Beiträge von Nero Germanicus Ferox

    Ferox knuffte breit grinsend zurück und bekam prompt Lust auf einen kleines Kämpfchen.
    "Das erzähl ich dir, wenn du mich besiegt hast!" :D


    Er schlich um Antias herum und hielt die Arme angewinkelt vor sich, die Finger zu lockeren Fäusten geballt. Wahrscheinlich würde er mit einem einzigen Handgriff im Dreck landen, aber das nahm er in Kauf. Immerhin hatten sie eine verpasste gemeinsame Kindheit nachzuholen und rangeln machte auch als Erwachsener noch Spaß. :]

    "Ich will mich nicht prügeln, ich will nur meine verdammte Ruhe haben!", brüllte Pupillus, während Pompus ihn zurück auf sein Bett drückte. Würde Pompus noch etwas fester zudrücken, würde der kleine Choleriker wahrscheinlich platzen wie eine überreife Tomate. Kein Wunder, dass der Schlafplatz neben ihm noch immer leer war!


    Als Antias vorschlug, sich jemanden zu suchen, der einem morgens in die Rüstung half, blickte Ferox sich suchend um. Rasch bildeten sich Pärchen, auch Frugi wurde schnell in Beschlag genommen. Er zog nachdenklich die Brauen hoch. Nur Pupillus wurde von niemandem gefragt. Er wuchtete gerade wieder die Mühle auf seinen Schoß, um einen Grund zu haben, niemanden anschauen zu müssen. Irgendwie tat er Ferox leid, wie er da so allein saß. Wer wusste schon, was geschehen war, dass er so grauenhafte Laune hatte? Vielleicht war er unter seiner roten Schale ja ein netter Kerl.


    "Magst du mir dann vielleicht bei der Lorica helfen, Pupillus?", fragte Ferox und versuchte, so wenig offensiv wie nur möglich zu klingen. "PUPILLUS?", wiederholte er lauter, als der kleine runde Kamerad nicht reagierte. Pupillus hörte auf zu kurbeln. Langsam drehte er den roten Kopf, auf dem Schweißperlen glitzerten, sah ihn für einen kurzen Augenblick lang an, nur um gleich wieder wegzusehen. "Meinetwegen", knurrte er, während er auf die Mühle starrte, als wäre sie an all seiner Misere Schuld.


    Na also, es ging doch, stellte Ferox zufrieden fest. Er brauchte wahrscheinlich nur etwas Zeit. Ferox kletterte vom Bett und ging mit Antias noch einmal vor die Tür. Im Vorbeigehen grinste er Pupillus freundlich an, doch der mahlte schon wieder verbissen seinen Weizen, ohne aufzusehen.


    Draußen empfing sie die klare Winterluft.
    "Scheint doch ein ganz netter Haufen zu sein", bemerkte Ferox.

    Als Antias sich provokant neben Pupillus setzte, betätigte dieser betont desinteressiert die Handmühle. Er starrte er auf die wirbelnde Kurbel, das Mehl stob in kleinen Wölkchen aus den Spalten. Hatte er ... Schiss? Ferox verkniff sich ein Grinsen.


    "Wenn du weiter so kurbelst, mahlst du sogar noch die Mahlsteine zu Mehl", informierte er, was sein neuer Kamerad geflissentlich ignorierte. Dafür wurde sein Kopf noch ein gutes Stück roter.


    Die Nachricht, die Antias überbrachte, war für Ferox genauso wenig schlecht wie für Frugi. "Mehr Leute, mehr Spaß", fand er. "Und kalt wird es hier drin dann auch nicht. Bis es so weit ist, dass du einziehst, spioniere ich aus, wo man gefahrlos schlafen kann, ohne zersägt zu werden oder eine Gasvergiftung zu bekommen." Er grinste zufrieden. Noch perfekter konnte der Tag eigentlich kaum werden. Wenn er bedachte, was für Sorgen er sich gemacht hatte!


    Nur der Mann, der neben Pupillus schlafen musste, tat ihm schon jetzt leid. Der füllte gerade das Mehl in eine Schale. Antias erhob sich und sofort ruckte Pupillus` Kopf herum, den Blick auf das Bett geheftet. Er machte ein Geräusch wie ein Dampfkochtopf. Falten! Pupillus wandte den Kopf zu Antias. Sein Mund zuckte, als wolle er er etwas sagen, doch nachdem er Antias langsam von unten nach oben gemustert hatte, kniff er die Lippen zusammen, sah wieder nach unten und füllte neues Korn in die Mühle.


    Frugi platzierte sich derweile neben Ferox. "Das ist eine Aussicht von hier oben, was?", posaunte dieser. "Man kann von hier aus bis zur gegenüberliegenden Wand sehen!"


    Just in diesem Moment platzten zwei weitere Tirones herein, ein großer und ein kleiner, der jedoch nicht so rund war wie Pupillus. Als der Große sich unter ihnen auf`s Bett schmiss, klimperten die Hastae an der Wand. Was für ein Brocken! Bekam der überhaupt seine Lorica zu, ohne dass irgendwo Spalten blieben? Einen Moment später sprang er wieder auf und stieß mit dem Kopf an die Unterseite von Ferox`Matratze. Der Schlag war so heftig, dass Ferox im sitzen ein Stück in die Luft hüpfte.


    "Salvete, Pompus und Persaeus", grüßte er zurück. Dann ermahnte er Frugi leise: "Pass bloß auf, dass der Große sich nicht versehentlich auf dich drauf setzt, sonst bist du weg."


    Nur einer beteiligte sich nicht an dem Geplauder. "Das da ist Pupillus", stellte Ferox den einsamen Kameraden an der Tür vor. "So lange ihr euch nicht auf sein Bettzeug setzt, ist er ungefährlich."


    Es hatte nur ein harmloser kleiner Scherz sein sollen, um Pupillus einzubeziehen, doch dieser stellte die Mühle unsanft auf den Boden, dass es rummste und baute sich breitbeinig in der Baracke auf. Er sah aus wie ein Henkeltopf. "Du suchst also Ärger, ja?!"

    Ferox zog seine Decke ein wenig zur Seite, so dass der leere Platz neben ihm einladend breit erschien.
    "Ja, hier oben passt noch einer hin. Du darfst sogar am Rand schlafen." Er zwinkerte Frugi zu, um ihn wieder etwas aufzumuntern. Armer Bursche. Aber vielleicht würde er ja mit der Zeit Gefallen an seiner Situation finden oder sich wenigstens an sie gewöhnen.


    Die Tür der Baracke öffnete sich und zusammen mit einem kalten Windhauch kam ein kleiner, rundlicher Mann herein, auf dessen Hals ein bemerkenswert roter Kopf leuchtete. Ob es von der Kälte war, der Anstrengung oder weil er gerade gereizt war, ließ sich nicht sagen. Durch das sehr kurze Haar sah der Kopf aus wie ein Ball. Der Mann sortierte eine Reihe von Säckchen in sein Regal, die verdächtig nach Nahrungsmittelrationen aussahen. Eines schmiss er auf sein Bett. Anschließend setzte er sich mit dem Hintern genau auf das Herzchen, ohne es zu bemerken, hob sich eine Handmühle auf die Oberschenkel, gab Getreide aus dem Säckchen hinein und begann zu mahlen.


    Das war also Pupillus. Und er hatte etwas zu essen.


    "Salve!", rief Ferox durch den Raum, woraufhin Pupillus den Kopf hob und ihn desinteressiert ansah. Ferox sprach trotzdem weiter, immerhin wollte er nicht verhungern und Frugi sah auch aus, als ob er eine Mahlzeit bitter nötig hätte. "Ferox und Frugi, deine neuen Kameraden", stellte er sich und den Burschen ungefragt vor. "Wo bekommt man hier die Nahrungsrationen her?"


    "Die werden im Horreum ausgegeben", murrte Pupillus ohne sich vorzustellen. Entweder er war kauzig oder hatte ähnlich viel Lust hier zu sein wie Frugi. "In der Nähe vom Armamentarium. Es ist nicht zu übersehen, es wimmelt dort gerade von Tirones."


    "Na, da werden wir doch gleich mal vorbeischauen, wenn wir hier fertig sind", meinte Ferox. "Was ist, Frugi, kommst du mit?"


    ...


    Wenig später kehrte Ferox ein zweites Mal voll bepackt in sein neues zu Hause zurück. Diesmal buckelte er seine komplette Wochenration an Verpflegung: Weizen, Milch, ein paar Eier, Käse, Speck, Olivenöl, Weinessig, Gemüse, Trockenobst und, weil heute der erste Tag war, sogar etwas Fleisch. Das Beste daran war, dass alle Zutaten für Ferox`Lieblingsessen - gebratene Eier - vorhanden waren!


    "Das sieht doch lecker aus", meinte er zu Frugi. "Wenn es das jede Woche gibt, werden wir hier fett wie Mastochsen!"

    Die Luft über dem Exerzierplatz schien zu brennen. Als der Mann mit dem Marschgepäck mit dem Centurio zu diskutieren begann, hatte Ferox das Gefühl, als müsse jeden Moment ein Vulkan ausbrechen und sie alle unter seiner glühenden Lava begraben. Zisch und weg wären sie, die Taugenichtse und dann konnte er als Aschehäufchen auf Vespa nach Hause reiten. Warum musste er Teil des Contuberniums dieses Mannes sein?


    Ferox wurde blass und wünschte sich unsichtbar. Er versuchte, so unauffällig wie möglich auszusehen und starrte weiterhin geradeaus. Gern hätte er dem bepackten Tiro unauffällig den Ellebogen in die Seite gestoßen, damit er die Klappe hielt, aber mindestens eine handvoll Kameraden standen zwischen ihnen. Gleich würde Avianus sie alle auffressen! Und wenn er das nicht tat, würde er sie mit ihrem eigenen Schlafgewand die Latrine putzen lassen!


    Doch dann wurde Ferox nachdenklich. Der Pechvogel war immerhin sein neuer Kamerad. Er konnte den armen Kerl doch nicht bereits jetzt aus dem Contubernium wünschen aus Angst, dies könnte auch auf ihn zurückfallen und dass nur wegen eines kleinen Fehltrittes! Wie sollte das erst werden, wenn sie sich gegenseitig im Einsatz vertrauen mussten, wenn es schon bei solchen Kleinigkeiten des Alltags mit dem Vertrauen scheiterte?


    Die Tirones standen dicht an dicht, Ferox konnte die nackten Arme seiner Nebenmänner an den seinen spüren. Und so tat er das Einzige, was er tun konnte, um dem anderen irgendwie beizustehen: Er stupste, kaum merklich, seinem linken Nachbarn mit dem Ellebogen gegen den Arm und zischte so leise, dass es gerade noch verständlich war: "Weitergeben."


    Hoffentlich würde das Stupsen sich bis zu dem Kameraden fortsetzen und ihn dazu bringen, seine Kritik an dem Centurio zurückzunehmen, ihm eine dicke Entschuldigung zu servieren wie eine Schnitte mit extra viel Butter und und ihm seine Kritik später unter vier Augen zukommen zu lassen anstatt vor versammelter Mannschaft.


    Nach vollbrachtem Stupser übte Ferox sich weiterhin in der Kunst des Unsichtbarwerdens, während sein Herz von innen gegen die Lorica zu hämmern schien wie der Schlägel einer Glocke.

    Ferox räumte das Bettzeug eines Kameraden, der sich über zwei Liegeplätze ausbreitete, eine Position zur Seite und platzierte seine eigene Decke daneben. Dabei achtete er darauf, dass alles möglichst ordentlich aussah, damit nicht wieder irgendjemand Ärger bekam (vor allem nicht er selbst). Ob Frugi sich mit daneben platzieren wollte, hatte er nicht gesagt, vielleicht war sein Schweigen auch ein höfliches 'Nein, danke'. Wie auch immer, es gab ja noch einige andere freie Plätze.


    "Essen?", griff er Frugis Frage auf, während er räumte. "Tja, das wird uns in Rationen zugewiesen, aber wo man die herbekommt, weiß ich auch nicht. Da müssen wir wohl noch mal jemanden fragen." Dummerweise war gerade niemand da, der so aussah, als ob er mehr Ahnung hätte als sie - außer vielleicht Pupillus`fleischklopsiger Freund, aber noch ehe Ferox sich entscheiden konnte, verließ dieser wieder die Baracke.


    Ferox kratzte sich nachdenklich die Bartstoppeln am Kinn. "Nun ja, notfalls müssen wir Antias noch mal auf den Sack gehen. Früher oder später muss er ja wieder hier aufkreuzen, zumindest habe ich das so verstanden, dass er auch hier irgendwo pennt." Er schaute sich unwillkürlich nach irgendwas im Raum um, was nach seinem Bruder aussah, gleichzeitig fiel ihm auf, wie sinnlos das an einem Ort wie diesem war. Jeder Platz sah gleich aus. Gleiche Ausrüstung, gleicher Stauraum ... sogar das gleiche Essen für jeden würde es geben, egal, wie groß oder klein er von Natur aus gebaut war. Antias zählte hier nicht als Person, die er schätzen und lieben gelernt hatte, nicht als sein Bruder oder als der Sohn seiner Eltern, sondern nur als ein Miles, der seine Arbeit zu machen hatte.


    Gewöhnungsbedürftig war es schon, vom Individuum zum Teil eines großen Ganzen zu werden, das mehr war als die Summe seiner Teile. Ein Gefühl, das Ferox gleichzeitig mit Ehrfurcht, Stolz und Angst erfüllte. Aber vermutlich gewöhnte man sich daran recht schnell. Warum auch nicht? Individualismus war etwas für Poeten, nicht für Soldaten.


    Während Ferox so nachdachte und sich häuslich einrichtete, hörte er Frugi weiter zu. Was dieser erzählte verwunderte ihn und so hielt er in seiner Arbeit inne. Besorgt runzelte er die Stirn und sah den Oktavier an. "Du wurdest gezwungen, hier her zu kommen? Was meinst du damit?"

    Sein neuer Kamerad Frugi schaffte es gerade noch rechtzeitig auf den Platz, bevor der Centurio erschienen war. Ferox hatte sich schon gefragt, wo er blieb und darum gebangt, dass der junge Bursche gleich am ersten Tag einen Rüffel wegen Unpünktlichkeit kassierte. Aber im Gegenteil, weil er so kurz vor knapp kam, hatte er keine Gelegenheit mehr, plaudernd herumzulungern, sondern konnte gleich zum Antreten übergehen.


    Ferox winkte ihm noch kurz zu, bevor der Centurio sein beeindruckendes Stimmorgan über den Platz hallen ließ. Ferox hatte das Pech, an dem Ende des Platzes zu stehen, an welchem der Centurio kurz zuvor erschienen war, so dass er zu denen gehörte, die als erstes unsanft in eine Linie gezerrt wurden, während der Mann ihnen brüllend eine erste Ahnung davon vermittelte, was mit jenen geschah, die nicht spurten. Ferox stellte sich kerzengerade hin und rührte sich nich ein haarbreit mehr vom Fleck. Er blinzelte nicht einmal mehr.


    Er hatte gerade noch aus den Augenwinkeln mitbekommen, dass einer der frischgebackenen Tirones samt komplettem Marschgepäck angerückt war. Hätte er das etwa auch so machen müssen? Hoffentlich machte er sich nicht gleich am ersten Ausbildungstag vollkommen zum Deppen. Zum Glück hatte auch ein Großteil der anderen Tirones kein Marschgepäck, so dass sein Verfehlen hoffentlich im Kollektiv untergehen würde - sofern nicht der Tiro mit dem Gepäck derjenige war, der hier Mist baute.


    Ferox wurde Teil einer perfekten Linie. Von seinem rechten Nebenmann wehte ihm zu seiner Überraschung eine Schnapsfahne entgegen. Wie hatte der das hinbekommen, gestern unbemerkt einen zu heben? Nun ja, dafür sah er bestimmt auch entsprechend aus, allerdings wagte Ferox nicht, das Gesicht in seine Richtung zu drehen um den Status seiner Augenringe und die Käsigkeit seiner Gesichtsfarbe zu begutachten.


    Der Centurio forderte die Tirones auf, ihn zu grüßen. Ferox holte tief Luft und schlug sich mit der rechten Faust auf`s Herz, so wie er das bei anderen abgeschaut hatte, die ihren Vorgesetzten so gegrüßt hatten. Er hoffte, dass es in dieser Situation so korrekt war.


    "Salve, Centurio Avianus!", posaunte er zusammen mit einigen anderen in einem misstönenden Chor. Gleich darauf verschluckte er sich. Hatte da gerade zu seiner linken irgendwo einer Centurio Avianusi geplärrt?

    Während Antias erzählte und Frugi seine Ausrüstung an der Wand sortierte, erbarmte sich Ferox, das zerwurschtelte Bett des Pupillus wieder in Ordnung zu bringen. Sorgfältig faltete er die Wolldecke und strich darüber, um sie zu glätten. Jedoch blieben irgendwie immer Falten. Wahrscheinlich waren die Ränder zu straff gesäumt. Also er hätte das besser hinbekommen. Seine Fellfabrikate schlugen grundsätzlich nie Falten! ... zumindest fast nie.


    "Sieht aus wie ein Gesicht", bemerkte Ferox und zeigte auf die Falten in der Decke. Mit spitzen Fingern faltete er noch eine herausgestreckte Zunge und freute sich darüber. Als Antias ihm erklärte, welch verhängnisvollen Schlafplatz sich Pupillus dort neben der Tür gesucht hatte, wischte er das Gesicht samt Anhängsel jedoch wieder fort. "Kein Wunder, dass Pupillus so auf Prass ist", erwiderte er und ersetzte das Gesicht durch ein Herzchen. Ein bisschen Nettigkeit würde dem gereizten Kameraden vielleicht gut tun - wenn er davon nicht ebenfalls explodierte.


    Er perfektionierte das Kunstwerk, während Antias weiter sprach. "Die Hastae alle zusammen neben die Tür? Aber da verwechselt man sie doch ständig." Dann fiel ihm ein, dass das vielleicht gar nicht so unpraktisch war, denn so konnte keiner meckern, wenn er die Lanze mal nicht perfekt in Ordnung gebracht hatte. Immerhin war er ein Neuling, da konnte so etwas schon mal vorkommen und noch wusste er nicht, wie pingelig der zuständige Optio sein würde. "Wenn ich es mir recht überlege, macht es doch durchaus Sinn", berichtigte er nickend. Als Antias seinen Vortrag beendete, war Ferox gerade mit seinem Herzchen zufrieden. Sein Bruder eilte davon, wahrscheinlich hatte er noch viel zu tun und war wegen ihnen spät dran. "Ja, bis später, man sieht sich! Und danke!", rief erihm hinterher. Eines musste man Antias lassen, er war ein fleißiger Bursche, dass er sich zwischendurch noch Zeit für die Neulinge nahm.


    Dann wandte Ferox sich an Frugi, der noch immer räumte und zuckte mit den Schultern. "Jetzt hat Antias uns so viel erklärt, aber das Wichtigste vergessen: er hat versäumt uns zu verraten, wo die Schnarcher und die Pupser liegen."


    Der andere schien ein wenig verschüchtert zu sein. Kein Wunder bei all den neuen Eindrücken und dann auch noch einem Anraunzer vom Freund desjenigen, der direkt neben der Tür schlafen musste. "Ich heiße übrigens Ferox. Nero Germanicus Ferox." Er lächelte und streckte dem anderen die Hand hin.


    Dann schlenderte er die Betten entlang und schaute, welche noch frei waren. Es handelte sich um Doppelstockbetten, deren Liegeflächen ineinander verschmolzen waren, so dass sich die eigentlichen Liegeplätze nur anhand des Bettzeuges identifizieren ließen. Manche machten sich hier ziemlich breit.


    "Ich glaube, ich lege mich hier bei der Kochstelle mit hin", kommentierte Ferox und wies auf eine freie Stelle in der oberen Etage. "Da oben schaut der Optio hoffentlich nicht so genau hin wie in den unteren Betten. Außerdem ist an der Kochstelle immer was los und man kann sich gemütlich unterhalten, während man im Bett liegt."


    Ja, Gemütlichkeit war etwas, das Ferox sehr schätzte. Es musste nicht luxuriös sein, im Gegenteil, ein wenig armselige Schmuddeligkeit fand er wohliger als sterilen auf hochglanz polierten Luxus. Gemütlichkeit stand bei ihm ganz oben auf der Prioritätenliste. So störte es ihn auch nicht, dass in dem Bett schon anderes Bettzeug lag. Selbst ein Schnarcher oder Pupser neben sich war besser, als ganz allein im hintersten Winkel zu versauern.


    "Hier oben wäre noch ein weiteres Plätzchen frei", bemerkte er. "Allzu viel Platz nimmst du ja nicht weg." Schmunzelnd warf er einen Blick auf das Bürschelchen.

    "Antias! Die Götter haben dich geschickt!" Erleichtert grinste Ferox und ergänzte noch: "...Bruder", damit der Fleischklops, der meinte, Acht auf das Bettzeug des Pupillus geben zu müssen, gleich wusste, was Sache war. "Wir finden unsere Betten nicht." Gern hätte er Antias umarmt, aber der ganze Krempel, mit dem er beladen war, verhinderte dies.

    Ein dritter Mann betrat die Stube und betrachtete das vollgeramschte Bett. "Pupillus wird euch den Arsch aufreißen, wenn er das sieht", bemerkte er. "Der hat schon zwei Anschisse bekommen, weil sein Bett bei der Kontrolle nicht ordentlich war. Das erste Mal hatte einer die Tür offen gelassen und der Wind hat`s zerzaust, das zweite Mal hat sich einer drauf gesetzt. Jedes Mal hat Pupillus am nächsten Morgen die Betten des gesamten Contuberniums machen müssen. Wenn er das da sieht, wird er platzen."

    Nein, ausgeloggt werde ich dabei nicht ... bin aus Faulheit dauerhaft eingeloggt und das ändert sich auch nicht durch das Rausfliegen.


    Ich surfe mit Firefox, Betriebssystem ist Linux Mint.


    Mein erster Gedanke ist meist, die Schuld auf Linux zu schieben, weil es nicht mit allem so ohne weiteres kompatibel ist, aber dieses Problem habe ich wirklich nur hier.

    "Ah, Mars ist gut. Dem werde ich dann gleich mal einen Besuch abstatten. Sicher ist sicher."
    Er verzurrte die Ausrüstung fest miteinander und wuchtete sich das Ganze am Trageriemen des Schildes auf den Rücken. Das Ganze war so schwer, dass er erst einmal ein Stück in die Knie ging. Unvorstellbar, wie die Legionäre den ganzen Tag mit so einem Gewicht beladen marschieren konnten! "Danke", ächzte Ferox, "und schönen Feierabend. Auch wenn der noch ein wenig hin ist." Er klemmte sich die Hasta unter die Achsel und kämpfte sich Schritt für Schritt zu den Unterkünften.

    Als Ferox bei den Baracken ankam, spähte er in die offenstehenden Türen hinein. In einem Raum stand ein junger Bursche recht hilflos dort herum, noch ein gutes Stück jünger als er selbst. Ein Berg von Ausrüstungsgegenständen lag neben ihm auf dem Bett. Ah, ein Neuling wie er!


    "Salve", grüßte Ferox das Kerlchen. "Auch neu hier? Du hast dein Bett schon zugeteilt bekommen?"

    Ferox hatte die Nacht so gut wie überhaupt nicht geschlafen. Die erste Hälfte hatte er damit verbracht, mit seinen frischgebackenen Kameraden zu quatschen, die zweite damit wachzuliegen und aufgeregt zu sein. Nachdem man sie aus dem Bett gebrüllt hatte, nach der Morgentoilette und einem anschließenden Frühstück, was alles hektisch und somit ungemütlich vonstatten ging, hatten sie das erste Mal den Panzer angelegt. Ferox hatte, so wie die meisten anderen, Hilfe dabei benötigt.


    Nun stand er auf dem Exerzierplatz, schwer beladen wie ein vollbepacktes Muli und bei jeder Bewegung knarzte, quietschte oder klimperte es - was ihn nicht davon abhielt, die Gespräche vom Frühstück fortzusetzen. In lockeren Grüppchen standen die Tirones herum, die meisten übernächtigt, aber guter Dinge, begutachteten gegenseitig ihre Rüstungen, blödelten herum und waren gespannt, was sie nun erwartete.


    ... bis ein Brüllen die fröhlichen Unterhaltungen jäh abwürgte.


    Ferox drehte sich rasch zum Quell des Befehlstones um. Er sah einmal hin und noch einmal - und erkannte, dass er den Mann schon einmal gesehen hatte: Es war derjenige, der ihn im Fahnenheiligtum auf den fehlenden Kaiser angesprochen hatte. Bei den Göttern, ein Befehlshaber! Und Ferox hatte ihn mit einem zerstreuten 'Vale' abgespeist, sich an ihm vorbeigedrängelt und ihn dann dort stehen lassen!


    Der Mann blickte streng in die Runde. Es kam Bewegung in die Tirones. Die behelmten Köpfe drehten sich hin und her, während die Männer versuchten, sich aneinander zu orientieren, während sie hin und her, vor und zurück trippelten, um eine Schlängellinie zu bilden, die eigentlich eine gerade Linie darstellen sollte.


    Ferox bemühte sich darum, wenigstens mit seinem rechten und linken Nachbarn eine Linie zu bilden und seinen Körper halbwegs parallel zur Front des Befehlshabers auszurichten. Der links von ihm starrte auf Ferox` Caligae und rutschte noch ein Stück zurück, damit ihre Zehenspitzen genau nebeneinander waren. Da er jedoch viel längere Füße hatte als Ferox, stand der Rest von ihnen nun nicht mehr nebeneinander. Der Mann noch eine weitere Position links trat ebenfalls einen halben Fuß nach hinten, der daneben ebenfalls. Die Linie wurde immer krummer und kam ewig nicht zur Ruhe, weil keiner wusste, ob er sich an den Zehenspitzen oder an den Schultern seines Nebenmannes orientieren sollte.

    Die kumpelhafte Art des Miles beruhigte ihn wieder etwas. Wenn alle hier so umgänglich waren oder zumindest ein Teil der Besatzung, dann würde der Dienstalltag wohl recht angenehm werden. "Danke. Ist es vorgeschrieben, wo meine Unterkunft ist oder kann ich mir einfach ein leeres Bett suchen? Und nur zur Sicherheit, gibt es hier irgendeinen kleinen Tempel für die Milites - außer dem Fahnenheiligtum?" Er blickte vielsagend auf das einzelne Blutströpfchen zu seinen Füßen.


    Sim-Off:

    *plopp* Avatar mit Helm :D

    Der Berg, den der Miles auf den Tresen schichtete, wuchs immer weiter in die Höhe. Ein riesiges Knäuel aus Stoff und Leder. Diverse sperrige Dinge aus Holz und Metall ragten heraus wie Spieße aus einer Krautroulade. Ferox versuchte, das Ganze irgendwie tragbar zu machen. Vielleicht konnte er alles auf den riesigen viereckigen Schild stapeln. Er drehte das Scutum mit der Wölbung nach unten, legte die Kleidung zusammen und sortierte alles möglichst platzsparend: Sommertunika, Wintertunika, Wollmantel ... das meiste davon versuchte er in den Panzer zu stecken. Töpfe, der schicke Klimpergürtel, der allen Milites zu eigen war, ein Säckchen mit irgendwelchem Kleinkram darin, Schuhe ... passte doch perfekt!


    Als er fertig war, nahm er auf den Rat des Miles hin den Gladius in die Hand. Es war das erste Mal, dass er ein Schwert hielt. Es war schwerer als angenommen, es wog bestimmt so viel wie ein großes Zweihandbeil zum holzspalten. Prüfend fuhr Ferox mit dem Daumen über die Klinge. In diesem Moment bemerkte der Miles, der ihm die Ausrüstung ausgehändigt hatte, beiläufig, dass im Falle eines Bürgerkrieges die Tirones als erste dran glauben würden.


    Ferox rutschte ab und schnitt sich in den Finger. Er fluchte und nahm rasch den Daumen in den Mund, damit er nicht alles vollblutete. "Scharf ist es jedenfalls", sagte er. Dann fiel ihm auf, wie dämlich es aussehen musste, wenn er mit dem Gladius in der Hand und dem Daumen im Mund dastand. Er zog den Finger wieder ans Tageslicht und betrachtete den Schnitt. Binnen eines Wimpernschlages hatte das Blut seinen Ellebogen erreicht und tropfte auf den Boden.


    Schlechtes Ohmen Nummer zwei?


    "Glaubst du, dass es einen Bürgerkrieg geben wird?" Es sollte lässig klingen. In Wahrheit war Ferox froh, gerade eben noch mal auf der Latrine gewesen zu sein. Er war ja nicht abergläubisch ... eigentlich. Aber die Ereignisse, die man als böse Ohmen deuten konnte, häuften sich langsam verdächtig. Zur Sicherheit würde er heute noch ein Opfer darbringen, man wusste ja nie.

    Ferox rieb sich nachdenklich das Kinn. Die Logik in den Worten des Mannes war nicht von der Hand zu weisen - kein Kaiser, kein Bildnis, kein Eid. Hoffentlich war das kein böses Omen für den Beginn seiner Laufbahn. Die Leere auf dem Altar wirkte wegen der zentralen Position und der ganzen Aufmachung des Raumes besonders intensiv. Die Knitterfalten im Stoff unterstrichen noch, dass da etwas fehlte.


    "Meine Einheit ist die Cohors XII. Tja, wenn das mit dem Eid jetzt nicht geht, folge ich mal deinem Rat und hole erst mal meine Ausrüstung ab."


    Jemand sollte unbedingt das Tuch glätten! Vielleicht konnte man derweile einen Blumenstrauß dort platzieren. Oder eine Statue der Capitolinischen Wölfin. Irgendwas, damit der Platz nicht so bedrohlich leer wirkte!


    Ferox bedankte und verabschiedete sich. Zügig verließ er das Heiligtum, das ihm plötzlich ziemlich gruselig erschien und ging zur Waffenkammer.

    Ferox fuhr zusammen, als eine barsche Stimme die andächtige Stille so jäh beendete. Er drehte sich um und erblickte einen großen Mann, etwas älter als er selbst, mit dunklem Haar, dunklen Augen und einem markanten Dreitagebart. Da er ihn nicht gegrüßt hatte, bevor er losdonnerte, vermutete Ferox, dass es wohl jemand mit Rang und Namen sein musste - oder jemand sehr unhöfliches, auch wenn er sich bemühte, seinen zweiten Satz nicht ganz so barsch klingen zu lassen. Sicherheitshalber beschloss Ferox, von ersterem auszugehen.


    "Salve ... ja, ich habe davon gehört. Ich komme gerade von der Musterung und wurde hier her geschickt um mich zu vereidigen. Ist es schlimm, das da jetzt kein Bildnis vom Kaiser mehr auf dem Altar steht?"


    Er blickte zu dem verwurschtelten roten Tuch, wo das Bildnis hingehört hätte.