Beiträge von Titus Octavius Frugi


    Diopeithes Pedius Theopompus


    Um schneller vorwärts zu kommen hatte Diopeithes Pedius Theopompus der Legionär Umwege gemacht. So schnell wie möglich brauchte man in der Legio die Hilfe der kundigen Kräuterfrau.
    Atemlos stürzte er in die Taberna Medica

    Persaeus ging vor, öffnete die Türe um dann gleich Frugi behilflich zu sein. Vorsichtig legten sie gemeinsam, Luna die Seherin auf ihren Bauch. Hilflos standen die beiden da und starrten auf den malträtierten Rücken.
    Keiner wusste wie er sich zu verhalten hatten. Sonst waren es nur Verletzte Kameraden um die sie sich meist mit derben Worten, bis zum eintreffen eines medicus kümmerten.
    Zu sprechen schienen sie sich auch nicht zu trauen. Persaeus ging immer wieder nach draußen, mit einem hilflosen Blick hielt er nach der Kräuterfrau ausschau.
    Frugi erinnerte sich an das Beißholz und legte es behutsam neben ihrem Kopf.
    Scheu schob er ihr eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, damit sie ihr nicht zwischen ihre Lippen kam.

    Zufriedenheit spiegelte sich in den Gesichtszügen des Octaviers. So war es richtig so musste man es Menschen wie diesen da zeigen. Genau wie der Centurio es gesagt hatte, Rom war alles, Ordnung, Gesetz, und Zufriedenheit. Wir sind hier um dafür zu Sorge zu tragen, das es so ist und so bleibt. Das müssen diese Barbaren lernen und akzeptieren. Für den Octavier war damit zunächst wieder Ordnung in seinem Weltbild geschaffen worden. Jetzt wusste er was er, wenn das hier vorbei war zu tun hatte. Er musste unbedingt den Marstempel aufsuchen und diesem danken.
    Mit unbewegter Mine sah er zu wie die ersten sieben Peitschen Hiebe niedersausten. So musste es sein , so war es richtig. Ein römischer Centurio geriet doch nicht in dem Bann einer germanischen Seherin.
    Frugi sah nicht das Gesicht des Centurio, hätte bestimmt nicht geglaubt was bei genauem hinsehen dort zu sehen war. Er sah nur diese Germanin und die Peitsche und danach den Rebstock. Sehr richtig sie würde die Gnade Roms erfahren, denn sie durfte als Sklavin weiter leben, sie hatte ihr Leben Rom zu verdanken.
    Der Rücken der Frau, der sich da vor dem Ocktavius langsam veränderte, brachte seinen starren Blick, seinen selbstzufriedenen Ausdruck immer mehr ins wanken. Bei dem Wechsel wieder zur Peitsche rührte sich etwas im inneren des jungen Miles. Bald kam ein Anflug von Reue in ihm auf. Warum hatte er ihr den Beissstock abgenommen?
    Irgendwann danach begannen Frugis Gedanken zu jagen. Sollte er? Besser nicht? Aber die Bilder auf ihrem Rücken waren nicht mehr zu erkennen. Aus dem Rinnsal aus Blut war eine blutige Masse geworden.
    Ehe das Brenneisen erglühte hatte er es in der Hand das kleine Kügelchen, aus der kleinen Dose was die Legionäre oft bei sich trugen. Persaeus der oft sein Gewissen war, hatte es gesehen. Hatte er sich jetzt geirrt oder hatte dieser fast unmerklich genickt. Er findet es richtig, ich werde es machen.
    Es war soweit, sie mussten auf ein Zeichen des Centurio, Idun von den Pfählen befreien. Auf dem Weg zu ihrem Arm fuhr Frugis Hand an ihrem Mund vorbei und er drückte ihr die kleine Kugel hinein.
    Ohne ein Wort, ohne einen Blickwechsel der beiden, hielten sie die Germanin dabei so fest, dass sie nicht auf den Boden fallen konnte. Der Ocktavier der größere der beiden Legionären, nahm die zierliche geschundene Gestalt und trug sie zur Legio. Er würde sie in der Carcerzelle unterbringen, wohin sie Flore gebracht hatten.
    Langsam schritt er mit ihr auf dem Armen durch eine Gasse, die sich von selbst bildete. Sie musste sie sich jetzt nicht erzwingen, bereitwillig öffnete sie sich. Frugi trug sie mit unbewegter Mine, wie einen kostbaren Schatz.


    Am Tor der Castrae stand Pompus der andere treue Freund. Hastig rief er ihm zu, „Pompus mein Freund, du weißt wo die Kräuterfrau zu finden ist, bring sie her. Du Findest uns dort wo wir einst diese Flore untergebrachten." Octavius wusste, hier würde eine Frau gut tun. Weiter ging er mit seiner Last, mit der Last Roms.

    Immer lauter und enger wurde der Weg der beiden Legionäre mit der Gefangenen. Mühsam musste sie sich ihren Weg durch die nach vorn drängende Masse kämpfen. Frugi hätte sich schon gewünscht das Schrittmaß der Gefangenen wäre größer gewesen, damit sie schneller vorwärts kämen.
    Die zeitweise überkochende Volksseele konnte er schon verstehen, ihm selber ging es ja nicht besser. Nur er war Soldat und musste seine Befehle und Vorschriften beachten. Dafür konnte er aber Gefangene oft nach seinem Dafürhalten behandeln. Nur die hier, konnte er jetzt nicht wild durch die Gegend stoßen. Er musste sie in dem Zustand abliefern, wie sie diese im Carcer übernommen hatten. Vielleicht lag es aber auch ein wenig daran, dass er eine heimliche Furcht vor ihr hatte.


    Jetzt waren sie angekommen nur noch wenige gradi bis zu den Pfählen. Etwas wie Stolz kam in dem Octavier auf. Es war ganz anders hier als damals in Rom. Er musste damals als Tiro an einer Hinrichtung teilnehmen. Hier und heute ging es um Rom und diese Feinde Roms mussten bestraft werden.
    Weniger als zehn gradi weit führten sie Germanin an dem Centurio vorbei. Prüfend hatte Frugi einen Blick auf diesen gerichtet. Lies sich erkennen wie sein Verhältnis zu ihr war? Befand er sich wirklich in ihrem Bann? Erkennen konnte er nichts.
    Er warf den gefangenen Germanen, in deren Gesichter er jetzt sehen konnte, ein böses Grinsen zu. Die sollten büßen, bluten für ihre Tat. Keiner durfte verschont werden; genau wie die Hexe hier bei ihm.
    Bei den Pfählen angekommen, lösten sie die Ketten. Auf ein einander zunicken, rissen die beiden Legionäre ihr das Kleid vom Körper. Frugi wollte den nackten Frauenkörper sehen. Riss erstaunt die Augen auf und sog hörbar die Luft ein. Was war das? Ungläubig starrte er auf ihren Körper. Drei dunkle Schlangen rankten sich um jeden Arm und jedes Bein. Auf die Schnelle konnte er die unheimlichen Wesen auf ihrem Rücken nicht erkennen. Ein libellenartiges Insekt sah er unterhalb ihrer Brüste den Bauch abwärts. Schnell, ganz so als ob sie etwas Bösem entgehen wollten rissen sie ihre Arme zur Seite und befestigten diese an die dafür vorgesehene Ringe an den Pfählen. Ihr Körper spannte sich, wurde hochgezogen, so das sie auf ihren Zehenspitzen zu stehen kam.
    Wütend knurrte Frugi, er hatte das Beissholz entdeckt und riss es ihr aus der zu Faust geballten Hand. „Du elende Hexe, du hast doch nicht gedacht damit dem Ganzen hier zu entkommen?“ Schon war er im Begriff die Hand zu erheben um ihr eine schallende Ohrfeige zu verpassen. „Nein Frugi, mach es nicht“, zischte eine Stimme in sein Ohr. Wer war das? Die Hexe? Erleichtert atmete er auf, es war Persaeus, der seine oft übereilten Aktionen kannte und mal ihn wieder vor einer Dummheit bewahren wollte. Mit einem hasserfüllten, grimmigen Blick trat er und Persaeus zur Seite. Nicht weit, nur ein wenig, damit sie wenn nötig gleich eingreifen und zupacken konnten.

    Persaeus und Octavius Frugi hatten den Befehl erhalten, die Seherin zum Forum zu bringen. Die beiden entschieden sich dafür, sie nicht mit Seilen, sondern mit Ketten zu fesseln. „Sie hat Zauberkräfte“, kam von Persaeus und hatte diese Entscheidung damit begründet, „mit ihren Händen kann sie durch Gesten zaubern, also die Arme mit Ketten bis zum Forum auf den Rücken, dort wird sie dann an den beiden Pfählen angekettet. Die Füße werden wir auch zusammenketten, so dass sie nur kleinere Schritte machen kann. Sie soll uns ja nicht davon fliegen.“ Nicht gerade sanft verrichteten die Legionäre ihre Arbeit.
    Manch einer von den Soldaten, hätte die Germanin bestimmt in der Nacht aufgesucht, wenn sie eben keine Seherin wäre. So half ihr in diesem Punkt die Furcht der Römer vor ihren Hexenkräften. Doch das hier würde etwas anderes werden, hier würden ihre Kräfte ihr nichts helfen.
    Sie soll dafür büßen, dass sie den Centurio in ihre Gewalt brachte, dachte Frugi wütend. Wem wenn nicht ihr, wem sonst hatte man zu verdanken,- dass ihre Kameraden ihr Leben lassen musste.
    „Los jetzt, vorwärts mit dir“, zerrte er wütend an ihr. „Wage es ja nicht eine falsche Bewegung zu machen, dann sollst du mich kennen lernen“, funkelte er sie mit geballter Faust an, bevor sie sich auf den Weg machten.


    Von der Castra Legionis ging es durch die Stadt zum Forum. Die Straßen waren verhältnismäßig leer, denn die meisten Einwohner hatten sich auf dem Forum eingefunden. Jetzt waren es meist nur die alten die von Fenstern und Türen aus ihren Weg verfolgten.
    Beim Forum angekommen wurde es immer unruhiger und lauter, Fäuste erhoben sich, die Stimmen wurden lauter und lauter.

    Zuerst war der Octavier überrascht, als Wulfgar ihm antwortete, dann erinnerte er sich, der hatte ja auch auf dem Dorfplatz Latein gesprochen. Doch jetzt wollte Frugi nicht mehr, der würde ihn nicht zu solch einer Tat provozieren. „Ach ne, jetzt doch kneifen, jetzt ziehen wir das durch bis zum bitteren Ende. Woher sprichst du denn so gut Latein?“ Nach einer kurzen Pause wollte Frugi aber ein paar Antworten auf seine Fragen bekommen. „Du meinst, das Weib da ist eine Seherin? Ich habe gehört die haben ganz starke Kräfte. Und die war bei euch im Dorf und hat diesen Centurio gerettet. Wieso, was hat die mit dem vor?“ „Dann hat die den auch in seinen Bann gezogen, dass machen solche Weiber. Der war geschwächt und sie kam schneller zu ihrem Ziel.“ Sich selbst bestätigend nickte Persaeus, „die wissen genau wie sie so etwas anstellen und so ein Centurio ist schon ein wichtiger Mann, mit der Einwirkung auf ihn, kann man Rom schon empfindlich schaden.“
    Was redet ihr da vorne?“ Pompus drehte sich kurz dem Fragenden um, Der Centurio steht unter dem Bann der Seherin, die ihn gerettet hat.“ Sagt wer? Der Wulfgar, das Dorfoberhaupt.“


    Unruhig wurde es von da an auf dem Rückweg nach Mogontiacum. Immer wieder wurde unterwegs über das Thema Centurio, Seherin und im Bann stehen gesprochen.

    Bei der Aufstellung zum Abmarsch war Frugi auf seinen üblichen Platz bei seinen Freunden Theopompus und Persaeus eingenommen. Als es darum ging den Gefangenen Transport zu übernehmen hatte er ihnen zugeraunt kommt mit. Dann waren die drei bei ihm, jenem Hundfott der das hier alles angerichtet hatte, dem Häuptling Wulfgar. Den würden sie übernehmen. Persaeus und er flankierten ihn rechts und links und Pompus ging hinter dem an Händen und Füßen gefesselten Gefangenen. Der sollte nur einen Piep machen, dann würde Pompus Faust auf ihn nieder donnern. Wenn er unterwegs nicht spurte würden sie ihm zeigen, was ein einfacher Legionär wie sie, von einem wie ihm hielten. Ein Dreck war er und in diesen würde er dann landen.
    Der Octavier war geladen, wegen solchem Möchtegern, waren Römer gestorben. Wie einfältig konnte man nur sein? Sich mit seinen paar Hanseln mit Rom an zu legen. Ihm musste doch klar sein, dass das Imperium sich das nicht bieten ließ. Da ging der Einfaltspinsel hin und griff Rom an.
    Er konnte nicht mehr an sich halten, „wir könnten ihm doch einfach hier ein Ende bereiten. Er hätte dann eben versucht zu fliehen. Auf ein Zeichen stechen wir drei gemeinsam zu. Was meint ihr?“ Lass es,“ kam von Persaeus. Pompus brummte, „das kauft dir niemand ab und bringt dir riesen Ärger ein.“
    Frugi wusste nur zu gut, seine Freund hatten recht, dennoch, er hatte das Gefühl, sich irgendwie rächen zu müssen.

    Was dann geschah, verwunderte den Octavier dann doch. Es entsprach absolut nicht dem Bild, dass er sich von den Germanen gemacht hatte. Nannte man sie doch Barbaren.
    Frugi hatte schon von diesen Things gehört, doch dass ihr Beschluss sich wirklich so auswirkte hatte er sich nicht vorstellen können. Sollte es wirklich so sein, dass sich alle Männer versammelten, gemeinsam beredet und beschlossen wurde? Jeder mit Ehre würde sich dann an den Beschluss halten? Er hatte es für ein Gerücht gehalten. Doch wie er jetzt hörte und sah entsprach dies der Wahrheit.
    Ringsum sah er Misstrauen in den Gesichtern der Legionäre. Wenn ehrlich war, so wusste er, in ihm glomm es auch. Was er sich dennoch nicht vorstellen konnte, das die Germanen für eine Finte wirklich das Leben, der Kinder und Frauen opfern würden. Im Wechsel wartete er auf die Entscheidung der Praefecten. Er selber befand sich ganz in der Nähe seines, so dass er ab und an ein wachsames Auge auf ihn werfen konnte und ihm zur Not behilflich sein konnte.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Es war aber nicht jeder Soldat, der mein Leben gerettet hat", fuhr Licinus dem Soldaten über den Mund. Aber er gedachte das hier nicht weiter zu diskutieren. Genau genommen gedachte er das überhaupt nicht zu diskutieren, außer mit dem legatus in seinem Bericht.


    Missmutig blickte Licinus auf seinen Gaul, der dümmlich neben der ganzen Szene gestanden hatte. Immerhin waren die Pferde der legio so trainiert, dass sie praktisch nicht aus der Ruhe zu bringen waren.
    "Nun, ich muss irgendwie wieder da hoch!" Der Gedanke daran, sich von einem Soldaten in den Sattel hieven zu lassen, hatte eine ganz eigene Form von Demütigung ins ich, aber das war nicht der Moment um Stolz zu zeigen, also schluckte Licinus ihn herunter und meinte fatalistisch:
    "Allein hochziehen kann ich mich mit dem Arm jedenfalls nicht. Am Besten du formst mit deinen Händen einen Tritt."
    Die Waffen würde er ihm auch noch reichen müssen. Zumindest der Schild lag auf dem germanischen Waldboden.



    Natürlich nicht, kommentierte Frugi die Worte seines Praefecten in Gedanken. Warum noch mehr sagen? Danach, beim Anblick seines Vorgesetzten, wie er sein Pferd so betrachtete, verkniff der Miles sich ein Grinsen. Es war genau das eingetreten worüber der Octavier vorhin nachgedacht hatte. Gerade wollte er mit seinen Händen eine Tritthilfe formen und näher treten, als er dazu aufgefordert wurde. „Natürlich“, antwortete er. Ein Glück, dass er kein Brocken wie Pompus ist, damit hätte ich jetzt meine Schwierigkeiten, dachte Frugi, nur muss ich hier acht geben, der Jüngste ist er ja auch nicht mehr.
    Nachdem, der Praefectus oben saß reichte er ihm noch seinen Schild und machte zum Abschluss seine Ehrenbezeugung.
    Kurz schaute er dem Reiter noch hinterher, als dieser sich den Reitern der Ala zu wandte und atmete erleichtert auf. "Puh So eine Lebensrettung eines Vorgesetzten hat es in sich."

    Er schuldet mir etwas? Gut ich habe ihm geholfen, dachte der Octavier während er dem Praefecten auf half. Würde das aber nicht jeder guter Römer machen, seinem Kameraden in Not helfen? Auch wenn der Kamerad ein gewöhnlicher Legionär wäre und nicht wie in diesem Falle ein Vorgesetzter, er war ein Soldat des Kaisers, ein Soldat Roms.
    „Mein Name ist Titus Octavius Frugi, Praefectus, das würde jeder Soldat Roms machen.“ Das war seine feste Überzeugung, schließlich gingen sie mit der Legio gegen einen gemeinsamen Feind vor, also waren sie füreinander da.
    Um das Ganze zu beenden, kam gleich seine Frage, „wie kann ich dir sonst noch behilflich sein?“
    Frugi stellte danach gleich fest, dies Aufgabe hatte ihn dazu gebracht, nicht mehr über das Töten eines Menschen nachzudenken und etwas Abstand dazu zu bekommen.

    Frugi, der dem Capsarius bei der Arbeit zuschaute, biss die Zähne zusammen und kniff dabei sein rechtes Auge zu. Es sah ganz aus als ob er den Schmerz seines Vorgesetzten selber spüre, nur noch ein Stöhnen oder ein zischendes Luft einsaugen fehlte, als das Schultergelenk eingekugelt wurde. Etwas zaghaft kam dann seine Frage, „Praefectus darf ich dir aufhelfen?“ Es war nur die Frage, ob auf die Füße oder sogar auf sein Pferd? Bei dem Gewirre hier aber auf sein Pferd? Nun ja, das muss er selber entscheiden, dachte sich der Octavier.

    In diesem Augenblick sah Frugi, nicht unweit von sich den Praefecten hoch zu Pferd und hörte seine Befehle. Seltsam die ganze Zeit habe ich nichts wirklich um mich herum gehört und gesehen, nur diesen Jungen, mit seinen mordlüsternen, hasserfüllten Augen dachte er. Wie aus dem nichts sind sie da, meine Kameraden, mein Praefecti. Entsetzt starrte Frugi dorthin wo eben noch der Offizier gesessen hatten. Er saß nicht mehr auf seinem Pferd. Der Octavier sprang auf und sah den auf den Germanen, über seinem auf dem Boden liegenden Vorgesetzten. Mit einen Satz sprang er über den neben ihm liegenden toten Germanen. Den Pugio ziehen und auf den Germanen stürzen, ihm diesen in den Nacken stoßen, es ging so schnell, dass man dieses fast als eine Bewegung betrachten konnte. Frugi zog sein Pugio raus und stach zur Sicherheit nochmals in den Rücken des Burschen, ehe er ihn dann von dem Praefecten wegzog und diesem die Hand reichte, damit er vom Boden hoch kam.


    Bei den letzten Abläufen, waren Entsetzen und Übelkeit von dem vorher erlebten sofort vergessen. Er hatte alles vergessen im Augenblick der Not eines Kameraden. Auch wenn es ein ihm vorgesetzter Offizier war, so war er ein Kamerad, ein Römer in Not der Hilfe brauchte. Jeder Soldat des Kaisers würde so handeln.


    In meinem ersten Kampeinsatz habe ich ein Teil des Feindes vor mir kennen gelernt. Es sind Barbaren, aber listenreiche Kämpfer, wenn das die Jungen waren, kommen danach die alten erfahrenen Kämpfer, Krieger oder was sie sein mögen. Wie viele werden es sein? Haben sie noch andere zum Kampf gegen Rom herbeigeholt? Verflucht wo bleibt die Nachricht der Späher?
    Diese Gedanken kreisten dem Miles ein wenig später durch den Kopf.



    Sim-Off:

    Ein Frugi braucht doch keinen Zaunpfahl :D

    Möglichst leise versuchte die Heeresschlange sich vorwärts zu bewegen, doch dies war nicht so einfach bei der Masse von Legionären in voller Kampfausrüstung. Vielleicht sollten wir aber die Macht Roms demonstrieren und normal auftreten, damit diese Barbarenhunde begriffen, hier kommt Rom, dachte Frugi sich. Plötzlich hörte er ein seltsames sirrendes Geräusch über sich. In dem Moment als er den Kopf hob endete das Geräusch, zischend, metallisch oder ploppend, je nachdem auf was es einschlug. Reflexartig, gleichzeitig mit dem Geschrei, getroffener Kameraden, hob er sein Scutum, um sich vor dem, über sie hereinbrechenden, Pfeil- und Steinhagel zu schützen.
    Vorsichtig senkte der Octavier sein Scutum, es schien augehört zu haben. Er schaute sich um, vor, neben und hinter ihm lagen leblose oder vor schmerzgekrümmte, stöhnende, röchelnde Kameraden. Sonst war es still fast schon unheimlich still. Die Stille wurde durchschnitten von einem ihm neuen unbekannten Geräusch. Es hörte sich rollend, rumpelnd, polternd an und es näherte sich von den Seiten, unaufhaltsam.
    Er sah ihn auf sich zukommen, diesen riesigen braunen Baumstamm. Frugi öffnete den Mund um die Kameraden zu warnen, brachte aber bei dem Gedanken, er wird mich zermalmen keinen Ton heraus. Was er aber schaffte, einen Platz hinter einem ebenfalls großen, schützenden Baumstamm zu finden.
    Dann waren sie da, wild wie man sie sich vorstellte. Geschmückt und angemalt mit allerlei. Gerade noch rechtzeitig konnte er seinen Gladius herausziehen, ehe er vor ihm auf den Boden sprang und den Arm mit dem Speer hob. Schützend hob ersein Scutum, nachdem er feststellte der ihm gegenüber war doch gerade erst zum Mann geworden, dann stach er, mit einem Schritt nach Vorne, vorbei an seinem Schild zu. Spürte es war keine Rüstung, auf das sein Schwert traf. Es fühlte sich weich an und er konnte weiter durchdringen. Jetzt war das Schwert nicht mehr zu fühlen, es war schwer. Er zog und zog und etwas fiel plötzlich vor seine Füße. Sein Gladius war frei, langsam, ganz vorsichtig, ganz so als ob er zerbrechen könne, legte er sein Scutum ab. Gebückt sah er geradewegs in sein Gesicht, seine starren Auge. Entsetzen gepaart mit Übelkeit breitete sich in ihm aus. Ich habe den Burschen getötet, schrie es in ihm. Warum war er auch so dumm uns anzugreifen? Sie mussten doch wissen gegen Rom konnten sie nichts ausrichten, da waren sie Machtlos. Er hatte doch noch alles vor sich.
    Sich aufrichtend schaute er sich um. Es war vorbei, sie waren Tod. Bei allen Göttern, da schicken die Germanen uns Kinder und ausgerechnet ich treffe auf eins und muss es töten. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf, warum keine Männer? Plötzlich wie sie gekommen war, verschwand sie wieder, seine Wut und er ließ sich dort wo er gerade stand auf den Boden nieder, schluckte um diesen galligen Geschmack los zu werden.

    Jetzt grinste Persaeus über alle vier Backen. „Vetter Sextus Vedius Thrasea der linkischen Damhirsche, was immer das sein mag“, woher sollte ein Stadtmensch aus Rom, wie er das wissen. „Deine Erklärung ergibt jetzt Sinn. dann viel Vergnügen in unserer Stadt". Theopompus der Legionärriese klopfte den beiden auf die Rücken, man konnte fast denken die beiden würden wie ein Pfahl in den Boden geklopft. „Dann kann sich unsere Legio fast freuen, dass ihr uns nicht die Ehre gebt“. Lachend winkte er sie durch. „Viel Spaß in Mogontiacum“, meinte Persaeus nachdem die Gruppe in die Stadt eingeritten war meinte er zu Pompus, „der Vetter sollte den Burschen einen Besuch ins Lupanar spendieren, die sind ja noch sowas von grün hinter den Ohren, das erinnert mich doch glatt an unseren Frugi und Ferox bei ihrem Eintritt in der CU.“

    Persaeus musterte die noch eindringlicher, wobei sich seine Mine noch weiter verfinsterte. „Ach dafür habt ihr also die Reise von Raetia nach Mogontiacum unternommen? Ich nehme an wenn ihr eure Stadtbesichtigung beendet, wohl gespeist, gut geschlafen habt und einem reichlichen Frühstück gestärkt für den neuen Tag, werdet ihr unsere Stadt verlassen, um anschließend mit den Freunden, welche euch gerade verließen und noch vielen weiteren Freunden zurückkommen? Haltet uns wirklich für so einfältig, euch das abzukaufen?“
    Persaeus musste sich auf die Zunge beißen, damit er weiter sein ernstes Spiel fortsetzen konnte. So wie die drei sich anstellten hatte sie nicht wirklich vor die Stadt auszukundschaften um sie im Anschluss anzugreifen und auszuplündern.
    „Also was nun? Was kommt nach eurem angeblichen Stadtbummel?“ Diese Chance wollte der Miles ihnen noch geben.

    Die beiden Legionäre Cersobleptes Bavius Persaeus und Diopeithes Pedius Theopompus waren zum Wachdienst am Stadttor eingeteilt. „Salvete“, antwortete Persaeus kurz angebunden. „Und was wollt ihr in unserer Stadt?“
    Theopompus hob eine Augenbraue, da er sich über seinen Freund wunderte, das war sonst nicht seine Art, Einreisende auf diese Weise zu befragen. Noch mehr wunderte er sich über zwei Reiter die er eben noch gesehen hatte, die jetzt aber verschwunden waren. War das abgesprochen zwischen den fünf, weil sie etwas planten. Pompus, wie ihn seine Freunde nannten, gab den anderen Wachsoldaten ein Zeichen besonders aufmerksam zu sein. Fragende und stark musternde Augen richteten sich auf die angeblich aus Raetia kommende Männer.

    So war das also gewesen, Frugi nickte immer wieder während er dem Miles zuhörte. „So stimmt es also was man sich von den Germanen erzählt. Bei dem was du sagtest fehlt nur noch ein altes Weib, eine Priesterin, die in einem riesigen Topf Blut kocht, in denen dann bald die Totenschädel unserer Kameraden landen, die später gebleicht, als Girlande an ihrem Haus hängen oder an den Gürteln der Krieger.“ Hass und Wut waren heraus zu hören. Ich kann kaum das Morgengrauen und wecken erwarten.
    Der Octavier ergriff den Becher mit dem Wein, „auf die Kameraden und den Centurio Tiberius Verus." Was für ein Mann, bewunderte Frugi ihn, er opferte sich für seine Männer. Er hätte sie auch da lassen können, damit sie ihre Pflicht erfüllte und sinnnlos ihr Leben ließen.


    Verhalten und gedämpft klangen die Stimmen an diesem Abend aus dem Lager. Vor dem schlafen legen überprüfte nicht nur der Octavier sorgfälltigst seine Ausrüstung.
    Die sollen die Macht Roms kennen lernen, war sein letzter Gedanke bevor er endlich einschlief.
    Die feuchte kalte Morgenluft beachtete bei der Aufstellung zum Abmarsch niemand, wenn dann spürten sie nur die Kälte, die oft entsteht bei einer Anspannung, wenn man weiß, es kommt etwas unumgänglich Schwieriges auf einen zu.

    Dankbar ergriff der Octavier den ihm dargereichten Becher und stürzte seinen Inhalt in einem Zug hinunter. „Ja wir kamen so schnell wie es ging.“ Nachdenklich schaute er dann in den leeren Becher, ganz so, als ob er auf dessen Boden etwas sehen könne. Wie oft, dachte er, haben wir die regelmäßigen Übungsmärsche verflucht und sie oft auch als Schikane der Offiziere angesehen, jetzt wo es darauf ankam, hatte er doch eingesehen, wie fitt man sie dadurch für Ernstfälle machte und hielt. Der Eilmarsch von Mogontiacum zum Praesidio war ohne Probleme verlaufen. Eher könnte man sagen, es ging den meisten noch zu langsam, zu groß war der Drang nach Vergeltung und Rache.
    Er richtete dann seinen Blick auf den Miles und sofort srudelten einige Fragen an ihn, aus Frugi heraus. „Was ist denn genau passiert? Weißt du wie es dazu kam? Warst du auch dabei oder gehörtest du zu dem Teil er Besatzung die hier leiben musste?“ Hunger und Durst waren im Augenblick nicht so wichtig wie mehr Informationen zu dem Geschehenen, schließlich wollte man wissen was auf einen zukam.
    Beim ersten Anblick des Praesidio hatte Frugi gedacht, wieso sind die von hier überhaupt mit nur ein paar Mann los gezogen. Die sind doch so nahe an den Germanen und müssen wissen wie leichtsinnig so etwas ist.
    Eine weitere Überlegung war, die Germanen ahnten, wussten oder hofften sogar, dass die Römer mit einem großen Truppenkontingent kommen würden. Wie hatten sie sich darauf vorbereitet, wieviel Sippen und Stämme hatten sie hinzugezogen? War das ganze eine Falle?
    Fragend richteten sich Frugis braune Augen auf den Miles.