Der Kaiser dachte zurück an Annaeus Florus, den er nur am Rande gekannt hatte. All diese Männer und Frauen waren bereits lange tot, dennoch hatten sie maßgeblich an dem mitgebaut, was das Imperium Romanum heute war. Die verschiedenen Gesichter, die einer der besten Künstler Roms aus Bronze gefertigt hatte, blickten stumm in die Menge. Eher jugendliche Züge wie die von Annaeus Florus standen neben dem Greisengesicht eines Octavius Anton, mit Tiberia Livia, der männliche Bart von Prudentius Commodus hob sich deutlich von den femininen Zügen Tiberia Livias ab.
"Treffend hat Iulius Centho noch einmal zusammengefasst, welchen Zweck dieses Gebäude und die Ausstellung der Männer und Frauen darin verfolgt: Sie sollen uns Vorbilder sein!" Er blickte kurz auf die Reihe der Büsten, die nun wieder direkt nebeneinander standen. "Sie bilden alles ab, was unser Imperium zu bieten hat: Männer wie Annaeus Florus, die als Peregrinus begannen und als Senator endeten. Noble Vollblutpolitiker, die höchste Ehren errangen, und Soldaten, die für Rom bluteten. Mit Tiberia Livia haben wir aber auch eine Frau, die uns zeigt, dass Ehre nicht nur auf dem Schlachtfeld oder in der Curia Iulia zu erringen ist, sondern ebenso in Kultur und Bildung!" Das war nicht ganz korrekt, weil Livia auch Senatorin gewesen war. Ins Ulpianum war sie aber vor allem als Fördererin der Künste aufgenommen worden, weshalb der Kaiser sich diese Unsauberkeit erlaubte. "Wir sehen in diesen Beispielen, dass es verschiedene Wege gibt, Rom zu dienen. Jeder Bewohner unseres Reiches, sei er Patrizier, Plebejer oder Peregrinus, kann seinen Beitrag leisten und eines Tages in diese Halle aufgenommen werden. Das Vorbild dieser Geehrten soll uns also ermutigen, auf unserem Platz unseren Beitrag zu leisten!"
Er drehte sich um und verneigte sich vor den Büsten. Ein Römer verneigte sich zwar normalerweise nicht einmal vor den Göttern. Aber in diesem Fall machte Severus eine Ausnahme. Diese Männer und Frauen hatten großes geleistet und würden hoffentlich eine Ermunterung sein. Als Applaus aufbrandete, stimmte er darin ein. Es war der Applaus der Geehrten!
Als die Menge sich wieder etwas beruhigt hatte, ergriff der Kaiser noch einmal das Wort. "Geben wir diesen Büsten nun ihren Ruheplatz unter dem Schutz des Divus Iulianus und seiner Angehörigen, der uns dieses Bauwerk beschert hat." Damit wandte Severus sich dem Eingang zu und ging einer kleinen Prozession voran, in der die Büsten in die Ehrenhalle geleitet wurden. Drinnen würden sie den Platz auf ihren Sockeln finden, wo die Römer sie besuchen konnten.
Damit war der erste Teil dieses Festtags abgeschlossen. Im Anschluss würden die Spiele folgen, die unter der Leitung seines Sohnes stattfinden sollten. Auch der Thronfolger sollte so an den Ruhm der Ulpier anknüpfen. Immerhin hatte auch Severus vor, eine Dynastie zu begründen.