Beiträge von Phryne


    Korone


    So schnell konnte Korone gar nicht schalten, wie diese Flore sie zur Seite schob und die Casa betrat. Böse Verdächtigungen ausstoßend, begann sie das Haus zu durchsuchen. Korone stolperte hinterher.


    Glaucus, Hilfe! So hilf mir doch! Wirf das unverschämte Weibsbild raus!


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    Der Leibwächter Phrynes war gleich zur Stelle. Er versperrte Flore den Weg.


    Ich bin hier der Ianitor und zugleich Phrynes Leibwächter. Die Kerle, die du Jungs nennst, haben nichts zu sagen hier. Und überhaupt ist Phryne gar nicht da. Sie ist mit Kaeso ausgegangen.


    Die letzten Sätze waren noch nicht verhallt, da musste sich Glaucus einen bösen Blick von Korone einfangen.


    Du Narr! Muskelpaket mit Spatzenhirn! schimpfte die Partherin.

    Das war ja wohl die Höhe! Sie waren hatten sich so leise wie möglich der Casa Acilia genähert als diese Tusnelda von Alpina auftauchte und Kaeso eine Szene machte. Was lief denn da zwischen den beiden? Warum führte sie sich so auf?
    Die wutentbrannte Hebamme schien meinen süßen Kaeso zutiefst zu verletzen. Er wandte sich ab. Phryne frohlockte. Sie grinste dem Kräuterweib frech ins Gesicht.


    Schau dass du in deine Kräuterbude kommst, Alpina! Auch wenn du es nicht glauben willst. Den Kerlen, die hier ihr Unwesen treiben möchtest du nicht im Dunklen begegnen. Obwohl, so eine wie dich schauen die doch gar nicht an.


    Sie lachte höhnisch und hakte sich dann bei Kaeso unter.


    Komm, mein Liebster. Wir gehen.


    Leise schlichen wir uns zur Tür hinein.


    Korone


    Die treue Leibdienerin Phrynes war selbstverständlich eingeweiht. Sie wusste, dass die Wächter, die dieser Appius zurückgelassen waren selig schlummerten, damit Phryne mit Kaeso zur Kultversammlung der Kybele gehen konnte. Glaucus und Korone übernahmen also das Öffenen der Tür. Erstaunt sah Korone in das Gesicht dieser Hure, die Appius angeschleppt hatte.


    Was willst du? fragte sie finster, ohne jegliche Begrüßung.

    Es wurde ein schöner Abend. Phryne konnte bald ihre Sorgen und Nöte vergessen. Bis zu dem Punkt wo der Gallus die Anwesenden um ihre Bitten an die Göttin und die Dankgebete bat. Nun sah Phryne Kaeso an. Sie stand auf und hob ein schönes Blumengesteck heraus, das sie für die Göttin gekauft hatte.


    Große Mutter, ich bitte dich um Gerechtigkeit. Mir und meinem Freund Kaeso hier, ist großes Unrecht geschehen, ist Gewalt angetan und angedroht worden. Wir wurden entführt und gedemütigt. Da wir jedoch keine Beweise und keine Rechtsvertreter haben, um die Bösewichte anzuzeigen, bitten wir dich, Kybele darum, diesen Kerlen das Handwerk zu legen. Du alleine besitzt die Macht uns zu helfen. Wenn du uns hilfst, große Mutter gelobe ich dir eine Dankesfeier wie sie Mogontiacum noch nicht gesehen hat. Zu deinen Ehren!


    Phryne sank in die Knie und legte sich schließlich flach auf den Boden. Das Gesicht in den Lehmboden gedrückt bat sie in stillem Gebet um den Beistand der Göttin, bis der Gallus sie an der Schulter berührte und aufstehen ließ.


    Wir alle wollen ein Lied anstimmen mit dem wir die Große Mutter um Hilfe für euch bitten. Der gemeinschaftliche Gesang verstärkt dein Gebet und trägt es durch den Äther zu Kybele.


    Es blieb nicht bei dem einen Lied. Viele Lieder wurden gesungen, Tänze vollführt und einige Karaffen Wein geleert.

    Spät kehrten Phryne und Kaeso von der Kultversammlung der Großen Mutter zurück. Es war ein schöner Abend gewesen. Sie hatten gemeinsam gespeist und getrunken, getanzt und gesungen. Entsprechend gelöst war die Stimmung. Kurz vor der Casa Acilia jedoch verstummte Phryne. Waren die Handlanger ihres grausamen Geliebten noch im Tiefschlaf oder erwarteten sie die beiden Abgängigen bereits? Und wenn ja, wie würde sie Phryne und Kaeso empfangen?


    Psst. Leise, Kaeso! Wir sind gleich da! Willst du nicht lieber jetzt wieder gehen? Ich bekomme sicher weniger Ärger, wenn ich alleine zurückkomme als in deiner Begleitung. Helfen kannst du mir ja momentan ohnehin nicht. Wir wollen hoffen, dass unsere Gebete erhört werden.

    Wie immer hatte Phryne einen großen Korb mit Lebensmitteln und Wein gepackt für das gemeinsame Mahl der Kultgemeinschaft. Sie klopfte an die Tür des Hauses, in dem der Gallus wohnte und die Treffen veranstaltet wurden. Ein Mitglied der Kultgemeinschaft öffnete. Die Frau musterte Kaeso mit misstrauischem aber auch neugierigen Blick. Sie war eine Sklavin im Hause eines angesehenen Weinhändlers.


    Wen bringst du denn da mit?


    Phryne schob Kaeso an der Frau vorbei ins Innere des Gebäudes.


    Das hier ist Kaeso, angehender Heiler und ein Freund von mir. Er interessiert sich für die Geheimnisse der Großen Mutter. Außerdem garantiert er meine Sicherheit. Ich bin nämlich überfallen worden.


    Die dunkelhaarige Frau hob die Augenbrauen.


    Bei der Großen Mutter, wie schrecklich! Tretet ein! Erzähl uns allen davon. Wir sind schon vollzählig.


    Sie betraten den Versammlungsraum. Der Gallus saß der Versammlung vor. Wie immer war der Raum mit frischen Blumen, Zweigen und bunten Bändern geschmückt. Die Kultmitglieder saßen und lagen auf Decken und Kissen. Auf niedrigen Tischchen oder bunten Teppichen waren diverse Speisen angerichtet und Becher mit gemischtem Wein wurden herumgereicht. Mehrere Kultmitglieder spielten die Trommel, den Tympanon oder die Zimbel. Man sang fröhliche oder melancholische Lieder. Als der Gallus den Neuankömmling sah, richtete er sich mühsam auf.


    Sieh an, wen bringst du uns da, Phryne?


    Die Schauspielerin wiederholte Kaesos Vorstellung, wie sie diese bereits an der Tür vorgenommen hatte. Dann fragte sie


    Ist es recht, wenn Kaeso an unserem Treffen teilnimmt?


    Der Gallus nickte. Er breitete freundlich die Arme aus.


    Nur zu. Setz dich Kaeso. Fühle dich wie zuhause in den Armen der Großen Mutter Kybele aufgenommen. Sie gewährt allen Menschen, egal welcher Herkunft und welchen Standes Zugang zu ihren Mysterien. Durch sie und ihre Wunder überwinden wir die Angst vor dem Tod. Nimm von den dargereichten Speisen, tanze und singe mit uns.

    Es tröstete Phryne zwar ein wenig, dass Kaeso sie zur Kultgemeinschaft der Kybele begleiten wollte, doch würde ihr das nicht helfen, wieder ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Auf Kaesos Vorschlag hin, die Wächter zu betäuben, nickte sie.


    So machen wir es!


    Mit neuem Mut gingen sie ans Werk. Phryne hatte in ihrem Vorrat ein potentes Schlafmittel, extra für den Fall, dass einer ihrer unersättlichen Liebhaber ihr gar keinen Schlaf gönnen wollte. Sie mischten eine Karaffe mit Wein und ließen es von Korone mit der Cena zu den Wächtern bringen. Wenig später konnten sie in aller Ruhe die Casa Acilia verlassen.

    War sie unverletzt? Vielleicht hätte Phryne wahrheitsgemäß antworten sollen, dass weniger ihr Körper als ihr Stolz und ihr Selbstbewusstsein verletzt waren. Hatte ihr dieser Appius doch immer wieder zu verstehen gegeben, dass sie nicht die Einzige in seinem Bett sein würde. Ein Zustand, den Phryne nur selten zu erdulden gehabt hatte. Sicherlich war Sextus, ihr ehemaliger Herr, verheiratet gewesen, doch war seine Frau schon lange nicht mehr in sein Bett gekommen. Und auch später respektive neben ihrer Liebschaft mit Sextus hatte sie zwar ab und an Affären mit verheirateten Männern gehabt, doch die Konkurrenz nie direkt vor Augen gehabt, geschweige denn einem Akt zusehen müssen. So sehr war sie noch nie gedemütigt worden, wie von diesem Mistkerl.
    Dazu kam die Gefahr ihre so mühsam erkämpfte Freiheit zu verlieren. All das führte dazu, dass Phrynes Selbstbewusstsein einen deutlichen Knacks bekommen hatte.


    Kaeso bestätigte die Befürchtungen der Schauspielerin. Sie hatten zu wenig in der Hand gegen diesen grausamen Ganoven. Doch die Vorstellung Phrynes Sklaven erneut in Gefahr zu bringen, behagte ihr so gar nicht. Energisch schüttelte sie den Kopf.


    Nein, niemals bringe ich Korone oder Glaucus erneut in Gefahr! Die beiden sind der Bande bekannt. Sie würden sofort erkannt und ich glaube nicht, dass sie die nächste Lektion dieses brutalen Kerls überleben würden. Das geht nicht.


    Phryne ließ den Kopf hängen und nun sammelten sich tatsächlich ungekünstelte Tränen an ihren langen Wimpern.


    Kaeso, es ist zum Verzweifeln. Lass und die Große Mutter um Beistand bitten. Vielleicht hilft sie uns. Ich wusste nicht, dass du Interesse am Kybele-Kult hast. Wenn es dich interessiert, kann ich dich zum nächsten Treffen der Kultgemeinschaft mitnehmen. Wir treffen uns einmal wöchentlich. Heute Abend ist es wieder soweit. Hoffentlich lassen mich die Wächter, die Appius mir im Haus gelassen hat, dort hingehen.


    Verzweifelt schlug Phryne die Hände vor das Gesicht. Sie hatte tatsächlich Angst vor der Zukunft.

    Phryne hörte die Stimme ihres jungen Adonis Kaeso. Sie lächelte. Der Junge war unglaublich mutig oder über beide Ohren verliebt. Dass er sich nach dieser Misshandlung durch Appius noch in ihr Haus traute, rechnete sie ihm hoch an.
    Die Schauspielerin begab sich in die Culina und schickte Korone vor die Tür, sicherzustellen, dass sie keine Zuhörer hatten.


    Wie schön dich zu sehen, mein liebster Kaeso. Wie geht es dir?


    Besorgt näherte sie sich dem jungen Mann und streichelte ihm zährtlich die Wange. Sanfte Lippen küssten ihn zur Begrüßung und ein wenig zum Trost.


    Ich bin momentan alleine. Unser Peiniger ist "Geschäfte erledigen", um was für krumme Dinger es sich auch handeln mag. Du, Kaeso, bist unsere einzige Chance. Wenn du als freier römischer Bürger ihn vor den Aedil bringst, oder gar vor die Gerichtsbarkeit des Legatus Augusti, dann wird er im Circus sein Leben aushauchen. Ich als Libertina kann ihn nicht verklagen und Korone und Glaucus schon zehnmal nicht. Was wirst du tun, Kaeso? Er hält uns hier mehr oder weniger gefangen. Seine Wächter sind da und halten uns fest. Meinen Schmuck hat er auch als Pfand. Ich weiß nicht was ich tun soll, Kaeso. Ich bin verzeifelt! Wenn du uns nicht hilfst, wird mir nichts anderes bleiben als die Große Mutter anzuflehen, Gerechtigkeit walten zu lassen.


    Phryne sah dem jungen tief in die Augen. In ihrem inneren Augenwinkel bildeten sich Tränen.

    Erneut saßen der Gallus und die Anwärterin auf das Priesterinnenamt der Kybele beisammen. Phryne lauschte den Erläuterungen zu den offiziellen Festen, wie den "Hilaria" - dem Frühlingsfest. Da sie selbst schon mehrere dieser Feste, zunächst in Rom und im vergangenen Frühjahr auch in Mogontiacum, mitgefeiert hatte und das letzte Mal sogar im Mittelpunkt der Feierlichkeiten gestanden hatte, lächelte sie wissend und konnte alle Fragen des Priesters richtig beantworten. Schließlich kam der Gallus auf eine Besonderheit des Kybele-Kultes zu sprechen.


    Wie du weißt, dürfen nur Eingeweihte alle Riten und Geheimnisse unserer Kultgemeinschaft kennen. Das Mysterium der Kybele und des Attis ist nichts für die Ohren eines Banausen. Das Herz eines Anwärters muss geprüft werden. Was gehört zu den Initiationsriten in den Kult der Großen Mutter und wie nennen sich die Mitglieder der Kultgemeinde?


    Phryne dachte nach. Sie hatte selbst die Initiation erlebt.


    Die Kultmitglieder der Großen Mutter heißen Fanatici. Nach einer Zeit der Unterweisung in der Kultlegende und den Festgebräuchen wird der Myste, der Einweihungswillige geprüft. Er fastet, bereitet sich vor und kauft einen Stier für das Blutopfer. Am Tag der Prüfung wird der Myste mit den anderen Mitgliedern der Kultgemeinde von der Außenwelt abgesondert. Musik und Tänze versetzen alle in Stimmung tiefen religiösen Empfindens, in einen entrückten Zustand. Es folgt das Opfer des Stiers, das gemeinsame Mal aus dem Tympanon, der Trank aus der Zimbel, dann das Tragen der Stierhoden in dem Kernos. Und zuletzt der Abstieg in das Brautgemach, den Thalamos. Dort kommt es zur Vereinigung mit der Großen Mutter, zum Hieros Gamos.


    Der Gallus nickte. Sehr richtig. Was empfängt den durch die Große Mutter persönlich Initiierten wenn er aus der Tiefe des Brautgemachs zurückkehrt? Und welche Worte spricht der Myste?


    Die Priesteranwärterin lächelte. Noch gut erinnerte sie sich an ihre Initiation.


    Dem Mysten wird ein Kranz aufs Haupt gesetzt und Milch zum Trinken gereicht. Alle beglückwünschen ihn oder sie. Dann spricht der Myste diesen Satz: „Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel hab ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis.“

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    Korone


    Die Sklavin war mit dem Bereiten eines Gebäcks beschäftigt als Kaeso die Culina betrat. Korone erschrak furchtbar. Sie wich sofort zurück, bis ihr bewusst war, dass es nur der Junge war, der ihre Herrin so verehrte.
    Bei Astarte hast du mich erschreckt! Tu das nie wieder! fuhr sie den jungen Mann böse an. Du hast ja keine Ahnung was wir in den vergangenen Tagen erdulden mussten.


    Sie wischte sich die teigbeschmierten Hände an einer Schürze ab. Plötzlich tat ihr leid, dass sie Kaeso so angefahren hatte. Der Arme hatte ja selbst am eigenen Leib erfahren müssen, zu welchen Grausamkeiten dieser Appius fähig war.
    Entschuldige bitte. Ich habe einfach nur noch Angst. Jedes Geräusch, jeder Schatten macht mich nervös und Phryne geht es genauso. Du begibst dich in Gefahr, wenn du hier herkommst. Aber wo du schon hier bist. Meine Herrin würde dich sicher gerne sprechen. Sie ist ziemlich verzweifelt.


    Mit einem treuherzigen Blick sah Korone den jungen Mann an. Hatte nicht Phryne gesagt, er wäre ihre Hoffnung. Was sollte so ein mageres Bürschlein schon gegen diesen Grobian mit seinen Schergen ausrichten?

    Der Procurator schien interessiert. Was Phryne verwunderte war, dass er offebar nicht über die Lehrtätigkeit seiner Nichte informiert war. Doch sei´s drum. Das war nicht ihr Bier. Phryne wollte die Gelegenheit nutzen, um den Duccier für ihr Vorhaben zu begeistern.


    Wir unterrichten in unserem "Ludus" momentan ein Dutzend Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren. Es geht nur um die Grundlagen der Bildung: Lesen, Schreiben, Mathematik, für die Mädchen ein wenig Handarbeiten, Tanz und Musik. Für beide Geschlechter gemeinsam ab einem Alter von etwa 10 Jahren lehren wir die Grundlagen der Literatur, Poesie und des Dramas. Der Unterricht findet an vier Vormittagen statt. Der musische Unterricht hat eigene Zeiten, abhängig von den Vereinbarungen mit den Discipuli und ihren Eltern. Einen echten Grammaticus können wir uns nicht leisten. Wir arbeiten unendgeltlich.


    Phryne sah den Duccier selbstbewusst an. Eigentlich fand sie, dass er als einer der finanziell potentesten Bürger der Stadt schon ein Interesse an einem solchen sozialen Projekt haben sollte.


    Optimal wären zwei Unterrichtsräume oder zumindest ein größer Raum und ein kleinerer Nebenraum, in dem man Unterrichtsmaterialien aufheben und eventuell man eine kleinere Gruppe unterrichten könnte. Die Gruppe der Discipuli ist sowohl was das Alter als auch was das elterliche Bildungsniveau angeht sehr inhomogen. Also wäre ein Trennen der schwächeren von den stärkeren Schülern zuminest für einzelne Aufgaben sinnvoll. Ein einfaches Haus würde uns genügen. Hauptsache ist, dass die Discipuli ein Dach über dem Kopf haben und gutes Licht zum Lesen und Schreiben. Meine finanziellen Mittel halten sich in Grenzen, aber ich wäre bereit eine fünfstellige Summe für den Kauf eines Grundstückes und den Bau eines passenden Gebäudes bereitzustellen. Wenn ich mich und meine Sklavin aber weiterhin unendgeltlich einbringen soll, fände ich eine Beteiligung des Ordo Decuriorum an diesem Projekt mehr als geboten. Ich hoffe auf deine Fürsprach und deine Unterstützung.


    Nun sah sie den Germanen herausfordernd an.

    Musste der Mistkerl überall seine Ohren haben? Phryne giftete sich, dass sie sich als Fremdkörper in ihrem eigenen Haus fühlte. Da musste sich etwas ändern! Sie nahm sich vor, den grausamen Despoten in seine Schranken zu weisen. So sehr sie ihn begehrte, so wenig konnte sie die Einschränkung ihrer Freihet tolerieren. Sie war lange genug Sklavin gewesen, hatte sich lang genug von einem Mann beherrschen und von anderen benutzen lassen. Ihre Freiheit war teuer erkauft. Phryne würde sie so schnell nicht wieder aufgeben. Das stand fest. Als Appius ihr drohte, den Schmuck wegzunehmen, zuckte sie kurz zusammen, doch würde sie einen Weg finden, ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen. Da musst du schon früher austehen, mein böser Liebhaber!


    Lass dir nur Zeit bei deinen Geschäften. Du hast sie lang genug schleifen lassen. Und mach dir keine Sorgen um die Fische im Rhenus. Kaeso ist kein Köder für sie, denen steht der Sinn viel mehr nach einem angemesseneren Köder.


    Angwidert sah sie zu, wie sich Appius in ihrem Haus aufführte wie die Axt im Walde. So konnte es nicht weiter gehen. Phryne musste handeln! Dringend!

    Anstatt sich der keifenden Flore anzunehmen, verschwand Appius zunächst. Als er jedoch wiederkam, hatte er Glaucus bei sich. Der Arme sah reichlich lädiert aus und auch jetzt musste er den quälenden Griff ihres grausamen Liebhabers aushalten. Der schwarzhaarige Grobian präsentierte der Schauspielerin ihren eigenen Sklaven als sei er ein Geschenk, Flore dagegen überreichte er ein Armband aus seinem Schatz. Auch wenn er damit bezweckte, die Furie ruhig zu stellen und aus Phrynes Haus zu locken, ärgerte sich die Rotblonde über diese Ungerechtbehandlung. Die Art und Weise wie er sie verabschiedete ließ keinen Zweifel: Flore würde auch weiter hoch in seiner Gunst stehen. Als Appius Phryne dann auch noch demonstrativ die Wange hinhielt, konnte sie ihre Wut nicht beherrschen. Sie holte aus und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Dann raffte sie ihr schönes Gewand und verließ den Raum.


    Glaucus, folge mir! Wir haben einiges zu besprechen.


    Kaum in der Culina angekommen, bat Phryne ihre Sklavin Korone sich der Versorgung der Wunden ihres Leibsklaven anzunehmen. Sie sah beide ernst an.


    Wir haben es hier mit einer Herausforderung zu tun. Dieser Appius ist ein grausamer Kerl. Er schreckt vor nichts zurück. Zunächst werden wir uns still verhalten und ihn in Sicherheit wiegen. Ich muss mir erst überlegen, was geschehen soll. Ob er mir in irgendeiner Weise noch nützlich sein kann oder ob wir ihn so schnell wie möglich an die Gerichtsbarkeit ausliefern sollen. Ich als Freigelassene und ihr als meine Sklaven, haben nicht viel Handhabe vor Gericht. Auch aus diesem Grund müssen wir abwarten. Womöglich kann Kaeso uns helfen. Er ist frei geboren, soviel ich weiß. Wenn er die Misshandlungen zur Anzeige bringt, könnten wir als Zeugen aussagen und so den Mistkerl hinter Gitter und schließlich in den Circus bringen... gebt mir ein wenig Zeit.

    Zufrieden stellte Phryne fest, dass ihr teuflischer Liebhaber nicht nur sauber und elegant gekleidet vom Thermenbesuch zurückkehrte, sondern sie auch mit liebevoller Zuwendung bedachte. Sie genoss die Küsse auf den Nacken, die zärtlichen Worte. Gerne hätte sie jetzt ein wenig Zeit mit ihm alleine verbracht, doch das war ihr nicht gegönnt. Zeternd wie ein Marktweib rauschte diese Flore heran und baute sich vor ihr auf. Auch wenn ihre Wut zunächst einmal Appius galten, war es doch Phryne die sie zu spüren bekam. Eine schallende Ohrfeige kombiniert mit einer wüsten Beleidigung rissen Phryne aus ihrer schönen Stimmung. Und das Höchste war, dass ihr Geliebter sie nicht zu verteidigen gedachte!


    Phryne sprang auf. Sie sammelte sich kurz, baute sich vor der Schankmagd auf und funkelte sie böse an.


    Mit einer wie dir rede ich gar nicht. Dies hier ist mein Haus. In meinem Haus muss ich mir so etwas nicht bieten lassen. Verschwinde! Verlass sofort mein Haus! Du wirst es nie wieder betreten, du billiges Flittchen! Mach dass du raus kommst!


    Als Flore keine Anstalten machte, zu gehen, sondern weiterzeterte, drehte sich Phryne zu ihrem Geliebten um.


    Wenn ich darum bitten dürfte, dass sich deine Männer dieses hässlichen Problems annehmen würden. Ihr Geschrei macht mir Kopfschmerzen. Das willst du doch nicht, oder?

    Appius schien mit sich selbst zu sprechen. Er wirkte unzufrieden und Phryne feixte insgeheim. Anscheinend hatte sie ihn an einem wunden Punkt getroffen. Nun sollte Glaucus wieder zu ihr kommen. Phryne nickte huldvoll. Das war ganz nach ihrem Geschmack.
    Dass er ihre Sklavin durch die Gegend schickte und ihr befahl als sei er ihr Herr, ließ Phryne zunächst durchgehen. Sie wollte nicht erneut seine Wut heraufbeschwören. Getrieben von einer inneren Unruhe verließ er sie schließlich. Die Weise wie er ihr den Kuss aufdrückte, ließ Phrynes Herz hochschlagen. Doch schon war er fort.


    Phryne ließ sich von Korone waschen, salben, kleiden, frisieren und schminken. Zu gewohnter Schönheit hergerichtet fühlte sich die Schauspielerin zum ersten Mal wieder als Herrin über ihr Haus. Sie ließ sich im Peristylium nieder und griff bei den gereichten Leckereien zu. Er wollte über die Zukunft sprechen? Phryne war gespannt, was er ihr vorschlagen wollte.
    Eine Olive verschwand in ihrem Mund. Nachdenklich kaute sie und betrachtete die Statue des Apoll. Was ihr armer süßer Kaeso hatte erdulden müssen. Der arme Junge! Hoffentlich erholte er sich schnell von den Misshandlungen.

    Nun begann Phryne zu ahnen, dass Gurox seine Eifersucht zu ihrer beider Nachteil ausleben würde. Er trat auf sie zu und während er sie küsste, flüsterte er ihr eine Warnung ins Ohr.


    Es war nicht das erste Mal, dass sie von einem Mann aus Eifersucht auf diese Weise bestraft worden war. Auch ihr Sextus hatte sie mehrfach mit aller Brutalität daran erinnert, dass sie sein Eigentum war. Die Unbeirrtheit und fordernde Härte in Appius´ Küssen und Berührungen ließen Phryne spüren, dass sie ihm körperlich unterlegen und ausgeliefert war. Doch anstatt Angst vor ihm zu haben oder die Gewalt zu fürchten, erregte sie seine Wut. Sie wusste, dass er sie wollte und dass es ihn maßlos gereizt hatte zu wisssen, dass Kaeso sie bessessen hatte. Phryne wollte von ihm bestraft werden, von ihm gezeigt bekommen, dass er sie beherrschte. Sie hatte ein großes Verlangen danach. Als er sie schließlich endlich nahm, fand sie sogleich ihre Erfüllung.


    Seine Erschöpfung war ihre Genugtuung. Phryne hatte einen Sieg errungen, indem er zugegeben hatte, dass er eifersüchtig war. Ebenso wie sie auf Flore oder Korone oder diese Lustknaben eifersüchtig gewesen war. Sie beide wollten den jeweils anderen exklusiv für sich und der Machtkampf, den sie sich lieferten, erregte sie umso mehr.
    Nun hoffte Phryne, dass ihr Entführer von dem jungen Kaeso ablassen würde. Und noch mehr hoffte sie, dass Kaeso vernünftig war, Appius nicht weiter die Stirn zu bieten. Denn das würde er sicherlich teuer bezahlen müssen, so viel stand fest.

    Duccius Marsus war wie gewohnt ein Ausbund an Höflichkeit. Phryne war immer wieder von seiner Professionalität und Freundlichkeit ihr gegenüber überrascht. Manch anderer ließ sich die Standesdünkel deutlicher anmerken.


    Phryne ließ sich auf dem Korbsessel nieder, den man ihr angeboten hatte und bediente sich bei den kleinen Speisen, die eine Magd brachte. Ihre Auswahl war bewusst und zeugte davon, dass sie es gewöhnt war ihren Gaumen zu verwöhnen. Er begann die Konversation mit dem Austausch von kleinen Belanglosigkeiten, die gut geeignet waren, das Eis zu brechen, kam dann aber sofort zur Sache.


    Ja, wir sahen uns jetzt länger nicht. Umso mehr freut es mich, dass du mich heute empfängst. Es geht um eine Angelegenheit von weitreichender Wichtigkeit, wie nicht nur ich finde, sondern auch deine Verwandte Duccia Silvana. Ich weiß nicht, ob du informiert bist, aber Duccia Silvana und ich beziehungsweise auch meine Sklavin Korone teilen uns den Unterricht der Kinder in der Schola Mogontiacums. Ich habe die Schriften meiner umfangreichen Bibilothek zur Verfügung gestellt und meine Sklavin wie auch ich unterrichten die Mädchen in Musik und Tanz. Dazu widme ich mich sehr gerne dem Unterricht der dramatischen Werke und der Poesie berühmter Autoren.


    Die Schauspielerin machte eine Pause. Sie wartete ab, wie das Gesagte aufgenommen wurde. Wusste der Procurator von ihrem Engagement?


    Nun ist es leider so, dass die Schola nicht über eigene Räumlichkeiten verfügt. In der Regel unterrichten wir unter freiem Himmel. Duccia Silvanas Beziehungen machen ab und an einen Unterricht in kleinen Räumen des Tempels der Kapitolinischen Trias möglich. Vor allem wenn es regnet und kalt ist. Allerdings ist nicht immer ein Ausweichen in diese Räume möglich und der uns angebotene Raum ist recht klein und dürftig was das Tageslicht angeht. Vor allem in den Wintermonaten. Nun komme ich mit einem Vorschlag und einer Bitte zugleich zu dir.


    Sie sah den Germanen mit einem offenen Blick an.


    Ich verfüge über einige finanzielle Möglichkeiten, jedoch bei weitem nicht ausreichend, um ein Projekt von dieser Größe anzustoßen. Dennoch würde ich gerne einen Teil meines Vermögens in den Bau eines geeigneten Gebäudes für die Schola stecken. Dich wollte ich ersuchen, mir finanziell und vor allem was die Planung, die Genehmigung im Ordo Decuriones und die Ausführung der Baumaßnahmen angeht, unter die Arme zu greifen.


    Phryne lächelte charmant. Sie war gespannt auf seine Antwort.

    Appius war wütend und wie. Mit Genugtuung hätte Phryne seine offensichtiliche Eifersucht auf Kaeso gesehen, wenn das nicht solche Folgen für den armen Jungen gehabt hätte. Sie befürchtete das Schlimmste. Schließlich wollte ihr dämonischer Liebhaber wissen, wie Kaeso sein Räubernest gefunden hatte. Phryne hielt den Atem an als Kaeso sich zur Wehr setzte. Das konnte nicht gut gehen. Die Schauspielerin trat vor.


    Halt! Hör auf! Lass Kaeso in Ruhe! Er ist ein braver Junge, nicht wahr?


    Sie ließ sich neben dem Jüngling nieder und streichelte zärtlich sein verschwollenes Gesicht. Irgendetwas musste sie unternehmen um Kaeso vor weiteren Gewalttaten zu schützen.


    Aber unser hübscher Kaeso hat eine besondere Vorliebe für mich. Wenn du ihn strafen willst, Appius, dann lass ihn zusehen, wie du meinen Körper genießt. Das wird ihm mehr weh tun, als alle deine Schläge.


    Phryne ließ den zarten Schleier zu Boden fallen. Sie schenkte ihrem Entführer ein verführerisches Lächeln.