Während Antias erzählte und Frugi seine Ausrüstung an der Wand sortierte, erbarmte sich Ferox, das zerwurschtelte Bett des Pupillus wieder in Ordnung zu bringen. Sorgfältig faltete er die Wolldecke und strich darüber, um sie zu glätten. Jedoch blieben irgendwie immer Falten. Wahrscheinlich waren die Ränder zu straff gesäumt. Also er hätte das besser hinbekommen. Seine Fellfabrikate schlugen grundsätzlich nie Falten! ... zumindest fast nie.
"Sieht aus wie ein Gesicht", bemerkte Ferox und zeigte auf die Falten in der Decke. Mit spitzen Fingern faltete er noch eine herausgestreckte Zunge und freute sich darüber. Als Antias ihm erklärte, welch verhängnisvollen Schlafplatz sich Pupillus dort neben der Tür gesucht hatte, wischte er das Gesicht samt Anhängsel jedoch wieder fort. "Kein Wunder, dass Pupillus so auf Prass ist", erwiderte er und ersetzte das Gesicht durch ein Herzchen. Ein bisschen Nettigkeit würde dem gereizten Kameraden vielleicht gut tun - wenn er davon nicht ebenfalls explodierte.
Er perfektionierte das Kunstwerk, während Antias weiter sprach. "Die Hastae alle zusammen neben die Tür? Aber da verwechselt man sie doch ständig." Dann fiel ihm ein, dass das vielleicht gar nicht so unpraktisch war, denn so konnte keiner meckern, wenn er die Lanze mal nicht perfekt in Ordnung gebracht hatte. Immerhin war er ein Neuling, da konnte so etwas schon mal vorkommen und noch wusste er nicht, wie pingelig der zuständige Optio sein würde. "Wenn ich es mir recht überlege, macht es doch durchaus Sinn", berichtigte er nickend. Als Antias seinen Vortrag beendete, war Ferox gerade mit seinem Herzchen zufrieden. Sein Bruder eilte davon, wahrscheinlich hatte er noch viel zu tun und war wegen ihnen spät dran. "Ja, bis später, man sieht sich! Und danke!", rief erihm hinterher. Eines musste man Antias lassen, er war ein fleißiger Bursche, dass er sich zwischendurch noch Zeit für die Neulinge nahm.
Dann wandte Ferox sich an Frugi, der noch immer räumte und zuckte mit den Schultern. "Jetzt hat Antias uns so viel erklärt, aber das Wichtigste vergessen: er hat versäumt uns zu verraten, wo die Schnarcher und die Pupser liegen."
Der andere schien ein wenig verschüchtert zu sein. Kein Wunder bei all den neuen Eindrücken und dann auch noch einem Anraunzer vom Freund desjenigen, der direkt neben der Tür schlafen musste. "Ich heiße übrigens Ferox. Nero Germanicus Ferox." Er lächelte und streckte dem anderen die Hand hin.
Dann schlenderte er die Betten entlang und schaute, welche noch frei waren. Es handelte sich um Doppelstockbetten, deren Liegeflächen ineinander verschmolzen waren, so dass sich die eigentlichen Liegeplätze nur anhand des Bettzeuges identifizieren ließen. Manche machten sich hier ziemlich breit.
"Ich glaube, ich lege mich hier bei der Kochstelle mit hin", kommentierte Ferox und wies auf eine freie Stelle in der oberen Etage. "Da oben schaut der Optio hoffentlich nicht so genau hin wie in den unteren Betten. Außerdem ist an der Kochstelle immer was los und man kann sich gemütlich unterhalten, während man im Bett liegt."
Ja, Gemütlichkeit war etwas, das Ferox sehr schätzte. Es musste nicht luxuriös sein, im Gegenteil, ein wenig armselige Schmuddeligkeit fand er wohliger als sterilen auf hochglanz polierten Luxus. Gemütlichkeit stand bei ihm ganz oben auf der Prioritätenliste. So störte es ihn auch nicht, dass in dem Bett schon anderes Bettzeug lag. Selbst ein Schnarcher oder Pupser neben sich war besser, als ganz allein im hintersten Winkel zu versauern.
"Hier oben wäre noch ein weiteres Plätzchen frei", bemerkte er. "Allzu viel Platz nimmst du ja nicht weg." Schmunzelnd warf er einen Blick auf das Bürschelchen.