Beiträge von Gaius Germanicus Varro

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor

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    In völliger Dunkelheit erreichten sie final jenen Posten, an dem Germanicus Varro mit seinen Männern ihre Reittiere verwahrt und zugleich das Thing-Gelände im Auge bewahrt hatte. Der junge Flavius trat zu dem Decurio und nickte zufrieden.
    "Augenscheinlich haben meine Tugenden genügt, Germanicus! Wir haben einen Vertrag mit den Chatten erhandelt."
    Zweifelsohne hatte der Decurio jenes bereits vermutet, dennoch erschien es dem Jüngling geboten, jenes Resultat erstlich zu verkünden.
    "Wir können folglich abziehen. Alles weitere wird dem Legatus Augusti zu erhandeln verbleiben."


    Varro hörte die Abordnung mehr als er sie sah. Kopfschüttelnd dachte er, daß er als Barbar genau jetzt zuschlagen würde. So hatte der junge Flavius wohl ordentlich Schlagseite und verkündete mit schwerer Zunge seinen Erfolg und die weitere Vorgehensweise.
    Ich gratuliere Tribun! Ich habe nicht an eurer Eloquenz gezweifelt.
    Der Flavier wurde, so schien es Varro offenbar gestützt. Was für ein Held...brachte Frieden zwischen dem Imperium und verfeindeten Barbaren und war doch so hilflos im Gelände.
    Jawohl Tribun,... quittierte er den Aufbruchsbefehl und sie folgten der Abordnung zu Fuß und sammelten unterwegs die Spähtrupps ein. Bald erreichten sie die Pferde der Abordnung und ritten zum Marschlager.

    Varro hatte genug gesehen. Er sah wie sich die Männer den Befehlen des Ocellus fügten und eine brauchbare Abwehr bildeten. Im Ernstfall wäre das hier für die Römer gimpflich ausgegangen. Germanen waren in dieser Konstellation auf leichte Beute aus, dieser Brocken wäre ihnen zu dick. Er gab Zeichen den Angriff abzubrechen und ließ die Männer antreten.
    Männer, ihr habt euch gut geschlagen! Manöverkritik erfolgt im Castellum. Wir packen jetzt zusammen, und marschieren zurück nach Mogontiacum.
    Er gestattete sich ein leichtes Lächeln.
    Jetzt noch ein wenig Reitpraxis und Theorie und die meisten von euch werden bald ein Eques der Ala II Numidia.
    Er sah in teils angespantte aber auch erfreute Gesichter. Denn dafür waren sie hier. Um einen ersten Schritt in Richtung Bürgetum zu machen.
    Nach dem zusammenstellen der Ausrüstung wurden die Wagen beladen und der Trupp machte sich rumpelnd auf nach Mogontiacum.

    Hätte er einen Bart so würde dieser sicherlich schon vor Honig triefen. Der Praefectus hatte etwaqs vor...entweder wollte er ihn protegieren oder eleminieren. Langsam fragte er sich ob der Iunier vielleicht mit Titus...? ...nein.
    Varro beschloß dem Praefecten die Aufmerksamkeit zu geben die er als Kommandeur einer Einheit verdiente...mit allen Sinnen wohlgemerkt.
    Nun Praefectus,...ich plane nur mittelfristig, meine nähere Zukunft wird darin bestehen eventuelle Unruhen zu eleminieren und Roma zu dienen.
    Er nickte leicht um dies zu unterstreichen. Es war ihm in der Tat wichtig hier anerkannt zu werden. Was eine weitere Karriere angeht, so bin ich nicht nur Bürger des römischen Imperiums, sondern auch Eques Imperialis,...zusammen mit entsprechender Reputation und Lebenserfahrung sicherlich ein interessanter Aspekt für höhere Aufgaben. Was sicherlich richtig war. ...jedoch dränge ich mich nicht auf, sondern erfülle meine Pflichten da wo man es mir zutraut. Ein Karrierist war er bei den Göttern nicht. Er stand hier, weil man es ihm zutraute. Die Zeit wird zeigen ob es mir angetragen wird höhere Aufgaben zu versehen.
    Bei den Göttern, klang das jetzt zu pathetisch oder blasiert? Er behielt seine Haltung bei und sah den Praefectus kurz an. Was hatte dieser vor?

    Varro nickte verstehend und sah den Becher an. Alle Sinne schienen zu sirren. Was ging hier vor sich? Warum tauchte immer wieder diese Frage auf? Inzwischen hatte er verschiedene Phrasen parat um die Fragesteller zum Schweigen zu bringen.
    Jedoch waren das nie Praefecten der Ala...ob er vielleicht? Unsinn...!!
    Er ignorierte den Becher und sah den Iunier an, der gerade den Becher hob und trank.
    Ich sehe die Pflicht hier meinen Teil zu leisten in meinem Namen begründet...Praefectus,...da drängt sich der Dienst in Germania fast schon auf.
    Der Anflug eines Lächelns erhellte kurz seine Miene und verschwand gleich wieder.
    ...und es war nie meine Art den leichten Weg zu gehen. Deshalb die Ala. Was natürlich stimmte, jedoch nur zum Teil, denn er zog Ärger an wie ein Misthaufen die Fliegen...zumindest in Roma. Er hatte nach den Mordaufträgen seiner Gläubiger gelernt wachsam zu sein. Das fiel unter Barbaren leichter als unter Römern.
    Den Becher betrachtend meinte er, ...versteh´das nicht falsch Praefectus,aber...ich enthalte mich dem Vinum. Zu oft hatte ihn dessen Genuss in prekäre Situationen gebracht. Ich habe gerne all meine Sinne zusammen. Auch in deiner Gegenwart. Wer konnte schon ausschließen, daß der Iunier ihn nicht in einer Sache aus Roma zur Rechenschaft ziehen wollte?

    Varro salutierte Tribun! und sah dem Flavier nach, wie er sich den Weg zu seinem Zelt suchte. Lächelnd dachte er, daß dieser Mensch hier völlig ausserhalb seiner üblichen Lebensraums war. Doch er trug diese Herausforderung tapfer. Es ließ daher hoffen, daß er bei den Verhandlungen ebenfalls sein Bestes geben würde, weshalb er sich zu ihm mühte um die eventuellen Missverständnisse zu klären.

    Da tat sich etwas,...einer der Germanen kam mit einem Schwert auf den Centurio zu. Was nun? Warten bis der ihn niederstreckte?...und dann den Flavier? Er schlug Baldur vor die Brust und sagte ruhig, Leg einen Pfeil ein,...wenn der Kerl den Centurio angreift, legst du ihn um! Was Baldur zu einem starren Grinsen veranlasste. Während er den Pfeil einlogtge entgegnete er Na, dann mal viel Glück! Das sind zwei Stadien Decurio! Ein Meisterschuss, zweifellos. Varro grinste zurück, zog die Spatha und hielt sie hoch, als Zeichen für die Kameraden sich bereit zu halten.
    Er fragte sich gerade wie lange sie brauchen würden um vor Ort zu sein, als er erkannte, daß der Germane das Schwert wohl nicht mortal nutzen würde legte er Baldur die Hand auf dien angewinkelten Schussarm. Lass gut sein Baldur,... er ließ die Spatha wieder sinken. Viel Aufregung,...hoffentlich war dieses Theater bald zuende.

    Varro widerstand einem Impuls dem Flavier auf die Schulter zu klopfen. Das wäre sicherlich ungehörig. Daher beschränkte er sich auf eine zustimmende Miene. ein leichtes Nicken und ein Lippenbekenntnis. Permitte divis cetera...
    Obwohl er es selbst nicht so absolut mit den Göttern hielt, der Falvier schien das sehr zu favosieriern. Wohlan denn, wenn es ihm half. Es gelang ihm sogar eine halbwegs sakrale Miene aufzusetzen.

    Varros Miene blieb ungerührt, auch wenn er hier zwei gegensätzliche Aussagen vernahm. Hart durchgreifen oder nur beobachten. Er war sicher hier die Arschkarte zu ziehen. Doch was soll´s? Er war Offizier und trug so oder so die Verantwortung. Irgendjemand würde die Nase schon rümpfen,...so oder so.
    Sollte der Praefect sondieren. Er würde vor Ort agieren.
    Ich verstehe Praefectus...! Was in Roma passierte war ihm ziemlich egal, er stand hier und das war anundfürsich schon ein Problem.

    Varros Blick strich durch seinen Abschnitt. Es war essentiell sich von der drögen Langeweile nicht einlullen zu lassen. Deshalb wechselte er von Zeit zu Zeit den Standort, tauschte das Standbein und tauschte zuweilen einen strengen Blick mit Baldur. Alles war ruhig, schien in Ordnung zu sein.
    Sein Blick fiel auf die Verhandlungsgruppe, deren römischer Unterhändler ein junger Flavier war der seine Lebensunerfahrenheit hinter der standesüblichen Zurschaustellung von Macht und Ansehen und vollendeter Eloquenz verbarg. Ein junger Mann, geplagt von Selbstzweifeln, genau wie er sie hätte, müsste er diese Verhandlungen führen.
    Machte das den spröden Flavier symphatischer? ...nun auf jeden Fall menschlicher.
    Er verwarf den Gedanken, ein Patrizier würde wohl kaum noch einmal mit ihm ins Gespräch kommen. Besonders dann nicht wenn er diese Missio, und danach sah es im Moment aus, erfolgreich abschließen würde. Dann würde er standesgemäß weiter aufsteigen...
    Varro lächelte starr und beobachtete die Szenerie weiter.

    Varro nickte verstehend, wohlwissend, daß man im Falle einer unehrenhaften Entlassung im Winter, dem Tiro im Grunde den Todesstoß gab.
    Die Gerüchte um einen Aufstand in Roma waren noch zaghaft, weil niemand den Mumm besaß sie weiterzuspinnen. Fama crescit eundo,...naja. Er für seinen Teil lebte hier in Germania und hatte genug Probleme vor Ort.Sollten sich doch die Praetorianer und Urbaner um die Sicherheitslage bemühen,...schließlich waren sie die Eliten.
    Nicht ohne Zynismus dachte Varro auch an die Legio Prima und die die großmäuligen Kameraden dort. Sein Optimismus oblag jedoch, daß man die Situation souveräner handhaben würde als weiland bei Spartakus.
    Das ist mir bekannt Praefectus,...ich bin jedoch zuversichtlich, daß lokale Truppen die Situation bereinigen werden. Lippenbekenntnisse,...natürlich.
    Was unsere Beobachtungen angeht,...was ist die Order bei Lokalisierung verdächtiger Grüppchen? Die Gurox Kampagne lag ihm immer noch auf dem Magen.
    Demonstrieren wir Härte oder Nachsicht?
    Er für seinen Teil dachte an Erzieherische Maßnahmen, denn Vorsicht war besser als Nachsicht. Was in Roma passieren konnte war auch in der Provinz möglich, zumal der Anhang der Sklaven teilweise jenseits des Rhenus nur darauf wartete den verhassten Eindringling loszuwerden.

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca
    "Nun, der Bursche ist nun schon ewig Tiro und aufgrund seiner körperlichen und seelischen Verfassung wohl nur noch bedingt für den Dienst an Rom und dem Kaiser geeignet. Ich werde mir seine Akte wohl noch einmal anschauen müssen. Eventuell müssen wir den Jungen ziehen lassen, er wird sicher in der Landwirtschaft im Umland unterkommen können."
    Natürlich war das ein wenig Schönrederei, jemand der aus der Ausbildung der Hilfstruppen geschmissen wurde hatte eindeutig sein Gesicht und einen Großteil seiner Zukunftschancen verloren, doch so weit war es ja noch nicht.
    "Letztlich kenne ich den Jungen jedoch bei weitem nicht so gut wie du, sodass ich wohl nochmal auf deine abschließende Beurteilung zurückgreifen muss."


    Seine Beurteilung? Da will sich wohl jemand bequem zurückziehen und die moralischen Konsequenzen bei ihm abladen. Das war klar und machte Varro nichts aus. Wenn jemand nicht in die Ala passte, gut, wenn jemand nicht in seine Turma passte...keine weitere Diskussion.
    Er nickte leicht Natürlich Praefectus,...jedoch gebe ich zu Bedenken, daß Männer am Pranger brechen können...der Faktor Zeit ist hier also nicht unerheblich. Seine Miene verhärtete sich. Er war kein Freund derartiger Zurschaustellungen. Sein Prinzip baute auf Kameradschaft und Geimeinschaftsgeist, nicht auf Angst. Er fuhr gut damit.
    ...von daher schlage ich vor ihn zunächst vom Dienst zu suspendieren und in der Pferdepflege und der Fabrica einzusetzen. Er bekommt Wachdienste und wird langsam an der Waffen geschult. Auf diese Weise steht er nicht alleine und seine Arbeit wird zu einem Teil der Abläufe, er gewinnt seine Selbstachtung zurück,...wenn nicht, werde ich einen abschließenden Bericht mit einer Empfehlung erstellen, ...Praefectus. Ziemlich dreist die Anordnung etwas aufzuweichen und umzuformen,... aber was solls, es lief im Prinzip auf das Gleiche hinaus. Und er wurde dem Anschein gerecht seinen Haufen im Griff zu haben.

    Das überraschte Varro nun doch ein wenig. Er ging davon aus, daß man den Flavier aufgrund seiner, ähem,...wie auch immer gearteten Erfahrung im Umgang mit Barbaren oder zumindest ähnlich unberechenbaren Zeitgenossen. Sein Alter schien dem zu wiedersprechen, jedoch was sprach gegen ein Naturtalent.
    Offenbar haderte der Flavier selber mit sich und seinen Fähigkeiten. Diesen Hader galt es abzustellen. Einjeder von uns hat seine Aufgabe, der Hieb, der mich dereinst fällen wird ist schon im Schwung, es wird mich irgendwann, irgendwo treffen.
    Varro gestattete sich ein leichtes Lächeln.
    Das ist so, unser Leben ist endlich und darum sollten wir jeden Tag so leben als sei es unser letzter. Er nickte, als höre er seinen Onkel Sedulus sprechen.
    Gebe dein Bestes und ehre deine Familie,...mehr gibt es nicht zu tun,...was einmal war liegt hinter uns, was mal wird, liegt zumindest in unserer Hand.

    Ad
    Duplicarius
    Germanicus Varro
    Germania
    Mogontiacum


    Salve, Germanicus


    Mein Name ist Germanicus Cerretanus, Sohn des Germanicus Germanicus Corvus und ich wende mich in einer dringlichen Angelegenheit an dich.


    Ein weiterer Verwandter, Germanicus Peticus, stand im Dienste der Cohorten Roms und kam am heutigen Tage zur Casa Germanica. Sein Zustand war desolat und nachdem er mir geschildert hatte wie es dazu kam bin ich nun in einer unangenehmen Situation.


    Durch sein Handeln, es betrifft eine Inspektionsreise zu einer der staatlichen Minen zu der er als Begleitschutz abkommandiert wurde.
    Laut den Schilderungen wurde vor Ort festgestellt dass der zustand der Mine nicht dem Regelwerk entsprach. Weiter wurde, laut Aussage Germanicus Peticus, festgestellt dass es sich um Bestechung drehte und der Inspekteur, ein Flavier, nicht im Stande war seine Pflicht auszuüben.
    Das Ergebnis dieser Inspektion war dass Germanicus Peticus in mehreren Punkten angeklagt wurde und aus dem Dienst der Cohorten unerehrenhaft entlassen wurde.


    Mein Dilemma ist nun dass ich zur Zeit der einzige Germanicer in Rom bin der hier lebt und ich nun nicht in der Lage bin eine Entscheidung zu treffen.


    Daher bitte ich dich um Rat und Unterstützung. Was soll nun mit Germanicus Peticus geschehen? Wie sollen wir mit diesem Urteil umgehen ohne weiteres Ansehen zu verlieren?


    Aus diesen Gründen erhoffe ich eine rasche Antwort.


    Vale Bene


    Paullus Germanicus Cerretanus.


    Varro las den Brief, las in zweimal und fragte sich was dieser ihm unbekannte Germanicer für eine Unterstützung von ihm erwartete. Er füllte den blauen Glaspokal, eine seiner ersten Anschaffungen mit seinem Sold mit frischem Wasser und nahm einen großen Schluck.
    Was wollte dieser Cerretanus? Es gab sicherlich andere, juristisch bewanderte Germanicer, die er um Rat fragen konnte. Nach einigem Hin und Her nahm er sich einen Bogen Papyrus und ritzte seine Gedanken darauf.

    Varro fragte sich gerade wie alt das Milchgesicht vor ihm wohl war. Er fragte sich auch warum er ausgerechnet mit ihm hier in einer immer tiefer gehendes Zwiegespräch versank. Vielleicht war es seine Vita die ihn anzog, wobei die Vita des knorrig sentimentalen Tiberiers sicherlich auch ein paar erheiternde Annekdoten bereithielt.
    Er nickte als der Flavier ihm seine Vermutung bestätigte und entgegnete auf dessen Frage;
    Nun, was mich betrifft, so hat sich mein Wechsel zur Ala gelohnt. Ich erlangte das Vertrauen meiner Vorgesetzten und bekam immer mehr Verantwortung, welche man zweifellos nicht mit den Ausmaßen deiner Kompetenzen vergleichen kann, oh,...Mars,...auf keinen Fall. Man schickt dich trotz deiner Jugend als Unterhändler los um mit Barbaren zu verhandeln, die sich selbst nicht grün sind.
    Seiner Miene entsprang tatsächlich so etwas wie ein gewisser Respekt, wobei er auch inständig hoffte, daß der Falvier wußte was er tat und vor allem Erfolg damit hatte. Denn wenn nicht würde das mit den paar Gestalten hier ein trauriges Finale ergeben. Also galt es hier Optimismus zu verstreuen und dem, von dessen Verhandlungsgeschick hier alles abhing ein wenig den Rücken zu stärken.
    Ich denke es geht nicht um eine Erprobung sondern im Erkennen der Tugenden durch Dritte. Und da mache ich mir bei dir keine Sorgen, da sind einige direkt zu erkennen...Prudentia, Dignitas,Gravitas,...nun um ehrlich zu sein Tribun, scheint man entweder wegen dieser offensichtlichen Eigenschaften auf dein Verhandlungsgeschick zu setzen,...oder man will, daß wir hier grandios scheitern um einen Kriegsgrund zu haben...Si vis pacem, para bellum. Was nicht weiter tragisch wäre, denn das Imperium befand sich permanent irgendwo in einer kriegerischen Auseinandersetzung, es würde nur etwas schwieriger werden mit heiler Haut zurück nach Mogo zu kommen.
    ...und da fragst du mich nach Erprobung der Tugend...?!

    Noch mehr Fragen,…was zum Veiovis bezweckte der Falvier damit?! Wollte er ihn adoptieren?
    Varro, nicht eben verlegen um eine passende Antwort entgegnete,
    Ich störe mich an dem Selbstverständnis von sogenannten Eliteeinheiten. Der Korpsgeist bei der Prima hat mir nicht zugesagt. Sie bildeten sich auf vergangene Taten zuviel ein.
    Er schüttelte leicht den Kopf und wies auf den Boden.
    Hier lauert die Gefahr, hier ist das Imperium zuende, Feinde zuhauf, hier gilt es den Ruhm zu ernten…und nicht bei der Prima in Italia. Ein Soldat Roms ist ein Soldat Roms, wir haben alle denselben Eid geleistet und der Feind fällt genauso unter der Spatha eines Alenreiters wie unter dem Stich eines Elitelegionärs. Wir sind Brüder unter Waffen, Einer steht dem Anderen bei. Bei manchen Angehörigen derartiger Eliteeinheiten ist das noch nicht angekommen.
    Er sah den Flavier direkt an und schloß;
    …aber das weißt du doch sicher alles, warum sonst wärst du hier und nicht bei der Prima oder der Flotte in Misenum? Manchmal muss man den leichten Weg verlassen, terra incognita erkunden um sich später im Dickicht des Lebens zurechtfinden zu können. Nur von Erzählungen oder durch Warnungen kann man keine essentiellen Erfahrungen sammeln. Wobei er fürchtete hier ein wenig über die Stränge geschlagen zu haben.

    Der Flavier zeigte eine unverhohlene Neugier an seiner Familiengeschichte. Varro begann sich zu fragen warum. Er beschloß vorsichtig zu sein, besonders was seine eigene Vergangenheit anging. Mein Vater war Praefectus Castrorum bei der Legio Secunda. Das ließ er erst einmal sacken...um dann anzuschließen Ich selbst kam von der Legio Prima hierher,...nach dem Abschluß der Academia erschien mir ein Dienst an der Germanischen Front adäquater für meine Virtutes. Was bezweckte der Flavier mit seiner Befragung? Mit meinem Vater hat mein Dienst hier nichts zu tun...ich kannte ihn leider nicht und weiß nur aus Erzählungen von ihm. Was stimmte, ihn zog es hierher, weil es so schön weit weg von Roma war...dessen Laster, Sünden und vielfälltige Möglichkeiten sich um seinen Kopf zu bringen. Was ihm letztlich fast gelungen war. Als praktisch denkender Mensch hatte er die Wahl getroffen, lieber in der Exercites für Ruhm und Ehre kämpfen, als mit durchschnittener Kehle oder Schlimmerem in irgendeiner Kloake als Rattenfutter verrottend zu enden.
    Hatte ihn diese Erkenntnis geläutert? Vielleicht. War er ein Anderer geworden? ...mit Sicherheit. Das Gespräch begann ihm zu gefallen.

    Varro, dem sein eigener Geruch langsam auf die Nerven ging entgegnete,
    Die Tirones sind auf einem guten Weg,.ich denke wenn wir noch die theoretischen Formalitäten absolviert haben, können wir sie in den aktiven Dienst übernehmen, wo sich auch die von dir versetzten, Baldur, Alderich, Frowin und Switger sich sehr gut integriert haben und eine gute Ergänzung geben.
    Er rieb sich kurz das Kinn als er fortfuhr, ...allein Tiro Marbod ist ein Fehlgriff, seit der Bestrafung und der Versetzung in die Prima ist er permanent abwesend,...seine Körperliche Verfassung ist miserabel und er ist oft beim Capsarius... Was nicht verwundert, das Trainingspensum der Turma Prima ist sehr hoch. Körperliche und geistige Hochleistungen sind usus. ...vielleicht ist er doch nicht geeignet für die Ala?! Eine Schande war das, hier wurde ein Leben im Grunde auf den Misthaufen geworfen.

    Varro und Baldur standen unweit des Thingplatzes und beobachteten das Gelände. Ihm war aufgefallen, daß der Centurio sich nicht besonders wohl in seiner Haut fühlte, was er durchaus nachvollziehen konnte. Wer geht schon gern prächtig herausgeputzt und unbewaffnet unter die Barbaren? Er dachte unwillkürlich an sein Messer in seinen Stiefelschaft. Der Tiberier würde höchstwahrscheinlich ohnehin nur seine üblichen zwei Waffen führen. Darüber war er selbst längst hinaus. Inzwischen dauerte es fast schon länger die versteckten Waffen an- und abzulegen wie das anlegen der Rüstung selbst. Eine Eigenart die er aus Roma mitgebracht hatte. Dort hatte es sich manches mal ausgezahlt ein zusätzliches Argument vorweisen zu können.
    Ja Roma,...er versank ein wenig in Gedanken. Dort sollte es gerade heiß hergehen,...in den Latrinen war von Aufständen die Rede.
    Baldur zischte ihm zu und er wandte sich dessen Blickrichtung zu. Da bewegte sich etwas. Mit einer Geste hieß er Baldur den Bogen zu nehmen, was dieser auch prompt tat. Der Pfeil lag auf der Sehne und Varro´s Spatha in einer sehnigen Faust. Die Anspannung wuchs und bevor er darüber nachdenken konnte die Anderen zu informieren, steckte ein mampfender Urochse seinen mächtigen Schädel aus dem Dickicht. Widerkäuend sah er sie leer an und bewegte sich dann mit aller Ruhe weiter, seines Weges ziehen. Varro entspannte sich und auch Baldur nahm den Pfeil wieder von der Sehne und verstaute ihn in seinem Köcher. Diese Warterei zehrte an den Nerven, er konnte nur hoffen, daß dieses Palaver bald zu einem Ende und sie zurück ins Marschlager konnten. Doch der Spaß hatte gerade erst begonnen. Am gegenüberliegenden Sichtpunkt meinte er Ocella zu erkennen. Wieder glitten seine Gedanken ab nach Roma, als er Ocella das erste Mal traf...trotzdem entging ihm nicht, daß der Urochse nicht alleine unterwegs war. Würde er einen Hinterhalt planen und die Umstände de Geländes kennen, er würde den Ochsen so lange folgen bis er einen taktischen Vorteil hätte. Dochdie Rindviehcher waren alleine unterwegs.

    Private Angelegenheit?! Natürlich ließ sich Varro seine Gedanken nicht anmerken, aber das wäre doch auch noch...Der Tiro heißt Andriscus und brachte den Mann zu eurem Landgut. Der andere Verletzte liegt hier in unserem Valetudinarium. Allerdings war seine Kopfverletzung schwer und sein Zustand zum damaligen Zeitpunkt kritisch. Von daher kann ich nicht sagen ob er die Verletzung überlebt hat. Ebensoweniog in welcher Verbindung er zu deinem Verwandtem steht...ob Begleiter oder Angreifer?!
    Was dumm wäre. Ansonsten gab der Fundort wenig preis, die Strasse war frei und wenn es Komplizen gab, so waren die zum Zeitpunkt des Auffindens bereits flüchtig. Natürlich hätte man mit einer Kohorte den Raum absuchen können,...
    Seine Miene spiegelte wieder einmal nicht allzuviel wider.
    Ich hoffe deinem Verwandten geht es besser?! fragte er dennoch halbwegs emphatisch. ...vielleicht kann er ja eine Aussage zum Status der Verletzten Person machen. Was wiederum nur Sinn machte wenn der Kerl noch lebte.

    Varro nickte dem Schreiberling zu und klopfte an die Türe des Officiums. Nach der Aufforderung trat er ein. Ein strammer Gruß und eine ziemlich stramme Haltung folgten, welche jedoch leicht eingeschränkt durch fast 8 Stunden im Sattel zu Tage traten.
    Salve Praefectus, entschuldige meine Aufmachung, ich komme gerade von einer Patrouille zurück. Noch nicht einmal Zeit zum Umkleiden war gewesen. Zwischen seinen Beinen kroch der Geruch seines verschwitzten Pferdes hoch...und sicherlich auch eigene Gerüche.