Frau Unbehagen bereitete sich an den Kunden zu erinnern. Was war da los kannten sich die zwei vielleicht besser? Sie würde nachhacken um genau zu wissen was da los war.

    Norwiga betrachtete die kleine zierliche Frau. So wie dieser Mensch so würde sie wohl genauso leiden müssen als ....... Frau. Es war nicht einfach für die einfachen Menschen in diesen Zeiten friedlich zu leben. Norwiga erhob sich und begann sich ebenfalls zu reinigen. Endlich sah sie wieder wie ein Mensch aus. Sie zog ihr Schwert Graswandir und begann es ebenfalls vom Blut zu säubern. Endlich kam die klare Klinge wieder zum Vorschein. Norwiga setzte sich zu der Frau nieder und begann ihr Schwert mit gleichmäßigen Zügen zu schärfen. Das was da heute mit Harald und seinen Männern passiert war, war auch ein Fehler den Norwiga begangen hatte. Und wieder bewies es sich, dass man als Anführer kein Vertrauen in seine Untergebenen haben durfte. Sonst passierten Dinge so alptraumhaftig wie dieses Folterlager. Und meistens übernahmen die Perverstesten diese Jobs um ihr Gemüt an den Hilflosen zu kühlen. Dies war Norwiga eine Lehre und würde so sicherlich nicht mehr vorkommen. Um den Menschen Frieden zu geben musste sich Norwiga in eine kalte Maschine verwandeln die sich keine Gefühle leisten durfte. Als die Frau auf einmal aufwachte und sie ansprach zuckte Norwiga zusammen. So drehte sie sich der Frau zu und antwortete: Mein Name ist Norwiga und ich bin die Anführerin der Chattischen Krieger in dieser Siedlung.