Beiträge von Quintus Helvetius Scaeva

    [...]


    Nachdem er den Eid geleistet hatte, begab sich Scaeva zum Armamentarium, um seine Ausrüstung zu bekommen. Nur einmal hatte er nach dem Weg fragen müssen, doch im Grunde genommen war ja eigentlich alles leicht zu finden. In Gedanken hielt er schon den Gladius in der Hand und natürlich den Schild. Gleich würde es so weit sein. Auf der Schwelle zur Waffenkammer blieb er noch einmal stehen und atmete kräftig durch, ehe er klopfte. Sollte er nun wieder warten, bis er eingelassen wurde? Scaeva entschied sich dagegen und mit seinem jugendlichen Schneid, der im Augenblick noch ein wenig von der Heiligkeit seines Eides überdeckt wurde, trat er schließlich ein.


    "Salve, Miles!" Blieb nur zu hoffen, dass der Angesprochene, den er sogleich entdeckt hatte auch nur ein einfacher Soldat war. "Ich habe gerade meinen Eid geschworen und soll nun meine Ausrüstung abholen. Ich... gehöre zu III. Centurie, XII. Kohorte...." Wenn er es denn recht in Erinnerung hatte und es überhaupt wichtig war. Erwartungsvoll schaute er dem Miles entgegen.

    [...]... Im Sacellum angekommen schaute er sich zunächst einmal um. Hier war also das Allerheiligste, welches er bisher nur vom Hörensagen kannte. Es konnte einem schon Respekt einflößen. Seine Blicke wanderten über die Standarten und das Kaiserbildnis und er merkte, dass er trocken schlucken musste. Dann trat er näher und nickte, während der Optio sprach. War er bereit? Irgendwie nicht. Noch nicht so ganz, aber es würde schon werden. Gestern noch hatte er sich bereit gefühlt, doch es war etwas anderes sich diese Situation in Gedanken auszumalen. Sie zu durchleben war schon etwas Besonderes. Scaeva konzentrierte sich und lauschte zunächst dem vorgesprochenen Eid, ehe er sich kurz räusperte, Haltung annahm und ihn wiederholte: "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA" Nun war es also geschehen. Das würde er Mutter schreiben müssen. Und Vera, die er nun, nachdem diese Worte über seine Lippen gekommen waren, lange Zeit nicht mehr wiedersehen würde.

    Scaeva war zusammen gefahren. Hatte er wirklich mal wieder das Klopfen vergessen? Natürlich. Innerlich schalt er sich, doch nun war es bereits zu spät und der Optio stand senkrecht vor ihm. "Verzeihung," brachte er angesichts der Lage noch heraus, mehr jedoch vermochte er nicht zu sagen, bis der andere das Schriftstück überflogen hatte. Wo sein Freundchen war? Scaeva zuckte mit den Schultern. "Der ist noch bei der Musterung," stellte er fest. Warum das aber so lange dauerte konnte er auch nicht sagen. Zum Glück gab es keine weitere Fragen sondern es ging sofort weiter. Aufregung machte sich in ihm breit, denn nun ging es offenbar zum Wesentlichen über. Gleich würde er ein Soldat sein. Gleich würde es kein Zurück mehr geben. [...]

    [...] Scaeva brauchte in der Tat nicht lange, um das Rekrutierungsbüro zu finden. Dort angekommen wartete er und horchte, ob er schon eintreten konnte. Nachdem er meinte soetwas wie ein "Herein" gehört zu haben trat er ein, natürlich mit der Tabula in der Hand.


    "Ich soll mich hier zurück melden!", brachte er als Erklärung hervor und übergab das Schriftstück.



    Tauglichkeitsprüfung von Quintus Helvetius Scaeva.


    Alter: 19


    Vorerkrankungen: keine


    Körperlicher Zustand: gut


    Gehör: gut


    Augen: gut


    Sonstiges: -


    Perfekt? Das war ja besser gelaufen, als er es sich gedacht hatte, nur konnte er noch nicht ganz glauben, dass die Prozedur schon vorüber war. Dennoch erleichtert nahm er die Tabula an sich und nickte. "Ja, ich weiß wo das Büro ist." Scaeva strahlte über das ganze Gesicht, als er sich nun auf den Weg machte. [...]

    Na bitte! Die Liegestütze waren schon einmal geschafft und er hatte sogar ein Lob dafür erhalten. Vielleicht war es hier doch nicht ganz und gar unmöglich einen guten Eindruck zu hinterlassen. Auch seine Augen waren scharf genug, weshalb die folgende Übung auch kein größeres Proble darstellen sollte. Scaeva richtete sein Augenmerk auf ie Tafeln und runzelte flüchtig die Stirn. Sah er das richtig? “XI, IV, VII, II, V, XVII, VI L X,“, las er dann vor und wendete seinen Blick hin zu Serranus, um zu erfahren, ob er richtig lag.

    Anscheinend hatte er selbst die familiären Bande unterschätzt, welche ihm hier nun einiges an Unterstützung zuteil werden ließen. Doch Scaeva schob es einfach darauf, dass er zu lange mit seiner Mutter allein in der Nähe von Ostia gehockt hatte und kaum Kontakt zu den Verwandten gepflegt hatte. Man entwöhnte sich so auf gewisse Weise von fremder Hilfe, doch es war eine positive Überraschung hier so aufgenommen zu werden. Er nickte zu den Worten seines Cousins und streckte sich auf der Liege aus, in der Hoffnung, dass es nicht gerade allzu unschicklich wirken würde. Langsam merkte auch er wieder die bleierne Müdigkeit, die sich in seinen Kopf schleichen wollte. Der Tag war wirklich lang gewesen und nun würde ein wenig Ruhe vor dem morgigen Sturm sicherlich nicht schaden. Immerhin hatte er sich viel vorgenommen und er wollte im Rekrutierungsbüro nicht übernächtigt wirken und keineswegs so, als wäre er nicht auf der Höhe. “Danke dir, Marcus!“, drückte er nun noch einmal seine wirklich empfundene Dankbarkeit aus. “Ich möchte dich nicht von der Arbeit abhalten und deinen Sklaven werde ich schon beschäftigen.“ Er grinste ein wenig schief. “Wenn es nicht mit meinen Essenswünschen ist, dann doch zumindest mit meinem Schnarchen!“ Noch einmal lachte er leise auf, ehe er sich wieder aufrichtete und sich seiner Schuhe entledigte. Mit diesen musste er es sich immerhin nicht wirklich auf einer Liege bequem machen. Das gehörte sich einfach nicht. “Dann wünsche ich dir eine gute Nacht und ich hoffe, dass dich meine Anwesenheit wirklich nicht stört, wenn du noch arbeiten musst.“

    Scaeva hatte seine Blicke auf Caius gesetzt, der sich sogleich zu Boden begab und seine Liegestütze ausführte. Ohne zu Zögern und ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann gleich fünfzig! Fünfzig! Es ging zwar zügig, aber dennoch brauchte es einen Moment, in dem er selbst einfach nur mit offenem Mund da stand und staunte. Gehörte dies alles mit zur Tauglichkeitsprüfung? Musste ja so sein. Dennoch wirkte es ein wenig lächerlich und er war nicht scharf darauf, es seinem Mitstreiter nach tun zu müssen. Herumkommen würde er aber wohl nicht, auch wenn er sich wünschte, dass die Peinlichkeit der Sache ihm doch besser erspart bliebe. Offenbar war der Optio von der sportlichen Leistung beeindruckt und er fragte auch sogleich nach Familienkrankheiten und eigenen Verletzungen. Gerade wollte Scaeva antworten, als auch schon der Befehl kam, nun selbst am Boden die sportlichen Übungen zu vollführen. Am liebsten hätte er mit den Augen gerollt, doch natürlich begab auch er sich hinunter und erging sich in der vielfach geübten Ertüchtigung. Eins – Zwei – Drei – Vier – Fünf – Mal und noch viele Male mehr, während er mit auf den Grund gerichteten Blicken den Fragen des Optios antwortete. “In meiner Familie sind keine schweren Krankheiten bekannt. Meine Brüder und mein Vater starben an einem schlimmen Fieber, aber sie waren vorher niemals krank gewesen. Und….“ Inzwischen hatte er aufgehört zu zählen, denn es war schwierig dies zu tun, während man gleichzeitig sprach… “… ich selbst bin noch nie ernsthaft verletzt gewesen. Nur hier und da ein paar…. Schrammen und blaue Flecke...“ Alles in allem hatte es das Leben diesbezüglich gut mit ihm gemeint oder er hatte einfach nur Glück gehabt. Einige Male drückte er sich noch vom Boden ab, ehe er sich zögerlich auf die Knie brachte. Ob es nun auch fünfzig Liegestütze waren vermochte er nicht zu sagen, doch es waren einige gewesen, wie er deutlich am Brennen in seiner Armmuskulatur feststellen konnte.

    Scaeva stand einen Moment einfach nur da und konnte umhin festzustellen, dass auch sein Mitstreiter nervös wirkte. Doch das konnte man wohl auch werden. Endlich am Ziel, auch wenn es nur ein vorläufiges war und im Grunde genommen erst der Grundstein für den weiteren Verlauf seiner Zukunft. Noch immer hegte er keinen Zweifel über die eigene Tauglichkeit, wenn der ruppige Umgangston gewiss etwas sein würde, woran er sich gewöhnen musste. Daheim auf dem Landgut waren sie doch mehr oder minder freundlich miteinander umgegangen. Zumindest seit Vater verstorben war, der doch stets auch ein wenig Kasernenhofton angeschlagen hatte. Auf die Worte des Optios hin - war es überhaupt ein Optio? Scaeva war sich nicht sicher – trat er nun vor und schenkte Aquila einen flüchtigen, fast mitleidvollen Blick, als dieser dazu aufgefordert wurde Liegestütze zu machen. Welch ein Beginn! Sein eigenes Wachstäfelchen hielt er nun nach der Aufforderung dem Mann entgegen und musste sich erst einmal räuspern. “Ich habe keine Ausbildung gemacht. Nicht direkt. Ich bin auf einem Landgut aufgewachsen und bin meiner Mutter so weit es ging zu Hand gegangen. In Belangen der Verwaltung, dem Verkauf unserer Waren und auch ein wenig bei der Überwachung unserer Arbeiter...“ Es klang im Grunde nach nichts Großartigem, aber immerhin hatte er in seinem jungen Leben schon ein wenig getan. “Natürlich habe ich dort auch mit angefasst, wenn es nötig war und ich habe… ein wenig trainiert!“ Bestimmt war es gut, diesen Umstand noch einmal gesondert zu erwähnen. “Um mich auf den Dienst bei den Truppen vorzubereiten!“ Ein leichtes Lächeln erschien in seinem Gesicht. “Dort wollte ich nämlich schon immer hin!“ Es war nicht anzunehmen, dass er ob seiner Worte gleich einen Stein im Brett hatte. Nicht wie die Dinge hier offenbar liefen, aber dennoch wäre es gewiss nicht verkehrt, den Ernst seiner Absichten noch einmal zu verdeutlichen.

    “Nein, ich mache mir keine Sorgen!“, wiegelte Scaeva schnell ab und lachte dann leise auf. “Seit Wochen trainiere ich nun schon und wenn ich taub und blind wäre, dann würde ich glaube ich gar nicht hier sein.“ Sein Mitstreiter schien ein überaus netter Bursche zu sein und wahrscheinlich würde sie sich im Laufe der Zeit auch recht gut verstehen. Blieb nur zu hoffen, dass es mit dem Rest der Truppe dann ähnlich verlaufen würde. Nicht auszudenken, wenn man letzten Endes mit einem griesgrämigen Miesepeter die Stube teilen musste oder gar mit einer maliziösen Diva. Beides schien Aquila aber nicht zu sein. Für lange Betrachtungen allerdings blieb kaum die Zeit, denn schon kurz nachdem sein Mitstreiter ausgesprochen hatte, dass sie besser warten sollten, wurde auch schon die Tür geöffnet. Scaeva nickte, als der Miles ihm nun gegenüberstand und zu wissen wünschte, ob sie zur Tauglichkeitsprüfung wollten. Scaeva folgte dann auch sogleich dem Mann, jedoch nicht ohne sich dabei eingehend umzuschauen. Häuser, in denen man Kranke unterbrachte und die Nähe von dem ein oder anderen Medicus machte ihn immer nervös, denn er verband damit nichts Gutes. Zwei Brüder hatte er an Krankheiten verloren und an Orten wie diesen wurde ihm dieser Umstand stets bewusst. Fast unwillkürlich tastete er nach dem schützenden Amulett, welches er um den Hals trug, bis er dann vor der nächsten Tür stand, an welche der fremde Miles klopfte. Als dieser meinte, dass 'er' heute gute Laune hatte und dass sie es nicht versauen sollten, flüsterte Scaeva: “Da seien die Götter vor!“ und er atmete noch einmal tief durch. Dann vernahm er auch schon das laute 'Herein!', gekoppelt mit einem 'Antreten Probatus'. Sein Blick schwenkte zu Aquila hinüber, denn offensichtlich hatten man hier die Angewohnheit sich von Rekruten nicht von der Schreibtischarbeit abhalten zu lassen, welche offensichtlich die Blicke gefangen hielt. Dennoch! Er trat vor und brachte ein deutliches “Salve!“ heraus. “Wir… sind zu Zweit!“, konnte er es sich aber nicht verkneifen festzustellen und etwas flüchtig deutete er nun zu Aquila hin.

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    Es dauerte einen Moment, bis Aquila und er ihren Bestimmungsort gefunden hatten. Doch nun, endlich, standen sie vor der Tür und dieses Mal wollte Scaeva keinerlei Fehler begehen. Noch einmal beschaute er sich die Wachstafel, die er in den Händen hielt.



    Tauglichkeitsprüfung von Quintus Helvetius Scaeva.


    Alter: 19


    Vorerkrankungen:


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Augen:


    Sonstiges:



    “Ich hoffe, hier drin herrscht besser Laune!“, versuchte er sich dann an einer sinnlosen Bemerkung in Richtung seines Mitstreiters. Anzunehmen war dies zwar nicht unbedingt, aber man konnte ja immerhin noch hoffen. Noch einmal betrachtete er sich das Schild an der Tür, nicht dass sie doch noch irgendwo fehl gingen, doch es schien alles seine Richtigkeit zu haben. Valetudinarium war hier auf einem Schild zu lesen, weshalb er nun die Hand hob und an das spröde Türblatt klopfte.

    Schweigsam wartete er nun ab und schaute dem griesgrämigen Optio dabei zu, wie er zwei Tabulae beschriftete. Bei den folgenden Worten nickte er. “...Ja...alles...klar...“, konnte er gerade so noch von sich geben, obwohl der Mann sich die gestellte Frage gleich selbst beantwortet hatte. Etwas zaghaft nahm er nun seine Tabula in die Hand und warf einen flüchtigen Blick darauf. So die Götter wollten, würde dies eine Prüfung werden, die er nur allzu leicht bestehen konnte. Noch einmal atmete er kräftig durch. “Danke, Optio und...Vale… ich meine….,“ geriet er dann ins Stocken. Nicht, dass man ihm noch vorwerfen würde, er hätte sich grußlos von dannen getrollt. “Wir werden dann gleich wieder hier erscheinen!“ Er schaute nun wieder Aqulia entgegen, nur um sich dann abzuwenden und das Valetudinarium aufzusuchen.

    Der Mann, welcher ihnen nun gegenüber saß schien nicht in der allerbesten Stimmung zu sein, doch das sollte hier ja laut der Aussage des Maro auch eine recht normale Angelegenheit sein. Dennoch runzelte sich Scaevas Stirn nun ein wenig. Hatte er nicht Salve gesagt? Doch, eigentlich schon, nur vielleicht hatte er so leise gesprochen, dass der Mensch ihm gegenüber es nicht mitbekommen hatte. Auf die nächste Aussage hin konnte er jedoch nur noch nicken. Ja, sie wollten sich melden und auf die Bemerkung hin, dass es wohl die beste Entscheidung ihres Lebens sein würde, konnte der junge Helvetier nur grinsen, selbst es wenn es von dem Mann vielleicht vollkommen ehrlich gemeint gewesen war. Dazu hatte er viel zu lapidar geklungen, was wohl wiederum an der verhagelten Laune lag. “Ich bin mir sicher, dass es eine gute Entscheidung sein wird… ich meine, das sie es bereits jetzt schon ist!“, erklärte er nun mit wieder etwas fester werdender Stimme. “Und entschuldige, dass wir nicht gegrüßt haben. Aber ich war der Meinung ich hätte… aber nun. Ich bin achtzehn, in drei Tagen neunzehn Jahre alt und mein Vater war Marcus Helvetius Geta. Er war sogar Centurio bei Cohortes Praetoriae!“ Ganz stolz kam es über seine Lippen, doch er räusperte sich schnell, als könne er seine soeben gemachte Äußerung dadurch wieder hinfort wischen. “Meine Mutter ist Oppia Pricilla. Wir haben bei Ostia auf dem Land gelebt!“ Nun hatte er bestimmt mehr gesagt, als er eigentlich sollte und blickte ein wenig verlegen drein. Aber nun war es einmal heraus. Sein Blick richtete sich nun auf Aquila, der fast ebenso nervös wirkte wie er selbst es war.

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    Im Rekrutierungsbüro angekommen schaute er sich um und zögerte noch ein wenig damit, das Bündel, welches er über der Schulter trug abzustellen. Alles in Allem musste er zugeben, das es ein wenig schwierig war sich im Gedächtnis zu bewahren, dass dies alles ein lang gehegter Traum war. Nun, da er Realität zu werden drohte, wurde der Mund doch ein wenig trocken. Vielleicht lag es einfach am greifbar gewordenen Schicksal, das nun in Form eines echten Menschen in Uniform vor ihm lag. Oder besser saß. Dennoch gehörte er eigentlich nicht zu den Hasenfüßen, die vor irgendetwas Reiß-Aus nahmen, denn letzten Endes galt doch nur eines: Die Flucht nach vorn. “Salve!“, brachte er heraus. “Mein Name ist Quinuts Helvetius Scaeva und das hier ist… Caius Quintilus Aquila… Wir… wollen uns hier… melden… einschreiben...“ Sein Blick schwenkte zu benannten Aquila hinüber auf den er zuvor leicht hin gedeutet hatte. Vielleicht ging es diesem ja genau so wie ihm im Moment. Hintern auf Gundeis, kein klarer Gedanke im Hirn, aber wild darauf bedacht, sich auf ein Wagnis einzulassen, von dem die viele dann doch lieber Abstand nahmen.

    Noch immer lag Scaevas Blick auf dem Neuankömmling, der sich als Caius Quintilius Aquila vorstellte. Dessen schiefes Lächeln erwiderte er, auch wenn einem bei Maros folgenden Worten alles Freudvolle durchaus vergehen konnte. Gottlos frühes Aufstehen war man gewohnt, wenn man auf dem Land lebte, doch ein Angebrüllt-Werden, Schläge und körperliche Qualen standen noch einmal auf einem ganz anderen Blatt. Ob man sich daran wirklich gewöhnen konnte? Immerhin. Sein Vater hatte es gekonnt und bestimmt war es eine Zeit, die auch vorbei gehen würde. Dennoch wurden Scaeva für einen Moment die Knie weich, denn die offenen und wie beiläufig geäußerten Worte des Tiros wollten nun doch erst einmal verarbeitet werden. Der junge Helvetier folgte Maro nun, hin zum Rekrutierungsbüro, in welchem wahrscheinlich die erste unerfreuliche Hürde in Form eines griesgrämigen Optios auf sie alle lauern würde. Die innere Anspannung hatte derweil den ganzen Weg über Zeit noch ein wenig zu wachsen und sich der festen Entschlossenheit gegenüber zu stellen, doch eine wirklich Chance hatte sie nicht. Wie oft hatte Vater von den Truppen erzählt? Und? Hatte er jemals irgendetwas beschönigt? Nein. Hatte er nicht. Nur waren Hören-Sagen und kernige Erzählungen etwas anderes als die Realität am eigenen Leib. Doch das würde sich geben. Dessen war Scaeva sich sicher.



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    Scaeva griff nach dem Becher, der von seinem Cousin ein letzten Mal gut gefüllt wurde und nickte zu dessen Vorschlag in dieser Nacht auf einer der Klinen zu bleiben. “Ich glaube nach diesem Becher ist mein Durst erst einmal gestillt,“, sagte er auf den Rest des Angebots hin. “Aber wie gesagt, sollte noch etwas sein… bediene ich mich selbst. Ich will weder dir noch deinem Sklaven zu Last fallen.“ Er lachte leise auf und führte sich den Becher an die Lippen, während Severus die Pläne für den kommenden Tag erläuterte. Das klang alles sehr gut. “Mir macht es überhaupt nichts aus früh aufzustehen. Du weißt ja, das Leben auf dem Land. Kaum holt der Hahn tief Luft zum Krähen, läuft man schon an ihm vorbei.“ Unter diesen Worten grinste er noch einmal seinem Cousin entgegen und setzte den Becher, von der getrunken hatte wieder auf den Tisch vor sich. “Gut, dann machen wir das alles so! Und vergiss nicht mir mitzuteilen, wann ich dir auf die Nerven gehe!“ Immerhin war dieser Besuch für Severus vollkommen überraschend gekommen und ein wenig verlegen machte es den jungen Helvetier nun doch, dass er nicht zumindest vorher geschrieben hatte. “Und danke für deine Zeit, die für mich erübrigst.“ Scaeva erhob sich von seinem Sitz, ging ein wenig zögerlich zu einer der Liegen hinüber und deutete etwas vage darauf. “Ich glaube, ich wähle diese hier.“ Testweise ließ er sich darauf nieder und wippte ein wenig auf und ab. “So kann ich mich wenigstens gleich an harte Betten gewöhnen!“ Er lachte leise auf und schenkte Severus einen strahlenden Blick. “Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin,“ konnte er nun nicht mehr umhin zu gestehen. “Ich werde sowieso kaum schlafen können.“

    Ja, er wollte es wirklich und schon bald würde sich zeigen, wie tief die Kluft zwischen all den Vorstellungen der Theorie im Kopf und der beinharten Praxis war. Als Maro die allgegenwärtige Griesgrämigkeit erwähnte, zuckte Scaeva nur mit den Schultern. Ob es wirklich so schlimm war? Noch hatte er ja sich überhaupt kein Bild machen können und zumindest die erste Begegnung hier an diesem Ort war doch wunderbar verlaufen. Immerhin wirkte Maro noch nicht verbittert genug, um wirklich unfreundlich zu sein. Aber man konnte ja nie wissen und so war er wenigstens vorgewarnt. Gerade wollte er dem anderen in Richtung des Officiums folgen, als sich schon der nächste Rekrut ankündigte. Musternd blickte Scaeva ihm entgegen. Ein sympathischer junger Mann, der etwa in seinem Alter sein musste. Vielleicht ein wenig älter. “Salve!“, sprach er dann, doch viel weiter sollte er nicht kommen, denn auch der Neuankömmling wurde sogleich von Maro Willkommen geheißen. Als ihm von diesem auch noch freundschaftlich auf die Schulter geklopft wurde, musste er leise auflachen. “Ja, ich will es wirklich!“, gab er grinsend bekannt und nickte dem anderen zu. “Ich bin Scaeva. Helvetius Scaeva,“ stellte er sich dann vor.

    Im Grunde genommen hatte er gar nicht mit einem so freundlichen Empfang gerechnet, denn in seiner Vorstellung hatten alle Torhüter doch stets etwas militärisch Zackiges an sich, was einen Besucher von vornherein einschüchtern sollte. Doch hier war es offenbar nicht so und er lächelte, als er sogar Willkommen geheißen wurde. Sein Augenmerk lag noch immer auf dem jungen Mann, der sich ihm als 'Maro' vorstellte und der hier in der Ausbildung war. Er lachte leise, als die Nachfrage kam, ob er wirklich sicher war, doch wie aus einem kurzen Reflex heraus schaute er noch einmal über seine Schulter hinweg und hin zur Stadt, aus der er gerade gekommen war. Tavernen, Würfel und Huren! Schätzte man ihn wirklich so ein, wenn man ihn sah? Das war ja wenig schmeichelhaft! Scaeva schüttelte grinsend den Kopf. Dann sah er wieder Maro entgegen. “Danke für das Willkommen, Maro!“, sagte er dann. “Aus deinem Mund hört es sich so an, als sollte man es sich wirklich zweimal überlegen.“ Aber sein Entschluss stand fest und mahnende Worte hatte er bereits von seiner Mutter genug genossen, also würde es auch ein Maro nicht schaffen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, selbst wenn dieses lediglich auf Eifer und Idealismus aufgebaut war und es ihm dann und wann schwer fiel ernsthafte Gründe für seinen Wunsch zu benennen. Es war einfach ein inneres Drängen – seinem Vater hinterher - und die Gewissheit, dass die Götter diesen Weg für ihn vorherbestimmt hatten. “Ich weiß, dass es nicht leicht wird!“ Nicht umsonst hatte er noch auf dem Landgut damit begonnen, sich körperlich auf alle etwaigen Strapazen vorzubereiten, auch wenn man dann letzten Endes doch wahrscheinlich überrascht wurde. Brüllende Vorgesetzte, hartes Schleifen, andauerndes Training und wenig Freizeit. Das konnte man in Ostia mit sich alleine schlecht simulieren. Vielleicht sollte er doch auf dem Absatz kehrt machen! Er lächelte unter seinen eigenen Gedanken und deutete dann mit dem Kopf in Richtung Porta. “Ich bin wild entschlossen! Also, wo muss ich hin?“

    Scaeva war dankbar gewesen für die Möglichkeit bei seinem Cousin übernachten zu können und die eilig dafür zurecht gemachte Kline hatte sich entgegen aller Erwartungen auch als bequem genug erwiesen, um in einen friedvollen Schlaf sinken zu können. Dieser war auch nötig gewesen nach den Strapazen der kleinen Reise von Ostia hier her. Doch diese lag nun hinter ihm und auch wenn er Severus Angebot genutzt hatte, sich noch am Morgen ein wenig auf dem Forum Romanum herum zu treiben, so hatte es ihn gegen Mittag nun doch nicht mehr gehalten. Mit seinem geschulterten großen Bündel, welches bereits alle seine mitgebrachten Habseligkeiten enthielt, steuerte er nun auf die Castra zu und lächelte dem wachhabenden Soldaten freundlich entgegen, während sich nun doch ein Aufregung in ihm breit machte. Bald würde es so weit sein und er würde endlich in die Fußstapfen seines Vaters treten können. Ja, schon bald würde vielleicht er hier stehen und seinen Dienst schieben und mehr noch. “Salve!“, sprach er laut und deutlich, während seine Blicke sich noch einmal vorfreudig auf die Porta setzten. Die Porta, welche in seine Zukunft führen würde. War er wirklich bereit? Tief in seinem Inneren wusste er, dass nun harte Zeiten auf ihn zu kommen würden, doch diesen würde er sich ohne Weiteres stellen. “Mein Name ist Quintus Helvetius Scaeva und ich möchte mich hier im Rekrutierungsbüro melden!“ Seine Blicke fixierten wieder den Soldaten vor sich und er ruckte sich noch einmal das Bündel auf seiner Schulter zurecht.