Beiträge von Antiope

    Ich senkte meinen Blick leicht, stellte ich doch leichte Röte auf meinem Gesicht fest. Ich wurde so komisch und das regte mich irgendwie auf. Dieses gefühlvolle einem Mann gegenüber passte so gar nicht und am liebsten hätte ich es ihm gesagt. Doch da hörten meine starken, mutigen Ambitionen dann doch auf.


    Und dennoch ist es nicht selbstverständlich... Ich hoffe du gehst nicht so bald... Weißt du... ich... mag d... nicht alleine sein!


    Gut, dass er mein gesicht nicht sehen konnte, ich benahm mich doch glatt wie ein Mädchen noch vor ihrer ersten Periode: Kindlich bis ins kleinste Detail. Ich vergrub mein Gesicht noch tiefer in seine Kleider: Die Liebe machte aus jedem einen Narren.

    Ich wusste es wirklich nicht warum, doch all meine schlechte Laune war verflogen. Ich hoffte förmlich, dass nicht Ursus daran Schuld war. Ich spürte keinen Zorn, keinen Hass mehr, nicht für diesen Moment. Ich fühlte nur noch Wärme... Ein klein wenig skeptisch realisierte ich, dass es eine andere Wärme war... Ein anderes Gefühl von Geborgenheit... Ein ganz anderes Gefühl als bei Selnya war. Obwohl ich langsam wieder etwas klarer denken konnte, wollte dieses Vertrauen zu Ursus nicht weichen.


    Danke dafür, dass du mich nicht allein lässt...


    Er ist mir viel zu nah, doch auch niemals nah genug. es tat ein wenig weh, ich wollte mich nicht binden. Und doch erkannte ich langsam warum ich niemals wirklich zornig auf Ursus war. Ich erkannte warum ich bei ihm sein wollte. Und gleichzeitig drückte sich mir eine andere Angst auf: Wenn ich wieder fliehen würde, würde er hier bleiben, ich müsste ohne ihn fort. Warum tat es so weh? Es war ein anderes Gefühl von Schmerz, anders als auf meinem Rücken. Das erste Mal, das letzte Mal dass es mich mein Herz kosten würde. Ich musste es zurückhalten, eigentlich durfte ich mich wirklich nicht binden, auch aus unseren ungeschriebenen Stammesgesetzen, doch mein Herz band sich ohne Erlaubnis.


    Ich reckte meinen Hals etwas, zögerte kurz, doch dann küsste ich ihn sanft auf die Wange, hoffte ihn nicht zu sehr zu überrumpeln. Gerade ich, die hier einen so schlechten Ruf hatte, die keine Scheu vorm Kämpfen hatte, gerade ich begann ihn zu lieben. Was er wohl dachte? Ob er verstand? Er traute es mir sicherlich gar nicht zu und ich mir auch nicht...

    Ich lächelte zufrieden und legte meinen Kopf an seine Brust. Ich war nicht mehr allein, nicht mehr allein unter der schmerznden Peitsche des Hungaricus. Ich war in Ursus' Armen und ich war hier sicher, hier würde mir nichts geschehen. Ich nahm seine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander, hielt ihn ganz doll fest... Leise murmelte ich ein "Danke". Ich fühlte unglaubliche Müdigkeit, doch etwas hinderte mich daran einzuschlafen. War es seine Nähe? War es der Schmerz auf meinen Rücken? Ich entspannte mich sichtlich, der Schmerz wurde durch Linderung des seelischen Schmerzes erträglicher. Linderte er meinen Schmerz? Es war wohl kaum die Ungewissheit, wie es Selnya grad ging. Ich genoss dieses Gefühl von Geborgenheit, wie ich es schon nicht mehr fühlte nach der... dem... Verschwinden meines Stammes...

    Leicht lächelnd legte ich Ursus Hand auf meine Wange und schmiegte kindlich mein Gesicht in sie. Ich wurde mir immer klarer, dass es Ursus war an den ich mich anschmiegte, doch so schlimm fand ich es nicht. Ich hatte Ursus eigentlich immer gemocht auch wenn er mich in der kurzen Zeit schon so oft verletzt hat. Ich zog ihn sanft und schwach zu mir herunter, versuchte es zumindest.

    Ich spürte angemehmes weiches Leinen an meinem Rücken, es war viel angenehmer als nur in der Luft zu schweben. Doch ich vermisste jetzt irgendwie etwas... Mit unwilligem Gesichtsausdruck* tastete ich nach Ursus Hand und murmelte leis "nicht allein..." Leicht öffnete ich die Augen und sah ihn bittend an.


    * Anmerkung: Im Moment ist sie so wie ein kleines Kind oder ein betrunkener Jugendlicher ;)

    Ich fühlte seine Nähe und mir war alles gleich. Hauptsache nicht mehr alleine auf dem kalten Boden unter der Hand von Hungaricus. Ich dachte momentan sehr beschränkt, doch mit dem Herzen und so kuschelte ich meinen Kopf erschöpft an seine Schulter. Es tat gut, mit den Schmerzen nicht allein zu sein. Ich konnte nur hoffen er würde es mir nicht übel nehmen. Mit einem leichten Lächeln (verwirrt wie sie ist ;) ) schloss ich meine Augen, vertraute mich voll und ganz dem nähespendenden Ursus an.

    Ich sank schwach zu Boden, mir war schwindlig. Mein Blick verschwamm und nichts stellte sich scharf ein, während ich mich umsah. Mein Rücken schmerzte so unendlich, ich konnte keine Bewegung mehr tätigen. Es war mir gleich, wenn ich nun als weich angesehen würde, es ging nichts mehr. In meinen Gedanken war ich bei Selnya, wie gern würde ich sie in den Arm nehmen.


    Ich lehnte mich halb an die Wand doch es schmerzte zu sehr.Ich zuckte zusammen, doch selbstständig sitzen ging noch weniger. Es zog alles so sehr und diese Schmach... Mir war es gleich, dass ich hier völlig entblößt lag, doch dass ich mich nicht gewehrt habe... Ich begann zu zittern, fror ein wenig. Hingegen fühlte sich mein Rücken warm an, vermutlich warm vom vielen Blut. Und das heiße Stechen, das waren vermutlich die Wunden aus denen das Blut quoll...


    Trotz in meinem Herzen, während meine Gedanken immer langsamer wurden, immer weiter in die Ferne rückten... Ich fühlte wie ich langsam dumpf wurde, spürte Angst hinaufkommen. Angst um Selnya. Und meine Gedanken waren taub. Stumpf. Halb im Traume bemerkte ich wie Ursus mich aufnahm, wollte mich wehren, doch gerade fehlte einfach die Motivation und... Bewegen konnte ich mich auch kaum.


    Hoffentlich bist du nun zufrieden.... Ich w...

    Keine Gnade... Doch wollte ich überhaupt Gnade? Ich musste durchhalten, ganz gleich was komme. Ich sah ihn aus den Augenwinkeln abermals ausholen und kniff beinahe ängstlich die Augen zusammen. Doch was sollte ich sonst empfinden? Auch Angst war ein Gefühl, dass einen im Mut bestärkte... Da kam der Schlag, er tat mehr weh als der vorige, ich spürte wie es warm meinen Rücken hinunterlief. Ein leises Stöhnen kam von meinen Lippen... aufhören schallte es in meinem Kopf.


    Da blieb mir wieder ein wenig Zeit zum wieder fassen und ich dachte daran, dass ich stark bleiben musste, ich dürfte Selnya nicht verraten, ich musste ihre Schwester bleiben ich....

    AAAAAAH!!!


    Ich keuchte, mir wurde leicht schwindlig... Wut stieg in mir auf, doch auch Verzweiflung, Angst, Liebe... Es entstand ein totales Gedanken und Gefühlschaos, ich... Tief ein - und ausatmend wurde mir langsam wieder klarer... Was war das gewesen? Es brannte, es stach... Es tat weh als hätte man ein Messer angesetzt und tief durchgezogen und dementsprechend blutete es sicher auch....


    Mieses Schwein...


    rang ich mir leise ab, etwas keuchend.

    Ich sah misstrauisch auf seine Hand, würde er es wirklich tun? Mir wurde immer flauer in der Magengegend und ich wurde nervös. Ich registrierte kaum, dass sich auf meiner Stirn Schweißtröpfchen bildeten. Irgendwie wurde alles um mich herum so still. Nur das Atmen war zu vernehmen.


    Da plötzlich packte er mich und wirbelte mich herum, ich schwankte. Kurz schloss ich tief durchatmend die Augen, nun sicher in der Annahme er würde definitv nicht blöffen. Ich stützte mich an der Wand ab, als der nächste Griff in meinem Nacken kam. Er zog, wollte er mich ersticken? Der Stoff schnitt hart in meinen Hals ein, bevor er endlich nachgab, kniff ich doch vor Schmerz die Augen zusammen.


    Doch bevor ich nach meinem Hals tasten konnte, holte Hungaricus aus und traf mich hart am Rücken, ich biss mir auf die Lippen damit ich nicht schrie, diese Genugtuung sollte er nicht verspüren. Ich spürte und schmeckte salzig das Blut an meinen Lippen und hoffte plötzlich für Selnya, dass ihr niemals soetwas zustößen würde... Oh Selnya... Der Schmerz kam erst nach dem Aufprall, es zog und fühlte sich noch um einiges heißer als die Ohrfeige an, ich zitterte leicht unter dem Schmerz und ging einen Schritt zur Seite, nicht ganz sicher auf den Beinen. Ich stützte mich an der Wand ab und sah mit beinah ausdruckslosen Augen zu Ursus. Nur eines war in ihnen zu sehen. Blanker Hass.

    Ich sah Ursus stumm an. Er war ein wenig verräterisch. Aber halt war er auch kein Krieger, kannte keine Härte. Warum half er Hungaricus? Ich würde Curio nicht einmal Malachias wegen die Peitsche in die Hand drücken. Ich wandte meinen Blick wieder Hungaricus zu, niemals den Feind aus den Augen lassen.

    Noch bevor ich mich wegducken konnte hatte er mir eine Ohrfeige verpasst. Vor Schreck etwas schneller atmend sah ich zu ihm auf, ich hielt mir die Wange nicht, auch wenn sie brannte, auch wenn ich sie gern berühren würde. Es kribbelte in ihr es tat so weh. Doch... ich war eine Kriegerin und ich würde nicht nachgeben. Aus meiner leicht gebeugten Haltung heraus stand ich wieder auf und sah ihm in die Augen - warum grinste er so seltsam?


    Ich schwieg.


    Und als ich hörte was Hungaricus von Ursus verlangte klopfte mein Herz heftig gegen die Brust. Nein, weglaufen würde ich nicht und wenn er glaubte mich so kleinzukriegen, dann sollte er es tun. Der Haken an der Sache: Ich hasste es ganz einfach, so gedemütigt zu werden. Am liebsten hätte ich laut "Nein" geschriehen und meine Lippen formten dieses Wort. Doch ich brachte es nicht über die Lippen. Ob es der Schreck oder mein Stolz war mochte ich in diesem Moment nicht beurteilen.


    In meinem Bauch machte sich ein seltsames Gefühl breit - war es Angst? Ich hatte bereit diese Art der Römer zu spüren bekommen ihre Gefangenen zu strafen. Damals von den Händen des Malachias. Doch Malachias war schwächer, lascher als Hungaricus, ungelenker. Ich hoffte nur meine Augen verrieten mich nicht. Ich erinnerte mich. Und er hatte es aus so unmöglichen Beweggründen herausgetan. Hungaricus würde mit all seiner Wut schlagen, wahrscheinlich auch noch von dem enttäuschenden Erlebnis mit mir in der Vorratskammer.


    Doch eine Amazone fügte sich nicht. Und ich war eine Kriegerin. So schwer es auch fiel. Ich drückte mich unbewusst an die Wand und als ich Ursus herbeieilen sah atmete ich etwas schneller, noch an die unerträglichen Schmerzen auf meinem Rücken denkend. Ich bekam Angst, dass ich mein Gesicht verlieren würde, Schreien würde. Doch... würde es überhaupt anders gehen? Oder vielleicht schlug er ja gar nicht so feste zu...

    Ich würde ihm das sagen was ich dachte, davor hatte ich keine Angst. Meine zurückkehrende Kraft schenkte mir neuen Mut und noch immer aufrecht und ungerührt sah ich ihn an. Ich wusste, ahnte dass genau meine Sicherheit ihn so aufbrachte. Ich konnte es mir denken. Niemand würde bei Drohungen ruhig bleiben. Schon gar nicht eine Frau und dann erst Recht nicht ein Sklave.

    Ich habe meine Mutter nie gekannt, Römer. Und ich habe mich noch nie gedrückt. Wenn ich jetzt gehen würde, würde ich mich in die Sklaverei einfügen und der Mutter sei dank, dass ich wieder zu mir selbst gefunden habe. Ich.. füge... mich... nicht.


    Ich sah zu ihm auf, geradewegs in seine Augen. Es war nahezu lächerlich, dass ich zu ihm aufblicken musste, denn eher schaute ich auf ihn herab.

    Ich war nervös, aber irgendwie war mir wirklich danach... Ich blieb in der Tür stehen. So hatte ich ihn noch nicht erlebt, ich dachte kurz an die letzten Tage. Nein, ich wusste ihn wirklich gar nicht einzuschätzen. Ich sah ihm nachdenklich und studierend in die Augen, lächelte boshaft.


    "Ich habe mich schon oft gefragt, wie man sich selbst vergessen kann... Danach muss man ziemlich alt aussehen, findest du nicht?"


    Mein Blick war ein wenig gezeichnet durch eine gewisse Arroganz und ich spürte ihm gegenüber auch Stolz. Mein altes Bewusstsein drang wieder hervor, wie ich erleichtert feststellte, meine Demut ging zurück. Ich ward wieder zu der Amazone mit einem eigenen Selbst. Ob ich es ohne Selnya geschafft hätte?

    Vollkommen ruhig sah ich ihn an, verspürte merkwürdigerweise auch keinerlei Zorn. Ich atmete tief durch und sah ihm geradewegs in die Augen. Und ich lächelte.


    "Der, der lächelt statt zu toben ist immer der Stärkere, das brachte man mir früher bei!"


    Ich wandte mich mit einem nahezu verächtlichen Blick um und ging eines sehr langsamen Schrittes raus. Wenn er jetzt nicht reagierte, würde er seine eigene dignitas verltzn, wie Curio so schön sagte. Und ich bemerkte, dass ich auf Konfrontation aus war. Ich blieb an der Tür stehen und sah mich noch einmal kurz um, bevor ich weiterging.

    Mein Augen funkelten verräterisch und ich selbst konnte es auch gar nicht verhindern, dass meine Zunge wütend ein "Lass mich in Ruhe" in Richtung Hungaricus zischte. Er sollte mich gefälligst in Frieden lassen. Ich stand an die Wand gedrückt auf und machte mich bereit aus dem Zimmer zu verschwinden.

    Mit finsterem und ansonsten ausdruckslosen Blick sah ich zu ihm auf, mich noch immer fragend warum ich überhaupt in sein Büro gekommen war. Vermutlich aus Gewohnheit. Lange sah ich ihm einfach nur zu und schwieg, was sollte ich auch sagen? Würde ich mit "Nein" antworten würde er mir etwas zu tun geben und wäre meine Antwort "Ja" würde er sagen ich solle mich an die Arbeit machen. So würde ich verschont bleiben, ich wollte einfach nur meine Ruhe. Sollte ich einfach fortgehen? Ob er mich aufhalten würde? Oder würde er mich einfach hier in Ruhe sitzen lassen? Ich beschloss, abzuwarten und war mit meinen Gedanken wieder bei Selnya. Sie schien wesentlich schlimmer gestraft worden zu sein als ich und das war nicht gerecht, denn ich hatte doch alles veranlasst. Sollte ich sie das nächste Mal wirklich mitnehmen? Würde sie überhaupt überlegen? Was sollte ich tun wenn sie unter Curios schlechter Behandlung starb? Ich wollte doch nur, dass sie ihre Heimat wiedersehen würde...

    Mit finsterem Blick trat ich ein, dachte nicht daran zu klopfen. Mir war es auch relativ egal, was er dazu sagen würde, ich war mit meinen Gedanken ohnehin ganz woanders. Bei meiner kleinen Selnya. Sie war hier gewesen und ich machte mir Sorgen. Oh, Curio würde es mir büßen, wenn ihr etwas geschah. Mir war es gleich, was mir nun geschah, alles was ich hatte war mir ohnehin genommen. Warum war ich überhaupt hier herauf gekommen? Hungaricus war nicht in seinem Büro und von daher ging ich einmal davon aus, dass er noch im Atrium war. Ich setzte mich einfach auf den Boden um zu warten. Ich sah düster im Raum hin und her. Diese verfluchten Römer, mochten die Götter sie strafen. Ich würde lieber als Sklavin davonlaufen und gegen die Römer triumphiert haben, oder lieber sterben als eines Tages freigelassen zu werden. Ich würde nur dann freigelassen werden wenn ich zur Sorte Arschkriecher gehören würde und ich würde Antiope bleiben. Schaudernd dachte ich an die letzten Tage voller Unterwürfigkeit zurück. Hungaricus würde mich ohnehin nie auspeitschen lassen, davor brauchte ich nicht bangen. Und alles andere ließ sich gut noch besser ertragen. Nur nicht wieder in die Finsternis und nur nicht wieder auspeitschen. Aber vermutlich würde er beides niemals tun. Auch wenn er alle Befugnisse hatte. Ich musste an die Wunde an meinem Oberschenkel denken, die mir damals durch Agrippa im Keller zugefügt wurde. Und wie wohl mein Rücken aussah? Malachias hatte voller Hass auf mich eingeschlagen und wirklich hart. Auch er würde büßen, ich würde ihn mit meinen eigenen Händen demütigen und töten.