Beiträge von Quintus Helvetius Scaeva

    Ja, ein Schlafplatz war wirklich etwas, was er dringend benötigte. Nun da er hier saß, mit gefülltem Magen und einem guten Tropfen im Bauch wurde es ihm mehr als nur deutlich, dass eine leichte, warme Müdigkeit seinen Leib erfasste und ein wenig Trägheit sich in seinem Kopf breit machte. Deshalb war er dankbar, als sein Cousin den Kopf schüttelte und bereitwillig eine seiner Klinen zum Übernachten anbot. “Danke für das Angebot!“, sagte er deshalb ehrlich, denn es war wirklich bei genauerer Betrachtung keine schöne Vorstellung nun noch weiter in der Stadt herum zu irren, um sich eine geeignete Herberge auszuschauen. Wahrscheinlich würde sich eine solche sowieso nicht allzu schnell finden lassen und er würde noch weitere Stunden auf den Beinen sein müssen. Scaeva nickte auf den Vorschlag hin, doch am nächsten Tag das Forum zu besuchen. Es war keine schlechte Idee und die Castra, so drängend es ihn auch nach ihr verlangte würde auch sicherlich bis zum Nachmittag oder eben wahlweise übernächsten Tag warten können. Warum also nicht Chance nutzen mit Severus noch ein wenig Zeit zu verbringen, wenn dieser sich eh auf den Weg in die Basiika Ulpia machen musste? “Das ist ein guter Vorschlag!“, sagte er dann. “Vielleicht kann ich mir dann auch noch einige Dinge besorgen. Ich habe nämlich nur das Nötigste mitnehmen können.“ Er deutete auf seine Reiseutensilien und seufzte leicht. “Ich habe mich nicht mit unnötigen Dingen belasten wollen.“ Vielleicht entstammte dieser Entschluss auch der Idee, ein Stück von seinem alten Leben hinter sich zu lassen und ein neues in eigener Verantwortung zu beginnen. “Wann soll es denn morgen los gehen?“, wollte er dann von seinem Cousin wissen.

    Gespannt hatte er gewartet, was Severus wohl zu seinem Vorschlag sagen würde. Im Grunde genommen war es doch das Natürlichste von der Welt, die Verwandtschaft auf dem Laufenden zu halten. Warum raunte also etwas in seinem Inneren ihm zu, dass er nicht hätte fragen sollen? Das war doch verrückt und lag bestimmt daran, dass sie sich eine geraume Weile nicht gesehen hatten und somit nicht weniger als Fremde waren, die sich nun gegenüber standen. Jahre waren es her, um genau zu sein. Doch diese Zeit war ja nun vorbei und es war doch tatsächlich so, dass sie nicht mehr viele Menschen hatten, die sich aus familiärer Sicht für ihre Geschicke interessierten. Dennoch war Scaeva froh, als Severus verkündete, dass er seinen Vorschlag begrüßte. Und er sagte sogar noch mehr, nämlich dass er als Gast stets Willkommen war. Der junge Helvetier griff wieder nach seinem Becher, hob ihn ein wenig an und prostete seinem Cousin als Zeichen des Dankes für diese Worte zu, ehe er einen Schluck trank. Über den weiteres Verlauf des Tages, nun, darüber hatte er sich noch nicht sonderlich viele Gedanken gemacht. “Oh, ich brauche nicht viel,“ erklärte Scaeva dann hastig. “Nur wie gesagt ein Zimmer, in dem ich heute die Nach verbringen kann. Ich bin so früh aus Ostia aufgebrochen und war den ganzen Tag unterwegs. Als ich hier ankam dachte ich mir, dass es gut wäre, zunächst einmal dich aufzusuchen, um mein Ankommen bei irgendwem zu melden.“ Bei aller Entschlossenheit war es nämlich zu wissen, dass noch ein Verwandter in der Stadt weilte. “Und die Gelegenheit wollte ich nicht verstreichen lassen, ehe ich mich dann in der Castra anmelde. Das wollte ich gleich morgen machen. Andererseits… viel von Rom gesehen habe ich noch nicht und vielleicht ist ein wenig überstürzt, sich sofort in den Dienst zu begeben. Nur wollte ich den Entschluss gleich in die Tat umsetzen, denn ich habe lange genug auf die Möglichkeit gewartet. Allen Widrigkeiten und Mutter zum Trotz soll es also so schnell wie möglich geschehen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich ein wenig aufgeregt bin...“ Scaeva unterbrach seinen Redeschwall für einen Moment und lächelte Severus entschuldigend entgegen. “Um auf deine Frage nach dem Zimmer zu antworten: Nein, ich habe noch keines. Vielleicht kannst du mir ja ein Gasthaus empfehlen. Eines, welches nicht ganz so runtergekommen ist.“ Ein schlechter Schlafplatz mochte zwar besser sein als gar keiner, doch noch reichte sein Geld, um sich einen guten Ort zu leisten, an dem man nicht befürchten musste, während des Schlafes vom Wirt ausgeraubt und niedergemacht zu werden, oder bei dem man am Ende mit Flöhen im Pelz wieder aufwachte.

    Scaeva nickte, als sein Cousin äußerte, dass eine Beförderung zum Centurio durchaus möglich wäre und dass die Familie sich sicherlich erfreut zeigen würde, einen solchen zu stellen. Und im Grunde genommen hatte er sich ja auch genau das vorgenommen. Er würde hart arbeiten und er hatte auch schon auf dem Landgut damit begonnen, sich körperlich zu ertüchtigen, um der Sache, die da auf ihn wartete auch physisch gewachsen zu sein. Illusionen machte er sich in der Tat nicht. Es würde eine harte Aufgabe sein, doch er würde sich ihr stellen und stets nur sein bestes geben. Das forderte nicht nur sein eigener Ehrgeiz, sondern eben auch die Familienehre, das Andenken an seinen Vater und seine Brüder und der bestimmte Wille, der in ihm wohnte. Als Severus meinte, dass seine eigene Karriere nun doch ein wenig hakte stutzte Scaeva kurz. “Primicerius in der kaiserlichen Kanzlei?“, entkam es ihm dann anerkennend. Wieder nickte er. “Wenn es so weit ist, musst du es mir unbedingt mitteilen! Wie schade, dass Großvater das nicht mehr miterleben kann. Aber in mir wirst du immerhin jemanden haben, der an seiner Stelle stolz sein kann.“ Irgendwie klang das schon ein wenig impertinent und Scaeva musste leise auflachen. “Halte mich bitte nicht für anmaßend, aber ich wäre wirklich glücklich von dir zu hören. So viele Verwandte habe ich ja nicht.“ Zumindest keine die ihm so nahe standen wie Severus eben. “Und ich, ich werde dir regelmäßig Bericht erstatten, sofern man mir die Freizeit dafür lassen wird.“ Noch einmal hielt er inne. “Es sei denn, du legst keinen Wert darauf.“

    Ja, Mutter war eine Anhängerin der großen Mutter und mit den Jahren schien sich diese Leidenschaft mehr und mehr auszuwachsen. Scaeva hatte die Auswüchse immer ein wenig mit Argwohn betrachtet, doch was hätte er schon gegen die Vorlieben der Priscilla sagen sollen? Immerhin konnte man niemanden davon abbringen, den Göttern auf die Art zu dienen, die derjenige selbst für richtig erachtete. Nur Mutter? Nun, sie war schon ein wenig verrückt und vielleicht lag es daran, dass sie nun – da alle Kinder erwachsen waren – keine großartige Aufgabe mehr für sich sah. Vielleicht war es also auch diesem Grund gut das heimische Gut zu verlassen und ihr einiges an alleiniger Verantwortung aufzuerlegen. Scaeva nickte, als Severus nun meinte, dass er seinem Weg beim Exercitus ruhig folgen sollte. Ihn würden auch keine zehn Pferde mehr von seinem Entschluss abbringen, auch wenn es gar nicht einfach war, das alte Leben hinter sich zu lassen, um sich auf Jahre und Jahrzehnte hin zu verpflichten. Seine Hand wanderte zum Becher, als sein Cousin trank und Scaeva tat es ihm nach. Der verdünnte Wein schmeckte herrlich erfrischend nach seinem langen Fußmarsch und er bediente sich auch noch an dem Hühnchenfleisch, während Severus weiter sprach und berichtete, inwiefern Commodus den in seinem Amt zu wenig Erfolg gekommen war. “Ja, es ist immer gut, wenn man ein wenig aus der Masse heraussticht. Oder es wenigstens versucht,“ sagte er dann ein wenig nachdenklich. “Auch wenn ich mir das in Amt und Würden schwierig vorstelle.“ Er grinste. “Weißt du, der Senat ist mir so fern. Es steckt bestimmt viel Arbeit dahinter, dort einen Sitz zu ergattern. Und auch viel Vorausplanung. Beim Militär stelle ich es mir spontaner vor. Du erhälst eine Aufgabe und erfüllst sie gut… vielleicht sogar besser als die anderen. Und dann kommt der nächste Auftrag...und...“ Scaeva geriet ins Stocken. Am Ende würde sein Cousin noch denken, er wäre nichts weiter als ein blinder Befehlsempfänger, auch wenn dies am Anfang im Exercitus sicherlich so sein würde. Selbst als Miles noch bei der Legion. “Naja. Und irgendwann ist man dann eben Centurio, auch wenn ich sehr wohl weiß, dass das nicht so einfach ist.“ Er trank noch einen Schluck und setzte den Becher wieder ab. “Aber was ist mit dir? Bist du schon voran gekommen?“ Vielleicht war die Frage etwas zu direkt, aber schließlich interessierte es ihn.

    Ja, ein weiterer Soldat in der Nachfolge seines Vaters Geta. Natürlich war es löblich und nicht minder gefährlich. Wer konnte es schon besser wissen, oder zumindest erahnen, als er selbst? Scaeva hatte aufgeschaut, als Severus diesen Gedanken ausgesprochen hatte. Natürlich barg es immer ein Risiko in sich, wenn man sich als Soldat verdingte, doch erschien es dem jungen Helvetier die einzig richtige Alternative zu sein. Nicht nur, dass es seinen eigenen Neigungen nach kam, es war auch ein Weg, seinen Vater zu ehren. Und seine Mutter? Scaeva hatte wieder leicht lächeln müssen. “Mutter ist natürlich außer sich,“, erklärte er auf Severus Feststellung hin. “Du kennst sie ja… ich meine… vielleicht kennst du sie noch gut genug um zu wissen, dass sie gleich nachdem sie von meinem Wunsch erfuhr der Magna Mater ein Opfer dar brachte.“ Opia Priscilla war verrückt nach diesem Kult. “Wahrscheinlich veranstaltet sie bis heute noch ein Taurobolium nach dem anderen. Aber ich muss eben tun, was ich tun muss!“ Eigentlich war für ihn nie etwas anderes in Frage gekommen als die Truppen, von denen sein Vater den Kindern immer und immer wieder so hingebungsvoll berichtet hatte. Dabei war es mehr als eine Schwärmerei, denn Marcus Geta hatte es nie ausgelassen, auch von dem Schweiß zu berichten und von dem Blut, welches ein jeder in einem solchen Dienste an Rom und seiner Familie ließ. Dennoch stand dies Scaeva eindeutig näher, als sich in irgendwelchen Officien herum zu drücken, um Wort für Wort, Absatz für Absatz und Schriftrolle um Schriftrolle abzuarbeiten. Großvaters Arbeit hatte er sich immer so vorgestellt, doch so schillernd dieses Vorbild auch sein mochte, ihn selbst trieb nichts hin zur Schrift.


    Dass Severus nun mit den Augen rollte, als er die Casa Helvetia erwähnte, wunderte ihn wenig, denn dieses Haus hatte seines Ermessens nach ein wenig mitgenommen ausgesehen. Er nickte, als der Name Tiberius Varus fiel, auch wenn ihm im ersten Moment kein Gesicht zu diesem Namen einfiel. Und Cousin Marcus Commodus? Scaeva schob sich noch eine Olive in den Mund und schenkte sich ebenfalls ein wenig Wein, gepaart mit Wasser, ein. Sich wegen einer Frau auf ein Landgut zurück ziehen, mutete in seinen Ohren ein wenig seltsam an, doch wenn die Liebe, welche er hinter dieser Absicht vermutete nur einen Hauch von dem in sich barg, was er verspürte, wenn er an Vera dachte, so musste es durchaus berechtigt sein. Das Tuch, welches seine Angebetete ihm vor seiner Abreise schenkte lag noch verstaut in seinem Reisesack. Vera, mit ihren sanften Worten, ihren lieblichen Lippen und ihrem fragendem Blick. “Wann kommst du zurück?“ Scaeva seufzte, doch er unterdrückte weitere Gedanken an seine Geliebte und war wieder ganz bei Severus und seinen Ausführungen. “Inwiefern ist die Amtszeit denn missglückt?“, wollte er dann wissen. “Weißt du, ich bin dem Landleben gerade entkommen und es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass jemand nur wegen einer missglückten Amtszeit dorthin zurück kehrt.“ Vielleicht zeugte es von zu wenig Schneid oder Willen in der Welt mit allen Konsequenzen zu bestehen. Doch konnte er sich eine solche Meinung wirklich anmaßen? Bis auf die Äcker und Felder drangen nur wenig Botschaften und wenn doch, so hatte Mutter diese zuerst erhalten und wohl vergessen, diese an ihren jüngsten Spross weiter zu reichen.

    Immerhin schienen die Informationen über Helvetius Verus ausreichend gewesen zu sein, denn ein zufriedenes Nicken folgte. Severus musste ein sehr vorsichtiger Mann geworden sein, wenn man seine Worte und seinen Auftreten bedachte. Sicherlich war Rom kein sicheres Pflaster, doch darob einfach zu vermuten, jemand anderes würde sich für seinen Cousin ausgeben? Unwillkürlich musste Scaeva ein wenig schmunzeln, denn er gehörte eigentlich nicht zu jenen, die jedermann gleich das Schlechteste unterstellten. Wie sollte er auch? Im Grunde kannte er das Leben und Streben subversiver Elemente in Rom gar nicht, denn das Landgut in der Nähe von Ostia war immer ein recht beschauliches Fleckchen Erde gewesen, das viel Getreide und Oliven, weniger aber Kriminalität abgeworfen hatte. Scaeva reichte Severus die Hand und drückte diese kräftig, ehe er das Grinsen seines Cousins erwiderte. “Danke für das Willkommen!“, sagte er dann, legte den schweren Sack ab und setzte sich auf die Aufforderung hin auf einen der Stühle. “Du brauchst dir keine Umstände zu machen. Ich habe bereits auf dem Weg hier her etwas gegessen.“ Doch der Sklave war auch schon unterwegs zu einem kleinen Raum, der wohl die Vorräte beherbergte.


    Die Augen es jungen Helvetiers wanderten über die Schalen mit Hühnerfleisch und Puls. Vielleicht wäre es nicht so freundlich, wenn er nun die Gastfreundschaft seines Cousins diesbezüglich ausschlug. Schließlich schien dieser nun nicht mehr ganz so abweisend zu sein, wie es auf den ersten Eindruck erschienen war. “Aber ein bisschen mehr kann nie schaden! Wer weiß, wann man wieder etwas bekommt!“ Er griff nach ein paar Oliven und behielt sie einen Moment lang in der Hand. Severus wollte wissen, was ihn in die Stadt geführt und eigentlich war diese Frage berechtigt und nicht ganz so schwer zu beantworten. “Nun, ich war schon lange Zeit dazu entschlossen, in Vaters Fußstapfen zu treten. Du kanntest ihn ja. Er war ein hervorragender Centurio, der immer seinen Beitrag geleistet hatte. Meine Brüder wollten ihm ja schon nacheifern, aber dann… war das Schicksal nicht gnädig mit ihnen.“ Gerne dachte er nicht an seine Brüder zurück, denn nichts was er tun oder sagen könnte würde sie jemals wieder lebendig machen. Somit war es auch eine Ehre ihnen, und nicht nur Marcus Geta nachzueifern, doch ganz so wollte er es dann doch nicht formulieren. “Vielleicht ist es mir auch auf dem Landgut ein wenig zu langweilig geworden und ich mochte Mutter nicht mehr beim Nähen und Herumkommandieren zusehen.“ Er lachte wieder leise. “Naja, und da dachte ich, ich statte der Verwandtschaft einen Besuch ab, ehe mir das nicht mehr ohne Weiteres möglich ist. Ich war auch schon bei der Casa Helvetia, doch dort hat man mich an diese Adresse verwiesen. War gar nicht leicht zu finden.“ Scaeva schaute Severus entgegen und schob sich eine Olive in den Mund.

    Offenbar stand man hier in diesem Haus Besuchern skeptisch gegenüber. Ob er doch die falsche Tür gewählt hatte? Oder lag es an der Uhrzeit? Scaeva schaute dem unschlüssigen Sklaven fragend entgegen, bis dann eine Stimme aus dem hinteren Zimmer mitteilte, dass er eintreten dürfe. Also galt es nun dem Diener zu folgen, was der junge Helvetier auch tat und es dabei nicht unterlassen konnte, sich ein wenig umzusehen. Vor Reichtum strotzte die Wohnung nicht gerade, doch prunkvoll ausgestattete Räume waren auch nicht das, was er erwartet hatte. Falls er überhaupt irgendetwas erwartet hatte. Wie er bereits richtig vermutete, gehörte die Stimme zum Hausherrn, also zu Severus, dem auch nun gegenüber stand und offenbar beim Abendessen störte. Ein wenig neigte Scaeva nun den Kopf, blickte seinem Cousin entgegen und ließ ein Lächeln erstrahlen. Eindeutig Severus. Seine Gesichtszüge waren vielleicht ein markanter und männlicher geworden seit dem letzten Mal als sie sich gesehen hatten, doch er war es eindeutig. Scaeva hatte ihn sofort wieder erkannt. Doch andersherum schien es definitiv nicht so zu sein. Sein Cousin betrachtete ihn zwar, doch Anzeichen eines Erkennens schien es nicht zu geben. “Ja, ich bin es tatsächlich! Quintus Scaeva!“ Er trat einen Schritt auf Severus zu, doch hielt er gleich wieder inne. “Über unseren Großvater?“ Wollte Severus auf diese Weise also sicher gehen, keinem Schwindler gegenüber zu stehen? “Du erkennst mich wirklich nicht!? Unser Großvater, Marcus Helvetius Verus… er… er...“ Nun musste Scaeva doch leise auflachen. Es war so sonderbar da zu stehen, vor jemandem, der ein naher Verwandter war und etwas über Großvater erzählen zu sollen. “Nun, er wurde in den Stand eines Eques erhoben, war zuvor Praeco Regiae und schließlich Primicerius a libellis. Ein Mann von großer Würde und Ansehen, der sich auf sein Landgut in Fregellanum zurückgezogen hatte.“ Seines ersten Auflachens ungeachtet, brachte die Scaeva diese Worte recht sachlich und nüchtern hervor. “Er… lebte dort und hat dich bei sich aufgenommen, nachdem deine Eltern.... An dieser Stelle sprach er besser nicht weiter, denn er wollte nicht an alten Wunden rühren. Du musst mich doch noch erkennen!“, sagte er stattdessen. “Ich war als Kind dort mit meiner Mutter und Vater.“ Fieberhaft dachte er nach, wie er noch mehr Belege für seine Identität hervorbringen konnte “Marcus Geta und Priscilla!?“ Überfordert hob er nun etwas die Arme an und ließ sie wieder sacken.

    Noch einmal rückte er sich den schweren Sack auf dem Rücken zurecht, während er wartete. Dabei kreisten seine Gedanken noch um seinen Cousin Severus und der Empfang, der ihm bevor stand. Viele Worte hatte er sich zugegebenermaßen nicht zurecht gelegt, obwohl er auf dem langen Fußmarsch eigentlich genug Zeit gehabt hätte. Große Worte, die viel Planung erforderten waren nun eben einmal nicht seine Welt und wie es schien machte dieser Umstand nicht einmal bei einem verwandtschaftlichen Besuch eine Ausnahme. Spontanität war also gefordert und diese umso mehr, als ein Sklave die Türe öffnete und rau und schmucklos fragte, wer er sei und welches Begehr er denn hatte. Scaeva räusperte sich und setzte ein leicht schräges, aber verlegen wirkendes Lächeln auf, während er dem Unfreien entgegen blickte. “Salve! Ich bin Quintus Helvetius Scaeva und ich bin hier, in der Hoffnung meinen Cousin anzutreffen. Helvetius Severus. Wohnt er hier?“ Nach der kleinen, vergeblichen Odyssee in die Casca Helevetia war dies immerhin eine berechtigte Frage. Schließlich befanden sich Häuser genug in der Straße, um sich in der Tür zu irren. Es blieb allerdings zu hoffen, dass er nach der Wegbeschreibung nun auch an der richtigen Schwelle stand.

    Neugierig ließ er noch einmal seine Blicke über die Fassade des Hauses streifen und biss dabei in die süße, syrische Birne, die er sich neben ein wenig gut gewürztem Speck und einem Laib Brot in einer der Garküchen besorgt hatte. Reisen machte verdammt hungrig, doch nun fühlte Scaeva sich satt, wenn auch vom langen Fußmarsch recht erschöpft. Hier wohnte also Helvetius Severus, den er bei einem irrtümlichen Versuch in der Casa Helvetia nicht angetroffen hatte. Stattdessen hatte man ihn an dieses Haus verwiesen, von dem Scaeva nun hoffte, dass es auch wirklich das Richtige war. Ein Blick gen Himmel verriet, dass es schon bald dunkeln würde und er überlegte tatsächlich noch einmal ernsthaft, ob er seinen Cousin noch an diesem Abend stören sollte, oder ob ein Gasthaus irgendwo in der Subura nicht viel angebrachter war. Immerhin wurde er ja nicht einmal erwartet. Lange war es her, seit sie sich das letzte Mal begegnet waren. Er selbst war noch ein Kind gewesen. Ein Kind, aus dem nun ein junger Mann geworden war, der es sich zum Ziel gesetzt hat ein waschechter Soldat zu werden. Würde sein Vetter ihn überhaupt erkennen? Noch einmal biss Scaeva in die Frucht, ehe er sie achtlos beiseite warf und auf die Tür zu hielt. Dabei schulterte er den Sack, der seine wichtigsten Habseligkeiten enthielt. Auf der Reise von Ostia nach Rom hatte er sich nicht mit allzu viel belasten wollen und das meiste von dem was er brauchen würde, würde er sowieso mehr oder minder gestellt bekommen. Darüber hinaus reichte das Geld, welches er mitgenommen hatte gewiss noch eine Weile. Auch um sich alles Nötige im Zweifelsfall zu kaufen. Vor der Türe angekommen atmete er noch einmal tief durch, überwand auch den letzten Zweifel und Gedanken an eine Herberge und klopfte kräftig gegen das hölzerne Türblatt.

    *vorsichtig anklopft*


    Ich würde gerne als neuer Bürger durch die Pforten Roms schreiten und Mitglied der Familie der Helvetier werden. Ferner würde ich dann später die militärische Präsenz der Stadt als Tiro bereichern wollen.


    Meine Daten wären:


    Stand: Civis
    Name: Quintus Helvetius Scaeva
    Wohnort: Roma


    Als meinen Vater hätte ich gerne Marcus Heletius Geta erkoren und als Mutter die Oppia Priscilla.