Offensichtlich hatte Menecrates nicht verstanden, was Severus mit seinem Lavieren hatte ausdrücken wollen. Vielleicht kein Wunder. Der Claudier war dafür bekannt, dass er sich wenig nach allgemeinen Trends oder der Meinung des Kaisers richtete. Er tat, was er für richtig hielt.
"Zweiteres ist der Fall: Meine Erfahrung sagt mir, dass viele Senatoren wie auch viele andere Persönlichkeiten geradezu nach Meinungsäußerungen von mir lechzen, um diese Meinung zur ihren zu machen." Das war einer der Nachteile des Prinzipats. Jeder wollte der beste Freund des mächtigsten Mannes Roms sein.
Er strich sich nachdenklich durch den Bart. Natürlich hatte der Senator Recht, dass er nicht gerade viel für sich forderte. Aber gerade beim Consulat wollte der Kaiser nicht anfangen, Einfluss auf die Wahlen zu nehmen. "Es ehrt dich, dass du so offen zu mir sprichst. Das geschieht leider selten. Aber..." Er stockte. Dann kam ihm plötzlich doch eine Idee: "Wäre es für dich akzeptabel, wenn ich mich öffentlich mit deiner Arbeit zufrieden erkläre, aber dasselbe auch bei deinen Konkurrenten tue, wenn ich mit ihnen zufrieden war?" Wenn er alle Kandidaten gleichmäßig lobte, würde er vielleicht auch vermeiden können, dass die Kaffeesatzleser in den hinteren Reihen seine Intention fehlinterpretierten.