Beiträge von Phryne

    Phryne lächelte ebenfalls und stieß mit dem Gallus auf ihre Zukunft im Kult der Magna Mater an. Sie leerten noch den ein oder anderen Becher, sprachen über die Unterschiede zwischen dem Kultverein in Rom und dem in Mogontiacum, tauschten Anekdoten aus und ließen den Abend erst sehr spät ausklingen.


    Am Arm ihres Sklaven Glaucus trat Phryne ein wenig unsicher auf den Beinen den Heimweg an.

    Phryne wartete bis sich der Magister Vici gesetzt hatte und einen Becher mit gemischtem Wein gereicht bekam. Dann erhob sie ihren Kelch und prostete ihm zu.


    Dann zunächst einmal den obligatorischen Salut an die Horen und danach auf die Angelegenheit, die du in deinem Brief angedeutet hast. Wenn es um ein Fest geht, kann man wohl auch darauf anstoßen.


    Sie musterte den jungen Mann eingehend. Er ließ sich nicht anmerken, dass er sauer auf sie wäre, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte, nachdem sie die geflügelte Fama auf ihn losgelassen hatte. Ganz routinierter Politiker blieb er freundlich und reserviert.


    Nun bin ich aber mal gespannt. Wie kann ich dir helfen, Helvetius Curio? Schieß los!


    Ihr Blick ließ erkennen, dass Phrynes Interesse nicht nur gespielt war. Sie war tatsächlich neugierig auf sein Anliegen.


    Glaucus, Phrynes Mann für alle Fälle, öffnete dem Magister Vici die Tür.
    Salve, grüßte er mechanisch ohne eine Gefühlsregung zu offenbaren.


    Da er den Mann vor der Tür und dessen Sklaven bereits kannte und von seiner Herrin über dessen Besuch informiert war, trat er beiseite und ließ den Gast ein. Er ging voraus und brachte den Magister Vici in Phrynes Triclinium.


    Die Hausherrin lag, malerisch auf den Ellbogen gebettet, in eine königsblaue Robe gehüllt und mit Goldschmuck behängt, auf der mittleren Kline und erwartete den Gast mit einem Becher Wein in der anderen Hand.


    Salve, Helvetius Curio. Ich bin schon sehr gespannt, was mir die Ehre deines Besuches verschafft. Nimm Platz!


    Sie deutete auf die Kline zu ihrer rechten.


    Der Gallus lächelte. Er hatte bereits erwartet, dass sich der Neuzugang im Collegium nicht mir der Rolle der spendablen Gönnerin zufrieden geben würde. Phryne war klug und ehrgeizig. Eine Rolle im lokalen Cultus Deorum war sicherlich ganz nach ihrem Geschmack. Und auch er hatte gesehen, dass sie bei den Mysterienfeiern wie ergriffen wirkte. Die Göttin schien tatsächlich von ihr Besitz ergriffen zu haben. Eine solche göttliche Gunstgewährung sollte nicht ungenutz bleiben.


    Ich hatte schon so etwas vermutet, Phryne. Da du bereits in Rom Mitglied des Collegiums warst, bringst du einiges an Vorkenntnissen mit. Ich würde mich freuen, dich in den Kult der Großen Mutter auszubilden oder zumindest die Wissenslücken zu schließen. Sei willkommen als Discipula.


    Er streckte beide Arme aus und fasste Phrynes herzlich.


    Wir sollten das mit einem Becher Wein besiegeln, meinst du nicht?


    Mit diesen Worten griff der alte Gallus hinter sich und zauberte eine Kanne Wein und Becher hervor. Gänzlich ungemischt reichte er Phryne den Becher zum Anstoßen.

    Siehst du, Calvina, es ist nicht von Nachteil, eine Freundin zu haben, die schon ein wenig erfahrener auf dem Sektor der Liebe ist. Du wirst sehen, wenn er der Richtige ist, ist er aufrichtig und beschönigt nichts. Dann wird er dir erzählen, dass wir bereits das Vergnügen hatten.


    Und was für ein Vergnügen! Phone lächelte in sich hinein.


    Aber eine Bitte habe ich noch, Calvina. Wenn du ihn heiratest, will ich zur Feier eingeladen werden.

    Das Geheimversteck des Bandenoberhauptes Dumnorix ist ein heruntergekommenes Lagerhaus, das von außen kaum auffällt. Innen jedoch ist es mit den wertvollsten Waren und Gütern vollgestellt. Im hinteren Teil befinden sich unterirdische Räumlichkeiten, die das Hauptquartier der Bande Dumnorix darstellen. Hier hortete die Bande ihre Waffen, prägt Falschgeld und nutzt die Räume als Verstecke für ihre Hehlerware.


    Dumnorix, genannt der Gallier, lebt seit vielen Jahren in der Provinz Germania Superior in deren Hauptstadt Mogontiacum. Dort betreibt er eine der größten Bäckereien in der Via Iulia. Dabei ist er schon öfters mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, vorrangig durch Betrug seiner Handelspartner in dem er durch schlechtes Mehl sowie Gewichtsreduzierung seiner Waren die Kunden über den Tisch ziehen wollte. Doch jedes Mal hat der Dicke es geschafft einer größeren Strafe zu entgehen. Die erste harte Strafe bekommt er durch den Aedil Titus Petronius Marcellus. Auf diesen war er nicht gut zu sprechen.



    Schon früh verstand sich Dumnorix auf Diebstahl, Taschenspielertricks und sonstige Verbrechen. Dabei kam ihm seine hinterhältige Begabung der Verstellung gut zum tragen. Er konnte ehrlicher wie ein Priester, sittsamer wie eine Vestalin sein, wenn es darauf ankam einen Reibach zu seinen Gunsten zu machen. Nun war er mittlerweile zu einem Erzgauner vor den Göttern herangewachsen und da er so keusch lebte und nur das Beste zu sich nahmhatte er satte 150 kg an Gewicht mit sich rumzuschleppen. Doch das alles hinderte ihn nicht einen der größten Schmugglerringe in Germanien sowie der nördlichen und östlichen Welt aufzubauen. Schlau wie er war blieb er Roma und Italia fern um ja keinen Zusammenstoß mit den in Roma herrschenden Banden zu provozieren.


    Dumnorix kontrollierte den Warenverkehr zwischen Germanien und den angrenzenden Provinzen. Seltene Pflanzen zur Erstellung von Medikamenten, Weihrauch und Myre waren komplett in seiner Hand und noch etliche Handelswaren mehr wurden durch ihn kontrolliert. Er gab die Preise vor und beherrschte den Markt. Weiterhin hatte der Dicke es geschafft den Markt für Bernstein aus dem tiefen Nordosten unter Kontrolle zu bringen. Ein weiteres Steckenpferd dieses Mannes war die Produktion von gefälschten Münzen um auch hier sein Unheil zu treiben. Besonders verwerflich aber war sein Spionagegewerbe für die graumsamen Chattenföderation. Durch sein Wirken waren die grausamen Chatten mit ihrer Anführerin Norwiga immer auf dem aktuellen Stand über römische Truppenbewegungen und römischer Standorte. Nichts entging Dumnorix Schergen, die sich aus einer Verbindung herumstreifenden Banden der unterschiedlichsten Völker zusammensetzte.


    Gerade saß der Dicke hinter seinem Schreibtisch und verschränkte die Hände über seinem gewaltigen Bauch. Missmutig hörte er sich an, was Satto, einer seiner Handlanger, zu berichten hatte.



    "Dumnorix, ich habe leider keine guten Nachrichten. Eines unserer Schmugglerschiffe, das Waren aus Britannia bringen sollte, ist von einem römischen Patrouillenschiff aufgebracht worden. Die haben die Ladung konfisziert..."


    Der Bandenchef kniff die Augen zusammen. Diese Nachricht gefiel ihm ganz und gar nicht. Dabei ging ihm eine ordentliche Summe durch die Lappen.


    "Hast du eine Ahnung, wo sie die Sachen hingebracht haben? Ich meine, kann man da nicht noch was machen? Ich würde schon was springen lassen, wenn man den Dispensator der Horrea bestechen könnte. Versuch herauszufinden, wo die Ladung hingebracht wurde und wie käuflich das Wach- und Verwaltungspersonal ist. Und... Satto, ich mache dich persönlich dafür verantwortlich, wenn die Ladung verloren ist. Es war deine Aufgabe, das abzuwickeln - verstanden?!"


    Die Betonung des letzten Wortes, führte dazu, dass Satto katzbuckelte und das mit sichtlich zerknirschtem Gesicht.
    "Ich kümmere mich darum, Dumnorix. Selbstverständlich... ich bin schon weg!"
    Sprachs, drehte auf dem Absatz um und verschwand aus dem Kellerloch.


    Dumnorix knurrte. Er hasste schlechte Nachrichten. Und es sollte nicht die letzte an diesem Tag sein....


    Sim-Off:

    Ich hoffe, so wird es übersichtlicher.

    Phrynes Hand fuhr zu Calvina hinüber und legte sich sanft auf ihren Unterarm.


    Meine liebe Calvina. Auch ich möchte vermeiden, dass es zu Differenzen zwischen uns kommt. Ich schätze deine Freundschaft sehr und auch wenn ich es bei meinen männlichen Bekanntschaften bisweilen an Treue fehlen ließ, so gilt das nicht für meine Freundinnen. In Rom hatte ich nur eine wirklich gute Freundin. Ich wähle meine Freundinnen sehr sorgfältig aus und du kannst dir sicher sein, dass ich treu zu dir stehen werde, auch wenn du den Mann heiratest, mit dem mich vielleicht einst ein kleines erotisches Abenteuer verband. Das soll keinen Schatten auf unsere Freundschaft werfen.


    Sie versah ihre Rede mit einem Augenaufschlag, der Phrynes Treue bezeugen sollte.


    Rede nur mit Marcellus. Wenn er ehrlich ist, wird er dieses klitzekleine Abenteuer nicht verbergen. Dann weißt du, dass du ihm trauen kannst. Das ist doch auch eine Probe. Besteht er sie - solltest du ihm dein Herz schenken. Wenn nicht, sei vorsichtig! Und die andere Sache muss ja nichts zu sagen haben. Wie du schon so richtig sagst, Gerüchte gibt es immer. Vor allem wenn jemand so erfolgreich ist wie Petronius Marcellus!

    Phryne beobachtete ihr Gegenüber genau. Das, was Calvina von sich gab, passte so gar nicht zu der jungen Frau mit den heren Idealen. Man konnte erkennen, dass es hinter der hübschen Stirn arbeitete. Und wie erwartet, kam dann die passende Frage zu dem nachdenklichen Gesichtsausdruck Calvinas.
    Phryne lächelte und zog eine Augenbraue hoch. Invidia, die grausame Göttin der Eifersucht, grinste frech hinter der hübschen Calvina.


    Liebste Freundin, hast du nicht eben selbst gesagt, dass Marcellus ein junger Mann ist, der sich ausprobieren muss? Willst du wirklich genau wissen, mit wem er seine Erfahrungen gemacht hat? Ich bin ungebunden, Calvina. Da kann es schon mal vorkommen, dass man einsam ist und Nähe sucht... gerade damals, als ich neu in der Stadt war, hat mir Marcellus sehr zuvorkommend geholfen. Es könnte sein, dass wir uns da ein wenig näher gekommen sind. Aber das ist ja nun schon eine Weile her und ich kann dir versichern, dass du keine Sorgen haben musst. Wir sind uns in letzter Zeit nicht auf diese Weise begegnet.


    Diese Feststellung machte Phryne ohne rot zu werden. Es war sicherlich schon wieder ein paar Wochen her, dass sie Marcellus in seinem Officium aufgesucht hatte. Also log sie nicht.

    Editiert und hierhin verschoben!


    Sim-Off:

    Ich hoffe, so ist es übersichtlicher. Wir können ja die Überschrift "in noctis umbrae - furtum" beibehalten und dann verschiedenen Handlungsstränge so gliedern, oder?

    Phryne setzte sich zurecht.


    Wie du sicher weißt, verehrter Claudius Atticus, bin ich dem Kult unserer Großen Mutter aufs Innigste verbunden. Ich unterstütze das Collegium mit allem was mir zu Verfügung steht. Schon oft habe ich in den ekstatischen Momenten der Feste, während der Tänze zum Rhythmus der heiligen Instrumente, die Nähe der Göttin ganz deutlich gespürt. Ja, eingie Male glaubte ich sogar zu fühlen, wie sie von meinem Körper Besitz ergriff und mich zu ihrem Werkzeug machte.


    Ein Glänzen erschien in ihren Augen, ihre Hände gestikulierten. Nun richtete sie ihre grünen Augen auf den Gallus.


    Ich möchte mich ganz in den Dienst der Großen Mutter stellen. Würdest du mich im Kult der Magna Mater ausbilden? Würdest du mich anleiten ihr zu dienen?


    Der Gallus öffnete die Tür. Mürrisch wie immer musterte er Phryne.
    Salve Phryne. Tritt ein.


    Er trat zur Seite und machte den Weg frei. Phryne erwiderte die Begrüßung und betrat das Haus. Sie kannte den Versammlungsraum in dem sie ihre Versammlungen abhielten. Wie selbstverständlich betrat sie den Raum. Der Gallus folgte ihr. Er wies auf die bunten Kissen, die zum Sitzen einluden.
    Nimm Platz.


    Phryne bedankte sich und nahm Platz. Der alte Gallus brauchte ein wenig, bis er sich ächzend auf einem der Kissen niedergelassen hatte. Dann sah er sie erwartungsvoll an.
    Wie kann ich dir helfen?

    So so äußerte Phryne auf Calvinas Äußerung hin, Marcellus habe sie noch nicht erobert. Nun klar, einer potentielle Heiratskandidatin spielte er selbstverständlich den Sittsamen und Zurückhaltenden vor. Er war ja nicht dumm. Nun wollte sie der naiven Calvina ein wenig von einer Seite ihres geliebten Marcellus erzählen, die sie noch nicht kannte und dabei würde sie die geflügelte Fama losschicken. Die saß bereits wieder kichernd auf ihrer Schulter.


    Also, ich muss dir unbedingt etwas erzählen. Es beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Hast du mitbekommen, dass Marcellus vor einiger Zeit überfallen und zusammengeschlagen wurde?


    Phryne wartete nicht ab, bis eine Antwort kam sondern redete gleich weiter.


    Ich habe meine Fühler ausgestreckt und Nachforschungen angestellt. Marcellus wusste nur, dass der Angreifer ein Legionär der Secunda war. Nun habe ich herausgefunden, dass ein Centurio nur kurz nach diesem Überfall auf Marcellus mit Verletzungen zu spät zum Dienst erschien. Er wurde degradiert. Das interessante dabei ist, wer der Centurio war...


    Sie machte eine Pause. Calvina wusste ja noch nichts von seiner Liebschaft mit der Kräuterfrau Alpina.


    ... aber dazu muss ich erst etwas ausholen. Der gute Marcellus hatte nämlich vor einiger Zeit eine Affäre mit einer einfachen Peregrina, einer Kräuterfrau aus dem Vicus Apollinensis. Sie heißt Susina Alpina. Alle haben sich die Mäuler darüber zerrissen, weil er in aller Öffentlichkeit mit ihr poussiert hat... naja, du kannst dir vorstellen, dass sein Onkel nicht glücklich über diese Beziehung war. Wie auch immer, er hat die Affäre beendet. Jetzt aber bekommt sie ein Kind. Sie ist offensichtlich schwanger. In dem Haus, das sie bewohnt, lebt außer ihr noch der Magister Vici des Vicus Apollinensis... Helvetius Curio. Nun, du kannst dir vorstellen, dass die Gerüchteküche brodelt, wessen Kind sie trägt...


    Phryne machte erneut eine bedeutungsvolle Pause.


    ...und nun erzähle ich dir, wer der Centurio war, der meiner Ansicht nach im Verdacht steht, den Anschlag auf Marcellus verübt zu haben... er heißt Helvetius Corvinus und ist der Bruder des Magister Vici. Interessant, nicht wahr?


    Wieder wartete sie nicht auf eine Antwort.


    Jetzt könnte man sich fragen, warum der Helvetier den guten Marcellus angriff... sollte er womöglich für seinen Bruder einen lästigen Nebenbuhler um die Gunst der Kräuterfrau einschüchtern? Nun, was sagst du? Ich habe das Gefühl, der Wahrheit schon sehr nahe zu sein...

    Phryne war nun schon eine ganze Weile Mitglied des Collegiums der Magna Mater in Mogontiacum. Sie unterstützte die kleine Gemeinde nach Kräften, sowohl finanziell als auch durch Speisebeiträge für die Versammlungen und die Kultfeste. Im Collegium fühlte sie sich gut aufgenommen.


    Der Alltag ließ Phryne viel Zeit, zu viel Zeit wie sie fand. Aus diesem Grund hatte sie sich entschlossen, den Gallus des Kybeletempels aufzusuchen und ihn darum zu bitten, sie zur Aeditua des Tempels auszubilden. Aus diesem Grund machte sie sich auf zum Haus des Gallus Claudius Atticus, gleich am Eingang zum Tempelbezirk der Magna Mater. Sie klopfte vernehmlich.


    Klopf, Klopf

    Phryne wartete bis Korone den gekühlten Weißwein mit Wasser gemischt und jeder von ihnen einen Becher serviert hatte. Als sich die Sklavin entfernt hatte griff sie das Thema wieder auf. Phryne lächelte wissend, als Calvina die "Erfahrung" ansprach, die sie bei der Massage gemacht hatte. Oh, ja... sie kannte nur zu gut Xenophilus Zauberhände...


    Ja so ein Thermenbesuch ist immer wieder anregend und entspannend zugleich. Das sollten wir uns ab und zu gönnen...


    sinnierte sie. Dann aber ergab sich die Gelegenheit das Thema anzusprechen auf das sie unbedingt kommen wollte.


    Nun ja, du wirst ja wohl bald keinen Bedarf mehr für Xenophilus Massagen haben, nicht wahr? Wie sieht es denn zwischen dir und Petronius Marcellus aus? Steht alles zum Besten? Hat er dich schon erobert und wenn ja, wie weit ist er gegangen?


    Phryne wollte es genau wissen. Sie lehnte sich neugierig zu der Freundin hinüber und legte ihr eine Hand auf den Unterarm.


    Ich gönne dir diese Eroberung durchaus, glaub mir, Calvina... es ist nur so... ich habe da so einiges erfahren, das du wissen solltest, bevor du einen Fehler begehst....

    Nach ihrem aufschlussreichen Besuch in der Taberna Medica Alpina fuhren Phryne und Korone mit ihrem Einkauf fort. So ein Einkaufsbummel ließ sich wunderbar nutzen, gleichzeitig Informationen zu sammeln und Fama auf die Reise zu schicken. Phryne musste dieses Mal nicht bewußt Gerüchte streuen, weil ihre gezielten Nachfragen die geflügelte Göttin ohnehin entfesselten.


    Sie betrat also einige Läden in der Nachbarschaft der Casa Atia und sprach mit den Nachbarn, die sich vor ihren Häusern aufhielten.


    "Heute hat mich in der Taberna Medica die Tochter des Duccischen Pontifex bedient. Ist dir das auch schon passiert? Ich wusste gar nicht, dass sie so selbstverständlich in der Casa Atia ein und aus geht... sie war ganz ohne Begleitung dort. Eine junge unverheiratete Frau von Stand...allein mit dem Magister Vici..."


    "Sag mit welcher der beiden Frauen hat der Magister Vici nun ein Verhältnis? Mit der Kräuterfrau, deren Bauch seine Unbeherrschtheit deutlich verrät oder mit der Tochter des Pontifex, die zudem seine Schülerin ist?"


    "Kennst du den Bruder des Magister Vici Helvetius Curio? Ich habe ihn aus der Casa Atia kommen sehen. Hast du beobachtet, ob er öfter dort ein und ausgeht? Und die junge Duccia Silvana? Die sah ich eben alleine in das Haus ihres Lehrers schlüpfen. Sie hat nicht einmal geklopft... und dabei war diese Kräuterfrau nicht da... sie war auf einer Entbindung... die zwei jungen Leute.... ganz allein im Haus. Hast du soetwas auch schon beobachtet?"


    So und so ähnlich fragte sich Phryne durch die Nachbarschaft. Sie erfuhr dabei, dass der Bruder des Magister Vici direkt an dem Tag spät am Vormittag aus der Casa Atia gehumpelt war, an dem die Kräuterfrau auf ihre "Bildungsreise" ins freie Germanien aufgebrochen war. Und wie erwartet bestätigten die Nachbarn leutselig, dass die junge Duccierin in letzter Zeit ein häufiger Gast in der Casa Atia war. Phrynes Beobachtung, dass sie gerade jetzt allein mit ihrem Lehrer war, führte zu interessierten Blicken und Getuschel. Man war sich in der Nachbarschaft einig, dass man dem freundlichen, korrekten Magister Vici ein so lasterhaftes Leben nicht zugetraut hatte, dass sich seit der offensichtlichen Schwangerschaft der Kräuterfrau und Phrynes Beobachungen doch langsam Zweifel an seiner Integrität auftaten...

    Schlagfertig war sie in jedem Fall stellte Phryne fest. DIe Duccierin hatte tatsächlich ein passendes Rezept auf Lager. Phryne ließ sich die Rezeptur aushändigen und bezahlte den verlangten Preis. Sie ahnte, dass sich die Duccierin nicht zu einem Geständnis provozieren lassen würde. Also hatte Phryne längst einen anderen Plan. Was sie gehört hatte, war mehr als ausreichend gewesen.


    Besten Dank, Duccia Silvana. Dann wünsche ich dir noch anregende Lehrstunden. Denn in deinem jugendlichen Alter muss man ja noch so einiges eher schmerzhaft lernen, nicht wahr?! Vale bene.


    Mit einem hintergründigen Lächeln und einem Zucken der Augenbrauen verabschiedete sich Phryne und verließ die Taberna Medica.

    Phryne nickte lächelnd. Oh ja, sie verstand alle Ausflüchte der jungen Duccierin. Gerade weil sie sich solche Mühe gab, Phryne so wortreich von der Korrektheit ihres Handelns zu überzeugen, war die Freigelassene sicher, dass mehr dahintersteckte.


    Es ehrt dich, dass du dich weiterbildest, dein Wissen erweiterst und brav für den Götterkult Nachhilfe bei deinem Lehrer nimmst. Privatstunden in intimer Athmosphäre sind sicher durch nichts zu ersetzen. Ich kann mir schon vorstellen, dass diese intensiven Stunden deinen Horizont erweitern. Dein Vater muss stolz auf dich sein...


    Sie lächelte weiterhin, dann neigte sie leicht den Kopf.


    Dann will ich dir doch gleich die Gelegenheit bieten, dein Wissen und deine Gelehrsamkeit unter Beweis zu stellen. Meine Sklavin klagt seit Tagen über einen unangenehm scharfen, gelblichen Ausfluss. Könntest du ihr da ein Heilmittel empfehlen? Ich bin gespannt auf deinen Rat, denn von einer Frau, die den Rat der Götter mit den Gaben der Götter verbinden kann, beraten zu werden, ist ja wohl selbst beinahe göttlich... weiß Alpina, welche Konkurrenz sie sich da heranzieht?

    Überrascht stellte Phryne fest, wer die „Vertretung“ der Kräuterfrau war. Die junge Duccierin gab sich als Vertretung aus. Phryne grinste innerlich. Wie einfältig und ungeschickt... wo sie doch gesehen hatte, wie Duccia Silvana zuvor eindeutig in die Casa gegangen war und nicht in die Taberna Medica. Zudem hatte dann auch der Sklave auf das Klingeln der Glöckchen über der Tür reagiert und nicht die Duccierin. Und nun sagte sie ihr auch noch, dass Alpina bei einer Entbindung war... damit war doch klar, dass sie alleine mit dem jungen Magister Vici in der Casa war... mit dem stillen jungen Mann, der es ganz offensichtlich faustdick hinter den Ohren hatte. Erst schwängerte er die eine junge Frau und kaum hatte die das Haus mal verlassen traf er sich mit der nächsten zum intimen Stelldichein. Und das mit der Tochter seines Patrons. Was der wohl dazu sagen würde, wenn er das wüßte?...


    Phryne setzte ein hinterhältiges Lächeln auf. Und sie beobachtete die blonde Germanin genau, suchte nah Zeichen die sie interpretieren konnte.


    Salve Duccia Silvana. Wie überraschend dich hier zu sehen! Ich wusste nicht, dass du über tiefergreifende medizinische Kenntnisse verfügst. Aber ich hatte ja von Anfang an geahnt, dass eine außergewöhnliche Frau in dir steckt, die es weit bringen kann. Vorausgesetzt sie läßt sich nicht mit den falschen Menschen ein. Sei vorsichtig, Duccia, du begibst dich auf gefährliches Terrain...


    Ein Blitzen in den Augen der Freigelassenen sollten die Blondine dazu bringen, über ihre Worte intensiv nachzugrübeln.


    Ich bin allerdings überrascht, dass du als ledige Frau von Stand ohne Begleitung gerade in dieses Haus schleichst. Nachdem Alpina bei einer Entbindung ist, bist du ja wohl mit dem jungen Helvetier allein im Haus, nicht wahr? Hast du da nicht Sorgen um deinen guten Ruf? Nachdem er ja ganz offensichtlich seiner Vermieterin bereits ein Kind gemacht hat, solltest du dich vorsehen. Alpinas bestes Kräuterrezept zur Verhinderung einer Schwangerschaft ist nämlich momentan aus – vorsicht!!! Es kann schneller gehen als du denkst...


    Sie sah die Duccierin erneut durchdringend an.


    Dein Vater weiß ja sicherlich, dass du hier bist, oder? Wäre ja dumm, wenn er es nicht wissen sollte und es ihm von einem Vögelein zugezwitschert wird.....