Beiträge von Kaeso

    Beinahe hätte ich erschrocken meine Hand weggezogen, konnte mich gerade so noch beherrschen. „Um ehrlich zu sein, dass bin ich auch. Bist du dir sicher, dass du mit mir als Begleitung die richtige Wahl getroffen hast? Du weißt doch wie unerfahren ich darin bin. Was wenn ich ich dich durch irgend etwas blamiere und dir Schande mache. Ich war und bin doch nichts.“ zweifelnd schaute ich sie an.
    Es war noch mehr was mich viel stärker beschäftigte und Sorge bereitete.

    Lächelnd begutachtete ich meine Göttin und sah wie aufblühte mit ihrem neuen Schmuck. Natürlich hatte ich solch eine Antwort erwartet, selbst ich hatte bemerkt, dass Perlenschmuck neutral zur Kleidung war und wie mir schien immer passend war. Dennoch nickte ich zu ihrer Erklärung.


    Zuerst war ich überfordert, bisher hatte ich mir Gedanken über eine farbige Tunika gemacht. Dann grinste ich plötzlich, mir war etwas eingefallen. „Vielleicht ein tiefes, sattes gelb? Du weißt schon, so ähnlich wie das Gewand von Gallus, nur nicht so lang wie sein Gewand,“ fügte ich verschmitzt hinzu. Um ehrlich zu sein, die Farbe hatte mir wirklich gefallen. Rot wirkte in meinen Augen zu militärisch. „Ich glaube aber doch, du hast den bessern Blick dafür zu beurteilen was mir steht.“ Bestimmt wäre meine Farbe mit Ihrer Kleidung ab zu stimmen, deshalb wollte ich mich doch zurückhalten.

    Sie kann aber auch Fragen stellen seufzte ich innerlich, weiß sie denn nicht , dass mir alles an ihr gefällt? „Bestimmt sehr gut wenn du es dir schon ausgewählt hast.“ Hilfreich trat ich näher an sie heran und legte ihr den Halsschmuck an, streifte dabei mit mit meinem Mund ihren Nacken und hauchte einen Kuss darauf.
    „Verzeih einem Unwissenden die Frage, hab ich ich das richtig in Erinnerung, trägst du nicht immer den Schmuck passend zur restlichen Garderobe? Weißt du denn schon die Farbe?“ OB dies jetzt eine kluge Frage war, wusste ich nicht, denn ich war bisher froh für eine einfache saubere Tunika. Mit solchen Fragen musste ich mich bisher nie quälen.

    Beim Kleiderwechsel war mir in den Sinn gekommen was meine Göttin zu meiner Frage im Bezug auf mein Gewand geantwortet hatte und auch meine Reaktion darauf. Erschrocken über das so eben Gehörte, hatte ich die reflexartige beschützende Geste meiner Hände aufgehalten, wobei ich mich gleichzeitig fragte, warum sie dachte mir käme derartiges in den Sinn. Überhaupt hatte ich Das Gefühl sie amüsiere sich ins Geheim über meine Unkenntnis von … was wusste denn ich. Auf jeden Fall hatte ich mir danach vorgenommen den geplanten Einkaufsbummel mit Vorsicht zu genießen.


    Es war schon ein ganz besonderes Gefühl mit einer so wunderbaren Frau im Arm zum Forum zu gehen. Ich spürte förmlich die Blicke der Menschen. Phryne war bestimmt eine bekannte Persönlichkeit und wurde mit einer respektvollen Neugierde betrachtet. Aber dann war da die Frage wer war ER? Fragende abschätzende Blicke.
    Meine Göttin indes hatte bestimmt andere Sorgen, so wie sie die Ware prüfend betrachtete.
    Der Weg zu Basilika konnte noch bedeuten, es war reichlich Zeit eingeplant. Ich hatte wenn es möglich war immer versucht diesen Ort zu meiden. Hier fühlte man sich sowas von überflüssig. Wenn man keine Sklaven besaß wurde Mann zum sklavischen Gepäckträger der Frauen degradiert.
    Seufzend ergab ich mich in mein Schicksal.

    Meine Göttin sprach es aus, mein äußeres wirkte wie ich befürchtet hatte. „Nein habe ich nicht, aber gedacht, dass manch einer diesen Gedanken hat. Wie du ja auch. Wenn die Mutter das für mich vorgesehen hat, so werde ich es annehmen, doch wirst du damit umgehen können?“ Ohne jede Emotion kamen meine Worte.


    „Ich werde den Gallus fragen, zur Not arbeite ich die Zeit nach.“
    Als ich ihr zuhörte bestätigte sich was ich gedacht hatte. Besitz war für sie das wichtigste, dafür würde sie über Leichen gehen. Arme Flore.
    Lachend antwortete ich beim Anblick ihrer Brüste, „nein so kannst du unmöglich gehen, dennoch liebe ich diese Aussicht.“


    Hier im Tempel war ich soweit greift, dass ich nicht mehr die Rolle des nach liebe dürstenden Jünglings beanspruchte, sondern ein Mann war, der wusste was sein Stand war und wohin er gehörte. Wenn es nötig war mein Glück auf diese Art zu bekommen, dann war es eben so. Ich würde auch noch lernen meinen Stolz zu schlucken und die dafür nötigen Geschenke annehmen, vielleicht waren es ja auch nur Leihgaben.


    „Wenn du es für nötig ansiehst dann machen wir es, ich vertraue dir da ganz.
    Wenn du ein wenig wartest frage ich den Gallus und ziehe mich um, ich muss ja nichts heraufbeschwören.“


    Nach kurzer Zeit erschien ich umgezogen mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wir können meine Göttin“.

    „Salve meine Liebe, schön dich zu sehen, ich hoffe dir geht es gut.“ Einen leicht besorgten Blick konnte ich nicht vermeiden. „Ja ich muss gestehen, der gleichmäßige Ablauf des Tages gibt mir innere Ruhe und Gelassenheit, mehr als ich erhofft hatte. Diese Erfahrung wünsche ich jedem, der sich in innerer Not befindet.“ Bei meiner Antwort musste ich sofort an Alpina denken. Wie mochte es ihr gehen?
    „Aber sag doch, kann ich etwas für dich tun?“ Vielleicht war dies hier ein Ort an dem ich sie nicht nur mit meinem Körper beglücken konnte. Hier war mir klar geworden, dass ich nie mehr für meine Göttin tun könnte und ich immer darunter leiden würde, aber trotzdem nicht von ihr lassen könnte, denn ich liebte sie.

    Schnell half ich dem Gallus hoch, denn ich ahnte wie beschwerlich diese Aufgaben für ihn, mit zunehmenden Alter, sein mussten.
    Nachdem ich aufmerksam das Räucheropfer verfolgt hatte, denn dies war genauso Neuland für mich, fegte ich wie beauftragt die Cella. Es freute mich als ich in den mir bekannten Gesang mit dem Tympanon begleiten durfte und stimmte freudig mit ein.
    Bevor ein anderer den Priester ansprechen konnte wandte ich mich an ihn, „Ehrenwerter Gallus, wenn du jetzt keine andere Aufgabe für mich hast, reinige ich den Versammlungsraum und schaue wo ich noch Ordnung machen kann.“

    Der Duft von Weihrauch war mir nicht unbekannt, dennoch raubte der intensive Geruch mir ein wenig die Sinne. Es begann sich vor meinen Augen zu drehen. Die Aufforderung von Gallus, mich von allen negativen Gedanken zu lösen, war überflüssig, ich war nur noch krampfhaft darum bemüht meinen Blick an sein Gewand zu hängen und ihm zu folgen.
    An den Stufen, nach der Tempelumrundung angekommen klärte sich allmählich mein Blick und Sinn.
    Mit Patera und Karaffe in meinen Händen, bemüht meine Füße nicht in dem ungewohnten langen Gewand zu verheddern, folgte ich dem alten Priester den Stufen zum Tempel empor.
    Der Gesang des Priesters versetzte mich in eine erwartungsvolle Spannung. Die Worte des Liedes waren mir noch unbekannt, doch ich hoffte, bald auch schon meine Stimme hier erheben zu können.

    Das hatte ich jetzt nicht gerade erwartet. Im letzten Winter, meinem ersten hier in Germanien, hatte ich es schon als sehr kalt empfunden, doch jetzt nackt, den Gallus beobachtend, damit mir keine seiner Bewegungen entging, wusste ich was frieren hieß. Was wenn es in den nächsten Tagen noch kälter würde?


    Mit jedem Schub des kalten Wassers das meinen Körper berührte, nach der Aufforderung ich wäre dran, hielt ich kurz den Atem an, spürte wie sich dabei meine Bauchmuskeln zusammen zogen und ich vorsichtig nach Luft schnappte und wieder aus atmete.
    Sorgfältig wusch ich mich, mir den Rest des Wassers über den Kopf zu schütten , kostete dann schon ein wenig Überwindung. Wusste ich doch, dass meine Haare länger zum trocknen brauchten, hier draußen ganz bestimmt.
    Trotz der Aufmerksamkeit die ich meiner Reinigung widmete entging es mir nicht ganz, wie Gallus mich betrachtete. Bestimmt fragt er sich woher die Narben auf dem Rücken stammten? Vielleicht denkt er, ich wäre ein entlaufener Sklave.
    Doch die Kälte lenkte mich schnell ab und ich ölte mich rasch ein um mir Lendenschurz und Gewand an zu legen.
    Ein Blick auf den Priester machte mir dann klar wie ungewohnt ich jetzt aussah. Ich wusste um mein Aussehen und hatte schon viele anzügliche Bemerkungen über mein äußeres gehört. Oft hatte ich mir mehr von dem grobschlächtigen meines Vaters gewünscht. Mit diesem Gewand würde ich die Lüsternheit manches Mannes wecken und den Spott anderer.
    Verunsichert fragte ich mich, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte.

    Es war noch sehr früh, früher als ich erwartet hatte, als der Gallus mich weckte.
    Nicht, das ich ein Langschläfer war, eher im Gegenteil, ich liebte die frühen Morgenstunden, doch heute hatte ich das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein. Außerdem spürte ich wie sehr ich jetzt gewohnt war in einem Bett zu nächtigen.
    Verschlafen nickte ich, um Gallus damit zu bestätigen, dass ich ihn verstanden hatte. Eilig zog ich die Tunika an, faltete meine zusammen und strich über in Erinnerung an Alpina darüber, denn sie war ein Geschenk von ihr gewesen.
    Eilig machte ich mich zum Brunnen auf, holte das Wasser herauf und dankte der Mutter in einem kurzen Gebet dafür, ehe ich zurück zum Tempel zurückkehrte.
    Dem Isis Priester musste ich erst erklären wer ich war und was ich wollte, doch sie gaben mir etwas von ihrem frischen Brot für uns ab.
    Schweigend nahm ich mein Morgenmahl zu mir, in Gedanken schon bei der rituellen Reinigung, denn ich hatte keine Vorstellung wie diese vor sich ging.

    Zum Zweiten mal hatte ich hier eine wohltuende und erbauliche Kultfeier erlebt. In ihrem Nachklang kam meine Göttin zu mir, heute würde sie sich hier von mir verabschieden und ich konnte sie in Ruhe gehen lassen. Die Bestie war gefangen und konnte ihr nichts mehr anhaben.
    Was die Zukunft mir bringen würde lag noch im dunkeln und wirklich glücklich, wenn ich an das Kind dachte würde sie mich nicht machen. Vielleicht aber fand ich hier eine Lösung.
    Mein Gesichtsausdruck hatte sich bestimmt gerade in Bruchteilen von Sekunden mehrmals geändert, von Verwunderung, Verlegenheit bis zur Scham, weil ich dies nicht von meiner Göttin erwartete hätte, bis hin zur Freude. Beglückt ergriff ich ihre Hände, sie in die Arme zu nehmen um sie zu küssen, wagte ich jetzt nicht, „du ahnst nicht welch eine Freude du mir damit antun wirst.“ Mein Herz hämmerte vor Freude, sie fand mich würdig sie zu begleiten.
    Ich durfte mich an ihrer Seite in der Öffentlichkeit zeigen. Ein Hoffnungsschimmer tat sich am Horizont auf.


    Natürlich half ich noch eine ganze Weile die gröbste Ordnung wieder her zu stellen. Der Rest, würde ein Teil meiner Aufgaben am nächsten Tag sein. Meine Gedanken fanden sich aber während der Arbeit und auch noch lange in der Nacht, bei meiner Liebesgöttin.

    Auf dem Weg zum Tempel, wurde mir klar wie schwach ich eigentlich war. Ich hatte mir so vorgenommen vor den Tagen der Kontemplation den Verlockungen meiner Göttin zu widerstehen. Die Nachricht von der Vaterschaft hatte meine Entscheidung zunächst auch bestärkt, da mir bewusst wurde als was mich Phryne sah, als zu arm und unbedeutenden und als williges Spielzeug und Bettwärmer wenn ihr danach war. Mein schwacher Versuch ihren Liebesfesseln zu entkommen war gescheitert, dennoch ich liebte sie, scheinbar bis zur Selbstaufgabe.


    Im Tempel angekommen, meinte ich zu erspüren, hier würde ich Hilfe bekommen und mehr über mich selber erfahren. Dank Phrynes Fürsprache war Gallus, der Priester bereit mich für kleine Arbeitsdienste im Tempelareal der Kybele mich ein paar Tage auf zu nehmen.
    Ein wenig Sorge machte mir allerdings der nachdenkliche und forschende Blick des freundlichen Priesters, denn ich wusste ihn nicht zu deuten.

    Es bereitete mir fast körperliche Schmerzen ihre Worte zu hören. Ich wahr wahrlich mit der Gunst der Götter am heutigen Tag überschüttete worden. Wer schaffte mehr als drei Rauswürfe an einem Tag?
    Zögernd hielt ich inne und wandte Phryne mein Gesicht zu. Was sie zum Schluss sagte, lies mich aufhorchen. „Außer mich nach deinem Wohlbefinden zu erkunden, war dies doch was ich noch zu hören hoffte. Du weißt wie ich der Kultgemeinschaft zu getan bin und kam in der Hoffnung du könntest mir helfen dort für einige Tage der Kontemplation unterzukommen um dann möglichst bald in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.“
    Wieder näher an meine Göttin herangetreten konnte ich dem Reiz ihres geöffneten Kleides nicht widerstehen und trat mit einem liebkosenden Blick nahe an sie heran. Ich spürte wie es sich in mir regte und pochte und senkte verlegen den Blick.

    Seltsam so schön die Botschaft war, Vater zu werden, so war da etwas in mir was zu Vorsicht, wenn nicht sogar zu Widerspruch riet. Die Freude bei meiner Göttin zu sein, war nicht mehr so groß. Ich war nicht gekommen, weil ich um eine Unterkunft betteln wollte, ich kam weil ich in Sorge war.
    Ich wollte unabhängig und eigenverantwortlich leben.
    Was dann kam war ein ein Schlag ins Gesicht, ich hatte verstanden, ich war nicht würdig Vater dieses Kindes zu sein, ich durfte nur ein süßer Bettwärmer sein.


    Die folgende Aufforderung ignorierte ich. „Du hast da etwas Missverstanden, ich kam nicht um hier eine Unterkunft zu finden oder zu erbetteln. Auch wollte ich dir heute nicht beiliegen. Ich kam, weil ich mir Sorge um dich machte. Vielleicht noch mit einer Frage, doch die ist jetzt unwichtig.
    Jetzt mache ich mich auf dem Weg um mir eine einträgliche Arbeit zu suchen. Als Süßer möchte ich nicht mehr durch Leben laufen.
    Wenn ich den Ansprüchen als Vater für dein Kind nicht genüge tut es mir leid, vielleicht findest du noch eine bessere Lösung wie das Problem gelöst werden kann. Schade ich hatte gedacht das dir unser gemeinsames Beten zur Magna Mater gezeigt hätte wie wichtig du mir bist. Bitte Verzeih jetzt muss ich mich wirklich zurückziehen.“

    Ohne lange nach zu denken platzte ich heraus, „ich gehöre nicht zum Helvetischen Haushalt. In dem Sinne Habe ich das auch nie. Ich war immer frei und unabhängig. Die letzten Ereignisse haben mich dazu gebracht, zum Wohle Alpinas die Casa Helvetia zu verlassen. Niemand hat mich dazu aufgefordert.“ Letzteres schob ich schnell ein, damit es nur keine Missverständnisse gab.
    „Ich hatte beschlossen, für ein paar Tage einen Tempel aufzusuchen, um ein wenig Abstand zu bekommen, dann wollte ich zum Ludus um meine Lehre zu beginnen. Alpina wird in der Zwischenzeit die Bedingungen für meine Lehrzeit mit dem Chirurgicus besprechen. So wie es jetzt aber aussieht werde ich mich um eine andere Arbeit bemühen müssen, damit ich meinen Pflichten nachkommen kann.“ Nachdenklich schaute ich mich um und stellte resigniert fest, diesen Lebensstandard würde ich ihr nie bieten können.

    Zitat

    Original von Phryne
    Phryne strahlte Kaeso an. Sie wartete auf die Reaktion des jungen Mannes.


    „Den Göttern sei Dank, dass du dich wohl fühlst, aber ein ….“ ein Held bin ich gewiss nicht, wollte ich noch hinzufügen, als mir aufging was meine Göttin noch gesagt hatte. Sie anstarrend hielt ich also mitten im Satz inne. Ich Vater? Das konnte doch nicht sein. Wie konnte das denn sein? Dumme Frage, schallt ich mich selber. „Du meinst du und ich, wir beide haben ein Kind miteinander gezeugt?“ Nur zur Sicherheit, um mich zu vergewissern, dass ich sie richtig verstanden hatte, stellte ich diese Frage.
    Sie noch immer bestimmt nicht gerade intelligent anstarrend murmelte ich vor mich hin, „meine Göttin und ich bekommen ein Kind miteinander. Ich war ihrer würdig.“
    Es blitzten Bilder meiner Mutter vor mir auf. Ich sah wie schlecht es ihr während den letzten Schwangerschaften ging. Hastig ergriff ich Phrynes Hand, „du bist sicher, dass es dir gut geht?“ Voller Sorge betrachtete ich sie.
    Eine weitere Sorge tat sich in mir auf. „Wie soll ich mich um euch kümmern, da ich noch nichts bin und habe? Gerade habe ich mich entschlossen eine Ausbildung als Chirurgicus zu beginnen. Ich muss doch für euch da sein.“
    Noch während ich meine Göttin verzweifelt anschaute kam mir ein anderer Gedanke, heimlich hinterhältig hatte er sich eingeschlichen. Was wenn ich gar nicht der Vater war? Hatte Glaucus mir nicht von der seltsamen Nacht im Keller der Taverne erzählt? Für mich gab es plötzlich keinen Zweifel, er hatte auch meine Göttin genommen und das bestimmt nicht nur dort, wieso sollte er sich sonst ständig in der Casa Acilia aufgehalten haben. Hatte er dort nicht gerufen mein Schatz? Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe. Nein, meine Göttin wusste schon wer der Erzeuger ihres Kindes war. Ich wollte zu ihr stehen, deshalb kam voller Überzeugung meine Frage. „Meine Göttin, was kann ich für dich tun?“

    Nachdenklich meinte ich, "ja ich denke es auch, sie war es bestimmt auch, die mir in den Minuten der Not beistand. Aber lass dir von dem Tier, Gurox ist sein wahrer Name, berichten. Zu dem Zeitpunkt wo er die Taberna betreten hatte war ich nicht dort. Als ich seine Stimme hörte eilte ich in die Küche und holte mir ein Messer. Auf dem Weg zur Taberna rief ich um Hilfe, Alpina hatte inzwischen auch schon geschrien. Mit dem Messer in der Hand stürzte ich hinein und stieß es in seine Richtung, da flog Alpina auch schon gegen den Ladentisch und in einer Drehung schoss sein Fuß gegen meine Brust, ich konnte noch das Messer hochreißen und traf ihn wohl an seinem Bein ehe ich gegen den Türrahmen flog. Wieder zu mir kommend sah ich Alpina auf dem Boden knien von ihm dort runter gedrückt. Ich wusste einen Kampf gegen ihn würde ich nie gewinnen. Da fiel mir der Mutter sei dank das kleine Messerchen an an meinem Gürtel ein. Leise schlich ich zu ihm stieß es ihm in den Hals zusätzlich gelang es mir noch ihn von den Beinen zu stoßen. Fast hätte ich ihn dann tot getreten."
    Sinnend starrte ich noch eine Weile auf den Boden. "Er war wohl in die Taberna gekommen weil er rasend vor Eifersucht, mich dort suchte. So gesehen ist alles meine Schuld gewesen.
    Doch nun sag mir geht es dir wirklich gut, hat er dir und deinen Leuten nichts mehr angetan? Ich meine du wärst ein wenig blass, kann ich etwas für dich tun? Du weißt ich würde alles für dich tun."

    Besorgt betrachtete ich sie und schaute auch kurz zu Korone, vielleicht konnte ich bei ihr etwas sehen, da ich wusste wie sehr sie an ihrer Herrin hing.

    "Salve Glaucus, danke, ach nur ganz unbedeutend, eine Beule am Hinterkopf." Die Frage, euch geht es gut, sparte ich mir, so gelöst wie er wirkte. Es wurde mir auch gleich bestätigt , Wache weg und meine Göttin wartete auf mich. Erleichtert atmete ich durch und beschleunigte mein Schritte, nickte und meinte, "ja er wird hoffentlich bald unserer Welt verlassen und alle die dazu gehören gleich mit ihm."


    Im Atrium angekommen, sah ich sie endlich wieder. Ohne eine lange Begrüßungsformel eilte ich auf Phryne zu, ergriff ihre Hand küsste diese um mich mit weiteren Küssen ihren Arm entlang bis zu ihrem Mund vorzuarbeiten. Zwischendurch kam noch ein, "Salve meine Göttin, du bist hoffentlich unverletzt und dir geht es gut?"
    Während des langen Begrüßungskusses konnte ich nur daran denken, wie groß meine Angst gewesen war, dies nie mehr erleben zu können.

    Mit klopfendem Herzen stand ich vor der Eingangstüre der Casa Acilia. Mehrmals hatte ich es überprüft. Die Wache von Gurox Bande war weg. Jetzt war nur die Frage, ob Phryne mit ihren Sklaven unversehrt waren oder ob sich die Bande in einem Besitzanspruch verrannt hatte und sich im inneren des Gebäudes befand.
    Zögernd klopfte ich an. Wenn sie noch hier waren, konnte ich auch nicht ändern und musste es nehmen wie es kam.

    Sofort nach dem Eintreten sah ich die Sachen auf dem Bett liegen. "Alpina" flüsterte ich, schon war meine Fassung dahin und die Tränen schossen mir in die Augen. Selbst in ihrer persönlichen Not dachte sie noch an mich und was konnte ich für sie tun? Eine Faust presste mein Herz zusammen, nichts wie Unheil hatte ich ihr gebracht.


    Fast schon zärtlich strich ich über die Rückentrage und den Reisemantel ehe ich den kleinen Brief las. Unaufhaltsam rannen mir die Tränen über die Wangen, auch als ich meine Habseligkeiten zusammenpackten. Einen besonderen Stich gab es mir, als ich das kleine Büchleine einpackte, welches Alpina mir geschenkt hatte.
    Ich erinnerte mich an Gespräche die ich hier mit ihr und auch mit Curio geführt hatte. An die ganzen Alpträume aber auch an meine Wunschträume.
    "Es ist vorbei, sei ein Mann und kümmer dich um dich selber." Wehmut und Spott lagen in den Worten. Eilig raffte ich alles zusammen um so schnell wie möglich die Casa Helvetia zu verlassen.