Noch immer ärgerte er sich insgeheim, auch wenn der Optio wohl nicht der Meinung war, dass seine Antwort nicht die beste aller möglichen war. Dennoch. Es wurmte Scaeva nicht so zu glänzen, wie er es wollte. Das einzige was glänzte war seiner Meinung nach sein Gesicht, denn es stand ob der sommerlichen Wärme und dem harten Üben nun in Schweiß. Immer noch. Auch seine Soldatentunika war nunmehr klamm, sodass ein geradezu subtropisches Klima unter seiner Ausrüstung herrschte. Gehörte das auch zu widrigen Umständen, die Pennus gerade erwähnte? Wie sollte man auf diese Weise einen kühlen (und vor allem schlauen) Kopf bewahren? Und irgendwie stimmte es auch, dass er nun körperlich für heute genug geleistet hatte. Das erzählte ihm jeder, auch noch so kleine Muskel. Scaeva ließ die Übungswaffe sinken und kümmerte sich wie befohlen um den Rest seiner Ausrüstung. Er hob das Pilum auf, raffte sein Scutum wieder an sich und setzte sich mit Cinna und Naso schließlich in Richtung Unterkünfte in Bewegung. Auf dem Weg noch zerrte er sich das schützende, wenn auch ungemein schweißtreibende Focale um seinen Hals hervor, um sich so gut es ging den feuchten Glanz von den Schläfen zu wischen.
“Das war hart….,“ stellte Cinna fest und war der erste, der in ihrem Raum den Schild beinahe von sich warf. Dieser landete auf der Pritsche und blieb ungeachtet liegen.
“Mann, bin ich fertig,“ ächzte Naso und ließ sich nieder sinken. “Das halte ich keine Woche durch.“
“Kein Wunder, du bist knorrig wie ein Stöckchen. An dir ist gar nichts dran...“, neckte der beleibte Cinna.
“Und du siehst so aus, als würdest du schon dafür sorgen, dass dies auch so bleibt,“ konterte Naso wenig belustigt.
Im Folgenden verschwendeten die beiden Tirones noch ein wenig Zeit, sich gegenseitig zu sagen, worüber man besser geschwiegen hätte, doch um sich an irgendwelchen Wortgefechten zu beteiligen, fehlte Scaeva die Muse. Stattdessen ignorierte er seine beiden Mitstreiter und legte seine Ausrüstung pfleglich ab. Dabei war er vor allem froh, die Lorica und den Helm endlich los zu werden. Zuhause in Ostia hatte er sich doch ein wenig anders vorgestellt. Sein Vater hatte ihm von vielen Heldentaten berichtet, doch dass diese auch jede Menge Schweiß und Entbehrungen mit sich brachten, wurde ihm erst am heutigen Tage nach und nach bewusst. Aber die Praxis schadete nie und er war nach wie vor stolz darauf, bald ein waschechter Legionär zu sein. Das hatte er sich immer erträumt und das würde ihm auch niemand nehmen, auch wenn es bedeute, wie befohlen die Stube zu putzen.
Das gemeinsame Mahl mit noch weiteren Tironen im Anschluss verlief relativ friedlich, doch es stellte sich heraus, dass Cinna in der Tat größere Portionen gewöhnt war, was Naso zu neuerlichen Frotzeleien bewegte. Auch dieses Mal hielt Scaeva sich raus und lachte später nur über den ein oder anderen Witz, der sich vor dem Schlafengehen noch erzählt wurde. Alles in allem schienen sie ein recht gutes zukünfitges Contubernium abzugeben. Es war beruhigend, schon gleich zu Beginn einige Menschen kennen gelernt zu haben, die sich im Laufe der Zeit bestimmt zu Freunden zusammen schweißen würden, auf die man sich wirklich verlassen konnte, sollte es tatsächlich zu einem Gefecht kommen. Ein Gefecht. In dieser Nacht träumte Scaeva unter beständigen Schnarchen des Iullus Naso davon. Naso schien schon längst in Germanien zu sein, wo er unter Grunzen und Lungenrasseln die legendären Wälder rodete.
In aller Herrgottsfrühe ging es dann wieder hinaus auf den Exerzierplatz. Dieses Mal waren die Schritte der Tironen nicht ganz so eilig und hier und dort wurde noch immer gegähnt. Scaeva vermutete, dass Pennus selbst wieder einen Pünktlichkeitsrekord aufgestellt hatte und schon auf sie warte.