Am Nachmittag nach ihrem Besuch in der Casa Helvetia lud Phryne ihre Leibsklavin zu sich ins Peristylium. Die Schauspielerin lag im Schatten unter dem weitläufigen Porticus und sah auf den Springbrunnen inmitten der geschmackvoll gestaltenen Gartenanlage. Sie ließ Korone einen verdünnten kühlen Weißwein in zwei Becher einschenken und bot ihr einen SItzplatz an.
Setz dich zu mir, meine Beste. Erzähl mir was du herausgefunden hast. Wie viele Bedienstete hat die Casa Helvetia und wen von ihnen kann man nutzen um an Informationen zu kommen?

Korone
Korone ließ sich seufzend nieder. Domina, es war nicht so einfach wie erhofft. Man ist sehr misstrauisch in der Casa Helvetia. Dieser britannische Raufbold hat mich kaum aus den Augen gelassen und auch von der Küchensklavin habe ich nur Bruchstücke erfahren können. Zumindest weiß ich jetzt, dass es vier Sklaven und zwei Bedienstete gibt. Davon auf jeden Fall zwei Frauen. Diejenige, die ich kennengelernt habe und eine Kinderfrau, dazu den Scriba personalis des Helvetius Curio und den britannischen Holzklotz. Die Angestellten habe ich nicht gesehen, wohl aber einen Jungen, der sich Kaeso nannte und behauptete Gast in der Casa zu sein.
Phryne lächelte hintergründig.
Ja, der hübsche Kaeso... den möchte ich gerne ein wenig näher kennen lernen. Meinst du, Korone, dass du unbemerkt eine Nachricht zu ihm schmuggeln kannst? Was könnte ich ihm schicken über das er sich freuen würde. Was meinst du?
Korone grübelte. Er hatte eine ordentliche Tunika an, jedoch keine passenden Schuhe. Aber die entsprechende Größe dürfte schwierig werden.
Phryne horchte auf. Sie dachte nach.
Geh zum Schumacher und kaufe ein paar schöne geschlossene Schuhe für schlechtes Wetter. Das hat es hier oft genug. Und mach mit ihm aus, dass derjenige, der das Geschenk bekommt, sie in ein passendes Paar tauschen kann. Entlohne den Schuster ordentlich, dann wird er nicht "Nein" sagen. Verpacke alles gut und lege eine Nachricht bei.
Die Schauspielerin griff zum Stilus und schrieb auf eine Tabula.
Salve, mein lieber Kaeso,
du hast mich neugierig gemacht. Ich würde dich gerne kennenlernen. Komm doch am kommenen Venustag zur ersten Nachtstunde zur Cena zu mir in die Casa Acilia. Damit du mein Wohlwollen siehst, erhältst du mit dieser Botschaft ein neues Paar Schuhe. Du kannst sie jederzeit in die passende Größe tauschen lassen.
Eine Bitte hätte ich noch. Lass in der Casa Helvetia niemanden wissen, wohin du gehst und lösche diesen Text sorgfältig.
Ich freue mich auf dein Kommen und warte voller Vorfreude,
Vale bene,
Phryne
Sie gab Korone Geld für die Schuhe und versicherte der Sklavin lächelnd, dass sie den Rest behalten könne, wenn es ihr gelänge, das Geschenk inklusive der Nachricht unbemerkt in die Casa Helvetia zu schaffen. Dann lehnte sie sich lächelnd auf ihrer Kline zurück. Sie freute sich auf den kommenden Venustag.