Beiträge von Kaeso

    Ich schüttelte heftig mit dem Kopf, nein das war es doch nicht. „Du hast mich nicht richtig verstanden. Besser gesagt ich habe mich falsch ausgedrückt. Das in diesem Hause niemand geschlagen wird ist mir ganz klar.“
    Nein hier bestimmt nicht, bisher hatte ich noch nie ein lautes unfreundliches Wort gehört. Außerdem glaubte ich zu wissen, dass ich bisher noch keinen Fehler gemacht hatte und aus dieser Richtung nichts zu befürchten hatte. Wie aber sollte ich ihm klar machen was ich befürchtete. Nach kurzem grübeln versuchte ich es noch ein mal.
    „Es ist so“, nein, das war der falsche Anfang und so fing ich von vorne an.
    „Du bist hier eine bekannte Persönlichkeit. Ich weiß nicht ob du oder andere aus diesem Hause schon einmal in Rom warst. Bestimmt aber kommen Leute aus Rom zu dir und was ist wenn mich jemand erkennt? Wenn man dort nach mir sucht? Wenn nun Gäste aus Rom zu euch kommen und die mich nun erkennen? Wenn ich diese Gäste mit meinen Träumen wecke und die sich erinnern? Bringe ich dich damit nicht in Verruf und schade deinem Ansehen?“


    Nickend überlegte ich, ja so war meine Erklärung bestimmt besser. Jetzt erst schaute ich den Helvetier an. Er hatte mich verstanden oder?

    Aufmerksam betrachtete ich die Blätter der Pflanzen und dann auch die Blüten. „Die Blätter der größeren Pflanze sieht ganz anders aus. Es ist länglicher und hat Zacken, auch seine Unterseite ist anders, sie nicht weißlich behaart. Die Blüte ist um einiges größer und fülliger.“ Kaum mit meiner Beschreibung fertig sah ich wie eine weißliche Flüssigkeit aus dem Stiel der größeren Pflanze tropfte. „Ist die Pflanze giftig? Da tropft so etwas aus dem Stiel?“ Bestimmt ist diese Pflanze nicht gesund für die Menschen, entschied ich für mich selber.

    Während die beiden Frauen sich unterhielten schaute ich von einer zur anderen, schließlich ging es ja um mich. Was mich dabei aber immer noch beschäftigte war die Frage, warum man die Helvetierin mit zweierlei Namen ansprechen konnte? Das musste aber vorerst warten, denn da war noch etwas anderes. Nicht das sie mir unsympathisch gewesen wäre, aber dennoch hatte ich ein ungutes Gefühl.
    So kam es, dass ich auch nur zögernd auf ihre erste Frage nickte. „Ja sicher, wenn ich nicht anders gebraucht werde,“ äußerst knapp antwortete ich auf ihre weiteren Fragen.
    Ich wusste ich hätte dankbar sein müssen und ich war es ja auch, denn ich wollte schon immer richtig lesen lernen. Es wäre mir dennoch angenehmer gewesen in einer Gemeinschaft unterrichtet zu werden.

    „Nein nicht?“ Erstaunt sah ich den Helvetier an. „Aber ich habe euch doch gestört und dich sogar geweckt.“
    Jetzt fand ich mich gar nicht mehr zurecht. Er schloss die Türe hinter sich und setzte sich auf meine Truhe, somit kam ich nicht mehr weg. Duu machst dir Sorgen um mich?“ Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Hatte ich doch in den letzten Tagen immer wieder darüber nachgedacht was ich dem Helvetier mit meiner Bitte um Einstellung angetan hatte. Ich hatte mein Vorhaben, ihn um Arbeit zu bitten ja für eine grandiose Idee gehalten, erst im nachhinein war mir bewusst geworden in was für einen inneren Konflikt ich ihn damit gebracht hatte. Etwas beruhigt aber dennoch zögernd setzte ich mich auf die Kante meines Bettes. Nachdem ich eine Weile auf die gegenüberliegende Wand geschaut hatte startete ich einen Versuch alles zu erklären oder besser gesagt mir alles von der Seele zu reden.


    „Du musst nicht denken, dass ich nicht weiß welche Mühe ihr euch mit mir macht. Mit mir, einem kleinen verdreckten Straßenjungen, der seinen Vater umgebracht hat und seit diesem Tag kaum eine Nacht richtig schläft. Der im Schlaf redet und manchmal auch schreit. Was ist wenn ich die Kinder wecke oder ihnen gar Angst mache?“
    Völlig niedergeschlagen saß ich da und schaute auf den Boden.

    Einen Moment starrte ich verwirrt in Richtung Türe. Wieso fragte der Helvetier, es war sein Haus und ich stand in seinem Dienste, wenn auch nicht direkt, aber irgendwie doch. Warum kam er nicht einfach rein und schmiss mich raus.
    „Es ist dein Haus, du bist der Hausherr“, nach einem Augenblick des Zögerns fügte ich traurig hinzu,. „Doch du kannst dir auch die Mühe sparen, ich habe schnell meine Habe gepackt und störe nicht mehr.“ Schon stand ich auf dem Boden, rieb mir mit dem Unterarm die Tränen weg und schaute mich in der Kammer um.

    Verwundert sah ich wie Alpina sich, kaum das wir die Straße betreten hatte nach der ersten Pflanze bückte, war ich doch in der Anmahne gewesen ihre Heilpflanzen würden draußen irgendwo an geheimen Orten wachsen. Langsam nahm ich das Blatt entgegen und betrachtete zunächst die Oberflächlich. Dies war mir eine völlig unbekannte Welt. Nie hatte ich auf Pflanzen geachtet und war arglos an ihnen vorbei gegangen. Nun stand ich da und betrachtete ein Blatt, doch was war das, es fühlte sich unten ganz anders an. Neugierig drehte ich es um um die Unterseite genauer zu betrachten, ehe ich mit der Handfläche vorsichtig darüber rieb. Ja jetzt sah und spürte ich was Alpina eben über die Pflanze erzählt hatte. Merkwürdig und so ein Kraut was da am Wegrand wuchs sollte den Husten lindern? Noch mit meinen Überlegungen beschäftigt, hörte ich ihre Frage und Aufforderung selber nach der Pflanze zu suchen. Suchend streifte ein Blick den Straßenrand entlang um auf der anderen Straßenseite zu verharren. „Ja ich glaube dort drüben stehen noch welche, wenn ich mich nicht irre. Eilig ging ich zu der von mir entdeckten Stelle. Wirklich es waren zwei von der Pflanze. „Ja es sind welche,“ meinte ich, „doch die Blätter von der Pflanze sehen ganz anders aus, auch ihr Stiel und die Blüte ist auch viel größer“ und wies auf einen Löwenzahn der ganz in der Nähe des Huflattich wuchs.

    Erschrocken hielt ich nach dem Klopfen die Luft an. Dann kam aber auch schon die Frage und das ausgerechnet von Curio. War mein Herzschlag gerade dabei gewesen sich zu normalisieren, so erhöhte sich sein Tempo rasend schnell.
    War mein Traum so laut gewesen, dass ich alle Menschen in der Casa geweckt hatte? Womöglich noch mehr als das an was ich mich erinnerte. Doch sich jetzt taub zu stellen wäre nicht richtig. Ich musste antworten. Nur was sollte ich sagen, was hatte er alles gehört? Zögernd antworte ich leise und dabei mich bemühend meine Stimme möglichst normal klingen zu lassen, „ja sicher.... es war nur ein Traum. Entschuldige wenn ich wen geweckt habe.“
    Vielleicht sollte ich in Zukunft woanders schlafen, denn aus Erfahrung wusste ich, diese Träume waren auch schon mal lauter. Vielleicht fand ich ja im Garten einen Platz. Aber nein, das ging ja nicht. Da waren ja Alpinas mögliche Kunden.

    „Was willst du hier? Verschwinde wir brauchen dich nicht. Du gehörst nicht mehr zu uns. Du hast uns im Stich gelassen.“ Eine zweite Stimme schaltete sich ein. „Hattest du nicht Mutter versprochen das alles gut wird. Schau dich um, nennst du das Gut werden?“. Irritiert schaute ich mich um, gerade noch in unserer Wohnung in Rom stand ich nun in mitten einer zugigen Ruine und das bei strömenden Regen. Unser Jüngster jammerte und hustete im Wechsel. „Was denkst du wer die Miete für uns bezahlt hat? Wer Mutter beerdigt hat? Wer dafür sorgen muss, dass die hungrigen Mäuler satt werden?“ „Ich wollte euch doch nur vor den Schlägen beschützen. Keiner sollte euch mehr so zurichten. ….. Halt wartet bleibt hier, bitte verschwinde nicht einfach.“ Heulend schlug ich auf das Polster meines Bettes ein und jammerte immer wieder. „So habe ich das nicht gewollte. Glaubt mir doch warum geht ihr denn weg, so bleibt doch, das habe ich nicht gewollt“
    Erschöpft und frierend beruhigte ich mich langsam und kroch unter meine Decke. Wann würden diese Träume nur aufhören?

    Aufregung machte sich in mir breit, heftig nickend schaute ich mich suchend um. Ein Schild, wo war ein Schild? Musste ich das jetzt schreiben? Nein, hier gab es doch irgendwo Schilder. Richtig ich kannte es aus Rom und auch hier hatte ich solche Schilder auch gesehen. Hektisch lief ich zu Ecke wo ich das Schild im Regal vermutete. Zog es heraus, wobei mir ein zweites fast auf den Boden gefallen wäre. Aufatmend ging ich zur Türe und hängte das Schild auf.
    Aufgeregt war ich aber noch immer, denn jetzt sollte das beginnen was ich am meisten fürchtete. Krampfhaft bemüht, ein schiefes lächeln zu Stande zu bringen, schaute ich Alpina an, „ich wäre dann soweit, was kann ich tragen?“

    Wieso wusste ich es nur? Hatte ich es doch geahnt, jetzt begann die Nachfragerei. Skeptisch betrachtete ich die junge Frau und versuchte mich dabei gleichzeitig etwas zu beruhigen. Wenn ich gerecht war musste ich es auch verstehen. Da rannte jemand mit Alpina durch ihr Haus, schließlich sollte sie dann auch wissen wer das war. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, die ganze Vorstellerei wäre schon vorbei.
    Fast hätte ich geseufzt vor meiner Antwort, hielt mich dann aber noch rechtzeitig zurück. „Wie gesagt mein Name ist Kaeso und ich.. nein sagen wir so, Susina Alpina ist so freundlich und wird mich bei sich beschäftigen und mich gleichzeitig unterrichten.“ Krampfhaft bemühte ich mich dann ein unverbindliches Lächeln hervor zu bringen.

    Erschrocken zuckte ich zusammen als da plötzlich eine hochschwangere Frau vor mir stand. Hatte ich sie doch vorher nicht bemerkt, zu sehr war ich bestimmt mit mir beschäftigt gewesen.
    Dann jedoch stand ich da und starrte die Frau an. Hatte die gerade gesagt ihr Name wäre Runa? Wieso sagte sie Runa, um sich gleich danach als Duccia Silvana vor zu stellen? Bestimmt hatte ich da etwas falsch verstanden. Unmerklich schüttelte ich ein wenig mit dem Kopf und meinte nur kurz. „ich bin Kaeso“.

    Es war als ob sich etwas großes dunkles sich meiner bemächtigte. Selbst als ich Alpinas Strenge und Enttäuschung heraushörte konnte ich mich nicht davon befreien. Mit gesenktem Haupt schlich ich hinter Alpina her. Wieso konnte ich mich im Augenblick nicht mehr freuen? Gerade Alpina war es doch der für mich gekämpft hatte. Ohne sie wäre ich bestimmt nicht da wo ich jetzt war. Ich hätte wirklich allen Grund dankbar zu sein und etwas Begeisterung zu zeigen. Was war es nur was mich so runter zog? Die Welt die man mir gerade zeigte hätte ich in Rom nie zu sehen bekommen. Kaeso wo bleibt deine Freude, schalt ich mich selbst. War da irgendwer oder was, was mir eingab du schaffst das nie, lass es einfach bleiben, geh auf die Straße wo du hingehörst. Das war zuviel, ein Ruck ging durch meinen Körper. Vorsichtig fing ich an, „ich habe Angst, was ist wenn ich etwas falsch mache und jemand kommt durch meine Schuld zu Schaden? Was wenn ich das, was du dir von mir erhoffst nicht kann und ich versage? Wenn du dir all deine Mühe umsonst machst?“ Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort. „Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht freue und ich will mir bestimmt Mühe geben , doch ich will doch gerade dich nicht Enttäuschen.“ So jetzt war es raus, hoffentlich hatte ich es jetzt richtig gesagt und sie verstand mich.

    Jetzt, da der Helvetier es sagte merkte ich es erst selber. Mein Herz hämmerte wie irre und mein Atem ging keuchend. Ich beugte meinen Oberkörper vor, atmete aus, richte mich wieder auf und atmete ein. Nach ein paar weiteren Atemzüge merkte ich wie sich mein Atem allmählich regulierte. Doch was sollte ich sagen was los war? Ich wusste es doch selber nicht.
    Noch einmal durchatmend begann ich unsicher, „also ich war in der Taberna Medica als Susina Alpina hereinkam und mich los schickte um dich nach Hause zu bitten.“ Ob dies dem Helvetier als Erklärung reichte, kam mir gleich nachdem ich es ausgesprochen hatte. „Warum kann ich selber nur erraten, ich fragte auch nicht, denn ich rannte sofort los. Ich vermute aber es hängt mit deiner Frau zusammen, soviel ich mitbekam ging sie zu ihr,.... sie sagte, *Ich bin entweder bei Runa in ihrem Cubiculum oder in der Taberna Medica beim Anmischen einer Arznei.* weiter meinte sie noch ich solle mich beeilen es wäre dringend. Mehr kann ich dir wirklich nicht sagen.“

    Gerade noch rechtzeitig griff ich fester zu, sonst wäre mir bestimmt die Glasphiole aus meiner Hand gerutscht, welche ich gerade einräumen wollte, als Alpina plötzlich herein kam und mich mit der wichtigen Botschaft an Helvetius Curio losschickte. „Ja mache ich sofort“, antwortet ich nur kurz und rannte los. So wie Alpina es sagte schien irgend etwas nicht gut zu verlaufen also war Eile geboten, doch wo sollte ich hin, wo sollte ich den Helvetier finden?
    Wer konnte wissen wo es sich gerade aufhielt, natürlich sein Scriba Acanthos, doch der war ja bei ihm.
    Gut ich würde es in seinem Officium versuchen und schon rannte ich los, so schnell wie es die Straßenverhältnisse zu ließen. Zunächst einfach in Richtung Forum, wenn ich Glück hatte würde mir zumindest dort einer sagen können wo sich der Helvetier befand. Und ich hatte Glück ein Händler meinte er wäre mit eineigen Männern zum Hafen gegangen. Also rannte ich weiter zum Hafen.
    Mitten im Lauf bremste ich plötzlich ab, schaute zurück und überlegte ob ich richtig gesehen hatte. Waren es wirklich Malleus und Bolanus gewesen, die da gesehen hatte. Eilig drehte ich um und wirklich sie waren es und ein Stück weiter hinter den Schaulustigen sah ich ihn dann endlich. Helvetius Curio im Putzwahn. Wenn ich es richtig deutete war er dabei den Kreuzungsschrein im Vicus Navaliorum zu reinigen.
    Dieses Mal würde ich ihm die Nachricht selber übermitteln. Kurzerhand bahnte ich mir einen Weg zwischen den Menschen und rief, „Helvetius Curio, bitte Helvetius Curio, du musst nach Hause kommen“. Nun stand ich neben ihm und wiederholte, „bitte, Susina Alpina schickt mich, du möchtest sofort nach Hause kommen.“

    Endlich wurde es wärmer in diesem Germanien, doch wenn es wärmer werden würde dann war es unvermeidlich, dass alles anfing zu wachsen.
    Ich hatte es mir in den letzten Tagen zur Gewohnheit gemacht, dies genau zu beobachten. So kam es, das ich mich auch an diesem Abend im Hortus befand und die Erde argwöhnisch nach neuen Pflanzensitzen absuchte. Mir war unklar wann dies beginnen würde, doch soviel wusste ich auch als Stadtjunge es musste irgendwann im Frühling passieren und damit würde das Elend dann beginnen. Meine Elend, dass wovor ich mich am meisten fürchtete. Alpina hatte es gesagt, ich würde Pflanzen kennen lernen, nicht nur ihre Namen. Nein ihr aussehen, ihre Veränderungen, ihren Geruch, ihren Geschmack, lernen was von ihnen und wie man es verwenden konnte, was aus und mit ihnen man machen konnte, wofür sie nützlich waren wie man gleich aussehende unterscheiden konnte und, und und. Wenn ich daran dachte wurde mir fast übel, also sollte die Pflanzen ruhig da bleiben wo sie waren.
    Mit diesen meinen Problemen beschäftigt hatte ich gar nicht bemerkt, dass ich nicht mehr alleine war. Erst die Stimmen machten mich darauf Aufmerksam. Leise ging ich in ihre Richtung, verstehen konnte ich noch nichts, doch jetzt wo eine Statue mir nicht mehr die Sicht versperrte erkannte ich wer da sprach.
    Wieder wunderte ich mich über den Umgang der Menschen miteinander, gefühlvoll und fürsorglich, etwas was ich bisher nicht kennen gelernt hatte. Meine Welt hatte anders ausgesehen, hart und laut, nicht nur bei uns, nein so wie ich mitbekommen hatte, war es wohl bei allen so, in unserem Haus.
    Langsam trat ich hinter die Statue zurück und verließ den Hortus.

    Ich erschrak als Alpina so vor mir stand, die Hände in die Hüfte stemmte und erwartete ein geheiligtes Donnerwetter losließ. Langsam beruhigte ich mich zunächst, merkte aber wie sich in meinem Gesicht Röte breit machte, was mich wiederum verunsicherte. Damit aber noch nicht genug, die nächsten Worten von Alpinas kleinem Vortrag wirbelte in meinem Kopf herum. Was sollte ich? Kräuter kennen lernen, Salben und Tränke herstellen? Ich der ich absolut keine Ahnung hatte, … Etikette...Kassenbuch.... Rezepte...Verordnungen. Alles schwirrte in meinem Hirn herum. Mein Mund öffnete sich automatisch, schnell schloss ich ihn wieder, damit mir ja kein Wort des Einspruchs entschlüpfte bei ihrem prüfenden Blick. Mit gesenkten Kopf und hängenden Schultern nickte ich zunächst nur, nach einer kurzen Pause murmelte ich.“Wenn du es sagst wird es wohl so werden.“ Viel lieber wäre ich los gerannt, einfach abgehauen. Doch würde dann geschehen? Bestimmt würde ich eingefangen um dann das alles zu erleben, wovor ich in Rom weg gerannt war.
    Dann war da noch der Unterricht, bei dieser Runa, der Frau von Curio, was mochte das für eine sein? Seufzend meinte ich noch, “ich will es versuchen.“ Es klang bestimmt nicht voller Zuversicht, eher wohl, sich dem Schicksal ergebend.

    Langsam dämmerte es mir wieso dieses haus so viele Zimmer hatte. Für mich eine fast unvorstellbare Sache. Jeder hatte hier sein eigenes Schlafzimmer. Mann stelle sich vor, nur zum schlafen ein extra Raum. In dem Haus in Roma war es üblich, das in einem Raum eine ganze Familie wohnte und diese Familien waren bestimmt meist nicht klein und bestanden oft aus zwei Generationen.
    Hatte ich bisher angenommen meine Schlafkammer mit dem anderem Dienstpersonal teilen zu müssen, so dämmerte es mir jetzt langsam ich alleine hätte einen ganzen Raum für mich alleine. So kam es das ich unvermittelt herausplatzte. „Du meinst wirklich ich hätte eine Kammer nur für mich? Für mich ganz alleine? Hier im Haus?“
    Noch immer mit meiner Kammer beschäftigt, hatte ich nur am Rande mitbekommen was Alpina mir von den Patienten und dem Klopfen auftrug und nickte nur. Da tauchte schon die nächste Frage auf. Was sollte ich in einer Taberna Medica machen? Noch nie war ich in einem solchen Laden gewesen. Nur von außen hatte ich die seltsamen Auslagen gesehen aber keine Vorstellung wozu man das ganze Kraut brauchen könnte. Sollte man davon aber nicht etwas wissen wenn man dort arbeitete? Vielleicht sollte ich das dann einmal klar stellen, damit Alpina wusste worauf sie sich da einließ. Schon druxte ich herum. „Da wäre noch etwas, ehm du willst mir helfen und ja und du ehm ja du bietest mir soviel an. Ja bist du sicher, daß dies das Richtige ist? Ja also ich ein Straßenjunge aus Rom, wie du ja weißt... ehm ja ich habe aber doch keine Ahnung und kann bestimmt nicht richtig, eher kaum oder fast gar nicht lesen. Ich glaube ich gehe besser, denn ich werde dir nur Ärger machen. ...Ja es war eine dumme Idee um eine Stelle zu bitten:“
    Schon bereute ich was ich gesagt hatte. Was wenn sie mich nun weg schickte? Ich wollte doch ein neues Leben anfangen.
    Nun stand ich da mit hängenden Schultern, überwältigt und überfordert von dem Ganzen.

    Was war das nur, was die Menschen hier so in Sorge um eine Frau versetzte? So etwas kannte er nicht. Gut seine Mutter sorgte sich in ihrer hilflosen Arzt um ihre kinder, wenn sie krank waren und noch mehr, dass unser Vater in seiner Trunkenheit uns Kinder verschonte doch das hier, das war ganz anders. Es war mehr als nur Fürsorge.


    Nachdenklich folgte ich zur Küche, wo ich dann die nächste Überraschung erlebte. Niemals hätte ich erwartet, dass so ein großer, groß im Sinne von bekannt, einer wichtigen Persönlichkeit, sich in der Küche auskannte. Nicht nur das, er legte auch selber mit Hand an.


    Wieder im Triclinium überlegte ich wie ich dem Mann helfen konnte. Richtig Gwyn hatte doch etwas gesagt. „Ich will ja nicht stören“, fing ich umständlich an, "doch die Gwyn hat eben was gesagt. Von den Eltern, der Familie deiner Frau. Soll ich jemanden rufen der das übernimmt? Ich könnte aber auch jemanden rufen der dir ein besserer Gesellschafter ist.
    Vielleicht kann ich dir aber auch sonst irgendwie behilflich sein.“
    Letzteres fügte ich immer leiser werdend hinzu.

    Gerade wollte ich antworten, das ich mich in diesem Teil der Casa noch nicht auskannte, da erübrigte sich diese Antwort. Das reinste Nervenbündel, wollte der Helvetier mich nun zur Küche begleiten. An den Vorhängen angelangt zuckte er zusammen und ich gleich mit, da ich mich über sein zucken und ebenso über den Schrei erschrocken hatte.
    Jetzt fragte ich mich wirklich wie das hier noch weiter gehen sollte. Ehe das Kind da war, wären wir beide bestimmt ein nervliches Wrack.
    Abwartend stand ich hinter dem Helvetier, nicht zu dicht damit er mich nicht bei einer plötzlichen Kehrtwende über den Haufen rennen konnte.

    Genauso staunte ich wie bei dem betreten der Casa über Größe und Einrichtung eines solchen Gebäudes. Was mich dann noch mehr verwunderte war, dass in solch einem riesigen Haus nur zwei Familien wohnten.


    Die Begegnung mit Alpinas kleinen Tochter ließ Erinnerungen in mir hochkommen. An meine kleineren Geschwister, die niemals, in der winzigen Wohnung wirklich Platz zum krabbeln hatten. Wie würde Mutter jetzt die Kinder und sich durchbringen? Ob sie überhaupt noch lebte? Als ich Rom Hals über Kopf verließ ging es ihr sehr schlecht. Schnell blinzelte ich die aufkommenden Tränen weg. Bemühte mich ein Lächeln erscheinen zu lassen um die Kleine und ihre Kinderfrau zu begrüßen. Was mir auch nicht schwer fiel beim Anblick der kleinen Ursicina.
    Ein wenig Stolz bemächtigte sich meiner als ich Alpinas Antwort hörte nach Nemans Einwand hörte. Überhaupt was ging es die an.
    Schnell folgte ich Alpina, nachdem ich Ursicina noch einmal zugelächelt hatte.