Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    "Salve, Claudius." grüßte der Kaiser zurück und stellte in diesem Moment fest, dass für diese Gelegenheit eine etwas vertraulichere Runde im Triclinium geschickter gewesen wäre. Naja, zu spät.
    Auf die Anfrage des ehemaligen Praetors lächelte er nur. "Ich denke nicht, dass wir ihn brauchen werden." Er zuckte mit den Schultern. "Aber von meiner Seite aus wären auch keine Staatsgeheimnisse zu besprechen, sodass er gerne bleiben kann, wenn du dies möchtest."

    Auch Menecrates' Tatenbericht wurde vom Kaiser persönlich mitangehört. Besonders horchte er natürlich bei dem Fall gegen einen Magistraten auf. Er erinnerte sich, dass der Claudier ihm über irgendeine Unregelmäßigkeit von Flavius Scato berichtet hatte. Die Details waren ihm aber entfallen.


    Jetzt, wo er mitten im Senat saß, kam es ihm aber doch wichtig vor, in dieser Sache nicht allzu wolkig zu bleiben. Zumal Menecrates den Fall ja schon angesprochen hatte: "Claudius, vielen Dank für deinen Bericht. Ich möchte aber noch einmal auf die Klage gegen den amtierenden Magistrat zurückkommen. Ich denke, der Senat hat das Recht, die genaueren Umstände dieses Falles zu erfahren und ebenso, um wen es sich handelt." Er blickte zu Scato. "Nicht, dass der Eindruck entsteht, hier würde etwas aus irgendwelchen Gründen verheimlicht werden." Eine Schweigepflicht in diesem Sinne bestand für Klagen ja sowieso nicht. Und wer wollte, konnte sicherlich herausfinden, wer da warum verklagt worden war.

    Auch der Kaiser nahm an der Senatssitzung teil, in der die scheidenden Magistrate ihre Tatenberichte vorlegten. Und natürlich ließ er es sich auch nicht nehmen, dem ein oder anderen etwas genauer auf den Zahn zu fühlen:
    "Flavius, ich danke dir für deine Worte." leitete er die Fragerunde gegenüber dem Aedil ein. Scheinbar hatte sich bisher ja niemand getraut. "Da du schon von der Pax Deorum sprichst: Zur Aufgabe der Aedile gehört ja auch die Aufsicht über die Tempel und öffentlichen Bauwerke. Kannst du dazu auch etwas berichten?" Natürlich wusste Severus, dass ein Großteil dieses Aufgabenfeldes von seinen Curatoren beackert wurde. Aber dem Aedil war diese Aufgabe auch ins Gesetz geschrieben. Also musste er sich auch dort zumindest auf dem Laufenden halten.

    Sim-Off:

    Huch, da hat doch glatt der Kaiser mal was vergessen! Bitte erinnern, wenn das wieder vorkommen sollte. Oder nochmal eine fragende Miene posten ;)


    Es dauerte einen Moment, ehe der Kaiser antwortete. Hatte er den alten Claudier falsch verstanden oder wurde dieser langsam ein bisschen senil. Alte Männer lebten ja gerne in der Vergangenheit, obwohl auch Menecrates sicherlich nicht Arminius, den Sieger über den unglücklichen Varus noch persönlich erlebt hatte.
    "Nun, Arminius wird uns sicherlich nicht mehr weiter bedrohen und soweit man weiß, starb seine Allianz mit ihm." bemerkte er deshalb schließlich trocken. "Aber das letzte Jahrhundert hat natürlich immer wieder ähnliche Verbindungen gesehen, beispielsweise den Aufstand der Bataver während des vorvorletzten Bürgerkriegs." Auch in diesem Fall hatten sich nicht nur die Bataver erhoben, bis Divus Vespasianus dem Bürgerkrieg und schließlich ihrem Aufstand ein Ende gesetzt hatten. "Die Kontrolle der Stämme jenseits des Limes ist vor allem Aufgabe des jeweiligen Statthalters an der Grenzprovinz. Cocceius Briganticus und Duccius Vala an der germanischen Grenze vor allem." Er nahm einen Schluck. "Ich denke, dass sie solche Dinge im Auge haben. Gerade Duccius Vala ist dafür ja prädestiniert, denn seine Familie stammt ja aus der Region und versteht sich besonders gut, wie die Fürsten jenseits des Rhenus ticken." Die letzten Berichte aus Germania waren zumindest alle positiv gewesen. Fast zu positiv, wie Vala treffend angemerkt hatte...

    Schweigend verfolgte der Kaiser das Trankopfer. Dass die Götter in diesem Haus so gewissenhaft geehrt wurden, gefiel ihm. Dann wandte er sich wieder dem jungen Claudier zu. Menecrates sprach mit seiner Enkelin, doch waren diese Worte scheinbar Interna, sodass er höflich weghörte.


    Stattdessen antwortete er mit einem milden Lächeln auf die Schlüsse Marcellus'. "Nun, so würde ich es auch nicht beschreiben. Glücklicherweise wagt nicht jeder, der mit unserer Herrschaft unzufrieden ist, sofort den Aufstand. Nur die Mutigsten und die Dümmsten." In seinen langen Statthalterschaften hatte der Aquilier erfahren, dass die simple Teilung zwischen Barbaren und Kultivierten nicht sehr sinnvoll war. Jedes Volk hatte seine Kultur, in jedem Volk gab es Kluge und Dumme, überall Mut und Feigheit, überall Kultivierte und Primitive. "Und oft ist es einfacher, die simplen Geister zu beherrschen als die Klugen: Aufstände gehen normalerweise von den Eliten einer Gruppe aus, die uns am kultiviertesten erscheinen mögen. Decebalus war die größte Gefahr in Dacia, so wie Arminius zu Zeiten des Divus Augustus in Germania. Letzterer hatte Rom als Offizier gedient und galt wohl als das, was wir heute kultiviert nennen würden."


    Damit waren sie bereits bei der zweiten Frage angekommen: "Insofern lässt sich nicht pauschal sagen, welches Volk gefährlicher ist. Ich habe nie gegen die Germanen Krieg geführt, aber wie man hört, sind sie mindestens so tapfer und kriegserprobt wie die Daker." Er hob mahnend den Zeigefinger. "Entscheidend für die Gefährlichkeit einer Armee ist aber nicht nur der individuelle Mut und die Kampferfahrung des einzelnen Soldaten, sondern vor allem Organisation, Koordination und Führung. Arminius schmiedete aus den verfeindeten Stämmen der Germanen eine Allianz und wurde damit zur Bedrohung des Imperiums. Decebalus verfügte über eine eingespielte Armee und ein Königreich, das ihm Ressourcen für den Krieg zur Verfügung stellte - das war es, was ihn zu einem gefährlichen Gegner machte."

    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht und es freut mich, dass du so fähige Offiziere in deinen Reihen hast. Ich bin gespannt, wie sich der junge Flavius als Diplomat mit diesen Stämmen bewähren wird und hoffe, dass deine Einschätzung, einen so jungen und unerfahrenen Mann allein dorthin zu schicken eine kluge war. Berichte mir in jedem Fall über seinen Erfolg.


    Mit Appius Decimus Massa wird in Kürze ein weiterer Offizier zur Legio II Germanica stoßen. Er wurde bereits hier in Rom vorstellig, muss jedoch noch einige familiäre Angelegenheiten erledigen, ehe er an seine neue Dienststelle aufbrechen wird. Angehängt findest du die Ernennungsurkunde, die du mit dem entsprechenden Datum versehen publizieren kannst, sobald er seinen Dienst angetreten hat.


    Was deinen Centurio Statorum Tiberius betrifft, werden wir ebenfalls sehen, ob es eine weitere Verwendung für diesen Mann gibt. Rom braucht stets fähige Offiziere, insofern bin ich sicher, dass wir etwas für ihn finden werden.


    Neben den Personalangelegenheiten ist es aber selbstverständlich auch erfreulich zu erfahren, dass es am Limes und in den Civitates ruhig ist und alles seinen geregelten Gang nimmt. Richte Vicus Iulius meinen Dank für das Geschenk aus, das du mir mitgesandt hast. Sollte die Civitas ein spezielles Anliegen damit verbunden wissen wollen, erstatte mir Bericht.


    Zweifellos wirst du über die Geschehnisse hier in Rom bestens informiert sein, sodass ich dich nicht mit der Wiederholung von längst Bekanntem langweilen möchte. Ich darf dir allerdings zumindest voller Vaterstolz berichten, dass meine Gattin, Veturia Serena Augusta, mir einen weiteren Sohn geboren hat: Tiberius Aquilius Iulianus ist gesund und gedeiht prächtig. Ich erlaube dir, für unser und sein Heil Dankopfer in deiner Provinz abzuhalten.


    Vale


    Der Kaiser nickte. Das ging ja schnell.
    "Dann darfst du gehen. Vale, Decimus, und einen guten Einstand in deiner neuen Einheit." erklärte er. Die Formalitäten würde die Kanzlei direkt an die Legion schicken. Wenn Massa noch ein bisschen hier bleiben wollte, würde die Verwaltung in Mogontiacum wenigstens schon einmal vorgewarnt sein.

    Der Kaiser traute seinen Ohren kaum. Eine Panik bei den Spielen? Morde und rebellische Schmierereien? Da hatten die Speculatores offensichtlich etwas Großes nicht recht vorhergesehen!


    "Die Cohortes Praetoriae sollen sofort an den Ort des Geschehens und den Cohortes Urbanae zu Hilfe eilen! Die Ordnung ist so schnell wie möglich-" Severus unterbrach seine Anweisungen und folgte dem Finger des Prätorianers. Gleich mehrere Rauchsäulen zeigten sich auf dem beeindruckenden Panorama Roms.
    Das Gesicht des Kaisers verzog sich zornig. "Mehercle! Und das mitten im Sommer!" Die Trockenheit der Sommermonate würde die Stadt wie Zunder brennen lassen! Wenn man nicht rechtzeitig einschritt!
    "Alle verfügbaren Einheiten haben die Vigiles bei den Löscharbeiten zu unterstützen! Und will sofort die Praefecti Praetorio hier haben! Und den Praefectus Urbi! Und den Praefectus Vigilum und die Consuln!" Sie mussten sofort einen Krisenstab einrichten! Das hier war wohl die größte Bedrohung Roms, die der Aquilier auf dem Kaiserthron bisher erlebt hatte!

    "Dann wirst du ihn kennen lernen. Er ist ein erfahrener Verwalter und kennt diese Provinz schon aus familiären Gründen hervorragend." Die Duccier waren in Rom erst mit Vala in den Senat aufgestiegen. Trotzdem dienten sie dem Imperium schon seit mehreren Generationen.


    Kam die nächste Frage: "Das sollte kein Problem darstellen. Dein Amtsvorgänger wurde zwar bereits versetzt, weshalb du nicht ewig warten solltest. Ein paar Tage hin oder her werden aber nicht entscheidend sein." Massa würde ja sicherlich ein paar Jahre am Limes verbringen. Da verstand es Severus, wenn man zuvor noch ein wenig die Schönheit Roms genießen wollte.

    Der Punkt war abgehakt. Es folgte der nächste. Leider erinnerte sich der Kaiser nicht daran, den Fall mit dem A cognitionibus besprochen zu haben. Wahrscheinlich hatte Duilius Quirinalis die Sache allein entschieden. "In Ordnung" bestätigte er deshalb in völliger Unwissenheit. Menecrates würde das schon ordentlich entschieden haben. Dafür war er schließlich Praetor.


    Die letzte Frage ließ Severus dagegen mit bestem Wissen zufrieden lächeln. "Veturia geht es gut. Sie hat mir einen gesunden Sohn geboren: Tiberius Aquilius Iulianus." Er war durchaus stolz. Der Junge entwickelte sich prächtig.

    Tatsächlich kamen die ersten Speisen, von denen der Kaiser kostete. Er ließ sich auch ein Schüsselchen für die Suppe reichen, als Marcellus wieder das Wort an ihn richtete.
    "Unruhen?" fragte er etwas verwirrt, ehe er sich an entsprechende Gerüchte erinnerte und lächelte. "Sulpicius Cornutus berichtete mir bereits, dass alles in bester Ordnung ist." Solche Gerüchte kamen schnell auf. Aber sie entpuppten sich glücklicherweise meist ebenso schnell als Falschmeldungen.
    "Seit ich damals Decebalus besiegte, sind die Daker glücklicherweise eher ruhig." Er nahm die Suppe aus der Hand eines Sklaven entgegen und betrachtete sie einen Augenblick versonnen. "Sie sind keine so tumben Barbaren, wie man oft hört. Unter Decebalus bildeten sie ein einheitliches Reich, beherrscht von einem König, einem Hohepriester und einer Aristokratie. Sie verfügten über ein Heer, eine Hauptstadt und sogar eine eigene Münzprägung. Überhaupt sind sie im Bergbau und er Metallverarbeitung sehr geschickt." Er griff nach dem Löffel und nahm einen Schluck der Suppe. "Natürlich kann man sie nicht mit uns oder den Griechen vergleichen."

    Selbst der mächtigste Mann der Welt konnte sich für die winzigen Fingerchen eines Säuglings begeistern. Deren Greifreflex testete Severus gerade, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. Mit einem Seufzen blickte der Kaiser auf und zog seine Hand zurück.
    Sein Gesicht entglitt allerdings, als die beiden Soldaten Bericht erstatteten. "Ein Sklavenaufstand? Bei den Spielen?" Vor dem geistigen Auge des Aquiliers zog bereits eine marodierende Gladiatoren-Armee durch die Lande. "Was ist geschehen?"

    Der Kaiser lächelte vornehm über den Scherz des Decimers. Dann wurde er schnell wieder ernst.
    "Du wirst als Tribunus Angusticlavius dort deinen Dienst verrichten. Deine Aufgaben werden sich also von deinen früheren nicht wesentlich unterscheiden: Es geht um Verwaltung, Organisation, aber auch Strategie und Beratung des Legaten." Severus strich sich durch den Bart. "Ist dir Titus Duccius Vala bereits bekannt?"

    Auch der Kaiser hatte Serapio lange nicht gesehen, ebensowenig Livianus. Aber das ließ sich hoffentlich ändern. "Wenn das so ist, würde ich seine Chancen auf den Ritterring als gut einschätzen." antwortete er deshalb. Wenn er schon so lange diente, hatte er sich ja sowieso das Bürgerrecht verdient, sodass eine weitere Standeserhebung leichter zu bewerkstelligen war.


    Trotzdem konnte Severus die Standeserhebung nicht sofort zusagen: "Ich möchte aber zuvor noch seine Vorgesetzten konsultieren, um das Bild über ihn abzurunden. Dann werde ich mit meinen Beratern entscheiden." Formell gehörte der Praefectus Praetorio auch zu diesen Beratern. Bei einem seiner eigenen Männer würde er sicherlich mitreden wollen.