Beiträge von Julia Duccia Germanica

    Als sie seine Rufe hörte wurden die Schritte langsamer und sie blieb stehen. Die Abkühlug im Wasser schien ihm gut getan zu haben und sie drehte sich zu ihm. Seine Worte klangen nicht nach einer Lüge.

    "Dann ist ja gut... Lass uns ins Dorf zurückkehren, ich möchte gern ins Bett, mir ist kalt und ich bin müde..."

    Als sie seinen Blick bemerkte und an sich heruntersah wich sie ängstlich zurück, immer weiter bis sie langsam ans Ufer gelangte und sich dort hochzog. Sie drehte sich um und sprang schnell auf um weiter zu laufen... Zurück ins Dorf, schnell...

    Mit einem Schrei stürzte sie zu Boden und rollte noch ein paar Meter weiter. Als sie völlig überraschend ins kalte Wasser stürzte kam noch ein weiterer Ensetzensschrei und schnell setzte sie sich grade auf. Da fiel ihr wieder ein, dass sie eigentlich auf der Flucht gewesen war und versuchte sich hinzustellen, doch er hielt sie an den Füßen fest, sodass sie wieder ins Wasser plumpste und dieses Mal eine Ganzkörperdusche bekam. Entsetzt registrierte sie, dass sie beinahe völlig unbekleidet war und dass dieses Nachthemd weiß war machte die Situation auf nicht angenehmer...

    Sie suchte verzweifelt nach Deckung als er auf sie einschlug und ein wenig der Härte konnte sie auch dämpfen. Dennoch trat aus einer Stelle die er zweimal getroffen hatte warmes Blut heraus welches über ihre Wange lief. Aus traurigen, jedoch nicht wütenden Augen sah sie den nun vor sich stehenden Mann an. Und da er sie nicht mehr festhielt lief sie los, hatte den Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sie stieß ihn weg und lief was ihre Füße hergaben, die Decke ließ sie einfach fallen da sie nur hinderlich war.

    Ich war mir nicht sicher, ob ich auf seine Frage antworten sollte, oder ob er sie nur aus Wut gestellt hatte. Doch dass ich diese Worte nicht so stehen ließ war klar.

    "Nein, mein Bruder hat aus Liebe zu mir gekämpft und nicht um des Kampfes Willen. Und die Art wie dein Bruder gekämpft hat war sehr ... arrogant. Er hat meinem Bruder zu oft den Rücken gekehrt, ihm zu viele Chancen gelassen um Spaß zu haben."

    Sie wollte erst sagen 'Schwöre nichts, was du nicht halten kannst', doch es würde ihm Motivation nehmen. Sie nickte nur und erteilte ihm ihren Segen.


    "Bis bald!"


    Dann wandte sie ihr Pferd um und galoppierte nach Mogontiacum zurück, um dort auf sie zu warten.

    Sie ließ keinen Laut erklingen als er sie schlug, sondern sah ihn schweigend an. Als sie wieder sprach war ihre Stimme sehr ruhig.


    "Das stimmt, ich kannte nur diese eine Seite von ihm. Ich weiß nicht wie seine andere Seite ist. Sanft? Mutig war er, doch Mut ist auch meistens mit Arroganz Hand in Hand..."

    Sie sah lächelnd zu Flavius auf und drückte seine Hand.


    "Ich habe gute Söhne geboren. Und nun, Leif, reite los und zeige Alrun dass du ein ebenso guter Mann wie ein guter Bruder und Sohn sein kannst. Eile dich, du hast alles was du brauchst und nun kümmere dich um sie!"

    Sie legte sanft ihre Hand auf seinen Unterarm und versuchte ebenso sanft ihn von ihrem Hals wegzuschieben.

    "Es ist dann die Zeit, wenn die Götter es entscheiden. Er hat sich diesem Kampf freiwillig gestellt und seinen Gegner unterschätzt. Hochmut wird bestraft!"

    "Es liegt an dir, welche Art Liebe du ihr künftig schenken möchtest und ob sie es erfahren soll. Doch so hast du wenigstens die Wahl!"


    Sie sah vor sich auf den Boden und lächelte ebenfalls wehmütig. Denn sie hatte eine Tochter verloren. Sie wusste, dass Liebe dieser Art geschwisterliche Liebe besiegen würde.

    "Doch, er ist im Kampf gestorben und darf nun bei seinen Vorfahren in Walhalla seine alten Geschichten erzählen, bei gutem Met an einer Tafel mit den Göttern! Und er hatte einen durchaus starken Gegner!"


    Es stimmte nicht, dass Valentin gut gekämpft hat. Doch das brauchte weder Valentin noch der Krieger ihr erfahren. Sie kniff ihre Augen zusammen als er in ihrem Hals schnitt.

    "Kein Aber. Ihr wart vielleicht alle drei im Herzen immer Geschwister, doch eine Tochter hatte ich niemals zur Welt gebracht. Ich habe versucht, euch als Geschwister aufzuziehen, doch die Götter hatten scheinbar anderes im Sinn. Und da ihr euch ohnehin liebt, ist es besser du erfährst die Wahrheit. Eure Liebe ist keine Schande, weder vor der Familie noch vor den Göttern!"

    "Warum wollt Ihr Euch an mir rächen? Mein Bruder hat nur durch die Hand der Götter gewinnen können. Stellt Euch nicht gegen die Götter, die dieses Schicksal beschworen haben. Ich kann verstehen, dass Ihr Hass mir gegenüber verspürt und auch gegenüber meines Bruders. Doch der deinige ist in Ehren gestorben und hat wahrhaft heldenhaft gekämpft..."


    Aus ruhigen Augen sah sie ihn an.

    "Mein Kind war eine Fehlgeburt und kam viel zu früh, sowas konntest du damals noch nicht wissen. Wenige Stunden zuvor wurde Alrun geboren. Ihr Vater ist Monate zuvor bei einer Jagd gestorben und die Mutter bei der Geburt. So habe ich sie angenommen, damit sie ihren Eltern nicht folgen brauchte."


    Dísrun erzählte mit leiser Stimme, der Verlust des eigenen Sohnes damals setzte ihr noch immer ein wenig zu. Mit der Fehlgeburt kam auch die Unfruchtbarkeit.

    Ihr Atem ging schnell, ein wenig Angst begann sie doch zu verspüren, den der leichte Schnitt in ihrem Hals brannte. Als er sie gegen eine Hauswand presste, flüsterte sie sehr leise, um seine Wut nicht noch zu schüren.


    "Was wollt Ihr von mir...?"

    Ihren Schrecken über die Vereinigung verbarg sie. Disrun hatte in allen dreien immer Geschwister gesehen, doch es war nicht so und darum regte sie sich auch nicht weiter darüber auf. Auch wenn sie es damals noch nicht wussten. Er zeigte immerhin ein wenig Schuldbewusstsein.

    "Leif, sie ist nicht deine Schwester...!"


    Disrun war schon immer direkt gewesen :D

    Sie erstarrte und versteifte sich - die Situation barg merkwürdigerweise weniger Schrecken als damals vor einigen Wochen am Sumpf. Vielleicht weil sie jedes Mal heil davon kam? Ein überraschendes 'Hm' was nicht sonderlich leise war kam trotz seiner Drohung aus ihrer Kehle, als er sie packte.

    Die Nacht war recht kühl und sie schmiegte sich fest in ihren Umschlag ein, während sie zum Mond hinauf sah. Er stand über dem Wald und noch knapp hinter ein paar Ästen. Es sah richtig schaurig aus. Bald würde sie gemeinsam mit Flavius dort hinaufschauen.


    Da hörte sie Schritte und sah eine Gestalt am Haus vorbeigehen. Sie dachte sich nichts dabei, bis die Gestalt lautlos einfach verschwunden war. Irritiert schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder der Tür zu.

    "Dies hast du mit anderem Hintergrund als Kind auch schon gesagt, ebenso wie Valentin. Und doch hätte es geschehen können, dass ihr sie nicht einmal kennenlerntet...


    Sie richtete weiterhin den Blick nach vorn.


    "Was hast du dir dabei gedacht...? Wie habt ihr beiden euch das vorgestellt?"