Beiträge von Antiope

    Ihre Worte rührten mich. Als Kind hatte ich geschworen niemals in die Gefahr der Sentimentalität und der Gefühlswelt zu geraten doch noch ehe ich mich hatte umsehen können war ich mittendrin. Ich küsste sie zärtlich auf die Stirn und lächelte sanft. Es war kein fröhliches, sondern ein beruhigendes Lächeln.

    "Nein, Selnya, niemals werde ich dich allein lassen! Ich werde immer da sein. Ich werde dich aus inneren Krisen erretten wie auch vor jeder physischen Gefahr. Und immer werde ich deine Schwester sein. Solange wir aufeinander aufpassen wird niciht einmal der Tod uns für länger als wenige Augenblicke trennen!"


    Meine Worte beunruhigten mich nicht, obwohl sie es sollten. Nein, sie schenkten mir sogar Trost. Und von diesem Moment schwor ich dem Schwur meiner Kindheit ab und ersetzte ich ihn durch den, dass alles was ich eben sagte eingehalten würde. Alles.


    "Meine kleine Schwester, mein Augenstern. Wir werden uns gemeinsam retten. Vor Allem was uns jetzt hinterher jagd und versucht uns zu trennen. Wir werden diese Prüfung bestehen!"


    Ich sah zuversichtlich auf die grüne Ebene hinab, während Selnya auf meinem Schoß lag und ich sie zärtlich streichelte. Über ihr hinab und den Rücken herunter.

    Ich zog sie schwer einatmend zu mir hinunter und nahm sie fest in meine Arme. Ich drückte ihren Kopf sanft an meine Brust und streichelte durch ihr weiches Haar. Ich vermochte nichts zu sagen außer...


    "Ja... es tut mir leid...!"


    Und selbst diese wenigen Worte waren eher gehaucht den gesprochen. Auch ich - gestand ich mir ein - war neugierig auf ihre Familie gewesen und nun hatte sie wie ich alles verloren. Wenn nicht noch mehr.

    Ich sah auf den Brief und runzelte angestrengt meine Stirn.

    "Hier steht der ist an dich und Hestia gerichtet..."


    Ich überflog die nächsten Zeilen, sie waren nicht sonderlich schwer zu erkennen. Wahrlich, Übung macht den Meister. Ich las und las und... Was stand da? Mein Blick wurde entsetzt. Konnte ich Selnya das sagen? Oder sollte ich lügen? Als ich zu Selnya sah war ihr Blick fragend: Sie hatte längst meinen Schrecken erkannt. Ich sah an ihr vorbei...


    "Mit vielen Abweichungen wird hier... von... dem Tod..."


    Ich konnte nicht weiter. Ich musste daran denken wie sehr sich Selnya damals auf ihre Kinder gefreut hatte, auf ihre Familie. Ich tastete nach ihrer Hand und hielt sie fest. Dann stand ich auf und faltete den Zettel zusammen um uns ein Lager zu bereiten. Die Pferde band ich an einen Baum an und unter jenen Baum errichtete ich auch unsere Schlafstatt. Ich setzte mich darauf und deutete Selnya an sie solle zu mir kommen.

    Ich sah bedrppelt auf das Blatt Papier.


    "Naja... Ein wenig geübt habe ich schon aber berauschend gebessert hat sich meine Lesekunst nicht... War ja auch nur ein Angebot weil du so wirkst als ob du die Augen keine 10 Minuten mehr offen halten kannst!"


    Ich lächelte sie an.

    Ich nickte und nahm den Beutel verwundert entgegen. Sie schien ja wirklich ziemlich kaputt zu sein. Ich lächelte und stellte ihn vor mir ab und kramte herum. Verband, hmmm... Nanu? Was ist das? Ich hatte etwas raschelndes ergiffen. Papyrus? Ich nahm es heraus und erkannte einen Brief und überflog den Anfang bevor ich aufhörte zu lesen. Mit fragendem Blick reichte ich es zu Selnya.

    Ich stand auf und ging langsam zu meinem Schwarzen um den Beutel zu lösen. Ich brachte ihn zu Selnya und überreichte ihn ihr schweigend. Ich lächelte und setzte mich wieder zu ihr. Noch immer schweigend.

    Ich schloss meine Augen als Selnya sich um meinen Rücken kümmerte und gab bei starken Schmerzen leichte Zischgeräusche von mir. Ich war verweichlicht und ärgerte mich unglaublich darüber. Ob sie uns schon suchten? Ich sah kurz gen Himmel als der nächste Stich beim Auswaschen der Wunden bemerkbar wurde.


    "Ich will aber dass du dich an mich wendest wenn etwas ist! Gerade jetzt ist es wichtig dass wir beiden uns vertrauen!"

    Ich tat wie mir geheißen und entblößte meinen Oberkörper. Mir war es relativ egal ob mich noch jemand außer Selnya erblickte, ich hatte mich noch nie meiner Bloßheit geschämt. Ich bohrte nach...


    "Wie geht es deinen Verletzungen? Soll ich sie auch nochmal verarzten? Wir müssen zusehen dass wir schnell gesund werden, umso schneller wird die Reise voran gehen!"

    Ich nickte lächelnd.


    "Mir gehts ganz gut. Wenn ich ehrlich sein soll schmerzen die Wuden sehr und sie sind teils auch wieder aufgerissen, aber ich bin Verletzungen gewohnt und weiß wie ich damit umzugehen habe! Wie ist es bei dir?"

    Besorgt sah ich zu Selnya doch bei ihrem grimmigen Blick wurde meine Besorgnis schnell zu eine Erheiterung. Anmutig schwang ich mich von meinem Schwarzen und bot Selnya grinsend meine Hand an.

    "Na komm, Reiter fallen nicht vom Himmel sondern nur vom Pferd! Und du schlägst dich hervorragend dafür, dass dir Pferde suspekt scheinen!"

    Ich seufzte einmal, bemerkte ich doch dass Selnya wieder auf stur machen würde. Eigentlich sollten wir nur bis zu morgengrauen reiten, doch nun ging es schon gen Mittag zu. Mir lief eine Schweißperle die Stirn hinab und ich wischte sie mir weg. Mein Rücken begann wieder zu schmerzen da das salzige Nass in die Wunden tropfte und besonders der Striemen an meiner Schulter schmerzte..


    "Vielleicht sollten wir eine Pause machen, ich habe Durst und wir beide könnten gut einmal eine gebrauchen. Hunger hab ich auch!"


    Ich lächelte sie an.



    Sim-Off:

    Boah scheiß Tastatur -.- Ich sitz grad in der Schule und die Tastatur geht sowas von schwer...

    Ich beobachtete Selnya ganz genau aus meinen Augenwinkeln und ich kannte sie. Sie hatte schon damals immer versucht ihre Schmerzen zu verbergen und das tat sie dieses Mal auch. Man sah es ihr nur zu deutlich an, dass sie litt. Beinahe wie zufällig merkte ich an...

    "Ach und wenn einer von uns beiden vor Schmerzen nicht mehr so recht weiß was er tun soll dann lässt er es den anderen wissen, verstanden? Das gilt für dich wie für mich. Lieber eine kurze Pause mehr einlegen als eine lange Pause wodurch sich unser Zustand verschlechtert!

    Ich nickte leicht.


    "Es macht nichts wenn der Weg lang ist, hauptsache er ist unberechenbar, sicher und verworren. Ich denke du kennst dich besser aus und so wirst du für die Führung sorgen, ich hingegen für Speis und Trank. In Ordnung?"

    Ich beobachtete sie und bekam einen Verdacht warum sie so reagierte, doch ich beschloss vorerst nichts zu sagen. Sie würde schon noch erkennen, dass ich mich nicht von ihr trennen wollte. Es wäre nur dann vonnöten wenn wir in unterschiedliche Richtungen wollten.


    "Wir sollten uns überlegen in welcher Richtung uns die Römer am wenigsten vermuten. Reiten wir in meine Heimat werden sie dort hingehen, weil wir das letzte Mal in deine unterwegs waren. Reiten wir nach Germanien könnten sie so argumentieren, dass wir deinetwegen dort hin reiten um für deine Gesundheit garantieren zu können. Vielleicht sollten wir irgendwo hin womit sie gar nicht rechnen. Zumindest vorerst!"

    Wohin gehen wir? In mir zuckte es plötzlich zusammen. Ich konnte Selnya unmöglich die Wahrheit sagen. Oder vielleicht doch?

    "Ich würde sagen erst einmal fort von hier und dann beratschlagen wir uns ob in deine Heimat oder in die meinige und ob wir uns trennen! Richtungen kenne ich leider keine einzige von hier aus!"


    Ich sah sie entschuldigend an und nickte leicht. Ich genoss es auf dem Pferd zu sitzen, ich fühlte wie ich wuchs und wie mein Lebenswille zurückkehrte. Endlich wieder dieses Gefühl von Freiheit. Stolz hob ich die Nase in den Wind!

    Ein gehauchtes Lachen rang ich mir dann doch ab und zwinkerte ihr zu.

    "Ich werde hinter dir reiten und gebe auf dich Acht, in Ordnung? Wir legen den Beginn der Flucht langsam zurück, niemand wird zu Beginn damit rechnen, dass wir Pferde bei uns haben! Darum können wir uns kurze Ruhe auch erlauben. Mach dir keine Sorgen, reite dich erst einmal ein und wenn dir anfängt der HIntern wehzutun sodass du glaubst du stirbst dann gehen wir ein Stück! Heya"


    Ich setzte mein Pferd in Bewegung - wie es wohl hieß? Es war ein schönes, schwarzes Tier.

    Ich konnte nicht anders, ich lächelte. Ein Grinsen wurde es noch nicht, dafür musste man noch viel zuviel wieder an mir aufbauen. Doch ich führte bei ihren Worten mein Pferd näher an ihres heran.


    "Möchtest du bis wir außer Reichweite sind ersteinmal bei mir mitreiten oder magst du es versuchen?"

    Ich war müde und meine Wunden schmerzten, als wir uns von dem Mann verabschiedeten dem wir soviel verdankten. Doch ich war in Gedanken nicht wirklich bei der Sache. Ich war bei Ursus, ich würde ihn entsetzlich vermissen. Da sprach Selnya mich an und ich lächelte schwach.


    "Ja, ich werde es schaffen!"


    Ich musste es schaffen.

    "Und wie ist es bei dir?"


    Ich hatte Angst dass die Flucht misslang. Nicht meinetwegen, sondern wegen Selnya.

    Ich nickte.


    "Ich bitte dich in Punkto Rebellion nicht in meine Fußstapfen zu treten, wenn es dir besser gelingen sollte als mir. Ich habe es nicht geschafft ruhig zu bleiben. Doch ich möchte nicht dass es dir bis zu deinem Weg in die Freiheit schlecht ergeht. Behaupte ich hätte Schlafmittel in dein Trinken gemischt, bitte erfüll mir diesen Wunsch. Du sollst nicht mit hineingezogen werden!"


    Mit einem Lächeln ließ ich von ihr ab und sah erwartunsvoll zu Selnya und dem Skllaven.