Phrynes Augen ruhten mit gespannter Aufmerksamkeit auf der Duccia. Sie war sich noch nicht sicher mit welcher Einstellung die junge Germanin ihr gegenüber auftreten würde. Doch sie schien tatsächlich gewillt zu sein für die gute Sache sogar mit der Frau zusammenzuarbeiten, die sie und ihren jetzigen Mann bis aufs Blut gereizt hatte.
Phryne winkte Korone zu sich und ließ der Duccia den Kräutertrank einschenken. Es duftete nach den Kräutern. Sie selbst bevorzugte den Würzwein.
Hab dank für den Kuchen. Korone wird ihn gleich aufschneiden und uns servieren. Es freut mich dich in so guter Verfassung zu sehen. Eine Schwangerschaft soll ja nicht immer einfach zu meistern sein. Es geht dir aber gut, oder?
Das Interesse der Schauspielerin war nicht gespielt. Sie selbst hatte bislang keine Schwangerschaft zugelassen. Ein paar Mal hatte sie nachhelfen müssen, wenn die Blutung ausgeblieben war aber einen Schwangerenbauch hatte Phryne allemal vermieden. Sie musterte die Duccia. Schwangere Frauen waren besonders schön, hieß es. Und ja, sie musste zugeben, dass der Aeditua die Schwangerschaft gut stand. Sie hatte einen gesunden Teint und ihre Augen wirkten sehr lebendig.
Dann kam Phrynes Gast auf den Grund des Besuches zu sprechen. Die Schauspielerin machte eine wegwerfende Handbewegung. Ihre Armreifen klimperten, die roten Lippen entblößten weiße Zähne.
Atius hat mir eine große Bibliothek vermacht und ich teile gerne. Zudem fehlt mir ein wenig die Aufgabe hier in Mogontiacum. Ich suche eine Möglichkeit mich sinnvoll zu beschäftigen und mich einzubringen zum Wohle der Stadt. Wie du vielleicht weißt bin ich als Sklavin geboren und nur durch die Gunst meines Herrn und später meines zweiten Herrn und Geliebten zu Bildung gekommen. Ich weiß also was für einen Unterschied es macht wenn man lesen und schreiben kann. Die Position, die ich im Hause des Atius innehatte wäre ohne die Bildung, die er mir vermittelte unmöglich zu halten gewesen. Nur gut aussehen und die Venuskünste beherrschen wäre für einen Mann wie ihn zu wenig gewesen. Er suchte eine Partnerin, mit der er sich auch unterhalten konnte. Seine Gattin war ein spröder Knochen. Sie war gebildet, aber hasste ihn abgrundtief - von Anfang an. Also schuf er sich ein Wesen, das seinen Vorstellungen enstpach. Und du siehst was es mir gebracht hat...
Die schöne Schauspielerin machte eine Geste und zeigte auf ihr Haus und die schöne Ausstattung der Räume.
Ich weiß, dass ein "Aufstieg" als Hetaira nicht wünschenswert ist und dass die Kinder dieser Stadt andere Vorbilder haben sollten. Gerade deshalb möchte ich mich einbringen. Und wenn du möchtest, würde ich auch unterrichten. Poesie, Tanz, ein wenig Pantomime oder Schauspiel und Korone spielt sehr schön auf der Kithara. Sie könnte Unterricht in Musik und Gesang geben.
Phryne wartete ab, wie ihr Vorschlag aufgenommen wurde.