Puh. Nur acht Tage war gut. Ich fand, dass acht Tage, also mehr als eine Woche, schon ziemlich viel und lange waren. Aber ich wollte natürlich auch nicht wie der letzte Hinterwäldler dastehen. Deshalb behielt ich den Gedanken lieber erstmal für mich.
"Stimmt. Über'n Berg ist immer weiter als mit'm Schiff."
Ein belustigtes Grinsen meinerseits.
"Klar darfst du mich fragen, wo ich her komme."
Der Versuch, etwas Zeit zu schinden. Denn ich hatte es bislang immer tunlichst vermieden, das irgendwem zu sagen. Musste ja nicht jeder gleich von meiner hohen Geburt wissen. Er erst Ausreißer, dann Tagelöhner, dann Ehemann und Vater. Dann tot. Sie auf der anderen Seite selbst nicht die beste Partie: Beim Cursus Publicus gearbeitet, dann mit mir schwanger geworden, dann meinen Vater geheiratet und mich bekommen. Ruhmreich sah anders aus.
"Ich bin ein Sohn der Fortuna. Da komme ich her. Viele, unzählige meiner nahen und fernen Verwandten haben ihr Leben gelassen... vor dem letzten Bürgerkrieg... im letzten Bürgerkrieg. Ich bin einer der wenigen Artorier, die diesen ganzen Mist überlebt haben."
Und ich hatte mich nur deshalb, nur weil so viele Verwandte gestorben waren, reich geerbt. Stinkreich. Fast schon zu reich zum Stinken, so reich. Aber zurück zu Verginius.
"Also bist du sozusagen auf den Spuren deines Vaters unterwegs, wenn der hier aus dem Umland kam."
Ein Nicken und Lächeln.
"Das ist gut. Dann weißt du entweder, wohin du unbedingt mal willst.. oder wie dein Leben auf gar keinen Fall verlaufen soll."
Einen Job suchte er auch? Hm.. Puh.. Sollt ich ihn jetzt für den Cursus Publicus zu werben versuchen? Nach dem verhauenen Termin bei Decimus Serapio stand mein Stern bei den Leuten, die da etwas zu sagen und zu entscheiden hatten, bestimmt nicht sehr hoch.
"Du kannst ja mal fragen, ob die in den Verwaltungen von Rom oder von Italia noch irgendwo wen brauchen und einstellen. Mein Patron Decimus Livianus hat die in Rom bis vor kurzem als Praefectus Urbi geleitet, wobei man da sicher auch jeden Curator persönlich fragen kann, ob der noch einen Zuarbeiter braucht. Und jetzt ist mein Patron als Curator Rei Publicae für die Verwaltung von Italia verantwortlich. Da könntest du ihm gerne sagen, dass du von mir kommst."
Ob das half, nach meinem desaströsen Termin bei seinem Sohn, das war natürlich die andere Frage.
"Oder vielleicht suchen die auch auf dem Palatin noch Leute, keine Ahnung. Ich glaub, ein anderer Klient meines Patrons.. also eigentlich eine Klientin, um genau zu sein.. die müsste da auch irgendwo tätig sein. Aber Vorsicht. Bei der musst du aufpassen. Die ist zwar ein mords Geschoss.. also wirklich.. eine Rose sozusagen. Aber man sagt ihr nach, dass sie ziemlich dornenreich ist und stacheln kann. Und als ich sie mal kennengelernt habe, kam sie mir vor allem vor wie eine Kunstblume, so humorlos und steif."
Zusammengefasst also: Eine Kunstblume vom Typ dornenreiche Rose. Ich grinste. Eine lustige Vorstellung. Und ich merkte: Ich war schon wieder ganz schön in Plauderlaune. Deshalb hielt ich es bei meiner letzten Antwort lieber etwas kürzer.
"Der Prozess gegen ihn läuft. Aber ich darf nicht darüber sprechen. Zeugenbeeinflussung und so."
Das behauptete ich jetzt einfach mal so.