Beiträge von Decius Germanicus Corvus

    Ja, Herr!
    Decius nahm sein Schild, stellte den linken Fuß nach vorn und zeigte einigen der umstehenden Rekruten eine Folge von Finten und Angriffen, ungefähr so, wie er meinte, dass der Optio sich die Sache vorgestellt hatte. Der große Legionärsschild war für Decius eine ungewohnte Sache und am Anfang hatte er das Gefühl, er behindere ihm mehr, als das er im Gefecht helfen würde. Doch nach und nach meinte er, die Sache immer besser in den Griff zu bekommen.

    Keuchend schleppte Decius einen, mit einem Leinentuch verhüllten Gegenstand am verdutzt drein schauenden Sklaven Teutonicus vorbei in den Versammlungsraum der Familienvilla. Mit einer theatralischen Geste lüftete er das Tuch und gab den Blick auf eine (330 kb schwere) Marmortafel mit goldenen Einlegearbeiten frei.
    Schaut mal., rief er. Der Pater Familias hatte sich so etwas doch gewünscht und dies sei mein Geschenk an ihn und an Euch, zum Dank für die freundliche Aufnahme. Ich hoffe, die Angaben stimmen so, wie sie hier eingezeichnet sind.

    Decius Gegner war ein etwas dicklicher Bauernbursche aus Campania, der allem Anschein nach mit einer Heugabel besser umzugehen verstand als mit einem Gladius. Das war ein willkommener Sparringspartner!
    Die beiden stellten sich gegenüber und erwarteten die Attacke des anderen. Wie Decius vorausgesehen hatte, suchte sein Übungspartner sofort die Entscheidung und wollte dabei den Gewichtsvorteil seines massigen Körpers ausspielen. Der Campanier stürmte wild schnauben auf ihn zu, als wolle er ihn umrennen. Decius ließ ihn kommen und wich dann mit einer halben Drehung zur Seite aus, so dass der andere ins Leere lief. Mit der flachen Seite seines Holzschwertes gab Decius ihm einen Klaps auf den Allerwertesten mit.
    Der Bauernbursche drehte sich wenig erfreut um und versuchte es erneut. Mit Wucht prallten ihre Schilde aufeinander und fast hätte Decius das Gleichgewicht verloren. Der Bursche versuchte ihn mit dem Schwert zu treffen, doch der Angriff war leicht zu durchschauen. Decius wich erneut aus und schlug dem Angreifer mit dem Umbo seines Schildes das Übungsschwert aus der Hand. Fast im selben Augenblick hatte der übereifrige Kerl die Spitze von Decius’ Schwert an der Kehle.
    Nach Atem ringend stieß Decius hervor: Jetzt wärst Du tot.

    Obwohl ihm ein guter Treffer gelungen war, so wusste Decius nut zu gut, dass Pfeil und Bogen niemals seine Lieblingswaffen werden würden. Darum war er froh, als der Ausbilder ihnen zurief, sie mögen mit dem Schießen aufhören und sich ihm Nahkampf mit Schild und Schwert üben. Das Gladius – diese Waffe war Decius sehr vertraut und er hatte ihr mehrfach sein Leben zu verdanken. Damals, als er im besetzten Teil Germaniens die Steuern für seinen Onkel, der Steuerpächter gewesen war, eingetrieben hatte, damals war der geübte Umgang mit dem Gladius unverzichtbar gewesen. Mehr als ein säumiger Schuldner wollte sie zu jener Zeit Knüppel schwingend vom Hof jagen und viele hätten ihn uns seine Helfer am liebsten gleich erschlagen. Aus dieser Zeit hatte Decius einiges an Übung mit dem Schwert, auch wenn er das tragen eines Legionärsschildes nicht gewohnt war.


    Abschätzend wog er das mit Bleigewichten beschwerte Holzschwert in der Hand. Ja, es war ordentlich, wenn auch nicht perfekt ausbalanciert. Natürlich war es viel schwerer als ein echtes Schwert, doch er wusste, dass dies üblich war. Das diente zur Stärkung des Schwertarms.


    Decius probierte einen Ausfall und stach auf einen unsichtbaren Gegner ein. Ja, die alten Bewegungsabläufe waren noch vertraut, wenn auch etwas eingerostet. Mit dem Gladius würde er sich wohl etwas leichter tun, als mit dem Bogen.


    In diesem Augenblick trabte ein Neuankömmling auf den Exerzierplatz. Der schien es gar nicht abwarten zu können und wirkte für einen Probatus etwas zu perfekt ausstaffiert und zu recht gemacht. Will der zu einem Triumphzug?, murmelte Decius zu seinem Nachbarn hinüber. Beide grinsten sich zu.

    Tatsächlich, so ging es. Zwei mal traf Decius die Scheibe, wenn auch an ihren äußeren Rändern, zwei mal schoss er knapp vorbei. Beim nächsten Versuch beschrieb der Pfeil einen wunderbaren, perfekten Bogen, senkte sich auf die Scheibe zu und traf sie genau in der Mitte. Ein Glücktreffer, keine Frage, und doch stärke er Decius’ Selbstbewusstsein enorm. Ein anderer Neuling, dem bislang noch überhaupt kein Treffer geglückt war, klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Alle Achtung!, meinte er etwas neidisch. Decius versuchte es weiter und langsam wurde er sicherer und besser.

    Zitat

    Original von Gaius Scribonius Curio


    Ach, ach..immer diese altklugen allzujungen Leute, die nicht zwischen simon und simoff trennen können :D.


    Oh, vielen Dank, da fühle ich mich ja gleich um 10 Jahre jünger.
    Also fast so jung wie Du! :D

    Oh, wenn das stimmt, was man über die Zustände in Rom so sagt, dann wirst Du dazu auch ausreichend Gelegenheit bekommen. Dort soll es üble Gegenden geben, wo kein einfacher Mann des Nächtens sicher ist.
    Decius nippte an dem Wein.
    Aber Du machst das schon, da bin ich mir sicher. Bist schließlich ein GERMANICUS!
    Daraufhin erhob er seinen Becher und prostete den anderen zu.

    Die Worte des Tribunus bohrten noch an Decius’ Stolz als er versuchte mit dem Bogen klar zu kommen. Das war nicht seine Waffe. In seinem früheren Leben, als er für einen Steuerpächter gearbeitet hatte, da waren Dolch, Gladius und Caestus seine Freunde gewesen und ihn vor so manchem wütenden Bauern mit seinem Knüppel oder seiner Mistgabel gerettet. Doch Pfeil und Bogen hatten sie damals nie benutzt. Entsprechend ungelenk sahen seine Versuche aus.


    Er legte einen Pfeil auf.
    Das ging schon mal ganz gut.
    Dann spannte er den Bogen.
    Das kostete schon mehr Kraft als er erhofft hatte.
    Wo war die Scheibe?
    Ach, da.
    Er visierte die Mitte an.
    Oh, es war gar nicht so einfach den Bogen gespannt zu halten.
    Zielen…
    Verdammt, der Arm begann zu schmerzen.
    Feuer!
    Der Pfeil beschrieb eine wundervolle, bogenförmige Bahn, senkte sich auf das Ziel zu und…
    verfehlte es um gut zwei Mannlängen.


    Decius fluchte: Beim Hades, verdammt!


    Dann probierte er es erneut.

    Decius hatte die letzten Worte seines Halbbruders gerade noch mitgehört, als er den Raum betrat.
    Bruder, Du gehst nach Rom?
    Einerseits schmerzt es mich, dies zu hören, wo wir so lange getrennt und er so kurz wieder vereint sind. Andererseits freue ich mich für Dich, denn in Rom zu leben heißt, im Herzen der Welt zu sein.

    Ah, die Latrine. Den Göttern sei Dank!, entfuhr es Decius, als er den Ort seiner dringlichen Suche gefunden hatte, dann entfuhr ihm noch ganz anderes.
    Unbehaglich vermutete er, während er so da hockte, dass er diese Umgebung noch sehr viel besser würde kennen lernen, als ihm lieb war. Doch als neuster Probatus der Legion konnte er sich seine künftigen Aufgaben nur gar zu deutlich ausmalen.

    Der neue Probatus sah sich in den menschenleeren Unterkünften um und entdeckte ein augenscheinlich bislang unbesetztes Schlaflager. Er warf sein bescheidenes Bündel mit den wenigen Habseligkeiten, die er besaß, auf die schlichte Pritsche. Besetzt!, stellte er zufrieden lächelnd fest. Mit wem er wohl in nächster Zeit hier zusammen leben würde? Decius hoffte, seine Zimmergenossen demnächst kennen zu lernen, doch zuerst musste er sich dringend auf die Suche nach der Latrine begeben, dem vielleicht wichtigste Ort für einen Neuling.