Ich sah aus glasigen Augen zu Publíus auf als er meine Zelle betrat. Ich erkannte ihn im ersten Moment gar nicht. Ich wollte auftstehen und fliehen, doch es gelang mir nur sehr langsam mich aufzurappeln und da ging die Tür schon wieder zu. Bevor Publius sprach, fragte ich in einem schlappen und müden Ton:
Römer, was willst du von mir? Geh, lass mich allein...
Doch er schien keine Notiz von meinen Worten zu nehmen. Nachdem ich aufgestanden bin dachte ich schon wieder ein bisschen weniger vernebelt, torkelte zwar noch ein wenig, doch mein Blick wurde klarer, ebenso wie meine Gedanken. Ich fühlte wie meine Kraft ein wenig zurückkehrte.
Vor dieser Strafe hätte ich keinerlei Angst und ich glaube du Römer, du müsstest es wissen. Oder bist du kein Krieger?
Meine Stimme klang bewusst ein wenig arrogant und sehr stolz. Davor hatte ich wirklich kaum Angst, nicht vor dem Tode sondern vor der Art des Todes graute es mir ein wenig, aber als Angst konnte man dieses Gefühl nicht bezeichnen. Ich sah ihn aus meinen Augen an - ich musste sehr schwach aussehen, doch der Schein täuschte.. Noch schützte dieses Aussehen mich. Verwundert sah ich, wie er nach seinem Dolch griff... Wollte er mich nun töten? Ich dachte ich sollte dienen?
Römer, weißt du, dass das Sklavendasein für eine Amazone noch schlimmer ist als der Tod? Sicher weißt du es, sonst würdest du es nicht sagen... Doch warum...
Weiter kam ich nicht, denn er sprach weiter und ich lauschte seinen Worten. Dass ich seine Achillesverse getroffen hatte, war keineswegs ein Zufall gewesen, ich tat es mit Absicht. Ich wollte ihm Angst machen, er sollte denken er müsste wie der Krieger sterben. Doch da begann er von Penthesilea zu sprechen, eine Frau die ich nicht persönlich kannte, doch sehr verehre. Ich versuchte nachdem er geendet hatte völlig ruhig zu bleiben, doch es gelang mir nicht. Ich war aufgebracht, wie konnte er nur soetwas sagen. Oh Achilles... Alle glaubten er hätte sich in diese starke Frau verliebt, doch warum tat er ihr die größte Schmach an und entblößte sie vor aller Augen? Warum schändete er sie? Ja, ich wusste von Penthesileas Schicksal...
Doch was war das? Er warf mir den Dolch vor die Füße und verlangte dass ich sein Leben beendete? War das ein Test? Ich würde es nicht tun, denn wenn ein Römer schon so verzweifelt war, würde das Leben sicherlich die größere Strafe sein. Allerdings hatte er frevlerische Worte in den Mund genommen... Ich würde den Zufall walten lassen. Ich bückte mich vorsichtig und hob den Dolch auf - oh wie er es mir büßen würden, wenn er denn auch sterben sollte. Doch schon jetzt ahnte ich, dass es unter meine Würde ging einen Zivilisten zu töten... einen wehrlosen... Ich stürmte auf ihn zu, sah rot vor Wut, doch Hemmungen fühlte ich keine.
Yaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa,
schrie ich lautstark. Direkt neben seinem Hals, nähe der Schulter splitterte der Dolch die Wand und die Klinge zersprang, streifte Agrippas Hals und danach meinen Oberschenkel, während die abgebrochene Klinge herunterfiel. Einen Riss hatte ich auch direkt an seiner Schulter verursacht, doch war dieser kaum sichtbar, blutete aber. Auf einmal strömte alle Hitze auf mich ein, ich glaubte unter einem explodierenden Vulkan zu stehen und brach zusammen... Dunkelheit.
__
Antiope lag nun zu Füßen des leicht verstörten Agrippas. Seine Hand fuhr zu seinem Hals als der stechende Schmerz ihn durchfuhr. Scheinbar war Antiope bewusstlos und Blut lief von ihrem Bein aus über den Boden...