Beiträge von Marcus Helvetius Severus

    Die Kaiserin wirkte nicht begeistert? fragte Severus erstaunt. Er hatte nur vor seiner Rede einen kurzen und danach einen etwas längeren Blick auf die Tribüne der Wertungsrichter werfen können und bei ihm wirkte die Kaiserin recht gefasst, ebenso der flavische Konsul und der decimische Prätorianerpräfekt. Letztlich zuckte er aber mit den Schultern. Das ist natürlich bedauerlich, aber wir haben ja auch noch zwei männliche Richter dabeisitzen, die diesen kleinen Effekt bestimmt zu schätzen wissen. Zumindest gefiel ihm die Kleine, die ihm ja auch schon in der Casa Decima positiv aufgefallen war, doch spielte diese Sklavin ja, wie der Decimer selbst gesagt hatte, nur eine untergeordnete Rolle, wie es ja nun mal auch die Aufgabe von Sklaven war.


    Auf die weitere Frage des Decimers hin spitzte er die Ohren und lauschte einigen Augenblicken der Rede des Octaviers. Die Schleimerei am Anfang hätte er sich sparen können sagte er schließlich mit einem leichten Grinsen. Als ob solche Schmeicheleien den Ausschlag geben würden - oder ging es vielleicht auch nur darum, von inhaltlichen, strukturellen oder argumentativen Schwächen der folgenden Rede abzulenken, indem man die Richter bereits wohlstimmte? Gut, die Herstellung der benevolentia des Publikums war sicherlich ein wichtiger Teil jeder Rede, Severus hatte es ja auch versucht, es jedoch deutlich kürzer gefasst - und sie zudem struturell zum eigentlichen Aufhänger seiner Rede genutzt, eben nicht um Wohlwollen für sich selbst, sondern um dieses für seinen imaginären Klienten herzustellen.

    Sim-Off:

    Huch, da hast du aber schon einen Uraltthread ausgegraben. Ich bieg jetzt die Zeitebenen mal ins Unendlich, da sich seit August doch einiges getan hat. ;)


    Grade hatte Severus sich erst eine weitere Kanne von dem billigen Gesöff, der sogenannten Hausmarke der Taberna, bestellt, als zwei junge Männer an seinen Tisch kamen, kurz fragten, ob hier noch was frei wäre, aber gar nicht erst sein zögerliches Nicken abwarten, sondern sich gleich auf die freien Stühle setzten und einen weiteren Stuhl bereits für eine weitere Person zu reservieren schienen. Nur zu. antwortete Severus und besah sich dann die ersten beiden näher. Sie gehörten ohne Zweifel zur Oberschicht mit ihren teuren Tuniken und Schuhen und dem gepflegten, ja, fast schon geschniegelten Äußeren. Severus war zwar sicherlich kein Drecksspatz, aber als einfacher Bürger war seine Kleidung eben nur im Durchschnitt der Stadtbevölkerung, zwar nicht so schlecht, wie diejenige der Tagelöhner aus dem Proletariat, aber eben auch längst nicht so gut wie die der Oberschicht, zu der er ja nun nicht - oder besser noch nicht - gehörte. Das würde sich hoffentlich bald ändern, spätestens dann, wenn er endlich die Anstellung auf dem Palatin und damit etwa das Fünffache des Lohns bekäme, der ihm im Moment noch zustand, aber da musste er ja erstmal hinkommen, wobei er mittlerweile wusste, dass dieses Zwischenziel nach oben bereits zum greifen nah war.


    Marcus Severus von den Helvetiern, mit wem habe ich das Vergnügen? fragte er schließlich nicht unfreundlich, aber sicherlich auch nicht sonderlich einladend, zumal er nicht wusste, was das nun für Menschen waren, die sich da grade zu ihm gesetzt hatten und ob diese von jener Art waren, die nicht mit der einfachen arbeitenden Bevölkerung an einem Tisch sitzen wollte und ihn also gleich, sobald sie drei gegen einen gehen konnten, vom Tisch verjagen würden.

    | Areus


    Varia war nicht allein in der Wohnung. Zwar hatte sich Severus bereits auf den Weg zum Forum gemacht, was er immer sehr früh tat, um am Nachmittag nicht zu lange in der stickigen Schreibstube in der Basilica Iulia festzusitzen und dann noch ein bisschen Freizeit hatte, die er entsprechend seiner Vorlieben gestalten konnte, doch war sein Sklave Areus noch dort und dieser war, aufgrund fehlender Alternativen, dafür verantwortlich, dass die Wohnung sauber und aufgeräumt, genug Essen und Getränke für das Ientaculum und ein kleines Abendessen vorhanden war und ankommende Post angenommen wurde - kurz: für alles, was anfiel und zu erledigen war, während der Helvetier seiner Schreibertätigkeit nachkam und außer Haus war.


    Bereits in dem länglichen Korridor mit der Haustür und dem mit einem Vorhang abgetrennten Officium, das lediglich aus seinem Schreibtisch und einer Schrankwand bestand, in dem einige Tabulae und Pergamentrollen lagen, trafen sie aufeinander und der Sklave, der gebürtig aus dem äußersten Süden Italiens stammte, blickte die großgewachsene Sklavin überrascht an. Der Dominus hat dir doch gesagt, dass du dich schonen sollst sagte er, ohne damit afuzuhören, mit dem etwas zu kleinen Besen den Korridor zu fegen. Für ihn hatte der Arbeits grade erst richtig begonnen, da er bis zum Verschwinden des Helvetiers nicht allzu viel machen konnte, da bestand sein Herr drauf. Da dieser aber auch meist erst recht spät nach Hause kam, blieb meist auch genug Zeit, alles auf Vordermann zu bringen und einkaufen zu gehen.

    Severus musterte nochmal die hübsche, junge Sklavin, die der Decimus mit auf Forum gebracht hatte und nickte dann. Erstmal vielen Dank für deine Wort. bedankte er sich und fuhr dann fort: Nun, deine junge Sklavin hat bezüglich ihrer Reize tatsächlich einiges zu bieten. Und auch wenn es manchen Frau nicht gefallen hat, die meisten Männer werden sich ihres Anblicks sicherlich nicht verschlossen haben. Bei ihnen hast du also sicherlich ein paar Bonuspunkte machen können. Viele Männer ließen sich ja gerne durch den Anblick einer hübschen jungen Frau unterhalten, Severus gehörte zweifelsohne auch dazu. Nun hatte er natürlich auch insoweit Recht, dass auf der Richterbank ja auch eine Frau saß, nun saßen da aber auch zwei Männer, die damit in der Überzahl waren.

    Severus blieb noch, bis Varia ihre Tunika übergestreift hatte. Ihr Nein auf seine Frage, ob es noch irgendwas zu klären gebe, nahm er danach mit einem Nicken zu Kenntnis. Aha, es ging doch. Kein Widerspruch mehr, kein Protest, so mochte Severus das. Und doch wurde er noch zurückgehalten, denn offenbar gab es doch noch etwas zu klären. Der Helvetier blieb im Türrahmen stehen, wandte sich um und wartete die Frage der Sklavin ab. Was dann allerdings kam, überraschte ihn. Ja, darfst. sagte er daher nur kurz und warf dann noch einen Blick auf die Salbe. Wenn du etwas brauchst, melde dich. Ansonsten hast du den Anweisungen des Medicus zu folgen, und dich auszuruhen. stellte er nochmal klar und wartete ab, ob es noch etwas gab.

    Severus beobachtete die Untersuchung genau. Natürlich auch, weil er dadurch den eigentlich recht wohlproportionierten Körper der Sklavin begutachten konnte. Wenn dieser Körper nicht von Wunden, blauen Flecken und Narbem übersät wären, Severus hätte ihn als ansehnlich bezeichnet, aber das Gesamtbild litt doch schon sehr stark unter diesen Minuspunkten. Die folgendenErklärungen des Arztes verfolgte er danach ebenso konzentriert und wiedersprach dem hageren Arzt auch nicht, als er auf mögliche spätere Kämpfe verwies. Ihn ging es ja nichts an, wofür diese Sklavin eingesetzt wurde. Stattdessen nickte er nur kurz auf die Behandlungshinweise des Mannes, nahm die Salbe entgegen und ließ seinen Sklaven dann einen Geldbeutel holen, um den Arzt zu bezahlen.


    Schließlich blickte er wieder zu der Sklavin, die sich mittlerweile wieder angezogen hatte. Nun, du hast den Arzt gehört. Du wirst dich schonen müssen. Währenddessen werde ich mich darum kümmern, dass du versorgt wird und werde auch deinen Haushalt entsprechend versorgen lassen. Solange deinen offenen Wunden nicht verheilt sind und deine Kopfschmerzen andauern, wirst du hier bleiben, danach sehen wir weiter. Noch Fragen? Severus legte die Salbe auf einenen winzigen Hängeschrank und fokussierte dann wieder die Sklavin.

    Severus hatte mit Erleichterung zu Kenntnis genommen, dass es keine Fragen zu seinem Vortrag gegeben hatte. Danach verfolgte er die nächste Rede, in der Helena von Sparta respektive Troja verteidigt wurde. Eine Frau, die durch ihren Ehebruch den Tod zahlreicher wichtiger Männer und Frauen zu verantworten hatte. Der Helvetier schmunzelte, als der Decimer die Schuld auf die Götter abwälzte, aber ob Venus - wenn es sie denn tatsächlich gäbe - davon sonderlich beeindruckt oder begeistert wäre, war eine ganze andere Frage. Den Kniff mit der jungen, knackigen Sklavin, die Severus bereits bei den Saturnalienfeierlichkeiten in der Casa Decima aufgefallen war, fand er derweil recht clever. Nach der Rede des Decimers ging Severus daher auf ihn zu und sprach ihn an: Nun, Decimus, eine eindrucksvolle Rede, die durch deine hübsche Unterstützerin den letzten kreativen Schliff bekommen hat. Natürlich konnte ein Purist sagen, dass er mit der Schönheit seiner Begleiterin von irgendwelchen rhetorischen Minuspunkten ablenken wollte, aber letztlich konnte man ja auch durch solche Anschauungsobjekte erst Sympathie erzeugen. Für den Helvetier war das aber nicht in Frage gekommen, da es ohnehin nicht in seine Strategie gepasst hätte.

    Zitat

    Original von Varia
    Varia sah den Mann skeptisch an. Es lag nun mal in ihrer Natur, dass sie Männern nicht über den Weg traute. Bis auf ein paar rühmliche Ausnahmen hatten sich ihre Vorurteile ja auch immer bestätigt. Er wollte sie aufnehmen und für die anderen Sklaven sorgen? Aber warum? Das sie mit ihrem Handeln eventuell die Helvetier in Verruf bringen konnte war ihr nicht bewusst. Immerhin tat sie es nicht aus reinem Vergnügen sondern es war eine reine Notwendigkeit. Aber warum sie hier bleiben sollte erschloss sich ihr wirklich nicht. Er könnte sie doch einfach zu den anderen schicken und wenn sie dort mitversorgen oder nicht?
    Römer waren mitunter komisch und ihre Gedankengänge für Varia nicht nachvollziehbar. „Danke.“ Sagte sie zunächst nur um dann doch noch einmal leisen Protest zu üben. „Ich möchte dir nicht zur Last fallen. Wenn dein Sklave mich einfach zum Haus deines Verwandten bringen könnte?“ Ihre Stimme brach jedoch immer wieder ab und wurde recht undeutlich zum Ende hin.


    Ich habe gesagt, wie es ablaufen wird... sagte Severus nun bereits recht ungeduldig. Denn eigentlich war sie es ja nicht, die ihm zur Last fiel, sondern sein Vetter, zwar nicht persönlich aber indirekt dadurch, dass er seine Sklaven unkontrolliert durch die Stadt marschieren und an Kämpfen teilnehmen ließ. Dass die Sklavin nun schon wieder widersprach, zeigte nur umso mehr, wie ungezogen dieser ganze Haushalt zu sein schien.


    In diesem Moment betrat der Sklave mit einem mageren alten Mann den Raum. Severus deutete auf die junge Frau auf der Pritsche und der Medicus begann mit der Untersuchung der Wunden.

    Zitat

    Original von Quintus Helvetius Scaeva
    Anscheinend hatte er selbst die familiären Bande unterschätzt, welche ihm hier “Danke dir, Marcus!“, drückte er nun noch einmal seine wirklich empfundene Dankbarkeit aus. “Ich möchte dich nicht von der Arbeit abhalten und deinen Sklaven werde ich schon beschäftigen.“ Er grinste ein wenig schief. “Wenn es nicht mit meinen Essenswünschen ist, dann doch zumindest mit meinem Schnarchen!“ Noch einmal lachte er leise auf, ehe er sich wieder aufrichtete und sich seiner Schuhe entledigte. Mit diesen musste er es sich immerhin nicht wirklich auf einer Liege bequem machen. Das gehörte sich einfach nicht. “Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und ich hoffe, dass dich meine Anwesenheit wirklich nicht stört, wenn du noch arbeiten musst.“


    Severus nickte zustimmend. Sein Vetter sollte sich ausruhen, noch einmal in Ruhe schlafen, den morgigen Tag auch nochmal in "Freiheit" verbringen, bevor er sich dann in die engen und starren Grenzen des Execitus begäbe. Nun, gut. Dann schlaf ebenfalls gut, Quintus und morgen brechen wir dann nach dem Ientaculum zum Forum auf. sagte er, erhob sich nun von seinem Platz. Für die kommende Nacht war alles geklärt und während der Sklave nun eine Decke und ein Kissen herbeibrachte und danach den Tisch von den Tellern befreite, konnte sich Scaeva nun für die Nacht einrichten. Severus hingegen verschwand auch gleich in seinem Schlafzimmer, denn der Tag war lang genug gewesen.

    Zu Dritt? Das war definitiv einer zu viel für seine kleine Habitatio. Ein - oder maximal zwei - hätte er wohl noch untergekriegt, aber drei? Nein, das ging gar nicht. Er schüttelte leicht den Kopf, sowohl aus Unwillen, als auch aus Unglauben darüber, dass sein Vetter den Haushalt so sehr schleifen ließ und gleich vier Sklaven ihrem Schicksal überließ. Natürlich konnte man ihnen gegenüber gleichgültig sein, aber man überließ sie nicht ihrem Schicksal, indem man sie einfach zurückließ. Der Helvetier erhob sich nun von seinem Hocker und stand nun neben dem Bett. Du wirst die nächsten Tage hier verbringen und mein Sklave wird dafür sorgen, dass deine Mitbewohner informiert werden. Wir werden dann sehen, wie wir weiterverfahren, aber so, wie jetzt, wird es sicherlich nicht weitergehen. Nein, ganz sicher nicht. Es ging nicht an, dass der helvetische Name durch so eine Aktion beschmutzt wurde. Nicht, solange Severus da noch ein Wörtchen mitzureden hatte.

    Zitat

    Original von Varia
    Wenn der Helvetier wüsste, dass dies normaler Umgang Varias mit Römer war, dann wäre er sicherlich noch weniger begeistert. Immerhin war Comodus der Einzige von dem sie sich überhaupt etwas sagen lies. Aber dass konnte er ja nicht wissen und Varia übersah einfach seinen missbilligenden Gesichtsausdruck.
    „Ich glaube kaum, dass es deinen Vetter interessiert ob ich heil bin oder nicht.“ Sagte sie auch seine Bemerkung hin, dass er es für Comodus tun würde. „Immerhin interessiert es ihn auch nicht, wie wir hier über die Runden kommen.“ Wiedereinmal rieb sie sich die Schläfen. „Ach dass... nichts weiter als ein paar Kratzer und blaue Flecken. Irgendwer muss ja schließlich Geld besorgen und ich tu es halt mit dem was ich kann... mit kämpfen.“
    Ob der Helvetier nun wusste ober nicht, dass in der Subura Kämpfe stattfanden, bei denen man aus den Ausgang wetten konnte, war Varia derweil herzlich egal. „Es war also ein ganz normaler Kampf.. hätte ich gewonnen, wäre das Auskommen für die nächste Woche gesichert gewesen.“


    Severus hob eine Augenbraue. Offenbar hielt es Commodus nichtmal für nötig, sich bei irgendeinem Maiordomus oder Villicus über seinen Haushalt zu informieren, geschweige denn, überhaupt jemanden mit der Leitung damit zu beauftragen, denn sonst hätte sich diese spezielle Sklavin sicherlich nicht selbstständig gemacht und wäre auch ganz sicherlich nicht auf irgendwelche Straßenkämpfe gegangen, um sich einen zusätzlichen Unterhalt zu besorgen. Tut er nicht? fragte er daher ziemlich überrascht, denn auch wenn er es irgendwie erwartet hatte, hätte er sich die Ausmaße nicht ausmalen können.


    Jedenfallsging das so nicht weiter, Wenn er seine Sklaven verhungern lassen wollte, hätte er sie auch einfach aus dem Haus werfen oder sie in die Freiheit entlassen können, aber was machte es bitte für einen Eindruck, wenn helvetische Sklaven, die durch ihr Brandzeichen auch eindeutig als solche zu erkennen waren, ihren eigenen Unterhalt außerhalb des Hauses verdienen mussten? Wie schnell würde sich herumsprechen, dass die Helvetier nicht mal mehr in der Lage waren, ihre wenigen Sklaven zu ernähren. Severus schürzte die Lippen. Du sprachst von "Wir". Wie viele Sklaven sind noch im Haus? Viel Platz hatte er hier zwar nicht, aber er konnte wenigstens mit seinem regelmäßigen Einkommen dafür sorgen, dass die Sklaven versorgt wurden, allerdings hing das auch davon ab, wie viele noch hier wären, denn einen ganzen Haushalt konnte er weder hier unterbringen, noch vernünftig versorgen, ohne selbst Abstriche zu machen.

    Severus blickte sich zu Varia um, als diese versuchte, sich mit einem lauten Stöhner aufzurichten, es aber schnell wieder sein ließ, da es offensichtlich nicht möglich war. Der Helvetier schürzte derweil die Lippen, denn neben fehlenden Anstandsformen und einem losen undwerk schien die Sklavin zudem ein sehr löchriges Gedächtnis zu haben. Und wieder stellte sie eine Frage, und wieder musste sich der Helvetier fragen für wen sich die junge Frau eigentlich hielt? Konsterniert schüttelte Severus den Kopf. Von dir will ich gar nichts, ich tue das für meinen Vetter, damit er seine Sklavin auch heil wiederbekommt. stellte er klar und erhob sich von seinem PlatzWer hat dich überhaupt so zugerichtet? Und vor allem, warum? Nun war er es, der Fragen stellte und natürlich erwartete er auch vernünftigt Antworten. Zudem wusste er nicht, wann der andere Sklave mit einem Arzt zurücksein würde, weswegen das hier auch etwas länger dauern könnte.

    Severus ahnte nicht, dass Varia nicht wusste, wo sie der Caelius befand, und ebensowenig ahnte er, dass sie sich eigentlich Wegmarken abstecken wollte, um wieder zurück nach Haus zu finden. Wäre sie nun also nicht ohnmächtig geworden, hätte sie einiges zu sehen bekommen. Zuerst ging es zwischen Venustempel und Collosseum gen Süden. Die Aedes Caesarum ließen sie ebenso hinter sich, wie den Palatin mit dem großen Kaiserpalast, bevor sie das große Aqaeductum kreuzten und direkt dahinter links in eine Straße einbogen, die sie direkt am Aqaeductum entlang nach Osten führte. Dieser Straße folgten sie, bis zur rechten Hand die Porta Querquetuelana in Sicht kam. So erreichten sie nach einem etwas längeren Fußmarsch die Insula des Fundanius Vulso und damit auch die Wohnung des Helvetiers. >>>

    Mühsam schleppten Severus und sein Sklave die junge Frau die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo sich die Habitatio von Severus befand. Für eine junge Frau war Varia sehr muskulös und groß und dadurch auch überdurchschnittlich schwer, sodass die beiden ihre liebe Mühe damit hatten. Letztlich schaffen sie es aber doch und legten Varia auf die Pritsche in der freien hinteren Sklavenkammer, bevor Severus den Sklaven losschickte, den Karren zurück- und auf dem Rückweg einen Medicus oder irgendwas in der Art mitbringen sollte, damit dieser sich die Wunden der Sklavin anschauen konnte. Währenddessen blieb Severus in der Kammer, nicht etwas weil er sich Sorgen machte, sondern weil er sichergehen wollte, dass die Sklavin keinen Unsinn anstellte.

    Für einen kurzen Augenblick hatte Severusdas Gefühl, dass er erneut ein Wort des Widerspruchs zu hören bekäme, was wohl nur dazu geführt hätte, dass er ihr erneut, und zwar in homerisch-epischer Breite ihre Alternativen vor Augen geführt hätte, die, nun ja, mies waren. Er würde sie eh mitnehmen, ob sie nun widersprach oder nicht, aber ganz offensichtlich war es nötig, ihr klipp und klar vor Augen zu führen, wer hier am längeren Hebel saß und darüber entschied, was mit ihr geschehen würde. Normalerweise wäre diese Aufgabeja Commodus zugefallen, aber der war nun leider nicht hier, nein erwar ja nicht mal in Rom, zog es stattdessen vor, auf seinem Landgut die Füße hochzulegen, während sich Severus hier die Füße wundlief und die Hände wundschrieb, damit die Gens Helvetia mal wieder ein paar Erfolgserlebnisse feiern konnte. Und da Commodus nicht hier war, blieb es an Severus hängen, Scherben aufzukehren und sich, in diesem speziellen Fall, darum zu kümmern, dass die helvetische Sklavin wieder vorzeigbar wurde.


    Ihr letzten Worte ließen aber wieder seine Augenbrauen hochwandern. Fragte sie allen ernstes, wer er war und wohin er sie bringen würde? Für wen hielt sich? Für die Königin von Tylos? Oder die Augusta höchstselbst? Lächerlich. Es ging sie einen Dreck, wer er war und wohin er sie brachte. Sie hatte alle Informationen,die sie brauchte, und jetzt hatte sie zu gehorchen. Was war den daranso schwer zu verstehen? Ein leises konsterniertes Knurren entfuhr ihm, aber wenigstens ließ sie sie sich nun widerstandslos auf den Karren hieven. Marcus Severus aus dem Zweig der Helvetii Veri. Nicht dass es der Sklavin etwas sagen würde, aber das ging dem Helvetier auch so ziemlich am Allerwertesten vorbei. Und ich wohne auf dem Caelius. fügte er dann noch an und gab seinem Sklaven, das Zeichen, dass sie sich wieder in Bewegung setzen konnten.

    Aha, offensichtlich hatte sie verstanden. Denn urplötzlich verschwand ihre ach so aufsässige Grundhaltung. Wenigstens eine Kleinigkeit, die Severus ihrem Besitzer zu gute hielt. Zudem schien es in ihrem Kopf zu arbeiten, wie denn ihr Schicksal aussähe, wenn er sie hier liegen ließe. Tja, so war nun mal das Leben hier in Rom, wer einmal im Straßengraben lag, der blieb auch dort und kam da nur raus, wenn sich jemand fand, der dafür sorgte, dass man dort herauskam. Als die Sklavin dann noch letzt den Namen ihres Besitzers nannte, folgte von Severus nur noch ein verstehendes Nicken. Es war für ihn der hinreichende Beweis dafür, dass ein zurückgelassener Haushalt langsam vor sich hinbröckelte und sich sogar schon die Sklaven selbstständig machten.


    Commodus, so so. Nach diesem kurzen Kommentar, richtete er sich wieder auf und trat einen Schritt von der Sklavin weg, nur um sich umzuschauen. Besorg uns einen Karren oder sowas. wies er dann seinen eigenen Sklaven an und drückte ihm ein paar Sesterzen in die Hand, mit dem er irgendeinem Anlieger einen Karren abschwatzen konnte. Ich werde dich vorerst mit zu mir nehmen und dafür sorgen, dass deine Wunden behandelt werden. In deinem eigentlichen Heim wartete ja ohnehin niemand auf dich. sagte er, als der Sklave auch schon mit dem Karren ankam und erneut ansetzte, Varia auf aufzuhelfen und auf den Karren zu setzen.

    Severus knurrte nun seinerseits leise. Wenn dies hier tatsächlich eine helvetische Sklavin war, hatte ihr Besitzer offensichtlich nicht dafür gesorgt, dass sie wusste, wo ihr Platz war. Mit einer Handbewegung bedeutete er dem Sklaven vorerst von der jungen Frau abzulassen, wohlgemerkt vorerst, denn Severus hatte längst entschieden, dass er sie mitnehmen wollte. Vorher aber wollte er aber grade mal zeigen, wer hier am längeren Hebel saß, weshalb er einen Schritt auf sie zutrat. Weißt du, du magst für eine Frau gut trainiert sein, aber in dem Zustand überlebst du hier in der Subura keine zwei Stunden. Ein kleines Stück beugte er sich nun zu ihr hinab, nicht zu viel, aber immerhin weit genug, dass niemand in der Umgebung, außer seinem Sklaven natürlich, die folgenden Worte mitbekommen konnten. Du weißt ja bestimmt, wo du hier bist und es gibt ja hier so viele Männer, die sich einen kleinen Spaß mit dir machen werden. fuhr er in einem seltsam deplatzierten Plauderton fort. Sie werden sicherlich nicht nett oder vorsichtig sein, nein, das ist zutiefst unwahrscheinlich, aber ja, sie wissen was sie wollen und wie sie es bekommen und da ist ihnen auch ziemlich egal, wie das Mädchen aussieht, von dem sie es sich holen. Gleichgültig zuckte er die Schultern. Ich tue das hier sicherlich nicht deinetwegen, Mädchen, wärest du eine hundsgemeine Sklavin, würde ich dich hier auf der Straße liegen lassen und dich der Gnade derjenigen Göttern überlassen, die du vielleicht anbetest, oder eben jenen, die sich ein paar Mal mit dir vergnügen, bevor sie dich in den Tiber werfen, aber das Brandmal in deinem Nacken verrät mir, dass du einem Verwandten von mir gehörst, einem Helvetier. Liege ich soweit richtig?

    Ja, was war das denn für ein Ton? Was waren das für Sitten von einer helvetischen Sklavin. Severus rollte mit den Augen und schnaufte unwillig durch. Wo kamen sie denn hin, wenn er sowas durchgehen ließ und so gab er seinem Sklaven mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er die junge Frau sofort aufrichten solle, ob sie nun stehen konnte oder nicht. Wer ist dein Besitzer? fragte er während des Versuchs mit strenger Stimme und musterte dann ihren Körper. Überall waren verschorfte Wunden und sogar offene, blutige Wunden zu sehen. Wer auch immer sie so zugerichtet hatte, hatte seine Arbeit erstklassig gemacht.

    Zufrieden nickte Severus, als die Richter ihn aus dem Rednerstand entließen. Er war zufrieden mit seinem Auftritt und auch wenn er damit nicht auf dem ersten Platz landen würde, hatte er doch ein Ausrufezeichen gesetzt, übrigens auch für seinen Patron, den er grade, als er die verließ erblickte und ihn mit einem dezenten Kopfnicken begrüßte. Der Iulier war ja als exzellenter Redner bekannt und bei der nächsten Salutatio würde es sicherlich noch eine kurze Kritik zu seinem Auftritt hier geben.

    Severus war in der Subura, weil... na ja... er war halt da. Was machte man denn auch als männlicher Römer in der Subura, als sich mal wieder ein bisschen treiben zu lassen und das eine oder andere Bedürfnis zu befrieden, vor denen nun mal kein Römer und keine Römerin gefeit war. Daher hatte sich der Helvetier den heutigen Nachmittag freigehalten und war mit seinem praktischen Allzwecksklaven, der sich nicht nur als Ianitor, sondern auch als Leibwächter - denn auf einen solchen wollte Severus besonders mit Blick auf das Schicksal seiner Eltern - sehr gut machte, in die Subura gegangen, alle Bedürfnisse soweit befriedigt und war nun, da es bereits angefangen hatte zu dämmern, auf den Weg zurück zum Caelius, wo er seine Habitatio hatte. Doch da fiel eine junge, fast schon unnatürlich muskulöse Frau ins Auge, die bereits gefährlich wankte und schließlich in sich zusammenbrach. Allerdings wollte der Helvetier keinen Ärger und ein in sich zusammensackender Körper bedeutete immer Ärger, da er entweder jemanden verhieß, der diesen Körper vorher entsprechend zugerichtet hatte, oder ein Ablenkungsmanöver für irgendeinen Komplizen bildete, der einen möglichen naiven Helfer seinerseit zum Opfer machte. Ja, es rannten bereits Leute hin, was sie aber mit dem Körper machen wollten, interessierte den Helvetier ebenso wenig, bis ein Wortwechsel an seine Ohren drang.


    Ist sie tot?
    Nein, sie atmet noch.
    Dann mach schnel bevor sie aufwacht.
    Was ist das denn hier?
    Ein Brandmal du Trottel, das hier ist eine Sklavin, wahrscheinlich entlaufen.
    Das sieht ja aus wie ein Stier.
    Boah, bist du dämlich, das ist ein Widder. Gerollte Hörner, man...


    Da wurde Severus hellhörig, ein Widderbrandmal? Die Helvetier waren seines Wissens nach die einzige Gens mit einem Widdersymbol, also musste die junge Frau im Besitz von einem seiner Verwandten sein. Also seufzte der Helvetier konsterniert, drehte sich um und gab dem bulligen Sklaven zu verstehen, das er zu der Frau wollte.


    Weg von ihr! rief Severus schließlich und durch die Bestimmtheit seiner Stimme suchten die beiden Männer, die sich grade noch über den Körper gebeugt hatte, das Weite. Weck sie auf! befahl er danach dem Sklaven, der ihr vorsichtig auf die Wangen schlug. Aufwachen, Mädchen, aufwachen! kommentierte Severus derweil und wartete darauf, dass die junge Frau wieder zu sich kam.