Beiträge von Phryne

    Nun wurde die Hebamme schnippisch. Phryne ärgerte sich über alle Maßen doch sie konnte in ihrem Zustand nichts machen. Sie war auf Alpina angewiesen. Ohne etwas zu erwidern nahm sie den angebotenen Trank und schüttete ihn hinunter. Dann begann sie in dem Tempo, das die Hebamme vorgab zu laufen. Die Gänge auf und ab.
    Wie war das? Der Kopf ihres Sohnes war sehr groß? Na und? Es war eben jetzt schon klar dass er übernatürlich klug und begabt war. Doch was musste sie hören? Es würde anstrengend werden?


    Du wirst ja hoffentlich was von deiner Arbeit verstehen! Dann wird mein Sohn schon durch mein Becken passen!


    Schmerz durchzuckte Phryne. Sie krümmte sich. Der Bauch spannte sich. Bald jedoch war der Schmerz verschwunden. Die Libertina sah unter sich. Noch keine Spur von dem Fruchtwasser.


    Stunde um Stunde verging. Wehen kamen und gingen. Mal kürzer hintereinander, dann war wieder eine lange Pause. Draußen wurde es dunkel. Phryne wurde nervös.


    Was ist los? Warum geht es nicht weiter? Tu was! Tu endlich was?


    Der Gallus nickte gelassen. "Möge die Große Mutter dich segnen, Kaeso", murmelte er uns schlurfte zu dem wie ein Häuflein Elend hin, das in einer Ecke des Temenos saß. Mit rundem Rücken und zusammengesunkenen Schultern ließ der Chirurgicus des Ludus den Kopf hängen.
    "Salve im Namen der Großen Mutter, mein Sohn. Mir wurde zugetragen, dass du die Hilfe der Göttin Kybele suchst. Möchtest du mir davon erzählen? Dann begleite mich."


    Der Gallus vergrub seine Hände in den langen Ärmeln seiner Robe und begann unter den Porticusarkaden des Temenos zu wandeln. Begleitet von dem Chirurgicus, der ihm leise und seufzend von seinen Verfehlungen und der unnatürlichen Neigung zu dem Lanista Bato erzählte.
    Lange hörte er schweigend zu. Ab und an nickte er oder lächelte sanft. Als der Chirurgicus geendet hatte, blieb er stehen. Er sah Balbus ernst an.
    "Du scheinst zu wissen auf welche Weise du gefrevelt hast. Die Große Mutter ist eine sehr gnädige Göttin, die allen Menschen gleich welchen Standes und welcher Herkunft dieselbe Entwicklungsfähigkeit und Reue zugesteht. Wenn du wirklich bereust, also wirklich und ehrlich, dann wird dir sicher eine Sühnemaßnahme einfallen, die du anbieten kannst. Sie sollte dir schwer fallen und du musst sie über eine Zeitspanne aufrecht halten, die dir einiges abverlangt. Um dieses Vorhaben zu unterstützen und die Gnade der Göttin zu erlangen, nimm dir drei Tage Zeit, am besten um den kommenden Neumond. Du kannst hier im Heiligtum übernachten. Faste mit uns, reinige dich rituell und dann tritt vor die Göttin und versprich ihr in Reue deine Sühnemaßnahme. Dann erhoffe ihre Gnade."


    Der weise alte Atticus lauschte Kaesos Geflüster. Ja, Phryne hatte ihm von Kaesos Drangsal erzählt und auch er hatte einen Fluch für richtig gehalten. Dass Kaeso nun erschrocken war über die Auswirkungen, stimmte ihn nachdenklich.
    "Nun, du hast die Große Mutter um etwas gebeten und sie hat dir deinen Wunsch gewährt. Das ist ein Zeichen dafür, dass du recht gehandelt hast. Den Übeltäter trifft die gerechte Strafe."


    Der Gallus sah zu dem verzweifelten Chirurgicus hinüber. Der Mann bot ein Bild des Jammers. Doch war er nicht selbst Schuld an seiner Misere?
    "Die Große Mutter gewährt uns Wünsche und an ihr ist es auch, den Fluch zu nehmen. Du kannst das Fluchtäfelchen ausgraben und es im Feuer schmelzen. Blei ist weich und verflüssigt sich. Doch ob sich der Fluch damit ebenso auflöst, wird sich zeigen. Deinen reumütigen Chirurgicus solltest du vor die Große Mutter führen und ihn um Gnade flehen lassen. Er soll sich eine Sühneaufgabe ausdenken, die seinem Frevel gerecht ist und geloben, diese demütig bis zum Ende auszuführen. Dann kann es sein, dass die Göttin den Fluch von ihm nimmt. Denke gemeinsam mit ihm über eine solche Sühne nach. Wenn du möchtest, werde ich es ihm sagen, denn mein Ratschlag hat zumeist die beste Wirkung. Bitte ihn, sich zum kommenden Neumond drei Tage freizunehmen. Einen Tag für ein Fasten- und Reinigungsritual, einen bzw die Neumondnacht für die Begegnung mit der Göttin und einen Tag um als neuer Mensch mit der Sühne zu beginnen."

    Mit wachsenden Unbehangen hörte Phryne zu wie Alpina den Abgang von Fruchtwasser beschrieb. Das war ja eckelhaft! Doch was sie dann hörte brachte Phryne auf die Palme.


    Geduld haben? Du hast es leicht! Du hast je keine Schmerzen! Was ist in dem Wehen fördernden Trank? Du weißt, ich habe schon einmal ein Kind verloren, das möchte ich nicht noch einmal erleben. Jetzt wo es endlich soweit ist!


    Sie sah die Hebamme begriffsstutzig an.


    Wie? Laufen? Ich soll laufen? Ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Soll ich das Kind unterm Gehen verlieren?


    Eine Patera in der Hand schlurfte Claudius Atticus um die Ecke des Versammlungshauses. Da erkannte er Kaeso.
    "Salve, Kaeso. Schön dich zu sehen! Weißt du wie es Phryne geht? Ich habe seit Tagen nichts von ihr gehört. Und du? Wie geht es dir als Assistent des Chirurgicus?"

    Erleichtert stellte Phryne fest, dass die Hebamme professionell war und vor allem den lästigen Kaeso beschäftigte.



    Korone erschien und ging sofort wieder als sie gehört hatte, was sie alles herrichten sollte.


    Nun konnte sich die Libertina auf die Fragen der Hebamme konzentrieren.


    Seit wann ich Wehen habe? Na gerade eben! Oder war das keine? Fruchtwasser? Wie merke ich das?


    Phryne hatte keine Ahnung von Schwangerschaften und Entbindungen. Sie hatte sich nie damit beschäftigt.

    Auch Phryne war alles andere als erfreut als sie Kaeso eintreten sah.


    Du hier? Ich bekomme mein Kind! Es geht hier nicht um Ablenkung, es geht um Leben und Tod! Was bedeutet, ich würde dir die Schuld geben an diesem Zustand? Das ist ein göttliches Kind, vergiss das nicht! Du warst doch nur der Träger des göttlichen Samens.


    Phryne war wütend. Die nicht endenwollende Schwangerschaft macht sie aggressiv. Sie wollte jetzt endlich ihren Sohn in den Arm nehmen und endlich Mutter sein.


    Sie watschelte wieder eine Weile auf und ab.


    Baden? In diesem Zustand? Da kann mich die Hebamme gar nicht untersuchen. Das will ich nicht.
    Sie blieb stehen. Krampfhaft zog sich ihr Leib zusammen. Eine Wehe! Endlich!
    Da! Da! Hast du gesehen! Es fängt an! Endlich! Die Wehen!


    Plötzlich strahlte Phryne über das gesamte Gesicht. Allerdings nur einen kurzen Augenblick.


    Wo ist die Hebamme? Wo bleibt diese verdammte Hebamme! Es geht los, Kaeso! Tu was!!!

    Korone öffnete die Tür, da Glaucus unterwegs war um die Hebamme zu holen. Sie guckte irritiert als sie Kaeso sah.


    Du kommst ungelegen, sagte sie schroff. Phryne erwartet ihr Kind. Die Wehen wollen einfach nicht einsetzen, obwohl Alpina einen Trank gemischt hat. Doch nichts tut sich. Phryne ist sehr besorgt.


    Die Partherin wirkte unsicher. Dann sagte sie. Nun gut, vielleicht kannst du sie ja beruhigen. Tritt ein.


    Sie ließ Kaeso durch und im Atrium konnte er schließlich Phryne sehen, die unruhig auf und ab lief. Sie schien ihn zunächst nicht zu bemerken.

    Phryne wurde unruhig. Die Tage verstrichen und die von der Hebamme angekündigten Wehen kamen nicht. Der Bauch wurde runder und runder. Sie trank den scheußlichen Trank mit Verachtung aber nichts änderte sich. Schließlich schickte Phryne nach der rätischen Kräuterfrau mit dem Befehl, dass sie sofort kommen solle.


    Vorn über gebeugt lief Phryne im Atrium des Hauses auf und ab. Wo blieb diese verdammte Hebamme?

    Phryne nickte.


    Dann mal her mit dem Trank! Und aus dem Haus gehe ich ohnehin nicht mehr. Ich bin ja total unförmig und watschel wie eine Ente. Unvorzeigbar.


    Als die Hebamme sagte, dass sie mit einer baldigen Geburt rechnete, atmete Phryne erleichtert auf.


    Ein Glück, dass es nicht mehr lang dauern wird. Halte dich bereit, Alpina. Ich lasse nach dir rufen!

    Die Schauspielerin erwiderte die Begrüßung. Sie war betont freundlich, schließlich brauchte sie die Hilfe der rätischen Kräuterhexe.


    Salve, Alpina. Danke der Nachfrage. Es geht mir soweit gut auch wenn ich es gar nicht erwarten kann, dass dieses Monstrum von Bauch endlich wieder schmal wird. Ich werde hart um meine Figur kämpfen müssen.


    Sie seufzte. Was für eine schreckliche Vorstellung. Wochenlang Gymnastik und Diät. Furchtbar.

    Sag, kannst du nicht machen, dass es schneller geht? Ich habe keine Lust mehr. Dieser kleine Kerl hier muss doch auch langsam genug von der Enge haben. Er wird erwartet! Los, untersuche mich! Und mach etwas, damit ich bald entbinden kann. Du kennst doch alle Tricks.

    Phrynes Bauch rundete sich zunehmend. Sie pflegte sich so gut es ging, unternahm nur noch kurze Spaziergänge und enthielt sich dem Wein und dem geschlechtlichen Verkehr, wie man es ihr geraten hatte. Das Kind unter ihrem Herzen war unruhig und gewalttätig. Es boxte und trat seine Mutter und Phryne hatte keinen Zweifel, dass es ein Junge werden würde. Eine echte Kämpfernatur.


    Inzwischen kam die Hebamme einmal pro Woche um sie zu untersuchen. Heute stand wieder ein Besuch von Susina Alpina an.
    Phryne hatte gebadet und sich herrichten lassen. Mit deutlich lesbarer Abneigung trank sie ihren Tee

    Phryne nickte. Sie nahm das Bleiplättchen, wickelte es um einen Hühnerknochen und schob es in einen Zwischenraum zwischen zwei Ziegeln. Dazu stopfte sie etwas blutigen Sand aus der Arena. Dann nahm sie das Figürchen in die Hand und reichte Kaeso den Nagel.


    Hier, das ist Balbus. Treibe du den Nagel dort hinein wo Balbus Schmerzen haben soll und wiederhole den Satz mit dem Schmerz.


    Kaeso tat wie ihm geheißen. Phryne lächelte böse.


    Sehr gut. Nun wollen wir die Figur hier in den Rest des Sandes stellen, ein Weinopfer darbringen und auch noch den Rest des Huhnes für die Unterirdischen dort lassen.


    Sie sah zu, wie Kaeso die Figur an die Wand lehnte und gewissenhaft den Lemures opferte. Dann löschten sie die Kerzen und traten den Rückweg an.
    Als sie vor der Stautue der Göttin standen verneigte sich Phryne noch einmal zum Dank für die Gunst der Göttin.


    Bevor du morgen in den Ludus zurückkehrst möchte ich die Nacht noch mit dir verbringen. Lass uns zu mir gehen. Ich habe ein mitternächtliches Mahl vorbereiten lassen. Sie lächelte verschwörerisch.

    Zunächst unwillig ihren prachtvollen Körper in einer Abstellkammer der Kräuterfrau zu präsentieren folgte Phryne Alpina. Seufzend ließ sie sich auf der Kline nieder. Körperöl gegen Schwangerschaftsstreifen! Ja, das war wichtig! Phryne wollte nicht entstellt sein nach der Geburt des Götterkindes. Auf keinen Fall. Also ließ sie die Prozedur über sich ergehen.

    Als es dunkel war und die letzten Ratsuchenden das Heiligtum verlassen hatten bereiteten Kaeso und Phryne ihr Ritual vor. In der Cella des Tempels brannte die übliche Feuerschale. Kaeso opferte der Göttin wie gewohnt Wein und einige Speisen, sowie Weihrauch. Phryne assistierte ihm. Im Boden vor der dem Götterbild ließ sich eine Bodenfliese lösen und herausheben. Darunter konnte man in den Sockel des Tempels hinabsteigen. Phryne nickte Kaeso zu ihr zu folgen und den Korb mit den Ritualutensilien mitzunehmen. Der Raum war niedrig. Sie mussten geduckt stehen. Im Schein der Fackel, die Phryne mitgenommen hatte sah man an den Wänden des Unterbaus kleine Figürchen aus Ton und die ein oder andere Tonschale als Opfergabe. Phryne suchte eine freie Stelle. Dort stellten sie die Kerzen im Kreis auf und entzündeten diese unter dem Singen heiliger Lieder. Die Dose mit dem blutigen Sand, das Fluchtäfelchen, eine Karaffe mit Wein und das Figürchen mit dem Nagel legte sie dazu.


    Schließlich ließ sich Phryne auf die Knie nieder und zog auch Kaeso zu sich. Sie bat die Göttin.


    Herrin Kybele, Große Mutter, Attis, Partner der Göttin. Helft eurem treuen Diener Kaeso bei einem drängenden Problem. Schenkt ihm eure Gunst. Kybele, zeige ihm deine Macht und Herrlichkeit, in dem du ihn bei seiner Sache unterstützt. Er wird es euch mit einem großzügigen Opfer danken.


    Sie nickte Käeso zu. Es war nun an ihm den Text auf dem Fluchtäfelchen vorzulesen und somit die Göttin, Attis und die Unterirdischen um ihre Hilfe zu bitten.

    Mit einem verschlagenen Lächeln sah Phryne Kaeso an.


    Im Prinzip kann jeder ein solches Fluchtäfelchen herstellen. Aber natürlich hat ein Priester den direkten Draht zur Gottheit. Und wir wollen doch, dass dein Wunsch Erfolg hat, oder?


    Die Kybele-Priesterin setzte noch den Namen von Balbus Mutter, Cuspia Tranquilla, ein.


    Nicht selten werden solche Fluchtäfelchen auch direkt im Haus desjenigen deponiert, der verflucht werden soll. Beliebt sind auch Friedhöfe oder die Arena, in der Gladiatoren und Verbrecher starben. Man glaubt, dass die Geister und Lemuren die Verfluchungen unterstützen. Wir aber wollen die Göttin selbst um Hilfe bitten und deponieren das Täfelchen hier im Tempel.


    Nun zog Phryne auch noch das aus Ton hergestellte Figürchen aus dem Korb. Sie war deutlich als männliches Wesen erkennbar.


    Diese hier werden wir auch brauchen. Ich denke, wir beschränken uns auf einen Nagel, den wir sehr gezielt einstechen werden. Oder, was meinst du?


    Phryne deponierte alle Utensilien für das nächtliche Ritual im Haus der Priesterschaft.


    Wir haben noch Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Lass uns ein wenig durch die Stadt bummeln. Wenn alle Gläubigen gegangen sind und der Tempel geschlossen wird, kehren wir zurück. Den Gallus habe ich eingeweiht. Er weiß also dass wir heute ein nächtliches Ritual zelebrieren.

    Phryne erschien in ihrer Ritualkleidung. Glaucus und Korone begleiteten sie bis zum Heililgtum, blieben dann jedoch außerhalb. In ihrem schönen feuerroten Gewand betrat sie das Fanum und unterzog sich dem obligatorischen Reinigungsritus. Dann stieg sie, mit einem Korb voller Opfergaben und den Utensilien für das nächtliche Ritual die Stufen zum Tempel.


    Im Inneren traf sie auf Kaeso, der sich gerade erwachend die Augen rieb.
    Phryne verneigte sich vor der Göttin. Gemeinsam mit Kaeso, den sie schweigend grüßte, reinigte sie die Cella. Sie kehrten, erneuerten die Glut in der Feuerschale, warfen alte Opfergaben weg oder räumten sie aus dem Tempel und stellten ihre Opfergaben auf. Als alles perfekt war, sprachen sie den üblichen Morgengruß an die Göttin und ihren Heros und baten beide um ihren Beistand bei ihrem Vorhaben.


    Dann bereitete Phryne alles vor um das Bleitäfelchen für das nächtliche Ritual vorzubereiten. Sie hatte eine spitz gefeilte, kräftige Nadel bei sich, mit der sie den Text in das Täfelchen ritzen wollte.


    Wie klingt das?


    Dich, Göttin Kybele, deinen Geliebten Attis und alle Unterirdischen rufe bitte, ersuche und beschwöre ich, bei der blutdurchtränkten Erde aus der Arena der Gladiatoren, Publius Gavius Balbus, Sohn der ... wie ist der Name seiner Mutter?.... , Chirurgicus im Ludus Mogontiacums, mit unsäglicher Liebe zum Lanista Laenius Bato zu schlagen. Erhöret mich, weckt Balbus Nacht für Nacht und raubt ihm den süßen Schlaf. Er möge bis zur Raserei verzehrt das Herz und die Seele des Bato suchen, verzehrt vor Liebe und Sehnsucht zu ihm. Jedes Mal wenn Balbus ihn sieht, soll ihm ein lanzenartiger Schmerz in seine Lenden fahren und ihn martern und schmerzen, solange bis er sein Unrecht einsieht, dass man sich nicht über andere lustig macht, sie nicht verfolgt, schändet und verletzt oder verletzen lässt. Quäle Balbus von jetzt an, Stunde um Stunde, Tag um Tag, bis er sich entschuldigt.

    Die schöne Schauspielerin musste grinsen. Natürlich fragte er wann sie endlich Zeit zu zweit verbringen konnten und traute sich auch nicht zu, eine Nacht unschuldig an ihrer Seite zu schlafen.


    Du musst dich nicht entschuldigen. Auch ich würde lieber heute als morgen... aber wenn wir unser magisches Ritual hinter uns gebracht haben, können wir uns ganz im Sinne der Großen Mutter vergnügen.


    Phryne drückte ihren Körper an Kaesos und haucht ihm ihren heißen Atem in den Nacken.


    Dann lass uns jetzt gemeinsam fasten, um den Erfolg des Rituals nicht zu gefährden. Ich denke, es ist besser wenn du noch ein paar Besorgungen vornimmst. Kerzen und Weihrauch wären gut. Wein nehmen wir aus meinen Vorräten. Wollen wir uns morgen am Tempel treffen? Ich bringe dann die Puppe und das Täfelchen mit. Ach ja, da fällt mir ein. Wir brauchen den Namen von Balbus Mutter. Das ist sehr wichtig! In magischen Beschwörungen braucht man immer den Namen der Mutter desjenigen, den man verzaubern will. Es wird dir sicher gelingen ihn herauszufinden, nicht wahr?


    Sie streichelte Kaeso über das Kinn.

    Die zynische Bemerkung überhörte Phryne. Sie hatte nicht vor sich von der Räterin provozieren zu lassen.


    Dieses Mal wünsche ich, dass du alles menschenmögliche für dieses Kind machst. Untersuche mich, gib mir Kräuter, Bäder und Salben. Alles was gut und teuer ist, ist recht für den Sohn der Göttin. Und ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass du damit auch einem guten gemeinsamen Freund einen Gefallen tust.


    Phrynes Blick war lauernd. Sie wollte sehen, ob Alpina erriet um wen es sich beim Vater des Kindes handelte. Wenn Kaeso mal was mit der Kräuterhexe gehabt hatte, dann erwartete sie mindestens einen Anflug von Eifersucht.

    Deutlich war Kaesos Freude zu erkennen als er hörte, dass ihre Vereinigung im Hieros Gamos eine Frucht trug. Phryne lächelte glücklich. Gleich kam die Rede auf die rätische Hebamme.


    Ich werde sie konsultieren, keine Sorge. Für unseren Sohn nur die beste Betreuung. Ob du etwas für mich tun kannst?


    Phryne lächelte. Oh ja, da würde ihr schon was einfallen. Aber leider war es unmöglich vor dem schwarzmagischen Ritus. Sie flüsterte sehr erotisch.


    Ja, es würde mir durchaus etwas einfallen, das du für mich und mit mir tun könntest... aber nicht jetzt... leider...


    Nur mühsam konnte sie sich auf das bevorstehende Ritual konzentrieren. Sie grinste bei der Vorstellung, dass sich der Chirurgicus in den Lanista verlieben sollte. Tatsächlich war das Neuland für Phryne. Bislang hatte sie nur Liebeszauber für "normale" sexuelle Neigungen gewirkt. Aber warum eigentlich nicht? Auch die Verwandlung des Balbus hörte sich lustig an.


    Nein, so einach ist das nicht. Aber ich denke ich werde schon so eine Puppe basteln. Der ein oder andere tiefe Schmerz, zum Beispiel in der Lendengegend... kann ja ganz schön ägerlich sein, ohne von der Arbeit abzuhalten.


    Sie grinste böse. Dann lächelte sie sanft.


    Und natürlich bleibst du heute hier. Wenn es dir zu gefährlich ist, bei mir zu schlafen, kann ich dir ein Gästezimmer anbieten. Morgen gehen wir ganz früh in den Tempel und versehen den Tempeldienst. Danach fertigen wir das Bleiplättchen. Aber erst im Dunklen ist es Zeit für das Ritual.