Beiträge von Phryne

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    Original von Duccia Silvana: „Dich hier zu treffen, hätte ich wahrlich nicht zu hoffen gewagt, aber welch glückliche Fügung der Götter, denn wenn ich mich recht entsinne, schuldest du mir noch eine Geschichtsstunden.“ sagte Runa zu dem älteren Mann und etwas leiser fragte sie dann so wie es halt ihre Art war. „Was hältst du von der?“ Wenn sie meinte musste sie wohl nicht näher ausführen.


    Natürlich war Phryne nicht entgangen, dass sich dieses junge Ding konspirativ mit dem Petronier unterhielt. Auch wenn sie nicht verstehen konnte, was die beiden tuschelten, wollte sie weitere Flüstereien schnell im Keim ersticken.


    Petronius Crispus, jetzt wo du nicht mehr Duumvir bist, hast du vermutlich mehr Zeit für diverse andere Projekte. Welches Projekt liegt dir denn in dieser Stadt am meisten am Herzen?


    Sie schenkte dem Petronier einen klimpernden Augenaufschlag.

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    "Wie und was hattest du dir denn dabei vorgestellt? Wie hat dein Engagement in Rom für den Kult der Mater Magna ausgesehen?"


    Phryne lächelte.
    "Vom Tympanon habe ich gegessen, aus der Zymbel habe ich getrunken, den Kernos habe ich getragen, in das Gemach bin ich hinabgestiegen, ich bin ein Myste des Attis", wiederholte Phryne den Spruch der Eingeweihten in den Mysterienkult der Magna Mater.
    Ich war Teil der Profani, der Gläubigen, und habe die Kultgemeinschaft wann immer möglich unterstützt. Bei den Prozessionen und großen Kultfesten habe ich das Tympanon geschlagen und bis zur Extase getanzt. Ich bin eine begeisterte Anhängerin dieses Kultes. Es würde mich sehr freuen, wenn ich auch hier wieder in die Kultgemeinde aufgenommen werden könnte, um das gemeinsame Kultmahl aus dem Tympanon zu genießen.


    Die Aussage, dass Marcellus Spiele organisiert hatte, ließ Phryne aufhorchen. Was sie allerdings irritierte, war, dass er nach wie vor nicht zu ihrem Willkommensfest erschienen war. Eigenartig...



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    "Helvetius, Phryne erzählte gerade, dass sie sich im Kult der Magna Mater engagieren möchte."


    Als Duccius Verus den jungen Aedituus des Apollo Grannus Mogon auf Phrynes Engagement für die Gemeinde der Magna Mater ansprach, grinste sie zynisch. Hatte er bei ihrem Opfer jüngst doch offenbart wie wenig Ahnung er von den Mysterienkulten hatte. Sie war gespannt, ob er dem Pontifex gegenüber zugeben würde, wie blank er auf diesem Sektor noch war.
    Phryne stellte fest, dass der Helvetier alleine zurückkam. Gleich drauf kam seine Erklärung dafür. Soso, den Magen hatte sich Alpina verdorben? Nun, als Landpomeranze war sie solche Köstlichkeiten eben nicht gewöhnt. Sie würde Phryne nicht fehlen... also konzentrierte sie sich wieder auf ihre Unterhaltung mit dem Pontifex und dem neu dazugekommenen Aedituus.

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    Original von Decimus Duccius Verus: Hier leben viele Menschen nicht-römischer Herkunft. Der hiesige Cultus Deorum hat sogar Teile ihres Kultes adaptiert und ist stets bemüht, eine religiöse Allgemeinheit zu schaffen, wobei natürlich dennoch der römische Kult der Staatskult ist."


    Interessiert lauschte Phryne den Ausführungen des Pontifex.


    Da ich in dir einen Experten in Sachen Götterkulte vor mir habe, möchte ich das gleich ausnützen und dich fragen, an wen ich mich wenden muss, wenn ich mich - wie in Rom auch schon - wieder im Kult der Magna Mater engagieren will?


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    Falls du dich nach Intellektuellem sehnst, besuche doch einmal das Theatrum Germanica venustrus artis Moguntiaci. Ich bin mir sicher, dort wirst du sowohl Unterhaltung als auch intellektuellen Austausch finden."


    Mit Freude hörte sie auch die Informationen über das Theatrum Germanica venustrus artis Moguntiaci.


    So wie es klingt, sprichst du aus Erfahrung, was das Theater angeht. Besuchst du auch ab und an eine Vorstellung? Ich sollte mich über die kommenden Vorstellungen informieren.


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    Gewiss obliegt es mir als Vater, einen passenden Ehemann für meine Tochter zu finden genauso wie es in Rom der Fall wäre. Allerdings wird eine eheliche Verbindung noch warten müssen, da ich sie, trotz Missfallen meiner Gattin, erst als Aeditua im Cultus Deorum wissen will. Sie hat vor kurzem erst ihre Ausbildung bei Helvetius Curio begonnen."


    Die letzte Äußerung entlockte Phryne ein Anlupfen der Augenbrauen. Wie interessant! Ein sehr junger Aedituus und eine fast gleichalte Duccierin als Discipula. Das barg doch Potential für die Gerüchteküche. Bei der Gelegenheit fiel ihr auf, dass der Helvetier den Raum verlassen hatte - und nicht allein! Die Kline auf der er zuvor mit Alpina gesessen hatte, war leer..

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    Decimus Duccius Verus: "Ich heiße dich im Namen meiner Familie in Mogontiacum willkommen und danke dir für die Einladung. Meine Vetter Duccius Marsus und Duccius Silvanus muss ich leider entschuldigen, seit sich diese Stadt Municipium nennen darf, sind die zu leistenden Aufgaben nicht gerade weniger geworden."


    Phryne war angenehm überrascht von Duccius Verus. Er schien entspannt zu sein und wahrte die Fassung als sich seine Tochter danebenbenahm.
    Nachdem sich der Pontifex niedergelassen und mit Wein versorgt hatte, prostete sie ihm zu.


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    "Was verschlägt dich nach Mogontiacum?"


    Seine Frage war nur zu berechtigt. Er hatte schließich ihre Ausführungen zuvor nicht mitbekommen. Phryne entschied sich zur Offenheit.


    Ich mache kein Geheimnis daraus, Duccius Verus, dass ich die Meretrix eines reichen und gebildeten römischen Kaufmanns war. Aus aufrichtiger Liebe und als Dank für meine Dienste schenkte mir Acilius Priscus die Freiheit und diese Casa. Auch wenn ich Rom ein wenig vermisse, muss ich doch sagen, dass es mir langsam immer besser in Mogontiacum gefällt. Es ist ein wenig provinziell und in vielen Dingen auch sehr konservativ, wie ich feststelle, doch insgesamt eine schöne Stadt. Dieses kleine Fest sollte mir die Möglichkeit geben, einige der Bewohner dieser Stadt besser kennenzulernen. Die Auswahl der Gäste verdanke ich Petronius Marcellus, der mir bei der Ausfertigung der Formalitäten behilflich war. Und wenn ich ehrlich bin: ich langweile mich ein wenig und suche den intellektuellen Austausch. Priscus war ein Schöngeist und Mäzen. Mir fehlen die Abende mit Literatur und Schauspiel.
    Sie machte eine kurze Pause und trank einen Schluck Wein, dann fuhr sie fort.
    Nun habe ich aber genug geplaudert. Erzähl du mir, was ein Pontifex macht, wenn er nicht gerade den Willen der Götter interpretiert? Du hast eine schöne Tochter im heiratsfähigen Alter. Suchst du schon nach einem passenden Gatten für sie? Ich nehme an, dass das hier in Germanien auch die Aufgabe des Vaters ist, nicht wahr?

    Phryne lächelte die Verbalattacke der kleinen Duccierin einfach weg. Mir einem süßen Lächeln wandte sie sich an deren Vater.

    Deine Tochter ist nicht auf den Mund gefallen, Pontifex Duccius Verus. Sie ist nicht nur sehr schön sondern verfügt auch über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Du musst sehr stolz auf sie sein.


    Die Kline zu meiner Linken ist noch frei. Wenn ihr möchtet, könnt ihr beide dort Platz nehmen. Wir können aber auch zunächst einen Rundgang durch das Haus machen, wenn es noch jemanden hier interessiert. Ich erwarte nur noch einen Gast, Petronius Marcellus, und er kennt die wichtigsten Räume des Hauses bereits. Also wenn ihr nicht allzu hungrig seid, würde ich nun eine Führung machen.

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    Da sagte mir aber der große Apollo Grannus Mogon etwas anderes. Und ich gehe doch bestimmt Recht in der Annahme, dass du ihn nicht in irgendeiner Weise in Frage stellen möchtest.


    Und was die Fähigkeiten von Susina Alpina betreffen, besteht meines Wissens nach in der gesamten Stadt kein Zweifel daran, dass sie stets nur zum Wohle ihre Patienten handelt. Viele Einwohner lassen sich von ihr behandeln und ebenso viele berichten von einem guten Heilungsverlauf.


    Amüsiert musterte Phryne den Aedituus des Apollo Grannus Mogon. Sie hatte gezielt seinen männlichen Stolz provoziert und er war promt darauf angesprungen. Um ihr zu beweisen, dass seine Männlichkeit keiner Austern bedurfte, ließ er die Köstlichkeit bewußt aus. Noch interessanter fand sie die Tatsache, dass er die unscheinbare Maus, die mit ihm die Casa Atia teilte, vehement verteidigte. Das ließ doch tief schließen. Phryne vermerkte es. Man wusste nie, wofür man so eine Information noch brauchen konnte.
    Nach einer längeren Denkpause, kam dann doch noch ein Kommentar der Kräuterkrämerin.


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    "Ich möchte nicht unhöflich wirken, Phryne, aber ich möchte doch noch einmal klarstellen, dass ich in erster Linie Hebamme und Kräuterkundige bin. Magische Tränke und auch Liebestränke zählen nicht zu meinem Spezialgebiet und Helvetius Curio hätte mit Sicherheit keine magische Hilfe nötig."


    Phryne triumphierte. Eine Steilvorlage für sie!


    Du hättest nicht erwähnen brauchen, dass Liebestränke keine Spezialität von dir sind, Alpina. Wäre es anders, wärst du sicherlich bereits verheiratet - in deinem Alter...


    Nachdem sie diese Spitze noch untergebracht hatte, erhob sich Phryne, um die eben erschienenen Gäste zu begrüßen. Neugierig betrachtete sie das blonde Pärchen. Wer sie wohl sein mochten?


    Wen darf ich denn nun begrüßen?, fragte Phryne und ging den beiden mit einem strahlenden Lächeln entgegen.


    Der Sklave Glaucus öffnete die Tür. Zunächst erblickte er eine blonde, sehr hübsche junge Frau. Nur wenig später trat ein ebenso blonder Mann hinzu. Das Mädchen stellte sich als Ducccia Silvana, Tochter des Pontifex Duccius Verus vor. Als der blonde Mann dazukam, hätte er sich nicht mehr vorstellen brauchen, es war offensichtlich, dass er der Vater der hübschen Kleinen war. Der maulfaule Glaucus nickte nur auf die Vorstellung des Pontifex und ließ die beiden ein. Mit einer Handbewegung beförderte er auf die Köpfe der beiden die Kränze aus Weinlaub und Efeu, wie sie bereits die anderen Gäste krönten. Dann führte er beide wortlos durch das Atrium auf das Triclinium der Gastgeberin zu. Mit einer ausholenden Handbewegung öffnete er die Tür. Intrate, murmelte er.

    Interessiert lauschte Phryne dem Petronier. Nun ja, Literatur war nicht sein Thema. Sie musste auf ein anderes Thema sinnen.


    Wie steht es mit den Circusspielen oder dem Jagen? Das waren auch immer beliebte Freizeitbeschäftigungen der römischen Männer. Das Jagen ist auch meine Leidenschaft... allerdings keine Tiere...


    Sie warf dem Petronier einen anzüglichen Blick zu.
    Kurz darauf erschien ein Diener mit einer großen Platte voll mit frischen Austern. Während Phryne sich bediente, wandte sie sich an den jungen Aedituus.


    Greif zu, die Auster wird als aphrodisisch wirksam eingeschätzt. Du scheinst noch ein wenig davon zu benötigen, Curio.
    Sie zwinkerte ihm zu und schlürfte geräuschvoll die Auster. Nicht ohne sich nach dem Genuss lasziv über dei Lippen zu lecken.
    Und Austern sind allemal gesunder als die Zaubertränke deiner Mitbewohnerin. Sei vorsichtig! Wer einen wirksamen Liebestrank mischen kann, der mischt sehr schnell auch einen Giftcocktail!

    Phryne ließ die ersten Speisen auftragen. Neben den obligatorischen gefüllten Eiern mit diversen stark gewürzten Füllungen, gab es kleine Fischklößchen mit gemahlenem Kreuzkümmel und gebratene Ente mit Haselnüssen, viel Pfeffer, Minze und Liebstöckel. Dazu verschiedene Brotspezialitäten und Würzsoßen.


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    Du sagst, du kommst aus Rom. Erzähl doch ein wenig von deinen Erlebnissen dort. Mich interessiert es brennend, wie es dort so ist.


    Mit einem Lächeln wandte sich Phryne dem jungen Aedituus zu, der sie nach ihrer Zeit in Rom fragte.


    Ich habe insgesamt 10 Jahre in Rom gelebt. Es war eine spannende und interessante Zeit. Wenn ich allein an die ganzen Feste denke, die wir gefeiert haben. Weißt du, dort gibt es eigentlich immer etwas zu feiern und vor allem in der Oberschicht wird ausgiebig Gebrauch von Festen gemacht. Da gibt es die großen, offiziellen Feste des Kaisers und seiner Beamten, dann die Feste der Oberschicht, zu denen allles eingeladen ist, was Rang und Namen hat. Da wird mit Theater und Tanz, Musik und ausgiebigem Genuss von Wein gefeiert. Natürlich gibt es auch privatere Feste, zu denen nicht so ein Aufwand betrieben wird, aber ein kleiner Mimus oder eine Akrobatik- oder Tanzeinlage gehört bei den privaten Festen eigentlich auch dazu.Bei den größeren Festen sind die Ehefrauen mit von der Partie. Nun, manchmal treffen sich die Männer auch nur zum Geschäftsessen. In kleiner Runde oder sogar nur zu zweit. Da wollen sie ihre Frauen dann auch nicht dabei haben. Was aber nicht bedeutet, dass keine Frauen anwesend sind.


    Phryne lächelte anzüglich. Sie konnte gar nicht zählen bei wie vielen "Geschäftsessen" sie anwesend gewesen war.


    Was ich besonders geliebt habe, waren die literarischen Zirkel. Priscus war ein echter Liebhaber der zeitgenössischen Literatur. In seinem Haus hielten sich oft Schriftsteller und Philosophen auf. Da gab es Lesungen und heiße Diskussionsrunden.
    Sie wandte sich nun an Petronius Crispus. Wie ist das hier in Mogontiacum? Gibt es hier einen Literaturzirkel? Ein Mann von deiner Lebenserfahrung liebt doch sicher auch die Literatur, oder? Vielleicht schreibst du sogar selbst? Bestimmt hast du schon viel erlebt, was du dem geneigten Leser mitteilen könntest.

    Es dauerte ungewöhnlich lange, bis sich der junge Aedituus sicher war, ein Zeichen des Gottes erkannt zu haben. Sie folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger mit ihrem Blick, doch kommte sie nicht wirklich erkennen, was er als Glitzern über den Baumwipfeln bezeichnete. Nun gut, ihr war nur wichtig, dass er ein positives Zeichen des einheimischen Apollo interpretierte. Phryne atmete erleichtert auf. Sie wünschte sich wirklich in dieser kleinen, provinziellen Stadt heimisch zu werden und sich hier ein neues Leben aufzubauen.
    Sie dankte dem Aedituus und löste ihren Geldarmreif vom Unterarm. Diesem entnahm sie mehrere Dupondien. Diese gab Curio.


    Dies hier ist für die Kultgemeinde des Apollo Grannus Mogon. So wie ich es aus Rom kenne, ist es üblich den Kultgemeinden zu spenden. Es wäre mir eine Freude, die lokale Kultgemeinde zu unterstützen.


    Sie schob den Geldarmreif wieder auf den Unterarm zurück und wandte sich noch einmal an den jungen Aedituus. Curios unschuldige Art reizte sie zu einer anzüglichen Bemerkung.


    Erledigst du alles im Leben mit dem gleichen Eifer wie den Opferdienst? Dann hätte ich vielleicht noch eine andere interessante Aufgabe für dich.


    Sie zwinkerte ihm zu und lachte verschwörerisch. Dann aber wurde sie wieder ernst und verabschiedete sich von dem Kultpersonal des Apollotempels. Sie wollte ja noch weiter zum Tempel der Magna Mater.


    Der Sklave Glaucus öffnete die Tür. Er begrüßte den neuen Gast im Namen seiner Herrin, hörte sich an, wen er vor sich hatte und bat den Petronier und seinen Sklaven herein. Wie schon zuvor den ersten Gästen, drückte er auch Petronius Crispus einen Kranz aus Efeu- und Weinranken auf´s Haupt.
    Meine Herrin empfängt im Triclinium, nuschelte er. Dann führte er den Gast durch das Atrium hindurch. Die Stimmen der Festgäste und das Flötenspiel von Phrynes Sklavin Korone hallten durch das weitläufige, erst spärlich eingerichtete Haus. Glaucus öffnete die Schiebetür zum Triclinium und führte den Petronier hinein.



    Als Phryne sah, dass ein neuer Gast gekommen war, erhob sie sich von der mittleren Kline und bewegte sich geschmeidig auf den Petronier zu. Interressiert ließ sie sich von ihrem Sklaven den Namen des neuen Gastes nennen. Als sie hörte, wen sie vor sich hatte, leuchteten ihre Augen.


    Oh, wie schön, dass du es einrichten konntest zu kommen, Marcus Petronius Crispus. Dein Neffe Marcelllus hat mir schon so viel von dir erzählt. Und sei versichert, nur das Beste! Er schwärmt immer in den höchsten Tönen von dir! Um so mehr freut es mich, dich nun persönlich kennen zu lernen. Ich bin Phryne, Erbin des Sextus Acilius Priscus und somit die neue Besitzerin dieser Casa. Ich nehme an, dass du meine anderen Gäste bereits kennst...


    Sie machte eine kurze Pause, dann stellte sie der Vollständigkeit halber Curio und Alpina vor. Phryne wartete, bis die Dienerin mit dem Handwaschbecken dem Petronier die Hände gewaschen hatte, dann ließ sie ihm einen Becher mit warmem Würzwein geben.
    Mit einem Augenaufschlag bat sie: Würdest du mir die Freude machen, auf meiner Kline Platz zu nehmen? Ich hätte dich gerne an meiner Seite, denn mit Sicherheit kann man sich mit einem so erfahrenen und kultivierten Mann wie dir hervorragend unterhalten.


    Mit sanfter aber bestimmter Hand führte sie den Petronier zur mittleren Kline.

    Phryne beobachtete ihre Gäste genau. Mit Genugtuung sah sie, dass die Alpina von dem Ambiente beeindruckt war. Weil zunächst keiner der anderen Gäste erschien, nahm sie auf der Kline in der Mitte Platz. Sie lud mit einer Handbewegung Curio und Alpina ein, es sich ebenfalls bequem zu machen. Zu Curio gewandt, begann sie eine einfache Konversation.


    Sag´, einer der Duccier ist doch Pontifex, nicht wahr? Dann müsstest du ihn doch besser kennen. Hast du gehört, ob er kommen will? Ich habe keinerlei Rückmeldungen auf meine Einladung erhalten. Ist das hier nicht üblich so? Ich stelle fest, dass die Sitten in Rom und in der Provinz schon sehr unterschiedlich sind. Dort hat man keine Gelegeheit ausgelassen zu feiern. Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich mich an das provinzielle Flair Mogontiacums gewöhnen werde.

    Der hilflose Versuch des jungen Aedituus, Phrynes provozierende Begrüßung zu kommentieren, entlockte ihr ein leises Grinsen. Wollte er seinen tadelosen Ruf verteidigen oder die Andeutung der Hexerei von seiner Mitbewohnerin korrigieren?
    Phryne führte die Gäste ins Triclinium. Dort saß Korone auf einem Hocker und spielte auf der Flöte. Die Gastgeberin deutete auf die Klinen und Sitzgelegenheiten.


    Macht es euch bequem. Ich erwarte schon noch ein paar Gäste, doch da ihr die ersten seid, habt ihr den Vorzug, euch die Sitzgelegenheit aussuchen zu können.


    Sie winkte einer der angemieteten Dienerinnen, die sogleich mit einer Wasserschüssel und frischen Handtüchern auf die Gäste zuging. In der Handwaschschüssel schwammen Rosenblätter. Ein weiterer Diener brachte Becher und eine Kanne mit gemischtem, gewürztem und gewärmtem Wein.
    Phryne nahm sich einen Becher und ließ sich einschenken. Sie wartete bis auch ihre Gäste versorgt waren, dann eröffnete sie den Abend mit einem Trinkspruch an die Horen und den göttlichen Kaiser.

    Als Phryne hörte, dass die ersten Gäste kamen, eilte sie ihnen durch das Atrium entgegen. Schon von weitem war zu erkennen, dass es die beiden Bewohner aus der Casa Atia waren. In was für einem Verhältinis die beiden standen, interessierte Phryne brennend und sie gedachte es herauszufinden. Am besten mit einer kleinen Provokation.


    Sieh an, der Aedituus des Apollo und seine kleine Kräuterhexe. Seid willkommen! Tretet näher, immer herein in mein bescheidenes Domizil.


    Mit einer ausladenden Handbewegung, bei der ihre goldenen Armreifen um die Wette klimperten lud sie die Gäste ein, ihr zu folgen. Sie umrundete den Springbrunnen, der in der Mitte des Atriums für einen Blickfang sorgte. Auf dem Weg zum Triclinium blieb sie jedoch stehen.


    Wollt ihr euch zuerst stärken oder lieber erst einen Rundgang durch das Haus machen? Da ihr die ersten Gäste seid, könnt ihr das Programm bestimmen.

    Phryne brachte das Opfer flott über die Bühne. Für den Kult der römischen Götter hatte sie nie viel übrig gehabt, der orgiastische Charakter der Mysterienkulte lag ihr mehr. Doch sie wusste, dass dieses Opfer von den Bürgern sicher wohlwollend betrachtet werden würde und wer weiß? Schaden würde es sicher nicht. Herausfordernd sah sie den Priester des germanischen Gottes an. Waren die Zeichen positiv?

    In den vergangenen Tagen war Phryne mit den Vorbereitungen für ihr Willkommensfest sehr beschäftigt gewesen. DIe Schreinerei hatte Korb- und Klappstühle geliefert und für die Temperierung der Räume ohne Hypokaustanlage standen Glutbecken zur Verfügung. Sie hatte die Speisen bestellt und weder Kosten noch Mühen gescheut, ihren Gästen die herrlichsten Köstlichkeiten zu servieren. Besonders freute sie, dass sie einen Händler aufgetrieben hatte, der versprochen hatte, frische Austern zu liefern. Dazu würde es diverse raffiniert gewürzte Vorspeisen, Fleisch- und Fischgerichte geben. SIe hatte erlesene Weine gekauft und natürlich auch leckere Süßigkeiten herrichten lassen. Für die Bewirtung war eigens Personal angemietet, damit sich Korone ganz der musikalischen Untermalung widmen konnte. Im Vestibulum lagen die lagen Efeu- und Weinlaubkränze für die Beegrüßung der Gäste bereit.
    Phryne selbst war in ein safrangelbes Gewand aus feinster Seide gekleidet und hatte das Haar mit der Lockenzange ondulieren lassen. Korone hatte es zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt. Um Phrynes Ohren und die Handgelenke spielte schwerer Goldschmuck.


    Sie war nervös. Wer würde wohl kommen? Ob tatsächlich die Duccier kommen würden? Und Marcellus Onkel Petonius Crispus? Wie waren die Duccischen Frauen wohl?
    Es dämmerte bereits. Bald mussten die ersten Gäste erscheinen.

    Noch eine Weile nachdem Marcellus gegangen war räkelte sich Phryne mit einem Lächeln auf den Lippen in ihrem Bett. Was für eine Nacht! Sie hoffte, dass es nicht die einzige lange und intensive Nacht mit Marcellus bleiben würde.
    Als wenig später Korone ihr ein Bad im hauseigenen Balneum einließ, entfernte Phryne das Diaphragma, das verhindern sollte, dass sie schwanger wurde. Phryne wusste vorzusorgen, doch so notwendig wie in dieser Nacht war es noch nicht oft gewesen. Eine alaunhaltige Spülung vor dem Bad sollte zusätzliche Sicherheit geben.


    Frisch gereinigt und gesalbt schrieb sie die Einladungen für ihr Willkommensfest.

    Phryne nickte dankbar und ließ sich nach der Reinigungszeremonie Weihrauch aus dem Korb geben. Im Tempelinneren senkte sie im Angesicht der überlebengroßen Statue des Gottes ehrfürchtig das Haupt. Sie warf die Weihrauchkügelchen in die Glut und betete laut mit nach oben geöffneten Händen.


    Oh Apollo Grannus Mogon, Schutzgott der Bürger dieser schönen Stadt. Nimm gnädig Du mein Opfer an. Auch ich möchte mein Schicksal unter Deine Schutzherrschaft stellen und in diesen Mauern glücklich werden. Nimm dafür von mir Kranz und Opferkuchen an und gewähre mir diesen Wunsch.


    Phrne ließ sich Kranz und Opferkuchen aus dem Korb geben und präsentierte beides dem Gott. Dann überließ sie den Opfergehilfen das Deponieren der Gaben. Für das Brandopfer hatte sie einen Opferkuchen und erneut Weihrauch vorbereitet. Sie verließ mit dem Kultpersonal den Tempel, um das Brandopfer am Altar vor dem Tempel zu zelebrieren. Wie schon zuvor wandte sie fromm den Kopf nach rechts, als das zweite Gebet gesprochen war und die Gaben in der Glut verkohlten. Ein Gefühl von Dankbarkeit und Zufriedenheit erfüllte sie. Doch nun hieß es, die Bewertungen des Götterwillens durch den Aedituus abzuwarten.

    Phryne realisierte wohl, dass sie den jungen Aedituus in Verlegenheit gebracht hatte, überging es aber mit einem nonchalanten Lächeln. Sie winkte ihrer Sklavin, ihr auf dem Weg zum Tempel zu folgen. Aus Rom war sie gewöhnt, dass Tempeldiener und Opferhelfer einen Großteil des Opfers übernahmen und der Priester den Willen der Götter interpretierte. Nun, sie würde sehen, wie der junge Aedituus es in Mogontiacum handhabte. Als sie sich dem Tempel näherten, zog sie sittsam den Schleier tiefer ins Gesicht.


    Nun, dann werde ich wohl nach der Reinigung ein Gebet sprechen und einige Opfergaben im Tempel deponieren. Ich dachte an einen Blumenkranz, einen Opferkuchen und Weihrauch als Spende für Apollo. Natürlich sollen weitere Opfergaben dann auf dem Altar vor dem Tempel verbrannt werden. Dabei erhoffe ich mir von Dir, dass Du mir deutest, ob das Opfer gnädig aufgenommen wurde oder ob der Stadtgott dieses hübschen Fleckchens Erde ein größeres Opfer von mir erwartet.


    Unter dem Schleier heraus sah sie Helvetius selbstbewußt an und wartete auf seine Antwort. Es war nur gut, dass er kein Kybelepriester war. Die Diener der Magna Mater waren schließlich Eunuchen und das wäre doch jammerschade gewesen...


    Korone hatte den Auftrag bekommen, die Einladung zum Willkommensfest ihrer Herrin in der Casa Petronia abzugeben. Sie stand also frierend vor der Tür und klopfte. Als ihr geöffnet wurde, grüßte sie höflich und drückte der Sklavin, die vor ihr stand, den Brief mit der Bitte in die Hand, ihn an Marcus Petronius Crispus auszuhändigen. Dann verabschiedete sie sich wieder.


    Salve, Pontifex Marcus Petronius Crispus,


    Eure schöne Stadt Mogontiacum hat eine neue Mitbewohnerin. Vor Kurzem erst erbte und bezog ich, Phryne, die Casa Acilia. Ich stamme aus dem sonnigen Salona, habe aber die vergangenen 10 Jahre im Haus des Sextus Acilius Priscus in Rom verbracht. Aus Liebe und Dankbarkeit vermachte er mir sein Haus in Eurer schönen Stadt. Gerne würde ich mich nun allen vorstellen, die diese Stadt zu eben jenem lebenswerten Fleckchen Erde machen. Es würde mich sehr freuen, wenn Du und Dein Neffe Titus Petronius Marcellus, am kommenden Venustag zur 1.Abendstunde in der Casa Acilia zum geselligen Convivium erscheinen würdet. Für Speis und Trank sowie musikalische Untermalung wird gesorgt sein.


    Vale bene, Phryne