Staunend hatte Ferox die Wunder der Großstadt betrachtet. Jetzt, wo er sich nicht darauf konzentrieren musste, sich nicht zu verirren, weil Antias ihn führte, konnte er seine ganze Aufmerksamkeit den kunstvollen Bauwerken widmen. Wie man es schaffte, die riesigen Steinmonumente aufzutürmen, ohne dass sie wieder zusammenstürzten, war ihm, der nur Holzdächer gewohnt war, ein Rätsel. Und mitunter auch etwas unheimlich.
Er genoss den Spaziergang durch die winterliche Stadt. Es war die erste Unternehmung, die er mit seinem Bruder gemeinsam machte und er würde sie sein Leben lang nicht vergessen, dessen war er sicher. Ein Funke der verpassten gemeinsamen Kindheit erwachte in ihm und plötzlich hatte den Drang, Antias einen Schneeball von hinten in die Tunika zu stopfen und sich an seinen Verrenkungen zu erfreuen und die zu erwartende Vergeltung in eine Schneeballschlacht gipfeln zu lassen. Nur leider lag hier kein Schnee.
Mitten auf einer Brücke blieben sie stehen. Ferox stützte sich neben Antias auf die Mauer und beugte sich nach vorn, um mit ihm zusammen das Wasser zu betrachten, dass die Pfeiler umspülte. Ein Gefühl von Verbundenheit breitete sich in Ferox` Herzen aus - ein Gefühl, von dem er nie geglaubt hätte, dass es jemals ausgerechnet seinem Bruder gelten würde. Ihre Spiegelbilder schauten ihnen verzerrt entgegen.
Zum Baden einladend sah die Farbe des Tiber nicht gerade aus. Ob das an den Abwässern der Bewohner lag? Ferox ertappte sich dabei, wie er nach im Fluss treibenden braunen Würstchen Ausschau hielt.
Als sein Bruder ihn darauf hinwies, dass man in den Mannschaftsgraden nicht heiraten durfte, zuckte Ferox mit den Schultern. „Mich will doch sowieso keine haben. Ich habe keinerlei Ahnung vom Leben in Roma, weiß nicht, wie man sich angemessen benimmt – ich bin mit einem Maultier in die Casa getrampelt, weil der Sklave vergessen hat, es in den Stall zu führen und ich glaubte, dass hätte so seine Richtigkeit!“ Er schüttelte den Kopf und lachte über sein eigenes trampliges Verhalten. Jedoch verstummte er wieder, als er Antias` nachdenkliches Gesicht sah. „Bedrückt dich etwas, Brüderchen?“