Beiträge von Kaeso

    Als ich Alpinas Reaktion auf meine frage sah, erschrak ich dann doch.
    Wie konnte ich die Frage auch so unvermittelt stellen, was soll sie jetzt von mir denken, schallt ich mich selber. Beschämt senkte ich den Kopf. „Entschuldigung, das kam jetzt anders an wie es gemeint habe. “ Leise fast flehend kamen meine Worte, während ich nervös einen Grashalm abriss und daran herumzupfte.
    „Ich möchte dir erklären wie ich dazu kam, dir aber vorher versichern, dass hat nichts mit dir oder den Helvetiern zu tun. Im Gegenteil ich freue mich auf jede Stunde die ich mit dir verbringen darf.“ Nun suchten meine Augen einen Punkt am Horizont und hielten diesen im Blick, um dann leise weiter zu sprechen. „Ich habe nur an meine Freunde in Rom gedacht, an unsere gemeinsame Spiele und Träume. Du musst wissen drei von uns wollten zu den Urbanern gehen. Und nun laufe ich hier über die Wiesen und pflücke Blumen.“ Schnell schaute ich Alpina an, bitte versteh mich nicht falsch es ist eine gute und sehr wichtige Arbeit und ich weiß auch was man alles damit bewirken kann. Doch stellte ich mir meine Freunde vor, was sie jetzt denken und einige auch sagen würden.“ Wie sollte ich nun jemanden beweisen, das ich kein Schwächling, kein Feigling, sondern auch ein richtiger Mann war.

    Sie zwinkerte mir zu. Warum hat sie das getan? Schon hörte ich ihr lachen, etwas zog sich in mir zusammen. Es ist ein ganz anderes Lachen als jenes von Runa, damals als sie über meine Ausrede lachte, dachte ich. Oje Runa die habe ich ganz vergessen, die ist ja auch noch hier. Seltsam benimmt die sich aber schon. Freundlich ist sie, keine Frage, doch etwas an ihrer Stimme hört sich fremd an.
    Damit war Runa vorerst aus meinen Gedanken entschwunden, denn ich spürte die Finger von Phryne an meiner Hand. Bildete ich mir das jetzt ein oder verweilten sie wirklich an ihr. Ein fast sehnsuchtsvoller Blick schickte ich ihr hinterher, der Schönen, als sie sich abwandte und sich auf der Kline niederließ. Und wie sie sich niederließ. Nie sah ich es bisher eine Frau anmutiger tun. Dann war es wieder zu sehen dieses Bein, noch ein wenig mehr konnte ich von ihm sehen als vorher. Man müsste es anfassen und erkunden können, spann ich in Gedanken weiter.
    Ein frischer Windstoß aus dem Hortus riss mich aus meinen Vorstellungen und mit erneut errötendem Kopf eilte ich zum Kräutergarten hinaus.

    HM, in drei Tagen zu dem Barbier, überlegte ich, das hört sich gut an. „Ja da komme ich mit,“ platzte ich heraus. „Ich meine in drei Tagen, zu dem Barbier“, fügte ich erschrocken hinzu, weil ich merkte ich war nicht ganz bei der Sache.
    Barbier war aber wirklich gut, hier kamen Männer zusammen, es wurde geredet man erfuhr Neuigkeiten. Was aber vor allem war wenn man beim Barbier herauskam gehörte man dazu. Jeder würde sehen wäre mit Männern zusammen gewesen. Ja das wollte ich.


    Heftiger als angebracht schüttelte ich mit dem Kopf als die Frage aufkam, ob Curio sonst etwas für mich tun könnte. Nein er bestimmt nicht, ich brauchte einen Freund und keine Persönlichkeit. Es gab einfach Fragen die man nicht jedem stellte.
    Zur Sicherheit sagte ich es auch noch. „Nein danke, dich gelegentlich zu Begleiten ist schon sehr viel und nehme es gerne an.“ Dies war durchaus ehrlich gemeint.

    Mit hochrotem Kopf erstarrte ich, als ich entdeckt wurde und wollte mich eilig davon schleichen. Stellte aber mit entsetzen fest es gelang mir nicht, hatte ich mich gerade noch in ihrem Lächeln verloren, starrte ich nun wie gebannt auf das Bein, was so verführerisch aus dem Schlitz erschienen war. Mir wurde ganz sonderbar, wärme stieg in mir hoch. Besonders in der unteren Körperhälfte spürte ich dies und auch wie es dort zu ziehen begann. Es begann an einer Stelle zu pulsieren die mir in den letzten Tagen immer mehr Aufmerksamkeit abverlangte.
    Die auf den Boden fallende Goldringe lenkten mich von meinem Problem ab. Hastig fast stolpernd näherte ich mich den Goldringen, bückte mich um diese auf zu heben. Ihren Duft einsaugend verhielt ich durchaus länger als notwendig und betrachtete dieses Bein. Versuchte einen weiteren Einblick in der Richtung zu bekommen wohin dieses Bein gehörte. Riss mich dann aber krampfhaft davon weg, stellte mich aufrecht und hielt der Fremden mit hochrotem Kopf die Goldringe hin, wobei ich mich angestrengt bemühte nicht mit der anderen Hand an das anschwellende, wachsende Körperteil zu greifen. Ein Glück, dass eine Tunika so weit ist, dachte ich mit der Hoffnung nun ganz schnell verschwinden zu können.

    Eigentlich war ich auf dem Weg zum Kräutergarten, doch schon als ich durch das Atrium ging, stieg mir ein unbekannter Duft in die Nase. Meine Vermutung war zuerst Alpina hätte eine neue Pflanze ins Haus gebracht, das konnte aber nicht sein, denn dann hätte ich es schon früher rischen müssen. Außerdem je näher ich dem Triclinium kam um so mehr stieg er mir in die Nase. Der Duft war mir nicht unangenehm. Jetzt hörte ich auch eine mir unbekannte Frauenstimme. Bestimmt kommt diese angenehme Duft von dort, schloss sich mein Gedankenkreis.


    Duft und Stimme passten irgendwie zusammen, sie berührten mich und weckten meine Neugier. Ich lebte schon einige Monate in der Casa Helvetia und hatte dort viele Menschen kommen und gehen gesehen, so erlebte ich nun zum ersten mal, dass mich eine seltsame Art von Neugierde quälte. Nie hatte ich dort Menschen hinterher geschaut, außer naja Nyma, das war aber erst seit kurzem, seit der neuen Tunika.


    Schon stand ich vor dem Triclinium, jetzt hätte ich eigentlich ungesehen nach rechts abbiegen müssen, doch dann würde ich nie erfahren wer das war. Vorsicht trat ich kleine Schritte vor, in dem Glauben dort unentdeckt zu bleiben. Schon hefte sich mein Blick auf ein Frau wie ich sie noch nie sah, das heißt hier in Germanien. Wer konnte das sein, bildete ich mir ein doch im Hause der Helvetier, die meisten wichtigen Leute gesehen zu haben, doch diese dort. Ich konnte meinen Blick gar nicht weg lassen. Ob sie hier in Mogontiacum wohnte oder nur kurz zu Besuch war? Irgendwie musste ich das erfahren. Ich bekam nicht genug von Stimme, Aussehen und Duft.

    Fast hätte ich nach Erhalt der Antworten zufrieden ausgepustet, so in der nach dem Motto, puh den Göttern sei dank, geschafft. Statt dessen kam aber, „danke, ich werde es Susina Alpina ausrichten“, jetzt kam doch ein Hauch von Nervosität über mich. Was sagte man hier sonst so noch zum Abschied? Ob ein einfaches Vale reichte?
    „Mögen die Götter dir einen angenehmen Tag bereiten, Vale“. Ob das nun gut war, dachte ich während ich aufmerksam die Mimik von Petronia Octavena betrachtete. Gleich darauf senkte ich aber wieder den Blick, es war bestimmt unhöflich jemanden so an zu starren.

    Fast hätte ich schon erschrocken eingeworfen, aber Briefe schreiben kann ich noch nicht, hielt mich aber den Göttern sei dank zurück und bemühte mich aufmerksam zuzuhören.
    Dann aber kam das großzügige Angebote, ich der Straßenjunge von Rom durfte den Helvetier begleiten. Ich spürte förmlich wie meine Brust vor Stolz anschwoll und meine Augen leuchteten. Jeder würde mich bei ihm sehen, was hinzukam ich sah jetzt gepflegter aus. Gut man würde mich nicht gerade für seinen Sohn halten aber auch nicht für seinen Sklaven. Freudestrahlend nickte ich ehe ich ihm überhaupt antworten konnte. „Ja danke, gerne nehme ich dein Angebot an wenn Susina Alpina mich entbehren kann."


    Rom hatte mich aber nun einmal geprägt und so kam es, dass da irgendwo in meinem Hinterkopf etwas oder einer lauerte der mir einflüsterte, Jung gib acht, so hat es bei manchem angefangen. Ärgerlich schob ich diese Eingebungen bei Seite. Doch nicht hier und schon gar nicht der Helvetier. Kann man es wissen? Ich wollte dich nur gewarnt haben.


    Hoffentlich hatte Curio nun nichts bemerkt, wollte ich doch unbedingt mit gehen. So versuchte ich weiter ein erwartungsvolles, freudiges Gesicht zu zeigen, mit der Frage: „Wann soll es denn losgehen?"

    „Danke gut und dir?“ Jetzt war ich über mich selber üerrascht, da hatte ich doch gleich eine Gegenfrage gestellt, vor einer Woche wäre das noch nicht geschehen. Hoffentlich war das jetzt kein Fehler. Stand es mir überhaupt zu, so eine Frage zu stellen? Wieso stellte der Helvetier jetzt diese Frage? Es schien also kein Auftrag zu sein was ihn zu mir geführt hatte. Etwas unangenehmes konnte es aber nicht sein, denn Alpina war doch zufrieden, wieso auch sonst hätte sie mir diese Geschenke gemacht?
    Ich hatte beobachtet, dass Gästen etwas angeboten wurde, doch ich hatte nichts zum anbieten, außerdem war die Frage ob mir dies überhaupt zustand und nun wurde ich doch langsam etwas nervös.

    „Nein, nein“ kam nun von meiner Seite fast überlaut. Etwas ruhiger fuhr ich fort. „Ich freue mich doch über jeden Besucher“ oder Besucherin fuhr ich in Gedanken fort. "Bitte nimm doch Platz, was kann ich tun, hast du einen Auftrag für mich?“

    Ich hockte in einer Ecke meines kleinen Reiches und betrachtete die Wand die mir Sorgen bereitete, als es an an der Türe klopfte. Noch beim abwägen von zwei Möglichkeiten die mir bisher eingefallen waren die Wand zu verschönern, sagte einfach: „Bitte eintreten.“ Da erst war mir bewusst wo ich saß und sprang eilig auf.

    Ich war so mit der Wandmalerei beschäftigt, das ich meine Umgebung vergessen hatte und deshalb nicht bemerkte, dass die Dame des Hauses zu mir kam. Auf dem ersten Blick war sie mir gleich sympathisch so das ich kein bisschen aufgeregt war und ihr antwortete:„Salve Petronia Octavena, mein Name ist Kaeso und ja Susina Alpina schickt mich. Sie lässt fragen, ob es recht ist, wenn sie morgen zur Erstuntersuchung kommt? Weiter fragt sie an ob sie sonst noch etwas mitbringen soll, wie zum Kräuter für einen Trank oder ähnliches?“
    Gespannt wartete ich auf ihre Antwort, war es doch das erste mal, dass ich eine Schwangerschaft aus der Sicht eines neutralen Beobachters betrachtete.

    Plötzlich, obwohl wir beide bestimmt damit gerechnet hatten, kam es doch überraschend. Eine Windbö hatte es geschafft und ihr ein Tuch aus der Hand gerissen es wurde ein Stück weit fortgeweht. Gwyn, die zuerst noch die zusammengelegte Wäschestücke halten wollte, rannte dann aber doch los um das Tuch auf zu heben. Gleichzeitig war aber auch ich aufgesprungen, wobei Tabula und Stilus achtlos auf den Boden fielen, rannte auch los und wir kamen gleichzeitig bei dem Tuch an, bückten uns aber auch eben so gleichzeitig nach dem Tuch. Dabei geschah es dann, wir stießen zusammen, wobei mein Schwung wohl stärker war und Gwyn seitwärts auf den Boden fiel und ich dann auf sie landetet.

    Unendlich stolz schritt ich neben Alpina her, in dem sicheren Gefühl, dass jeder denken würde, der Junge hat eine neue Tunika an.
    Draußen vor der Stadt versuchte ich darauf zu achten wohin sich der Blick von ihr wandte, denn bestimmt gäbe es dort eine für ihn wichtige neue Pflanze zu sehen.


    Seltsam bei meiner lange Reise von Rom nach Germania hatte er all die verschiedenen Gerüche gar nicht wahrgenommen. Ob es einen langen eisig kalten brauchte, damit sich mein Geruchssinn dahin entwickeln konnte. Zumal der Moloch Rom bestimmt kein Ort der Wohlgerüche war. Wie es hier wohl erst in der Sommerzeit und später duften würde.


    Schon wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, denn Alpina hatte etwas entdeckt. Angesträngt schaute ich in die Richtung die sie einschlug, entdeckte aber nichts besonders. Alpina schritt aber geradewegs auf ein Ziel los und ich folgte ihr. Schon hatte ich, während sie eifrig ihre Erklärungen abgab ein Blatt in der Hand. Eine Vielfalt von Namen schlug sie nach meiner Meinung um die Ohren. Verwirrt schaute ich von dem Blatt zu ihr und wieder zurück. Wieder war es so, für eine einzige Pflanze eine Vielzahl an Namen die ich wohl alle behalten musste. Dazu kamen die Erklärungen, über Wuchs , Standort, Besonderheit und bestimmt noch das Anwendungsgebiet der Pflanze.
    Was machte sie eigentlich so sicher, das dies zu lernen meine Bestimmung war? Ich gab einem plötzlichen Impuls nach, was sie bestimmt nicht verstehen würde, doch ich musste es einfach wissen, ehe ich mir weiter den Kopf mit all dem Wissen voll stopfte.
    Völlig unvermittelt platzte ich heraus. „Hältst du mich eigentlich für einen Schwächling?“

    Ich nickte bei der Aufforderung und ging langsam in Richtung Bank. Nein ich konnte mich nicht hinsetzen, dafür gab es viel zu viel zu sehen. So kam es, das ich von einem Bild zum anderen ging und die Wandmalereien betrachtete. Dabei viel mir mein kleines Cubiculum ein, mein Reich. Ob ich mich in der Malerei üben sollte und so die Wand zu verschönern?

    Richtig, ich hatte vergessen, hier in Germanien war das mit den Namen etwas anders, wieso hatte ich das vergessen? Dies hatte mich auch dazu gebracht mich nicht vorzustellen, was ich jetzt schnellstens nachholte ehe ich eintrat. „Mein Name ist Kaeso und ich wohne in der Casa Helvetia.“ Natürlich konnte ich nicht mit Titel, Beruf oder sonstiges aufwarten. So kam es das ich nicht wusste wie ich meine Tätigkeit dort beschreiben sollte, denn ich versuchte Alpina zu helfen, doch im Grunde half sie mir doch.

    Jetzt nachdem ich genauso leise die Tür geschlossen, wie ich ich sie geöffnet hatte, musste ich mir mühsam das kichern verkneifen, wobei ich mir nicht sich war, ob mir nicht doch ein Ton entwichen war.
    Angefangen war es damit, dass ich gerade noch gesehen hatte, wie der Helvetier seine Frau hinter sich herzog, in Richtung ihres Schlafzimmers. So wie sie sich bemühte mit ihm Schritt zu halten, war ihr Einverständnis zu erkennen. Nachdenklich ging ich mit meinem Korb weiter und brachte diesen zur Taberna Medica.
    Das was ich da eben gesehen hatte beschäftigte mich sehr und ich merkte nach einiger Zeit, wie abgelenkt ich dadurch war. Schnell stellte ich den Tiegel, den ich gerade genommen hatte, zurück und machte mich auf in Richtung Atrium um dann leise durch den kleinen Gang zu dem Schlafzimmer der Helvetier zu schleichen.
    Krampfhaft mit aufeinandergepressten Lippen, so als ob ich Angst hätte, mir könnte ein Ton entweichen, öffnete ich leise die Türe, stellte dann fest, dass die beiden die dort gerade ihrem Höhenpunkt entgegen steuerten, dies nicht mit bekommen hätten. Wo sich das Bett der beiden befand war nach den Geräuschen die von dort kamen schnell auszumachen.
    Noch immer den Türgriff in der Hand stand ich da und spähte durch den Spalt, der so groß war, dass ich das wichtigste sehen konnte und staunte nicht schlecht. So hatte ich das noch nie gesehen. Fasziniert stand ich da und beobachtete sie weiter. Auch noch nach dem die beiden, neben einander liegend, langsam wieder zu Atem kamen, sich umschlangen und ihr Flüstern wie ein Hauch an mein Ohr klang.
    Wieder mit zusammengepressten Lippen schloss ich die Türe, denn jetzt musste ich wirklich leise sein.

    Für mich stand fest, Runa würde mich so schnell nicht wieder sehen, deshalb staunte ich an diesem Abend nicht wenig, als ich die Tabula mit dem unteren Vermerk „Sehr gut“ in meinem Cubikulum fand.
    Eine ganze Weile saß ich noch mit meinem gekränkten Stolz auf meinem Bett, wägte das für und wider weiter zu dem Unterricht mit Runa zu gehen ab.
    Seufzend nickte ich irgendwann, wenn ich ehrlich war musste ich das Zugeständnis machen, ich hätte an ihrer Stelle bei so einer dämlichen Ausrede bestimmt ähnlich reagiert.
    So kam es, dass ich an den folgenden Tagen, genau wie an diesem, weiter zum Unterricht ging.

    Verwundert hatte ich in den letzten Tagen mich selber beobachtet und war zu dem Ergebnis gekommen, dass alles genau nach dem letzten Besuch von Alpina angefangen hatte. Jenem Abend wo sie in meinem Cubiculum erschienen war, genau erschien, das war das richtige Wort. Erschienen wie eine Göttin mit Geschenken beladen.
    Es war nicht nur, das klein Buch und die Tunika was sie mir schenkte, es war ihre Aufmerkdamkeit, der Zuspruch und wie ich mir dachte Zuneigung. Die Zuneigung die sie mir zeigte, als sie sanft meinen Kopf an ihre Schulter drückte um mir Trost und Zuspruch spendete.
    In dem Moment wo ich die neue Tunika überstreifte war es als sei eine Verwandlung mit mir vorgegangen. Schleichend war es gegangen, plötzlich hatte ich das verlangen mehr auf mein Äußeres zu achten, hielt mich aufrechter, wohl in der Hoffnung dadurch größer zu sein. Aufmerksam beobachte ich ich die Frauen in meiner Umgebung, überlegte mir welche denn hübscher wäre und welche Vorteile die ein oder andere hatte. Interessiert betrachtet ich ihre Körperformen.
    Natürlich hatte ich in Rom genügend engeren Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht gehabt, doch das war etwas ganz anderes gewesen. Es waren die Mutter und die Schwestern gewesen. Zudem lagen zu dieser Zeit meine Interesse ganz woanders, meistens beim Herumtoben in den Gassen Roms mit meinen Freunden. Doch jetzt,... wenn ich zum Beispiel an Gwyn dachte, sah ich sie wie sie sich streckte und nach oben griff. Ihre Formen waren zwar durch den Stoff verdeckt, doch manchmal zeichnete sich dann doch deutlich ihr Oberkörper ab. Wenn ich bei diesen Erinnerung träumerisch die Augen schloss, stieg mir dann der Duft von Alpina in die Nase, doch auch noch ein anderer, ein nicht greifbarer.
    Einmal passierte es, das Nemans Arm mich unbeabsichtigt streifte und gleich durchzuckte es meinen Körper.
    Nachts wachte ich auf und schlich wie ein Einbrecher durch die Casa und verharrte vor den Türen von Gwyn und Neman, mit der Hoffnung einen Blick auf sie zu erhaschen. Das war natürlich Blödsinn, da beide ja schliefen und die Türen verschlossen waren..


    Nun hier im Hortus genoss ich den Blick auf Gwyn, welche sich gerade im Kampf mit dem Wind befand, der bemüht war ihr ein Wäschestück aus der Hand zu reißen, welches sie zusammenlegen wollte.
    Sinnend saß etwas Abseits, gegen einen Baum gelehnt und gab vor mit Schreibübungen beschäftigt zu sein, klopfte während ich aber Gwyn beobachtete mit dem Stilus gegen meine Zähne. Bis auf ein Wort war meine Tabula leer. Ich müsste die Gelegenheit haben sie einnal ganz ohne Kleidung sehen, spann ich meine Gedanken.





    GWYN



    Immer wieder musste ich an die Peinlichkeit des Vortages denken, an jenem Augenblick wo Runa, wo Runa mit dem Lachen begonnen hatte, nur wegen meiner dummen unüberlegten Ausrede. Liebend gerne wäre ich im Erdboden versunken.
    Den Rest des Tages konnte ich mich wirklich auf eine Arbeit konzentrien, aus diesem Grunde fiel es mir noch schwerer wie sonst die gestellte Aufgabe zu lösen. Bis spät in der Nacht hatte ich daran gearbeite, ehe ich erschöpft auf mein Bett gefallen war.
    Ich war dann kurz eingenickt, gleich darauf wieder hochgefahren, um dann wieder das Lachen zu hören. Das schlimmste aber war, ich sah auch immer wieder diese Lachträne und die Bewegung mit der Runa sie wegwischte. Wütend schlug ich mehrmals mit der faust auf mein Bett ein. Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass die Stadttore gut bewacht seien, ich glaube ich wäre einfach losgerannt. Nur fort aus von dem Ort.
    So kam es das ich aufstand, die Casa verlies und einfach nur in der Stadt umherrannte.


    Bald schon dämmerte der Morgen und irgendwann war es soweit, dass ich annehmen konnte das inder Casa alle ihrem Tagesgeschäft nachgingen.
    Schnell huschte ich in mein Cubiculum, nahm die tabula und schlich mich zu dem Triclinium, las noch einmal was ich geschrieben hatte.



    Morgens aufgestanden
    gewaschen
    gefrühstückt
    in der Taberna Alpina geholfen
    beim Unterricht gewesen
    Kräuter gesammelt
    Ware eingeräumt
    Taberna gefegt gestaubt
    gegessen
    Schreibübungen gemacht
    geschlafen



    Leise legte ich die Wachstafel auf Runas Platz und schlich wieder raus. Heute wollte ich nicht mehr dahin zurück, vielleicht nie mehr.

    Lange saß ich noch auf meinem Bett, nachdem Alpina gegangen war und ließ das was eben geschehen war in meiner Erinnerung revue passieren. Irgendwann erhob ich mich, fast zärtlich glitten meine Fingerspitzen über die Tunika ehe ich das Büchlein nahm es auf die Truhe legte, es wieder aufnahm und etwas schräg hoch gegen die angrenzende Wand lehnte. So hatte ich es immer im Blick wenn ich meine Schreibübungen machte.
    Nun zog ich meine wirklich sehr heruntergekommene Tunika aus, zog die neue Tunika an, sog den Duft des neuen Stoffes ein, an dem noch ein Hauch von Alpina hing.
    Stolz verließ ich mein Reich und ging zum Atrium mit der Hoffnung, das ich mich dort im Wasserspiegel betrachten konnte. Enttäuscht musste ich feststellen, es war zu dunkel dafür.