Beiträge von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS

    Am Abend, nachdem den Kaiser ein brisanter Brief aus Cappadocia erreicht hatte, fand sehr kurzfristig ein Gastmahl in der Domus Augustana statt. Der Vilicus war ein wenig verärgert, so kurzfristig etwas auf die Beine stellen zu müssen, doch Severus hatte ihm versichert, dass die Männer auf seiner Gästeliste nicht wegen des Essens kommen würden.
    Tatsächlich hatten die Männer, die am frühen Abend eintrafen, alle recht ernste Gesichter. Veturius Cicurinus, der ehemalige Statthalter von Syria war darunter, aber auch einer der Quaestoren, der als Tribun der Legio XXIV Syriaca an einer Gesandtschaft nach Artaxata beteiligt gewesen war. Sie alle vereinten Kenntnisse und Erfahrungen über Armenia und die dortige Königsfamilie. Leider fehlten aber auch Kenner der dortigen Verhältnisse: Caius Cassius Cavarinus, der schon als Kandidat um den Kaiserthron wegen des Ostens gewarnt hatte, war erst kürzlich nach Britannia abberufen worden und Lucius Tiberius Lepidus, der sich als Quaestor Principis intensiv mit der Partherfrage auseinandergesetzt hatte, war in auf die Schnelle nicht aufzutreiben gewesen. Anders als sonst hatte niemand seine Ehefrau oder Familienmitglieder mitgebracht und auch die Augusta zeigte sich den Abend über nicht im Nymphaeum. Immerhin zog Severus aber den Caesar hinzu.


    Sie alle waren schon durch Boten über den Tod des Königs von Armenia informiert worden (unter dem Siegel der Verschwiegenheit) und der Aquilier überging auch direkt den Austausch von Floskeln, sondern bat jeden um seine Einschätzung. Während die Gäste nacheinander ihre Meinung zur Thronfolgesituation abgaben, hörte er aufmerksam zu und rührte kaum einen Bissen an. Nachdem die verschiedenen Ansichten bis spät in die Nacht diskutiert worden waren, bedankte er sich bei allen und entließ die Männer, die teils schon deutliche Anzeichen von Müdigkeit zeigten. Am Ende blieben nur Severus und Bala zurück. Die beiden sprachen ebenfalls noch eine ganze Weile allein. Dann schließlich war ein vorläufiger Beschluss gefasst.

    Wieder einmal kam der Ab Epistulis zum morgendlichen Rapport. Ehe jedoch das ewige Schachern um Posten und Pensionen begann, hatte Maenius Firminus heute eine substantiellere Nachricht aus dem Osten:
    "Heute morgen erreichte uns ein Brief von Calidius Calvena aus Cappadocia." begann er und weckte damit das Interesse des Kaisers.
    "Er berichtet, dass er aus Armenia erfahren hat, dass Parthamasiris, der alte König dort, verstorben ist." Severus verzog ein wenig das Gesicht. Parthamasiris hatte den Thron erobert, nachdem die Parther seinen Vorgänger Exedares abgesetzt und der Feldzug des Iulianus schief gegangen war. Wenn er tot war, würden die Parther zweifellos versuchen, ihren Einfluss auf das Königreich zu vergrößern. "Wer wird sein Nachfolger?"
    "Das ist unklar. Traditionell nominieren die Parther einen Kandidaten des Königshauses und wir stimmen zu. Oder eben nicht. Calvena berichtet, dass mehrere Neffen des Parthamasiris sich um die Nachfolge bewerben. Am aussichtsreichsten scheint ein Pakoros, der allerdings derzeit am parthischen Königshof lebt und als ausgesprochener Parteigänger des Orsoes gilt. Calvena warnt davor, ihn als König zu akzeptieren."
    Severus strich sich ein wenig nervös durch den Bart. Seine bisherigen außenpolitischen Entscheidungen waren nicht besonders heikel gewesen. Cassius Cavarinus, sein damaliger Konkurrent um den Kaiserthron, hatte immer gewarnt, dass der Osten ein tickendes Pulverfass war. Jetzt drohte die Lunte wieder einmal entzündet zu werden.
    "Wir müssen mehr über diesen Pakoros erfahren. Und über die übrigen Kandidaten, ihre Verbindungen zu den Parthern, nach Rom und so weiter. Hat Calvena auch einen Kandidaten?"
    Der Maenier lächelte süffisant. "Alle Kandidaten gehören zur Dynastie der Arsakiden, einer Nebenlinie des parthischen Königshauses. Insofern stehen sie schon aus familiären Gründen in enger Beziehung zum Sha in Sha. Calvena schlägt einen gewissen Vologases vor, jüngster Bruder von Pakoros. Er war auch Teil der Gesandtschaft, die zu deinem Amtsantritt nach Rom kam, um dir ein Geschenk von Parthamasiris zu überbringen." Wieder runzelte der Kaiser die Stirn. In den ersten Monaten seiner Herrschaft hatte er hunderte Gesandtschaften empfangen, Botschafter in allen Hautschattierungen, die er kannte. Der Osten hatte ihn damals allerdings nur am Rande interessiert. Also erinnerte er sich auch nicht an diesen Vologases.
    "Stelle eine Liste von Experten für diese Fragen zusammen und lade sie heute Abend zum Essen ein. Cassius Cavarinus und..." Er runzelte die Stirn. Cavarinus war der Kandidat für dieses Thema gewesen. "Cavarinus bekleidet eine Statthalterschaft in Britannia." warf der Ab Epistulis ein. Richtig, den hatte er ja kürzlich erst weggeschickt. Was für ein Pech! "Dann Veturius Cicurinus und so weiter." Cicurinus war ja erst vor einiger Zeit aus Syria abberufen worden und hatte dort über Jahre amtiert. Den Rest musste Maenius Firminus selbst recherchieren.

    Severus strich sich erneut durch den Bart. Es erschien ihm mutig, dass der junge Mann die Verantwortung für seine Fehler übernahm. Aquilianus hatte sein Versagen in schillerndsten Farben beschrieben, obwohl der Kaiser gewisse Zweifel hatte. Der dicke Junge mit dem Milchgesicht vor ihm schien tatsächlich kaum einem durchtrainierten Veteranen gewachsen. Gracchus Minor war zwar ein guter Redner, wie man bei der Eröffnung des Ulpianum gesehen hatte, aber es war doch etwas anderes, vor einem gezückten Schwert die passenden Worte zu finden als vor einer wohlwollenden Menschenmenge.


    Der Kaiser seufzte daher und antwortete schließlich "Ich nehme deine Entschuldigung an." Sofort hob er jedoch den Zeigefinger. "Unter einer Bedingung: Du lernst aus diesem Fehler und wirst zukünftig entschlossener handeln" Natürlich bekam Severus auch mit, wenn Magistrate wenig Engagement zeigten, wie es ihm von dem jungen Flavier berichtet worden war. "und dich mehr darum bemühen, deine Aufgaben zufriedenstellend zu erfüllen." Letztlich war Gracchus Minor ja doch noch ein Junge, der noch vieles lernen musste. Das, aber auch sein mächtiger Vater, waren gute Gründe, ihm die kaiserliche Gnade zu erweisen.

    Eine Familientradition also. Der Kaiser nickte. "Nun, der militärische Ruhm deines Großvaters ist gemeinhin bekannt." Er lächelte Menecrates zu. "Allerdings beginnt der eigentliche Cursus Honorum der Tradition gemäß erst mit der Quaestur, vor der der Militärdienst zu leisten ist." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Insofern haben unsere Vorväter bereits das verwirklicht, was du durch deine Wahl ausdrücken willst. Doch warum wurde nun noch ein stadtrömisches Amt davor gesetzt?
    Ich denke, es hat etwas mit einer ersten Bewährung zu tun, bevor einem jungen Mann ein solch hoher Offiziersrang zugetraut wird."
    Den offensichtlichen Zusammenhang, dass bei einem jährlichen Wechsel der Tribunate nur etwas mehr Posten zur Verfügung standen, als Vigintiviri ihre Ämter niederlegten (während manche zwei Tribunate absolvierten), verschwieg er. Obwohl er sich erinnerte, dass es im nächsten Jahr bei der Postenvergabe eng werden würde. "Abgesehen davon soll damit aber auch die Nützlichkeit des Tribuns für seinen Legaten gesteigert werden. Denn wer ein Vigintivirat absolviert hat, hat bereits eine überschaubare, doch anspruchsvolle öffentliche Aufgabe erfolgreich erfüllt. Er verfügt über Erfahrungen jenseits seiner familiären Verpflichtungen, hat bereits erste öffentliche Reden gehalten, öffentliche Opfer abgehalten und so weiter. All das sind Dinge, die den Alltag eines Stabsoffiziers prägen und ihm eine Reife verleihen, die es ihm trotz seiner Jugend erlaubt, einen hohen Rang im Offizierskorps zu bekleiden." Noch immer hatte Severus die Bitte nicht abgelehnt. Allerdings wollte er schon etwas mehr hören.

    Der Kaiser strich sich nachdenklich durch den Bart. Es war also doch ein Versprecher gewesen. Trotz der ausgesuchten Ausdrucksweise.


    Dass der junge Gracchus ausgerechnet seine Reise nach Populonia ansprach, war dies ein gutes Stichwort: "Tatsächlich hat Aquilianus Privatus sich bei mir über dich beschwert. Er behauptet, du hättest die Kontrolle über deine Eskorte verloren und zu wenig... Engagement gezeigt, sie zurückzugewinnen." Ein kaiserlicher Procurator hatte natürlich einen guten Draht zu seinem Dienstherren. Also kümmerte Severus sich um die Anliegen seines Freigelassenen. "Was kannst du mir dazu sagen?"

    Der Kaiser runzelte die Stirn, als der Flavier antwortete. Er bedauerte, sich manchen Aspekten ein wenig intensiver zugewandt zu haben? War das ein Versprecher? Oder betrachtete er sich als zu gründlich? "Das musst du mir erklären, Flavius." antwortete der Aquilier deshalb etwas verwirrt und nahm sich einen Becher Wein, den ein stummer Sklave hereinbrachte, ehe er auch dem Gast etwas anbot.

    Die Ausführungen des jüngeren Flaviers erinnerten Severus an seine Pläne, auch den Provinzen wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die Reise der Augusta nach Germania war natürlich zurückgestellt. Immerhin war sie schwanger. Aber vielleicht konnte jemand sie vertreten...


    Der Applaus riss den Kaiser aus diesen Gedanken und er stimmte mit einem schmalen Lächeln ein. "Zum Abschluss bitte ich den Auguren Lucius Iulius Centho, von Lucius Annaeus Florus zu berichten." Wieder wurde die letzte Büste zurückgesetzt und die nächste trat vor.

    "Ich hörte davon." antwortete der Kaiser. Immerhin war der Vater des jungen Flaviers ja sein persönlicher Vertreter im Cultus Deorum.


    Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Wie ich hörte, hast du deine Res Gestae im Senat gehalten." Er machte eine kurze Pause. "Leider war es mir nicht möglich, an der Sitzung teilzunehmen. Daher möchte ich dich bitten, mir eine kurze Zusammenfassung zu geben: Wie beurteilst du deine Amtszeit?" Natürlich hatte sich Severus wie über jede Sitzung auch über diese Rede berichten lassen. Aber er hatte Gracchus Minor ja eingeladen, um über seine Amtszeit zu reden. Da war das ein guter Einstieg.

    Auch dieser Laudatio lauschte Severus von seiner seitlichen Position aus und dachte ein bisschen wehmütig daran zurück, dass zu Zeiten der Acta Diurna eine noch etwas bessere Kommunikation der politischen Nachrichten in die Provinzen existiert hatte. Heute schien das politische Interesse selbst inmitten Roms ein wenig eingeschlafen zu sein.


    Als der Flavier dann die Büste enthüllte, blickte der Kaiser anerkennend auf die strahlende Bronze, selbst wenn er von der Seite nur das Profil sah. Er musste sich die Meisterwerke später einmal in Ruhe von allen Seiten ansehen.



    Wieder trat die enthüllte Büste zurück und die nächste verhüllte vor. "Auf diese stolze Patrizierin folgt nun ein ebenso stolzer Plebejer: Ich bitte Manius Flavius Gracchus Minor, über Gaius Prudentius Commodus zu berichten!"

    Der Kaiser war nicht von der Bildfläche verschwunden, sodass er es nicht für nötig hielt, noch irgendetwas zu unternehmen. So nickte er unmerklich und ließ den Purgitier seines Amtes walten. Als der Consular das Tuch beiseitezog, wurde das ernste, faltendurchfurchte Gesicht des Octavius Anton, abgenommen von seiner Totenmaske und in Bronze gegossen, sichtbar:



    Unter Applaus hob der Diener die Büste noch ein wenig an, sodass der Geehrte besser zu sehen war. Dann trat er wieder einige Schritte zurück in die Reihe der übrigen Büsten und sein Nachbar trat vor.


    Severus übernahm wieder die Rolle des Moderators und erklärte: "Auf den verdienten Cicero Octavius Anton, dessen Verdienste Consular Spurius Purgitius Macer soeben treffend in Erinnerung gerufen hat, soll nun Tiberia Livia folgen. Ich bitte also Caius Flavius Scato um sein Wort." Wieder bat er den Redner mit einer Geste auf die oberste Stufe neben des noch verhüllte Bild.

    Der Kaiser hörte die Rede über den Octavier mit steinerner Miene. Er hatte den Mann nur flüchtig gekannt. Trotzdem war es bewundernswert, was er geleistet hatte. Das war ihm gerade bei der Vorbereitung dieses Anlasses wieder aufgefallen.


    Als Macer endete und Anstalten machte, die Rednerposition zu verlassen, machte Severus eine Geste in seine Richtung. Die Büste, die der Diener neben ihm tapfer gehalten hatte, musste ja noch enthüllt werden! Und dafür waren die Redner immerhin offiziell engagiert worden!

    Der Kaiser assistierte dem Auguren bei der Effatio des Bauwerks, folgte dem Iulier auf seinem Weg und kehrte schließlich mit ihm auf die Stufen und zur Menge zurück. Damit fehlte nur noch die eigentliche Tempelweihe. Hier war Severus wieder direkt gefragt und da er die Toga sowieso noch über dem Kopf hatte, begann er sofort. Wieder waren Gebete zu sprechen, Wasser zu versprengen und die Cella zu betreten. Da das Ulpianum auf relativ engem Raum errichtet worden war, stand der Opferaktar nahe der Stufen zum Hauptportal und dort wurden nun Stiere geopfert. So war es für die vergöttlichten Kaiser üblich. Der Aquilier fragte sich, ob einst auch ein Tempel für seine Dynastie irgendwo in der Stadt geweiht werden würde, während er die heiligen Riten vollzog.


    Wieder musste das Volk warten, doch bekam es immerhin die Schlachtung der Stiere hautnah mit, die planmäßig ablief. Dann war es aber endlich geschafft. Der Kaiser trat an die Kante der obersten Stufe, nahm die Toga vom Haupt (woraufhin ein Diener sie sofort richtete).


    Schließlich erhob er die Stimme und begann: "Wenn ein neues Gebäude fertiggestellt wird, bildet es meistens einen Punkt, an dem das Auge eines Beobachters verweilt. Es fesselt den Blick, weil es neu ist in seiner Umgebung und auch wenn es sich architektonisch genau in die Umgebung einpasst, zieht es das allgemeine Interesse auf sich." Er blickte hinauf zum mächtigen Kapitell des neugeweihten Bauwerks, um sich wieder der Menge zuzuwenden.


    "Beim dem Ulpianum ist dies genauso. Es hat seinen Platz an dieser Stelle gefunden und wird die Stadt nun von genau dieser Stelle schmücken. Nach langer Bauzeit kann es nun endlich seine Funktion aufnehmen. Schon der vergöttlichte Iulianus entwickelte die Idee, großen und achtenswerten Persönlichkeiten in einem speziell dafür vorgesehenen Gebäude zu gedenken. Ihr Abbilder, so die Idee des Iulianus, sollten dort die Bürger Roms an die großen Taten erinnern, die ein einzelner Mensch erreichen kann, wenn er seine ganze Kraft in den Dienst des Reiches stellt. Hierbei gehen die Halle selbst und jede einzelne Statue Hand in Hand mit römischen Werten. Besonderen Wert legte der vergöttliche Iulianus Wert auf die Geschichte des Reiches, die jedes einzelne Abbild repräsentierte. Zu ihren Lebzeiten taten sie Dinge, die das Reich bis heute prägen und uns auch heute noch den Weg weisen können, wie wir alle, aber auch jeder Einzelne unsere Kraft in den Dienst des Reichs stellen können.
    Der Prolog des Dekrets zur Einrichtung des Ulpianums beruft sich daher auch auf die zentralen Aufgaben der Geschichte: Mit der Geschichte leben wir. Mit der Geschichte verbinden wir uns. Die Geschichte ist ein zentraler Knotenpunkt des Imperiums. Sie ist der Anker, der auf einer stürmischen See das Boot festhält."
    Er machte eine Pause, um die Worte des Divus Iulianus wirken zu lassen.
    "Das Ulpianum soll und wird ganz im Sinne des vergöttlichen Iulianus das Andenken an die Geschichte des Reiches hochhalten. Die Personen die in ihm geehrt werden, erhalten nicht bloß eine Ehrung für ihre Taten, gleichzeitig bilden sie alle gemeinsamen einen historischen Fixpunkt, an dem unsere Augen verweilen und von dem aus wir Stabilität und Orientierung nehmen, um unsererseits die Geschichte des Reiches fortzuschreiben, damit es durch unsere Taten weiterhin im Wohlstand gedeiht.


    "Insgesamt vier Personen werden in diesem Sinne am heutigen mit Statuen in das Ulpianum aufgenommen: Der Censorius Cicero Octavius Anton, der Consular Gaius Prudentius Commodus, sowie die Senatoren Tiberia Livia und Lucius Annaeus Florus." Er sah hinunter in die ersten Reihen, wo auch die ausgewählten Redner für die Enthüllung der Büsten bereitstanden. "Wie wir gleich hören werden, haben sie sich allesamt in besonderer Art und Weise für das römische Reich engagiert – und sie alle sind Fixpunkte, der römischen Geschichte und sie alle werden uns als gute Beispiele in Erinnerung bleiben."


    Sein Blick ging weiter zu dem Altar, der im ursprünglichen Bauplan des Ulpianum nicht vorgesehen gewesen war. "Am heutigen Tage und mit der Zustimmung des Senats wird die Funktion des Ulpianums allerdings heute noch erweitert. Es wird nicht bloß eine Gedenkhalle sein für die ehrenwerten Männer und Frauen, die mit ihren Abbildern die Halle schmücken werden. Das Ulpianum wird zudem die Kaiser der ulpianischen Linie ehren, die drei vergöttlichten Kaiser Traianus, Iulianus und Valerianus. Sie führten das Reich vorbildlich und waren in ihren Amtszeiten die wichtigsten Anker des Reiches. Auch sie schrieben Kapitel der Geschichte des Reiches und werden nun von den Menschen umrahmt, die sie dabei unterstützten. Am heutigen Tag weihen wir den Tempel der vergöttlichen Ulpier und es wird zugleich ein Tempel für die Historia Romae, der Geschichte unseres Reiches."
    Jubel erhob sich, als der Kaiser seine Rede beendete. Severus fragte sich, ob dieser Jubel nicht eigentlich Divus Iulianus gebührte, der dieses Projekt auf den Weg gebracht hatte. Er würde aber sicherlich stolz sein, dass es nun endlich abgeschlossen war.


    Nachdem der Jubel sich gelegt hatte, blickte er zur Seite, wo vier Diener bereitstanden, die die Büsten der vier Erstaufnahmen in Händen hielten. Jede der bronzenen Figuren war mit einem weißen Tuch bedeckt, sodass sie hier, vor den Augen der Bürgerschaft Roms, enthüllt werden konnten. Erst nach der Zeremonie würde man sie in der Ehrenhalle an ihre Plätze stellen. Dies war dem Kaiser klüger erschienen, als nur eine ausgewählte Zahl von Personen an den Lobesreden teilnehmen zu lassen.


    "Ich bitte nun diejenigen, welche auserwählt wurden, die Büsten der verdienten Männer und Frauen zu enthüllen, die heute ins Ulpianum aufgenommen wurden." Mit der Hand wies er nach unten, wo Purgitius Macer und die beiden Flavier bereitstanden. Iulius Centho hielt sich ja noch im Schatten des Vordaches auf und musste nur hervortreten. "Beginnen wir mit Cicero Octavius Anton, dem der Vorrang des Alters gebührt." Einer der Diener trat mit einer verhüllten Büste vor, während der Kaiser zurücktrat. Die Bühne war frei für Macer.

    Der Kaiser verfolgte schweigend die Literatio des Auguren. Es dauerte wieder eine ganze Weile und auch ihm wurde bewusst, dass die Menge sicherlich immer ungeduldiger wurde, da die meisten sicherlich wegen der Spiele am Nachmittag gekommen waren. Aber die Götter verlangten eben bestimmte Rituale. So war das eben.


    Nachdem Centho die erfolgreiche Reinigung gemeldet hatte, war der Augustus wieder an der Reihe. Obwohl er ziemlich der einzige war, der in Rom ganze Tempel weihte, war dies eine Sache, die er noch nie gemacht hatte. Es gab ja schon vor seinem Amtsantritt mehr als genug Heiligtümer.
    Also hatte er sich ausreichend einweisen lassen und sein Part war nicht sonderlich kompliziert:
    Mit salbungsvoller Geste verkündete er: "Im Namen des Senates und des Volkes von Rom übergebe ich Euch, Divus Traianus, Divus Iulianus und Divus Valerianus, Schutzgötter des Kaiserhauses und des gesamten Imperium, diesen Tempel, der auf euer Geheiß errichtet wurde. Mit diesen Worten übergebe ich dieses Bauwerk an das göttliche Reich und erkläre es zum Sacrum!" Gemeinsam mit mehreren Opferdienern, die Weihrauchpfannen in den Händen hielten, trat der Kaiser in den Tempel ein. Drinnen würde er den Raum abschreiten, der nun den göttlichen Kaisern gehören sollte.


    Als sie wieder herauskamen, war auch dieser Part abgeschlossen.

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    Original von Manius Flavius Gracchus


    Severus war froh, dass sein Pontifex pro Magistro die Zeremonie maßgeblich vollzog. Er musste nur als Voropfer ein wenig Weihrauch in den Foculus streuen und dann ernst dreinblicken, während der Flavier die Taube schlachtete.


    Es war sehr unwahrscheinlich, dass irgendetwas schief ging. Trotzdem wurde der Kaiser ein wenig ungeduldig, während die Untersuchung der Taubenleber sic in die Länge zog. Es dauerte einfach ewig. Doch relativ überraschend endete das Murmeln des Haruspex dann sehr abrupt und Gracchus meldete den Erfolg.


    Kaum hatte der Pontifex geendet, hob der Kaiser die Stimme und verkündete dem wartenden Volk: "Der Genius des verstorbenen Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Divus Iulianus filius wurde von den Unsterblichen aufgenommen und ist damit ebenfalls zum Gott geworden. Zum Wohle der Res Publica und zur Wahrung der Pax Deorum soll der Beschluss des Senates ANTE DIEM IX KAL OCT DCCCLXVI A.U.C. (23.9.2016/113 n.Chr.) deshalb in die Tat umgesetzt und Divus Valerianus fortan öffentlich verehrt werden." Der Aquilier blickte huldvoll in die Menge. Der erste Teil der heutigen Geschehnisse war damit abgeschlossen. Jetzt würde die Weihung des Tempels für den frischerhobenen Gott folgen.

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    Original von Lucius Iulius Centho
    „Ja so könnte man sagen. Ich bin aber froh das ich heute wieder an der Reihe bin.“ Sagte er dann und vollendete damit die kleine Anmerkung des Augustus. Und wenn man so wollte war es zur Zeit wirklich gut bestellt um die öffentliche Präsenz der Iulii wenn man es mal so sah. Erst das Opfer seiner Tochter und nun hier. Die Götter meinten es wohl grade gut mit ihnen. Aber man durfte nicht vergessen das sich das Rad der Fortuna auch wieder drehen konnte. Vor nicht all zu langer Zeit war es nicht grade zum Besten gestanden.


    "Ich ebenso. Diese Angelegenheit ist wohl doch etwas für erfahrene Priester." erwiderte der Kaiser und nickte. "Ich bin bereits sehr gespannt auf den Auftritt deines Collegiums."
    Damit wandte er sich den nächsten Gästen zu, die ja ebenfalls ihren Kaiser begrüßen wollten. Centho würde als Beteiligter sicherlich besser wissen, wo sein Platz war.


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    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Salve, Augustus. Salve, Augusta. Ave, Caesar."
    Der Princeps war augenscheinlich ein wenig irritiert, womöglich jedoch schlicht in ähnlicher Erregung wie der junge Flavius selbst, da zweifelsohne selbst ein Augustus nicht alltäglich ein derart bedeutendes Projekt seines Antezedenten zum Abschluss brachte. Indessen war dem Jüngling aus Angst, wichtige Partien seiner Rede zu vergessen ohnehin nicht zum Plaudern zumute, weshalb er Scato das Gespräch überließ.


    Der Sekretär nickte wissend und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Severus war beruhigt.
    "Ich freue mich bereits auf eure Reden." Er erhob sich. "Ihr seid herzlich eingeladen, die Zeremonien vorn in den ersten Reihen mit den Senatoren zu verfolgen." Damit waren die Flavier entlassen. Es wurde Zeit, zu beginnen!

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Er trat um die Stufen des Ulipianum herum bis zu dem eisernen, reich verzierten Fokulus, welcher zum heutigen Anlass dort war errichtet worden und suchte sodann den Blick des Augustus, an dessen Seite er zu seinem Erstaunen seinen Sohn und seinen Neffen bemerkte.


    Der Kaiser erhob sich und ging einige Schritte nach vorn, sodass das Volk und der Pontifex pro Magistro ihn besser sehen konnten. Die Consecratio konnte beginnen.

    Vor Ewigkeiten hatte die Procuratrix a memoria dem Kaiser eine Liste von Kandidaten für das Ius Trium Liberorum vorgelegt. Die Mühlen der Verwaltung mahlten langsam, aber endlich war die beharrliche Beamtin zum Ziel gekommen:

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    VERLEIHE ICH
    VETURIA SERENA
    MANIUS FLAVIUS GRACCHUS
    AURELIA PRISCA
    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    MARCUS IULIUS DIVES
    SERGIA FAUSTA
    DUCCIA VENUSIA


    MIT WIRKUNG VOM
    PRIDIE KAL MAR DCCCLXVII A.U.C.
    (28.2.2017/114 n.Chr.)


    DAS
    IUS TRIUM LIBERORUM


    MIT ALLEN DAMIT VERBUNDENEN VORRECHTEN




    Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    Nun er war eigentlich so vertieft in seinen Vorbereitungen gewesen das er nur am Rande mitbekommen hatten das sie ihn unbedingt begleiten wollte. Auch wenn sie natürlich wunderhübsch aussah. Aber eine Funktion würde sie heute nicht erfüllen den auch wenn sie bald in den Dienst der Iuno treten würde waren die Aufgaben eines Auguren etwas das nur Männern zu kam. Da aber der Augustus nur ihn nicht aber seine Tochter begrüßt hatte ahnte Lucius das was nicht stimmte. „Nein Augustus aber sie freute sich darauf Dir und deiner Familie ihre Aufwartung machen zu können.“ Immer hin war das hier die erste Familie im Reich. Da war es wohl ziemlich normal das wohl jeder auf einen kleinen Moment im Blitzlichtgewitter mit ihr hoffte. Grade junge Mädchen waren ja aus auf die Aufmerksamkeit anderer und wie konnte man sie besser gewinnen als mit der First Family gesehen zu werden.


    Beim Kaiser war es gar keine Absicht gewesen, dass er vor lauter Irritation vergessen hatte, auch der jungen Iulia ein "Salve" entgegenzuschicken. Er hatte nur zuerst seine Neugier befriedigen wollen. "Nun, Iulia, das ehrt uns natürlich." wandte er sich nun an Aviana, die sicher allerdings schon der Augusta zugewandt hatte. Sie war momentan ja auch wirklich interessanter als ein bärtiger alter Mann.
    Also blieb Severus nichts, als sich wieder Centho zuzuwenden. "Heute sind die Rollen also gewissermaßen vertauscht." Er lächelte. Natürlich hatte seine Gattin ihm vom Festtag der Iuno Februata berichtet. "Heute darf die Tochter wieder ihrem alten Herrn bei den kultischen Vollzügen zusehen und nicht umgekehrt."

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Centho
    So wirkte er etwas abwesend und murmelte Formeln vor sich hin als er die Stufen des Ulpianum hinauf ging. In der Rechten den Lituus der aber grade noch etwas vermeintlich lustlos herunterhing. Nun errichte auch er die Stelle an der Augustus mit seiner Familie stand seine Tochter war die ganze Zeit ruhig neben ihm gegangen. „Ave Augustus.“ Sagte er erst mal. „Und natürlich auch dir Caesa und auch dir Augusta.“ Begrüste er die Erste Familie des Staates, auch wenn er fast noch etwas in Gedanken war. Erst kurz vor der Kaiserlichen Familie hatte er aufgehört Formeln zu murmeln nach dem ihn Aviana angeknufft hatte.


    Als Severus den Auguren durch den Schutz-Cordon der Sicherheitskräfte kommen sah, war er etwas überrascht, als dieser auch noch seine Tochter mitbrachte. Eigentlich war es ja nicht vorgesehen, dass die Akteure der Rituale ihre Familien mit auf die doch recht beschränkte Fläche unter dem Vordach des Ulpianums brachten. Oder assistierte sie ihm heute bei der Weihe des Gebäudes?


    Trotz dieser Fragen setzte der Kaiser eine freundliche Miene auf, als Centho und seine Tochter näher traten.
    "Salve Iulius." grüßte er und fragte dann halb neugierig, halb kritisch "Übernimmt deine Tochter heute auch eine kultische Funktion?" Die prächtige Aufmachung des Mädchens deutete nicht darauf hin. Aber da ein Kaiser nicht immer überall den Überblick behielt, war es natürlich nicht ausgeschlossen.


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    Original von Caius Flavius Scato
    Nach einer kurzen Strecke durch das Gewühl, erreichten auch die Flavier den Imperator und seine Frau, "Ave Augustus. Ave Augusta." begrüßte Scato das Paar ehrerbringend und neigte seinen Kopf kurz bevor er sich an den Caesar wandte "Ave Caesar. Welche wundervoller Tag nicht wahr?"


    Nach den Iuliern kam auch schon die nächste Familienladung, diesmal die Flavier. Der Kaiser hatte sie erst am Vortag bei ihrem salischen Auftritt gesehen, aber wenig Gelegenheit zum Plaudern gehabt. Jetzt vor der Zeremonie war allerdings auch nicht der Zeitpunkt, viele Worte zu machen.
    "Salvete, Flavii." Er sah fragend zu seinem Privatsekretär, der hoffentlich einen Überblick hatte, wo die Redner für die spätere Ehrenhallen-Einweihung ihren Platz hatten. Sie waren ja erst ganz am Ende der Zeremonie an der Reihe.