Beiträge von Julia Duccia Germanica

    Ich lächelte nur leicht. Noch zu tief saßen die Ereignisse der letzten Tage in meinen Gliedern.


    "Ich danke Dir. Ich werde mich durchfragen... Ist nur alles so groß hier... Da werde ich mich erstmal dran gewöhnen müssen!"


    Ich streichelte Skadi sanft über den Hals, Sie hielt vollkommen still. Ich beneidete sie, war sie doch wesentlich ausgeglichener als ich.

    Ich genoss seine Nähe und in diesem Moment war ich einfach nur froh Flavius bei mir zu haben. Nichts wollte ich in diesem Moment mehr, als die Nähe meines Bruders. Etwas in meinem Bauch bewegte sich und ich wandte meinen Kopf zu seinem Gesicht um, ich war wie gesteuert.


    Flavius...?


    Oh dieses eine Mal. Ich wusste nicht ob es ihm gegenüber gerecht war oder ungerecht. Ich wusste nicht ob es rechtmäßig war oder nicht. Und ob es geschwisterlich oder anders gedacht war.. das wusste ich auch nicht. Doch ich näherte mich langsam seinem Gesicht und einen leichten Kuss verspürte er danach auf seinen Lippen.


    Ich hoffte er würde mich nicht abweisen, doch was andere sagten war mir egal: Wir waren allein und niemand würde es erfahren. Dieses eine Mal.

    Ich erschrak fürchterlich und drehte mich um. Mein Herz hämmerte ob diesen Schreckens hart gegen meine Brust und flüchtlig lächelte ich, als ich erkannte dass keine Gefahr bestand.


    "Mehr oder weniger... Ich weiß ganz und gar nicht wo ich hier hin kann... Ich habe ziemlich schlecht organisiert und weiß weder wo ich mein Pferd, noch wo ich mich unterbringen kann. Wüsstest du es vielleicht?"


    Hatte er etwas gegen meine Skadi? Ich konne es ihm nicht verübeln. Ich musste wirken wie ein Hund im Hühnerstall.

    Völlig orientierungslos stand ich inmitten der Menschen. Skadi hielt ich am Zügel und ich sah mich um. Ich stand schon relaitiv lang am gleichen Platz und wusste nicht so recht wohin ich sollte.


    Ich fühlte mich fremd und fragte mich, ob ich nicht nach Confluentes zurück sollte...

    Ich nickte stumm und sprach nicht. Ich versank in meinen Gedanken, ertrank in meinen Gefühlen. Ich wollte nicht sprechen, konnte nicht sprechen. Ich wollte nicht weinen, konnte nicht weinen. Ich wollte fort, kann es aber nicht.


    Der Schmerz in meiner Brust stellte sich nun über den körperlichen. Mein Herz drohte zu zerspringen, irgendetwas stimmte nicht und da war ich mir sicher. Etwas stimmte mit Maximian nicht, nur was? Oh Maximian, komm doch bitte zurück.


    Was dachte ich dummes Huhn da nur wieder? Nein, ich würde verschwinden, wenn auch nicht abtauchen. Ich würde in die Colonia Claudia Ara Agrippinensium gehen und es kam mir wie eine innere Stimme vor, die es mir schon vor all diesem Geschehen zugeflüstert hatte.

    Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte weinen, doch es kam keine einzige Träne mehr. Ich sah zu Flavius und flüsterte... Doch kein Laut kam bei diesem Versuch über meine Lippen und ich wandte den Blick ab. Ich suchte ein Fenster und sah dort hinaus. Dabei stellte ich fest dass der Raum sehr spärlich und sehr ordentlich eingerichtet war.


    An liebsten würde ich nun davonlaufen, einfach irgendwohin. Fort von Flavius. Ich schämte mich so. Nun war mir klar warum ich in Maximians Nähe immer ein schlechtes Gewissen wegen Flavius hatte. Flavius hatte einen Platz im Herzen weshalb nie Platz genug für jemand anderen allein war. Doch dieser PLatz war in einem anderen Part als der von Valentin.


    Es schmerzte, niemals würde ich Flavius in diesem Leben lieben dürfen. Doch... Nein, ich musste Maximian vergessen, alles außer Flavius musste aus meinem Gedächtnis verschwinden. Und ich musste aus ihrer aller Gedächtnis schwinden, das war schließlich mein Ziel gewesen als ich weglief. Ich würde in Germanien ein neues Leben beginnen und wenn es zu heiß würde, würde ich nach Britannia ausreisen.

    Doch nichts ist gut...Meine Liebe ist nicht gut, sie ist zu undeutlich zu verschwommen und ich lüge. Meine Flucht ist nicht geglückt und meine Vergangenheit ohnehin ruiniert...


    Ich sah nun wieder unglücklich an die Decke, draußem stürmte es. Der Regen prasselte hart auf das Dach und es blitzt hin und wieder mit einem nahezu direkt auffolgenden Donnern.

    "Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre..."


    Was hatte er gerade gesagt? Mich beschlich Angst und Glück. Voller Überraschung sah ich ihn an und doch auch voller Schmerz. War es Flavius der Maximian in meinem Traum fortschob? Bzw. ich die Flavius Vortritt gab? Bei seinem Kuss schloss ich die Augen.


    Wielange schon... denkst du so... Oder sagst du es nur aus Trost?

    Ich sah ihn beinah geschockt an: Hatte er etwas bemerkt? Nein, über diesen Zwiespalt konnte ich nicht reden. Schließlich... Könnte Maximian doch zurückkehren. Oder würde... dieser komische Traum... auch dann in meinem Kopf bleiben? Aber ich konnte nicht mit Flavius sprechen. es war verboten. er würde mich abweisen. Es würde alles anders werden. Nein!

    Nein... Es geht schon... Über was denn schon sprechen?

    Mir wurde komisch als Flavius begann mich auszuziehen. Meine Sachen waren noch immer feucht von den Nächten die ich draußen verbracht hatte. Doch mein Bauch dankte es mir, dass ich Kräuter bekam. Er fühlte sich nicht mehr ganz so flau an.


    Plötzlich musste ich mich schlagartig wieder an meinen Traum erinnern und ich war froh, dass Flavius meinen Blick nicht sah, da er mit auskleiden beschäftig war. Er war erschrocken und auch nicht gerade abstoßend.


    Mir ist kalt...


    Ich erinnerte mich auch an die Worte in meinem Brief und sah beschämt zur Seite.

    Ich nahm es hin, mein Kampfgeist war in eben diesem Moment erloschen, als ich den Schrei von mir gab. Dieses Gebräu schmeckte eklig doch ich ließ es stumm den Hals hinuntergleiten und blickte an die Decke.


    Ich schwieg, beschloss auch weiterhin zu schweigen. Ich fühlte mich so allein gelassen. Ob Flavius mich auch ohne große Worte verstand? Ob er wusste was ich fühlte? Mein Blick wanderte zu ihm.

    Stimmen in weiter Ferne, ein zum Abschied winkender Maximian. Bei diesem Bild wurde mir klamm und ich bebte leicht. War es doch ein Abschied für immer? Warum war er jetzt nicht bei mir?


    Maxi... mi...an...


    Ich öffnete mit zuckenden Augenlidern meine Augen und sah fragend zu Flavius.


    Flavius... Geh nicht... Nicht du auch...


    Wieder wurde mir dunkel. Ich sah wieder Maximian, wie er immer weiter in die Ferne rückte und ich gab einen leisen Aufschrei von mir. Dachte, er wäre nur in meiner Fantasie gewesen, doch für Flavius war er ebenso hörbar gewesen. Was hatte das mit Maximian zu bedeuten?