Beiträge von Kaeso

    Jede freie Minute war ich auf der Suche nach blutigem Sand, aber wirklich bluten schien zur Zeit keiner, außer da gab es einer der Gladiatoren der so ein eitriges Ding hatte, Furunkel hieß es, doch ich wusste nicht wo Balbus ihn behandelt hatte.
    Hinzu kam noch immer die Wut über Balbus, der mich noch immer als „kleine Tunte“ zu betrachten schien. Natürlich konnte ich mich irren, doch wie mich viele ansahen glaubte ich das nicht. Einige Gladiatoren pfiffen mir hinterher, sprachen unverblümt Einladungen aus oder zischten mir Angebote zu.
    Aber die größte Sorge machte mir der große Sklave der mich benutzen wollte. Meine Entscheidung, hätte ich ihm schon längst mitteilen sollen. Deshalb traute ich mich nur in der Mitte des Ludusgelände aufzuhalten.
    Meine Hoffnung bestand jetzt noch darin, dass ich einen blutigen Verband in die Finger bekam oder ein Übungskampf nicht mit Holzwaffen statt fand.

    Nur kurz überlegte ich bevor ich antwortete, wobei mir aber auch noch Fragen dazu einfielen. „ Durch ertasten, doch kann man alle Brüche ertasten? Warum ist denn hier, der linke Arm so verdreht? Dabei fällt mir gerade ein, als Kind sah ich bei einem Jungen einmal ein Knochenteil aus einer Wunde am Bein heraustreten. Ja die Reaktion hier ist in der Tat sonderbar.“ Mehr wollte ich nicht sagen, die ältere Frau sollte bestimmt aufpassen, dass die Sklavin nichts zu viel sagte. Auch wenn die Besitzer mit ihren Sklaven machen konnten was sie wollten, hatten einige Besitzer Angst um ihren Ruf, wogegen, dass andere überhaupt nicht scherte.
    „Werden die Arme denn jetzt wenn sie gebrochen sind mit Holzstücken und Verbänden fest umwickelt , also bandagiert und so zum Zusammenwachsen gebracht? Ich glaube ich sah einen Mann mit solch einem Verband um seinen Arm, oder war das aus einem anderen Grund?“Dann fiel mir noch eine Frage ein. “Was passiert eigentlich wenn der Bruch unbehandelt bleibt? Erstmal muss er doch bei jeder Bewegung Schmerzen bereiten aber wachsen die Bruchstellen dennoch zusammen wenn das Körperteil nicht zur Ruhe kommt?“ Nachdenklich schaute ich auf die Arme der Sklavin, das war schon alles sehr interessant, normalerweise machte man sich doch gar keine Gedanken über so etwas.

    Ich nickte nur, ergriff mit meiner rechten Hand den Griff der Deichsel von dem Leiterwagen und trottete hinter Balbus her. Toll einfach toll, so wie ich aussehe darf ich nun durch die Stadt rennen. Bestimmt hält mich nun jeder für einen Schläger.


    Bei der Patientin angekommen trat ich wie gewünscht näher heran. Wenn er mich nur nicht immer Junge nennen würde, grummelte es in mir.
    Ja was sah ich nun? Ich fand merkwürdig was ich sah, beide Arme hatte es an der gleichen Stelle erwischt und das nach einem Treppensturz.
    „Etwas sonderbares“, platzte ich heraus, biss mir dann aber schnell auf die Lippen. „Beide Arme sind fast an der gleichen Stelle geschwollen“, begann ich noch einmal und der linke Arm ist verdreht. Sind die Arme dort gebrochen? Oder warum ist dort eine Schwellung?“
    Fragend schaute ich Balbus an, dann die ältere Frau. Vielleicht verriet ihr Gesichtsausdruck mir ja mehr.

    Zitat

    Original von Publius Gavius Balbus


    Noch einmal zog Balbus an Kaesos Arm. "Spürst du die Stufe? Ich werde dir jetzt aus diesem Lederriemen zwei Schlingen um die Schultern legen und über dem Rücken gekreuzt binden. Dabei muss ich mehrfach tasten ob die Stufe schon verschwundne ist. Bis beide Frakturpartner glatt aneinander liegen. Dann kann der Knochen heilen. Wir werden den Sitz des Verbandes täglich überprüfen müssen."


    Was für eine Frage und ob ich sie spürte die Stufe. „Verflucht geht das nicht weniger Schmerzen“, stöhnte ich auf. Bis dieser verband endlich richtig und zur Zufriedenheit des Chirurgicus saß, stöhnte ch noch oft.
    „Welche Aufgabe hast du jetzt für mich?“ Ein wenig ergeben klingt das jetzt schon, fand ich selber, doch was soll ich machen. Vor allem fragte ich mich aber wie ich jetzt arbeiten sollte, denn ohne Schmerzen war das jetzt bestimmt auch nicht auszuhalten. Balbus war der Fachmann und hatte solch eine Verletzung bestimmt, gerade bei den Gladiatoren, schon oft behandelt.

    Zitat

    Original von Publius Gavius Balbus


    Balbus öffnete die Tür und ließ Kaeso eintreten. Er griff sich einen festen Lederriemen und eine Wachstafel. Dann begann er die Anatomie des Schultergelenks aufzuzeichnen und zu benennen.
    "Das ist das Akromion", sagte er zum Dach des Schultergelenks. "Und dieses hier ist die Clavicula - das Schlüsselbein. Und hier drüben ist das Sternum - das Brustbein. Wenn die Clavicula bricht, dann zieht das Gewicht des Armes den lateralen (seitlichen) Anteil der Clavicula hinunter. Der mediale Anteil, der am Sternum mit Bändern befestigt ist, bleibt oben stehen. Dadurch kann der Knochen nicht zusammenwachsen. Es entsteht ein Scheingelenk und eine Instabilität."


    Der Chirurgicus glättete mit dem Ende des Stylus die anatomische Darstellung der Clavicula, zeichnete eine Fraktur ein und dabei die verschobenen Teile des Schlüsselbeins. Dann sah er Kaeso ernst an.
    "Damit die Fraktur heilen kann, müssen beide Knochenteile aneinanderstehen und auch so bleiben. Kannst du mir folgen, Kaeso?"


    Jetzt hörte ich etwas mir völlig unbekanntes, fand es aber sehr interessant. Durch die anschaulichen Zeichnungen war es mir leicht verständlich. Dumm nur, dass ich es zuerst am eigenen Leib erfahren muss. Bekomme ich jetzt das Wissen immer auf diese Art eingebleut, wäre fast meine Antwort gewesen, die ich aber noch rechtzeitig runterschluckte. „Ich verstehe, dann heilt ein Arm oder Beinbruch wesentlich schneller? Ja und warum wurde mir dieser Rucksackverband nicht gleich angelegt? Gab oder gibt es dafür einen medizinischen Grund? Kann in der Zwischenzeit nicht schon ein Schaden entstanden sein?“
    Ich fand dafür musste es ein sinnvolle Erklärung geben, schließlich war Balbus ein guter Chirurgicus. Auch wenn er mir eine Lehre erteilen wollte, würde er mir bestimmt nicht ernstlich Schaden wollen. Obwohl das was ich abbekommen hatte war schon sehr heftig und das nur weil er scharf auf meine Göttin war.

    Langsam reichte es mir, Publius Gavius Balbus, seines Zeichen Chirurgicus, war doch an alledem hier Schuld. Ich brauchte unbedingt diese Zutat für das Fluchtäfelchen, nur wie, wenn ich es gefunden hatte, bekam ich es zu meiner Göttin?


    Für heute reichte es mir auch, ich holte mir die Suppe und legte mich dann auch bald zum schlafen nieder. Vorher schob ich aber noch meine Truhe vor die Türe, um so bei einem eindringen in meine Kammer geweckt zu werden, zumindest hoffte ich es.


    Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, missmutig setzte ich mich vor dem Behandlungsraum und wartete auf Balbus.

    Meine erste Eingebung war Balbus genauso anzubellen und ihm zu sagen er solle sich abregen und wieder runter kommen. Doch er war sein Lehrherr und ich wollte nicht entlassen werden.
    Ich stand also auf und verließ die vermaledeite Zelle. Draußen blieb ich vor ihm stehen und fragte in einem ruhigen Ton. „Wieso hast du mich hier eingeschlossen? Ich weiß nicht was geschehen ist und warum ich eingesperrt aufwachte. Natürlich will ich arbeiten. Doch vorher möchte ich noch einmal klar stellen. Das was du gesehen hast, war mein Festtagsgewand unseres Kultes. Ich wurde in diese Gemeinschaft aufgenommen und zum Fanaticus. Soviel mir bekannt, ist, darf in unseren römischen Reich jeder den Glauben ausüben den er möchte und jeder Priester und Gehilfe der religösengemeinschaften zieht das Gewand an, was sein Glaube ihm anrät. Also nochmals ICH BIN KEINE TUNTE. Ich bin ein ganz normaler Mann und verbiete mir, dass mich irgend welche Sklaven oder sonst wer hier, zum Liebesdienst zwingen wollen.“
    Ich hoffte ich hatte mich jetzt unmissverständlich ausgedrückt. Genug Zuhörer sah ich um uns herum.
    „Und ja ich habe dich verstanden was die Arbeitsanweisung angeht“, kam noch als Nachsatz von mir, damit der Chirurgicus meinen guten Willen sah. Allerdings gab es bei dem ganzen noch ein Problem, wie bekam meine Göttin den blutigen Sand? Wenn ich ihn denn mal fand.

    Zufrieden rekelte ich mich, ich hatte gerade einmal wieder eine wunderbare Nacht mit meiner Göttin verbracht. Ich musste wohl mit dem Gesicht zwischen ihren Brüsten eingeschlafen sein. Etwas war allerdings merkwürdig, die Geräusche und Stimmen passten nicht in die Casa Acilia. Ach richtig, wir waren ja in unserem Tempel. Ich muss unbedingt etwas trinken, was habe ich bloß für einen üblen Geschmack im Mund und dazu noch die dumpfen Kopfschmerzen.
    Gerade wolle ich mich von meiner Göttin erheben, da fiel mir mein Schlüsselbein ein und dass ich zur zeit nur einen arm benutzen konnte. Dieser verfluchte Balbus. Stimmt ich musste noch blutigen Sand besorgen, das hatte ich vor. Doch wieso war ich dann hier? Langsam erwachte ich immer mehr und mein Kopf begann zu arbeiten. Meine rechte Hand ertastet das worauf ich lag. Entsetzt stellte ich fest, es war nicht Phrynes himmliches Bett. Schnell rollte ich mich zurück und landete schmerzhaft auf dem Boden. Es war auch nicht meine Kammer im Ludus und die bei Alpina schon gar nicht. Trotz meines geschundenen Körpers saß ich mit einem Ruck aufrecht. Entsetzt starrte ich auf die Gitterstäbe. Schnell schloss ich meine Augen und überprüfte meinen Körper auf neue schmerzhafte Stellen. Nicht anders als wie vor dem einschlafen. Da war doch was. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die kleine Kugel, aber ich konnte mich noch genau erinnern, ich war noch bis zu meiner Kammer gekommen. Wieso war ich aber jetzt hier? Hatte mich etwa der riesige Sklave aufgesucht? Ich sollte mich doch bis zum Abend entscheiden. Oh Große mutter was hatte ich getan? Hatte ich etwa? War ich deshalb hier in der Zelle? Nein das konnte nicht sein, gegen den kam ich doch nicht an. Aber benutzt hatte er mich auch nicht, das würde ich spüren.
    Mühsam stand ich auf und ging zu der Zellentür. Beim Kerberos, wieso war hier abgeschlossen? Was war passiert. Dieses mal rüttelte ich nicht an den Gitterstäbe und brüllte auch nicht herum. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher ob ich überhaupt wissen wollte, was seit meinem einschlafen in meiner Kammer und meinem aufwachen hier, geschehen war. Resigniert setzte ich mich auf das Bett. Es war ein einziger Alptraum und ich wartete ab was noch alles geschehen würde.

    Das Wasser hatte die von Balbus gewünschte Wirkung, meine Männlichkeit war erschlafft, wovon ich natürlich nichts mitbekam. Der Großen Mutter sei Dank, ich war den riesigen Sklaven losgeworden, durfte dafür aber in meinem Festtagsgewand durch die Straßen von Mogontiacum laufen, natürlich von Astivus und Maximus begleitet, mich mit einem Rebstock antreibend. „Lauf Hübsche, lauf Tunte“, riefen sie immer wieder im Wechsel.
    „Komm schon, du willst es doch auch“, lockte eine mir bekannte Stimme. Nur wer war es, ich konnte ihn nicht erkennen, ich lag auf meinem Bauch.
    Ich rannte und rannte, hörte wie mein Atem keuchend rasselt. Dann stand er plötzlich vor mir. Mein Vater, groß, breit und gehässig grinsend, eine Peitsche klopfte auf sein Linke Hand. „Du bist du ja mein Sohn, endlich kommst du dir abholen was du verdienst. Die Prügel deines Lebens, deine Mutter habe ich so geschafft und nun bist du dran.“
    „Kaeso, im Namen des Kaisers, du wirst angeklagt des Mordes an Balbus dem Chirurgicus.“
    Ja bitte nehmt mich mit, dann hat das hier endlich ein Ende“, rief ich lauthals.

    Schwerfällig stand ich bald wieder auf und ging zurück. Ich brauchte unbedingt etwas gegen meine Schmerzen. Viele heilkräftige, schmerzlindernde Pflanzen, ihre unterschiedlichsten Wirkungen bei verschiedenen Verarbeitung und Anwendung hatte Alpina mich in der Pflanzenkunde gelehrt. Ein Blick in Balbus Medikamentenschrank zeigte mir, er hatte nicht Alpinas Auswahl. Etwas hatte er doch, ich griff in die kleine Holzschatulle und holte mir eine der kleinen Kugeln heraus. Kaum lag ich in meiner winzigen Kammer auf meinem Bett, schloss ich die Augen und ließ mich treiben.



    Eine Tür tat sich auf und schon erschien sie, meine Göttin. Sie bestand nur aus Beinen. Genau wie das verführerische Bein, dem ich sofort in der Casa Helvetia verfiel. Diese langen wohlgeformten Beinen schritten an einer langen Front von Profani, Fanatici, Legionären mit den verschiedensten Rängen, wie auch Gladiatoren, in einem aufreizenden Gang entlang. Alle glitten zu Boden hoben flehend die Hände, doch sie würdigte sie keines Blickes. Sie schwebte mit lasziven Bewegungen, wie es ihre Art ist zu mir. Blieb vor mir stehen, hob mein Kinn an und da waren sie, ihre faszinierenden Augen, die mich anlächelten genau wie ihr Mund. Ihre rauchige verführerische Stimme stieß ein glucksendes Lachen aus, während sie mich entkleidete und anschließend zu Balbus führte. Er wurde von Glaucus ihrem Sklaven, auf einem Marmorsitz gehalten. Vor aller Augen glitt Kleid langsam an ihrem makellosen Körper abwärts, fiel sanft zu einem luftigen Stoffhaufen. Noch während meine Augen dem Kleid folgten näherten sich ihre Lippen meinem Mund. Einen Wimpernschlag zu spät öffneten sich meine Lippen. Astivus und Maximus geleiteten meine hüftschwingende Göttin zu Balbus. Der riesige Sklave beugte sich über mich und presste seine Lippen auf die meinen, und seine gierigen Finger glitten an meinem Körper entlang.

    Zurück im Ludus schaute ich mich zunächst einmal vorsichtig um wo Balbus steckte. Ich musste mir zuerst etwas besorgen, worin ich den blutigen Sand, der Arena aufbewahren konnte. Auf dem Arbeitstisch fand ich ein paar kleine Tiegel, einen davon nahm ich mir und versuchte, wieder draußen, möglichst unauffällig zur Arena zu schlender. Genau das habe ich erwartet, fluchte ich innerlich. Nach dem letzten Kampf ist der Sand aufgeharkt worden. Doch so schnell wollte ich nicht aufgeben. Sorgfältig suchte ich den Boden ab, besonders an den Randgebieten. Nichts. Enttäuscht schaute ich mich um. Musste ich jetzt wirklich zur Trainingsarena? Aber wohin schafften sie denn den verdreckten Sand und die unbrauchbare Waffenteile? Natürlich hatte ich mich darum noch nie gekümmert. Welchem normalen Menschen interessiert denn so etwas? Wenn man es nicht sah musste es für die Zuschauer und Gäste an einem unauffälligen Ort untergebracht sein. Bestimmt hinter Gebäuden oder Hecken und Sträucher.
    Weiter ging meine Suche. Da bemerkte ich zwei Sklaven die miteinander redeten und immer wieder lachten. Wie auf ein geheimes Zeichen tauchten noch einige auf. Sie kamen immer näher grinsten mich an und umringten mich. Sie drängten mich in eine Ecke und der größte von ihnen meinte. „Ich habe gehört du suchst einen Mann? Wie wäre es mit mir? Ich mag so hübsche Tunten. Auch wenn zur Zeit nichts von deiner Schönheit zu sehen ist. Du kannst natürlich ablehnen. Deine Schönheit wird aber nur unter meinem Schutz wieder voll erblühen. Du kannst es dir ja bis heute Abend überlegen. Sollte ich allerdings keine Antwort bekommen, ja dann mein Schatzi komme ich dich einfach besuchen.“
    Ehe ich richtig kapierte was los war, waren alle verschwunden. Ich hatte das Gefühl ich wäre aus einem Alptraum erwacht. Gleich musste ich an Gurox denken. Nein ich wollte so etwas nicht mehr erleben. Niedergeschlagen setzte ich mich einfach auf den Boden. War damit mein Traum Chirurgicus zu werden zu Ende? Wie konnte ich mich gegen all die hier durchsetzen. In dem ich aufgab und meinem Schicksal ergab. Dann könnte ich ja gleich ins Lupanar gehen, da bekäme ich wenigstens Geld dafür und würde beschützt. Ich wusste einfach nicht mehr weiter.

    Verwundert stellte ich fest, was der menschliche Körper für ein seltsames Instrument war. Trotz körperlichen und geistigen Schmerzen reagierte er sofort. Ob es bei allen so war wusste ich nicht, doch ich reagierte. Selbst wenn ich gewollt hätte wäre ich niemals dagegen angekommen. Ich spürte wie es in den Lenden pochte, mein Blut in den Adern kochte.
    Ihr sinnliche Stimme, ihr wunderschöner Körper, mit jeder Faser wollte ich sie. Langsam schritt ich auf sie zu, von ihrem Blick angezogen, legte meinen Arm um ihren Hals. Mein Mund senkte sich auf den ihren, schnell und gierig, stark und verführerisch. Die Macht des Kusses traf mich, machte mich schwindelig, wühlte mich auf, machte mich willenlos. Hilflos meinem eigenen Verlangen gegenüber. Nur zu gerne überließ ich ihr die Oberhand, sie würde meinen, aber auch ihren unersättlicher Hunger stillen. Ich wollte nur noch vergessen, ergab mich ihr mit all meiner Kraft und all meinem Begehren. Wieder wurde ich zu ihrem Sklaven, der nur die eine Aufgabe hatte sie zu beglücken.

    Fluchtäfelchen? Richtig davon hatte ich schon gehört. Unsicher schaute ich meine Göttin an. „Bist du sicher? Ich meine hast du damit Erfahrung? Helfen die wirklich? Blutiger Sand aus der Arena“, grübelte ich laut. „Ist es denn egal von wem das Blut stammt? Ich meine muss es nicht von Balbus sein? Sicher, wenn dort ein wirklicher Kampf stattfindet. Beim Training geht es nicht so blutig zu. Kann das Blut auch von anderen Stellen sein? Natürlich werde ich es irgenwie besorgen, wenn es wichtig ist.“
    Langsam stieg die Sonne höher und bald würde mich Balbus vermissen. Wirklich stören tat es mich zur Zeit nicht. In unseren Tempel wollte ich auf jeden Fall noch ehe ich mich auf den Rückweg machte.
    „Gehst du noch mit mir in den Tempel zum beten?“ Wenn sie nur geahnt hätte wie sehr ich mir gerade jetzt eine Vereinigung mit ihr gewünscht hätte, trotz meiner Schmerzen, dann hätte sie auch gewusst warum meine Frage so flehend kam.

    Alpina?! Erschrocken fuhr ich bei ihrem Namen hoch. Sicher sie würde mir einiges geben können und alles unternehmen um meine Schmerzen zu lindern. Was sie bestimmt noch machen würde, mich traurig anschauen und bestimmt etwas sagen wie, ich habe dich ja gewarnt. Erst Runa sie würde mir wirklich zusetzen.
    Jetzt brauchte ich aber eine Begründung, warum ich gerade sie nicht hier haben wollte. „Nein lass mal es geht schon so, ich möchte sie damit nicht belasten, schließlich hat sie mir den Ausbildungsplatz besorgt.“ Um kurz nachzudenken stand ich auf, ging zum Brunnen um nochmals zu trinken. „Weißt du ich kam hierher, weil ich von der Großen Mutter, Hilfe, eine Eingebung oder ähnliches erbitten möchte. Ich werde auch wieder dahin gehen, denn er sagte in ein paar Tage würde er sich wieder um den Schlüsselbeinbruch kümmern. Danke, dass du mich aufnehmen möchtest.“ Liebevoll lächelte ich sie an. „Er ist ein sehr guter Chirurgicus, wenn er nur nicht so ein Säufer wäre. Außerdem wüsste ich nicht was ich sonst machen sollte.“ Fast entschuldigend kam es von mir.

    Ich war wohl doch eingeschlafen und in einem Traum war sie mir erschienen, meine Göttin. Ich liebe dich! Hatte ich das jetzt geträumt oder wirklich gesagt?
    Zitternd vor kälte erwachte ich langsam, hörte noch wie sie fragte, „Was ist passiert, mein Liebster? Wer hat dich so zugerichtet?“ Noch immer nicht ganz wach murmelte ich, „Balbus“. Mühsam setzte ich mich aufrecht. „Nein, er war es nicht selber, seine Gladiatorenfreunde hat er auf mich gehetzt“. Jetzt spürte ich wie durstig ich war, leckte mit meiner Zunge über die trockenen, geschwollenen Lippen. „Verzeih mir meine Göttin, ich muss zuerst zum Brunnen und etwas trinken, dann erzähle ich dir alles“. Ich schaffte es mich mit ihrer Hilfe aufzurichten und merkte wieder, das mit jedem Atemzug meine Rippen schmerzten.
    Nachdem ich, durstig wie ich war, einige Kellen mit erfrischendem Wasser geleert hatte, wies ich auf die Treppenstufen zu unseren Versammlungssaal. „Setzen wir uns und ich erzählt dir alles.“ Ich berichtete, wie ich so dumm gewesen war und aus meiner Not, nicht frei zu bekommen, ihn angelogen hatte. „Ich kannte seine Einstellung und wusste er würde mich nur verspotten und niemals frei geben. Wie das Schicksal es wollte sah er uns bei den Prozessionen. Da erwachte wohl sein Neid und seine lüsterne Gier dich zu besitzen. In voller Lautstärke stellte er mich zur Rede, beschimpfte mich eine Tunte zu sein, in meiner Not den Gladiatoren nicht zum Fraß vorgeworfen zu werden, machte ich dummerweise Andeutungen das wir … du weißt schon,“ verlegen schaute ich sie an. Wie gerne hätte ich jetzt in ihren Armen gelegen. Mit einem tiefen Seufzer fuhr ich aber fort, „das war mein größter Fehler, er wollte den Beweis. Ich sollte dich zu ihm und seinen Saufkumpanen bringen. Auf die schnelle fiel mir nichts besseres ein und so sagte ich, ich würde dich zum nächsten Kampf als Zuschauerin einladen. In voller Absicht Missverstand er mich. Nachdem ich es klar stellte, beschimpfte er mich als einen Lügner und und lies mich von zwei Gladiatoren verprügeln.“ Niedergeschlagen stierte ich vor mich hin. „Jetzt weiß ich nicht was ich machen soll. Einerseits möchte ich gerne Chirurgicus werden, andererseits wird es sein, als ob Pluto mich höchst persönlich erwartete.“

    <<<Erschöpf hatte ich mich mit dem Rücken gegen die Stadtmauer gelehnt und war nach nur wenigen Augenblicken daran hinunter geglitten und schon bald eingeschlafen. Frierend war ich von dem rumpeln eines Karrens aufgeweckt worden. Die ersten Bauern und Händler waren mit ihren Waren auf dem Weg zum Markt. Die fragende Blicke ignorierend ging ich schnell weiter zum Tempel der Isis und Mater Magna. Ungesehen schlüpfte ich mit den ersten Besuchern in den Tempelbereich um mich dann in einem ruhigen Winkel dort nieder zu lassen.

    Ich schluckte, biss die Zähne zusammen und folgte dem Chirurgicus, wobei ich mich fragte was der Blödsinn sollte. Die Instrumente hatte ich schon öfter gereinigt. Allerdings die Schriftrollen mit den Rezepturen kennen zu lernen, war schon etwas ganz anderes.
    So schleppte ich mich den Rest des Tages durch, wobei ich jeden Knochen und manches mehr spürte.
    Als ich endlich für diesen Tag entlassen wurde, hatte ich schnell meine Schlafstatt gefunden und ließ mich stöhnend auf ihr nieder.
    Die Nacht war eine einzige Katastrophe. Wenn mich nicht die Schmerzen bei jeder Bewegung weckten, dann waren es die Träume, in denen ich immer wieder verprügelt wurde, in immer neuen Varianten. Zum Schluss war daraus eine Verfolgungsjagd mit einem dreckigen Straßenköter geworden.
    Irgendwann hielt ich es nicht mehr, trotz meines großen Schlafbedürfnisses, in meinem Bett aus. Leise verließ ich meine Kammer und den Ludus. Doch wohin jetzt? Die Stadttore waren noch geschlossen. Trotzdem machte ich mich auf in Richtung Stadt, dann würde ich eben vor dem Tor warten.>>>>

    Noch bevor ich bei Balbus bei mir war, roch ich es, dieser verhasste Geruch, der mich schon mein Leben lang verfolgte, er hatte mich eingeholt. Erst mein Vater und nun mein Lehrherr. Sofort kam ein Fluchtgedanke in mir auf. Es war nicht etwa Angst vor Balbus, es war Angst vor dem was geschehen konnte, wenn ich ständig mit einem Weintrunkenem zu tun hatte.
    Nein weglaufen ist keine Lösung, still ohne ein Wort ließ ich Spott und Häme über mich ergehen. Übelkeit stieg in mir auf, die ich versuchte runter zu schlucken.
    Jetzt bemerkte ich es war nicht dunkel, ich spürte es an der Wärme. Meine Augen waren zu geschwollen. Mit größter Anstrengung schaffte ich es wenigstens ein Auge einen Spalt frei zu öffnen.
    "Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt."Ja und wie ich sie gelernt hatte. „Sicher, bei dem geringsten Fehler lässt du mich verprügeln. Bringst es wohl nicht mehr? Sag ist es der Wein?“ Da kam es mir, nein das war es nicht, es war etwas anderes, Phryne war der Auslöser. ER wollt meine Göttin besitzen. „Duu, bekommst sie nicht,“ zischte ich ihm zu, dabei bemerkte ich ein oder zwei Zähne waren locker. „Was gibt es zu tun“, die Frage kam aus purem Trotz, wie gerne hätte ich mich jetzt hingelegt, zumal mein Sichtfeld sehr eingeschränkt war.

    Stimmengemurmel und ab und an entferntes Gelächter weckte mich. Ich öffnete langsam meine Augen , ah mir schien, dass jede Regung meines Kopfes diesen zum zerspringen bringen würde. Ich sah nichts es war dunkel, gleichzeitig merkte ich, dass jeder Atemzug mir Schmerzen bereitete. Was war nur los mit mir? Fast gleichzeitig mit dieser Frage kehrte die Erinnerung zurück. „Balbus“, stieß ich hervor. Ich wollte mich zum aufrichten mit meinen Händen abstützen, was aber nicht ging, da mein linker Arm fest an meinem Körper gebunden war, wenigsten empfand ich es so. Richtig da hat mich der erste Schlag getroffen, kam mir. Danach tastete ich mit meiner rechten Hand vorsichtig mein Gesicht ab. Es schien mir irgendwie unproportional, die Augenlider waren dick zu geschwollen. Das Kinn schmerzte und meine Lippen nahmen bestimmt die untere Hälfte meines Gesichtes ein. Wenn mir nicht so übel gewesen wäre hätte ich gelacht, denn oh Wunder, meine Nase schien heil zu sein. Hatte ich nicht auch einen Kopfverband? Ja da war doch Blut gelaufen.
    Aber erst der Rest meines Körpers, in den letzten Tagen, hatte er sich so gut angefühlt, wie er sich da im Tanz rhythmisch bewegte. Jetzt schien keine Stelle mehr nicht mit Schlägen traktiert worden zu sein. Bestimmt war er in rot, blau bis hin zum dunklen violett marmoriert, was sich dann allmählich in grün gelb verwandeln würde.
    Ich schnuppert, dank der unverletzten Nase war das ja noch möglich, wogegen mir essen und vielleicht auch sprechen sicherlich Schwierigkeiten bereiten würde. Wo mochte ich sein? Ich war mir nach mehrmaligem Lauschen sicher die Stimmen von Balbus und seinen Freunden erkannt zu haben. In meiner kleinen Kammer lag ich nicht, da war ich mir sicher, denn dort roch es anders. Hierher kam frische Luft. Oh Mutter die haben mich doch nicht in einer von diesen Zellen eingesperrt? Entsetzt tastete meine noch freie Hand in Richtung Boden, fand ihn und rollte mich unter stöhnen und ächzen auf diesen. Kroch auf allen vieren, in meinem Fall auf allen dreien, in eine Richtung. Schon rumst mein Kopf mit einen leisen Schmerzlaut gegen ein Gitter.
    Also doch, jetzt hat er mich zur Belustigung aller hier in einer der Zellen einquartiert. Wut kam wieder hoch, Wut die mir Kraft gab. Ich zog mich am Gitter hoch und schrie diese Wut dann in einem Wort heraus.Balbus.“

    Mein Augenmerk lag bei Astivus, wie wird er reagieren? Mit sichtlicher Genugtuung sah ich, dass mein Kofstoß ihn doch mehr getroffen hatte als ich erwartet hatte. Dann passierte es, ehe ich es wirklich spürte hörte ich es. Links, kurz unterhalb des Ohres ein setsames Geräusch, dann war er da der Schmerz. Maximus hatte zugeschlagen. Der Schmerzlaut blieb mir, wie man so sagt, wahrhaftig im Halse stecken, denn etwas hartes traf mich an der Schläfe und ich sah verschwommen wie der Boden näher kam. Etwas anderes sah ich dabei noch, ein paar Füße, große Füße, starke Füße. Nicht meine Füße, Maximus Füße, das erkannte ich noch, während ich mich ihnen langsam näherte. Plötzlich waren sie neben mir, diese Füße. Ohne lange nachzudenken, drehte ich mich zu ihnen, zu und biss zu. Biss ihm in seinen verdammten dicken Zeh.
    Dieser Biss musste irgendwie belebend gewirkt haben. Langsam wurde mein Blickfeld wieder deutlicher und größer. Wenn auch leicht schwankend, rappelte ich mich hoch, stand da mit einem hängenden linken Arm und spuckte aus. Wichte danach mit der rechten Hand über das Rinnsal in in meinem Gesicht und betrachtete die Hand, das war kein Schweiß, das ist Blut. Der Mistkerl hat mich auch noch blutig geschlagen. Kam in mir hoch. Nun starrte ich Astivus mit Hass in den Augen an, während Schmerzen in meiner linken Schulter wummerten.