Beiträge von Decius Germanicus Corvus

    Wenn man vom Praefectus sprach...


    Germanicus Corvus erschien im Atrium, einen dienstbeflissenen Schreiber und einen ebensolchen Sklaven im Schlepptau.


    Jovial und allem Anschein nach gut gelaunt platzte er in ihr Gespräch:
    “Ah unsere Gäste sind eingetroffen. Salvete meine Lieben, salvete!
    Bitte verzeiht mir, ich wurde aufgehalten. Die Schar der Bittsteller reißt niemals ab.
    Duccia Venusia, Decimus Magnus seid mir herzlich willkommen. Aelia hat euch mir schon angekündigt. Wir haben uns sehr auf euch gefreut. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise. Es ist ein weiter Weg von Germanien hierher.“

    “Nein.“, gab er trocken aber wahrheitsgemäß zurück. “Scheinbar bin ich zu gutherzig. Man ist wohl allgemein nicht der Meinung, sich mein Wohlwollen erkaufen zu müssen. Aber ehrlich gesagt ist es mir auch lieber, wenn es sich verdient wird.“


    Hach ja, da tat er jetzt einmal mehr sehr staatstragend, der Herr Praefectus!





    Sim-Off:

    Gelbfüßlerin, unverbesserliche! :P

    “Oh, also ich habe gehört das Ostorius Scapula... Du erinnerst dich doch an Ostorius Scapula, den Proconsul von Africa Proconsularis? Als wir auf der Überfahrt von Ostia hierher in Leptis Magna Zwischenstation gemacht haben, da hat er uns in seinen Statthalterpalast eingeladen und ein Bankett zu unseren Ehren veranstaltet.“
    Er fasste sich demonstrativ an den Bauch.
    “Wenn ich an die fetten Ferkel mit Dattel-Honig-Füllung denke, die er uns aufgetischt hat, dann drückt mich alleine bei dem Gedanken schon wieder der Magen. Herrje, war das ein Fressen...!“
    Er winkte ab.
    “Egal! Auf jeden Fall habe ich gehört, dass der von seinen Magistraten regelmäßig in die einschlägigen Bordelle von Leptis eingeladen wird. Natürlich nur in die teuersten und vornehmsten, dass ist ja klar.
    Glaubst du, die machen das, weil sie ihn nett finden, diesen schwatzhaften Angeber? Bestimmt nicht! Die machen das, weil sie sich damit sein Wohlwollen erkaufen.“

    “Ich bitte dich, dass sind alles sehr ehrenwerte Männer, die hier im Palast ihren Dienst tun. Ich wurde, seit ich hier mein Amt angetreten habe, noch nie zu einer... Orgie eingeladen.“


    ...und fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass er eben das ein klein wenig bedauerte. Von den durchaus auch abgründigen Vergnügungen, die Alexandria ohne Frage auch bot, hatte er seit seiner Ankunft im Sommer zumindest noch keine genießen können.

    Decius Germanicus Corvus begrüßte den Strategos, der die Anklage vertreten würde und den Agoranomos, der ihm als zweiter Richter zur Seite stand. Auch den Primus Pilus, der die Angeklagten zur Agora gebracht hatte, grüßte er mit einem Nicken.
    Als alle ihre Plätze eingenommen hatten räusperte er sich und begann laut vernehmlich zu sprechen:


    “Freie Bürger von Alexandria, wir sind heute hier zusammengekommen um dem Recht Geltung zu verschaffen.
    Die Stadt Alexandria hat mir, dem Praefectus Alexandriae et Aegypti, in Vertretung des Basileios Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus, die Gerichtsbarkeit innerhalb seiner Mauern übertragen. In seinem Namen habe ich dieses Gericht zusammengerufen und in seinem Namen soll heute Recht ergehen.


    Das Gericht ist vollzählig erschienen.
    Ich erkläre die Hauptverhandlung gegen die Angeklagten Quintos Alexandreus und Sabos von Mephis hiermit für eröffnet.“


    Ein Schreiber an Corvus' Seite schrieb eifrig alles Gesagte mit. Bis zum Ende dieses Gerichtstags würde er wohl noch viele Rollen Papyrus voll geschrieben haben.


    Germanicus Corvus sah auf die beiden Männer herab, die von den Legionären in Ketten vorgeführt worden waren.


    “Angeklagte, nennt dem Gericht eure Namen.“, forderte er sie auf.

    “Ach...“, druckste er herum. “Ich finde nur... du wirkst in letzter Zeit nicht immer sehr glücklich hier, was ich ja auch verstehen kann. Schließlich ist Aegyptus ein fremdes Land und in Alexandria hast du nicht viele Freundinnen.“
    Zickig, er hätte sie auch als zickig bezeichnen können, aber das unterließ er lieber.

    “Ob Männer oder Frauen den Dienst für die Götter verrichten ist mir einerlei.“, antwortete Corvus leichthin.
    “Aber Senatsmitgliedern kann ich nicht erlauben, aegyptischen Boden zu betreten. Eine solche Erlaubnis zu erteilen liegt außerhalb meiner Kompetenzen, denn das ist alleine das Vorrecht des Imperators Caesar Augustus. Nein, ich denke, von diesem Gedanken musst du dich verabschieden.“
    Immerhin, so dachte er bei sich, hatte der jetzige Kaiser die einst von Augustus eingeführte Bestimmung bereits dahingehend gelockert, als das es Angehörigen senatorischer Familien erlaubt war, nach Aegyptus zu kommen und hier sogar Ämter zu bekleiden.




    Sim-Off:

    Ich hoffe auf Apollons Toleranz, was das betrifft.

    Die Bühne war rechtzeitig fertig geworden. Man hatte darauf verzichtet, sie festlich zu schmücken, wie man es bei anderen Anlässen so gerne tat. Dem Anlass angemessen zeigte sie sich schlicht und leer, bis auf zwei Stühle, von denen einer durch ein niedriges Podest noch etwas herausgehoben war.


    Flankiert von einigen Soldaten der hiesigen Legion und begleitet von mehreren Schreibern erschien der Praefectus Alexandriae et Aegypti am Ort des Geschehens. Die Legionäre bahnten ihm einen Weg zur Bühne, die er leichtfüßig erklomm. Oben angekommen wandte er sich dem weiten Platz zu und überblickte die bereits versammelten Zuschauer, die diesem Prozess beiwohnen wollten.