Wie immer hatte Phryne einen großen Korb mit Lebensmitteln und Wein gepackt für das gemeinsame Mahl der Kultgemeinschaft. Sie klopfte an die Tür des Hauses, in dem der Gallus wohnte und die Treffen veranstaltet wurden. Ein Mitglied der Kultgemeinschaft öffnete. Die Frau musterte Kaeso mit misstrauischem aber auch neugierigen Blick. Sie war eine Sklavin im Hause eines angesehenen Weinhändlers.
Wen bringst du denn da mit?
Phryne schob Kaeso an der Frau vorbei ins Innere des Gebäudes.
Das hier ist Kaeso, angehender Heiler und ein Freund von mir. Er interessiert sich für die Geheimnisse der Großen Mutter. Außerdem garantiert er meine Sicherheit. Ich bin nämlich überfallen worden.
Die dunkelhaarige Frau hob die Augenbrauen.
Bei der Großen Mutter, wie schrecklich! Tretet ein! Erzähl uns allen davon. Wir sind schon vollzählig.
Sie betraten den Versammlungsraum. Der Gallus saß der Versammlung vor. Wie immer war der Raum mit frischen Blumen, Zweigen und bunten Bändern geschmückt. Die Kultmitglieder saßen und lagen auf Decken und Kissen. Auf niedrigen Tischchen oder bunten Teppichen waren diverse Speisen angerichtet und Becher mit gemischtem Wein wurden herumgereicht. Mehrere Kultmitglieder spielten die Trommel, den Tympanon oder die Zimbel. Man sang fröhliche oder melancholische Lieder. Als der Gallus den Neuankömmling sah, richtete er sich mühsam auf.
Sieh an, wen bringst du uns da, Phryne?
Die Schauspielerin wiederholte Kaesos Vorstellung, wie sie diese bereits an der Tür vorgenommen hatte. Dann fragte sie
Ist es recht, wenn Kaeso an unserem Treffen teilnimmt?
Der Gallus nickte. Er breitete freundlich die Arme aus.
Nur zu. Setz dich Kaeso. Fühle dich wie zuhause in den Armen der Großen Mutter Kybele aufgenommen. Sie gewährt allen Menschen, egal welcher Herkunft und welchen Standes Zugang zu ihren Mysterien. Durch sie und ihre Wunder überwinden wir die Angst vor dem Tod. Nimm von den dargereichten Speisen, tanze und singe mit uns.