Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    In regelmäßigen Abständen ließ der Kaiser sich direkt durch den Trecenarius der Cohortes Praetoriae, den Kommandeur der Speculatores, über die Sicherheitslage in der Stadt und im Imperium informieren. Die Besprechungen fanden wie alle regelmäßigen Berichte der leitenden Beamten im kaiserlichen Tablinium statt, wo eine bessere Arbeitsatmosphäre herrschte als in der repräsentativ orientierten Domus Flaviana.


    Hier also lag Severus auf seiner Kline, bekleidet mit einer bequemen Tunica laticlava und mit seinem Mercurius-Medaillon spielend, und wartete auf "den Neuen". Seine Frau hatte ihm schon etwas über den Tiberier erzählt. Nun war er gespannt, ihn persönlich kennenzulernen.

    Dem Stande einer Frau? Der Centurio meinte wohl "Dem Stand der Frau". Auch manch anderes klang aber wieder ein bisschen undeutlich: "Wurde Varia über Sergia Fausta befragt? Und was genau hat sie über sie ausgesagt?" bohrte der Kaiser deshalb nach. Der Sklavenaufstand war die eine Sache. Wenn seine Procuratrix a memoria darin verwickelt war, war das aber eine ganz andere Sache!

    Die Bewerber um das Consulat waren natürlich von besonderem Interesse für den Kaiser. Aus diesen Männern würde er in den nächsten Jahre auch die höchsten kaiserlichen Beamten rekrutieren. Deshalb sollten sie sich zuerst im politischen Betrieb bewähren.
    Nachdem Menecrates ihn explizit gebeten hatte, ein Worturteil über seine Praetur loszuwerden, kam er dieser Bitte nach: "Claudius, es freut mich, dass auch du dich um das höchste Amt im Staate bewirbst. Immerhin hast du trotz der Unsicherheiten des vergangenen Jahres deine Praetur durchaus erfolgreich absolviert." Severus hatte sich die Worte mit Bedacht zurecht gelegt: Zum einen gab er keine direkte Wahlempfehlung ab, zum anderen würden auch die übrigen Kandidaten um das Consulat ein ähnliches Lob ernten. Bis auf Aemilius Pansa, der während seiner Praetur in einen Bestechungsskandal verwickelt gewesen war.
    "Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass auch die Cohortes Praetoriae fieberhaft an der Aufarbeitung dieses Sklavenaufstandes arbeiten, deren Ergebnis selbstverständlich auch dem Senat zugänglich gemacht werden soll. Insofern halte ich deine Idee mit einer Arbeitsgruppe für eine gute Idee." Nur, falls jemand fürchtete, der Kaiser wolle sich nicht bei der Sicherheit Roms hineinreden lassen. Dann lächelte er enigmatisch: "Allerdings bin ich sehr gespannt, zu welchen Ergebnissen diese Gruppe kommen wird." Die Möglichkeiten der Stadteinheiten waren schließlich begrenzt. Wie auch immer man es drehte und wendete.
    "Aber ebenso natürlich auf deine Spiele." rundete er schließlich seinen Kommentar ab. "Stehen dir bestimmte Feierlichkeiten vor Augen, an denen du dem Volk etwas Unterhaltung bieten willst?"

    Auch der Kaiser war ein bisschen amüsiert von so viel Bescheidenheit. Wie gewöhnlich hörte er sich die Kandidaturreden mit größter Aufmerksamkeit an. Auch wenn er sich generell neutral gab, war er keineswegs desinteressiert daran, wer sich um die höchsten Ämter im Staat bewarb.
    Aurelius Lupus' Kandidatur war insofern besonders bemerkenswert, als der Senator in den letzten Jahren eher von der Bildfläche verschwunden gewesen war. Seine Wiedereinstieg mit dem politischen Abendessen war aber fulminant gewesen, wie Severus von den Berichten seiner Frau wusste.
    "Es ist erfreulich, dass wieder einmal ein Aurelius sich um ein Amt bewirbt." meldete er sich zu Wort. Natürlich um dem Kandidaten auch auf den Zahl zu fühlen: "Kannst du uns ein wenig genauer erklären, was genau du an unserem Marktrecht für reformbedürftig hältst?" Zwar hatte die Augusta grob umrissen, worum es ging, jedoch hielt Severus es für angebracht, dass die Kandidaten ihre Pläne dem gesamten Plenum des Senats offenlegten. Zumindest im groben.

    Auf dem Marsfeld wartete bereits ein Begrüßungskomitee auf die Truppen aus der Castra Praetoria. Dem Anlass entsprechend trug Severus eine Mischung aus militärischer und ziviler Kleidung: Unter der Toga praetexta trug er einen goldenen Muskelpanzer mit der Feldherrenbinde, die ihn als obersten Kommandeur des Exercitus Romanus auswies. Auf dem Kopf leuchtete ein goldener Lorbeerkranz, denn auch wenn sie heute Tote ehrten: Rom war siegreich gewesen! Das sollte jeder der Schaulustigen sehen.


    Davon war eine ganze Menge gekommen: Links und rechts des Pantheon standen die Tribünen, die es auch bei anderen Paraden und Staatsakten gab. Darauf saßen die Senatoren und Equites, während die übrige Bevölkerung das Stadium Domitiani und vor allem die Straßen säumte, auf denen die Kohorten hierher marschierten. Der Jubel war sehr viel weiter zu hören als der Klang der Hornisten, sodass der Kaiser sich straffte, um die Helden Roms zu empfangen. Es würde zwar eine ganze Weile dauern, bis mehrere tausend Mann vor ihm Aufstellung genommen hatten, aber er wollte jedem einzelnen von ihnen seinen Respekt erweisen. Jeder hatte einen aufmerksamen, auf sie konzentrierten obersten Feldherrn verdient!

    Wie immer hörte der Kaiser konzentriert zu. Und diesmal war er sehr viel zufriedener. Harte Fakten, klare Zusammenhänge. So wollte er das! Am Ende fasste er zusammen: "Wir wissen also relativ sicher, dass Varia innerhalb einer kriminellen Vereinigung ausgebildet wurde und deren Strukturen möglicherweise genutzt hat. Über den Verbleib des Kopfes dieser Organisation wissen wir allerdings nichts." Er strich sich durch den Bart. "Wenn diese Varia ihre früheren Herren hat schonen lassen, deutet das zumindest auf eine Verbindung hin."
    Das waren im Grunde Indizien. Was aber fehlte, war Sicherheit, vor allem in Bezug auf eine Person: "Was meinst du mit 'gewisse Besitzungen' von Sergia Fausta? Nicht alle?" Er fuhr sich noch einmal durch den Bart. "Was hat Varia dazu gesagt, ob und warum sie die Besitzungen ihrer ehemaligen Herren geschont hat?" Sie hatten die Täterin ja. Und offensichtlich hatten die Prätorianer bereits einiges an Informationen aus ihr herausbekommen! Warum also nicht einfach fragen, wenn man im Dunkeln tappte?

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS VIBIUS VESPA


    ZUM
    Eques Romanus



    Es ist ihm ab heute gestattet, die Abzeichen
    der Equites zu tragen, den Ritterring und
    den Angustus Clavus.


    ~ ANTE DIEM VII KAL NOV DCCCLXVII A.U.C. ~
    (26.10.2017/114 n.Chr.)



    Zitat

    Original von Manius II
    Manius zeigte sich unberührt und begann mit sachlicher Stimme. "Die Untersuchungen gehen gut voran, mein Kaiser," sagte der erfahrene Prätorianer und wählte seine Worte möglichst getreu seinen Ermittlungen. "Der Befragungsbericht zur Gefangenen Varia wurde dir bereits mitgeteilt. Wir konnten weitere Verbindungen untersuchen. Scheinbar besteht und bestand ein Netzwerk um Helvetius Varus und Helvetius Commodus. Männer in der Subura konnten Dokumente in einem großen Lupanar feststellen, die Entsprechendes belegen. Beide Helvetier werden nun gesucht und sind schon scheinbar länger abgetaucht. Die Spur zu Sergia Fausta ist noch offen aber wird weiter bearbeitet. Morrigan, eine Libertina, wurde festgenommen, weil sie jenes Lupanar im Sinne und Auftrage der Helvetier leitete. Sie gestand unter Folter den Bestand jener Verschwörung mit verbrecherischer Bereicherung und auch eine Beteiligung der Sergia Fausta. Ich weise jedoch darauf hin, dass bevor wir handeln, die weiteren Ermittlungen abgewartet werden müssen, da wir noch nicht validiert behaupten können, dass Sergia Fausta wirklich beteiligt worden war. Es ist nur anrüchig, dass sie sehr viele Verbindungen unterhält. Weiterhin laufen die Untersuchungen innerhalb der Cohortes Urbanae und Cohortes Praetoriae, warum staatsfeindliche Graffitis, kleinere Unruhen und sogar Morde an römischen Bürgern nicht eingängig untersucht wurden. Varia war weitaus länger aktiv, als bisher angenommen, mein Kaiser." Manius kramte kurz an seinem Gürtel herum, zog das Geständnis von Morrigan von einem Haken und gab es dem Kaiser. "Hier, mein Kaiser, falls du es sichten magst, was die Libertina gestanden hat," sagte er und machte ein kaltes Gesicht.


    Manius wartete, bevor er seinen Bericht abschloss. "Die Unruhen sind soweit erstickt. Plünderer und Gewinnler an der Situation werden hart angegangen. Rom scheint wieder sicher, sofern wir die Präsenz der Milites aufrecht halten. Die Subura sollte dopplet bestreift werden, sofern möglich und wir sollten willkürlich eine kleine Zahl an Peregrinen in der Subura als Zeichen der Stärke verhaften lassen. Möglich ist es auch, Christen zu finden und einst, wie Nero diese haftbar zu machen, mein Kaiser. Es liegt bei dir. Wir folgen deinem Wunsch."


    Der Kaiser hörte aufmerksam zu und bemerkte zum Schluss: "Das sind doch schonmal gute Nachrichten, dass Rom wider halbwegs sicher ist."


    Die zweite erfreuliche Sache war, dass die Männer in Schwarz nun ein bisschen vorsichtiger mit seinen engsten Mitarbeitern verfuhren. Sich erstmal zu informieren und dann vorzugehen klang auf jeden Fall besser als das, was Laetilius Blasio ihm erzählt hatte. An anderer Stelle verstand Severus aber noch immer nicht, worauf die Prätorianer genau abzielten: "Bevor wir aber irgendwelche Bauernopfer darbringen, würden mich doch die genaueren Hintergründe dieses Aufstands interessieren."
    Er fuhr sich nachdenklich durch den Bart. "Bisher konnte mir niemand recht erklären, welche Rolle diese ominöse Verschwörung um Sergia Fausta und die Helvetier genau bei diesem Sklavenaufstand gespielt haben." Er runzelte die Stirn und legte das Geständnis ungelesen beiseite. Er ließ sich die Dinge lieber mündlich vortragen.
    "Du sagst, diese Morrigan hat eine Verschwörung mit verbrecherischer Bereicherung gestanden. Worum genau ging es dabei? Wo besteht der Bezug zu den Aktionen dieser Varia?" Was die Sklaven getan hatten, konnte man zwar teilweise auch als verbrecherische Bereicherung bezeichnen. Allerdings war es doch eher Vandalismus gewesen. Und wenn die Prätorianer Dokumente sichergestellt hatten, würden sie inzwischen sicher etwas konkretere Informationen haben!

    Zitat

    Original von Nero Laetilius Blasio
    Der Kaiser verstand offenbar nicht, dass es den Prätorianern dabei um den Schutz ihres Kaisers und nicht um eine durch die Sergia verursachte mögliche Störung bei den Ermittlungen ging. Jedenfalls schloss Blasio das aus dem Seufzer und den Worten des Kaisers. "Wie du wünscht, mein Kaiser. Es sind lediglich unsere Empfehlungen." quittierte er diese folglich.


    Bezüglich der Nachfragen wollte der Tribun sich nicht mehr Arbeit machen, als er haben musste. "Wie gesagt, ich kann dir nicht mehr dazu sagen, als du bereits gelesen hast, mein Kaiser. Ich werde meinem besten Mann, der momentan wie erwähnt weitere Ermittlungen anstellt, Druck machen, damit du so schnell wie möglich genauere Informationen erhälst." Eingangs hatte Blasio ja bereits eröffnet, dass es sich hierbei lediglich um einen ersten Bericht handelte, da der Kaiser ja schon auf heißen Kohlen gesessen hatte.


    "Hast du noch weitere Anweisungen oder Wünsche, mein Kaiser?" fragte der Tribun daher und wartete darauf, dass er entlassen wurde.


    Der Kaiser verstand schon. Aber neben seiner Sicherheit hatte er sich auch darum zu sorgen, nicht wie ein paranoider Tyrann zu wirken. "Wenn es konkrete Hinweise auf Probleme gibt, können deine Männer sich jederzeit an mich wenden." bemerkte er deshalb knapp zu Sergia Fausta und schloss das Thema damit ab.


    Auch der Tribun wurde dieser Audienz scheinbar müde. Aber auch Severus wusste nicht, was er mit diesen spärlichen Informationen Weiteres anfangen sollte. "Wenn du mir sonst nichts dazu sagen kannst, habe ich keine Befehle. Außer, dass ich mir beim nächsten Mal etwas konkretere Ergebnisse wünschen würde." Der Kaiser war nicht recht zufrieden mit dem, was die Prätorianer abgeliefert hatten. Aber sie hatten ja noch Zeit, die Sache wieder etwas auszubügeln.

    Seit dem Sklavenaufstand fand der "Geheimdienstreport" regelmäßiger statt und der A Libellis musste mehr Zeit einplanen. Denn Severus war es wichtig, dass diese Sache aufgeklärt wurde.


    Als diesmal aber ein Centurio statt dem gewohnten Tribun kam, war er ein bisschen überrascht. Andererseits war es vielleicht gut, wenn die unmittelbar Ermittelnden direkt berichteten. Also machte er eine Geste, dass Manius beginnen konnte. Der Kaiser zog es ohnehin vor, wenn ihm mündlich berichtet wurde. Er las nicht so gern selbst.

    Der Kaiser dachte zurück an Annaeus Florus, den er nur am Rande gekannt hatte. All diese Männer und Frauen waren bereits lange tot, dennoch hatten sie maßgeblich an dem mitgebaut, was das Imperium Romanum heute war. Die verschiedenen Gesichter, die einer der besten Künstler Roms aus Bronze gefertigt hatte, blickten stumm in die Menge. Eher jugendliche Züge wie die von Annaeus Florus standen neben dem Greisengesicht eines Octavius Anton, mit Tiberia Livia, der männliche Bart von Prudentius Commodus hob sich deutlich von den femininen Zügen Tiberia Livias ab.


    "Treffend hat Iulius Centho noch einmal zusammengefasst, welchen Zweck dieses Gebäude und die Ausstellung der Männer und Frauen darin verfolgt: Sie sollen uns Vorbilder sein!" Er blickte kurz auf die Reihe der Büsten, die nun wieder direkt nebeneinander standen. "Sie bilden alles ab, was unser Imperium zu bieten hat: Männer wie Annaeus Florus, die als Peregrinus begannen und als Senator endeten. Noble Vollblutpolitiker, die höchste Ehren errangen, und Soldaten, die für Rom bluteten. Mit Tiberia Livia haben wir aber auch eine Frau, die uns zeigt, dass Ehre nicht nur auf dem Schlachtfeld oder in der Curia Iulia zu erringen ist, sondern ebenso in Kultur und Bildung!" Das war nicht ganz korrekt, weil Livia auch Senatorin gewesen war. Ins Ulpianum war sie aber vor allem als Fördererin der Künste aufgenommen worden, weshalb der Kaiser sich diese Unsauberkeit erlaubte. "Wir sehen in diesen Beispielen, dass es verschiedene Wege gibt, Rom zu dienen. Jeder Bewohner unseres Reiches, sei er Patrizier, Plebejer oder Peregrinus, kann seinen Beitrag leisten und eines Tages in diese Halle aufgenommen werden. Das Vorbild dieser Geehrten soll uns also ermutigen, auf unserem Platz unseren Beitrag zu leisten!"
    Er drehte sich um und verneigte sich vor den Büsten. Ein Römer verneigte sich zwar normalerweise nicht einmal vor den Göttern. Aber in diesem Fall machte Severus eine Ausnahme. Diese Männer und Frauen hatten großes geleistet und würden hoffentlich eine Ermunterung sein. Als Applaus aufbrandete, stimmte er darin ein. Es war der Applaus der Geehrten!


    Als die Menge sich wieder etwas beruhigt hatte, ergriff der Kaiser noch einmal das Wort. "Geben wir diesen Büsten nun ihren Ruheplatz unter dem Schutz des Divus Iulianus und seiner Angehörigen, der uns dieses Bauwerk beschert hat." Damit wandte Severus sich dem Eingang zu und ging einer kleinen Prozession voran, in der die Büsten in die Ehrenhalle geleitet wurden. Drinnen würden sie den Platz auf ihren Sockeln finden, wo die Römer sie besuchen konnten.


    Damit war der erste Teil dieses Festtags abgeschlossen. Im Anschluss würden die Spiele folgen, die unter der Leitung seines Sohnes stattfinden sollten. Auch der Thronfolger sollte so an den Ruhm der Ulpier anknüpfen. Immerhin hatte auch Severus vor, eine Dynastie zu begründen.

    Als Pontifex Maximus war dem Kaiser natürlich sehr daran gelegen, dass auch die kleineren Sodalitäten ihre Pflichten ordentlich vollführten. Er war glücklich, dass diese Feldzug-Saison ohne echte Feldzüge endete. Krieg mochte ruhmreich sein, war aber auch mit Kosten und Risiken verbunden. Somit hatte Severus einen besonders guten Grund, Mars zu danken.


    Aber während er in seiner Trabea mit den anderen tanzte, merkte er doch, dass er langsam alt wurde. Vielleicht war es eine gute Idee, in seinem Alter doch in ein anderes Collegium zu wechseln, beispielsweise zu den Arvalbrüdern. Der ältere Gracchus hatte es ja vorgemacht und sein Sohn vertrat die kaiserliche Familie in diesem exklusiven Club ja bereits.

    "Das ist natürlich eine noch ehrenwertere Sache." antwortete Severus und nickte. Er ermunterte Honoratioren immer gern, sich auch ohne konkreten Hintergedanken für die Gemeinschaft einzusetzen. Und Ludi waren ja auch immer mit Opfern zu Ehren der Götter verbunden. Nur falls sie dem Flavier tatsächlich aus irgendeinem Grund zürnten.


    Aber darüber wollte der Kaiser nicht weiter nachdenken. Spekulieren über die Götter war etwas, das er Philosophen überließ. "Nichts anderes erwarte ich von einem tatkräftigen Mann wie dir."

    Menecrates schien es gar nicht fassen zu können. Was die Freude des Kaisers nur erhöhte, denn was war schöner, als wenn eine Überraschung gelang? Also lächelte er und erwiderte schließlich: "Ich war leider nie selbst dort." Das Land stammte aus dem Fiscus. Seine eigenen Güter lagen in einer anderen Region. "Aber umso besser. Ich denke es ist nur gerecht, wenn Männer, die viel für das Imperium geleistet haben, auch eine angemessene Entschädigung erhalten."

    "Deine Vorstöße, die Lex Mercatus zu ändern, habe ich mit Wohlwollen verfolgt." erklärte Severus und nickte ernst. Er schätzte es immer, wenn Senatoren von selbst ihre Ideen in den Senat einbrachten und nicht nur auf seine Vorgaben schielten. "Und die Schattenseiten deiner Magistratur mit Sorge." Menecrates hatte ihn ja auf dem Laufenden gehalten. "Vielleicht ist dies tatsächlich ein Zeichen der Götter." Scato hatte ja Möglichkeiten, an der Pax Deorum mitzuwirken. Immerhin war er Leiter der palatinischen Salier.
    Trotzdem wollte er nicht zu trübe auf die Lage blicken, denn vielleicht hatte er ja auch einfach nur Pech gehabt. "Vielleicht werden sich in einem anderen Amt wieder einmal Gelegenheiten ergeben, Spiele abzuhalten." fügte er deshalb tröstend an.


    "Abgesehen davon hätte ich allerdings noch ein Angebot an dich." Die nachdenkliche Miene des Kaisers wich einem vergnügten Lächeln. "Als Zeichen meiner Anerkennung für deine Arbeit als Magistrat würde ich dir gern ein Landgut schenken. Es liegt in der Nähe von Paestum, unweit deiner bestehenden Besitzungen."

    Der Kaiser seufzte. Das Verhör hatte im Grunde keine eindeutigen Hinweise ergeben. Zumindest wenn man dem Bericht glauben durfte. Und eine Procuratrix war kein Niemand, den man einfach so zurücksetzen konnte. "Wie gesagt ist Sergia Fausta momentan sowieso nicht am Palast unterwegs. Ihr solltet also ungestört sein."
    Er sah noch einmal auf den Bericht und runzelte die Stirn und ließ ihn ratlos sinken. "Inwiefern ist Sergia Fausta eine Gefahr, Tribun? Dieser Bericht sagt aus, dass sie möglicherweise ihren Ehemann betrogen hat und Kontakte zu Helvetius Commodus hatte, der möglicherweise in krumme Geschäfte verwickelt war, was zwar beides problematisch ist, aber noch kein Hochverrat." Er hob den Bericht wieder hoch. "Dann lese ich hier etwas von 'eindeutigen Kontakten' und 'Kopf eines Netzwerks', aber ich sehe überhaupt keinen Beleg, dass überhaupt noch irgendein Netzwerk existiert. Und wie kommt ihr darauf, dass Sergia Fausta diese Varia benutzte? Oder andere Meuchler? Hat Varia das direkt gestanden?" Wenn ja, war es jedenfalls sehr unglücklich formuliert. Im Bericht klang nämlich alles nach reiner Spekulation.

    "Das ist erfreulich." antwortete der Kaiser zufrieden, da er schon eine echte Verärgerung gespürt hatte. Natürlich war er auf Claudius Menecrates nicht angewiesen, doch er schätzte Männer, die ihre Meinung offen äußerten.
    Dieses Thema führte jedoch auch direkt zu einem weiteren Punkt, weshalb er Menecrates eingeladen hatte: "Und um dir nochmals persönlich zu zeigen, wie zufrieden ich mit deiner Arbeit war, würde ich dir gern ein kleines Geschenk machen. Es handelt sich um ein kleines Landgut in der Nähe von Sulmo." Er lächelte den Claudier fröhlich an. "Soweit ich weiß, besitzt du dort bereits einiges Land, sodass es für dich hoffentlich leicht zu verwalten wäre."