Beiträge von Antiope

    Während ich noch auf Selnya zuhielt. im Schritt, sah ich wie sie massiven Druck auf das Tier ausübte und vorraussehend kniff ich mit gespielten Schmerz meine Augen zusammen: Das würde schmerzhaft werden. Erst als ein lauter Schrei ertönte öffnete ich ein Auge wieder und Selnya lag nur wenige Schritte vor mir. Eigentlich tat sie mir leid aber die ganze Situation war so urkomisch dass ich laut prustete und mir den Bauch vor Lachen halten musste.


    "Selnya, du..."


    Eine weitere Lachsalve überkam mich und ich hing schon halb auf dem Hals meines Pferdes. Ich schlug mir aufs Knie, bekam kaum noch Luft und musste hart um diese ringen.

    "...bist mehrere Meter weit gflogen..."


    keuchendes Lachen...

    "... das ist schon Rekordreif...!"


    Inzwischen nur noch Gucksen schwang ich mich von dem Rücken meines Tieres und ging zu ihr, meine Hand darbietend.

    Ich spornte das Tier immer weiter an, ich wollte die angestaute Gier nach Freiheit in eben diese entlassen, wollte dieses Glück auskosten. Vor mir waren keine Schranken mehr, keine Römer, keine Grenzen... Ich bemerkte nicht, dass Selnya nicht mithalten konnte. Schon ziemlich weit von ihr entfernt machte ich einen Bogen und ritt wieder in ihre Richtung. Wo blieb sie nur? Da sah ich sie mit dem Pferd kämpfen und grinste nur.

    Ich antwortete nicht auf ihre Worte, sondern versuchte sie mir einzuprägen. Ja, ich war eine Amazone und bald würde ich es wieder sehen. Stolz sah ich auf und blickte die Ebene vor mir entlang. Der Wind fuhr durch mein Haar und ich schloss meine Augen. Ich wägte uns in absoluter Sicherheit, ich hatte keine Angst mehr, dass sie uns finden würden! Als ich meine Augen wieder öffnete stand in ihnen Lebensfreude, Stolz und Freiheit geschrieben!


    Ich sah nach hinten, da war die Vergangenheit. Höhnisch lächelnd ließ ich sie hinter mir. Das einzig gute an ihr nahm ich mit in die Zukunft: Meine Selnya. Die Götter schienen mit uns zu sein, so auch das Wetter. Die Sonne schien warm vom Himmel und der Wind kühlte unsere Haut wieder. Die alte Bräune von mir würde zurückkehrne, die Blässe müsste weichen! Curio, endlich sind wir dich los!


    Ich sah lächelnd zu Selnya, lachte und trieb mein Pferd an. Es war wie in einem Traum. Berauschend war die Gewissheit, dass dies Wirklichkeit war.

    "Die Nornen?"


    Ich sah sie fragend an. Ich konnte mich nicht erinnern, vernommen zu haben was sie waren. Ich begann mich ernsthaft für Selnyas Herkunft zu interessieren, die Germanen schienen ein interessantes Volk. Nicht so langweilig wie die Römer.

    Ich seufzte leicht und sah auf den Pferderücken.


    "Nach euren Vorstellungen wäre Walhalla mein Ziel gewesen, doch... es scheint nicht so zu werden, meine Stämme gibt es nicht mehr. Ich werde keinen glorreichen Tod sterben..."


    Mein Blick wanderte nach vorne.


    "Aber das alles hört sich schön an... sehr schön..."

    War das eine Art Lied? Es hörte sich sehr melodisch an. War es eine germanische Weise? In jedem Falle waren es schöne Worte die sie da sprach. Ich lächelte und fragte leis.


    "Sprichst du von Hels Reich? Erzähl mir davon, berichte mir von dem germanischen Glauben. Ich kenne nur die Schlangenmutter wirklich gut und würde gerne mehr erfahren..."


    ... und sie von ihrem Schmerz ablenken.

    Ich sah ihr völlig perplex hinterher. Huch? Was ist denn nun geschehen? Ich sah das Pferdchen an und betrachtete dann wieder Selnyas Rücken. Warum war ich überhaupt verwirrt? Eigentlich sollte es bei ihren Worten keine Zweifel geben, wie sie gemeint waren, doch... ich zweifelte. Ich wollte etwas sagen doch ich brachte nichts über meine Lippen, Dann trieb ich mein Pferdchen ebenfalls an und folgte ihr. Neben ihr angekommen sah ich sie an.

    "Dann nehmen wir die Berge. Bei Sümpfen habe ich eine Phobie. "


    Ich schwang mich auf mein Pferd. Ich grinste zu Selnya hinüber, auf dass sie es mir gleich tut.


    "Du musst eines wissen: Ich bin immer für dich da!"


    Ich lächelte und streichelte das Pferdchen zwischen den Ohren.

    Ich sah Selnya an. Ich dachte nach.

    "Am Strand würde man uns vermutlich zu deutlich sehen und die Flucht wäre eine auf offener Strecke. Das ist mir zu gefährlich. Berge sind am langwierigsten, aber auch am sichersten. Es kann aber auch sein, dass die Römer so denken wie wir und... Ach, sie suchen ohnehin ganz woanders! Wir nehmen die Berge!"


    Ich staunte wie gut sie sich auskannte. Ich verstaute die Sachen auf meinem Pferd.

    Ich patschte ihr kurz auf die Schulter und stand dann auf. Voller positiver Gedanken streckte ich mich und... autsch. Grummelnd registrierte ich das mein Rücken bei dieser Beegung schmerzte. Ich half Selnya auf und packte alles zusammen.


    "Wohin reiten wir jetzt?"


    Ich schmunzelte.

    Ich sah sie traurig an und streichelte über ihre Wange.


    "Hey, du solltest aber leben wollen! Schließlich teilen wir unser Leben und wir wollten doch immer füreinander da sein?"


    Ich schloss sie fest in meine Arme.


    "Wir reiten solange bis es nicht mehr geht!"

    Ich bebachtete sie während sie sich langsam aufwachend räkelte und strich ihr kurz durchs Haar. Sie sah schlaftrunken, allerdings schon viel besser aus als am Mittag.


    "Ach, das werde ich erst Mitte unseres nächsten Reiseabschnittes beurteilen können. Jetzt fühlt er sich nur steif an, allerdings ansonsten ganz gut. Und wie geht es deinem Herzen?"


    Ich sah sie besorgt an.

    Ich genoss ihre Nähe, die Nähe meiner kleinen Schwester. Wielange waren wir voneinander getrennt gewesen? Die Trennung war noch schlimmer gewesen als die Peitschenhiebe. Sie schlief schnell ein und ich war froh, dass ich es erkannt hatte. Sie hätte sich sicherlich noch lange mit ihrer Müdigkeit abgeplagt.


    Ich blieb noch ein wenig liegen um mich an den Schmerz zu gewöhnen, doch auch mich übermannte die Müdigkeit sehr schnell. Ich wusste nicht wielange ich geschlafen hatte als ich wieder aufwachte, doch die Sonne stand schon sehr tief am Himmel. Ich sah zu Selnya, sie schlief noch.

    Rasch zog ich mir meine Kleider wieder an und überprüfte kurz, bis ich einen Dolch gefunden hatte, den ich mit zu unserem Lager nahm. Ich setzte mich neben Selnya und bot ihr meine Arme an, auf dass sie in ihnen Schutz suchen könnte.

    "Gegen Spätnachmittag reiten wir weiter doch jetzt schlafen wir erst einmal besser. Komm, zur Sicherheit habe ich eine Waffe und dir biete ich meine Arme an. Du bist völlig erschöpft und versuche nicht mich eines anderen zu belehren!"

    Ich lächelte sanft.

    Ich setzte mich wieder hin, verzog keine Miene. Manches Mal zwickten meine Wunden unter ihren Berührungen ziemlich mächtig. Doch ich wollte ihr ein eventuelles schlechtes Gewissen ersparen.


    "Nein Selnya. Das können wir auch auf später verschieben! Lass uns jetzt lieber ein wenig ausruhen, wir sind beide sehr erschöpft. Hast du Waffen mitgenommen?!"

    Ich warf ihr einen besorgten Blick zu, drehte mich allerdings um. Auf den Knien sitzend sah ich nun gen Baum und betrachtete mir die Unebenheiten der Rinde. Diese einfachen Dinge schon die außerhalb Roms waren genoss ich.

    Ich musste lächeln. Dieser kleine Dickkopf. Sie war erst einmal wichtiger, mein Rücken mochte sich entzünden, doch es würde keine großen Probleme geben. Entzündungen konnte man besser heilen als abgrundtiefe Traurigkeit.


    "Wir können uns ja - wenn du unbedingt willst - kangsam an meinen Rücken heranwagen! Aber auch nur wenn du nicht wirklich noch Trost brauchst!"


    Ich lächelte.

    Ich sah verdattert auf Selnya. Ich hatte gar nicht richtig bemerkt wie sich die Rinde schmerzhaft in meine Haut bohrte. Aber das war mir auch nicht wichtig gewesen und ist es noch immer nicht sonderlich. Ich wollte eigentlich nur für Selnya da sein. Ich küsste sie auf die Stirn.


    "Mach dir keine Gedanken. Das geht schon wieder. Seelenschmerz ist weitaus schlimmer und gefährlicher als das Pieksen auf meinem Rücken! Diese Wunden heilen schneller!"


    Ich kraulte sanft ihren Nacken.

    Ich zog sie noch ein wenig näher zu mir. So dass sie nun vollend auf meinem Schoß saß und wir auf Distanz eher wie ein schmusendes Pärchen aussehen musste. Aber waren wir das nicht? Ein Geschwisterpärchen dass auf dem Weg in die Freiheit ist? Und kuschelten wir nicht unsere Sorgen fort, halfen einander?


    "Nein, bestimmt nicht... Selbst in... in... Hels Reich werde ich dir folgen!"


    Ich hatte Mühe mich in ihre Religion hineinzuleben, doch ich tat es. Es würde ihr Heimat geben und auch wenn sie diese jetzt betrauerte würde es ihr ein wenig mehr das Gefühl von Geborgenheit geben.


    "Eines Tages werden wir gemeinsam in sein Reich reisen und dort wirst du deine Familie wiedersehen. Ich bin sicher sie sind dort und ich bin sicher auch wir werden dort hingelangen!"


    Ich kuschelte mich in ihr Haar und schloss meine Augen.