Der Berg, den der Miles auf den Tresen schichtete, wuchs immer weiter in die Höhe. Ein riesiges Knäuel aus Stoff und Leder. Diverse sperrige Dinge aus Holz und Metall ragten heraus wie Spieße aus einer Krautroulade. Ferox versuchte, das Ganze irgendwie tragbar zu machen. Vielleicht konnte er alles auf den riesigen viereckigen Schild stapeln. Er drehte das Scutum mit der Wölbung nach unten, legte die Kleidung zusammen und sortierte alles möglichst platzsparend: Sommertunika, Wintertunika, Wollmantel ... das meiste davon versuchte er in den Panzer zu stecken. Töpfe, der schicke Klimpergürtel, der allen Milites zu eigen war, ein Säckchen mit irgendwelchem Kleinkram darin, Schuhe ... passte doch perfekt!
Als er fertig war, nahm er auf den Rat des Miles hin den Gladius in die Hand. Es war das erste Mal, dass er ein Schwert hielt. Es war schwerer als angenommen, es wog bestimmt so viel wie ein großes Zweihandbeil zum holzspalten. Prüfend fuhr Ferox mit dem Daumen über die Klinge. In diesem Moment bemerkte der Miles, der ihm die Ausrüstung ausgehändigt hatte, beiläufig, dass im Falle eines Bürgerkrieges die Tirones als erste dran glauben würden.
Ferox rutschte ab und schnitt sich in den Finger. Er fluchte und nahm rasch den Daumen in den Mund, damit er nicht alles vollblutete. "Scharf ist es jedenfalls", sagte er. Dann fiel ihm auf, wie dämlich es aussehen musste, wenn er mit dem Gladius in der Hand und dem Daumen im Mund dastand. Er zog den Finger wieder ans Tageslicht und betrachtete den Schnitt. Binnen eines Wimpernschlages hatte das Blut seinen Ellebogen erreicht und tropfte auf den Boden.
Schlechtes Ohmen Nummer zwei?
"Glaubst du, dass es einen Bürgerkrieg geben wird?" Es sollte lässig klingen. In Wahrheit war Ferox froh, gerade eben noch mal auf der Latrine gewesen zu sein. Er war ja nicht abergläubisch ... eigentlich. Aber die Ereignisse, die man als böse Ohmen deuten konnte, häuften sich langsam verdächtig. Zur Sicherheit würde er heute noch ein Opfer darbringen, man wusste ja nie.