Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Nur aus den Augenwinkeln bekam der Kaiser mit, dass Menecrates seine Enkelin auf später verwies. Lieber hörte er dem streng wirkenden jungen Mann zu. Das Tirocinium hatte er also ebenfalls bei seinem Großvater absolviert. Nicht ungewöhnlich im Grunde.
    "Nun, die Pax Romana erlaubt es natürlich deutlich weniger als früher, dass jeder Römer sich im Krieg bewähren kann. Ein Segen der Götter, wie ich meine." positionierte er sich schließlich. Er selbst hatte ja noch im Dakerkrieg militärische Ehren erworben. "Trotzdem ist der Militärdienst natürlich eine sehr ehrenvolle, unterstützenswerte Sache."
    Severus strich sich durch den Bart. "Dein Großvater sagte mir, dass du das Tribunat noch vor dem Vigintivirat absolvieren möchtest. Warum?" Eine Abweichung von der Norm war immer zu begründen. Immerhin hatte die Norm auch ihre Gründe!

    "Eine ruhmreiche Familie, in der Tat." kommentierte der Kaiser Marcellus' Worte. "Dein Großvater erwähnte, dass du dein Tirocinium Fori bereits absolviert hast? Etwa bei einem Militärkommandeur?" Prinzipiell war das ja möglich. Und wenn der junge Mann sich so sehr für militärische Dinge interessierte...

    Die Claudier waren zahlreich, das war bekannt. Und nicht so einfach, wenn man zu Besuch war, denn die Enkelinnen von Menecrates hatten auch noch sehr ähnliche Namen. Gut, wenn man einen Nomenclator hatte.
    "Ave, Claudia Sassia." begann er also mit der ersten, nachdem seine Gattin sich weiter mit dem kleinen Mädchen beschäftigte. Sie war scheinbar sowieso ein bisschen aufgeregt, so schnell wie da die Tränen kullerten. Und damit konnte der Augustus nicht viel anfangen. Ebenso wenig aber mit einem schnippischen Auftreten bei einer jungen Frau. Einige der Spitzen Silanas erreichten ihn zwar nicht, denn sie war nicht die erste Römerin, die sich vor ihm verneigte, und ihn als Ersten im Volk zu titulieren kam seiner Amtsvorstellung durchaus entgegen. Das aufreizende Tänzeln und den sarkastischen Tonfall fand er aber schon irritierend. Zwar nicht so irritierend, dass man sie gleich öffentlich vom Fest werfen musste, aber er war doch auch hier froh, dass Veturia diese unangenehme Situation löste, indem sie vorschlug, die Gärten zu besuchen.
    Damit blieben Livineia und Marcellus. Freundlich nickte der Aquilier ihnen zu. "Salvete. Dein Großvater berichtete mir bereits, dass du ein Tribunat bekleiden möchtest." Die Claudier waren ja richtig kampfeslustig!

    "Ich höre Stimmen gegen Tiridates, Pakoros und Sanatruces. Blieben also Vologases und Mithridates übrig, die wir beide wohl am besten kennen." fasste der Kaiser die Stimmen zusammen. "Gibt es etwas, was mein Sohn unbedingt über die Kandidaten herausfinden sollte, ehe wir eine Entscheidung fällen? Oder vielleicht schon jetzt konkrete Fragen?"
    Severus sah zu seinen Beratern, die ihre Kandidaten jeweils vorgestellt hatten. Vielleicht konnten sie auch noch wichtige Informationen liefern, bevor man Monate auf Antworten aus dem Osten wartete.

    Der Beifall für den Kampf deutete zwei Dinge an. Erstens, dass der Procurator Familiarum Gladiatoriarum sich ausreichend Mühe gegeben hatte. Und zweitens, dass man Scorpio wohl eher nicht sterben lassen wollte, was dem Kaiser entgegen kam. Auch dieser Gladiator wurde also begnadigt, womit die Spiele ihrem Ende zugingen.


    "Ich dachte schon, es wäre um Audax geschehen!" bemerkte er der Augusta gegenüber. Der Gesichtstreffer hatte wirklich spektakulär ausgesehen.

    Als der Kaiser mit seiner Frau ins Peristyl trat, nahm er wohlwollend die verschiedenen Dekorationen zur Kenntnis. Die Bäume, Blumen und Figuren, aber auch die beiden Enkelinnen des Hausherrn. Wobei er letzteren direkt ein offenes Lächeln schenkte. Silanas Verstimmung spürte er zwar intuitiv, konnte sie aber nicht recht deuten. Also lächelte er sie umso freundlicher an, als Menecrates sie vorstellte.
    "Deine Enkelinnen sind ja bezaubernd!" bemerkte er, als die jüngste von ihnen plötzlich dazwischen fiel. Mit einem Honigtopf, wie es schien. Sofort beugte sich Severus hinab und nahm das Geschenk entgegen. "Das freut mich aber! Der schmeckt bestimmt köstlich!" Als er in die Augen des kleinen Mädchens blickte, musste er daran denken, bald auch wieder so einen kleinen Racker um sich zu haben. Einen Sohn, prophezeite der kaiserliche Haruspex. Aber der irrte sich manchmal auch.

    "Ich denke, wir lassen uns ganz von dir überraschen." antwortete Severus mit einem Lächeln. Natürlich wusste ganz Rom, dass er keinen Koriander mochte. Das war der Vorteil von Gerüchten. Jeder wusste, was er mochte und was nicht.


    Da aber keine neuen Anliegen von den beiden Claudiern gaben, setzte er sich nun auf. "Dann haben wir es für heute, denke ich." Er reichte zuerst dem jüngeren Gast die Hand. "Claudius Sabinus, ich erwarte deine Kandidatur!" Dann ging er zu Menecrates. "Und ich freue mich, bei dir zu Gast sein zu dürfen und deinen Enkel kennen zu lernen." Damit war die Audienz beendet und die beiden wurden hinausgeleitet. Der Aquilier eilte hingegen zu seiner Frau. Es gab sicherlich viel zu bereden!

    Einen Moment blieb der Kaiser vor dem prächtig geschmückten Eingang stehen und bewunderte die Pflanzenpracht. Dann nahm er jedoch den Arm seiner Gattin und führte sie auf den Gastgeber zu. Dass er sie am Eingang empfing, nahm Severus wohlwollend zur Kenntnis. Auch wenn er sich als Senatskaiser gab, mochte er es, wenn sein Vorrang respektiert wurde.


    "Ich danke dir für deine Einladung!" erwiderte der Kaiser mit einem jovialen Lächeln die Begrüßung. Dann nickte er zu der Entscheidung seiner Gattin. "Gehen wir ins Peristyl. Ich glaube, ich habe dein Haus noch gar nicht kennen gelernt, Senator Claudius!" Ganz sicher war er sich allerdings nicht. Er hatte viele Senatorenhaushalte besucht in seinem Leben. Zu viele.

    "Oh." kommentierte der Kaiser die Nachricht vom Tod der Mutter. Nicht, dass es ihn berührte. Eher aus Pietät. "Wenn Iulius sowieso bereits an die Kanzlei geschrieben hat, wird sein Fall sicherlich dort stecken." Manchmal versickerten Bittschriften irgendwo zwischen den Abteilungen.


    Er gab seinem Sekretär ein Zeichen. "Ich werde nachhaken und dafür Sorge tragen, dass sein Anliegen zu seinen Gunsten bearbeitet wird." Dann konnten Juristen sich damit befassen und eine wasserdichte Lösung finden. Immerhin konnte auch Severus diesen Fall nicht aus dem Stegreif beurteilen.

    Die kaiserliche Sänfte kam niemals dezent irgendwo in Rom an. Erstens wurde sie von einer Schar grimmig dreinblickender Prätorianer begleitet, die trotz ihres äußerlich zivilen Auftretens überaus gefährlich wirkten. Zweitens waren da die Liktoren, mit denen Severus an republikanische Traditionen anknüpfte. Und drittens folgte ihnen stets eine Schar Diener, aber auch Schaulustiger, Bittsteller und sonstiger Leute, die sich eine Gunst der kaiserlichen Familie erhofften. Schon von Ferne konnten die Sklaven des Hauses also erkennen, als sich der Zug aus dem Tal kommend den Esquilin hinauf quälte.


    Als sie dann vor der Villa angekommen war, entstiegen dem prunkvollen Gefährt zuerst der Imperator Caesar Augustus, dann die hochschwangere Augusta. Severus war in eine golddurchwirkte Synthesis gekleidet, wie es zu einer Cena üblich war. Auch sonst wirkte er recht formlos und entspannt, scherzte mit einem der Prätorianer und begab sich dann zum Eingang, wo man ihn bereits angekündigt hatte.

    Der Kaiser nickte. Damit konnte der Mann ja sogar in den Senat aufsteigen! Also war die Erhebung wohl eher eine Formsache.


    Der andere Punkt war dagegen etwas komplizierter. Wieder einmal wünschte sich Severus, dass sein A Cognitionibus etwas näher war. "Worum genau geht es? Um die römischen Bürgerrechte für seinen Sohn? Oder die Anerkennung seiner Vaterschaft? Oder möchte er seine Konkubine ehelichen? Das könnte er als Ritter auch ohne explizite Erlaubnis." So viel ließ sich zumindest von vornherein sagen. Und auch wenn der Kaiser es gerade nicht im Kopf hatte, hatte Antoninus ja sogar explizit das Eherecht erworben.

    Der Kaiser nickte. "Nun, ich werde es an meine Kanzlei zur Prüfung weitergeben." Die Erhebungen in den Ritterstand war ja durchaus ein etwas formaleres Verfahren. Aber hier klang es ganz danach, als würden seine Berater auch keine Einwände haben.
    Schon glaubte er, dass seine Fragen damit geklärt waren. Eines viel ihm jedoch noch siedend heiß ein: "Eine wichtige Frage wäre allerdings sicherlich noch, ob er den erforderlichen Census erfüllt. Besitzt er ausreichend Grund und Boden?"

    Der Kaiser war einigermaßen beeindruckt, wie flink der Retiarius seinen Gegner umschwirrte. Die Treffer waren absolut verdient, wie er fand. "Ich hoffe, unser Kind wird auch einmal mutig wie dieser Ferox." Er strich seiner Augusta sanft über den Bauch. Natürlich hoffte er, dass es ein Sohn wurde. Aber auch ein Töchterchen durfte ja gerne mutig sein.


    Offensichtlich war der Kampf aber noch nicht zu Ende. Denn Tigris hatte keineswegs aufgegeben!

    Der Kaiser nickte. Der Name Iulius Antoninus kam ihm bekannt vor. Wahrscheinlich hatte der Mann ihn mal irgendwohin eskortiert. Manchmal plauderte er ja mit seinen Bediensteten, während sie in der Stadt unterwegs waren.
    Unabhängig davon bestätigte er aber: "Das klingt in der Tat nach einer beachtlichen Lebensleistung." und sah zu seinem Sekretär, der eine Notiz machte. "Hat er nahe Verwandte im Ritterstand? Oder wurd er zum Primus Pilus ernannt?" Das war ja nicht ungewöhnlich für einen Offizier, der von den Prätorianern an eine reguläre Legion wechselte. Und spielte eine gewisse Rolle bei der Bewertung, ob jemand sich den Ritterstand verdient hatte.

    "Ich sehe eine Mehrheit, die Mithridates als Idealkandidaten bevorzugt." fasste der Kaiser zusammen, nachdem ein Großteil der Senatoren sich zu Wort gemeldet hatte. Zumindest derer, die sich an der Diskussion beteiligten. "Es würde meinem Sohn sicherlich auch helfen zu wissen, auf wen wir uns keinesfalls einlassen wollen. Gibt es also auch Meinungen, wer auf keinen Fall akzeptiert werden sollte?" Wieder sah er fragend in die Runde. Briefe des Caesar würden ja Wochen unterwegs sein. Man musste ihm also möglichst klar Instruktionen liefern.

    Einen Moment wartete der Kaiser ab. Mithridates war in seinen Augen die Maximalforderung, die Rom machen konnte. "Gibt es weitere Unterstützer für diesen Kandidaten? Oder Gegenmeinungen?" Er hatte versprochen, ein Senatskaiser zu sein. Also versuchte er möglichst wenig Einfluss zu nehmen.

    Die 14. Stunde verwirrte Severus ein bisschen. Als Römer kannte er eigentlich nur zwölf Stunden. Wohl verhört. "Verzeihung, sagtest du zur neunten Stunde?" fragte er deshalb und nannte eine übliche Zeit für den Beginn einer Cena.


    Er glaubte schon, dass alles weitere auf diesen Termin zu verschieben wäre. Immerhin wartete Veturia.
    Aber offensichtlich wollte der alte Claudier noch etwas los werden. "Worum geht es?" fragte er somit ein wenig ungeduldig. Obwohl er natürlich noch genügend Zeit hatte. Das Kind würde nicht weglaufen. Vorerst zumindest.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Serena merkte natürlich, dass ihren Mann die Kämpfe wirklich interessierten. Sie selbst fand diese Kämpfe ja eher zu brutal. Sie mochte eben die feinen Künste. Aber natürlich wusste sie was ihre Rolle war und sie fiel nicht aus eben dieser. So verfolgte sie die Kämpfe um wenigstens mitzubekommen welcher Kämpfer gewann und wie das Volk entschied ob der Unterlegenen leben oder sterben sollte. Bis her war der Plebs heute wirklich gnädig und sie erkannten die Leistungen der Kämpfer an. Sie hatte es aber auch schon anders erlebt. Trotz guter Leistungen wurden Besiegte in den Tod geschickt nur weil das Volk blutlüstern war.
    So aber freute es die Kaiserin, dass der Kämpfer der eine wirklich gute Leistung gezeigt hatte heute nicht sein Leben lassen musste.
    Voller Stolz viel ihr Blick auf ihren Mann, als er so erhaben nach vortrat und das Votum verkündete.


    "Ich bin gespannt, wie der letzte Kampf wird!" bemerkte Severus an seine Frau gewandt, als er sich wieder setzte. Er ließ sich einen Becher Wein reichen und ordnete seine purpurne Toga. Ein bisschen viel Stoff für einen angenehmen Tag im Amphitheater.

    Menecrates war sichtlich enttäuscht. Vielleicht verständlich, immerhin war der alte Claudier eher als Sturkopf bekannt, sodass ihn eine solch vorschnelle Kapitulation ohne Kampf sicherlich ärgerte. "Nicht immer ist Zögern ein Zeichen von Schwäche." gab er tröstend zurück und lächelte dem jungen Mann zu.


    Offensichtlich wollte Menecrates es nun aber mit einem anderen Enkel versuchen. Die Claudier waren ja für ihre Fruchtbarkeit bekannt. Menecrates allein hatte wohl mehr als ein halbes Dutzend Kinder. Kein Wunder, dass er notfalls noch einen anderen Enkel in der Hinterhand hatte. Auch hier zeigte Severus sich offen.
    "Selbstverständlich würde ich gern einen weiteren Spross deiner Familie kennen lernen." Er strich sich durch den Bart. "Ob auf einer Audienz oder einem Gastmahl. Wie es euch mehr zusagt." Viele Bürger trauten sich nicht mehr, ihn zum Essen einzuladen. Aber die Claudier waren ja eine noch ältere Familie als die des Kaisers. Sie mussten sich also nicht schämen.