Das war doch .. Versteckte sich die Obrigkeit jetzt schon hinter ihren Bediensteten?
"Klar. Der Gedanke ist mir auch gekommen, Prätor."
Einerseits. Aber andererseits....
"Aber es gab eine Anzeige gegen den Flavius. Am Tag seiner Vereidigung. Heißt: Ein Fall, den die alten Ädilen schon gar nicht mehr abschließen konnten."
Morgens kam eine Anzeige rein. Ein paar Stunden später war die Vereidigung. Rechtsbeugung? Wohl eher die typische Bürokratie. Sah man ja auch gerade live, wie zeitzehrend das oft war.
"Ein Fall, der also bei der Amtsübergabe mit an den Flavius* übergeben wurde. Aber passiert: Ist nichts."
Sim-Off:* Ich hoffe, hier will sich niemand hinter einem NPC verstecken, um mögliche negative Konsequenzen für seine ID (der einzige gewählte Ädil, den wir gerade haben) abzuwenden. Ich hab gehört, da gibts so eine Spielregel zu.
Die Spenden wurden nicht eingestellt. Die gingen unbeirrt weiter.
"Später gab es öffentliche Kritik auf dem Forum. Nicht durch zwei tuschelnde Leute. Sondern durch eine öffentliche Rede. Eine Rede, die den Ädil beim Namen genannt hat. Und nicht nur den. Auch seine Spenden, mit denen er gegen die Lex Mercatus verstoßen hat. Aber passiert: Ist wieder nichts."
Durchatmen.
"Und jetzt vergeht nicht ein Tag. Nicht eine Woche. Sondern ein *ganzes* Drittel des Amtsjahres. Des Amtsjahres, in dem der Ädil die Einhaltung der Marktordnung überwacht. Ein *ganzes* Drittel dieses Amtsjahres vergeht. Und es passiert: Absolut nichts. Unbeirrt spendet der Ädil tagaus, tagein und tut nichts, um diesen Verstoß gegen die Lex Mercatus zu unterbinden."
Ich schüttelte den Kopf.
"Weil ihm die Anzeige gegen ihn auch nach einem Drittel des Amtsjahres immernoch nicht in die Hände gefallen ist? Weil er nicht den blassesten Schimmer davon hat, was auf dem Forum gesprochen wird? Gerade wenn es dabei doch um ihn geht. Um seine Verlobung. Um die Kaiserin bei ihm zu Gast. Um seine Spenden, die gegen das Gesetz verstoßen. Und weil er natürlich auch keine Ahnung, nicht den geringsten Schimmer hat, dass seine Sklaven und Bediensteten unter dem Slogan "Spenden fürs Volk! Vom Aedil Caius Flavius Scato!" auch nach seiner Wahlfeier immer weiter Spenden ans Volk bringen?"
Das war ja wirklich .. sehr .. kurios.
"Ich möchte nochmal betonen, Prätor. Ich bin nicht hier, weil ich den Verstoß gegen die Lex Mercatus anzeigen will. Ob der Verstoß gegen die Lex Mercatus also wissentlich war oder aus Unwissenheit .. Ich würde sagen, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht* .. Aber es spielt sowieso keine Rolle. Weil es um den Verstoß gegen die Lex Mercatus mir ja gar nicht geht."
Sim-Off:* Zumal ja bisher auch immer jeder für seine eigenen Angebote selbst verantwortlich war. Und nicht bei einem Verstoß plötzlich der eigene NPC-Verwalter Schuld ist.
Ich versuchte das irgendwie mit Gesten zu unterstützen. Weil ich irgendwie glaubte, dass der Prätor mich vielleicht einfach nicht richtig verstand. (Weil ich mich vielleicht einfach nicht so ausdrücken konnte wie ein Patrizier das gewohnt war.)
"Ich bin hier, weil der Bürger Caius Flavius Scato als Ädil die Lex Mercatus gebeugt hat. Indem er nichts dagegen unternommen hat, seinen eigenen Verstoß gegen dieses Gesetz zu unterbinden. Obwohl es eine Anzeige gegen ihn deswegen gab, die er von seinem Amtsvorgänger "geerbt" hat. Obwohl es in der Öffentlichkeit auf dem Forum lang und breit Thema war. Obwohl er ein gaaanzes Drittel des Amtsjahres die Marktordnung durchsetzt. Und trotzdem hat er es in dieser ganzen, langen, langen Zeit nicht vollbracht, seinen eigenen Verstoß zu unterbinden."
Wieder ein Kopfschütteln.
"Für mich subjektiv. Eindeutig Rechtsbeugung zum eigenen Vorteil. Für den Kaiser objektiv. Scheinbar Grund genug, die Immunität vom Flavius aufzuheben und eine gerichtliche Klärung der Sache zu empfehlen. Und sich sogar explizit weitere Sanktionen gegen den Ädil vorzubehalten."
Nochmal durchatmen. Auf ein Letztes.
"Drum hoff ich wirklich, dass du dieser Klage stattgibst. Damit ein Gericht das objektiv und neutral klären kann. Bis wohin sich ein Ädil vielleicht noch hinter "Nachlässigkeit" verstecken kann. Und ab wann es eindeutig vorsätzliche Rechtsbeugung ist."
Ich zögerte .. und entschied mich dagegen. Dagegen noch mehr zu sagen. Erstmal abwarten, ob der Prätor jetzt auch noch ein drittes Mal nein sagte. Erst dann wollte ich um eine schriftliche Begründung bitten. Eine mit Siegel und Unterschrift. Ganz offiziell. Damit ich hier nicht ohne was wieder ging. Sondern etwas in der Hand hatte..